Unser Weg

Monat: Mai 2023

Die Picos de Europa, das kantabrische Gebirge und Covadonga

Die Indianerhäuser

30.04.2023. Nach zwei Tagen und Nächten in Colombres ging es nach Unqueres in einen SB Waschsalon und zu einem Stellplatz am Ufer des Rio Deva.

Der Waschsalon war super. Der Stellplatz das krasse Gegenteil. Völlig heruntergekommene Umgebung und am wichtigsten am Eingang der Straße zwei ganz neue Schilder.

1. Parken nur für PKW von Touristen und das für maximal 2 Stunden

und

2. Parken über 2 Stunden nur für Anwohner und Spielplatzbesucher.

Also Stellplatz erledigt. Das Bauchgefühl bei meinen Beiden war sowieso nicht gut bei diesem Platz. Zum Glück musste ich da nicht hin. Sie besichtigten den Platz zu Fuß, da er gerade 5 Gehminuten vom SB Waschsalon entfernt war und eine Waschmaschine etwa 35 Minuten brauchte. Also Zeit genug.

Richtung Picos de Europa wollten wir am Sonntag noch nicht. Die Straße dorthin führt mitten durch Unqueres und die war am späten Vormittag schon stark befahren. Vor allem mit spanischen WOMOs und Motorrädern. Wir wollten sowieso bis Dienstag warten, wenn das lange Wochenende vorbei war und dann in Ruhe die Touren durch und in die Picos unternehmen.

Im Nord Spanien Führer des WOMO Verlages sind drei Touren mit den Picos de Europa und die wollen wir natürlich alle drei erleben und erfahren. Also die Beiden wollen sie erleben und ich erleben und erfahren, versteht sich ja von selbst oder? An einem langen Wochenende wie diesem mit vielen einheimischen Touristen und vielen Motorrädern auf den engen und kurvigen Straßen lassen wir uns gerne Zeit bis Dienstag.

Also zurück zum Stellplatzproblem. In Colombres kannten wir von den letzten beiden Tagen unmittelbar vor dem Dorfeingang einen Picknickplatz. Dort fanden wir nach einigen Versuchen eine Stelle auf der ich halbwegs gerade stehen konnte. Kaum waren wir dort hörte auch der Regen nach und nach auf und die Sonne wagte sich langsam wieder aus den Wolken. Das tat nach den vergangenen 1,5 doch eher trüben und nassen Tagen sehr gut.

Aber nun noch einmal wie am Ende meines letzten Blogs versprochen zu Colombres und seinen Indianerhäusern.

Sie sehen zum Teil aus wie Geisterhäuser. Es sind eher Paläste denn Häuser. Umgeben von einem parkähnlichen Gelände. Bunt mit Türmchen, Balustraden, Erkern, unterschiedlichen Fenstern und Fassaden. Hier wurde der spanische Gruselschocker El Orfanato, das Waisenhaus gedreht. Auch der Film The Others mit Nicole Kidman wurde hier gedreht. Du weißt schon, die junge Witwe mit ihren Kindern, die dauernd Geister sehen. Ein wahrhaftiger Hollywood Drehort in Asturien, wer rechnet mit so etwas?

Aber Indianer in Nordspanien, sehr sonderbar. Der Name hat einen anderen Ursprung. Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts wanderten sehr viele Asturianer nach Venezuela, Argentinien, Uruguay, Mexiko und Florida aus und wurden dort zum Teil sehr reich. Irgendwann kamen einige von ihnen in die alte Heimat zurück und wollten zeigen, dass sie es in der Fremde zu Wohlstand gebracht hatten. So liesen sie in der rauen Heimat exotische bunte extravagante Häuser errichten, eben die Casonas de los Indianos. Mit Gärten voller Magnolien, Kamelien, Palmen und anderen zum Teil exotischen Pflanzen, die ans tropische Amerika erinnern.

Etwa 350.000 Personen sollen in die neue Welt gezogen sein. Die Armut trieb sie dazu. Ende des 19. Jahrhunderts konnte man seinen Lebensunterhalt nur als Bauer oder Fischer in dieser Gegend bestreiten. Was aber meist nicht wirklich zum Leben reichte.

Aber nicht nur in Colombres gibt es diese Indianer- oder Pfauenhäuser. In ganz Asturien gibt es circa 2.000 davon.

Noch etwas was uns verwunderte. Wusstest Du dass Asturien ein Fürstentum ist. Es ist eine erstaunlich grüne und vielfältige spanische Provinz ohne größere Städte zwischen schroffen Bergen und dem anbrandenden Atlantik. Wir haben ja schon berichtet, dass wir uns manchmal wie in Irland, manchmal wie in der Schweiz vorkommen. Dann sehen wir wieder weiße, pudrige Strände wie in der Südsee.

Aber selbst an diesen Traum Stränden, sehen wir im Gegensatz zu den Mittelmeerstränden kaum Touristen. Statt Olivenbäumen, historischen Gebäuden und Stierkämpfen gibt es hier Dudelsackmusik, uralte präromanische Kirchlein, Blauschimmelkäse, der tatsächlich in Kalköfen reift und vor allem den Cidre. Der Apfelwein, den man hier lieber trinkt als Wein und der immer, immer mit einer Zeremonie eingeschenkt wird. Das Glas in einer Hand, die Cidre Flasche in der anderen wird mit einer Bewegung, die die Flasche immer weiter vom Glas entfernt eingeschenkt. Ein langer Strahl füllt das Glas und bringt so mehr Sauerstoff in den Cidre was den Geschmack noch verbessern soll. Sieht sehr außergewöhnlich aus.

Die Asturianer sind so etwas wie die Gallier aus dem kleinen Dorf an der Küste in dem Asterix und Obelix lebten. Asturien ist als einziges spanisches Land nie erobert worden und gilt als die Wiege der Reconquista, der christlichen Rückeroberung Spaniens. Davon aber demnächst mehr. Dazu gibt es viel Interessantes in den Picos de Europa. Viele Bewohner Asturiens sehen sich auch als die letzten echten oder die einzigen echten Spanier, da sie eben nie unter fremder Herrschaft standen.

Asturianischer Dudelsack

Im Tal des Rio Deva

01.05.2023. Von Colombres ging es dann endlich in Richtung Picos de Europa. Über Panes ging es in das spektakuläre Tal des Rio Deva.  Ab hier sind weite Passagen der Straße direkt in den Fels hineingesprengt. Die gewaltigen Steilwände des Desfiladero de la Hermida verursachen fast Klaustrophobie, so eng ist das Tal an vielen Stellen. Platz ist für den Rio Deva, das in den Fels gesprengte Band der Straße und dann geht es schon bis zu 600 Meter steil bergauf.

Überall direkt über meiner Straße hingen oft übereinander gestaffelt gigantische Stahlnetze um Steinschlag abzufangen. In manchen lagen Brocken mit dem Umfang eines großen Sitzballes. Da wurde mir schon etwas mulmig. Dieses Tal versetzte schon im Jahre 722 maurische Soldaten in Panik. Auf einer Strafexpedition gegen aufständische Christen mussten sie durch diese Schlucht, die Männer von Pelayos, zu ihm später mehr, saßen oben in den Felsen versteckt und hebelten große Felsbrocken aus der Wand. Diese Felsen stürzten polternd und todbringend auf die maurischen Soldaten hinab, die ihr Leben nur noch durch schnellstmögliche Flucht retten konnten. In der Folge betrat nie mehr ein maurischer Soldat diese Gegend. Der Beginn der Reconquista war gemacht.

In Potes einem wahrhaftigen Hotspot für Kletterenthusiasten bogen wir dann nach Espinama und Fuente De ab. Ab hier wurde das Tal auch wieder weiter und grün. An einem der wenigen ebenen Plätzchen zwischen Felsen, Fluss und Straße fanden wir dann dank dem WOMO Verlag unter Dutzenden von Walnussbäumen am Rio Deva einen Stellplatz. Los Llanos hieß dieser Weiler in dessen schroffen Felsen Geier brüten und der kaum mehr als 20 uralte typische Steinhäuser aufzuweisen hat.

Ein gerade parkender Ranger des Naturparks bestätigte uns, dass wir hier übernachten können und dass der Brunnen Trinkwasser Qualität hat. Mit vier weiteren WOMOS verbrachten wir unter Flussrauschen und Kuhglocken die Nacht. Die Vorfreude bei meinen Beiden auf die Fahrt zu und auf die Picos de Europa war regelrecht greifbar.

Gut aufgepasst

02.05.2023. Wir waren wegen einer Fehlinformation aus dem Internet schon um 09.00 Uhr auf einem der riesigen Parkplätze in Fuente De. Von dort geht eine Seilbahn die einen Höhenunterschied von 750 Meter überbrückt auf gut 1.650 Meter mit einem 360 Grad Rundumblick auf die Picos und einen deren höchsten Gipfel den Pena Vieja. Die erste Kabine fuhr aber statt um 09.00 Uhr erst um 10.00 Uhr nach oben.

Obwohl meine beiden schon 20 Minuten vor 10.00 Uhr wieder an der Station waren standen schon etwa 40 Personen vor ihnen an der Kasse an. Schnell wuchs die Menschenmenge auf weit über 100 Menschen an. Raphael musste da schon ein ruhigeres Plätzchen abseits suchen. Sybille blieb in der Schlange stehen um die Tickets zu lösen.

Allerdings wurden ihr die Menschen das Gewusel und all die Geräusche auch schnell zu viel. Nachdem dann Raphael das erste Mal die Kabine gesehen hatte, gaben meine beiden trotz der Vorfreude die Mission Picos de Europa auf. Die Kabine maß etwa 3,50 auf  2 Meter. Dort sollten dann 20 Personen mit Rucksäcken in 4 Minuten über 700 Meter in die Höhe befördert werden. Die Kabine war bis auf den Boden völlig verglast. Da die Fahrt steil direkt an der kahlen Felswand hochgeht war das für beide nicht vorstellbar.

Also gab es erst einen Kaffee und einen kleinen Imbiss nach der Anstrengung. Ja diese Entscheidung war wirklich anstrengend aber absolut richtig. Beide hätten weder die Fahrt noch den Aufenthalt dort oben genießen können und wären für den restlichen Tag völlig ausgebrannt gewesen. Ich bin stolz, dass sie das rechtzeitig gemerkt und getan haben was ihnen in diesem Moment gut tat und nicht gedacht haben sie müssen das erleben und mitmachen auch wenn es ihnen nicht gut tun würde.

Chapeau.

Am nächsten Tag sollten sie für diesen Mut mehr als entschädigt werden.

Also machten wir uns auf den wiederum überwältigenden und teilweise Respekt einflößenden Rückweg durch das Tal des Rio Deva. Es gibt nur diesen einen Weg. Für 42 Kilometer bis Arenas de Cabrales benötigte ich mehr als 1,5 Stunden. Unterwegs sahen wir wie schon seit einigen Tagen überall auf den Weiden am Straßenrand junge Fohlen und Kälbchen. Teilweise mussten wir stehen bleiben da Kühe auf der Straße zur nächsten Weide getrieben wurden. Manchmal winkten die Hirten uns auf der  Gegenfahrbahn an den Kühen und ihren Kälbchen vorbei. Dabei kam so manches Kuhhorn meiner Karosserie beängstigend nahe. Aber ich dachte mir einfach, dass die Kühe sicher kein Problem mit mir haben und beschloss entspannt im Schritttempo an ihnen vorbei zu rollen. Alles ging gut.

Die zweite scheinbare Enttäuschung an diesem Tag wartete in Arenas de Cabrales auf uns. Sybille hatte in Espana Discovery einen Ziegen- und Schaf Hof gefunden der prämierte Käse produziert und WOMOs die Möglichkeit gibt kostenlos zu übernachten und im Gegenzug Käse zu kaufen.

Dort angekommen kauften meine beiden erst mal Schaf und Ziegenblauschimmelkäse der schon zweimal die bronzene Käseweltmeisterschaft errungen hatte. Kein Schnäppchen aber schafmäßig lecker. Dann die Klatsche. Der Chef meinte mit dem WOMO können wir hier nicht stehen und schon gar nicht übernachten. Englisch wollte oder konnte er nicht verstehen und er gab meinen beiden unmissverständlich zu verstehen, das nach dem Einkauf jetzt die Abfahrt angezeigt sei. Sehr nett! Aber auch das hatte wieder einmal nur Gutes zur Folge!

In park4night wurde in ein paar Kilometer Entfernung ein Stellplatz bei einem Zentrum für Geierschutz empfohlen. Das Dorf hieß Benia de Onis.

Die Plätze vor der Halle waren sehr nah an der Straße und Raphael beschloss, dass ich mal auf die Rückseite schauen sollte. Dorthin führte eine schmale Rampe. Dort saßen Gemeinde Mitarbeiter die gerade eine Pause bei den Mäharbeiten machten. Als ich um die Ecke kam stand einer auf und bedeutete mir stehen zu bleiben.

Nein nicht noch eine Enttäuschung an diesem Tag und die Mitteilung dass wir hier nicht stehen dürfen. Aber als Raphael mein Fenster an der Fahrerseite herunterlies hörten wir deutsche Worte!

Der Gemeindemitarbeiter war lange Gastarbeiter in Deutschland, freute sich riesig deutsch sprechen zu können und begrüßte uns aufs herzlichste in seinem Dorf. Und ja, selbstverständlich können wir übernachten, Wasser aus dem Brunnen holen und den Picknickplatz benutzen. Was für eine Wohltat nach diesem Tag!

Aber es wurde noch besser. Nach dem Beziehen des Platzes und dem nach der Odyssee längst überfälligen Essen ging es auf Erkundungstour ins Dörfchen. Wieder viele Fohlen und Kälbchen.

Auf dem Dorfplatz stand ein VW Bus der Backwaren verkaufte und dahinter ein LKW. Erst als der VW Bus wegfuhr sahen meine Beiden, dass hinter dem LKW Menschen anstanden um einzukaufen. Ja, hier wurde direkt aus dem LKW verkauft. Ein richtiger mobiler Tante Emma Laden. Da Obst und Gemüse gebraucht wurden stellten die Beiden sich an. Mit Händen und Füßen gestikuliernd und zur größten Freude von Geli, der Chefin wurde eingekauft. Paprika, Tomaten, Orangen, Bananen, getrocknete und geräucherte Chorizo und frische Chorizo. Alles frisch und super lecker wie sich herausstellen sollte. Wie wir es schon gewohnt waren zu einem spitzen Preis.

Das Wetter war bis zum Sonnenuntergang sonnig und so blieben meine Beiden lange auf den Bänken am Picknickplatz. Ich genoss es so richtig durchgelüftet zu werden bei den warmen Temperaturen. Wieder eine Nacht mit Flussrauschen und Kuhglocken. Kann man besser schlafen?

Die Covadonga Seen und das kantabrische Gebirge

03.05.2023. Früh ging es los. Ein weiterer touristischer Hotspot stand an. Meine Beiden wollten sich nicht geschlagen geben und versuchten nochmal trotz vieler Menschen schönes zu erleben. Es ging zuerst bis Covadonga, dem spanischen Nationalheiligtum schlechthin. Auch dazu wie auch zu Pelayos bald mehr. Ab Covadonga ging es auf einem schmalen, sehr kurvenreichen und engen Sträßchen mit bis zu 18 % Steigung zu den Zielen unserer Begierde.

Den sogenannten Covadonga Seen den Bergseen Enol und Ercina. Letzterer liegt mit 1.108 Metern am höchsten. Sie liegen im kantabrischen Gebirge und gehören noch zu den Picos de Europa. Raphael machte beim Mirador de la Reine, einem Aussichtspunkt eine Pause um mir eine Verschnaufpause zu geben. Was glaubt er eigentlich? Ich bin doch noch nicht altersschwach und muss nach 7,5 Kilometern steil bergauf eine Rast machen. Auf den restlichen 3,5 Kilometern mit den erwähnten 18 % Steigung habe ich ihm dann aber meine Fitness gezeigt. Aber hallo!

Als wir beim Mirador standen, glaubten wir alle drei nicht richtig zu sehen. Da schnürte doch tatsächlich in flottem Tempo ein riesiger dreiachsiger Reisebus an uns bergauf vorbei. Geht’s noch? Das Sträßchen ist stellenweise kaum breiter wie meine Karosserie und manche Kurven musste Raphael im Schritttempo fahren, da sie völlig unübersichtlich waren und dann ein XXL Reisebus.

Er sollte nicht der letzte an diesem Tag auf dieser Strecke bleiben. Weiter bergauf mussten wir dann im ersten Gang rollen, da wir hinter einer Kuhherde bleiben mussten, die dann aber bald auf eine Weide abbog.

Oben  am Lago de la Ercina angekommen war ich stolz wie Bolle! Ich war das einzige echte WOMO. Sonst nur PKW, Motorräder und ein paar Vans. Ich und eine Pause benötigen.

Selbst hier oben kostete ein Cafe americano nicht mehr als unten im Tal oder am Meer. Schlappe 1,30 €. Trink mal einen Cafe in einem Höhengasthof im Schwarzwald oder gar in der Schweiz!

Die Wanderung die die Beiden machten war eindrucksvoll. Überall freilaufende Kühe, die muhten, mit ihren Glocken bimmelten und am schönsten, voller Lebensfreude über die Wiesen rannten.

Die Mittagspause und den Imbiss genossen wir dann auf dem Parkplatz vom unteren See, dem Lago Enol. Ein riesiger Parkplatz im Vergleich zu dem am Oberen See. Allerdings dürfen die Reisebusse auch nur bis hierher fahren und nicht bis nach oben. Im Sommer tobt hier absolut der Bär. Juli, August und September ist die Zufahrt zu den Seen zwischen 07.30 Uhr und 19.00 Uhr nur für Anlieger und Shuttle Busse genehmigt. Übernachten ist ganzjährig untersagt.

Die Shuttle Busse versorgen nicht nur die Seen mit Touristen sondern auch Covadonga. Wir übernachteten auf dem Parkplatz 3, etwa 3 Kilometer vor Covadonga und somit 14 Kilometer vor dem Lago de la Ercina. Im Sommer gibt es weiter unten noch den Parkplatz 1 und 2. Allen gemeinsam ist, dass in den genannten Monaten dort zwangsweise geparkt werden muss und die Benutzung der Shuttle Busse für sehr faire 1,- € pro Person obligatorisch ist.

Jetzt kommt es: Der P 1 an dem wir auch vorbeikamen liegt ganze 12 Kilometer von Cavadonga entfernt und 23 Kilometer vom oberen See. Bei vollem Touristenansturm wird man also schon auf P1 geleitet, da die anderen dann schon voll sind. In manchen Reiseführern steht zu lesen, dass selbst abends kurz vor Dämmerung in den Sommermonaten noch tausende Menschen auf dem Gelände von Covadonga unterwegs sind.

Du verstehst nun sicher warum meine Beiden so früh als möglich an den Seen sein wollten. Bei der Bergfahrt gegen 14.00 Uhr kamen dann auch schon im 50 Meter Abstand Autos und Motorräder bergauf entgegen.

Bei der Talfahrt blieben wir noch einmal bei dem Mirador de la Reine stehen. Die Beiden kochten einen Kaffee und nahmen ihn mit zu einer Picknickbank. Die Aussicht selbstredend  unschlagbar.

Plötzlich wurde Sybille unruhig. Sie hatte etwas gesehen das Raphael schon lange erspäht hatte aber aus gutem Grund nicht erwähnt. Circa 5 Meter entfernt lag an einem Felsen in der Sonne ein Stück abgerissenes Seil. Doch als es sich bewegte war klar, es war etwas gänzlich anderes! Eine Kreuzotter! Raphael ging näher hin und fotografierte die Schlange. Sybille, die vor ein oder zwei Jahren den Mirador sofort verlassen hätte, wagte es und ging bis auf einen halben Meter an die Schlange heran. Als sie das erzählten war ich echt stolz auf das Mädchen. Auch sie hat sich ein Chapeau verdient.

Die Nacht auf P 3 war relativ ruhig. Naja, schon ruhig mal von einer verirrten Kuh abgesehen. Gegen 18.00 Uhr wurden Kühe über den Platz getrieben. Waren wir ja schon seit Puente Viesgo daran gewöhnt. Gegen 19.00 Uhr kam dann eine einzelne Kuh auf den Parkplatz und schlenderte gemütlich umher. Sie war wohl beim Viehtrieb irgendwie abhandengekommen. Auf jeden Fall blieb sie die Nacht bei den rund 10 WOMOs auf dem riesigen Platz. Sie war ja ruhig, nur hatte sie eben eine große Glocke um den Hals. Du verstehst was ich meine? Aber das ist ja nicht wirklich eine Störung des Schlafes, im Gegenteil.

Jogging Kühe

Das spanische Nationalheiligtum – Covadonga

04.05.2023. Die Seen die wir gestern besucht haben heißen ja auch Lagos de Covadonga. Covadonga ist in der gesamten Gegend das alles beherrschende Thema.

In der Felsenhöhle von Covadonga befand sich schon zur Zeit der Westgoten ein Marienheiligtum. Im Jahre 722 errang Pelayo der Anführer der Christen in der Schlacht von Covadonga einen historischen Sieg über die Mauren. Dieser stellte den Beginn der Reconquista, der christlichen Rückeroberung Spaniens dar. Vieles aus dieser Zeit ist schwer zu belegen und viele Historiker denken eher an ein Gefecht als eine Schlacht. Auch die Herkunft und der Geburtsort des Pelayo sind nicht nachweisbar.

Nichtsdestotrotz steht Covadonga für viele Spanier für das Nationalheiligtum schlechthin. Die Grotte wird daher für jeden Spanier der erste Anlaufpunkt beim Besuch von Covadonga sein.

Danach besucht er die Basilika, die 1901 fertig gestellt wurde. Im neoromanischen Stil aus Sandkalkstein und Marmor erbaut. Beide Baustoffe wurden rund um Covadonga aus den Bergen gebrochen.

Ich könnte jetzt einen eigenen Blog nur über Pelayo und Covadonga schreiben, aber das wäre sicher zu langweilig, da Du ja kein Spanier bist. Nur so viel. Solltest Du jemals nach Kantabrien und Asturien kommen besuche unbedingt diese Gegend. Genieße die Landschaft und bestaune das kulturelle Erbe und die Verehrung der Spanier für diese Stätte. Du wirst es nicht bereuen.

Wir fuhren weiter durch das kantabrische Gebirge, wieder an den Atlantik. Nach Ribadesella an der Mündung des Rio Sella.

Ribadesella ist ein ehemaliges Fischerdörfchen an der östlichen Costa Verde. Es zählt zu den schönsten Ferienorten in Asturien. Die Strände, der längste die Playa Santa Maria misst 300 Meter, die Altstadt und die Tropfsteinhöhle Cueva de Tito Bustillo. Sie beherbergt Wandmalereien die über 25.000 Jahre alt sind. Die tägliche Anzahl von Besuchern ist zum Schutz der Malereien auf 150 pro Tag begrenzt. Eine Reservierung per Internet ist also unerlässlich.

Eine 300 Meter lange Brücke über die Mündung des Rio Sella verbindet die Altstadt mit den modernen Touristenvierteln im Westen. In der Altstadt gibt es wieder die schon erwähnten Indianerhäuser.

Wir haben wenig davon gesehen, da Ribadesella nicht sehr WOMO affin ist. Der einzige Stellplatz weit und breit lag 5 Kilometer außerhalb in San Pedro. Im Stadtgebiet ist sogar das Parken von WOMOs strengstens untersagt. Der Stellplatz bietet Ver- und Entsorgung ist aber eher lieblos gemacht und wie gesagt fernab von allem.

Insgesamt ist ganz Asturien nicht sehr WOMO freundlich. Wenn man Asturien auf der Karte von park4night anschaut, fällt einem das sofort auf. Sehr wenige Einträge, kaum offizielle Stellplätze und die wenigen Campingplätze, die es gibt, haben meist nur von Juni bis September geöffnet. Bis auf einen und auf den geht es morgen. Wir brauchen Landstrom da ich morgen mal wieder so richtig grundgereinigt werden soll. Mit Staubsauger und allem was zu einem Groß Reinemachen dazu gehört. Die Beiden halten mich ja so gut es geht sauber, aber so alle 4-6 Wochen den ganzen Bruno innen umkrempeln und durchputzen tut dann doch Not. Aber hallo, das ist echt geil. Sorry für den Ausdruck. Ich fühle mich dann wie nach einer Fastenkur, so richtig innerlich gereinigt und entschlackt.

Absolut unwürdig!

06.05.2023. Ich wusste ja, dass wir auf einen Campingplatz fahren, aber das was die Beiden da ausgeheckt haben ist ja wohl das Letzte! Der Campingplatz Playa de Sauces auf den es wegen Landstrom und Waschmaschine ging, weißt Du wie weit der vom Stellplatz entfernt lag? Du wirst es nicht glauben.

Ich wunderte mich auch noch, dass die Beiden mein Navi nicht programmierten um sich zum Campingplatz lotsen zu lassen. Ich sollte schnell schmerzlich erfahren warum. Raphael machte sich sogar einen Spaß daraus meinen Diesel anzuwerfen, mich von den Keilen rollen zu lassen und so zu tun als ob wir losfuhren. Aber nach 30 Metern über den Stellplatz kuppelte er den ersten Gang aus und die Schmach begann. Es ging bis zur Rezeption des Campingplatzes von nun an nur noch leicht bergab und Raphael lies mich einfach im Leerlauf dorthin rollen. Ich rollte und fuhr nicht einmal aus eigener Kraft. Wo gibt es denn so etwas, ich bin doch keine Seifenkiste oder ein Bobby Car.

Ich bin Bruno, ein ausgewachsener Rapido 785 F. Ich war echt sauer auf die Beiden. Ihnen hat dieser Spaß auf meine Kosten auch noch gefallen.

Der familiengeführte Platz hat  mich dann aber gleich wieder mit der Welt versöhnt und meinen Groll gedämpft. Wunderschöne Rasenplätze. Meine Reifen ruhten auf sattem Gras und wurden malerisch umspielt von kleinen Gänseblümchen. Mein Stellplatz, wie der gesamte Platz großzügig angelegt, so dass ich mich richtig ausbreiten konnte,  von der Eigentümerfamilie sehr liebevoll gestaltet, absolut eben und ruhig. Das ganze Campinggelände erinnerte an einen Park. Sehr viele Bäume und Hecken. Am beeindruckendsten waren aber die überall auf dem Gelände verteilten Rotbuchen. Ihr Rot mit den weißen Stämmen der ebenfalls zahlreichen Birken, einfach ein Traum. Ich denke ich sehe Raphael daher wegen der Wohlfühlatmosphäre für mich den üblen Scherz auf meine Kosten noch einmal nach.

Übrigens ist der Campingplatz Playa de Sauces in Asturien etwas Einmaliges! Er ist unseres Wissens nach der einzige, der im Winter, und sogar zu Weihnachten und über den Jahreswechsel geöffnet hat.

Auch hier ein echter Chapeau!

Eine Perle am Atlantik

07.05.2023. Da die Stellplätze je weiter wir Asturien erobern immer spärlicher werden fuhren wir vom Camping aus nach Lastres. Da der Stellplatz weder Ver- noch Entsorgung und schon gar nicht Strom anbietet war uns relativ klar, dass es dort ruhig zugehen würde.  Zumal Lastres außer als idyllisches Fischerdorf in keinem Führer erwähnt wird.

Mein absolutes Lieblingsdorf wird Lastres für immer bleiben! Es gibt ein Restaurant das nach mir benannt ist. Vielen Dank an den Besitzer

Genauso war es auch. Ein kleines Dorf wie an die Klippen geklebt. Die einzige Straße  so schmal, dass es nur per Ampelregelung im Einbahnsystem durch den Ortskern ging. Der Stellplatz am Ortsende in einer Senke gelegen mit einem gigantischen Eukalyptusbaum.

Wir verbrachten nach einem ausgiebigen Spaziergang der Beiden eine Nacht wie bei einer Ermita. Mucksmäuschenstill. Nichts, wirklich nichts war zu hören.

Das Dörfchen erwies sich am nächsten Tag wirklich als idyllisch, nicht von leerstehenden Ferienwohnungen und Hotelklötzen verschandelt. Einige gute Fischrestaurants, ein Hotel aus den 60 er Jahren und ein paar Einkaufsmöglichkeiten die allesamt flächenmäßig locker in eine standardmäßige LIDL Filiale gepasst hätten.

Allein die Beschaulichkeit und die Ruhe machen Lastres zu einem Juwel. Am Hafen sitzen, einen Americano genießen, die Häuser, die wie Schwalbennester an den Klippen hängen, betrachten und dem Meer und den Möwen zuhören.

Rund um das Dorf gibt es einige Aussichtspunkte. Die ersten grünen Berge beginnen unmittelbar hinter Lastres. Die Küstenlinie ist kilometerweit mit dem Auge zu verfolgen und in der Ferne sind die immer noch leicht schneebedeckten Gipfel der Picos de Europa zu sehen. Kurz ganz Kantabrien mit Atlantik, Fischfang, Kühen, grünen Wäldern und Bergen und dem kantabrischen Gebirge mit seiner Krönung, den Picos liegt einem sinnbildlich zu Füßen. In Wirklichkeit ist es eher umgekehrt, da man das ja alles von unten nach oben betrachtet. Aber egal, die Stimmung  und die Farben sind das was zählt. Schau selbst.

10 Gehminuten vom Hafen standen wir auch in der zweiten Nacht mit nur 7 weiteren WOMOs im Schutz des mächtigen Eukalyptusbaumes. Der Platz würde locker für 30 oder mehr WOMOs ausreichend Stellplätze bieten. Aber so ruhig ist es uns ja lieber.

Morgen soll es nach Gijon gehen. Aber vorher brauche ich noch Nachschub für meinen Frischwassertank. Selbst das muss im Fürstentum Asturien, wie alles was in Zusammenhang mit WOMOs steht, gut geplant werden. Auf der gesamten bisherigen Reise war es sicher, dass am Friedhof, an einem Kinderspielplatz oder Park ein Wasserhahn war, den man zum Frischwasser bunkern benutzen konnte. In Asturien ist man damit sehr sparsam.

Laut park4night gibt es in der Nähe von Lastres einen Leuchtturm. Bei diesem Leuchtturm gibt es einen frei zugänglichen Wasserhahn. Frag mich nicht warum bei dem einsamen Leuchtturm eine öffentlicher Wasserhahn montiert ist. Ob Du es glaubst oder nicht, die nächste Möglichkeit ein fast verdurstetes WOMO  vor dem völligen Austrocknen zu retten nach dieser Oase am Leuchtturm ist erst im 42 Kilometer entfernten Gijon.

Auf dem Weg fotografierte Sybille noch ein wunderschönes sogenanntes Stelzenhaus. Diese sonderbaren Häuser stehen seit Covadonga überall  in der Landschaft. Der tiefere Grund für die Stelzen ist ganz einfach: Die Stelzenhäuser waren früher Speicher für die Ernte. Um zu verhindern, dass Mäuse oder Ratten über die Erntevorräte herfielen wurden die Speicher auf Steinstelzen gebaut und auf die Steinstelzen große Steinplatten gelegt, damit war es den Nagern unmöglich an die Vorräte zu gelangen.

In Gijon wollen wir am Park Rinconcin stehen. Nahe am Meer. 15 Gehminuten an der Strandpromenade bis zur Altstadt, die sehr schön sein soll. Wir lassen uns überraschen.

Rate mal, was kann das sein?

Auflösung im nächsten Blog…

Vom Baskenland über Kantabrien nach Asturien

Verborgene Strände

16.04.2023. Über Bermeo gibt es nicht sehr viel zu berichten. Der Stellplatz war wie gesagt o.k., sehr voll aber ruhig. Die Beiden konnten in 10 Minuten an den Hafen schlendern.

Aber schöner war es für sie an der Steilküste entlang an versteckte Buchten und Strände zu spazieren.

Interessant fanden wir alle drei eine zufällig in einem Führer gefundene Information.

Wusstest Du, dass die Strände entlang des Golfs von Biskaya weitaus länger, schöner und viel zahlreicher sind als an der spanischen Mittelmeerküste. Allerdings ist wegen des anderen Klima hier nur Saison von Mitte Juni bis Mitte September. Die Durchschnittstemperatur zum Beispiel in Cantabrien liegt im Winter selten unter 10 Grad und im Sommer selten über 25 Grad.

Das wunderbare San Juan de Gaztelugatxe

17.04.2023. Ja, wieder so ein unaussprechlicher Name für eine wunderbare Location. San Juan Gaztelugatxe ist eine unmittelbar vor der Felsenküste der Costa Vasca gelegene Insel. Ziemlich genau zwischen Bermeo, wo wir herkamen und Bakio, wo wir hinwollten, gelegen. Die Insel ist etwa 270 Meter lang und maximal 80 Meter breit. Durch eine uralte Steinbrücke ist sie mit dem Festland verbunden. Auf dem höchsten Punkt auf 50 Meter über dem Meer steht das ehemalige Kloster mit gleichem Namen. Ich erspare Dir diesen Zungenbrecher gerne.

 Um zum ehemaligen Kloster zu gelangen muss man nach der Steinbrücke über eine in den Fels gehauene Steintreppe mit einer Mauer links und rechts über 237 Stufen steigen.

Die Felseninsel wird von mehreren unterirdischen Gängen durchzogen und besitzt zahlreiche zum Teil ausgebaute Höhlen. Die Insel hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Sie war im 12. und 13. Jahrhundert ein wichtiger Rückzugsort für den Templerorden. Dann bewohnten Eremiten den Ort, danach war es ein Stützpunkt englischer Freibeuter unter dem Kommando von Sir Francis Drake. Danach wieder als Eremitage genutzt verkam sie zur Erinnerungsstätte für verschollene Seeleute und verfiel wegen der abgelegenen Lage zusehends. 1978 brannten die Reste der Anlage nach Brandstiftung komplett ab. Die Tourismusbranche erkannte schnell den Wert dieser einmaligen Insel und Anlage. So wurde die Kapelle wieder aufgebaut und 1980 wieder eingeweiht. Durch die verwunschene und romantische Lage avancierte San Juan Du weißt schon, schnell zu einem beliebten Ausflugsziel und einer echten Touristenattraktion. Auch hier wurden viele Sequenzen der Serie Game of Thrones gedreht.

Wir parkten etwa 2 Kilometer vor dem offiziellen Parkplatz von San Juan de… auf einem schön gelegenen Wanderparkplatz. Diese Entscheidung war gut, wie wir bei der Vorbeifahrt später feststellten war der offizielle Parkplatz ziemlich eng und sehr voll. Auf diesem Wanderparkplatz wäre sicher auch eine ruhige Übernachtung mit grandiosem Ausblick möglich gewesen.

Die Wanderung ging 2,5 Kilometer zur Insel. Es ging durch schöne Waldabschnitte und immer wieder an Aussichtspunkten vorbei. Von Ferne konnten meinen Beiden schon die Menschen auf der Steinbrücke und der Treppe erkennen. Und das obwohl es erst kurz vor 10.00 Uhr morgens war. Wie würde das hier in der Hauptsaison aussehen? Mit diesen Gedanken im Kopf kamen sie bei der Brücke an und machten sich an den Aufstieg. Schilder besagten, dass man an den Engstellen die Bergabgehenden durchlassen solle. Schon nach kurzer Zeit fühlten sich beide unwohl. Es war sehr eng. Die Menschen blieben auch an engen Stellen stehen um Fotos zu machen. Zum Teil von anderen Personen die dann drei Meter vor Ihnen standen und so den kompletten Durchgang blockierten. Das geht für Raphael gar nicht. Dann noch die typische Geräuschkulisse und durcheinander Gerede und Gelaufe. Das ging dann für Sybille gar nicht. Ich bin stolz auf die beiden, dass sie den Entschluss gefasst haben einfach umzukehren und eben auf die Kapelle und die sicher unschlagbare Kulisse zu verzichten.

Dafür machte Sybille eine Entdeckung. Am Wanderweg wuchsen sehr viele der seltenen Sternkiefern. Sie haben extrem lange Nadeln und ihre Zapfen wachsen immer zu fünft aus einer Stelle am Ast. Wie ein Stern.

Nach einem Mittagessen und einer Pause auf dem Wanderparkplatz ging es dann nach Bakio wo wir völlig untypisch einen Stellplatz reserviert hatten. Bakio, keine 2.000 Einwohner, aber die Durchfahrt dauert fast 20 Minuten. Alles Ferienwohnungen die 9 Monate im Jahr leer stehen. Toller unendlich langer Strand, aber keine Parkplätze für WOMOs. Außer einem eben der aber nur über eine online Buchung  zu benutzen ist. Oje. Du weißt ja, was wir mit dieser Art von Buchung schon erlebt haben.

Pustekuchen!

Die Betreiber Firma Pverde hat in ganz Spanien kostenpflichtige Stellplätze, all inclusive, aber eben mit Buchung. Was soll ich sagen: gerne wieder. 6,- € mit Videoüberwachung und all inclusive an einem Ort, wo wir sonst gar nicht hätten bleiben können. Wir finden das o.k.. Zumal Pverde auch Plätze betreibt die nur 2,- € oder 4,- € pro 24 Stunden kosten.

Raphael, unser Technikgenie, war inclusive Anmeldung und Bezahlung nach drei Minuten fertig und der Stellplatz gebucht. Aber hallo!

Bei der Ankunft kein mühseliges Bedienen eines Automaten der mehr Rätsel aufgibt als Lösungen präsentiert.

Wir fuhren vor die Schranke bis zu einem weißen Strich am Boden. Ein Scanner erfasste mein Kennzeichen OG-FS 2023 und schon öffnete sich wie von Wunderhand die Schranke. Ich kam mir vor wie in einem Science Fiction Film.

Fast leer, ruhig gelegen, kaum 5 Minuten vom Strand. Zum Ortskern kann ich nichts sagen. Die Beiden konnten ihn in all den leerstehenden Ferienhäusern und Siedlungen einfach nicht finden. Schade. Dafür war der Strand sehr lang und ging über den ganzen Bogen einer schönen Bucht.

Zum Glück gibt es Noja

18.04.2023. Wir hatten beschlossen mal wieder ein längeres Stück zu fahren. Also ging es nach Solana einer Hochburg der Anchovis-Industrie. Die letzten Kilometer gingen durch ein Sumpfgebiet hinter dem an einer schön geschwungenen Bucht Solana lag. Laut park4night mit drei Stellplatzalternativen. Die erste gab es nicht wegen Baustelle. Die zweite haben wir leider ausprobiert. Im Industriegebiet zwischen den Fischkonservenfabriken und der Kläranlage. Nein danke. Die dritte war am Ende der Strandpromenade. Wunderbar an der Bucht gelegen in einer Sackgasse und mehr als genug offizielle Parkbuchten neben der Promenade frei. Nur in der Hochsaison gegen Bezahlung. Die Meeresbucht keine 10 Meter von mir entfernt.

Was für eine Freude hatten wir nach dem doch sehr miefigen Platz bei den Konservenfabriken. Leider währte die Freude keine 10 Minuten. Urplötzlich hupte es neben mir. Ein Peugeot stand sehr nah neben mir, eine ältere Dame lies die Scheibe herunter und trommelte mit der Hand wild gegen meine empfindliche, gepflegte Außenhaut und schrie wie von Sinnen etwas auf spanisch. Raphael ging raus, aber da war sie schon etwa 50 Meter weiter zum nächsten geparkten WOMO gerollt und machte dort das gleiche Spektakel. Als sie Raphael sah, drehte sie sich um, gestikulierte wild schrie wieder wie von Sinnen, riss beide Arme mit erhobenen Mittelfinger hoch und schrie „drive up to your country!“ Raphael hob verständnislos die Arme. Aber da war sie schon zum nächsten WOMO unterwegs mit dem gleichen Prozedere. Danach fuhr sie zum Ende der Sackgasse und verschwand in einer Tiefgarage.

Mon dieu, das war ja mal eine Begrüßung und ein starker Auftritt. Die Dame tauchte nicht mehr auf. Wir wussten zwar aus vielen Einträgen in park4night zu diesem Platz, dass die Polizei keine Schwierigkeiten beim Übernachten macht, gleichzeitig haben wir aber in park4night und anderen Foren gelesen, dass die Policia gegen solche Anwohnern nichts unternimmt und diese Anwohner gerne mitten in der Nacht hupend an den WOMOS vorbeifahren oder beim nächtlichen Spaziergang mehrfach mit den Fäusten gegen die WOMOs schlagen. All dies wollten wir uns gerne ersparen. Auch haben wir uns ja fest vorgenommen uns an die Regeln des Landes oder Gemeinde zu halten und jegliche Störung von Anwohnern zu vermeiden. Dass diese Dame sich definitiv von den WOMOS gestört fühlte war ja nicht zu bestreiten.

Also ging es an der Küste entlang weiter. Wir fanden einen riesigen völlig leeren Parkplatz, sehr abgelegen. Wäre wunderbar gewesen. Wir wunderten uns noch über die große Kaserne der Guardia Civil auf dem Weg dorthin. Bei genauerem Betrachten der Gegend erkannten wir auch den Grund: Wir standen etwa 100 Meter von einem Gefängnis entfernt. Daher der menschen- und autoleere Parkplatz und die Kaserne. Also weiter.

Strandparkplätze en masse. Alle mit 2 Meter Höhenbeschränkung und wenn nicht damit, dann mit dem klaren Verbotsschild für WOMO und für Übernachten.

Es kam bald darauf das Örtchen Noja.  Laut park4night mit einem Stellplatz direkt an der Steilküste. Hörte sich toll an. Die ersten Parkplätze im Ort wie gewohnt, verboten oder beschränkt. Unsere Hoffnung schwand mit jedem gefahrenen Meter. Dazu kam noch, dass Noja eine riesige Feriensiedlung ist, mit unendlich vielen mehrstöckigen Häusern bei denen alle Rollläden unten sind und in deren Umfeld keine Bar, kein Restaurant, Lebensmittelladen oder sonst egal was geöffnet hatte. Oje, das sollte eine WOMO freundliche Gemeinde sein? Wir hatten gelernt, je mehr Ferienwohnungen umso weniger sind WOMOs willkommen, da sie anscheinend stören und man ja nicht auf die wenigen Einnahmen, die sie bringen angewiesen ist. Aber dann, nach unendlich vielen Einbahnstraßen durch die Feriensiedlungen, der Atlantik.

 Nach einer Biegung standen da urplötzlich zwei WOMOS keine 10 Meter von der Steilküste. Beide aufgekeilt, also für eine Übernachtung gerüstet. Der Besitzer meines Kollegen aus Aquitanien bestätigte, dass man hier problemlos stehen und übernachten kann. Die Policia fahre regelmäßig durch und winke freundlich.

Geschafft! Was waren wir froh! Mit dieser Aussicht vor meiner Motorhaube lies ich mich gerne auf die Keile bugsieren.

Die Gischt spritzte stellenweise über die Klippen direkt vor mir. Die Brandung donnerte an die Küste und es roch unendlich gut nach Meer, Salz und Algen. Nicht nach Klärwerk und Fischabfällen von einer Konservenfabrik.

In unmittelbarer Nähe begann ein Wanderweg die Steilküste entlang. In der anderen Richtung gab es einen Strand, dessen Dimensionen die Beiden erst am nächsten Tag entdeckten. Mir gefiel es, wo meine Reifen den Asphalt berührten und es machte mich froh, zu hören, dass wir bis Freitagfrüh bleiben wollten.

Du wunderst Dich vielleicht, wenn Du unsere Route auf dem Atlas verfolgst, warum wir um alle größeren Städte einen großen Bogen machen.

 Nun, das ist ganz einfach. Meine Beiden können zu viele Menschen, zu viel Gewimmel und so weiter einfach nicht aushalten, ertragen oder wie immer Du es nennen willst. Getreu dem Motto von Sven:“…nen Scheiß muss ich…“. kümmert es uns einen Kehricht ob wir die Städte besuchen oder nicht. Den beiden ist ihr Wohlergehen viel wichtiger als all das gesehen zu haben, was man so gesehen haben muss. Basta.

Ich weiß, dass sie daran arbeiten und es sich oft wünschen eine Stadt zu erleben und zu genießen. Aber ich habe auch Respekt davor, dass sie nur soweit gehen wie es ihnen gut tut und dennoch unsere Reise in vollen Zügen genießen. Eigentlich umgekehrt. Genau deshalb können sie unsere Reise in vollen Zügen genießen, weil sie das tun was ihnen entspricht und nicht das was man so tut, wenn man reist, oder was man von ihnen erwartet.

Ce ne pas grave, das ist nicht schlimm, wie man bei mir zu Hause in Frankreich sagt. Ich persönlich sage dazu „Chapeau“. Ich ziehe meinen Hut vor den beiden. Nach allem was die letzten vier Jahre bei ihnen los war, den Mut zu haben, das mit mir durchzuziehen . Sie leben mit ihren Diagnosen und ihren Hemmnissen und leben einfach ohne den Kopf in den Sand zu stecken. Ich sehe wie sie aufblühen, es genießen und immer mehr zu sich finden und dabei weiter wachsen. Oder wie es der Spanier sagen würde: die haben cojones! Im Google Übersetzer findest Du die Übersetzung.

Die Tage in Noja waren wunderbar.

Eigentlich müssen wir der Dame in Santona dankbar sein. Raphael konnte am Strand joggen. Die Aussicht und das Spiel der Gezeiten war super und es war einfach ruhig. Na ja, fast. Die hiesigen Angler haben die Angewohnheit mitten in der Nacht an die Steilküste zum Angeln zu kommen. Bis sie alle Utensilien beisammen haben, werden unzählige Male die Autotüren geöffnet und zugeknallt und dann sind sie meist zu zweit, was einen erhöhten Redebedarf weit nach Mitternacht mit sich bringt.

Meine Beiden haben eine tolle Steilküstenwanderung gemacht. Auf Wegen die mit einem Sand bedeckt waren der jeder Südseereklame zur Ehre gereichen würde.

Es gab riesige Felder von seltenen Dünen-Narzissen. Wie toll muss das aussehen, wenn diese riesigen Felder gleichzeitig blühen? Leider waren wir locker 4 bis 6 Wochen zu spät.

Auf der anderen Seite meines Stellplatzes zog sich der feinste Sandstrand weit über 2 Kilometer schön rund über fast die gesamte Bucht hin. Das laufen bei Ebbe bis zu vorgelagerten Inseln und die Weite und Ruhe tat meinen Beiden sehr gut. Sie redeten viel und entdeckten einige Fehler der vergangenen Wochen und Monate, die ihnen nicht gut taten.

Beide waren viel zu viel mit Routenplanung, Stellplatzsuche und anderen Planungsdingen beschäftigt. Viel zu selten nahmen sie sich Zeit für das Qi Gong, das ihnen sowohl psychisch wie auch physisch sehr viel gibt und hilft. Zum Meditieren kamen sie ganz oft erst am Abend als sie im Bett lagen oder es fiel einfach aus. So blieb es nicht aus, dass sie fahriger, unaufmerksamer und immer schneller müde wurden. Sie konnten immer weniger die Momente und Erlebnisse genießen. Die Nervosität und die Ängste waren wieder da und sie wussten oft am Abend nicht mehr wo sie am Morgen losgefahren waren.

 So war die Sache mit dem Frei sein nicht gedacht. Dank Noja ging ihnen das wieder auf und sie nahmen sich einiges vor, das sie ändern wollten.

  • Keine Gewalttouren mehr mit mehr als hundert Kilometern
  • maximal 2 „Erledigungen“ pro Tag, wie etwa einkaufen und fahren oder wandern und in einem Ort bummeln.
  • Wenn irgend möglich jeden Tag Qi gong
  • Kein zu Bett gehen ohne über den Tag und das Erlebte gesprochen zu haben
  • Keine spontanen Planänderungen der Route oder eines Stellplatzes
  • Für die Wochenenden wird ein schöner für uns alle drei angenehmer Stellplatz gesucht,  an dem wir spätestens von Samstagfrüh bis Montagfrüh stehen bleiben und entspannen.

Früher in der Mühle hatten sie gelernt, dass mehr als zwei Vorhaben an einem Tag ihnen nicht gut tun. Hier, wo sie alle Zeit der Welt auf der Tour haben, haben sie es glatt vergessen und wollten möglichst viel an einem Tag machen und erleben. Als sie mir halfen meinen Blog zu schreiben fiel ihnen auch auf, dass sie viele Dinge schlichtweg vergessen hatten und sich an manche Orte und Erlebnisse nur noch dank meines Blogs erinnern konnten. So ging es nicht weiter.

Ich spürte wie ihnen die Zeit in Noja gut tat und es mit jedem Tag bergauf ging. Als sie eines Mittags Freude strahlend zu mir nach Hause kamen und erzählten sie seien über 1 Stunde barfuß am Strand gelaufen, wusste ich, es geht wieder in die richtige Richtung. Nach einem Picknick auf einem Felsen hatten sie Socken und Schuhe ausgezogen und waren barfuß über den Strand gelaufen.

 Der trockene Sand war fast schon heiß, die anbrandenden Wellen waren eiskalt und das nur noch langsam vom Strand ablaufende Wasser war angenehm temperiert vom heißen Sand. Sie haben den ganzen Tag davon geschwärmt. Ich freute mich dass sie es endlich getan hatten, an Stränden waren wir ja schon genug und ich wartete immer auf diesen Moment. Wie gesagt sie hatten vergessen den Tag, das Heute zu leben. Aber jetzt nicht mehr.

Nach drei Tagen ging es weiter. Wir wollten etwas Strecke machen und zum Beginn der Routen in Nordspanien des WOMO Verlages fahren. Also auf nach Puente Viesgo.

Ein kleiner Dachschaden, eigentlich mein kleiner Dachschaden

21.04.2023. Laut park4night gab es in Puente Viesgo, einem kleinen Kurort mit wenigen tausend Einwohnern einen schönen Stellplatz bei einer Kirche und dem Friedhof. Wieder einmal. Den Platz fanden wir leicht, aber er war mehr als 5 Kilometer außerhalb von Puente Viesgo, was aber gar kein Problem war, da der Platz einfach perfekt war.

Wie sich am Sonntag zeigen sollte, hätte es keine bessere Platzwahl geben können. Bei der Kapelle am Friedhof war gerade die Mesmerin zugange und Raphael fragte ob das Stehen und Übernachten über das Wochenende auf dem zur Kirche und Friedhof gehörigen Parkplatz in Ordnung wären. Die Mesmerin konnte Englisch und freute sich über die Nachfrage. Selbstverständlich wäre das o.k.. Wenn wir Wasser benötigen könnten wir das gerne am Brunnen auf dem Friedhof holen. Ob wir Toilette, Dusche und Waschbecken benötigen, wollte sie auch wissen. Sie würde dann die entsprechenden Räumlichkeiten aufsperren und über das Wochenende offen lassen. Raphael verneinte, da ich das ja alles anbiete, doch er freute sich riesig wieder bei offenen und herzlichen Menschen angekommen zu sein. In Noja waren die  Menschen schon sehr reserviert und zurückhaltend.

Wir standen volle drei Tage völlig alleine auf dem Platz. Ein paar Friedhofbesucher parkten hin und wieder, grüßten höflich und fuhren wieder. Die Nächte neben den Kuhweiden waren perfekt und es war außer den Geräuschen der Kühe und früh morgens den Stimmen der Vögel nichts zu hören.

Am Samstag ging es nach Puente Viesgo, der kleinen Kurstadt. Wir waren mächtig gespannt. Keine 10 Minuten und alles Sehenswerte war erkundet. Also machten die Beiden einen ausgiebigen Spaziergang am Pas entlang, der in Puente Viesgo eine Engstelle passiert. Unzählige Hotels und Spa Einrichtungen, ein Rathaus wie es seinesgleichen sucht mit einem tollen Park außen rum und einem tollen Spazierweg am Pas entlang, das war es dann wirklich.

Am Sonntag, der sehr verregnet werden sollte war faulenzen und wenig anderes angesagt. Sollte mir reicht sein, ich fühlte mich sauwohl auf diesem Platz. Statt gegen Mittag begann es schon am frühen Morgen heftig zu regnen. Gegen 10.30 Uhr bemerkte Raphael dass neben meiner Aufbautür Wasser die Holzverkleidung hinablief!

GRAND MERDE!

Raphael schraubte sofort die Verblendung weg und es war schnell klar, ich hatte einen Dachschaden. Ich betete inständig, dass es nur ein kleiner war.

Bei einem Hof gegenüber lieh sich Raphael eine Leiter um über der Aufbautür am Dach nachzusehen wo das Problem lag. Die kleine Rinne die dort das Wasser hinter der Markise sammeln und ableiten sollte, war mit Blättern und Dreck zugesetzt und am Dach war ein kleines Loch im Silikon zu sehen. Raphael reinigte die Rinne und trocknete das Silikon um es mit dem Powerkleber von meinem Schaltknüppel erstmals provisorisch zu verschließen. Aber würde das reichen, war das wirklich das Problem und dann das Größte Manko: Es war für den restlichen Sonntag noch viel mehr heftiger Regen angesagt. Wenn das Loch nicht abgedichtet wäre, würde das Wasser fröhlich in die neben meiner Aufbautür befindlichen Hochschränke laufen, wo auch der Sicherungskasten für den gesamten Aufbau ist und dann….?

Zum Glück war gegen Mittag eine Messe in der kleinen Kirche. Raphael erinnerte sich an die freundliche hilfsbereite Mesmerin und ging sofort nach Ende der Messe in die Kirche. Mit dem Übersetzer schilderte er das Problem und fragte ob sie eine Möglichkeit wisse, wo wir bis Montagfrüh trocken stehen könnten. Nach einigem Überlegen hatte sie die Lösung.

 Mittlerweile war der Pfarrer aus der Sakristei gekommen und sprach Raphael auf Deutsch an und bot sofort an, ihm den Platz zu zeigen. Mehr Glück kann man ja wohl kaum haben, oder? Fünf Minuten später fuhr ich hinter dem Auto des Pfarrers, ein Pensionär aus Santander, der für die kleinen Kirchen hier zuständig war, ein paar Kilometer bis zu einer Unterführung über die die Autobahn führt. Schön breit, ohne Dehnfugen die Krach verursachen und mit Blick auf eine Schafweide am Ende der Unterführung.

 Der Pfarrer bot Raphael , ihm noch den Weg zur nächsten Werkstätte zu zeigen und fuhr mit ihm dort hin. Als er Raphael bei mir absetzte erkundigte er sich, ob wir genug zu essen und zu trinken dabei hätten sonst würde er uns noch etwas besorgen.

Gibt es solche Menschen wirklich noch? Ja! Und das tut unendlich gut!

Silikon für mein Haupt

24.04.2023. Die Nacht in der Unterführung unter der Autobahn war wider Erwarten himmlisch ruhig. Wir standen trocken und konnten alle prima schlafen. Bei einer kleinen Kapelle noch Frischwasser gefüllt und über die Autobahn ab nach Torrelavega. Kurz vor 09.00 Uhr waren wir bei der Firma Motor + Camper im 12 Kilometer entfernten Torrelavega.

Senor Gutierrez sprach Englisch und versprach uns sofort dranzunehmen, obwohl der Terminkalender brechend voll war. Als Camper hilft man sich untereinander und da es sich ja wohl um eine Silikonreparatur handele schiebe er das zwischenrein. Bei einer größeren Reparatur hätten wir nicht so viel Glück gehabt. Ich wurde umgehend in die Halle gefahren. Beim ersten Augenschein entdeckte Herr Gutierrez dass wohl ein etwa 2 Meter langes Silikonstück quer über mein Dach auch sauber gemacht und erneuert werden sollte. Das Ende dieser brüchigen Stelle war genau da, wo am Sonntag das Wasser reingekommen war. Bei leichtem Druck mit dem Finger zerbröselte das Silikon. Die beiden sollten in die Stadt gehen und mich dann nach etwa 3 Stunden wieder abholen.

Nach den drei Stunden teilte Herr Gutierrez uns dann mit, dass wir erst am nächsten Morgen wieder weiter könnten. Das Silikon müsse aushärten und zum Reparaturumfang gehöre auch noch die Prüfung ob die neue Silikonnaht auch wirklich dicht sei. Zum Glück gab es in der direkten Umgebung der Firma genug Plätze in einer Seitenstraße, wo wir auch gut über Nacht stehen konnten.

Fontibre

25.04.2023. Nach einer guten halben Stunde war die Prüfung der Silikonnaht erledigt und die Beiden wurden mit erhobenem Daumen schon von Ferne begrüßt.  Was war ich froh, dass ich wieder dicht bin. Na ja, einen kleinen Dachschaden habe ich ja schon, wie Du sicher schon bemerkt hast, aber immerhin nicht so schlimm, dass das Wasser reinkommt. Obwohl es ja den schönen Spruch gibt: Je größer der Dachschaden umso freier und schöner ist der Blick auf die Sterne!

Guter Dinge ging es in die Berge. Wir wollten die Angelegenheit Ebro zu Ende bringen. Das Delta hatten wir ja schon besucht und am Fluss selbst waren wir ja auch schon entlang gefahren. Eine knappe Stunde Fahrzeit auf der Autobahn bis Reinosa. Was für ein tolles Gefühl wieder schnell zu fahren. Auf über 800 Meter gelegen stand ich bei einer Bar direkt am Ebro. Ich konnte es kaum glauben, dieses kleine Flüsschen sollte diese Landschaft auf der anderen Seite Spaniens erschaffen haben. Meinen Beiden erging es ganz ähnlich.

Über Reinosa gibt es nicht viel zu berichten. Reinosa ist der Verwaltungssitz der Comarca Campoo-Los und hat etwas mehr als 9.000 Einwohner.  Das Wichtigste ist aber der Nacimiento del Rio Ebro. Die Geburtsstätte des Ebro.

Um 21.30 Uhr schloss die Bar und wir verbrachten auf dem gemütlichen Platz ab diesem Moment eine sehr ruhige Nacht.

Die Ebro Quelle besteht eigentlich aus drei Quellen und liegt sehr schön.

Jetzt haben wir den Ebro vom Delta bis zu seinem Ursprung erfahren und erlebt. Immerhin misst er 910 Kilometer und ist somit der zweitlängste Fluss Spaniens. Seinen Namen hat er, wie auch anders möglich in Spanien aus drei verschiedenen Sprachen. Lateinisch „Iberus“, katalanisch „ Ebre“ und baskisch „Ibar“.

Unser nächstes Ziel nach der Besichtigung der Ebro Quelle am Vormittag des 26.04.2023 war eigentlich wieder die Küste bei Santillana. Dort wollen wir die nächsten Routen vom WOMO Verlag unter meine Räder nehmen. Wir fuhren noch gemütlich am Embalse de Ebro entlang. Dem ersten von unzähligen Stauseen am Ebro. Beim Deltabesuch haben wir Dir schon über diese vielen Stauseen berichtet. Kurz nach La Poblacion über kam meine beiden ein mächtiges Hungergefühl und wir suchten einen schönen Platz am See um Picknick zu machen.

Wie es der Zufall will fanden wir rechts direkt am Seeufer ein großes Picknickareal mit Bänken und Tischen unter hohen Pinien. Als wir dort einen umgebauten Sprinter stehen sahen war uns eines klar: Santillana hat Zeit, viel Zeit um auf uns zu warten.

Direkt am See wurde gegessen und ich musste auch nur auf einen einzigen Keil und schon war ein perfekter Standplatz für mich eingerichtet.

 Statt vorhergesagtem Regen zogen immer tiefere Wolken von den Bergen über den See. Kurz vor Sonnenuntergang sah es aus wie aufziehender Nebel. Morgen soll es wohl nur ein paar Kilometer nach Corconte gehen. Da gibt es einen offiziellen Stellplatz ebenfalls direkt am See. Ich, wir brauchen Wasser, da mein Tank fast leer ist und hier auf über 800 Meter Höhe noch alle Trinkwasserbrunnen die wir sonst benutzen noch ohne Wasser sind.

Ibisse in Los Coralles

27.04.2023. In Corconte, ein paar Häuser, ein tolles regionales Restaurant und mehr Kühe als Einwohner wurde mein Tank dann am Dorfbrunnen randvoll gefüllt. Der Stellplatz erwies sich für meine Beiden und für mich nicht wirklich erstrebenswert, zumal wir seit dem Platz am Seeufer gerade mal 4 Kilometer gefahren waren. Das war uns allen Dreien dann doch etwas sehr wenig für eine Tagestour. Wenn ich noch zwanzig Jahre älter bin, können wir vielleicht mal über solche Tagestouren reden.

Über die N 623 ging es dann über den 1011 Meter hochgelegenen Pass Puerto del Escudo abwärts durch das Tal des Pas nach Los Coralles de Buelna. Die Fahrt vom Pass abwärts war spektakulär. Zum Teil mehr als 17 % Gefälle. Nachdem das Tal begann sich zu weiten hatte man den Eindruck man könne bis zum Meer sehen.

 Santillana hatten wir mittlerweile im wahrsten Sinnes des Wortes rechts liegen gelassen. park4night empfahl bei einem Sportzentrum einen ruhigen Stellplatz. 10 Minuten ins Zentrum, das eigentlich, wie die Beiden beim ersten Ausflug feststellen mussten, keines mehr war. Circa 75 % der Geschäfte stand leer. Wirklich erschreckend. Landflucht.

Los Coralles de Buelna bot uns dennoch einen ruhigen Platz im Grünen neben dem Rio Besaya und einem Feuchtgebiet das von Ibissen als Brutplatz genutzt wird. Ein ungewohnter Anblick. Ibisse in Spanien. Aber anscheinend völlig normal in den Gegenden wo es statt Schweinezucht, wie auf der anderen Seite Spaniens, viele Kühe gibt.

Wieder am Atlantik

28.04.2023. Nach 40 Minuten Autobahn, tut halt doch auch hin und wieder gut, ich gebe es ja zu! Ging es über Comillas dann zum nächsten Stellplatz nach Colombres.

Comillas ist ein schönes altes Dörfchen aber leider völlig auf Tourismus eingestellt. An diesem Tag war auch noch Markt im gesamten historischen Zentrum. Meine Beiden kamen demzufolge schon bald zu mir retour. Nach zwei Stunden ging es dann gemütlich entlang der Küste nach Colombres.

Mit knapp 1.900 Einwohnern auf drei Ortsteile verteilt die Bezirkshauptstadt. Du kannst Dir aufgrund dieser Tatsache ein Bild von der Bevölkerungsdichte in diesem Küstenabschnitt machen. Aber uns gefällt so etwas ja. Mitten im Dorf fanden wir unseren Platz. Eine Anwohnerin meinte zwar auf Nachfrage, dass es theoretisch im gesamten Ort verboten sei im WOMO zu übernachten. Selbst das Parken in der Nacht sei nicht erlaubt, aber das sei Theorie. Es stünden immer wieder WOMOs hier und sie habe außer in der Hochsaison, Juli und August, noch nie gesehen, dass die Policia oder die Guardia Civil ein WOMO weggeschickt habe. Na also. So war es auch. Die Guardia Civil kam nicht einmal auf den Parkplatz sondern fuhr nur mehrfach am Tag ohne Notiz von mir zu nehmen vorbei.

So klein Colombres auch ist, es hat einiges zu bieten. Nicht zuletzt die sogenannten Indianer Häuser. Aber dazu dann bald mehr. Als Appetit Häppchen schon mal ein besonders schönes Indianer Haus.

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