Brunos Road Book

Unser Weg

Wenig und doch viel. Bis nach Indien.

Bon jour, ich weiß, ich war sehr schreibfaul die letzten Monate. Pardon.

Du wirst schnell merken, dass es eben erst jetzt wieder etwas zu berichten gegeben hat, zwar wenig aber dennoch viel.

On y va – los geht es

Oberösterreich

Nach mehrmaligem Verschieben, teil wegen des anhaltenden kühlen und nassen Wetters, teils wegen Termine, die Sybille und Raphael hatten, ging es dann am ……… endlich wieder los.

Hätten wir gewusst, dass es bis Ende April dauert, wären wir Ende März losgefahren, da hatte es ja schon Tage mit an die 30 Grad. Aber das konnte ja niemand ahnen.

Der erste Teil der Fahrt ging bis nach Burghausen direkt an der Salzach und damit an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland.

Die etwas mehr als 400 Kilometer, fast nur auf Autobahnen taten richtig gut. Endlich mal wieder das Abenteuer riechen, Vorfreude auf das Kommende spüren und genüsslich Kilometer um Kilometer abspulen. Sonst bin ich ja meist nur 10 oder 20 Minuten unterwegs und das war es dann schon wieder. Klar ist es nicht einfach mit mir, einen großen Parkplatz für meine Länge in Stadtnähe zu finden. Daher können die Beiden mich eben nur zu Einkaufsfahrten oder zu Spaziergängen in die Natur nutzen. Ansonsten wird mein Kollege ein weit über 30 Jahre alter Mercedes 250 benutzt. Er ist das Nesthäkchen von Elfriede, in einem bewundernswerten Zustand und die Beiden dürfen ihn jederzeit ausleihen.

Zurück nach Burghausen. Burghausen besitzt auf einem Fels-Grat die längste Burg Deutschlands oder Europas oder gar der Welt. Ja was denn  nun? Tja, das kann man alles lesen. Einigen wir uns einfach darauf, dass es eine sehr eindrucksvolle Burganlage ist. Ganz besonders von meinem Standplatz in der ersten Nacht aus betrachtet.

Ein kleiner kuscheliger Aussichtsparkplatz mit einem kleinen Kiosk an dem man sich an mehreren Automaten selbst mit Getränken versorgen konnte. Kurios, diese Aussicht mit sehr vielen Besuchern am Sonntagnachmittag, und der Kiosk mit tollen Sitzplätzen im Außenbereich, hat Sonntags geschlossen und öffnet erst am Montag wieder! Aber das war mir erst mal völlig egal. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben in Österreich, zwar nur wenige Meter, aber immerhin. Es sollten ja noch mehr werden in den nächsten Tagen.

Wie auf diesem Platz genau nach unserem Gusto nicht anders zu erwarten, ging es nach ruhiger Nacht wieder zurück nach Deutschland, um einen Parkplatz für die Burgbesichtigung zu suchen. Da der Busparkplatz komplett wegen einem Volksfest gesperrt war, ging es einige Zeit bis ich in einem Wohngebiet in eine Parklücke passte.

Zur Burg selbst erzähle ich nicht viel. Schau Dir die Bilder an, dort kannst Du auf den fotografierten Tafeln schon viele Infos bekommen. Ich denke die Bilder sprechen für sich

An der blauen Donau

Trotz gegenteiliger Vorhersage war auch am nächsten Tag das Wetter sehr gut. Wir fuhren Richtung Passau, über den Inn auf das linke Donauufer und dort gute 20 Kilometer bis zum Donaukraftwerk Jochenstein. In der Nähe des Kraftwerkes, direkt an der Donau war ein riesiger ebener geteerter Parkplatz, der mir ganz alleine gehörte.

Du fragst Dich warum wir an Passau einfach mal so vorbeigefahren sind. Die weltbekannte Drei Flüsse Stadt. Die Beiden waren schon dort und Raphael hat ganz in der Nähe seinen Zivildienst abgeleistet. Zudem wäre eine Abstellmöglichkeit für mich nur sehr weit außerhalb der Stadt zu finden gewesen.

Kaffee und Abendessen direkt an der Donau, die im Vergleich zum Inn wirklich blau ist. An diesem Nachmittag konnte ich mindestens 20 Donaukreuzfahrtschiffe beobachten. Sie zogen alle Donauabwärts, ganz langsam vorbei, um in die Schleusenkammer zu gelangen. Zum Teil sehr mächtig wirkende Schiffe. Zwei dieser zum Teil über hundert Meter langen Ungetüme gingen nebeneinander in die Schleusenkammer. Aber wie! Das ist wirklich Maßarbeit der Kapitäne. Zwischen zwei Schiffe ginge keiner meiner Außenspiegel mehr dazwischen.

Am nächsten Morgen ging es dann über die Donau. Aber nicht mittels einer Brücke, nein mit einer Fähre die maximal Platz für drei meiner Sorte hätte. Ein tolles Erlebnis.

Krautfleckerl und Schloss Hartheim mit seiner traurigen Geschichte

Nach der Überfahrt mit der Fähre ging es auf einer Panorama- Straße hoch über der Donau, zu einem Aussichtspunkt auf die berühmte Schlögener Schlinge. Leider war es nicht klar, sonst hätten wir auf der einen Seite bis nach Tschechien und auf der anderen bis in die Salzburger Alpen schauen können. Und so gibt es leider auch keine Bilder.

Das Ziel der heutigen Etappe war aber zu erkennen. Das Hausruckviertel, ein stark landwirtschaftlich geprägtes Gebiet mit den Städten Eferding, Wels und Grieskirchen. Die beiden ersteren sollte ich noch kennenlernen.

In Eferding fand ich in einer Nebenstraße einen schönen schattigen Platz. Das Eferdinger Becken rund um die kleine Stadt ist ein riesiges Gemüseanbaugebiet. Leider gibt es auch hier sehr viele Leerstände in der Innenstadt. Im einzigen geöffneten Gasthaus ergatterten die Beiden gerade noch einen Tisch. Zum Glück. Ein typisches Landgasthaus mit traditioneller, regionaler Küche. Das Tagesgericht waren Krautfleckerl. Wie ich hörte, sehr einfach aber sehr schmackhaft. Es besteht aus Fleckern, einer traditionellen Nudelart und klein geschnittenem Weißkraut.

Man kannte sich, begrüßte sich herzlich und der Wirt, der auch selbst bediente war ein richtiges Original. Er hatte für jeden Gast eine freundliche Begrüßung, einen flotten Spruch, oder auch mal eine ironische Bemerkung parat. Die Beiden fühlten sich richtig wohl in dieser familiären Atmosphäre.

Am Nachmittag ging es etwa 20 Kilometer nach Hartheim, genauer in den Ortsteil Alkoven mit dem dortigen Schloß. Laut park4night ein sehr ruhiger Übernachtungsplatz. Ein riesiges parkähnliches Gelände mit einem Renaissanceschloss. Dort stand ich unter Bäumen perfekt.

Da es sich um ein Privatgelände der angrenzenden Behinderteneinrichtung handelt, standen wir natürlich nicht ohne Genehmigung.

Schloss Hartheim hat eine sehr traurige Geschichte. Es wurde von den Nationalsozialisten nach der Heimholung Österreichs enteignet und war die Versuchsanstalt für die Massentötungsmaschinerie der Nationalsozialisten.

Schloss Hartheim war von 1940-1944 eine von sechs Euthanasieanstalten des NS-Regimes, in der nahezu 30.000 Menschen ermordet wurden.  Es handelte sich um  körperlich und geistig beeinträchtigte sowie psychisch kranke Menschen, teils Bewohner der Landesheil- und Pflegeanstalten, teils arbeitsunfähige KZ-Häftlinge aus den Lagern Mauthausen, Gusen, Ravensbrück und Dachau sowie Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.

Alle wichtigen KZ Leiter waren dort zur „ Lehre „. Auch wurden die Gas Kammern und deren Effektivität dort perfektioniert.

Trotz der schaurigen Geschichte dieses Ortes war es eine wunderbar ruhige Nacht.

Wels

Erste Siedlungsnachweise gehen bis in die Steinzeit etwa 3.500 Jahre v.Chr. zurück. Wels ist nach der Landeshauptstadt die zweitgrößte Stadt Oberösterreichs. Die Altstadt mit dem Ledererturm  ist einen Besuch wert.

Meine Beiden verbrachten den Tag folgerichtig mit Bummeln. Den Rest des Tages und die folgende Nacht standen wir etwas außerhalb in Thalheim, direkt an der Traun.

Tags darauf stand der Besuch bei Ulli auf dem Programm, dem Anlass der Fahrt. Raphael hatte Ulli seit gut 20 Jahren nicht mehr gesehen und Sybille kannte sie außer vom Hörensagen überhaupt nicht. Es war ein wunderbarer Tag. Es wurde viel gegessen, getrunken und gelacht. In Ullis Wohnung könnte man sicher drei Tage zubringen und hätte immer noch nicht alles gesehen und sich erklären lassen. Ulli und ihr Mann Richard waren lange Zeit in Afrika und sind auch sonst sehr viel gereist. Daher ist jeder Raum ein Abbild verschiedener Regionen der Erde oder Kontinente.

Die Drei waren zur Mittagszeit in der Hudern, einem traditionellen Land- Gasthof, wunderbar Knödelessen. Es war eine ganz ähnliche, herzliche und familiäre Atmosphäre wie schon in Eferding. Ich stand in einer Nebenstraße, schön schattig neben einem Kinderspielplatz und meine Beiden hatten wunderbare Stunden bei und mit Ulli, wofür sie sehr dankbar sind.

Das Salzkammergut

Jetzt ging es zum zweiten Highlight der Fahrt. In das Salzkammergut mit seinen unzähligen Seen.

Der erste See war der Traunsee. Ich parkte in der Nähe von Schloss Ort bei einem riesigen Park.

In Gmunden gibt es die weltberühmte Keramikmanufaktur, die Gmundner Keramik. Uns stand aber nach einem ausgiebigen Spaziergang im benachbarten Park und einem Besuch von Schloss Ort, der Sinn nach Höherem.

Wir fuhren über die Hochalmstrasse rüber an den Attersee. Bis auf 829 Meter Höhe steigt das Straßerl durch grüne Felder, Wiesen und viel Wald. Von der Taferlhöhe hat man gute Fernsicht und sieht in der Nähe schon die ersten Berge mit 1.800 Metern Höhe, die Anfang Mai zum Teil noch mit Schnee bedeckt waren und magisch in der Sonne glänzten.

Am Attersee angekommen, fuhren wir einmal rundum, über Seewalchen. An der oberen Seespitze ging es dann auf der anderen Seite bis zum gegenüberliegenden See- Ende nach Unterach. Dort liegt der Mondsee, nur rund 4 Kilometer entfernt. Aber für den heutigen Tag war es genug. Die Fahrt rund um den Attersee war dann doch anstrengend, da die Seestraße teilweise sehr schmal ist und es regen Verkehr gab. Auch war ich besonders vorsichtig in den Kurven, da mir immer wieder wunderbare Oldtimer aus den 50 er bis 70 er Jahren entgegenkamen. Die sind für mich sehr schützenswert. Trotz des Alters der Fahrzeuge, nehmen manche Fahrer das Wort Rallye bei einer Oldtimerrally doch sehr wörtlich und schneiden auch mal gerne eine Kurve. Da möchte ich wirklich nicht getroffen werden.

In Unterach, einer Siedlung, die bis in die Steinzeit zurückreicht, stand ich auf einem asphaltierten Parkplatz, direkt an der Seeache, die den Mondsee mit dem Attersee verbindet. Die Straße war weit genug weg, und so war das stete Plätschern der Seeache sehr angenehm und beruhigend.

Unterach war bis ins frühe 20.te Jahrhundert mit Wagen und Pferden kaum zu erreichen. Deshalb, und wegen der auf Pfählen errichteten Uferbebauung und der zahlreichen Boote, wurde es Klein- Venedig genannt. Das führte dazu, dass Unterach in der High Society in der KuK Monarchie ein sehr beliebter Badeort war. Man konnte ganz einfach unter sich bleiben.

Die Nacht war erwartungsgemäß sehr ruhig. Am Samstag ging es dann entlang der Seeache zum nur wenige Kilometer entfernten Mondsee. Über die Touristengemeinde Mondsee weiter zum kleinen Irrsee. Dort empfahl park4night auf rund 600 Meter Höhe einen Stellplatz mit Picknickbänken und himmlischer Aussicht. Von dort sollte man einen Blick über gleich drei Seen haben. Über den Attersee, den Mondsee und den Irrsee.

Nach einer langen Irrfahrt  ( passend für den Irrsee ) fanden wir endlich den angepriesenen Platz. Er lag direkt am Straßenrand, war sehr uneben und bot mit viel gutem Willen Platz für zwei VW Busse. Dort den Rest des Tages zu stehen, den gesamten Parkplatz zu blockieren und dann noch unmittelbar an der Straße……. Schade aber das kam für uns nicht in Frage. Niemand hätte mehr den Parkplatz nutzen können. Das ist nicht unser Ding.

Also wieder zurück an den Mondsee und Ausschau halten nach einem schönen Übernachtungsplatz. Auf der Fahrt nach Sankt Lorenz am Mondsee, fiel uns ein Strandbad positiv auf. Sehr großer fast ebener Parkplatz mit großen Schattenspendenden Bäumen. Ein großes Strandbad mit freiem Zugang zum See,  -an den Seen im Salzkammergut eine absolute Seltenheit-,  und einem kleinen Badelokal mit großem Außenbereich und netter Karte.

Na also, das war es doch!

Der Teilort, auf dessen Gemarkung das Strandbad lag hieß Schwarzindien. Ein skurriler Name für einen Ort in Österreich.

Über den Rest des Tages gibt es nur eines zu sagen. Er war wunderbar.

In der Nacht wurden Sybilles Rückenschmerzen immer heftiger und es kam auch zu sehr schmerzhaften Krampanfällen. So beschlossen die Beiden am Sonntag, nonstop nach Hause zu fahren. Sybille sollte sich nicht noch zwei weitere Tage plagen müssen, sondern am Montag unverzüglich zum Arzt gehen.

Dank sonntäglichem Ausflugsverkehr und mehrerer Baustellen, wurden dann aus den geplanten 6,5 Stunden Fahrt gute 9,5 Stunden. Aber letzten Endes sind wir am Abend wieder gut und heil in Memprechtshofen angekommen.

Au revoir

In den folgenden Tagen machten sich Sybille und Raphael viele, viele Gedanken. Wie sollte es weitergehen. Es war klar, dass wir in dieser Region von Europa nicht so fahren und stehen konnten, wie wir das aus Spanien gewohnt waren. In Österreich hätten wir nur einen der Stellplätze zwei Wochen später noch nutzen können. Entweder es wäre dann bis Ende Oktober ein generelles Nachtparkverbot von 22.00 Uhr bis 06.00 Uhr beschildert gewesen, oder es wären ebenfalls bis Ende Oktober die Höhenbarrieren von meist 2.00 Meter aktiviert gewesen. Campingplätze sind für uns ja nur absolute Notlösungen und waren jetzt Ende April schon gut gefüllt.

Dazu kam, dass es mit meinen fast 7 Metern Länge sehr schwierig ist, Parkplätze zu finden. Egal ob Kinobesuch, Restaurantbesuch, Arztbesuch und vieles mehr. Es musste immer erst geplant werden, wo ich stehen konnte, und ob das dann nicht zu weit vom eigentlichen Ziel entfernt wäre.

Auch Sybilles Mama erfreut sich immer mehr guter Gesundheit. Sie ist wieder quietschfidel, und so gehen die Beiden davon aus, dass der Aufenthalt in Memprechtshofen noch einige Zeit andauern wird. Aber ich steh dann ja meist nur rum, was schade ist. Nach dem Aufenthalt hier steht nebenbei für meine Beiden auch fest, dass das Reisen wie wir es lieben auf Dauer zu anstrengend wird. In Kantabrien, Asturien und Galicien haben sie einige schöne Orte und Gegenden kennengelernt, an denen sie sich dann fest niederlassen möchten.

So wurde sehr schweren Herzens der Entschluss gefasst, dass sich unsere gemeinsamen Wege trennen.

Raphael fragte Alex, der mich ja immer sehr gut betreut hatte, wann der seiner Meinung beste Zeitpunkt für einen Verkauf wäre. Alex meinte JETZT, weil er direkt einen Interessenten hätte.

Na welch ein Glück. Vier Tage später kamen Ulla und Alain um  mich kennenzulernen. Die Beiden sind Mitte / Ende 50 und möchten es mit dem auf Reisen sein probieren. Da Alex mich in den höchsten Tönen gelobt hatte, wenig Kilometer, top gepflegt, kein Rost, alles tip top gewartet, fiel den Beiden die Entscheidung leicht. Sie waren mir auf Anhieb sympathisch, nicht nur weil sie einen überdachten Stellplatz erwähnt hatten, sondern auch weil sie ganz ähnlich wie meine Beiden mit mir unterwegs sein wollten.

Das gefiel mir.

So kam der Tag des Abschiedes. Das war schon traurig. Immerhin war ich ja ein vollwertiges Familienmitglied!

Die letzte Viertelstunde bevor ich abgeholt wurde, saßen die Beiden auf ihren gewohnten Plätzen und nahmen mit vielen schönen Erinnerungen Abschied von mir und von dem abenteuerlichen Teil ihres Lebens. Wir bedankten uns gegenseitig für alles was wir gemeinsam erlebt hatten und verdrückten die eine oder andere Träne.

Ich werde immer bei Ihnen bleiben, in Gedanken, in Fotos, in schönen Erinnerungen und mit meinem Blog.

Es war wunderschön und ich möchte keine einzige der gemeinsamen Sekunden vermissen.

MERCI ET AU REVOIR

TON FIDELE AMI BRUNO

DANKE UND AUF WIEDERSEHEN

EUER TREUER FREUND BRUNO

P.S. 21.12.2024

Sybille und Raphael geht es nach wie vor gut. Mir bei meinen neuen Besitzern ebenso. Meine alten und neuen Insassen haben öfter Kontakt miteinander. Sybille und Raphael gehen im März 2025 für 2 Wochen nach Asturien ( mit dem Flugzeug, verabscheuungswürdig ) um schon mal die Fühler in dieser wunderbaren Gegend nach einer Gemeinde für einen dann dauerhaften Aufenthalt zu suchen. Natürlich erst, wenn sie ihre Aufgabe bei Sybilles Mama beendet haben.

Erste Erkundungen im Elsass und vor der Haustür

Das Delta der Sauer

Kürzlich, an einem schönen klaren Sonntagvormittag gegen 11.00 Uhr wurde mein Diesel vorgeglüht und losging es. Runde fünfzig stressfreie Kilometer auf der französischen Autobahn immer am Rhein entlang.

Ziel war der Weiler Munchhausen direkt am Delta der Sauer. Beim Begriff Delta, denke ich unweigerlich an das Ebro Delta sehr flach, sehr weitläufig. Sehr flach ist das Delta der Sauer wohl naturgemäß auch, aber ansonsten einfach nur weitläufig.

Sauer, was für ein komischer Name für einen Fluss. In seinem südpfälzischen / elsässischen Quellgebiet hat das Wasser der Sauer einen säuerlichen Beigeschmack, daher kommt auch der Name.

Das Delta ist ein Naturschutzgebiet. Die Einheimischen haben hier schon vor langer Zeit gelernt aus Weiden Holzschuhe und allerlei Nützliches aus Weidengeflecht herzustellen. Es ist eine Schwemmlandschaft, die von mannigfachen kleinen und größeren Wasserläufen durchzogen ist. Dazwischen liegen verwunschen wirkende Wälder aus Silberweiden.

Die Wald- Auen bestehen aus Weichholz- und Hartholzsilberweiden. Erstere stehen bis zu einem halben Jahr mit ihren Wurzeln im Wasser. Zweitere wachsen auf alten Kiesablagerungen. Diese besondere Mischung bietet sehr viel Platz für eine sehr bunte Flora und Fauna, nebst großen Arealen die wie ein Urwald sich einfach selbst überlassen bleiben.

Schwäne, Graureiher, Silberreiher, Enten, Blesshühner, um nur einige zu nennen, sind von den Dämmen und Wegen die das Gebiet wie ein Netz durchziehen in aller Ruhe zu beobachten.

Natürlich nur, wenn es der Wasserstand zulässt. Bei unserem Besuch, kannst Du sehen, dass viele Wege einfach gar nicht existent waren. Einige wären zwar begehbar gewesen aber wegen den eisigen Temperaturen der letzten Tage gefährlich vereist.

Ich stand beim Infopavillon gute 200 Meter vor dem Delta und dem dortigen Besucherparkplatz. Kaum zu glauben, aber das so touristische Elsass hat auch an diesem Parkplatz einen Höhenbegrenzung von 2,10 Meter installiert. Wie Schilder verraten um Übernachtung auf dem Platz direkt am Wasser zu verhindern. Wie so oft, die großen sowie wich, die alles an Bord haben um Dreck zu vermeiden, werden ausgesperrt und die Kleinen die eben dann alles verpinkeln, verkacken und den Müll wild entsorgen werden hereingelassen.

Egal, bin ich ja mittlerweile gewohnt.

Nach gut 2,5 Stunden waren die Beiden mit der Runde durch und genossen noch eine weiter Stunde auf einer Bank direkt an der Sauer. Die Sonne wärmte so wunderbar, das musste einfach ausgenutzt werden.

Kein Vergleich zum Ebro Delta, aber das haben wir ja im Elsass auch gar nicht erwartet!

Seuche

Die Zeit seit dem letzten Blog, war bis auf diesen und einen kleinen weiteren Ausflug doch recht karg für mich. Zum einen weil es sehr oft regnete zum anderen, weil die Tage von Krankheit geprägt waren. Zuerst hatte es Sybille mit einer heftigen Grippe erwischt. In einer kurzen Gesundphase war dann der zweite Ausflug. Kurz darauf erwischte es Sybille noch heftiger als beim ersten Mal und zu guter Letzt dann auch noch Raphael, der dann gleich vier Tage trotz Medikamenten kaum unter 39 Grad Fieber kam.

Bin ich froh, dass es den Beiden jetzt wieder besser geht und sie wieder am Pläne schmieden sind.

Die Yachthäfen bei Offendorf

Einen solchen Plan haben die Beiden kurzentschlossen in einer Gesundphase beim Frühstück gefasst und danach auch gleich in die Begehung umgesetzt.

Bei Gambsheim, über die Staustufe ins Elsass und gleich bei Offendorf Richtung Auwälder abgebogen. Eine kaum zehn minütige Fahrt.

Sybille und Raphael, die ja viele Jahre auf der deutschen Seite gewohnt haben, waren überrascht. Super ausgebaute Wanderwege und Beschilderungen. Was aber noch mehr überraschte war die Zahl der Yachtclubs direkt an einem riesigen Baggersee mit Rheinzugang.

Die Areale der Clubanlagen sind zum Teil so weitläufig, dass man von außerhalb kaum ausmachen kann wo das Eine endet und das Nächste beginnt. Das bemerkt man immer erst an den zum Teil prachtvollen Eingangstoren.

Eingemottet für den Winter oder vertäut an den Stegen sind auf einer Länge von etwas mehr als 2 Kilometer am Rheinabgewandten Ufer mindesten 200 Boote und Schiffe zu zählen. Ich rede nicht von kleinen Segelbötchen. Nein, da liegen Yachten von bis zu geschätzten 30 Metern Länge mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet.

Straßburg, Baden-Baden, Karlsruhe sind die Herkunftsorte der meisten Besitzer. Im Sommer ist dieses idyllische Gebiet also ein sehr beliebter Treffpunkt der gesamten Gegend.

Tierische Nachbarn

Hinter der nächsten Häuserreihe, in der wir jetzt wohnen, auf der anderen Seite der Straße beginnt das freie Feld. Es gibt sehr oft Rehe zu beobachten. An dem kleinen Flüsschen, die Rench, das etwa 50 Meter entfernt fließt, sind sehr oft Grau und Silberreiher und sehr viele Enten zu sehen. Die Flussufer sind von Nutrias bewohnt, die oft mit ihren Jungen unterwegs sind. Das sieht dann aus, wie wenn kleine flauschige Wollknäuel über die Wiese hoppeln.

Aber mit Abstand am interessantesten sind die Tiere von Hans-Jürgen unserem direkten Nachbarn gegenüber. Er hat Hühner und Katzen. Allerdings sind die echt unspektakulär im Vergleich zu den beiden anderen Tiergruppen. Zum einen Perlhühner, die fast den ganzen Tag ihren typischen Ruf tschckereckeck hören lassen. Diese Lautfolge ist relativ schrill und weit zu hören.

Den größten Aufmerksamkeitsfaktor haben aber unbestritten die Schafe. Hinter dem Haus von Hans-Jürgen haben sie eine riesige Weide auf der sie nach Herzenslust grasen und rumtoben können. Ich weiß immer genau wo sie gerade sind. Das tiefe blökende Mäh vom Leithammel ist nicht zu überhören. Es gibt in dieser Herde viele Charaktere, was ich so nie gedacht hätte!

Es gibt zwei Hammel, die sehr groß sind. Der Chef erinnert optisch aus der Ferne an ein kleines Kälbchen. Nicht nur wegen seiner für ein Schaf außergewöhnlichen Größe, nein wegen seiner Färbung. Er ist schwarz und weiß gescheckt wie ein Holsteiner Milchvieh. Diese beiden Merkmale geben ihm aus der Ferne betrachtete die Optik eines Kälbchens.

Der andere Bock ist sehr skurril. Er ist schlichtweg gesagt ein Faulpelz. Er ist so faul, dass er beim Grasen nicht wie alle anderen auf allen Vieren steht und sich zum Gras hinunterbeugt, nein weit gefehlt. Er geht vorne auf die Knie und frisst so knieend genüsslich vor sich hin. Ist der Radius seines Halses abgegrast, steht er kurz auf, geht zum nächsten saftigen Fleck und kniet sich wieder hin.

Meine besonderen Lieblinge sind aber die 5 Lämmchen die noch keine zwei Wochen alt sind. Insgesamt sind es fünf. Zwei weiße und drei schwarze. Ein weißes und ein schwarzes sind unzertrennliche Zwillinge. Zwei der schwarzen sind ähnlich auffällig wie der gescheckte Hammel. Eines ist komplett schwarz hat aber an den Hinterläufen zwei weiße Fesseln. Das andere ebenfalls fast komplett schwarz bis auf  zwei weiße circa 10 Zentimeter breite Streifen die sich an den Flanken entlangziehen.

Auf jeden Fall ist es schön direkt am Feldrand zu stehen, den verschiedenen Tönen der Tiere zu zuhören und den kleinen Lämmern beim ungestümen Toben auf der Weide zu zusehen.

Für heute soll es das gewesen sein. Mittlerweile haben wir am Nachmittag schon Temperaturen von 16 bis 18 Grad. Also astreine Frühlingstemperaturen. Ich geniesse es, da mein Stellplatz fast den ganzen Tag Sonne abbekommt.

Mit dem besseren Wetter und hoffentlich wieder zwei gesunden Menschen werde ich auch wieder mehr zu berichten haben, da dann wieder mehr los ist.

Bis dahin viel Spaß mit diesem kurzen Blog

Dein Bruno

Splitt am Rand unserer Reise Partie 5

Hola, ich begrüße Dich zum nächsten Blog.

Für das Frühjahr haben wir eine Fahrt entlang der Donau nach Wels zu unserer Freundin Ulli geplant. Auf dem Heimweg werden wir durch das Salzkammergut und das Chiemgau stromern.

Gerne werde ich Dir auch davon wieder berichten. Ebenso über einige noch nicht näher geplante Kurztrips ins Elsass und Frankreich. Es soll in Städte gehen, die uns entweder sehr gefallen oder die wir noch nicht kennen. Dijon, Metz, Besancon, Nantes wären da in erster Linie zu nennen. Ausgedehnte Wanderungen im nördlichen Jura und den Vogesen scheinen mehr als wahrscheinlich.

Du siehst es wird uns hier nicht langweilig werden.

Da Sybille und Raphael immer noch Fotos sichten gibt es demnächst einen weiteren Splitt Blog

Aber nun zu diesem Splitt am Rand unserer Reise.

Schnuckelig

Beginnen möchte ich mit einem Verwandten, zwar viel kleiner und luftiger als ich, aber immerhin ein Blutsverwandter, da eben auch ein Fiat.

Raphael fand den kleinen völlig offenen Fiat 500 mit seinen Stühlen aus Korbgeflecht einfach toll.

Purpurreiher

Etwas völlig anderes, aber dennoch auch handwerklich sehr gut gemacht ist dieses Wandgemälde.

Es zeigt einen absolut realistisch dargestellten Purpurreiher

Spielzeug

Es handelt sich hier um Spielzeug.

Beim einen unmissverständlich um Spielzeug für Erwachsene bei  anderen für Kinder.

Beides wurde bei den Ausgrabungen in der Römersiedlung Empuries am Mittelmeer gefunden.

Einfach idyllisch

Bei unserer ersten Ermita, der Ermita de St. Grau stand dieser runde Tisch direkt am Steilhang.

Zwei Stühle dazu und fertig war der perfekte Ausblick auf das in der Sonne glitzernde Mittelmeer mehrere hundert Meter tiefer.

Faszinierende Kunst

In einem Ort am Mittelmeer stand diese beeindruckende Statue, direkt am Meer.

Leider war kein Hinweis auf die Bedeutung zu finden.

Hoch hinaus

Das ist kein vergessener Weihnachtsbaum oder eine moderne Skulptur. Nein es handelt sich um den Blütenstand einer Agave. Diese Blüten erreichen beeindruckende Höhen.

Die größten Exemplare können locker eine Höhe von 12 Metern. An manchen Standorten sind sie schon kilometerweit zu sehen

Ein weiteres Wunder der Natur

In krassem Gegensatz dazu steht das nächste Bild.

Ohne jegliche Erde wächst diese Pflanze einfach aus dem Kalkstein. Faszinierend!

Erosion

Am Mittelmeer in der Nähe von El Perello wurde dieses Foto aufgenommen.

Es zeigt einen von der Küste abgestürzten Bunker. Der Bunker stand ursprünglich mit vielen anderen, deren Trümmer ebenfalls im Meer liegen mehrere Meter landeinwärts. Er stammt aus der Franko Zeit. Das Mittelmeer hat sich in den Jahrzehnten immer mehr von der Küstenlinie geholt und so den Bunker zu sich ins Meer geholt.

Nicht zu stehlen

Im letzten Blog berichtete ich von dem alten Fahrrad in Laguarda, das angekettet war um es zu sichern. Das hier abgebildete Fahrrad muss nicht angekettet werden.

Es ist sozusagen unstehlbar. Allerdings weiß niemand mehr wo das Bild entstand.

Stimmung am Ebro

Diese farbenfrohen Bilder entstanden am Ebroufer

Besonders die intensiven Farben und die Reflexionen auf dem Wasser des Ebro haben uns gefallen.

Idyllisch

Aber auch bei Tag ist es möglich schöne Stimmungsbilder festzuhalten.

Diese schöne blütenweiße Blumenwiese ist ein schönes Beispiel dafür, allerdings ist auch hier der Ort nicht mehr präsent.

Abendstimmung

Auch ohne Spiegelungen im Wasser hat ein Sonnenuntergang etwas Magisches

Wanderung zum spanischen Fjord

Ich hatte ja von den spanischen Fjorden am Ebro berichtet. Ich stand bei einer Ermita mit dem Blick auf diese fjordähnliche Landschaft.

Den Weg den Du hier siehst erwanderten meine Beiden. Sie wollten runter zum Fjord und dort die Ruine einer Burg ansehen.

Allerdings wussten sie erstens nicht, wie extrem steil und geröllig der Weg war und zweitens standen sie unten am Ufer des Stausees und mussten feststellen, dass die Burgruine nur mit einem Boot zu erreichen war. Davon stand aber oben bei der Ermita beim Beginn des Wanderweges nichts. Egal, es war ein Abenteuer für die Beiden und sie waren nach mehr als 2 Stunden ordentlich erschöpft.

Kloster Santa Maria de Montserrat

In Montserrat entstanden die folgenden Fotos.

Das erste zeigt wie ich finde, in einer schönen Stimmung, die Verbindung von beeindruckender Natur und technischer Meisterleistung.

Es vermittelt einen guten Eindruck wie hoch und schön Montserrat über Katalonien thront und  wozu die Ingenieurskunst mit der Zahnradbahn auf den Montserrat fähig ist.

Diese Leistung wird mit dem folgenden Bild noch deutlicher. Du siehst wie steil die Streckenführung ist und wie sie in den Fels gesprengt werden musste.

Das letzte Bild zeigt wie groß der Touristenansturm auf Montserrat ist. Das große mehrstöckige Gebäude auf dem Bild ist eines von mehreren Besuchercentren mit Cafés und  Restaurants für die den Montserrat besuchende Touristen.

Das letzte Bild stammt kurioserweise auch vom Montserrat. Überall begegnet Dir hier eine tiefe Frömmigkeit und Gläubigkeit. Vielleicht erinnerst Du Dich an die Geschichte, dass die Opferkerzen in Gitterpaletten transportiert werden. Und dann dieses Wandgemälde mit den Dämonen

Spanischer Einkauf

Die Spanier lieben es einkaufen zu gehen. Oft auch nur für Kleinigkeiten.

Wie Du siehst gibt es dafür extra kleine Einkaufswagen, ähnlich denen die es in Deutschland für Kinder gibt, eben nur in Erwachsenengröße

Der Hitze geschuldet

Hier ein Foto von einem typischen spanischen Friedhof.

Sehr oft ist das Gelände sehr felsig und steinig, was das Ausheben eine Grabes sehr erschwert oder gar unmöglich macht. Zum anderen ist es unmöglich, aufgrund der oft großen Hitze ein Grab so wie in Deutschland mit Pflanzen anzulegen, geschweige denn zu pflegen. Daher werden die verstorbenen in kleinen Häusern beerdigt.

Frische Blumen sucht man vergebens, überall sind aus klimatischen Gründen Plastik Blumen zu sehen.

Lecker

In Vic entstand dieses Bild.

Es dokumentiert schon im Namen der Pizza wie lecker die Speisen dort sind.

Alte Straßenbeleuchtung

Ebenfalls in Vic ist diese Art der mittelalterlichen Straßenbeleuchtung zu finden.

Es handelt sich um einen schmiedeeisernen Korb in dem Holz entzündet wurde und dessen Flammen und später die Glut das Umfeld beleuchteten.

Zum Abschluß

Damit möchte ich mich auch für heute verabschieden. Komm gut weiterhin durch den Winter. Ich freu mich auf Dich in etwa 3 – 4 Wochen. Da wir momentan nicht reisen, werden die Intervalle länger. Sybille und Raphael müssen immer erst genügend Fotos sichten, ich muss mir noch den passenden Text dazu überlegen. Immerhin haben die Beiden fast 20.000 Fotos geschossen in den 10 Monaten.

A plus tard, bis später

Dein Bruno

Splitt am Rand unserer Reise Partie 4

Aktuelles Update

Mittlerweile haben wir 2024. In ein paar Tagen jährt sich der Beginn unseres FREI SEIN.

Was wir in diesen Monaten unvorhergesehenes, spannendes, berührendes erleben und unvergleichlich Schönes sehen durften!

Es wäre um jedes Erlebnis, jedes Ereignis und jeden Kilometer schade gewesen. Wären wir nicht aufgebrochen.

Wir sind sicher nicht mehr dieselben, die wir vor einem Jahr waren. Heute sind wir viel klüger, reifer, gelassener und konsequenter, weil die letzten Monate uns stärker gemacht haben!

Die Zeit um die Jahreswende ist ja die Zeit der guten Vorsätze!

Was hast Du Dir für 2024 vorgenommen?

Sybille und Raphael möchten die  gefundene Gelassenheit auch hier im sehr unruhigen Deutschland behalten. So geht es auch Elfriede gut, wenn die beiden ihr Hilfe geben können, dort wo sie es braucht und wünscht. Die Ruhe und  Gelassenheit der Beiden tut auch Elfriede gut. So funktioniert das Miteinander sehr gut.

Des Weiteren wollen sie mit Hilfe meines Blog das Erlebte Revue passieren lassen, mit tausenden Aufnahmen jeden Tag der bisherigen Reise noch einmal erleben. Am Wichtigsten ist es, dass wir alle drei immer wieder kleinere Ausflüge und Reisen unternehmen.

Die Beiden haben gelernt auf sich zu achten und so sind diese guten Vorsätze mehr als genug um es in 12 Monaten umzusetzen und beizubehalten.

Das Schönste aber ist:

Sybilles Mama blüht richtig auf. Sie genießt es nicht mehr alleine im Haus zu sein. Im Internet wurde ein Mensch ärgere Dich nicht Spiel für Senioren mit großen Spielfiguren angeschafft. Ein oder zweimal die Woche spielen alle drei einige Runden. Sybilles Mamas ist in dieser Zeit nicht wieder zu erkennen. Das zu sehen tut gut.

Es besteht die Abmachung, dass sowohl Elfriede wie auch Sybille und Raphael ihr Leben so leben wie sie es wollen. Es gibt viele tägliche Berührungspunkte aber jeder hat sein Leben behalten. An manchen Tagen gibt es nur kurze Begegnungen.

Aber nun zu den Bildern:

Ein bisschen Spaß muss sein

In Laguardia, die Stadt mit den vielen Bronzeplastiken stand der abgebildete Lieferwagen. Nichts Besonderes. Ein Fiat Ducato Transporter denkst Du?

Richtig, aber erinnerst Du Dich an den Schlager „Ein bisschen Spaß muss sein“? Na wie hieß der Sänger? Roberto Blanco? Genau! Es gibt in der Nähe von Laguardia ein Weingut gleichen Namens.

Alt aber dennoch begehrenswert

Ein altes Fahrrad. Schöne bunte Blumen als Eyecatcher vor einem Laden mit Töpferwaren. Aber wenn Du genau hinsiehst, wirst Du feststellen, dass der alte Drahtesel doch wertvoll sein muss.

Er ist mit einer Kette am Sattel fest mit dem Fenstergitter verbunden.

Gelebte Inclusion

Hier wird nicht über Inklusion an Schulen diskutiert oder gar debattiert. Sie wird einfach gelebt und das ist schon am Schild der Schule klar erkennbar.

Einer der großen von uns erlebten Unterschiede zwischen Deutschland und Spanien. Nicht lange reden, überlegen, planen, sondern einfach machen. So auch im täglichen Leben zu erfahren. Hier wie dort.

Unbändiger Lebenswille

Diese Rose ist einfach nur bewundernswert.

Sie steht auf einem Schotterweg direkt an einer Mauer, die den ganzen Tag von der Sonne beschienen wird und daher zusätzlich Wärme abgibt. Aber die Rose scheint es zu lieben.

Gemeinsam geht vieles

An allen galicischen Stränden war dieses Schild zu finden.

Darauf steht.

Dies ist ein Strand ohne Rauch

Machen wir es gemeinsam!

Und tatsächlich, an den Stränden finden sich keine Zigarettenstummel. Auch sonstiger Müll, bis hin zu Glasscherben ist so gut wie nicht vorhanden. Anscheinend wirkt dieses Rauchverbot auch auf das Verhalten bezüglich Müll. Das ist auch sehr nötig, da nach jeder Flut bei Ebbe die Strände oft voll von Platstikmüll sind, die das Meer angespült hat. Es ist der Wahnsinn, was im Meer alles an Plastik schwimmt. Viele Spanier nehmen beim Strandspaziergang auch große Tüten mit und sammeln das Meeresplastik beim Spazieren gehen ein.

Ungehorsam

Dieses Schild fanden die Beiden auf der Isla de Arosa

Dort stand ich ja auf einem großen Parkplatz direkt am Ende der Brücke, die zu Insel führte.

Der große Parkplatz war direkt an einem sehr beliebten Spot für Kitesurfer. Ich hatte ja im Blog darüber geschrieben. Er erwähnte auch die Schule in der das traditionelle Fischen unterrichtet wurde, mit Fischerbooten die nach dem Fang mit Seilen an Land gezogen wurden. Die Schule und die dazugehörige Bucht lagen auf der anderen Straßenseite wie der Kitesurfspot.

Ja, und genau dort stand dann dieses Schild.

Der Grund war ganz einfach. Es gab immer wieder Kitesurfer, denen es am Spot zu voll war und die einfach das Areal der Fischereischule zum Kitesurfen benutzten.

Weder für die Fische, noch für die Fischer angenehm und nachvollziehbar, da der Spot auf der anderen Seite riesig war und selbst 50 Kitesurfer ohne Problem dort ihr Vergnügen haben konnten, ohne sich in die Quere zu kommen.

Keltische Hexenküche

Dieses düstere Werbeschild für ein nobles Restaurant faszinierte Raphael.

Es ist witzig gemacht und auch der Text lässt Rückschlüsse auf den Humor der Restaurant Betreiber zu. Auf dem Schild steht zu lesen:

Unsere keltischen Vorfahren hielten Treffen von Hexen und Hexenmeistern ab, um Rituale und Zaubersprüche durchzuführen. Diese Treffen finden bei uns noch statt und es wird dabei gekocht.

Antikes Salz

Dass bei A Guarda schon die Kelten und Römer auf dem Berg Tecra aktiv waren, hast Du ja schon gelesen. Am Strand wurden römische Anlagen ausgegraben, mit denen die Römer Meersalz gewonnen haben. Verwunderlich, da man Salzgewinnung eher von der Mittelmeerküste her kennt.

Weiter verwunderlich auch, wenn man bedenkt, dass in allen Führern geschrieben wird, dass das Wetter in Galizien sehr rau ist und nicht sehr warm im Sommer. Aber die Römer gewannen dort Salz mit Hilfe der Sonne!

Nun wir haben es selbst erlebt und verfolgen es auch immer noch in der spanischen Wetter App. Speziell die Gegend um A Guarda ist sehr geschützt. Im Sommer deutlich wärmer als der Rest Galiciens und bei Herbst- und Winterstürmen immer die Gegend mit den geringsten Windgeschwindigkeiten.

WOW!

Das was Du hier siehst ist nicht der Eingang zu einem Kunstmuseum oder etwas Ähnlichem, sondern der Eingang zu einer Boutique in Viana do Castelo in Portugal.

Verrückt oder?

Standhaft

Trotz regelmäßigen zum Teil schweren Stürmen an der Atlantikküste steht dieser Baum, beziehungsweise seine Reste immer noch und trotz dem Sturm an der galizischen Altantikküste.

Eindrucksvoll wie die Natur ihren eigenen Gewalten trotzt.

Begrüßung

Diese Gottesanbeterin saß direkt vor der Terrassentür der gemieteten Ferienwohnung, als die Beiden einzogen.

Gerade so, als ob sie zur Begrüßung gekommen wäre.

Da Sybille und Raphael zurzeit alle Fotos nochmals durchgehen und in schönen Erinnerungen schwelgen, entdecken sie immer wieder Bilder die sehenswert sind und die sie Dir deshalb auch nicht vorenthalten möchten. Deshalb gibt es in zwei Wochen den nächsten Blog. Aber leider neigt sich die Schreiberei langsam aber sicher in naher Zukunft dem Ende zu.

Eventuell gibt es dann noch einen Blog mit Videoaufnahmen von unserer Tour.

Aber bis dahin genieße ich noch das Schreiben und Du hoffentlich das Lesen und das Anschauen. Es würde mich sehr freuen, wenn ich Dir hin und wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern könnte.

Bis in zwei Wochen verabschiede ich mich mit einem tollen Wandgemälde von einem Eisvogel.

Dein Bruno

Splitt am Rand unserer Reise Partie 3

Kurz vor den Feiertagen kommt der versprochene Blog Splitt 3

Uns geht es gut hier in Memprechtshofen. Die Beiden haben sich gut eingefunden, fühlen sich wohl und haben keinen Blues bekommen, weil sie jetzt in Memprechtshofen scheinbar festsitzen.

Im Gegenteil sie genießen es hier zu sein, sind sehr viel in der Natur, kümmern sich um Elfriede und schwelgen in vielen wunderbaren Erinnerungen der letzten 11 Monate. Natürlich tue ich das auch und die Beiden kümmern sich auch um mich. Ich werde alle zwei drei Tage ausgefahren. Immerhin bin ich ja nach wie vor ihr Alltagsauto. Mir gefällt es bei Elfriede, sicher im Hof stehen zu dürfen und regelmäßig kleinere Fahrten zu unternehmen.

Stell Dir vor, vor ein paar Tagen hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Kontakt mit Schnee! Ein tolles Gefühl, wenn die weißen Flocken kaum spürbar auf mir landen und mich langsam weiß färben, weißer als ich schon bin. Die damit verbundene Kälte macht mir gar nichts aus. Wenn die Flocken eine kleine Decke auf mir gebildet haben, wärmen sie mich sogar. Ein tolles Erlebnis, denn bisher war ich ja spätestens ab Oktober immer im Trockenen und hinter einem Tor. Ich ahnte zwar was dann im Winter draußen vor sich ging, aber das weiße Wunder habe ich noch nie erleben und erspüren dürfen.

Ein wenig kitzelt es sogar, wenn die Morgensonne dann die Schneekristalle wieder auftaut und das Tauwasser langsam von meinem Dach herunter fließt.

Also hat der Zwischenstopp bei Elfriede auch etwas sehr positives für mich.

Nun aber zum Thema: Splitt am Rand unserer Reise. Da die Feiertage vor der Tür stehen, will ich Dir heute nur leichte Kost servieren, schwere Kost gibt es sicher genug über die kommenden Tage. 🙂

Leichte Kost heißt, keine langen Erzählungen von mir, ( was Brigitte freut und vielleicht auch den einen oder die eine ) sondern einfach nur künstlerisches aus den letzten Monaten in Bildform.

Als schöner Kontrast zum trüben, feuchten und eher düsteren Wetter draußen, viele bunte, wärmende Farben und kreative Einfälle, die ein wenig den südländischen Flair in Deinen Tag zaubern sollen.

Die Bronzeplastiken von Laguardia im Rioja

Auf einem Platz in Laguardia standen diese bronzenen Plastiken. Sie weisen darauf hin, dass dort früher eine blühende Industrie für Lederverarbeitung existierte. Tolle Idee daran nicht mit vergilbten Plakaten oder blindgewordenen und daher unleserlichen Plexiglastafeln zu erinnern, sondern mit dieser Installation auf einem schönen

Platz unter Bäumen.

Kunst in Leon

Das erste Foto war in einer Galerie ausgestellt. Raphael war fasziniert, wie das Foto wirkte, weil es in einem Schaufenster, beim Vorübergehen, den Eindruck erweckte, der Stier stürme aus dem Fenster. Sehr realitätsnah.

Das andere zeigt das Wappentier von Leon, den Löwen. Allerdings nicht majestätisch auf einem Felsen thronend oder paschamäßig ruhend, sondern aggressiv, überraschend und dennoch ehrfurchtgebietend aus einem Gully springend.

Ebenfalls in Leon fanden die Beiden diesen kleinen Prinzen der hinter einer

Gittertür eingesperrt war. Jede Art von Interpretation bleibt Dir überlassen.

Kunst in Las Medulas in Kastilien-Leon

Die folgenden sehr kreativen und zum Schmunzeln anregenden Bilder stammen aus Las Medulas. An den dortigen Gaststätten fanden die Beiden diese Kunstwerke

Übersetzt steht auf dem ersten mit dem nicht sehr freundlich draus schauenden Hund:

Achtung! Dieser böse Hund kann Judo!

Das Schild auf einem Rollo wurde wohlnötig, das es vor dem Eingang zum Garten eines kleinen Lokales hing, der allerdings nur zur Hochsaison geöffnet war, aber wohl immer wieder Touristen versuchten den Rollo beiseite zu schieben um doch in den Garten zu gelangen.

Die Katze ist sehr gut gemacht und das Kaninchen ist einfach nur witzig.

Traurig dagegen ist das letzte Bild. Es war auf die letzte noch vollständig stehende Wand eines halb verfallenen Hauses gemalt.

Irgendwie treffendes Motiv bei einer Ruine, oder nicht?

Burgkunst

Das etwas langhalsige Burgfräulein fanden wir auf der Burg von Castro Caldelas in Galicien

Die anderen Gemälde waren samt und sonders an Wänden im gleichen Ort zu finden.

Ein Folkloretanz der unweigerlich an Indios oder Inkas in Mittelamerika erinnert.

Der absolute Hingucker und Brüller aber ist die ältere Dame, die auf der Kuh in

Cowboy Manier hutschwenkend den Betrachter grüßt.

Studentische Kunst in Ourense

In Ourense war die Tatsache, dass es eine Universitätsstadt ist, beim besten Willen nicht zu übersehen.

Überall in der Stadt waren an den Wänden Gemälde wie die folgenden zu finden

Auf den ersten Blick denkst Du vielleicht, wieso liest diese Kuh auf dem Rollladen, ein Buch?

Es handelt sich doch um ein Bistro / Café?

Richtig, aber genau darin liegt der Witz der Sache. Denn im Nachbargebäude befindet sich ein Buchladen, der allerdings über kein Schaufenster verfügt und so wohl diesen künstlerischen Werbedeal mit dem Bistro Besitzer geschlossen hat, um auf seine Buchhandlung aufmerksam zu machen.

Die Bronzeplastik mit der Renault Alpine und den beiden Männern ist eine Hommage an die beiden Rallyefahrer, die wohl in Ourense eine besondere Verehrung genießen. Witzig ist dabei, dass der Künstler mit den Proportionen ein wenig ein Problem zu haben schien. Die beiden Männer, vor allem der rechte sind für die in Original Größe dargestellte Renault Alpine etwas sehr groß ausgefallen.

Die folgenden Bilder zeigen eine Installation an der Rückwand eines Unigebäudes. Es handelt sich um riesige Stechmücken, die dennoch sehr realistisch wirken.

Stell Dir vor in Urzeiten gab es Libellen, die um ein vielfaches größer waren als diese Viecher und stell Dir dann noch vor, so ein Flugmonster würde Dir hinterherfliegen……!

Genesungsort

In Quellne,  wo die Beiden sich von der Magen Darm Grippe erholten, fanden sie dieses Wandgemälde, auf der Wand einer Winzergenossenschaft. Es stellt die gute Nachbarschaft der Menschen in dieser Gegend dar.

Ebenfalls bei dieser Winzergenossenschaft, war diese Metallskulptur mit den riesigen Ameisen oder vielleicht auch Termiten zu sehen.

Die Weincapitale Ribadavia

Auf der Wanderung am Minho entlang in der Nähe von Ribadavia in Galicien, fanden die beiden neben dem Weg diese witzigen Holzskulpturen. Aus einfachen Mitteln geschaffen und dennoch sehr ansprechend.

Unbekannt

Wo Raphael dieses Foto geschossen hat, weiß er nicht mehr. Aber es erinnerte ihn immens an ein Wandgemälde, beziehungsweise Graffiti von dem englischen Künstler Banksy, dessen Gemälde Mädchen mit Luftballon, nach einer Versteigerung ferngesteuert fast zerstört worden wäre. Banksy hatte in den Rahmen des Kunstwerkes einen Reißwolf eingearbeitet.

Nach der Versteigerung für wahnsinnige 1,2 Millionen Euro startete er ferngesteuert den Reißwolf, der das Bild wegen eines Defektes allerdings nur halb zerstörte. Dies erhöhte den Wert des halb geschredderten Bildes um mehr als das das Zehnfache. 2021 wurde es für 18,9 Millionen Euro nochmals versteigert. In welch verrückter Welt leben wir eigentlich?

Zurück zu unserem Bild. Raphael erinnerte es eben an Banksy, der auch vornehmlich mit Schablonen arbeitet. Dieses Bild ist ziemlich sicher auch mittels einer Schablone auf die Wand gesprüht worden.

Bronzestatuen in Cambados

In Cambados an der galicischen Atlantikküste, fanden wir diese Bronzestatuen.

Besonders die Zweite finden wir sehr witzig. Man kann sich ohne Probleme zu diesem netten, freundlich lächelnden Herrn auf die Bank setzten. Allerdings dürfte sich eine Unterhaltung eher schwierig gestalten! Aber vielleicht kann man ja etwas über ihn erfahren wenn man in sein aufgeschlagenes Notizbuch schaut?

Nicht aus Bronze, sondern aus Stein aber nicht weniger witzig ist dieser kleine Mönch der in einem Wasserbecken sein Dasein fristet.

Irgendwie erinnert er an Meister Yoda aus der Filmreihe Krieg der Sterne. Du finden nicht? 🙂

Die Wallfahrt oberhalb von Barcelos

Die Engel vor der Wallfahrtskirche Santuario do Sameiro sind sehr imposant. Wenn die Sonne richtig steht sind sie ein echter Hingucker. Die riesigen Flügel der Beiden sind aus glänzendem Metall und verleihen ihnen bei richtigem Lichteinfall, wirklich etwas Außerirdisches oder Himmlisches, ganz im Sinne des Betrachters.

So wie diese Sitzbank aus Mosaikfliesen gibt es sehr viele Stücke in Portugal. Auch Hausfassaden, Eingänge, Innenhöfe oder einfach nur Böden, sind sehr oft kunstvoll mit Mosaiken geschmückt. Azulejos werden diese Mosaikfliesen genannt.

Auch auf andere Weise taucht das Mosaikthema immer wieder auf, so wie hier bei diesen Häuschen in einem Schaufenster für Geschenkartikel.

Figueira da Foz

Diese Wand, mit der fliegenden Amsel hatte ich zwar schon in einem Blog, aber ich finde es so beeindruckend, wie der Künstler den Eindruck erweckt, die Amsel fliege direkt auf Dich zu, und dann noch dieser Flügel der aus der Mauer ragt. Genial!

A Guarda

Alle folgenden Bilder stammen aus A Guarda. Auf den ersten Blick, siehst Du einfach nur Brandungsbrecher am Hafen, die bemalt worden sind. Aber schau Dir ruhig die erkennbaren Motive an. Es sind nicht einfach bunte Betonklötze, sondern Kunstwerke zu Meeresthemen oder Meerestieren.

Die Dame mit dem Taschentuch steht auf der Festung Castro Santa Cruz, und schaut winkend aufs Meer hinaus. Wenn Du genau hinschaust, wirst Du etwas Verblüffendes feststellen:

Die Dame trägt Lippenstift und hat lackierte Fußnägel. Welche Statue hat das schon?

California Beat. Skatboarding for life, steht da neben der prächtigen schnauzbärtigen Sonne. Wer erwartet so eine Hommage an das Skateboarden an der spanisch-portugiesischen Grenze?

Am Vereinsheim des Rudervereins, das auch ein vereinseigenes Fitnessstudio beherbergt, fand Raphael dieses Gemälde.

Achte darauf, es ist zweigeteilt, was nicht sofort auffällt. Oben sind die Ruderboote, wie sie in A Guarda früher zum Fischfang benutzt wurden und darunter ist die vielfältige, essbare Meeresfauna abgebildet, incl. ganz links einer Fischerin die die Netzte repariert. Ein tolles Wandgemälde.

Da A Guarda direkt am portugiesischen Jakobs Weg liegt, darf eine Statue des Heiligen Jakob natürlich nicht fehlen. Sie ist ein Geschenk der Steinmetzschule in Santiago de Compostella und steht am Lieblingsweg von Sybille und Raphael, am wildzerklüfteten Teil der Küste nördlich von A Guarda.

Die Jakobsmuschel und der in einer Muschel wohnende Einsiedlerkrebs sind auf einem Toilettenhäuschen zu finden gewesen. Was die Schönheit und Strahlkraft der Farben und die Kreativität des Künstlers nicht mindert.

Die Madonna, die von Schiffbrüchigen um Hilfe angefleht wird, findet sich ebenfalls auf dem erwähnten Vereinsheim des Rudervereines.

Die Marktfrau aus Bronze mit gehäkeltem Schurz steht sinnbildlich für viele Figuren, Bäume, Masten und andere Dinge die sich umhäkeln lassen. Davon gibt es in A Guarda sehr viele. Eine große Häkelgemeinde wohl auch.

Eine ganz andere Gemeinde spricht das folgende Bild an. Die Gemeinde der Hundebesitzer. Es ist das Schaufenster des Hundefriseursalons in A Guarda. Für Hund und Frauchen / Herrchen sieht das doch sehr einladend aus, oder?

Ab jetzt kommen nur noch Bilder von der Hafenmauer, die als Wellenbrecher ausgebaut ist.

Dort sind alle Meeresvögel, viele Meerestiere und Motive aus der Seefahrt abgebildet.

Mit der blauen Färbung als Untergrund ist die Mauer auch aus großer Entfernung gut sichtbar.

Das einzige weniger maritime Motiv ist das Ufo und der galizische Dudelsackspieler am Ende.

Was aber der faszinierenden Darstellung keinen Abbruch tut.

Frohe Worte

Ich bin nun am Ende angekommen für den heutigen Blog.

Die Welt mag derzeit von Unsicherheiten geprägt sein, doch erinnern wir uns daran, dass gerade in schwierigen Zeiten die Menschlichkeit sowie deren Zusammenhalt eine unvergleichliche Stärke ist. Wie der berühmte Dichter Johann Wolfgang von Goethe einst sagte: „Man sieht nur das, was man weiß.“ Mögen wir diese Weihnachtszeit nutzen, um unser Wissen zu erweitern, einander zu verstehen und gemeinsam nach vorne zu schauen.

Wir wünschen Dir und allen die zu Dir gehören eine besinnliche Weihnachtszeit, erfüllt von Liebe, Harmonie und Hoffnung. Möge das kommende Jahr für uns alle mit neuen Chancen, Freude und Erfolg gefüllt sein.

Vielen Dank für Deine Begleitung in den vergangenen Monaten.

Frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr!

Wünschen Dir von ganzem Herzen

Bruno & Sybille & Raphael

Wandgemälde über die Historie von A Guarda mit Blick auf A Guarda

Die große Überraschung

Zur großen Überraschung komme ich etwas später. Zuerst noch einiges was mir oder besser uns in A Guarda so aufgefallen ist.

Es ist echt der Wahnsinn, wie schnell der Mensch sich an etwas gewöhnt und wie verschwenderisch mit Ressourcen umgegangen wird.

Wasser

Wasser ist so ein Beispiel. Solange die Beiden bei mir wohnten, kamen sie mit rund 10 bis 15 Litern Wasser am Tag ohne Probleme aus. Nach ein paar Tagen in der Wohnung stellten sie fest, wieviel Wasser oft gedankenlos vergeudet wird. Da in einer Wohnung das Wasser ja immer ohne Probleme aus der Leitung kommt, ändert sich das Verhalten sehr schnell. Bei mir überlegten sie immer wie das Wasser am effektivsten genutzt werden kann und wie lange die Tankfüllung reicht, bis zur nächsten Wasserstelle.

In der Wohnung wird der Wasserhahn weiter aufgedreht, das Wasser läuft viel länger bis warmes Wasser aus der Leitung kommt. Am heftigsten ist jedoch der Wasserverbrauch bei der Toiletten – Spülung:

Bei einer normalem Betätigung der Spülung rauschen je nach Alter und Typ des Spülkastens 8 bis 14 Liter sauberstes Trinkwasser durch die Keramik und tschüss!

Allein zweimal die Spülung betätigen verbraucht mehr Wasser, als bei mir ein ganzer Tag! Dabei haben die beiden es genauso gut mit ihrer Hygiene gehalten.

Natürlich hilft bei mir die Trockentrenntoilette zu einem Großteil bei der Reduzierung mit, aber der Unterscheid beim Verbrauch ist dennoch gigantisch.

Der blaue Hingucker

Etwas dagegen sehr Positives sind die auch jetzt noch überall blühenden blauen Trichterwinden. Diese wuchernden Pflanzen sind in Galizien und Asturien weit verbreitet und beranken, Bäume, Sträucher, Ruinen, Laternen Masten, aber auch Felsen und Wiesen.

Einfach ein schöner Hingucker, dieses leuchtende Blau.

Die blonde Kuh

Da ich gerade bei Farben bin, hast Du schon mal eine blonde Kuh gesehen?

In A Guarda gibt es eine, und was für eine!

Die blonde Kuh ist ein völlig untypisches Lokal für eine Stadt am Atlantik mit einem florierenden Fischereihafen.

In der Vaca rubia gibt es fast ausschließlich Fleisch, besonders vom Rind. Alles galicische Spezialtäten.

Die Kuriosität geht noch weiter, da der Besitzer der Vaca rubia ein waschechter Uruguayer ist. Die Gerichte sind samt und sonders vom Rind. Spezielle dry Age Rindersteaks,  auf dem offenen Holzgrill zubereitet. Ein galicisches Chimichurri, und die ultimative Krönung für Fleischliebhaber schlechthin:

Das Tomahawk. Nein kein gegrilltes indianisches Kriegsbeil, aber auf Wunsch nicht weniger blutig.

Ein 2,5 kg schweres Tomahawk, das direkt am Tisch zubereitet wird und logischerweise aufgrund des Gewichts für mehrere Personen locker reicht.

Das Tomahawk ist ein dick geschnittenes Entrecôte bzw. Ribeye Steak und wird aus dem hinteren Teil der Hochrippe bis ins Roastbeef hinein geschnitten. Der Rippenknochen wird komplett am Fleisch gelassen.

Die Zubereitung ist aufgrund der Größe und Dicke nicht immer einfach. In der Vaca rubia wird das perfekt beherrscht und die Gäste kommen aus ganz Galicien und aus Portugal.

Glück im Unglück

Da wir gerade beim Essen sind. Eines Tages biss Raphael auf etwas Hartes und ein halber Backenzahn  verabschiedete sich!

Autsch!

Zum Glück hielten sich die Schmerzen in Grenzen. Im Erdgeschoss befand sich eine Dental Klinik, die Raphael am nächsten Tag aufsuchte und zwei Tage später einen Termin erhielt. Da der Terminkalender der Klinik sehr voll war, bekam er einen Sondertermin morgens um 09.00 Uhr, die Klinik öffnete normalerweise erst um 10.00 Uhr. Die Zahnarzthelferin gab Raphael ihre private Handynummer.

Nein, nicht um ein Date zu vereinbaren, sondern, falls sich bei Raphael doch Schmerzen einstellen sollten. Sie würde dann einen Zahnarzt verständigen und für eine Behandlung vor dem Termin sorgen, auch außerhalb der Behandlungszeiten. Wirklich wahr und nicht erfunden!

Der Kiefer mit dem abgebrochenen Zahn wurde geröntgt und die provisorische Behandlung bei der, der abgebrochene Backenzahn überkront wurde, dauerte nicht mehr als eine halbe Stunde. Raphael glaubte nicht richtig zu sehen, als er die Rechnung in Händen hielt!

Volle 65,- €!

Von einem Bekannten, der etwas ähnliches als Privatpatient in Deutschland vor kurzem erlebt hatte, wusste Raphael, dass in Deutschland der 10 fache Betrag für die gleiche Behandlung nicht ausgereicht hätte.

Wie immer, Glück gehabt!

Trotz sehr schlechter Wetterprognosen, viel Regen, noch mehr Wind und immer wieder heftigen Sturmböen gelang es meine Beiden immer wieder längeren Spaziergänge am Atlantik zu unternehmen. Ich wunderte mich wirklich wie das immer wieder ohne nass zu werden möglich war. In den ganzen 4 Wochen wurden sie ein einziges Mal von einem kräftigen Schauer bis auf die Knochen durchnässt. Ansonsten gelang ihnen das Kunststück, bei den meist 1 bis 2 stündigen Spaziergängen, sogar die einzigen Sonnenstunden eines Tages zu erwischen.

So waren die 4 Wochen in A Guarda zwar sehr feucht und windig, aber keineswegs eintönig. Dazu kam ja noch die durchweg angenehme Temperatur Entwicklung. Die Tagestemperaturen lagen immer zwischen 17 und 22 Grad. Da ist die Feuchtigkeit gut zu verschmerzen. Selbst die Einheimischen verstanden das Wetter nicht. Normal sind im Oktober, November und Dezember je 10 Regentage. Dieses Jahr waren die alle vom 18. Oktober bis 17. November versammelt.

Womit ich nun beim dem 17. November, dem Tag des Beginns der Überraschung angekommen wäre.

Der Zwischenstop

Genau genommen beginnt die Überraschung allerdings am 12.11.2023. Da erreichte Sybille ein Anruf, dass ihre Mutter gestürzt sei. Ihre Schwester, die im gleichen Ort wohnt, konnte sich nicht um die Mutter kümmern, da sie selbst wegen gesundheitlicher Probleme stark eingeschränkt war und auf einen Kliniktermin wartete. Da Elfriede, Sybilles Mutter, mit ihren 86 Jahren alleine in einem großen Haus wohnt, war eines schnell klar.

So geht es nicht!

So beschlossen Sybille und Raphael, Elfriede anzubieten, dass sie nach Deutschland kommen und in eine freie Wohnung in ihrem Haus einziehen werden. Um präsent zu sein, ihr bei allen Arbeiten rund um und im Haus zu helfen und sich um sie zu kümmern.

Die Beiden wussten, dass Elfriede mit dem Gedanken schon einmal gespielt hatte, ein Rentner- Ehepaar zu nehmen, die genau das leisten konnten. Doch sie wollte dann doch nicht, fremde Personen in ihr Haus aufnehmen.

So fragten sie Elfriede, ob sie nicht doch ein Rentnerehepaar suchen wolle.

Nein, war die erwartete kategorische Antwort.

Und wenn die Rentner Sybille und Raphael heißen ?

Die Antwort kam ohne jede Verzögerung als ein klares und freudiges:

„Bei euch Beiden wäre das o.k. und ich würde mich sehr darüber freuen.“

Also war es klare Sache. Die Reise würde abgebrochen, unterbrochen was auch immer werden.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Mit diesem Motto wurde der Entschluss gefasst. Die Entscheidung, Elfriede zu helfen kam aus freien Stücken, von ganzem Herzen. Wir alle drei wissen, dass wir das FREI SEIN können, dass FREI SEIN uns gut tut, und am wichtigsten, dass wir das FREI SEIN jederzeit wieder fortsetzen können. Aber nun zählen erst andere Dinge.

Nach einem Termin mit den Vermietern und einem überaus fairen Kündigungsgespräch, es existierte ja ein Mietvertrag bis 31.03.2024, stand der Termin der Abfahrt für den 17.11.2023 fest.

Die Vermieter hatten großes Verständnis. Verzichteten ohne Problem auf drei ihnen laut Vertrag zustehende Monatsmieten und nahmen die Beiden zum Abschied noch in den Arm und wünschten Ihnen und auch Elfriede alles erdenklich Gute.

Auf geht`s!

17.11.2023. Nachdem um 10.00 Uhr die Schlüsselübergabe war, ging es los.

Am ersten Tag ging es bis nach Cudillero in Asturien. Cudillero kannten wir als völlig überlaufenes Fischerdorf. Wir waren dort nur kurz im Frühling gewesen. Direkt nach der Autobahn gab es einen Mas y Mas Supermarkt mit Ver- und Entsorgung. Einige Stellplätze für die Nacht waren auch in park4night verzeichnet.

Der Tagesablauf für die nächsten fünf Tage sah wie folgt aus. Nach dem Frühstück und allem was dazu gehört, war Aufbruch. Für einen Tag standen jeweils 400 bis 500 Kilometer an. Das entsprach immer rund fünf Stunden Fahrzeit. Jeweils mit einer längeren Pause zum Mittagessen dazwischen. Das Essen hatten die Beiden in A Guarda schon vorbereitet und eingefroren. So ging die Essenszubereitung immer recht schnell und es war noch genug Zeit für ein Erholungsschläfchen.

Das tat uns Dreien immer gut.

Nach der Ver-und Entsorgung in Cudillero, der letzten und einzigen vor Memprechtshofen stand die Stellplatzsuche an. Nach 4 Plätzen und einer halben Stunde Suche war der passende gefunden. In einem Neubaugebiet gab es längs zu den neuen Straßen massenweise fast ebene Parkplätze. Dort war es ruhig und nachts gut beleuchtet. Nach der Fahrt stand für mich ausruhen auf dem Programm und für die Beiden ein ausgedehnter Spaziergang.

So entdeckten Sie Cudillero neu und mussten feststellen, dass sie dem Ort Unrecht getan hatten. Oberhalb des touristenverseuchten ehemaligen Fischerdorfes gab es ein ganz anderes Cudillero. Ein gemütliches Dorf, mit schönen sehr gepflegten Anwesen und zum Teil imposanten Häusern.

Mehrere im Entstehen befindliche Neubaugebiete, wie mein Stellplatz und sehr viel Grün.

Bis zur Grenze

18.11.2023. Heute, ging es quasi durch den Rest von Spanien bis nach Irun, direkt an der französischen Grenze.

Hoch über Irun liegt eine ehemalige Festung auf Klippen. Von der Festung ist nicht mehr viel zu sehen, aber direkt daneben gibt es einen riesigen Platz, der bei WOMOs sehr beliebt sein soll.

Das war er wirklich! Bis 23.20 Uhr kamen immer neue WOMOS, die noch einen Platz suchten. Wie schon öfter beschrieben waren die meisten ruhig und leise aber es gab auch wieder welche, die sich zu der Uhrzeit noch lauthals unterhielten, gefühlte hundert Mal die Türen und Schiebetüren zuknallten und  so weiter.

Uns störte es kaum, wir waren wie üblich am äußersten Rand mit der Aufbautür zum Parkplatzende und bekamen so relativ wenig mit. Neben uns, mit gut zwei Metern Abstand, ein älteres französisches Paar, das am kommenden Morgen bei mir ein Malheur entdeckte.

Raphael hatte beim Grauwasser ablassen, in Cudillero vergessen den Hahn vom Grauwassertank zu schließen. So plätscherte das Duschwasser der Beiden fröhlich aus mir raus. Als die Nachbarin, die gerade vom Morgenspaziergang zurückkam, klopfte und uns höflich auf das ablaufende Wasser aufmerksam machte. Dass es wirklich ein Versehen war, glaubte sie nicht, wie ihr Gesichtsausdruck deutlich verriet.

Blick auf die Picos de Europa

Peinlich, gerade uns, die wir so darauf achten alles sauber und ordentlich zu hinterlassen und unsere gesamten Wässer immer ordentlich zu entsorgen, passierte das. Naja, nicht mehr zu ändern.

Pizza Kiosk

19.11.2023. Das Wetter wurde mit jedem Kilometer trüber, was die öde Strecke rund um Bordeuax mit der keinerlei Abwechslung bietenden flachen Landschaft nicht gerade schöner machte. In Ussac fanden wir auf einem kleinen Parkplatz neben einem riesigen Park und einem Pizza Kiosk eine Bleibe für die Nacht.

Kantabrisches Gebirge

Der Pizzakiosk hatte geöffnet, und so gab es am Abend, statt vorbereitetem Essen eine leckere Pizza. Ich hatte kurz nach der Autobahn schon meine Tagesration an Diesel bekommen.

Im Massif Central mit den falschen Schuhen

20.11.2023. Heute ging es quer durch das Massif Central in der Mitte Frankreichs. Eigentlich mehr darüber als durch. Die Autobahn führte mehrfach bis fast auf 1.000 Meter. Es gab spektakuläre Ausblicke von hohen Brücken in nebelvolle Täler. Berge und Hügel, die mystisch von der Sonne erhellt wurden und eine atemberaubend schöne Landschaft boten.

Zum Glück waren wir nicht eine Woche später unterwegs, wir hätten sonst einige Problem gehabt. An jeder Einfahrt wiesen Schilder darauf hin, dass die Strecke nur mit Winterreifen oder mitgeführten Schneeketten zu befahren sei, und das in der kompletten Zeit von 01.11.2023 bis 31.03.2024.

Oje, ich hatte ja nur Allwetterreifen aufgezogen. Schneeketten hatten wir nun wirklich nicht eingeplant. Aber wie gesagt, das Wetter war gut.  Wir sahen kein einziges Gendarmerie Fahrzeug und konnten uns so einen riesigen Umweg um das Massif Central ersparen.

Nach dem Massif Central wurde es niedriger aber nicht flach, im Gegenteil. Wir durchquerten die Auvergne mit den unzähligen Vulkankegeln. Selbst den Puy de Dome, den bekanntesten und sagenumwobenen erloschenen Vulkan der Auvergne konnten wir in nicht allzu großer Entfernung sehen.

Den letzten Übernachtungsplatz der Fahrt erreichten wir dann bei Saint-Vit, kurz vor Besancon. Bei einem großen Sportgelände gab es genügend große Parkplätze, auf denen es sich prima und ruhig stehen liess. Wir waren wieder einmal an dem schönen Doubs, und hatten nach der langen Fahrt noch einen schönen ausgedehnten Abendspaziergang am Fluss entlang.

Sowohl der Doubs, als auch ein Platz bei Sportanlagen waren ja mittlerweile alte Bekannte geworden.

Durch das Franche Comte und das Elsaß nach Memphis

21.11.2023. An Besancon, Belfort, Muhlhouse und Colmar vorbei ging es bei Eschau über die Pierre-Pflimlin-Brücke nach Deutschland und dort nach Memphis.

Nicht Memphis in Tennessee, sondern Memphis, sprich Memprechtshofen, bei Rheinau-Freistett.

Sybilles Mama freute sich riesig und war glücklich, dass wir Drei die Fahrt gut hinter uns gebracht hatten. Wir hatten die letzten Tage ihr gegenüber immer gemogelt und sie in dem Glauben gelassen, dass wir erst am Mittwoch ankommen würden.

Nach fünf Tagen und 2.100 Kilometern war die Fahrt beendet.

Es ging in Spanien von der portugiesischen Grenze durch ganz Galicien, Asturien und Kantabrien an der Atlantikküste entlang bis nach Irun, das im spanischen Baskenland liegt.

Im französischen Teil der Route ging es durch die Regionen Nouvelle Aquitane, Auvergne Rhone Alpes, Franche Comte und Grand Est.

Um Dir den Abschied vom FREI SEIN etwas und mir zu versüßen und Dich langsam zu entwöhnen, gibt es noch einige Blogs mit Splitt am Rand unserer Reise. Auch zu einigen anderen Themen haben wir noch einiges auf Lager.

Also, wenn Du möchtest geht die Reise noch einige Zeit weiter, was mich sehr freuen würde. Aber dazu dann bald mehr. Auf jeden Fall melde ich mich vor Weihnachten wieder bei Dir!

Als Abschluss heute ein abgewandelter Liedtext der österreichischen Gruppe STS mit dem Titel:

Irgendwann bleib ich dann dort

Die letzten Monate waren sehr schön

Wir sind oft in irgendeiner Bucht gelegen

Die Sonne wie Feuer auf der Haut

Du riechst das Wasser und nichts ist laut

Irgendwo am Atlantikstrand

Jede Menge weißer Sand

Unter uns nur feiner Sand

Nach zwei drei Wochen haben wir es gespürt

Wir haben das Lebensgefühl dort inhaliert

Die Gedanken drehen sich um

Was vorher wichtig war ist jetzt ganz dumm

Wir sitzen unter einem Olivenbaum

Und spielen mit einem Stein

Es ist so herrlich anders als Daheim

Und irgendwann bleiben wir dann dort

Lassen alles liegen und stehen

Gehen von daheim für immer fort

Darauf kriegst Du unser Wort

Wie viele Jahre auch noch vergehen

Irgendwann bleiben wir dann dort.

Es passt einfach zu gut zu dem was war, was gerade ist und kommen wird.

Adios, hasta luego

Eine andere Dimension unserer Reise

Planänderung

Unsere Reise ist ja weder beendet, noch unterbrochen. Sie findet jetzt nur in einer anderen Qualität und Geschwindigkeit statt. Wir haben alle Drei nun einen festen Platz bis Ende März. Dennoch sind wir nicht mehr dort, wo wir Ende Januar 2023 angefangen haben. Weder räumlich, noch geistig. Wir sind gereifter, gefestigter und entspannter J.

Wie ich Dir schon erzählt habe, liegt Portugal mit ganz vielen Zielen direkt vor der Tür. Genau gesagt gegenüber, auf dem anderen Ufer des Rio Minho.

Galicische Städte wie Vigo, Tui, A Coruna und natürlich Santiago de compostella liegen nicht weit entfernt.

Wanderrouten in und um A Guarda gibt es viele. Wenn meine Beiden den sogenannten blauen Pfad an der Küste entlang wandern wollen, er erstreckt sich auf beiden Seiten von A Guarda, reicht ein Tag fast nicht aus.

Es gibt den Monte Trega, um den herum A Guarda mit seinen Eingemeindungen malerisch liegt. Dort oben gibt es nicht nur eine grandiose Fernsicht über den Atlantik und halb Galizien, sondern auch eine sehr interessante keltisch – römische Ausgrabungsstätte.

Du wirst bis Ende März feststellen wie viele interessante Ziele es hier noch gibt. Ein guter Erzähler ist daran interessiert die Spannung aufrecht zu erhalten, oder? Daher werde ich jetzt nicht mehr preisgeben.

Für das Winterhalbjahr hatten wir drei eigentlich geplant, an der Küste von Portugal unterwegs zu sein. Eventuell hätte es auch einen Abstecher in die Extremadura gegeben.  Aber die Vernunft und vor allem das Wetter haben uns eines besseren belehrt. Nun ist es so, wie es ist.

Ulli, eine gute Freundin, hat schon im Sommer gesagt, dass sie unsere unbändige Reiselust bewundere. Ulli, die selbst in ihrem Leben sehr viel auf Reisen war und noch viel mehr erlebt hat, kann das gut beurteilen. Nun also war es soweit. Die Beiden gestanden sich selbst und mir ein, dass es nun an der Zeit wäre zur Ruhe zu kommen und zu pausieren mit dem Reisen. Sowohl bei Sybille, wie auch Raphael stellte sich immer mehr eine Mischung aus Erschöpfung und Unzufriedenheit ein. Ebenso merkten beide dass sie die Eindrücke nicht mehr aufnehmen konnten.

Wir sind alle drei sehr flexibel, kreativ und auch ein Stück weit risikofreudig. Ohne diese Eigenschaften wäre unsere Reise nicht zu machen gewesen. Wenn ich daran denke, wie viele Ängste und Befürchtungen trotz der riesigen Vorfreude die Beiden Ende Januar, und auch Anfang der Reise noch hatten. Manchmal denke ich, dass ich zwei andere Menschen, als noch Anfang des Jahres bei mir habe. Aber ich finde das spannend und freue mich, diese positiven Änderungen miterleben zu dürfen.

So passt das folgende sehr schön. Sowohl zu der Planänderung als auch zu den beschriebenen Änderungen bei Sybille und Raphael.

Sybille hat in einem Buch eine tolle Passage gefunden, die das sehr passend wiedergibt.

Manchmal überrascht einen der Weg, auf dem es weitergeht.

Man will die vertraute Richtung erzwingen und entdeckt, dass man sich stattdessen in neue Räume begeben muss.

Der Weg auf dem es weitergeht, verläuft dann nicht gerade aus nach vorn, sondern schwenkt seitlich ab zu einem Ort, der einem noch nie aufgefallen ist.

Der Einzug, der ein Auszug ist.

18.10.2023. Nachdem mit Miguel alles geregelt war begannen meine Beiden alle wichtigen Dinge bei mir einzupacken, um sie in die Wohnung zu bringen. Der Einzug war also was mich anbetrifft ein Auszug. Aber wie gesagt die Ruhe wird mir auch gut tun und ich werde ja nicht reise los herumstehen.

Auf meinem großen öffentlichen Parkplatz stehe ich auch nicht alleine. Ein weiteres spanisches WOMO in meiner Größe steht, so wie es aussieht auch dauerhaft hier. Tagsüber ist ein reges Kommen und Gehen, außer zwischen 13.00 Uhr und 16.00 Uhr, da ist Siesta. In dieser Zeit ist der Parkplatz außer uns beiden WOMOS verwaist und es fließt auch kaum Verkehr unten auf der Straße.

Die Beiden hatten viel Glück. Immer wenn sie gerade wieder einige Taschen gepackt hatten und sie zur Wohnung wollten, machte der Regen eine Pause. Wenn diese Beiden mal nicht vom Glück beschienen sind.

An einen Spaziergang war an diesem Tag nicht zu denken. Nach der Verabschiedung für diesen Tag von mir, legte der Sturm richtig los und peitschte den Regen fast waagerecht vor sich her.

19.10.2023. Heute ging es weiter mit dem Umzug. Wie ich erfuhr ist die Wohnung wirklich die richtige Wahl gewesen. Die Nacht war sehr ruhig. Die anderen Bewohner des Hauses, das immerhin 21 Wohnungen hat, kaum bis gar nicht zu hören. Die Wohnung, wirklich geräumig und  geschmackvoll eingerichtet.

Gegen Abend bekam ich kurz Besuch. Die Beiden verbanden einen Spaziergang zum Hafen mit einem Besuch bei mir. Schön. Wind und Regen machten gerade eine Verschnaufpause und ließen sogar der Sonne eine etwa einstündige Chance herauszukommen.

Die Beiden waren sehr erstaunt. Die Promenade war komplett gesperrt. Obwohl der Wind gerade sehr schwach war gingen die Wellen über die Kaimauer und die ganze Promenade lag voll  mit Algen und Plastikabfällen die dem Anschein nach genauso häufig im Meer vorkommen. Wie ist das dann erst, wenn es wirklich zu einem Wintersturm in Orkanstärke kommt?

Ein guter Grund mehr auf der sicheren Seite zu sein. Mit festem Dach, bzw. festem Stellplatz mit gutem tragfähigem Untergrund, weit weg vom Meer.

Zum Glück hat es mit der Internetrecherche für Langzeitmieten nicht funktioniert. Die meisten der dort anvisierten Wohnungen wären direkt an den Häfen der jeweiligen Städte gewesen. Die jetzige Wohnung im Gegensatz dazu, ist in der Fußgängerzone von A Guarda. Schön geschützt und ruhig. Alle wichtigen Geschäfte fußläufig in maximal 10 Minuten zu erreichen. So kann ich wirklich relaxen und muss  nicht wegen jedem kleinen Einkauf den Diesel warmlaufen lassen. Bei einer Ferienwohnung in einem Dorf oder auf dem Land, wäre das ganz anders gewesen. Solche Objekte hatten die Beiden auch ins Auge gefasst.

Die Beiden lernen ja schon seit Monaten mit der App Duolingo spanisch. Nun aber soll es wirklich losgehen mit dem Pauken von Redewendungen, und wo immer möglich, der Anwendung des Gelernten. Ideal wäre es jemanden kennenzulernen,  der deutsch spricht und den Beiden beim Spanisch auf die Sprünge hilft. Sie haben auch schon einige Ideen.

Sie werden die Geschäfte hier im Zentrum bevorzugen, und nicht die großen Märkte auf der grünen Wiese. So wird es nicht ausbleiben, Kontakte zu knüpfen. Ebenso in dem einen oder anderen Café.

Wie ich in den letzten Monaten immer wieder gehört habe,  ist es oft sehr frustrierend, wenn sie jemanden kennenlernen, der nett ist. Es kann einfach kein Gespräch, nicht einmal in der minimalsten Basic Version, geführt werden.

Das soll sich schnellstmöglich ändern. Ich drücke ihnen die Daumen.

Paula

20.10.2023. Paula ist die erste Nachbarin, der Raphael begegnet ist. Was für ein typisch spanischer Name, oder? Raphael hat immer einen Zettel dabei, wenn er im Haus unterwegs ist, auf dem folgendes geschrieben steht:

„Guten Tag, wir möchten uns kurz vorstellen. Wir sind Sybille und Raphael und bis Ende März ihre Nachbarn. Leider können wir noch nicht sehr gut spanisch, aber wir lernen eifrig.“

Wie gesagt, Paula war der erste Kontakt im Haus. Sie hat eine Tochter, spricht etwas englisch und wohnt direkt in einer großen Wohnung neben den Beiden. Ihr Mann betreibt zwei Häuser weiter einen Laden für Tabakwaren und Zeitschriften.

Die Beiden sind vielleicht altmodisch, aber sie finden einfach dass die Höflichkeit verlangt sich vorzustellen, wenn man in ein Haus neu einzieht. Zumindest bei den Nachbarn auf dem gleichen Stockwerk.

Erste Schritte……..

20.10.2023 bis 01.11.2023. Außer dem Monte Tegra thront auch noch das Castro Santa Cruz über A Guarda. Das haben die beiden erst beim Studium des Stadtplanes festgestellt.

Ein sehr beeindruckendes Gelände, aber leider fast keine Überreste der eigentlichen Anlage mehr. Aber dafür skurrile Bäume, die die Gewalt des Windes dokumentieren und eine Steinstatue mit rot geschminktem Mund und rot lackierten Fußnägeln. Schrill!

Ganz zu schweigen von dem genialen Rundumblick auf den Atlantik.

An einigen dieser Tage war das Meer sehr stürmisch, und die Wellen setzten teilweise die Promenade beim  Hafen unter Wasser.

Am Strand und auf den vielen Felsen wimmelt es von Meerstrandläufern. Witzig diese kleinen Vögel. Sie laufen zwischen den Steinen umher. Sobald eine Welle kommt, weichen sie in atemberaubendem Tempo zurück, um danach gleich wieder der ablaufenden Welle zu folgen. Ein irrwitziges aber sehr unterhaltsames Spiel. Fotografieren ist da leider nicht, erzählte Raphael. Die Vögel sind zu schnell und zu klein.

Im Gegensatz dazu ist das nächste Objekt am Meer. Weder schnell, noch klein. Es handelt sich um Schaum. Ja, Du hast richtig gelesen. Je aufgewühlter das Meer und je heftiger die Wellen anbranden, umso mehr Schaum gibt es am Strand und zwischen den Felsen. Mal strahlend weiß, dann wieder schmutzig bräunlich. Bei hohem Wellengang sind sogar die Gehsteige in Wassernähe damit voll. Der Wind weht den Schaum wie bei Schneeverwehungen im Winter, dorthin.

Aber keine Sorge es handelt sich nicht um eine heftige Umweltverschmutzung. Der Schaum hat einen vollkommen natürlichen Ursprung. Der Algenschaum entsteht, wenn der Schleim, den die Algen produzieren in der Brandung, mit Luft versetzt und dadurch aufgeschäumt wird. Ähnlich wie beim Eischnee.

Am Abend war es sogar sonnig. So kamen die Beiden bei ihrem abendlichen Hafenrundgang sogar noch in den Genuss eines leckeren Helados. Leckeres Eis. Aber nicht aus der Eisdiele, nein viel origineller. Raphael war schon beim allerersten Besuch von A Guarda, der Geburtsstunde der Ferienwohnungssuche, ein Citroen HY 10 aufgefallen. Ein Oldtimer der sehr gerne als Verkaufswagen eingesetzt wird.

Der hatte tatsächlich an dem Abend geöffnet. Mittlerweile hat er seinen Stammplatz in Hafennähe verlassen. Es war ihm wohl zu  nass und zu stürmisch, oder es ist einfach keine Kundschaft bei dem Wetter mehr zu erwarten. Immerhin ist es ja nun schon November.

Wenn ich an die vergangenen 14 Tage denke, die wir nun in A Guarda sind, kann ich nur sagen, „ Gott sei Dank haben wir diese Entscheidung getroffen.“ Bis auf wenige Sonnenstunden gab es in dieser Zeit nur Regen und viel Wind. Die Beiden wären mehr oder minder bei mir eingesperrt gewesen. Die nassen Sachen, wenn sie doch mal rausgegangen wären, hätten sie nicht trocken bekommen, da die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist.

Aber die Beiden wären nicht meine Glückskinder, wenn es nicht doch jeden Tag ein oder zwei Möglichkeiten gäbe, spazieren zu gehen und die Gegend weiter zu erkunden. Trotz dem eigentlich schlechten Wetter haben sie immer das Glück, dass es erst regnet wenn sie wieder in der Wohnung sind. Ich frage mich oft, wie machen die das? Auch zum Joggen findet Raphael dreimal die Woche eine Regenpause, oft begleitet von Sybille, die dann einen Spaziergang macht.

Beide sind jedes Mal aufs Neue fasziniert von der wilden zerklüfteten Küste. Dem mit hohen Schaumgekrönten Wellen anbrandenden Atlantik und dem schnell wechselnden Wetter. Dazu noch die einmalige Geräuschkulisse die die gegen die Felsen schlagenden oder in sich zusammenfallenden Wellen beitragen. So sind die Beiden jedes Mal optisch und akustisch von den Eindrücken überwältigt. Hier ist ein regelrechter Kraft Ort für sie um für die nächste Etappe im Frühjahr aufzutanken. Auch das Licht und die Stimmung wechseln sehr häufig. In dieser Beziehung ist die Entscheidung für A Guarda und die Wohnung die absolut Richtige gewesen.

Selbst in Andalusien wäre jetzt die Temperatur tagsüber nur etwa 4 Grad wärmer. Gut, es wäre sonnig und nicht regnerisch. Doch in der Nacht ist es momentan in Almeria oder Malaga  satte 5 Grad kühler, im Vergleich zu A Guarda also nur knapp über 10 Grad. Da wäre heizen angesagt. Zudem ist in Andalusien sehr viel los, da viele europäische Rentner dort den Winter verbringen. Es gibt Campingplätze mit mehreren hundert Stellplätzen, die den ganzen Winter über komplett ausgebucht sind. Das ist nicht die unsere Welt.

Hättest Du gedacht, daß in Spanien, Halloween  ein ganz großes Ding ist? Bars und Cafes werden  geschmückt. Ist ja okay. Aber hier wurde jedes noch so kleine Geschäft mit Spinnweben, Skeletten, Fledermäusen, Spinnen und was sonst so gruseliges zu Halloween gerne genommen wird, ausgestattet. Selbst die Sprachschule, bei der meine Beiden sich wegen einem Spanischkurs erkundigten, war komplett auf Halloween gebürstet. Die Lehrkräfte mit blutverschmierten Mündern und Vampirumhängen. Nähere Infos zu einem eventuellen Unterricht können Sie erst nächste Woche erhalten, wenn alles mit Halloween erledigt ist.

Auch in der Altstadt waren einige Straßen und Gässchen wie zu Fasching geschmückt. Nicht nur Kinder, auch sehr viele Erwachsene waren am Abend in Verkleidung unterwegs. Gegen 22.00 Uhr fand sogar ein Umzug durch die Altstadt statt. Mit Abstand aber, das unglaublichste daran ist, dass am darauffolgenden Morgen alles sauber war. Es lagen keine Zigarettenkippen, Becher, Dosen, Flaschen oder sonst irgendetwas auf den Straßen und Gehsteigen herum. Alles war, als hätte nichts stattgefunden.

Heute am 01.11.2023 war wieder Bewegung angesagt. Meine Batterien wollten mal wieder so richtig nach zwei Wochen Standzeit geladen werden. Meine Reifen jammerten schon, weil der grobe Kies unter ihnen so langsam unangenehm wurde, und mir taten auch schon alle Verstrebungen durch das Stehen weh. Gut ich bin durch den vielen Regen 1 A sauber, aber was ist das schon gegen eine gepflegte Ausfahrt?

Also ging es zuerst auf einen LIDL Parkplatz, an dem ich richtig durchgelüftet wurde. Etwas Sonne durfte auch reinkommen. Allerlei Kleinigkeiten in und an mir wurden erledigt und dann ging es endlich los. Asphalt unter den Reifen und das Rauschen des Windes an den Außenspiegeln.

Herrlich!

Wir fuhren Richtung Baiona, auf halbem Weg nach Vigo. In Barcelos wurde das Wetter dann immer schlechter und der Wind begann stark aufzufrischen. So war nach guten 2 Stunden der Ausflug zu Ende und ich rollte wieder auf den Parkplatz. So bekam ich wieder den Platz neben meinem spanischen WOMO Kollegen. Schade es ging schnell vorüber, aber sobald das Wetter besser wird, gibt es wieder viel mehr zu fahren und zu sehen.

Die Versorgungssituation in A Guarda

04.11.2023. Mittlerweile haben die Beiden einiges zum Thema Versorgung entdeckt. Samstag von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr gibt es auf der Straße direkt unterhalb meines Stellplatzes einen Wochenmarkt. Leider sind die Stände zu 95 % für Textilien und Schuhe. Aber immerhin einen großen Gemüsestand und einen Metzger gibt es dann doch. Das geringe Angebot an Lebensmitteln auf dem Wochenmarkt ist kein Problem.

Es gibt mehrere kleine Obst und Gemüseläden in der Stadt. Daneben die Supermärkte Froiz und Familia. Vor allem der letztere hat eine tolle Gemüsetheke, eine Fleisch, Wurst und Käsetheke sowie eine geniale Fischtheke. Dort bekommt man vormittags frischen Fisch und Meeresfrüchte. Hat man da aber keine Zeit einzukaufen, gibt es ab 14.00 Uhr alles was es morgens gab, portioniert und auf Eis gelagert. Also absolut frische Ware nur eben ohne Personaleinsatz.

Noch frischer geht es allerdings im Mercado Abastos in der Stadt. Es handelt sich um eine zweigeschossige Markthalle, die täglich, außer sonntags, von 08.00 Uhr bis 14.00 Uhr geöffnet hat. Gerade heute war Raphael nach dem Spaziergang dort, um sich mal so richtig umzusehen. Viele Fischstände, an denen nur fangfrische Fische und Meeresfrüchte angeboten werden. Alle Fische im Ganzen.

Es macht Spaß und ist auch beeindruckend, dabei zuzusehen wie die Fische ausgenommen, geschuppt, gehäutet und filetiert werden. Ebenso werden soweit nötig die Meeresfrüchte verzehrfertig gemacht. Beeindruckend sind die Fingerfertigkeit und mit welcher Geschwindigkeit das alles vor sich geht.

Genauso wichtig für die Beiden, etliche kleine Gemüsestände, die nur selbst angebaute Produkte anbieten. Auf vielen Märkten haben Sybille und Raphael schon die Erfahrung gemacht, dass gerade diese Stände oft die beste Ware haben. Eines ist klar, der Mercado Abastos wird beim nächsten Wocheneinkauf ausgiebig besucht werden.

Dann gibt es noch einige Panaderias, Bäckereien, die oft auch noch viele galicische Süßigkeiten und Gebäckvariationen anbieten. Da könnten sie sich direkt reinlegen, wie ich meine Beiden kenne.

Auch hier gilt sehr oft, je kleiner der Laden, je leckerer die Produkte.

Dann gibt es noch zwei weitere Grundversorger.

Einmal das La Cena, wo es etwas Biogemüse gibt. Aber wichtiger ist der Rest des Sortiments. Viele Teigwaren, in allen Variationen. Bio Lebensmittel, Gewürze, Tees, Biokosmetika und Getränke. Alles  regional und am wichtigsten unverpackt. Nicht gerade günstig, aber aufgrund der Vielfalt, der Qualität und vor allem der Regionalität wegen, absolut o.k. Dann das Highlight für meine Beiden. Der Wein!

Der lagert dort in 60 Liter Fässern und wird direkt in mitzubringende Flaschen abgefüllt. Der rote Mencina, ein feiner Wein. Ein kirschroter, fruchtiger dennoch trockener Tischwein. Dort werden wohl öfters, für das Wochenende, zwei Flaschen ihren luftigen Inhalt gegen alkoholische Flüssigkeit tauschen müssen.

Direkt daneben eine Carniceria, eine Metzgerei. Das Carne Mia. Übersetzt Mein Fleisch. Unzählige der typischen Schinken, hängen im wahrsten Sinne des Wortes dort herum, und betören mit ihrem Wohlgeruch, Schinkenliebhaber sofort beim Eintreten. Aber auch Würste, Wild, Hähnchen und Fleisch gibt es dort. Laut Bewertungen ist es im süd-westlichen Galicien, die mit Abstand beste Metzgerei. Die Beratung ist hervorragend. All diese positiven Bewertungen werden durch die Tatsache glaubhaft untermauert, dass Carne Mia kostenlos nach Portugal liefert. Da die Lebensmittel in Portugal deutlich günstiger sind, will das etwas heißen.

So, das war es fürs Erste. In zwei Wochen geht es dann mit einer sehr großen, unerwarteten Überraschung weiter!

Bis dahin

Hasta luego

Bruno

Dieses Mal wirklich Portugal!

Zurück nach Portugal. Es gibt Menschen die einfach unglaublich sind!

09.10.2023. In A Guarda alles geregelt, ging es zurück über den Minho nach Portugal. Immer an der Küste entlang nach Viana do Castello. Auch wieder eine Flussmündung in den Atlantik. Es handelt sich um den Rio Lima, den wir ja schon bei Ponte de Lima überquert hatten. Doch kurz bevor wir die Stadt erreichten, fuhr Raphael plötzlich rechts ran. Was war denn jetzt los?

Er hatte einen Fiat Professional Händler gesehen. Ich hatte ja immer noch keinen Zweitschlüssel. Der Zweitschlüssel den Brigitte und Herbert nach Allariz geschickt hatten, war mittlerweile wieder in Freistett bei den Beiden angekommen!

Nach zehn Minuten stand fest, es gibt hier keinen Zweitschlüssel. Fiat hat Ländergruppen gebildet. Das heißt bestimmte Länder bilden eine Gruppe und innerhalb dieser Gruppe gehören die Fahrzeuge quasi zu einem Pool. Portugal ist nicht im gleichen Pool wie Deutschland. Also kann der portugiesische Fiat Händler keinen Schlüssel für ein in Deutschland verkauftes Fahrzeug bestellen. Na toll. Also weiter nach Viana do castello.

An der Mündung des Rio Lima in den Atlantik gab es einen riesigen Parkplatz. Allerdings sehr staubig mit unendlich vielen tiefen Schlaglöchern und am Schlimmsten, der Platz lag komplett in der Sonne. Es waren 32 Grad vorhergesagt. Aber um die Stadt zu erkunden war der Platz immerhin ideal, da nur fünf Gehminuten vom historischen Zentrum entfernt.

Neben dem nur mäßig entwickelten Tourismus gibt es eine riesige Weft, die auch hochseetaugliche Schiffe baut und die beiden Häfen, für Industrie und Fischerei die Haupteinnahmequellen der Stadt mit 85.000 Einwohnern.

Wie vermutet, wenig Touristen unterwegs. Die Stadt dementsprechend ohne viel Lärm. Sehr schöne Plätze, Gassen und Gebäude. Schnell waren meine Beiden sich einig, da können wir gerne zwei Tage bleiben, nur auf einem anderen Stellplatz. Aber zuvor möchte ich noch den Anfang einer fast unglaublichen Geschichte erzählen:

Raphael sah in der Altstadt eine Ferreteria, eine Eisenwaren und Haushaltswarenhandlung. Dort wurden auch Schlüssel nachgemacht. Also nichts wie rein. Schnell war klar, hier werden nur Haustürschlüssel aber keine Fahrzeugschlüssel nachgemacht. Schade. Ein Kunde, der hinter Raphael stand, bot sich an, ihm einen anderen Schlüsseldienst zu zeigen. Der Herr führte meine Beiden zum nächsten Schlüsseldienst ungefähr 5 Minuten entfernt. Er selbst hatte seinen Einkauf in der Ferreteria noch nicht erledigt.

Aber leider dort, die gleiche Auskunft. Nur Hausschlüssel. Der Herr, nennen wir ihn Jose, bot sich an mit meinen Beiden einen dritten Schlüsseldienst aufzusuchen. Es wäre nicht weit! Nach gut 10 Minuten und einem Spaziergang durch die gesamte Altstadt kamen wir in einem riesigen Einkaufszentrum, direkt am Bahnhof an. Dort ging es über mehrere Rolltreppen und Stockwerke zum dritten Schlüsseldienst. Auch wieder die gleiche Auskunft. Doch Jose gab nicht nach und klopfte den Besitzer regelrecht so lange weich, bis er anscheinend zustimmte, am nächsten Morgen gleich zu Beginn der Arbeitszeit meinen Schlüssel nachzumachen. Allerdings sollten wir vor dem Einkaufszentrum parken, da der Mann vom Schlüsseldienst den Beiden wohl nicht traute, dass es sich  bei mir wirklich um ihr Fahrzeug handelte.

Das war zumindest das, was  mittels Übersetzer, aufgrund der immensen Sprachbarriere beim Portugiesisch, bei meinen Beiden ankam.

Es wurde zwischen ihnen und Jose vereinbart am nächsten Morgen Punkt 09.00 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum zu sein. Er wolle als Dolmetscher gerne wieder zur Verfügung stehen.

So langsam konnten die Beiden ihr Glück nicht mehr fassen. Der Mann hatte auf seinen Einkauf verzichtet, war mit ihnen über eine halbe Stunde durch ganz Viana do Castello gegangen, hatte sich mit dem Besitzer des Schlüsseldienstes regelrecht angelegt und  nun wollte er am kommenden Tag nochmals für sie da sein. Unglaublich!

Den Rest des Tages verbrachte wir dann nur zweihundert Meter vom ersten Stellplatz entfernt am Strand im Schatten hoher Bäume an einer gepflasterten Straße. Allerdings gut befahren und deshalb für die Nacht nicht geeignet. Aber immerhin schön schattig. Am Abend dann noch einmal etwa 400 Meter weiter, direkt an den Strand zu weiteren WOMOS umgezogen und prima geschlafen.

Meine Beiden verbrachten während ich schön im Schatten relaxte, den Nachmittag am Strand und beobachteten dort auch den Sonnenuntergang.

Jetzt wird es langsam unheimlich

10.10.2023. Punkt 09.00 Uhr trafen wir uns alle am vereinbarten Treffpunkt. Meine Beiden wunderten sich über die Uhrzeit, da sie gesehen hatten, dass das Einkaufszentrum erst um 10.00 Uhr seine Pforten öffnet. Hatten sie etwas falsch verstanden?

Nein, Jose tauchte pünktlich auf, freute sich sie zu sehen und erklärte ihnen nach der Begrüßung  folgendes:

Der Besitzer des Schlüsseldienstes wird für mich keinen neuen Schlüssel machen. Das habe er nicht sagen wollen, um meine Beiden nicht zu verunsichern. Er hole jetzt sein Auto und dann sollen wir hinter ihm her fahren nach Neves, wo es einen auf Autoschlüssel spezialisierten Shop gebe. Allerdings wussten wir da noch nicht, dass dieser Ort gute 25 Kilometer entfernt war.

Jose hatte wirklich eine Eselsgeduld mit meinen Beiden. Sie konnten zwar alles übersetzen, doch Jose konnte mit einem Handy nicht umgehen. Daher war die Verständigung sehr langwierig. Zumal die Übersetzung per Spracherkennung nicht funktionierte. Portugiesisch war wohl zu komplex. So musste Raphael mehr erraten als verstehen, was Jose sagte.

Der Laden in Neves war wirklich komplett auf Autoschlüssel spezialisiert. Jose erklärte dem Inhaber kurz die Situation. Der Shop Besitzer kam zu mir, hielt ein Messgerät neben mein Zündschloss und ging zurück in seinen Laden. Dort programmierte er eine winzige CNC Fräsbank, die in weniger als fünf Minuten meinen Ersatzschlüssel fräste. Der wurde getestet und das war es dann!

Verrückt!

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Jose, übrigens jenseits der 75, freute sich wie ein kleines Kind uns geholfen zu haben und lehnte kategorisch jedes Dankeschön, jede Bezahlung oder auch jede Einladung ab. Das Einzige was die Beiden von Jose erfahren haben war, daß er als junger Mann für Portugal, in Angola gekämpft hat. Er zeigte eine Plakette, auf der er als Soldat zu sehen war. Die Jahre, die er im Krieg dort verbrachte, müssen eine traumatische Erfahrung für ihn gewesen sein, da er nicht mehr darüber erzählen wollte..

Meine  Beiden hatten ein kleines Dankschreiben aufgesetzt, weil sie das schon geahnt hatten. Selbst das wollte er nicht annehmen, da er im Umschlag Geld vermutete.

Er verabschiedete sich und wünschte uns Dreien eine gute Weiterfahrt und viel Glück.

Gibt es solche Menschen wirklich noch? Er hat für uns gute drei Stunden Zeit aufgewendet, ist über 50 Kilometer gefahren und freut sich einfach,  geholfen zu haben.

Ja, solche Menschen gibt es noch!

Es tat unendlich gut, so etwas zu wissen und erfahren zu haben.

Umso mehr freuten sich meine Beiden am Sonntag zuvor in A Guarda, Georg kennengelernt und bewirtet zu haben. Das war im Vorhinein ohne es zu wissen, das kleine Gegenstück zu dem Herrn aus Viana do Castello.

Am Sonntag stand plötzlich ein junger Mann mit Fahrrad vor Raphael, der am Picknicktisch unter der Platane an meinem Blog schrieb.

„Moin, geht heute noch eine Fähre nach Portugal?“ Wollte er wissen.

Raphael verneinte, da die Fähre außer Betrieb war. So kamen sie ins Gespräch. Georg war seit neun Wochen mit dem Fahrrad und dem Zelt unterwegs, von Hamburg an die Algarve.

Kurzerhand luden Raphael und Sybille ihn zum gerade fertig gewordenen Mittagessen und auf ein Bier ein. Die angeregte Unterhaltung tat allen dreien gut. Nach zwei Stunden konnte dann Georg doch noch mit dem Taxi de Mar, einem Taxi Boot samt Fahrrad nach Portugal übersetzen.

Zurück zum Schlüsselshop. Da wir ja nun ein ganzes Stück von Viana do Castello entfernt waren, beschlossen wir diese schöne Stadt im Winter öfter zu besuchen und nicht noch einmal zurückzufahren. Von A Guarda, unserem Winter Domizil sind es auf der Autobahn gerade mal 30 Minuten. Ein Katzensprung. Also ging es weiter in die Nähe von Braga. Braga war mit seinen fast 200.000 Einwohnern  nicht unser Ziel, sondern die Wallfahrtskirche hoch über der Stadt.

Das Santuario do Sameiro, die Wallfahrt zur Jungfrau Maria in Sameiro.

Dort wollten wir die Nacht verbringen. Laut park4night gibt es dort zwar viele Parkmöglichkeiten, aber nur eine die von der GNR toleriert wird. Dort stand ich unter Korkeichen bis zum nächsten Tag, völlig alleine.

Die GNR kontrolliert in Portugal unter anderem alle Parkplätze, und damit auch alle WOMO Fahrer, die nicht auf Campingplätze gehen. Offiziell darf man in Portugal nur auf offiziellen Parkplätzen maximal 48 Stunden stehen. Offizielle Parkplätze sind Parkflächen die als P gekennzeichnet sind, oder deren Stellflächen weiss markiert sind. Die 48 Stunden beziehen sich auf eine Gemeinde incl. aller Eingemeindungen. Die GNR fährt die Gegend ab, fotografiert alle WOMO Kennzeichen und wer nach 48 Stunden noch steht, kann ein Bußgeld bis 600,- € (sofort zahlbar!) kassieren. In der Regel beim ersten Verstoß gibt es meist eine mündliche Verwarnung. Es sei denn, man steht in einem Naturschutzgebiet oder ist uneinsichtig.

Je weiter nördlich man in Portugal sich befindet, umso weniger streng genommen wird das alles. Aber ich stand ja hier nun völlig safe! Diese gesetzliche Regelung wurde vor allem wegen den Verhältnissen der letzten Jahre an der Algarve geschaffen. Aber da waren wir ja noch weit entfernt.

Das Santuario do Sameiro wurde vor einiger Zeit vom damaligen Papst Johannes Paul II besucht. Es ist ein riesiges Gelände mit Parkmöglichkeiten, die die schon erwähnten, von Louis bei Ponte de Lima wie einen Kinderspielplatz aussehen lassen.

Das Marienheiligtum wirkt sehr überdimensioniert, erinnert stark an den Petersdom und Petersplatz in Rom. Dennoch wunderschön. Und erst der Sonnenuntergang von der riesigen Freitreppe aus beobachtet, mit dem Meer ganz weit hinten!

Braga, eine der größten Städte Portugals,  lag weit unten in der Ebene. Wunderschön anzusehen. Es leuchtete und funkelte überall in der Stadt. Von den diversen Lichtern, die eine Stadt am Abend erhellen. Besonders hervorzuheben sind die unendlich vielen orange leuchtenden Straßenlaternen.

Aber genauso schön waren die Flutlichtanlagen. Ja Flutlichtanlagen. Ich habe ja schon öfter darüber berichtet, dass viele Spanier, gerne und viel Sport treiben. So hat natürlich eine 200.000 Einwohner Stadt wie Braga nicht nur eine Area desportivo wie es hier heißt, sondern wohl mehrere Dutzend.

Unter dem Schutz der GNR, die gerade mal 100 Meter entfernt ihre Niederlassung hatte, war die Nacht sehr ruhig, nur etwas warm. Es hatte morgens um 06.00 Uhr Portugalzeit, noch 21,2 Grad draußen und satte 23,7 Grad drinnen, trotz intensiver Lüftung und offener Fenster in der Nacht.

Guimaraes

11.10.2023. Wer kennt schon Guimaraes? Und dass sie die erste Hauptstadt Portugals war? Wer weiß daß Guimaraes als Wiege der Nation Portugal gilt? Wer weiß, dass diese Stadt wunderschön ist und satte 160.000 Einwohner hat. Wer weiß, dass diese Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe zählt?

Wer das alles weiß?

Na Du natürlich, weil ich es Dir berichten werde!

Guimaraes hat, wundert es Dich, auch, ein Sanctuario, ein Heiligtum. Zu diesem führt sogar eine Standseilbahn mit kleinen Kabinen hinauf. Genau an der Talstation ist der offizielle WOMO Stellplatz. Allerdings wieder einmal sehr lieblos, staubig vollsonnig und in keiner Weise ansprechend. Aber ich stand dennoch super! 50 Meter entfernt waren einige kleine gepflasterte halbschattige Parkbuchten,  wo ein leicht zu übersehendes Schild stand, das besagte, dass dort auch Wohnmobile für maximal 48 Stunden stehen dürfen. Ich war und blieb das einzige WOMO dort. Alle anderen folgten wie üblich dem schon beschriebenen Herdentrieb unter den WOMO Fahrern, auf den staubigen, sonnigen Platz. Ich versteh dieses Verhalten immer noch nicht.

Zurück zu Guimaraes. Eine wirklich schöne Altstadt mit vielen Gässchen und tollen Ensembles von alten Häusern.

Gegen Abend, nachdem die Hitze so langsam nachließ brachen die Beiden zum zweiten Erkundungsgang dieses Tages auf. Ziel waren noch einige Gassen in der Altstadt, für die es gegen Mittag schon zu heiß geworden war und der Herzogs Palast in einem schönen Park auf einer kleinen Anhöhe.

Sicherlich wirst Du auch schnell feststellen, dass der Herzogs Palast eher nach schottischem Hochland als nach sonnigem Portugal aussieht. Oder was meinst Du? Stell Dir dicke Nebelschwaden, Nieselregen und Dämmerung vor und dann die Bilder von diesem Palast dazu. Nur die überall im Park verteilten Olivenbäume und Korkeichen stören diesen nordeuropäischen Eindruck.

In diesem Park liegt auch die Kapelle San Miguel de castelo aus dem 11. Jahrhundert.

Die Nacht war leider sehr unruhig, da sehr viele Autos bis spät in die Nacht in das hinter  meinem Parkplatz liegende Wohngebiet fuhren. Da es sich, wie so oft in Portugal um eine Straße aus Kopfsteinpflaster handelte war leises Vorbeifahren unmöglich.

Aber jetzt trieb es uns gewaltig weiter, wir wollten wieder schöne Strände und den Atlantik erleben.

Es ging um Porto herum nach Torreira. Porto sparen wir uns für die 5 monatige Winterpause auf. Da ist es sicher ruhiger und von A Guarda aus keine 1,5 Stunden Autobahnfahrt.

Torreira, ein altes Fischerdorf

12.10.2023. Alt vielleicht, Fischer kaum, aber dafür eine Touristenhochburg und wie! Torreira liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Atlantik und der Ria de Aveiro. Es wird noch traditioneller Fischfang mit schönen bunten Holzbooten betrieben.

Diese werden mit großen Traktoren samt Fang an den Strand gezogen. Ein Teil des Fanges wird direkt an die Bevölkerung am Strand, quasi frisch aus dem Netz verkauft. Für die Möwen ein Riesen Spektakel.

Der Ort selbst, war für meine Beiden eher eine Enttäuschung. Keine alten Häuser, kein echtes Zentrum. Nur sehr viele Restaurants, von denen schon viele geschlossen hatten und noch viel mehr leerstehende Wohnungen, Häuser und ganze Blocks. Natürlich nur in der kurzen Saison bevölkert. Schade.

Immerhin stand ich schön ruhig direkt neben einem Picknickplatz für Kinder. Ja die Picknickbänke und Tische waren selbst für Sybille etwas klein. Bei unserer Ankunft war auch gerade eine Gruppe von zehn Kindergartenkindern dort und hielt Mittagschlaf.

Mehr gibt es zu Torreira leider nicht zu erzählen, außer dass der Sandstrand endlos war.

Meine Beiden lieben mehr die wilden und felsenreichere Strände, an denen nicht eine Bar an die andere gereiht auf Gäste lauert.

Großreinemachen

13.10.2023. Weiter ging es nach Figueira da Foz. Dort gab es einen schön gelegenen terrassierten Campingplatz, der für portugiesische Verhältnisse sehr günstig war. 10 Gehminuten vom Strand und der Altstadt entfernt.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Stadt in Portugal als mondänes Seebad bekannt und verfügt gleich über mehrere lange Sandstrände.

Allerdings nicht über eine sehenswerte Altstadt. Dafür über eine Skyline mit vielen, für uns zu vielen, Hochhäusern. Da die 10 Gehminuten zu Strand und in Stadt, sich als satte 40 Minuten herausgestellt hatten, blieben wir alle auf dem gemütlichen Camping. Zum Glück war es eher bewölkt. Denn schattenspendende Bäume gab es nur wenige. Mehr als 80 % der vorhandenen sehr hohen und alten Pinien sind vor ein paar Jahren einem verheerenden Sturm zum Opfer gefallen.

Also wurde bei Bruno gründlich gesaugt ( der Grund für den Campingaufenthalt, der Strom ) und alles wieder auf Vordermann gebracht. Wie immer eine Wohltat, was auch noch Spass bereitet.

Wie ich schon berichtet habe, ist die Situation in Portugal um freizustehen zu können etwas angespannt. Deshalb haben viele der Campingplätze ganzjährig geöffnet. Der Staat fordert mit seiner erwähnten gesetzlichen Regelung zum Freistehen ja geradezu auf, die Campingplätze offen zu halten. Dazu kommt noch, dass es im Gegensatz zu Spanien fast keine Möglichkeiten gibt, an Frischwasser zu kommen außerhalb der Campingplätze. Dies lassen sich die meisten auch fürstlich bezahlen.

Eine Nacht für uns und Strom, kann da schon mal 40,- € oder gerne auch mehr kosten. Jetzt Mitte Oktober, in der Nachsaison auf einem zwei Sterne Platz! Wir haben auch schon Campingplätze gesehen die für 25,- € für auf der Durchreise befindliche WOMOS einen sogenannten Spezialtarif anbieten. Von 20.00 Uhr abends bis 08.00 Uhr morgens, ohne Strom, denn der geht dann extra!

Da waren die 15,50 € auf dem Camping municipal in Figueira da Foz ja schon unglaublich günstig. Dazu noch großzügige Stellplätze, gratis Strom und freie Platzwahl.

Kreativ sind die Betreiber auch noch wie Du sehen kannst.

Es waren jetzt noch zwei Wochen bis zum Beginn der Winterpause in A Guarda. Also, wie sollte es weitergehen?

Das Dourotal wäre sehr interessant gewesen, wäre nicht das Wetter zunehmend regnerischer geworden, was die Fahrt durch ein beeindruckendes Tal und Weinanbaugebiet nicht gerade traumhaft macht. Zudem ist dort gerade die Weinlese beendet  und es wimmelt nur so von Weintouristen.

Also verschieben wir das ins Frühjahr. Auch hier gilt, es liegt ja kaum 1,5 Stunden Fahrt von A Guarda entfernt.

Du merkst A Guarda wurde mit Bedacht gewählt.

Die flachen Sandstrände waren ja nun doch nicht unser Favorit, die Touristenhochburgen auch nicht. Also beschlossen wir ganz langsam und gemütlich nach Viana do castelo zurückzufahren und die Küste bis A Guarda in vollen Zügen zu genießen. Viana do castelo konnten wir ja noch gar nicht richtig entdecken, da Jose mit meinen Beiden auf der Schlüsselsuche ja einmal im Schnelldurgang die Stadt passierte. Genießen oder wirklich was dort anschauen, konnten die Beiden in der kurzen Zeit nicht. Dafür war das mit dem Schlüssel wichtiger.

Aufgrund der Entfernung planten wir einen Zwischenstopp zur Übernachtung in Apulia einem angeblich (Du merkst ich werde vorsichtiger) schönen alten Fischerdorf.

Apulia

14.10.2023. Zum Glück habe ich vorsichtig formuliert. Denn es gibt nur einen Kommentar, der da lautet:

Vergiss es!

Apulia hat eine wunderschöne Kirche mit einem noch schöneren Parkplatz mit Olivenbäumen dahinter. Der Ort selbst und erst recht die Uferpromenade am Fischereihafen, oje. Vergammelt, direkt an der Promenade abrissreife Ruinen, die Promenade vermüllt und lieblos.

Die Nacht auf dem Kirchplatz war wunderbar ruhig.

Namenlos

14.10.2023. Von Apulia ging es weiter in ein kleines Dorf, das einen SB Waschsalon aufzuweisen hatte. Dort entdeckten wir auf einer Anhöhe einen schön gelegenen terrassierten Parkplatz mit einer großen Freizeitanlage. In der Nähe, ein geschlossenes Restaurant. Wir beschlossen der Lage wegen zu bleiben. Kurz nach 20.00 Uhr drehte Raphael meinen Zündschlüssel auf Start und es ging weiter.

Das Restaurant war nicht geschlossen und die ganze Straße vor mir, war zugeparkt. Aus Erfahrung  wussten wir schon, was zwischen 22.00 Uhr und 23.30 Uhr auf uns wartete! Die Restaurantgäste, die sich laut unterhaltend zu ihren Fahrzeugen begaben, dort noch weiterplauschten und irgendwann nach 10 bis 30 Minuten davon fuhren. Zusätzlich war oben aus der Freizeitanlage laute, sehr bass lastige Musik, lautes Gejohle und Gelächter zu hören. Auch da hatten wir eine zwar lebhafte aber unschöne Vorstellung, was in der Nacht daraus werden würde.

Um diese Uhrzeit, es war in Portugal wegen der Zeitverschiebung schon dunkel einen anderen Stellplatz suchen, keine gute Idee! Also park4night ansehen. Weit und breit gab es nur einen Vorschlag. Bei einem großen Supermarkt, einem Intermarche, gab es eine Ver- und Entsorgung mit angegliedertem Stellplatz. Mitten im Industriegebiet und direkt neben der Laderampe. O.K. kein Traum, aber besser als das erwartete Szenario bei der Freizeitanlage und am Sonntag würde die Laderampe ja kaum benutzt werden.

Der Platz war, was er war. Ein Ver- und Entsorgungsplatz mit ein paar markierten Stellplätzen. Immerhin hell erleuchtet und wieder Erwarten ruhig. Ruhig bis 4.15 Uhr morgens! Der LKW Verkehr bei der Laderampe des Intermarche begann! Uns war nicht bewusst, dass in Portugal alle großen Supermärkte und viel kleinere Geschäfte am Sonntag, wie an einem Wochentag geöffnet haben!

MERDE!

Viana do Costello

16.10.2023. Die Beiden hatten sich schon Pläne gemacht, welche Sehenswürdigkeiten und Wanderungen sie in den kommenden Tagen in Viana do Castello unternehmen wollten. Aber da gab es ein Problem! Das Wetter.

Laut verschiedenen Vorhersagen sollte das Wetter kippen. Ab Mitte der Woche, Sturm mit über 50 Kilometer Geschwindigkeit, Regen über Regen und vor allem Temperaturen die tagsüber auf unter 15 Grad und nachts auf unter 8 Grad fallen sollten.

Da kann ich schon wieder nur eines sagen:

MERDE!

Bei diesen Aussichten ist es bei Chez Bruno ungemütlich. Für Nachttemperaturen unter 10 Grad bin ich nicht wirklich gut isoliert. Wind hasse ich sowieso und bei Dauerregen können die Beiden auch nicht raus. Zudem wäre sehr viel heizen angesagt.

Was nun?

Die Beiden schrieben Lidia und Miguel ein Email und erläuterten die Situation mit der Bitte, 10 Tage früher die Wohnung mieten zu können, denn das miese ungünstige Wetter sollte bis Ende Oktober, dem offiziellen Mietbeginn anhalten.

Aufgrund eines Übersetzungsfehlers kam bei Lidia aber eine andere Botschaft an und sie schrieb zurück, dass sie starke Vorbehalte hat und sich wieder melden würde. Wie bitte?

Also nochmal ein Email geschrieben, die Situation erneut erklärt  und gespannt auf die Antwort gewartet, die dann am Nachmittag,  da war ich schon auf dem Stellplatz in Viana do costelo, kam.

Wir sollen uns keine Sorgen machen, selbstverständlich können wir ab 18.10.2023 in die Wohnung und der Übersetzer hat wohl irgendetwas falsch gemacht.

Puh, stell Dir vor, was für eine Erleichterung bei meinen Beiden zu spüren war! Sie hatten kurzfristig ja schon befürchtet Lidia würde einen kompletten Rückzieher machen und sie stünden nun ohne Wohnung da. Aber nun war ja alles gut, Gott sei Dank!

Was für ein Zufall, gerade heute Morgen haben die Beiden in ihrem grünen Buch, das sie jeden Tag begleitet folgendes gelesen:

„„BETRACHTUNG FÜR HEUTE

Ich würde gerne einen Moment über den Wechsel der Jahreszeiten nachdenken. Der Winter gibt mir die Möglichkeit, die Dinge für eine Weile ruhen zu lassen, vielleicht auch meinen Geist. Ich kann unmöglich die ganze Zeit wachsen. Möglicherweise stellt sich, wenn ich innehalte und gelegentlich im „Winterschlaf meiner Seele“ still verharre – was mir sehr schwer fällt – das Wachstum im „Frühlingserwachen meiner Seele„ wieder von selbst sein. Vielleicht wird mein Wachstum dann umfassender und gefestigter sein.

MEDITATION FÜR HEUTE

Weil es mir schwer fällt zu ruhen, langsamer zu werden oder zu meditieren, hilf mir, dass ich mir die Freiheit dazu nehme.

HEUTE DENKE ICH DARAN

Fortschritt ist nicht immer eine Schnellstraße. Ich denke daran, anzuhalten, den „Motor abzustellen“ und meinem Geist Ruhe zu gönnen.““

Ich finde besser könnte man die ruhigere Zeit, die uns bevorsteht kaum in Worte fassen.

Mein Motor ruht.

Die Beiden kommen zur Ruhe, können alles noch einmal reflektieren.

Wir können alle drei neue Kräfte sammeln, und  uns auf die neuen Erlebnisse  und Abenteuer im Frühjahr freuen.

Auf in das Winterdomizil

17.10.2023. Früh ging es, nach einer von schon starkem Wind und heftigem Regen unruhigen Nacht, nach A Guarda.

Da der Wind immer stärker zu spüren war, vor allem auf den vielen Brücken die ich überqueren musste, waren wir froh gegen 10.30 Uhr in der Nähe von A Guarda auf dem Parkplatz beim Hotel, den wir vor zwei Wochen schon benutzt hatten angekommen zu sein.

Der Wind blies, trotz dem Stellplatz hinter der Düne und der vielen Pinien, sehr heftig und ich wackelte dementsprechend. Zum Glück hatte Sybille die Idee ein paar Plätze weiter zu rollen, um zu testen ob es dort besser wäre. Es war besser! Der Wind war zwar immer noch sehr deutlich zu hören, aber kaum noch zu spüren. Es fielen auch keine kleinen Äste und Pinienzapfen herunter, und zum Teil auf mich. Das hörte sich jedes Mal an, als ob ein Felsklotz auf mich draufdonnern würde.

Also eine weitere eher unruhige Regen und Sturmnacht verbracht, aber das Ziel war ja zum Greifen nah. Es war uns nun allen Dreien sonnenklar, dass es die einzige Richtige und die Beste Entscheidung gewesen war, die Wohnung jetzt schon zu mieten. So wäre es auf jeden Fall, keine weiteren 10 Tage weitergegangen!

Die Rettung

18.10.2023. Punkt 10.00 Uhr, wie vereinbart öffnete Miguel die Eingangstür. Die Beiden bedankten sich für das Entgegenkommen und 20 Minuten später verliess  Miguel die Wohnung mit unterzeichnetem Mietvertrag.

Die Zwei waren überglücklich. Zumal die Wettervorhersagen sich mittlerweile verändert hatten. Aber nicht zum Positiven! Nun waren Winde bis weit über 80 Kilometer vorhergesagt, es bestand die Möglichkeit von Überschwemmungen und starken Gewittern.

Mon Dieu!

Sybille und Raphael hatten ein festes Dach über dem Kopf. Ich stand safe auf einem großen öffentlichen Parkplatz, keine hundert Meter entfernt, direkt hinter einer Mauer, die mir gegen den Wind Schutz bot. Der Regen machte mir ja nichts aus. Ich wusste ja sicher, dass ich dicht war.

Die kommenden drei Tage bekam ich mehrfach Besuch von den Beiden. Die wichtigsten Kleidungsstücke, Toilettenartikel und Lebensmittel mussten ja in die Wohnung. Für 5,5 Monate kann ja nicht alles bei mir bleiben und die Beiden müssten permanent zu mir laufen, um irgendetwas zu holen.

Sobald das Wetter besser wird, werden wir immer wieder Tagesausflüge unternehmen. Wenn das Wetter nicht mitspielt, werde ich auf jeden Fall einmal die Woche die Beiden zum Einkaufen fahren und eine Spazierfahrt machen um meine Batterien bei Laune zu halten.

Und jetzt?

Was bedeutet das jetzt für Dich?

Für Dich und Dein Interesse an unserer Reise hat das Winterdomizil keine Konsequenzen.

Wir werden weiterhin einiges unternehmen und erleben. Du wirst darüber, wie gewohnt mehr oder weniger launig informiert. Sollte es Phasen geben in denen es wenig zu berichten gibt, keine Sorge!

Wir haben schon Material für Splitt 3 und 4 gesammelt. Es gibt noch viel Kurioses zu erzählen, auch mit passenden oft erstaunlichen Bildern. Daneben gibt es noch viele Erlebnisse, die wir Dir noch gar nicht berichtet haben. Sowohl schriftlich wie auch bildlich.

Du kannst Dich also weiterhin freuen und uns auf allem was da noch kommen mag, begleiten. So manche Ziele und Vorhaben habe ich ja schon angedeutet, oder zwischen den Zeilen erwähnt.

A Guarda / unser Winterdomizil

In diesem Sinne sehen wir uns in zwei Wochen, in alter Manier wieder.

Bis dahin

Hasta luego

Dein BRUNO

Vom Praja Boca do Rio in der Bucht von Carnota bis Portugal, immer an der Küste entlang

Praja Boca do Rio

26.09.2023. Es ging früh an den Strand von Boca do Rio in der Nähe von Carnota. Dies ist laut meinen Beiden einer der malerischsten Strände am Atlantik. Riesige rundgewaschene Granitsteine und abstrakte Figuren bildende Felsquader liegen auf dem Sandstrand verstreut. Hinter der Düne haben sich zwei Lagunen gebildet, die sich nur bei Flut richtig füllen. Ein Paradies für Kinder und vor allem für Wanderer wie meine Beiden. Die Bucht von Carnota besitzt gleich einige dieser traumhaften Strände.

Ich stand unter Pinien  und hörte dem Meeresrauschen in 200 Meter Entfernung und dem Zirpen der Zikaden zu.  Hin und wieder in der Nacht, unterbrochen vom Schrei eines Käuzchens.

Das Wasser zwischen den Kugeln und bizarren Skulpturen grünlich schimmernd und glasklar. So wie Du Dir wahrscheinlich die Karibik vorstellst. Aber auch bizarre Gewächse waren zu finden.

Am Abend gingen meine Beiden wenn ich mich recht erinnere zum dritten Mal an den Strand. Es war Ebbe und das Wasser lief stellenweise im Tempo eines Wildbaches im Gebirge ab. Beeindruckend. Die aufziehenden Wolken in Kombination mit der Meeresoberfläche und der untergehenden Sonne zauberten ein wunderbares Licht in Raphaels Kamera.

Die Ebbe hatte passend zu den Steingebilden ebenfalls skurrile Formen im Sand hinterlassen.

Alboreda

27.09.2023. Früh (die Kaffeemaschine brodelte kurz vor 06.00 Uhr vor sich hin) ging es nach Alboreda zum dortigen Kulturhaus, mitten in einem Eukalyptuswald. Zur Abwechslung mal kein Strand und kein Meer. Auch schön, wenn auch komplett anders.

Unterwegs in Muros einem kleinen Fischerort, wurde noch Wäsche gemacht. Ich habe zwar schon oft davon berichtet, aber hier nun mehr Erläuterungen.

In Deutschland sind solche öffentlichen Waschsalons ja fast unbekannt. In Spanien findet man alle paar Kilometer so einen. In der Regel gibt es drei bis vier Waschmaschinen mit unterschiedlichem Fassungsvermögen von 9 bis 20 Kilogramm und ca. drei Trockner. Diese sind blitzblank sauber. Die Maschinen desinfizieren und reinigen sich selbstständig. Waschpulver, Weichspüler, alles inklusive. Kaffeeautomat, Kinderspielecke und Tische, um die Wäsche zusammenzulegen. Auch Wäschekörbe, um die nasse Wäsche von der Waschmaschine zum Trockner zu befördern. Alles da.

Die Preise sind erschwinglich. Die Waschmaschinen kosten je nach Größe 3 bis 6 Euro und der Trockner meist 3 Euro für 20 Minuten. Insgesamt ist eine Waschladung mit dem Trockenvorgang nach etwa einer Stunde erledigt.

Da es in Spanien viele Wohnungen gibt in denen es schlichtweg keinen Platz für Waschmaschine und schon gar nicht für Trockner gibt, sind viele dieser Waschsalons gut besucht. Entlang des Jakobsweges kommen noch viele staubige und verschwitzte Pilger als dankbare Kunden dazu.

Über Alboreda und den dortigen Stellplatz, gibt es kaum etwas zu berichten. Er lag auf einem geteerten Platz neben dem Kulturhaus, oberhalb des Ortes, direkt am Waldrand. Also ruhig und angenehm. Aufgrund der Aufnahme vom abendlichen Spaziergang kannst Du Dir sicher ein Bild davon machen.

Über die Fahrt durch die Dörfer an der Küste dagegen schon. Die Häuser waren fast alle sauber hergerichtet. Sie strahlten in allen erdenklichen Farben um die Wette. Rot, Terrakotta, Gelb, Grün, Blau manchmal auch in mehreren Farben gleichzeitig, aber ganz bestimmt nie weiß. Wenn nicht bunt dann waren es die typischen in großen Steinquadern erbauten Häuser. Auf jeden Fall wussten wir in so manchem Ort nicht wo wir bei der Durchfahrt als erstes hinschauen sollten.

Die Isla de Arousa

28.09.2023. Die Isla de Arousa ist in vollem Umfang ein Naturschutzgebiet. Daher verbot es sich für uns dort einen Stellplatz, außer einem der beiden Öffentlichen aufzusuchen. Diese Insel liegt, wie kann es auch anders sein, in der Ria de Arousa.

Diese Ria erinnert auf der Karte an ein Kuheuter. So ausgefranst und buchtenreich ist sie. Die Insel ist nur über eine, erst vor einigen Jahren fertiggestellte 2001 Meter lange Brücke zu erreichen. Tolle Stimmung, wenn es dunkel wird, und die orange gefärbte Beleuchtung im vorbeiziehenden Küstennebel die Brücke erhellt.

Gleich an ihrem Ende liegt hinter einem Kreisverkehr der erste offizielle, für 24 Stunden genehmigte, Stellplatz. Unmittelbar an der Ria wo Kitesurfer bei starkem Wind ihrem Sport frönten.

Unglaublich, was diese Jungs und Mädels mit ihrem Drachen an den Armen und ihren Füssen auf dem Brett vollführen.

Meine Beiden umrundeten in gut 2,5 Stunden den südlichen Teil der Insel auf einem wunderbaren Rundweg. Laufend wechselte dabei das Gesicht der Küste.

Einmal bot sie sich rau und schroff dar, dann wieder sanft mit Schilf und feinem Sandstrand, wie aus Puderzucker. Dann sah es wieder aus wie in Schweden auf den Schäreninseln. Echt verblüffend wie schnell auf dieser Wanderung die Szenarien wechselten erzählten mir die Beiden.

Auf der Insel waren, wie schon öfter in den letzten Tagen, ganze Bereiche der Dünen abgesperrt. Es ging um die Renaturierung und die Regeneration der durch zu viel Müll, zu viele Besucher und zu viele Hunde und deren Hinterlassenschaften zum Teil stark geschädigten Dünen.

Auch die Bewohner der Insel schützen sich.

Nur auf dem von meinen Beiden erwanderten südlichen Inselabschnitt gibt es Campingplätze, WOMO Stellplätze und Wanderrouten. Auf dem Rest der Insel leben die Einwohner. Eine tolle Lösung.

Ebenfalls eine tolle Lösung dieser Gegend am Atlantik sind die Picknickbänke aus Granit. Sie verwittern nicht, werden nicht morsch, nicht mutwillig zerstört und halten so selbst im Küstenklima und Küstennebel quasi ewig.

Auf der anderen Seite der Brücke, lag eine einzigartige Schule und Kooperative. Dort geht es einzig und alleine darum, interessierten Einwohnern, die in der Ria de Arousa tradierte Art und Weise des Fischens mit kleinen Holzbooten ohne Motor näher zu bringen. Die Boote werden bei Flut hinausgerudert und bei beginnender Ebbe kehren sie zurück. Da es dann nicht mehr genug Wasser hat um zu rudern, werden die Boote in mühseliger Arbeit an einem am Ufer angepflockten Seil manuell zurückgezogen.

Cambados und der Mirador a Siradella auf der Halbinsel La Toja

29.09.2023. Cambados hat ein schönes Altstädtchen, das allerdings in weniger als einer halben Stunde zu erkunden war.

Schöne alte Gebäude, einen tollen Praza major. Leider auch viele Leerstände. Dennoch brachten meine Beiden überraschend viele schöne Impressionen von ihrem Stadtrundgang mit.

Richtig  interessant wurde es dann aber beim nächsten Ziel, der Illa la Toia. Eine Halbinsel auf der uns der WOMO Verlag einen Stellplatz oben bei einem Mirador mitten im Wald empfahl. Danke für diesen Tipp.

Ich stand kuschelig unter Pinien bei einem idyllisch gelegenen Picknickplatz, mit mehr als einem Dutzend Grillstellen.

Es gab in unmittelbarer Nähe gleich zwei Miradors. Einer mit einer beeindruckenden 360 Grad Rundumsicht und der andere mit Blick auf einen atemberaubenden Sonnenuntergang.

Darüber hinaus lagen auch mehrere Inseln vor der Küste, die immer wieder von Wolken oder am Morgen und am Abend von Küstennebel eingehüllt oder überzogen wurden. Wie flach daliegende Hügel denen immer wieder eine weiße Haube aufgesetzt wurde.

Endlos anmutende Strände auf einer Halbinsel. Der Längste ist der Praja de Lanzada. Mehrere Kilometer langgestreckt bildet er den Istmus zwischen der Halbinsel und dem Festland.

Auf dem Mirador gab es auch eine Infostelle, die über die örtlichen Fischfangtraditionen, deren Techniken und die Meeresfauna unterrichtete. In diesem Centro de Interpretacion da Natureza da Siradella erfuhren meine Beiden anschaulich, wie das mit der Austernzucht auf im Meer verankerten Plattformen funktioniert.

Eigentlich genial einfach. An der Plattform sind lange Taue befestigt an denen die Austern sitzen, wachsen und gedeihen. Zur Ernte werden die Taue nach oben gezogen und die Austern abgeerntet.

Am Abend waren meine Beiden natürlich auf beiden Miradors mit einem Bierchen unterwegs. Die Sonnenuntergangsbilder von dem Mirador mit der geringeren Rundumsicht haben mich echt umgehauen.

Die ganze Nacht über bewachte uns der Vollmond, der immer wieder beschützend durch die Pinienäste schaute. Ein Käuzchen war immer wieder zu hören. Obwohl wir auf über 250 Meter über dem Meer und  gute 2 Kilometer Entfernung standen, hörten wir das Rauschen und Anbranden des Meeres. Wir haben wunderbar geschlafen.

Eigentlich wollten wir ja das Wochenende dort oben bleiben. Aber für das Wochenende war tolles bis 30 Grad warmes Wetter vorhergesagt. Das neben einer großen Picknickanlage? Nein, das wollten wir nicht riskieren. Zusätzlich kamen den ganzen Tag über immer wieder riesige Reisebusse, aus denen  Touristen ausstiegen, um eine Wanderung zu machen und das Centro zu besuchen.

War uns für das ganze Wochenende auf Dauer etwas zu unruhig.

Schatten und Licht ganz nah beieinander

30.09.2023. Also ging es relativ früh weiter zu einem anderen Mirador. Genauer auf den Monte Ferro bei Panxon. Der Monte Ferro ist ein 150 Meter hoher Hügel bei Panxon auf dem 1924  ein wirklich wuchtiges Denkmal errichtet wurde. Zum Gedenken aller auf dem Meer umgekommenen Seeleute. Interessanter ist für die meisten aber die große Picknickarea mit Blick auf das Meer, den Strand Playa patos und an einem heißen Tag, der Schatten der unendlich vielen Pinien.

Ich parkte wie immer am Rand des Parkplatzes. Aber nach zwei Stunden war mein Diesel wieder gefragt. Es waren fast alle Picknickplätze belegt, ebenso qualmten alle vorhandenen Grillstellen mehr oder minder wohl riechend vor sich hin. Viele Familien, oft über drei Generationen, trafen ein. Die Rauchschwaden und die dazugehörige Geräuschkulisse, das ging nach dem extrem ruhigen Tag zuvor gar nicht. Also zu einer Empfehlung von park4night in O Igrexario.

Toller Platz, super Aussicht und ein Lokal mit regionalen Spezialitäten. Klang alles sehr gut. Der Aufstieg nach O Igrexario wollte und wollte nicht enden. Oben angekommen war es ein öder geteerter Platz mit drei von ehemals fünf riesigen Platanen. Das Restaurant war seit längerem geschlossen. Also insgesamt alles weniger erfreulich. Raphael fragte wie immer den ersten Einheimischen wie es mit dem Übernachten wäre. Der Herr sprach Deutsch! Wir bekamen sofort mehrere Alternativtipps an Restaurants und das Übernachten sei hier gerne gesehen. Der Ausblick war toll, wie Du sehen kannst.

Die Überraschung kam dann gegen 17.00 Uhr. Innerhalb weniger Minuten war ich völlig umringt von PKWs, aus denen Leute ausstiegen und zur benachbarten Kirche gingen. Dort war wohl eine Messe. Das dicke Ende kam dann aber nach der Messe. Es vergingen fast 1,5 Stunden bis alle nach endlosem lautstarkem Palaver den Parkplatz wieder verlassen hatten. Fast wie auf dem Monte Ferro nur ohne Rauchschwaden.

Aber der Abend nahm dann doch einen tollen Verlauf. Zum einen entdeckten die Beiden direkt neben meinem Platz ein weiteres Traumhäuschen. Ein altes Weinberghäuschen mit einem kleinen Weinberg am Hügel und einem Flachdach, das von einer wildrankenden Weinrebe beschattet wurde.

Und dann kam die Krönung. Der Sonnenuntergang. Entschuldige bitte die Überschwänglichkeit, aber der war noch prächtiger und farbenfroher als der am Abend zuvor auf der Halbinsel.

Eine ruhige Nacht.

Am nächsten Tag kam schon wieder ein absolut, völlig unvermutetes Highlight.

Die Muinos do Folon e do Picon

01.10.2023. Die Mühlen von Folon und Picon.

Nach einer kleinen Odyssee kamen wir gegen 16.00 Uhr auf dem dortigen Parkplatz, mit einer wie für mich gemachten Parklücke an.

Vorher waren die Koordinaten im Führer des WOMO Verlag falsch. Dann fanden wir zwar eine kleine Kapelle, an der meine Beiden auch aßen und Pause machten, aber der Platz war nicht der Richtige und beide fühlten sich nicht wirklich wohl. Für solche Fälle gibt es an Bord von Bruno die Regel:

WEITERFAHREN, WEG HIER! WAS BESSERES KOMMT IMMER!

Also zum Parkplatz der Mühlen. Meine Beiden beschlossen, da es langsam kühler wurde die Wanderung bei den Mühlen noch zu absolvieren. Immerhin gute 2 Stunden mit vielen Höhenmetern und steilen, gerölligen Abschnitten.

Wie Mühlen in einem solchen Gelände meinst Du?

Ja und wie!

Es gibt in den beiden Tälern von den Bächen Folon und Picon gleich 64 sehr gut erhaltene Mühlen.  Die Mühlen ziehen sich wie Perlen an einer Schnur aufgereiht den Berg hinauf. Der Wanderweg ist 5,3 Kilometer lang und hält sowohl Ausblicke in die weite Landschaft wie auf die grandiose Ansammlung der Mühlen bereit. Auf der Seite wo es am Picon wieder sanfter bergab geht stehen die Mühlen nicht mehr so dicht und sind auch nicht mehr durch Treppen miteinander verbunden. Allerdings gibt es hier wieder viel mehr saftiges Grün zwischen den wild verstreut herum liegenden Granitbrocken.

Die kleinen Mühlen sehen wie Schafställe mit Pultdächern aus. Das Wasser liefert der jeweilige Bach und die eigens angelegten Kanäle. Die Technik ist einfach. Die Mühlen kommen ohne jegliches Getriebe oder Untersetzung aus. Das horizontal gelagerte Mühlrad treibt vom durchfließenden Wasser angetrieben unmittelbar die Mahlscheibe an.

Der Parkplatz wurde erst vor ein paar Jahren komplett neu angelegt.

Er hält, für die in den Sommermonaten  sehr zahlreichen Touristen, Toiletten, Waschbecken, einen Kiosk mit Imbiss und eine Tourist Info bereit.

A Guarda und der Playa o Moino

02.10.2023. Vorbei am Monte Tegra nach A Guarda.

Vom Monte Tegra aus beobachteten schon die Kelten ab dem 7. Jhd. V. Chr. was an der Minho Mündung so vor sich ging. Die Kelten hatten dort auf 300 Meter Höhe eine gewaltige Feste errichtet. Seit 1913 wurden dort über 1.000 Rundhütten der Kelten ausgegraben. Es muss eine sehr große Siedlung gewesen sein.

Ja, wieder einmal der Minho oder Minjo, wie auch immer er geschrieben oder gesprochen wird. Seit Wochen begleitete er mich immer wieder einmal.

Ich stand nun unmittelbar an seiner Mündung in den Atlantik und schaute über den Fluss hinüber nach Portugal! Wir waren fast in Portugal. Das bedeutete wir hatten die gesamte spanische Atlantikküste bereist und erlebt. Es waren tolle, erlebnisreiche und sehr intensive Monate. Jeden einzelnen Tag haben wir davon in vollen Zügen genossen.

Es war Montag, sehr ruhig am Strand, und meine Beiden machten die ersten Erkundungsgänge. Es gab Holzstege am Minho entlang flussaufwärts, am Atlantik entlang Richtung A Guarda.

An manchen Stellen gab es auf den Holzstegen aufgemalte weiße Fussabdrücke. Die neben einander standen und eingekreist waren.

Zuerst wunderten sich meine Beiden sehr darüber, dann sahen sie an vielen Bäumen weiße Zeichen. Nach einiger Überlegung suchte sie dann die die Erleuchtung heim!

Stand man genau auf den aufgemalten Schuhen hatte man den richtigen Blickwinkel um zu erkennen, dass die weißen Zeichen Kunstwerke waren. Sie waren über mehrere Bäume verteilt und nur als Ganzes erkennbar, wenn man genau richtig stand.

03.10.2023. Heute war mal wieder eine Küstenwanderung angesagt. Meine Beiden gingen auf dem Weg entlang der Küste nach A Guarda. Hin und zurück stolze 11,3 Kilometer mit dem wahnsinnigen Höheunterschied von 12 Metern. A Guarda hat einen kleinen Hafen und gefiel den Beiden mit seinen knapp 15.000 Einwohnern auf Anhieb.

So kamen sie bei einem Cafe americano am Hafen auf die Idee nach einer Wohnung für den Winter zu suchen. Auch in diesen Breitengraden, kann es im Winterhalbjahr tagsüber unter 10 Grad gehen, oder auch mal eine Woche am Stück durchregnen. An der Algarve wäre das viel besser, aber da wollen wir nicht hin. Alles voll und überlaufen. Nein Danke!

Siehe da, in A Guarda haben sie gleich mehrere Wohnungen gefunden. Im Juli und August,  der Hauptsaison, kosten diese meist topausgestatteten Wohnungen von 600,- € bis weit über 1.000,- € pro Woche. Die restlichen 10 Monate sind sie für zum Teil unter 400,- € pro Monat zu mieten! Immerhin besser, als im Vergleich zum  Mittelmeer,  Kantabrien oder dem Baskenland, wo die Wohnungen dann einfach leer bleiben.

Ich hätte die Beiden zwar schon gerne dauerhaft bei mir, aber ich verstehe sie, wenn sie den wettertechnischen Unbilden aus dem Weg gehen wollen. Es ist auch von Ihnen fest versprochen, dass ich nicht monatelang tatenlos rumstehe, sondern, wenn das Wetter es hergibt wir trotzdem unterwegs sind. Kleinere Touren sind immer drin.

Genau dafür wäre A Guarda ideal. Ein idealer Ausganspunkt für Galizien. Asturien in gut drei Stunden erreichbar und direkt an der Grenze zu Portugal. Auch Santiago de Compostella in nur zwei Stunden entfernt. Da wollen wir im Winterhalbjahr auf jeden Fall hin. Zu der Zeit ist Pilgerpause und die Stadt ist schön leer. Parkplatztechnisch für mich viel besser als in der Wanderzeit. Da meine Beiden dann unter den Einheimischen wohnen, wäre es auch vorteilhaft, schnell das erlernte Spanisch zu verbessern.

Mal sehen was rauskommt. Angeschrieben haben sie mal vier Wohnungseigentümer.

Auch wäre da noch was über Workaway, wo sie bei Marc in Zentralportugal wohnen könnten. Marc betreibt einen kleinen Perma-Kultur- Bauernhof, hat zwölf Hühner und einen Hund. Im Zeitraum zwischen Mitte Dezember und Ende Februar reist er nach Mexiko und sucht daher am liebsten ein Paar, das sich um Hund, Hühner und die Gemüsepflanzen kümmert. Mitte Oktober werden wir Marc besuchen, da sind wir ungefähr in der Gegend zwischen Coimbra und Tomar. Wir sind alle Drei schon mächtig gespannt.

Die Beiden haben also mehrere Eisen im Feuer wie es so schön heißt, um eine gewisse Zeit im Winterhalbjahr zu überbrücken.

Wie ich gehört habe, soll es morgen losgehen in Richtung Portugal.

Portugal ich komme!

04.10.2023. Sorry, wir kommen! Gegen 10.00 Uhr ging es dann los Richtung Portugal. Nach etwas mehr als einer halben Stunde Fahrt war es geschafft. Meine 4 Allwetterreifen berührten zum ersten Mal portugiesischen Boden. Fühlte sich aber auch  nicht anders an als der spanische. Allerdings roch es anders. Keine Eukalyptusbäume oder Pinien mehr. Schlagartig auf der anderen Uferseite eine andere Vegetation. Sehr vielfältig, keine Monokulturen. Vorerst. Auch die Landschaft wechselte. Weniger Berge, mehr flache Sandstrände.

Vor der Abfahrt hatte Raphael mich noch bei der CTT angemeldet. In Portugal sind eigentlich alle Autobahnen Mautpflichtig. Entweder per CTT also Kennzeichen Erfassung ohne Schranke an der Mautstation oder per Karte oder Bargeld. Da aber viele Mautstationen keine VISA annehmen und wir selten mehr als 20,- € Bargeld dabei haben war die Anmeldung sehr sinnvoll.  Die Mautgebühren sind eher gering im Vergleich etwa zu Frankreich. So sollten die ersten gebuchten 40,- €,  die ein Jahr gültig sind, auch eine ganze Weile reichen. Autobahnen sollen die Ausnahme bleiben. In Portugal sind viele Schnellstraßen Autobahn ähnlich ausgebaut, Maut frei und verlaufen meist mehr oder minder parallel zu den Autobahntrassen.

Die erste Fahrt ging nach Ponte de Lima. Dort gab es einen tollen Waschsalon und in der Nähe bei einer Wallfahrtskirche anscheinend einen guten schattigen und ruhigen Stellplatz. Na mal sehen.

Es war schon sonderbar nach so vielen Wochen und Monaten in Spanien. Es gab kein Straßenschild oder Werbeplakat, das einer von uns Dreien auch nur annähernd verstanden hätte. Sehr viel mit spanisch hat das Portugiesisch nicht gemein. Und die Aussprache. Kein einziges Wort zu verstehen.

Die Wallfahrtskirche entpuppte sich als ein Freizeitparadies. Unglaublich viele Picknickplätze aus Granit. Viele Grillstellen, Parkmöglichkeiten für 1.000 oder mehr Fahrzeuge aber alles eingebettet in eine riesige Parkanlage mit exotischen Bäumen und Sträuchern. Typisch portugiesisch, alles mit Kopfsteinpflaster gepflastert. Wirklich ein Paradies.

Ach ja, Brunnen gab es auch. Bei einem dieser Brunnen holte ein einheimisches Pärchen Wasser. Raphael marschierte los, um wie üblich, wegen der Übernachtung zu fragen. Da kam ein älterer Herr mit einem Krückstock dazu. Bei dem Pärchen stellte sich heraus, dass sie französisch verstanden. Der Herr mit dem Krückstock hieß Louis und war so etwas wie der Aufseher über das gesamte Gelände. Er begrüßte uns aufs Herzlichste.  Er freue sich, dass wir hier übernachten wollen, gerne auch mehrere Nächte und er schloss uns auch eine der Toilettenanlagen zur Benutzung auf.

Später, als meine Beiden die ersten Touren über das Gelände machten, wurde ihnen so manches klar. Bei der Wallfahrtskirche mit dem unendlichen Namen Nossa Senhora da Boa Morte e Senhor do Socorro findet einmal im Jahr Ende Juli eine Wallfahrt statt. Mit einem über vier Tage andauernden Rahmenprogramm mit Folklore, Musik, Tanz und natürlich Gottesdiensten. Daher die vielen Picknickplätze, die riesigen Parkflächen und das Gelände.

Louis, dem auf dem Gelände nicht wirklich etwas entging, lud uns ein die Kirche zu besichtigen und die Statuen, die bei der Wallfahrt in langer Prozession über das gesamte Gelände getragen werden. Später lasen meine Beiden, dass die Kirchenführung und Besichtigung normalerweise nur zu bestimmten Zeiten stattfindet. Doch Louis hatte uns anscheinend ins Herz geschlossen und für uns eine Ausnahme gemacht. Wann immer er Sybille oder Raphael sah, kam er und erkundigte sich, so gut es die Sprachbarriere zu lies nach unserem Befinden. Mit erhobenem Daumen der rechten Hand, als Zeichen, dass alles o.k. sei, ging er weiter. Einfach süß.

Die Nächte mit Vollmond und unter Sternen waren genauso himmlisch. Nichts, wirklich nichts störte unseren Schlaf.

Ponte de Lima

05.10.2023. Heute ging es wenige Kilometer weiter nach Ponte de Lima. Ponte de Lima mit seinen gut 45.000 Einwohnern hat eine kleine sehenswerte Altstadt und eine sehr gut erhaltenen römische Brücke,

ein internationales Garten Festival und einen großen botanischen Garten. 

Meine Beiden wunderten sich warum am Vormittag gegen 10.00 Uhr schon sehr viele Besucher in der Stadt und in den Parks unterwegs waren. Bis ihnen dann klar wurde, dass der 05.10.2023, der portugiesische Nationalfeiertag ist, an dem die Republik Portugal ausgerufen worden war.

Am letzten Abend, dem Abend des Nationalfeiertages wurden wir Zeugen von etwas ganz Besonderem:

Auf dem Parkplatz vor dem Heiligtum stand eine größere Gruppe von Männer. Die Beiden fragten sich schon was da los sei, als sie die Antwort schon hören konnten. Zu Ehren des Nationalfeiertages sangen verschiedene dieser Männer den Fado. Teils alleine, teils mehrstimmig, teils von den anderen wie von einem Back Ground Chor unterstützt. Es machte einem regelrecht Gänsehaut diese voluminösen Stimmen zu hören, ohne den Text  zu verstehen mit dieser Traurigkeit und Melancholie.

Also waren sie bald wieder bei mir und wir verbrachten einen weiteren ruhigen, beschaulichen Nachmittag auf schönem Pflaster unter Kastanien und Eichen. Am Abend begegneten meine Beiden noch einmal Louis und verabschiedeten sich per Handy Übersetzer von ihm. Diesmal gab es nicht nur den erhobenen Daumen der rechten Hand. Er legte seine rechte Hand auf sein Herz und sagte, FELICIDATE. Viel Glück und das kam von Herzen.

Durch die Serra d Arga nach Caminha und wieder nach A Guarda

06.10.2023. Gemäß dem Tourenvorschlag ging es heute wieder zurück an die Minho Mündung. Dieses Mal allerdings auf die portugiesische Seite. Die Fahrt ging quer über die Serra d Arga. Dort gibt es unzählige Wanderrouten, Wildbäche, Wasserfälle und Natur pur. Die Sträßchen nach meinem Geschmack, klein, kurvig mit wechselnden Aussichten. Das Tollste aber war, dass wir alle drei den Eindruck hatten, wir seien auf über tausend Metern Höhe. Diesen Eindruck vermittelten uns die Berghänge und die Vegetation. In Wirklichkeit waren die ganzen 1,5 Stunden auf der Fahrt durch die Serra de Arga nie höher als 500 Meter. Es lohnte sich jeder gefahrene Meter.

Auf der portugiesischen Seite der Minho Mündung wollten wir auf einen Stellplatz vom WOMO Verlag. Nur dort standen überall Schilder, dass alle Fahrzeuge über 5 Meter Länge rigoros abgeschleppt würden.

Weißt Du warum?

Das ist genau die Länge, die kaum ein Van oder umgebauter Kastenwagen unterschreitet. Es soll einfach vermieden werden, dass die Dünenlandschaft vermüllt, verkackt und verpinkelt wird. Leider sehen wir ganz oft Besitzer von solchen Fahrzeugen, die völlig hemmungslos hinter ihr Fahrzeug pinkeln und kacken, ohne das große Geschäft oder gar das Toilettenpapier zu entfernen. Pfui Teufel. So verstehen wir diese Schilder und die immer häufigeren Verbote für WOMOS.

Der in der Nähe liegende Campingplatz war extrem voll, hatte winzige Parzellen und war für Anfang Oktober extrem teuer. No way. Was tun?

Ich fuhr auf einen für WOMOS genehmigten Parkplatz am Rande der Altstadt von Caminha, wo meinen Beiden zu Mittag aßen.

Auf dem Weg nach Caminha, hatten sie noch eingekauft. Es ist fast nicht zu glauben, aber das Gros der Lebensmittel ist in Portugal noch einmal gut ein Drittel günstiger als in Spanien und ebenfalls MWST befreit.

Aber der Diesel! Der Wahnsinn! Gut noch einmal 10 Cent auf den schon sehr hohen deutschen Preis oben drauf. Da macht das Reisen relativ wenig Spaß.

Die allgegenwärtige Präsenz der Polizei und der schlichte Mangel an uns gefallenden Stellplätzen, selbst in park4night half uns eine Entscheidung zu treffen, die sich als hervorragend herausstellen sollte.

Wir fuhren bis zur nächsten Brücke über den Minho und zurück nach A Guarda, wieder nach  Spanien. Genau einen Strand weiter als beim letzten Aufenthalt. Auch das, ein Glücksfall. Ich habe ja schon berichtet, dass meine Beiden für die Wintermonate eine feste Bleibe suchen. Seit mehreren Tagen studierten sie schon die Anzeigen auf einem großen Portal für Langzeitmieten von Ferienwohnungen in der Gegend und in ganz Galizien. Über zehn in Frage kommende Wohnungen haben sie mittlerweile angeschrieben. Keine Reaktion!

Viele Ferienwohnungen stehen außerhalb der Saison, die an der Atlantikküste nur von Juli bis Mitte September geht, einfach sinnlos leer. Anscheinend gibt es aber wegen der geringen Nachfrage in den Sommermonaten, seit Corona, immer mehr Vermieter, die auch in den restlichen Monaten des Jahres etwas mit ihrer Wohnung verdienen wollen. Sehr gut auch für meine Beiden. Die Lösung mit Marc von Workaway in Zentralportugal,  für Januar und Februar, war über die Wintermonate doch nicht so der Hit. So beschlossen sie, in A Guarda nochmals intensiv auf die Suche nach einer passenden Wohnung zu gehen.

Die Suche über das Internet, das war klar, war zwecklos.

Wir standen genau gegenüber einer großen Ferienanlage, wo auch klar zu sehen war, dass viele dieser Wohnungen dauerhaft vermietet waren. Also kam Raphael auf die Idee, Personen die zu sehen waren, zu fragen, an wen er sich wenden kann, um eine Wohnung zu mieten.

Meine Beiden hatten beschlossen, nicht zuletzt auch um mich zu schonen eine Wohnung vom 01.11.2023 bis 31.03.2024 zu suchen. Meeresnähe, nicht zu einsam, wenn möglich mit allen lebenswichtigen Geschäften in fußläufiger Entfernung. Dass es solche Wohnungen für Preise zwischen 350,- € und 450,- € pro Monat gab, mit 30 bis 80 Quadratmetern Wohnfläche, wussten sie ja von der Internetrecherche.

Also gesagt getan. Doch da noch Siesta war, ließ sich niemand blicken!

Die ersten Leute, die Raphael sah, parkten direkt neben mir. Ein Rentnerehepaar, das mit seinen zwei Pudeln Gassi ging. Raphael mit dem Google Übersetzer hin, und gefragt, ob sie eventuell jemand kennen, der in der benachbarten Wohnanlage Ferienwohnungen vermietet. Die Frau bedauerte, dass sie nicht helfen konnte. Aber nach einem kurzen Blick auf mein Kennzeichen meinte sie, dass sie Deutsch verstehe, allerdings nur Nederland – Deutsch. Aha.

Raphael und die Frau plauschten etwas miteinander und plötzlich hatte ihr Mann ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. Er redete kurz mit seiner Frau. Die bekam das gleiche breite Grinsen und meinte, dass ihnen eingefallen ist, dass Lidia sicher etwas für meine Beiden hat.

Lidia ist gleich da vorne um die Ecke! Bevor Raphael etwas sagen konnte, öffnete der Mann die Autotür und deutete Raphael zum Einsteigen, er fahre mit ihm gleich dorthin. Nach einer Formel 1 verdächtigen zweiminütigen Fahrt waren sie vor Ort. Ein großes weißes Haus an einem Hügel, mit Blick auf den Rio Minho und Portugal. Aber leider niemand da. Also Schild mit Email und Handynummer fotografiert und zurück zu den Damen und den Pudeln.

Da meine Beiden zwar feste spanisch üben und lernen, aber es noch lange nicht für ein in landes- typischer Schnelligkeit geführtes Telefonat reicht, bot die Dame sofort an, diese Lidia anzurufen. Wow.

Nach einigen Verhandlungen, gab es dann doch wohl eine Wohnung bei Lidia zu besichtigen. Wir sollten in einer Stunde wieder zum weißen Haus kommen. Aber wie, ohne Spanischkenntnisse? Bevor Sybille und Raphael diese Gedanken zu Ende gedacht hatten, kam auf Nederland – Deutsch die Ansage, dass die Beiden uns natürlich gerne begleiten. Sie würden so lange einen ausgedehnteren Spaziergang mit den Pudeln machen, etwas länger als geplant, aber egal. Zwischenzeitlich versuchte der Mann in seinem Bekanntenkreis, Leute anzurufen, die Deutsch konnten. So hätten wir bei den Verhandlungen einen Dolmetscher. So langsam wurde es fast unheimlich mit Hilfsbereitschaft. Aber gut so.

Die Wohnung war auf der Schattenseite, sehr klein und wie sich herausstellte weit ab von Allem. Die geforderten 500,- € Kaltmiete im Vergleich, sehr teuer. Als meine Beiden erwähnten, dass sie am kommenden Tag noch eine Besichtigung über ein Internetportal in A Guarda hätten, kam plötzlich Bewegung in die ganze Sache. Natürlich war das nur eine Notlüge, aber sie zeigte sofortige Wirkung! Der Vermieter, der immer mit Google Übersetzer mit Raphael gesprochen hatte, meinte plötzlich, in A Guarda hätten sie noch eine sehr schöne ruhige 50 qm Wohnung mit 90 qm Terrasse für 425,- € incl. Tiefgarage. Da wir die Tiefgarage für mich definitiv nicht nutzen könnten war der Preis sehr schnell bei 395,- €.

Wenn wir wollten, können wir sofort hinfahren, kam als Übersetzung aus dem Handy Lautsprecher. Klar, gerne.

Zehn Minuten später standen die Beiden in einer wirklich sehr schönen ruhigen Wohnung im 1.OG in der Fußgängerzone von A Guarda. Alles in einem top Zustand und die Terrasse! Wirklich 90 qm und von Sonnenaufgang bis 15.00 Uhr voll sonnig. Im Sommer vielleicht lästig, aber wir reden ja von der Zeit von November bis März. Also ideal. Nach den Erfahrungen der letzten Tage mit Internet und mit der gerade zuvor gesehenen Wohnung war schnell klar:

Diese Wohnung wird es.

Zumal die Besitzer sehr sympathisch waren und in etwa 150 Meter Entfernung ein sehr sicherer großer öffentlicher Parkplatz für mich bereitstand. Das war nämlich auch ein großes Problem. Wo blieb ich in dieser Zeit? Sicher sollte es auf jeden Fall sein. Klar, werden wir bei geeignetem Wetter immer wieder Ausflüge, auch über einige Tage unternehmen, aber in der Zwischenzeit. Bei vielen Wohnungen waren die nächsten für mich geeigneten oder genehmigten Parkplätze laut Google earth oft über einen Kilometer entfernt.

Der Mietvertrag

07.10.2023. Morgens um 10.30 Uhr kam das Email von Miguel, unserem neuen Vermieter, dass ein Treffen wegen Kaution etc. am Nachmittag um 17.00 Uhr möglich sei. Das bestätigten meine Beiden und um 17.00 Uhr kamen Lidia und Miguel pünktlich zur Wohnung. Meine Beiden stellten per Übersetzer alle noch offenen Fragen, übergaben die Kaution in Höhe einer Monatsmiete und nach zwanzig Minuten war alles geklärt. Sie erzählten mir, dass sie sogar zwei Tage früher die Wohnung bekommen, da der 01.11.2023, wie in Deutschland, auch ein Feiertag in Spanien sei und die Vermieter da keine Wohnungsübergabe machen möchten.

Erst lange gesucht, gebangt und gezittert und dann so ein Glückstreffer!

Erholung am Strand bei 28 Grad am 08.Oktober!

08.10.2023. Jetzt da alles geregelt war, meldeten sich die Beiden bei den Internetportalen zur Wohnungssuche wieder ab. Auch Marc von work away schrieben sie, dass sie im Januar und Februar nicht kommen würden. Das brachte ihnen wieder viel Ruhe und Entspannung.

Zum einen die Gewissheit, wo und wie die Wintermonate verbracht werden. In einer Serra in Zentralportugal könnte es wahrscheinlich auch sehr ungemütlich sein. Eventuell weit ab von allem und bei unangenehmen Temperaturen.

Es hat sich wie so oft bei ihnen alles wunderbar gefügt und zu ihrem Besten ergeben. Manchmal denke ich schon, dass die beiden Glückspilze sind und dank ihres festen Gottvertrauens, immer wieder auf die Füße fallen.  Von der Tatsache abgesehen, dass Raphael ein echtes Sonntagskind ist, reden wir hier jetzt erst gar nicht.

Ansonsten war es ein sehr ruhiger Tag. Am Nachmittag waren Sybille und Raphael sogar am Strand. Nein, nicht zum Spazieren gehen. Es herrschte reger Badebetrieb. Ganze Familien waren an und im Wasser. Es hatte gute 28 Grad und das Wasser war angenehm warm. Selbst die Einheimischen waren überrascht von den Temperaturen, die um diese Jahreszeit gut 6 bis 8 Grad niedriger sein sollten. Der Klimawandel!

Im nächsten Blog geht es jetzt aber wirklich unbeschwert nach Portugal!

BEM – VINDO

Herzlich Willkommen wie der Portugiese sagt.

Von den Ausläufern des kantabrischen Gebirges bis zu den Rias bajas an der Costa de morte

Das bischöfliche Astorga

06.09.2023. Durch wirklich flaches, ödes und sehr trockenes Land ging es dann früh nach Astorga.

Auf der Fahrt dorthin gab es noch etwas zu bestaunen. In einem kleinen Pilgerort gab es eine reiige alte Römerbrücke über einen trocken gefallenen Fluss. Das besondere an dieser Brücke ist, dass sie in den vergangenen Jahrhunderten dreimal verlängert werden musste, da der Fluss immer wieder sein Bett verlegte.

Astorga ist der Bischofssitz einer der größten Diözesen Spaniens. Die knapp über 10.000 Einwohner leben in 870 Meter Höhe in einer schönen Stadt mit einigen erstaunlichen Bauwerken.

Erste Erwähnungen durch die Römer gehen auf das Jahr 17 vor Christus zurück. Allerdings sahen meine Beiden im Museum Fundstücke, die belegen, dass im Gebiet von Astorga schon zur Eisen- und Bronzezeit Menschen siedelten.

Die empfohlenen Stellplätze waren meist vollsonnige PKW Parkplätze. Also nichts für uns. Der städtische Stellplatz wurde von park4night nicht empfohlen. Wasserhahn und die komplette Entsorgung kaputt und unbrauchbar, seit Monaten. Bei den Sportanlagen am Rande eines ausgedehnten Parks fand ich auf einem Parkstreifen neben einer kaum befahrenen Straße einen tollen Stellplatz. Kaum keilen, ausreichend Schatten, die erste Picknickbank keine 10 Meter entfernt und zu Fuß ins Zentrum keine 10 Minuten, was könnten wir mehr wollen?

Aber die weitaus größere Überraschung war der bischöfliche Palast. Ein äußerliches und noch mehr innerlich beeindruckendes Gebäude.

Der Prunk, die Farben, die Formen, kurz das ganze Ensemble haben die Beiden sehr beeindruckt.

Das Arbeitszimmer, das Teezimmer und der Audienzsaal sind ebenso grandios, wie die bischöfliche Kapelle. Wobei Kapelle leicht untertrieben ist. Dieser Gaudi war echt genial.

Doch was für ein Unglück traf ihn, als er 1923 von einer Straßenbahn erfasst wurde und einige Tage später Anfang 70 verstarb.

Am Abend saßen meine Beiden lange bei einer Flasche Merlot am Picknicktisch im Park. Sie genossen den milden Abend und hörten einem alten Mann zu, der ein paar Bänke weiter mit seinem Hund saß und Flöte spielte. Er spielte nicht nur Flöte, er machte richtig Percussion mit einem Ästchen mit dem er gegen seinen Gehstock den Rhythmus schlug. Ich hörte das ja auch, und fand diese einfache und melodische Musik wunderschön.

Der ältere Herr freute sich riesig, als er von meinen Beiden Applaus bekam und sie sich kurz mit ihm unterhielten und ihm großes Lob für seine Musik spendeten.

Durch die Ausläufer des kantabrischen Gebirges

07.09.2023. Heute war nach Astorga, der erste Stopp auf einem kleinen einsamen Landsträßchen das mittelalterliche Dörfchen Castrillo de los Polvazares. Durch dieses Dorf führt direkt der Jakobsweg. Dank dem Boom und dem Rummel mit und um den Jakobsweg ist das Dorf neu aufgeblüht und macht einen richtig rausgeputzten Eindruck. Die Dorfstraße ist noch typisch für diese Gegend gepflastert und nicht geteert.

Apropos Jakobsweg. Seit mehreren Tagen geht die Strecke, die ich fahre immer parallel zum Jakobsweg. Die Pilger tun mir manchmal wirklich leid. Der Weg geht oft über Kilometer auf dem Standstreifen, der oft zweispurig ausgebauten Landstraßen, in praller Sonne.

Heute hatten die Pilger allerdings eine schöne Wegstrecke. Es ging durch die Ausläufer des kantabrischen Gebirges, zu dem ja auch die Picos de Europa gehören. Diese kann ich immer wieder in der Ferne sehen. Ich denke dann an Covadonga, die Seen und die tollen Erlebnisse in den Picos. Heute war es unmöglich den Pilgerweg an der Straße entlang laufen zu lassen. Zu eng und viel zu gefährlich. So konnten die Pilger zwar streng bergauf, aber immerhin auf Waldwegen und meist im Schatten ihren Weg zurücklegen.

Die Fahrt ging immerhin auf über 1.500 Meter und somit über den höchsten Punkt des Camino.

Die Ausblicke über die immer weiter in der Ferne aufsteigenden Picos und ihre Ausläufer im Spiel von Licht und Schatten konnten leider nicht fotografisch für Dich festgehalten werden. Es gab auf über 40 Kilometer Strecke außer am Pass keine Möglichkeit stehen zu bleiben. Am Pass war natürlich alles voll von Pilgern.

Auf der anderen Seite ging es dann kilometerlang zum Teil mit einem Gefälle von 15 % bergab. Meine Bremsen wurden schon heiß und es war mir peinlich, dass es auch schon zu riechen begann. Aber bei so einem Gefälle, immer wieder trotz Motorbremse 3,5 Tonnen einbremsen, darf es schon mal heiß werden.

Eine fast böse Überraschung kam am Ortseingang von Riego de Ambros. Ebenfalls ein mittelalterliches Dörfchen. Die Straße sah urplötzlich so aus wie in Castrill de los Polvazares. Unebenes Naturpflaster, ein schmales Band zwischen uralten Häusern, deren Balkone gefährlich weit in die Straße ragten und dann alles voller bergabgehender Pilger. Hatten wir eine Abzweigung übersehen?

Nein, das war die Hauptstraße. Jetzt war mir auch klar, warum schon am Beginn dieser Strecke und an jeder der wenigen Abzweigungen darauf hingewiesen wurde, dass die Strecke nur von Fahrzeugen mit maximal 3 Meter Höhe befahren werden durfte. Ich, mit meinen 2,74 Metern passte gerade noch unter die vielen Balkone. Sybille hat dieses für mich schreckliche Szenario während der Fahrt festgehalten.

Nach dieser Passage war dann zum Glück das heutige Etappenziel Molinaseca in Sichtweite. Nach weiteren fünf Fahrminuten, ohne weiteren Horror stand ich auf einem Parkplatz in der Nähe des ebenfalls mittelalterlichen Dörfchens und dessen uralten Brücke.

Auf dem Parkplatz entdeckte Sybille dann im Führer vom WOMO Verlag, dass die heute von mir bewältigte Strecke nur für kompakte Fahrzeuge empfohlen wird. Also bin ich trotz meiner Abmessungen kompakt. Das freut mich außerordentlich.

In Molinaseca stand ich auf dem gemeindeeigenen Stellplatz. Halbschattig, an einem Picknickplatz mit drei weiteren WOMO. Alle schön über den weiten Platz verteilt.

Direkt durch Molinaseca geht natürlich der Camino. Also in der Hauptgasse viel Trubel, viele Pilgerherbergen. Ein paar Meter entfernt, ruhige Idylle. Auch hier wieder ist die Hauptstraße wie schon erwähnt eher eine mittelalterliche Gasse. Zwei Ochsenkarren breit und mit großen Steinplatten gepflastert.

Am Ende der Gasse steht die uralte Pilgerbrücke, die Puente de los Peregrinos. Die rührige Gemeindeverwaltung hat dort etwas für erschöpfte Pilger getan. Im Bereich der Brücke, bei einer Bar mit großer Terrasse, ist der Rio Meruelo gestaut. Ideal um nach der langen Pilgeretappe über den 1.500 Meter hohen Pass, etwas zu schwimmen, oder einfach nur die Füße ins kühlende Nass zu hängen. Es gibt einen grünen Hang, der als Liegewiese benutzt werden darf. Kann man den Pilgern eine schönere Freude bereiten?

Dass die Nacht ruhig war, muss ich nicht erwähnen.

Der Lago Carucedo

08.09.2023. Über Ponferrada ging es in die Nähe von Las Medulas. Dort wollten wir das Wochenende an einem See auf einem Wiesenplatz in der Nähe einer Bar verbringen.

Ponferrada hat eine riesige, sehr gut erhaltene Burg der Tempelritter. Leider konnte ich nur daran vorbeifahren. Der erste für WOMO`s geeignete Parkplatz ist mehr als 2 Kilometer entfernt. Wirklich schade.

Am Lago Carucedo mit gleichnamigen Dörfchen war es ruhig, die Bar weit genug entfernt und die Liegewiese am See riesig. Bar, Liegewiese und See keine 100 Meter entfernt. Nach Las Medulas wollten die Beiden erst am Montag. Am Wochenende gingen sie davon aus, dass es dort oben sehr voll sein würde. Direkt bei unserer Ankunft verbot die Temperatur von fast 30 Grad den Besuch von Las Medulas und der damit verbundenen gut zwei stündigen Wanderung.

Chillen war angesagt. Am Abend in der Bar genehmigten sich die Beiden ein schönes kühles Bier. Einige Meter neben mir parkte ein kleiner spanischer Van mit einem Ehepaar in ähnlichem Alter wie meine Beiden. Trotz Sprachbarriere waren sich die vier auf Anhieb sympathisch und wechselten ein paar Worte. Beim Abendspaziergang trafen sie sich unterwegs und kamen mit Google translate ins Gespräch. Nachdem das spanische Paar erfahren hatte, dass Sybille und Raphael permanent unterwegs sind, kam das Gespräch richtig in Schwung. Sie unterhielten sich teils auf Englisch, teils auf Französisch, teils mit dem Übersetzer. Am Ende der „Unterhaltung“ fragte Elvira, ob sie uns umarmen und zum Abschied auf die Wange küssen dürfe. Meine Beiden waren gerührt.

In der Nacht war es gewittrig und es regnete zum Glück kaum.  Da ich ja auf einer Wiese stand, war es kein Problem.

Las Medulas

09.09.2023.Böse Überraschung. Es hatte in der Nacht wider Erwarten doch mehrmals zum Teil unter Gewittereinwirkung auch sehr heftig geregnet. Eliseo, unser spanischer Nachbar kam vorbei und bot sich an, in der örtlichen Bäckerei Brot zu holen und uns welches mitzubringen. Das freute meine Beiden und Eliseo freute sich, weil Raphael ihn fragte ob es für ihn o.k. sei, wenn wir Kontaktdaten austauschen. Sehr gerne und wenn wir  wieder in Asturien sind, sollen wir unbedingt bei Ihnen, sie wohnen in der Nähe von Gijon, vorbeikommen.

Nach dem Frühstück machten meine Beiden eine fast zweistündige Wanderung um den Lago de Carucedo.

Mittlerweile hatte das Wetter aufgeklart und so beschlossen unsere Nachbarn, und auch wir, doch nach Las Medulas hochzufahren. Es war zwar Sonntag, da aber offiziell schlechtes Wetter angesagt war, gingen alle davon aus, dass das viele Besucher abschrecken würde.

Was soll ich Dir sagen, genau so war es. Wir fanden beim Friedhof von Las Medulas viele freie Stellplätze und die Beiden machten sich auf den Weg hinein ins Weltkulturerbe las Medulas.

Las Medulas hat eine sehr  lange Geschichte. Schon die Asturer, die ersten Siedler in dieser Gegend wussten um den Goldreichtum. Mit Ankunft der Römer machten diese die Asturer zu ihren Arbeitssklaven und begannen mit damals modernster Technik und know how das Gold abzubauen.

Die Beiden, die von der Landschaft wie auch von den teils über 600 Jahre alten Kastanienbäumen schwer beeindruckt waren, wanderten durch eine Landschaft, die vor gut 2000 Jahren einfach ein Berg war. Ja ein Berg!

Die Römer hatten herausgefunden dass die ergiebigsten Goldvorkommen rund 100 Meter tief im Berg zu finden waren. Ohne technische Hilfsmittel damals ein unmögliches Vorhaben an das Gold zu kommen. Aber nicht für die erfindungsreichen und technisch versierten Römer.

Plinius, der römische Geschichtsschreiber, der selbst Las Medulas besichtigte spricht von rund 60.000 Arbeitern, die in Las Medulas beschäftigt waren.

Es wurden über viele Kilometer Wasserleitungen nach Las Medulas gelegt. Auf den umliegenden Bergen wurden riesige Wasserbecken angelegt und es wurden nach einem ausgeklügelten und unter genauesten Berechnungen, Stollen in den Goldberg getrieben.

Alles andere als einfach, aber genial.

In die Schächte wurde aus den höher gelegenen Wasserbecken das Wasser mit hohem Druck geleitet. Dadurch entstand vor dem Wasser eine Druckwelle aus Luft. Kam das Wasser am Ende des Schachtes an, gab es eine gewaltige Explosion und ein Teil des Berges zerbarst und stürzte in Brocken zu Tale. Dort wurde das Material zerkleinert,  gesiebt, und so das Gold gewonnen. Die Luft wurde vom herabstürzenden Wasser gegen das Ende des Schachtes gepresst, und konnte so durch die Wassersäule nicht mehr entweichen. Da der Berg nicht aus massivem Gestein bestand, sondern aus rotem Ton mit vielen Kieseln und Felsbrocken darin, war der Widerstand dort so gering, dass der Luftdruck zur Sprengung reichte.

Auf diese Art und Weise wurden angeblich 6,5 Tonnen Gold pro Jahr gewonnen, das alles nach Rom ging. Angeblich war Las Medulas die größte Goldmine des römischen Reiches.

Heute ist nur noch der Kraterrand des komplett ausgehöhlten und weggesprengten Berges zu sehen. Die Besucher gehen auf einem Niveau, das gut 100 Meter unter dem von vor über 2000 Jahren liegt.

Plinius prägte auch den Begriff für diese Art von Bergbau. Ruina montium, was frei übersetzt so viel heißt wie zerstörerischer Bergbau. Welche treffende Beschreibung.

Nach gut drei Stunden waren meine Beiden wieder zurück und ja, wegen des vorhergesagten schlechten Wetters gab es kaum Besucher.  So war auch die Nacht beim Friedhof mit nur drei weiteren WOMO sehr ruhig.

Die runden Formen, die spitzen Profile, die abrupten Schrägen all das ist das Ergebnis eines der größten Ingenieurswerke der antiken Welt.

A Rua

10.09.2023. Nach dem Frühstück ging es zum Mirador de Orellan. Einem Aussichtspunkt hoch über Las Medulas, quasi am Kraterrand. Meine Beiden wollten nach fünf Stunden Wanderung am Vortag diese Steigung dorthin lieber mich erledigen lassen. Sollte mir recht sein. Die Fernsicht auf der Fahrt nach oben über acht Kilometer war bestens.

Aber was war denn das? Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel stand ein Schild, das besagte, dass Fahrzeuge über 6 Meter Länge, wegen engen Spitzkehren, nicht weiterfahren dürfen. Vorher kein derartiges Schild, toll. Also fiel der Blick in den Krater eben aus. So ging die Fahrt weiter nach A Rua.

Übrigens diese Bilder könnten in den letzten zehn Tagen, seit wir wieder in Spanien angekommen sind, wirklich auf jeder Fahrt entstanden sein. Kannst Du Dir vorstellen wie wir alle Drei diese Fahrten genießen? Oft nur 30 oder 40 Kilometer pro Tag, aber das reicht vollkommen aus. So können wir diese vielen wunderschönen Eindrücke vom Tag,  verarbeiten und auch genießen.

A Rua ist auch, wenn es sich hart anhört auf dem absteigenden Ast. Es hält den neuen Rekord an leerstehenden Geschäften. Die Straßen, selbst in der Innerstadt, sind in einem erbärmlichen Zustand von tiefen Schlaglöchern übersät. Mein Stellplatz liegt etwas außerhalb am See, den Sportanlagen, was bisher immer gut war, und neben einem Polizeiposten. Kann ich sicherer stehen?

Der Platz war ideal. Er war nahe zur Seepromenade, zu einem tollen Park, zu vielen Spazierwegen, und der Wasserhahn incl. Ver- und Entsorgung gleich um die Ecke. Raphael konnte bestens seine Joggingtour absolvieren und beide hatten genug Plätzchen um Qi gong zu machen. Warum sollten wir nicht zwei Nächte bleiben? Es gab ja meinen Blog mit Splitt 2 zu beenden und zu veröffentlichen und so einiges mehr an anderen Dingen.

Apropos andere Dinge. Nicht dass Du glaubst, meine Beiden faulenzen den lieben langen Tag! Weit gefehlt. Wie in jedem festgemauerten Haushalt gibt es auch in mir all die täglichen notwendigen Erledigungen, wie einkaufen, fegen, Boden feucht abwischen, Küche und Bad sauber halten. Polster, Armaturenbrett, Teppiche, Bettzeug, Fenster, Schrankfronten und so weiter reinigen, abwischen, abstauben oder ausschütteln. Also faul sind meine Beiden wirklich nicht. Nur weil mein Haushalt grade mal 15 qm groß ist, fallen dennoch alle Arbeiten wie in einem normalen Haushalt an.

Dann wollen die Routen und Stellplätze ausgesucht und angeschaut werden. Bilder sortiert. Blog schreiben, Blog korrigieren, Bilder für den Blog aussuchen und dann einfügen. Den Blog kontrollieren und wegschicken. Öffentliche Waschsalons suchen, Trinkwasserstellen suchen und beides in die Route einplanen. Von Langeweile keine Spur, oder?

Die galizische Weinstrasse

12.10.2023. Seit O Barco fahre ich immer wieder an Schildern vorbei, die besagen, dass ich auf der galizischen Weinstraße unterwegs bin. Kaum große Anbauflächen, alles in sehr kleinen Parzellen, oft sogar in kleinen Gärten, wachsende Reben. Und dann die steilen Hänge. Maschinell geht hier schon mal gar nichts, das ist wohl klar.

Auf dem heutigen Weg nach Castro Caldelas wurde es dann total spannend. Immer noch auf der galizischen Weinstraße. Ich fuhr über Pässe von 1.000 Metern Höhe. Der Rio Bibei hatte tiefe, dunkle und sehr steile Schluchten in die Berge gegraben. An diesen zum Teil extremen Hanglagen wuchsen überall Rebstöcke. Alles nur in Handarbeit zum Teil sicher unter lebensgefährlichen Bedingungen.

Das heutige Ziel war Castro Caldelas. Unterhalb der mächtigen Burg, an einem Park war mein Platz für den Rest des Tages. Auf 765 Metern Höhe, hoch über dem Tal mit hervorragendem Weitblick.

Die Burg ist in einem sehr guten Zustand und war teileweise bis vor wenigen Jahren von einem Philosophen und Dichter bewohnt. Sie liegt auf 765 Metern Höhe, hoch über dem Tal mit hervorragendem Weitblick.

OURENSE

13.10.2023. Nach einer rekordverdächtigen Fahrt, kamen wir gegen Mittag in Ourense an. Park4night empfahl in der Nähe des Universität Campus einen ruhigen, schattigen Parkplatz. Den fanden wir auch ohne Probleme. Allerdings dauerte es fast eine Stunde, bis der für mich passende Parkplatz frei wurde. Da das Semester an der Uni schon begonnen hatte, waren die Parkplätze, offiziell nur für PKW alle belegt. Erschwerend kam dazu, dass ich rückwärts parken musste, um meinen hinteren Überhang über dem Gehsteig schweben zu lassen, sonst ragte ich zu weit aus der Parkbucht. Wie gesagt, nach einer Stunde war es geschafft und ich stand perfekt im Schatten.

Zurück zur rekordverdächtigen Fahrt. Die Fahrt von Castro Caldelas nach Ourense  ging zwei Stunden, obwohl sie nur nur 48 Kilometer lang war. Wir durchfuhren jeden Taleinschnitt, am Rio Sil entlang. Die Hänge waren dicht mit Korkeichen und Kastanien bewachsen. Fast durchgängig fuhren wir unter einem Dach aus Kastanien und Korkeichen. An den höheren Streckenabschnitten kamen wir sogar in tiefhängende Wolken und die Bäume waren mit Flechten überzogen. Die Kulisse war wie aus Herr der Ringe. Dunkler tiefgrüner Wald, Wolkenfetzen ein sehr schmales Sträßchen, wahnsinnige Ausblicke in die Schlucht des Sil und mittendrin ich mit maximal 30 km/h. Es war rundum ein Genuss sag ich Dir.

Direkt oberhalb der Staumauer sollte der Mirador sein, von dem wir eher enttäuscht waren. Dann doch schnell weiter nach Ourense, wo im Vergleich zum Mirador auch die Sonne schien.

Für 0,85 € machten sich meine Beiden am Nachmittag voller Erwartung mit dem Bus auf ins Zentrum von Ourense. Ourense ist mit 105.000 Einwohnern der Regierungssitz der gleichnamigen Provinz. Ourense kommt vom lateinischen und bedeutet Stadt des Goldes. Die Stadtgründung geht also auf die Römer zurück. An drei Stellen des Rio Mino der mitten durch die Stadt fließt, treten heiße Thermalquellen zu  Tage. Ein weiterer Grund für die Anwesenheit der Römer in der Vorzeit. Oft findet sich auch die Schreibweise Orense. Was in den 80 er Jahren offiziell von der spanischen Regierung anerkannt wurde.

Quellne, ein Genesungsort

14.09.2023. Nach einer sehr unruhigen Nacht, Raphael hatte sich eine heftige Magen- Darm- Grippe eingefangen, ging es spät weiter nach Quellne. Der Parkplatz am Campus der Uni war zwar gut, aber von einem Sicherheitsdienst überwacht. Mehr als eine Übernachtung finden die Mitarbeiter nicht sehr gut, da dann den Studenten der Parkraum fehlt. Deswegen mussten wir sobald es bei Raphael wieder ruhiger im Gedärm wurde, weiter. An einem alten, verlassenen Sportplatz und einer nur im Sommer geöffneten Bar, fand ich ein betoniertes Plätzchen unter einer riesigen Platane. Sehr ruhig, sehr grün und ganz nah am Rio Mino.

Das war genau der richtige Ort für meine Beiden, um wieder gesund zu werden. Sybille hatte wohl nur in abgeschwächter Form, aber dennoch auch etwas von der Magen- Darm- Geschichte abbekommen. Es galt ja sowieso zu warten, bis auf dem einige Kilometer entfernten Camping Os Invernadeiros mein Ersatzschlüssel ankam, den Herbert an den Camping geschickt hatte.

Da es mittlerweile auch Sybille nicht mehr wirklich gut ging, blieben wir zwei Tage einfach gemütlich unter der Platane stehen. Zu berichten gibt es krankheitsbedingt nichts. Da noch ein paar Lebensmittel gekauft werden mussten (Zwieback, Cola und andere leichte magenverträgliche Dinge) ging es ein paar Kilometer weiter nach Ribadavia.

Ribadavia die Capitale des Ribeira Weines

16.09.2023. Ribadavia geht ebenfalls auf eine römische Gründung zurück. Kein Wunder, denn auch hier gibt es Thermalquellen. Die Stadt ist die Capitale des Ribeira Weines. Ein Wein der international bekannt ist. Im Mittelalter an alle königlichen Höfe Europas geliefert wurde und auch heute noch weltweit vermarktet wird. Kaum vorstellbar, wenn man die Stadt sieht. Die Altstadt mit ihrem historischen Viertel ist sehr malerisch. Der Rest leider in einem eher schlechten Zustand. Die erste Nacht stand ich an einem riesigen Park am Rio Avia. Keine 300 Meter vom Zentrum entfernt, aber ab 22.00 Uhr war nichts mehr zu hören und wir konnten perfekt schlafen.

Am nächsten Tag ging es meinen Patienten dann wieder etwas besser und sie unternahmen mehrere Spaziergänge am Avia entlang. Der mündet kurz nach Ribadavia in den Minho, auf dem im Mittelalter der Wein nach Portugal verschifft wurde.

Am Montag zog ich dann nach einer weiteren ruhigen Nacht am Park um auf den städtischen Stellplatz von Ribadavia. Ver- und Entsorgung waren nötig.

Hoffnungsort Allariz

19.09.2023. Heute ging es nun nach Allariz, wo sich der Camping befindet, in dem das Päckchen mit meinem Ersatzschlüssel liegen sollte. Sollte, es war immer noch nicht angekommen. Herbert teilte per Whats App mit, dass laut Sendungsverfolgung das Paket wohl falsch ausgeliefert worden sei und nun neu geroutet, beim Empfänger ankommen sollte. Wer weiß schon was neu geroutet heißt bei einem Päckchen?

Auf jeden Fall der kleine, ganzjährig geöffnete Camping gab die Gelegenheit mich ordentlich zu reinigen, mit Staubsauger und allem Drum und Dran. Waschmaschine und Trockner waren auch vorhanden.

Allariz entpuppte sich auch wieder als ein überraschendes Städtchen. Es geht auf eine Gründung des westgotischen Königs Alarich zurück. Die Überraschung bestand in einem sehr großen parkähnlichen Gelände entlang des Arnoia.

Der Park war erst 2021 entstanden anlässlich eines internationalen Garten Festivals, das in Allariz stattfand. Wegen seiner malerischen Lage am Arnoia ist Allariz auch bei den Bewohnern von Ourense, keine 30 Kilometer entfernt, als Standort für Ihre Sommerhäuser begehrt.

Da nicht abzusehen war wann und ob das Päckchen ankommt ging es am Donnerstag dann weiter.

Moana an der Ria de Vigo

21.09.2023. Moana liegt an der Ria de Vigo. Du erinnerst Dich an den Begriff Ria? Eine Ria ist eine tief ins Land reichende Meeresbucht. In diesem Fall eine  bis zu 7 Kilometer breite und gut 35 Kilometer lange Meeresbucht. So mächtig, dass ich sogar ein Kreuzfahrtschiff am gegenüberliegenden Hafen von Vigo sehen konnte. Wie mittlerweile schon üblich stand ich gechillt bei einem Park mit Fitnessgelände und Picknickbereich. Die Promenade führte durch Moana und immer weiter an der Ria entlang Richtung Atlantik. Ich konnte wieder Atlantikluft atmen. Die Beiden freuten sich riesig wieder am Wasser zu sein. Am Meer im eigentlichen Sinne ja noch nicht. Das sollte aber bald kommen. Mit spazieren hielten sie sich etwas zurück, da im Bauchbereich wieder etwas Unruhe herrschte. Es sollte ja nicht provoziert werden, jetzt da es endlich wieder besser war.

Die Playa Balares

22.09.2023. Zuerst ging es auf der A9 der Autopista Atlantico Richtung Atlantik. So etwas hatten wir noch nicht erlebt. Die ganze Dauer der Autobahnfahrt roch es sehr intensiv und andauernd nach Eukalyptus. Wie wenn permanent ein Räucherstäbchen mit dieser Duftrichtung abgebrannt würde. Sehr angenehm kann ich Dir sagen. Bei Santiago de Compostella verließ ich die Autobahn. Auf immer kleiner und schmäler werdenden Sträßchen ging es dann über Ponteceso direkt an den Atlantik in die Bucht von Balares, mit gleichnamigen Strand.

Dort dachte ich meine Beiden hätten jeglichen Verstand verloren! Sie wollten allen Ernstes direkt an der Mole parken. Es war Ebbe und das Wasser der Brandung spritzte über die Mauer. Der Wind ging auch ganz gut. Nach dem Erlebnis bei Ferrol dachte ich, dass sie was Wind, starken Wind angeht etwas gelernt hatten. Ebenso nach der unruhigen Nacht am Strand von Cadavedo, wo die anbrandenden Wellen so laut waren, dass sie kaum Schlaf finden konnten. Dort war ich aber nicht drei Meter vom Wasser entfernt sondern mehr als 20 Meter. Echt bekloppt die Beiden!

Zudem lag eine große Bar direkt daneben. Die hatte zwar zu, aber ich war mir sicher, dass das am bevorstehenden Wochenende ganz anders sein würde. Und dann wäre es mit der Nachtruhe bis 23.00 Uhr oder gar später auch vorbei.

Doch ein Wunder geschah. Beide waren sich nach zehn Minuten einig, mich an die gegenüberliegende Seite fahren zu lassen. Dort stand ich windgeschützt, hinter einem mit Pinien bestandenen Wäldchen. Die Pinien dufteten herrlich, es ging kein Wind, die Sonne war angenehm und das Meer war zu hören, aber in einer sehr angenehmen Lautstärke. Na also geht doch! Das Schönste aber war, dass morgens meine Beiden Kaffee Genießer aus meinem Panoramafenster einen unschlagbaren Blick auf die Bucht und die Wellen hatten.

Ein ganz besonderer Tag!

23.09.2023. Genau dieser Blick wurde heute Morgen regelrecht vergoldet. Das gegenüberliegende Ufer der Bucht wurde völlig von der aufgehenden Sonne in ein strahlendes Gold getaucht und das in Kombination mit den an die Felsen brandenden Gischt gekrönten Wellen, was soll ich noch sagen? Stell Dir dieses Farbspiel einfach selbst vor und das bitte zusammen mit dem angenehmen Duft von Pinien. Ganz ehrlich da hätte selbst ich zu diesem Genuss auch gerne einen Kaffee getrunken! Aber diese Art von Genuss bleibt mir eben verwehrt. Diesel ist ja auch ganz schön, man muss eben mit dem zufrieden sein, was die Natur einem bestimmt hat.

Die ruhige Nacht muss ich ja nicht extra erwähnen. Ich war weit und breit das einzige Fahrzeug. 300 Meter entfernt stand ein kleines Hotel mit Ferienhäuschen. Dort brannte etwas Licht in der Nacht. Ansonsten nur einfach das angenehme trotz geschlossener Fenster gut hörbare, einschläfernde Branden des Atlantiks und der helle Schein des Wache haltenden Mondes.

Am nächsten Morgen stand dann doch ein WOMO mehrere Parkplätze entfernt. Ich hatte so fest geschlafen, dass ich dessen Ankunft nicht bemerkt hatte. Die frische Meeresluft gemischt mit dem Pinienduft hat mich wohl so tief schlafen lassen. An diesem Tag war für meine Beiden einfach tranquilo, wie der Spanier sagt, Ruhe angesagt. Bei mir war das ja schon seit gestern angesagt und es war mir immer noch  nicht langweilig, nein ganz bestimmt nicht. Mittlerweile habe ich das Chillen wie es neudeutsch heißt ganz gut raus und fühle mich auch recht wohl dabei.

Aber trotz tranquilo und chillen haben wir alle drei das Allerwichtigste an diesem Tag nicht vergessen:

Genau heute vor einem Jahr haben wir, also ich, Sybille und Raphael uns das allererste Mal gesehen. Wir sind uns in einer Scheuer gegenübergestanden. Was für ein Tag! Er sollte mein Leben verändern, ach was, dieser Tag machte ein neues WOMO aus mir. Es verging keine Stunde und nur eine kurze Probefahrt und die Beiden fuhren mit Herrn Huber, meinem damaligen Besitzer zu ihm nach Hause den Kaufvertrag unterschreiben. Der arme Kerl hatte so schnell nicht mit einem Verkauf gerechnet und musste erst noch einen Kaufvertrag besorgen. Wie ich erfahren sollte, war ich die Krönung nach einem für meine Beiden völlig gestressten und enttäuschten Tag.

Am Tag zuvor waren sie von Heidelberg aus, wo sie Arzttermine hatten nach Rosenheim gefahren. Dort stand ein WOMO, das sie kaufen wollten. Mit der Besitzerin war alles geklärt. Sie übernachteten in einem Hotel und standen kurz vor 09.00 Uhr bei dem Händler, der den Verkauf abwickeln sollte.

Böse Überraschung!

Er teilte meinen Beiden mit, dass er das fragliche WOMO am Tag zuvor verkauft hatte und dies auch umgehend der Besitzerin mitgeteilt hatte.

So eine Sauerei.

Raphael hatte vor dem Start in Heidelberg noch mit der Dame telefoniert und sie hatte bestätigt, dass das WOMO in Rosenheim bereit stand. Laut Händler wusste sie da aber schon von dem Verkauf.

Also völlig umsonst nach Rosenheim gefahren.

Doch meine Beiden wären nicht meine Beiden, wenn ihnen nicht gleich eine Lösung eingefallen wäre. Sie schauten einfach in mobile.de nach, ob es entsprechende Fahrzeuge entlang der Route die nach Hause führte, gab.

Treffer 1, war direkt in Rosenheim. Ein älterer Herr wollte sein WOMO verkaufen und hatte es genau an diesem Vormittag erst ins Internet gestellt. Aber das WOMO war sehr heruntergekommen, so kam es nicht in Frage.

Treffer 2, war dann ich! Ich stand seit zwei Tagen im Internet, da Herr Huber da erst aus dem Urlaub gekommen war. Für Samstag hatten sich schon die ersten Interessenten angemeldet, um mich zu besichtigen. Meine Beiden erzählten Herrn Huber ihren Tagesverlauf und baten doch gleich am Freitagnachmittag auf dem nach Hause Weg bei ihm vorbeikommen zu dürfen. Ich stand ja in der Nähe von Biberach an der Riss und das wäre am Samstag eine riesige Fahrerei gewesen. Herrn Huber gefiel die Spontaneität der Beiden und um 16.00 Uhr standen sie vor mir.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Also für mich auf jeden Fall! Eine Stunde später war wie gesagt der Vertrag unterzeichnet und ich blickte sehr hoffnungsvoll in die Zukunft. Natürlich hatte ich gehört, was Sybille und Raphael mit mir damals noch namenlosen WOMO vorhatten. Gut, etwas Bauchweh hatte ich schon, aber nach drei Jahren fast nur in der Scheune stehen ist das auch nachvollziehbar, oder?

Volles Risiko

24.09.2023. Heute wollten meine Beiden die erste richtige Wanderung nach der Magen – Darm – Geschichte unternehmen.

Es ging immer an der Steilküste entlang Richtung Corme. Die Ausblicke waren grandios, aber der Weg, sehr anspruchsvoll. Es ging steil zum Teil auf Geröll bergauf und bergab. Oft nur knapp neben dem Abgrund.

Raphael musste öfter mit sich kämpfen, da er ja mit Höhenangst zu kämpfen hat, und solche steilen Abstiege direkt neben dem Abgrund so gar nicht mag. Nach 1,5 Stunden war das Ziel erreicht. Aber nun war Sybille doch mehr mitgenommen als gedacht und sie glaubte nicht, den Rückweg, der mangels Alternativen genau der Gleiche sein musste, schaffen zu können.

Aber was soll ich Dir sagen? Ich bin stolz auf die Beiden. Sie haben den Rückweg ohne Probleme gemeistert. Raphael konnte seine Phobie bezwingen und Sybille war nach dem Wandervesper wieder soweit bei Kräften, dass der Rückweg sogar in kürzere Zeit als der Hinweg zurückgelegt wurde.

Aber nicht nur ich war stolz, auch die Beiden waren es. Hatten sie doch ihre Probleme in den Griff bekommen und gemeistert, ohne beim nächsten Mal zu leichtsinnig zu werden. Das sind die beiden nicht. Wenn es wirklich zu schwer oder riskant wird, kehren sie wieder um und brechen die Wanderung ab.

Mit diesem Hochgefühl ging es dann am Abend an die Planung für die nächsten Tage. Ich muss sagen es hörte sich vielversprechend an. Immer an der Costa de Morte, der Todesküste entlang. Die Küste trägt den Namen völlig zurecht. Unzählige Schiffe sind in diesen Gewässern wegen den heimtückischen Klippen und Riffs verunglückt.

Erst 2002 ist der Öltanker Prestige hier leckgeschlagen. Eine Katastrophe hätte verhindert werden können. Es wäre möglich gewesen den Tanker in einen sicheren Hafen zu schleppen und die 77.000 Tonnen Schweröl abzupumpen. Die spanische Regierung verweigerte dieses Vorhaben jedoch aus ungeklärten Grünen und so brach der Tanker Ende November 2002 auseinander und verursachte eine riesige Katastrophe. Die Ölpest traf einen der reichsten Fischgründe Europas und ein sehr wichtiges Überwinterungsgebiet für viele europäische Meeresvögel. Die Ernteplätze der Muschelfischer waren fast komplett vernichtet und der Fischfang kam komplett zum Erliegen.

Aber das war nur ein Beispiel für die Gefährlichkeit dieser Küste zwischen dem Kap Finisterre und Malpica. Die Sicht ist hier oft schlecht und der Nordwestwind peitscht häufig mit Windstärke 8 gegen die Küste. Kurioserweise ist genau dieser Küstenabschnitt eine der meistbefahrenen Seerouten der Welt. Allein in den letzten 100 Jahren sind annähernd 150 Schiffe in diesem Gebiet untergegangen.

So ne olle Camelle oder O Aleman

25.09.2023. Der erste Teil der Überschrift ist nur ein Wortspiel, denn heute ging es nach Camelle. Direkt am Hafen wurde ich geparkt und hatte eine Premiere. Ich parkte zwar auf einem regulären Parkplatz, aber in unmittelbarer Nähe parkte, Du wirst es kaum glauben, ein Fischerboot!

Ich hatte einen genialen Ausblick auf den Hafen, den Strand und die Mole.

Auch Camelle fällt unter die Kategorie, auf den zweiten Blick äußerst interessant. Nicht nur die Freundlichkeit der Bevölkerung  gefiel uns, es gab auch ein Museum der besonderen Art. Eigentlich zwei. Ein Richtiges, wie es sich für ein modernes Museum gehört. Schön aus Beton und ein zweites Freiluftmuseum direkt an der Mole. Beide beschäftigen sich mit O Aleman oder einfach nur Man.

Man war Manfred. Manfred ist doch kein spanischer Name denkst Du? Richtig! Es geht um Manfred Gnädinger geboren 1936 in Radolfszell. Er war Einsiedler und Bildhauer. Er lebte ein einfaches und sehr naturbezogenes Leben und verbrachte seine Zeit mit Gartenarbeit und dem Erschaffen von Skulpturen am Strand.

1962 kam Gnädinger nach Camelle. Zeitzeugen beschrieben ihn als gutgekleidet und sehr gebildet. Einige Jahre später baute er sich eine kleine Hütte am Strand. Die nächsten dreißig Jahre verbrachte er mit Gartenarbeit und Kunst und wurde so schnell zu einer Attraktion in Camelle. Mit seinem langen Bart und bei jedem Wetter, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, war das auch nicht verwunderlich. Er ernährte sich strikt vegetarisch, von dem was sein Garten ihm schenkte. Er schwamm zu jeder Jahreszeit im Atlantik. Die Einheimischen nannten ihn O Aleman oder eben nur Man.

Der Untergang des Öltankers Prestige 2002, ich berichtete, war auch der Untergang von Man. Viele seiner Kunstwerke am Strand, seine Hütte und sein kompletter Garten waren von der Ölpest betroffen. Ende Dezember 2002, einen Monat nach der Katastrophe fand man ihn tot in seiner Hütte. Die Einheimischen sind sich sicher, dass Man an der Trauer über die Zerstörung seines Gartens und seiner Kunstwerke gestorben ist.

Weiter geht es in zwei Wochen an der Costa de Morte und den schönsten, längsten und beliebtesten Stränden an der spanischen Atlantikküste. Den Rias bajas. Was eine Ria ist hast Du ja schon gelernt. Eine Meeresbucht die unter Umständen weit in das Landesinnere hineinreicht. Die Kombination von Ria und baja heisst, dass die Rias wunderbaren Stränden an ihrem Verlauf entlang haben. Freu Dich darauf, denn es folgen, bis wir in Vigo kurz vor der portugiesischen Grenze sind, noch einige dieser Traumstrände und ebenso viele Traumplätze, an denen ich übernachten durfte. Ich genieße die Reise mit meinen Beiden. Ich hoffe Du auch, denn dann freust Du Dich ja schon auf den nächsten Blog in zwei Wochen.

Bis dahin,

Dein Bruno

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