Unser Weg

Monat: Oktober 2023

Vom Praja Boca do Rio in der Bucht von Carnota bis Portugal, immer an der Küste entlang

Praja Boca do Rio

26.09.2023. Es ging früh an den Strand von Boca do Rio in der Nähe von Carnota. Dies ist laut meinen Beiden einer der malerischsten Strände am Atlantik. Riesige rundgewaschene Granitsteine und abstrakte Figuren bildende Felsquader liegen auf dem Sandstrand verstreut. Hinter der Düne haben sich zwei Lagunen gebildet, die sich nur bei Flut richtig füllen. Ein Paradies für Kinder und vor allem für Wanderer wie meine Beiden. Die Bucht von Carnota besitzt gleich einige dieser traumhaften Strände.

Ich stand unter Pinien  und hörte dem Meeresrauschen in 200 Meter Entfernung und dem Zirpen der Zikaden zu.  Hin und wieder in der Nacht, unterbrochen vom Schrei eines Käuzchens.

Das Wasser zwischen den Kugeln und bizarren Skulpturen grünlich schimmernd und glasklar. So wie Du Dir wahrscheinlich die Karibik vorstellst. Aber auch bizarre Gewächse waren zu finden.

Am Abend gingen meine Beiden wenn ich mich recht erinnere zum dritten Mal an den Strand. Es war Ebbe und das Wasser lief stellenweise im Tempo eines Wildbaches im Gebirge ab. Beeindruckend. Die aufziehenden Wolken in Kombination mit der Meeresoberfläche und der untergehenden Sonne zauberten ein wunderbares Licht in Raphaels Kamera.

Die Ebbe hatte passend zu den Steingebilden ebenfalls skurrile Formen im Sand hinterlassen.

Alboreda

27.09.2023. Früh (die Kaffeemaschine brodelte kurz vor 06.00 Uhr vor sich hin) ging es nach Alboreda zum dortigen Kulturhaus, mitten in einem Eukalyptuswald. Zur Abwechslung mal kein Strand und kein Meer. Auch schön, wenn auch komplett anders.

Unterwegs in Muros einem kleinen Fischerort, wurde noch Wäsche gemacht. Ich habe zwar schon oft davon berichtet, aber hier nun mehr Erläuterungen.

In Deutschland sind solche öffentlichen Waschsalons ja fast unbekannt. In Spanien findet man alle paar Kilometer so einen. In der Regel gibt es drei bis vier Waschmaschinen mit unterschiedlichem Fassungsvermögen von 9 bis 20 Kilogramm und ca. drei Trockner. Diese sind blitzblank sauber. Die Maschinen desinfizieren und reinigen sich selbstständig. Waschpulver, Weichspüler, alles inklusive. Kaffeeautomat, Kinderspielecke und Tische, um die Wäsche zusammenzulegen. Auch Wäschekörbe, um die nasse Wäsche von der Waschmaschine zum Trockner zu befördern. Alles da.

Die Preise sind erschwinglich. Die Waschmaschinen kosten je nach Größe 3 bis 6 Euro und der Trockner meist 3 Euro für 20 Minuten. Insgesamt ist eine Waschladung mit dem Trockenvorgang nach etwa einer Stunde erledigt.

Da es in Spanien viele Wohnungen gibt in denen es schlichtweg keinen Platz für Waschmaschine und schon gar nicht für Trockner gibt, sind viele dieser Waschsalons gut besucht. Entlang des Jakobsweges kommen noch viele staubige und verschwitzte Pilger als dankbare Kunden dazu.

Über Alboreda und den dortigen Stellplatz, gibt es kaum etwas zu berichten. Er lag auf einem geteerten Platz neben dem Kulturhaus, oberhalb des Ortes, direkt am Waldrand. Also ruhig und angenehm. Aufgrund der Aufnahme vom abendlichen Spaziergang kannst Du Dir sicher ein Bild davon machen.

Über die Fahrt durch die Dörfer an der Küste dagegen schon. Die Häuser waren fast alle sauber hergerichtet. Sie strahlten in allen erdenklichen Farben um die Wette. Rot, Terrakotta, Gelb, Grün, Blau manchmal auch in mehreren Farben gleichzeitig, aber ganz bestimmt nie weiß. Wenn nicht bunt dann waren es die typischen in großen Steinquadern erbauten Häuser. Auf jeden Fall wussten wir in so manchem Ort nicht wo wir bei der Durchfahrt als erstes hinschauen sollten.

Die Isla de Arousa

28.09.2023. Die Isla de Arousa ist in vollem Umfang ein Naturschutzgebiet. Daher verbot es sich für uns dort einen Stellplatz, außer einem der beiden Öffentlichen aufzusuchen. Diese Insel liegt, wie kann es auch anders sein, in der Ria de Arousa.

Diese Ria erinnert auf der Karte an ein Kuheuter. So ausgefranst und buchtenreich ist sie. Die Insel ist nur über eine, erst vor einigen Jahren fertiggestellte 2001 Meter lange Brücke zu erreichen. Tolle Stimmung, wenn es dunkel wird, und die orange gefärbte Beleuchtung im vorbeiziehenden Küstennebel die Brücke erhellt.

Gleich an ihrem Ende liegt hinter einem Kreisverkehr der erste offizielle, für 24 Stunden genehmigte, Stellplatz. Unmittelbar an der Ria wo Kitesurfer bei starkem Wind ihrem Sport frönten.

Unglaublich, was diese Jungs und Mädels mit ihrem Drachen an den Armen und ihren Füssen auf dem Brett vollführen.

Meine Beiden umrundeten in gut 2,5 Stunden den südlichen Teil der Insel auf einem wunderbaren Rundweg. Laufend wechselte dabei das Gesicht der Küste.

Einmal bot sie sich rau und schroff dar, dann wieder sanft mit Schilf und feinem Sandstrand, wie aus Puderzucker. Dann sah es wieder aus wie in Schweden auf den Schäreninseln. Echt verblüffend wie schnell auf dieser Wanderung die Szenarien wechselten erzählten mir die Beiden.

Auf der Insel waren, wie schon öfter in den letzten Tagen, ganze Bereiche der Dünen abgesperrt. Es ging um die Renaturierung und die Regeneration der durch zu viel Müll, zu viele Besucher und zu viele Hunde und deren Hinterlassenschaften zum Teil stark geschädigten Dünen.

Auch die Bewohner der Insel schützen sich.

Nur auf dem von meinen Beiden erwanderten südlichen Inselabschnitt gibt es Campingplätze, WOMO Stellplätze und Wanderrouten. Auf dem Rest der Insel leben die Einwohner. Eine tolle Lösung.

Ebenfalls eine tolle Lösung dieser Gegend am Atlantik sind die Picknickbänke aus Granit. Sie verwittern nicht, werden nicht morsch, nicht mutwillig zerstört und halten so selbst im Küstenklima und Küstennebel quasi ewig.

Auf der anderen Seite der Brücke, lag eine einzigartige Schule und Kooperative. Dort geht es einzig und alleine darum, interessierten Einwohnern, die in der Ria de Arousa tradierte Art und Weise des Fischens mit kleinen Holzbooten ohne Motor näher zu bringen. Die Boote werden bei Flut hinausgerudert und bei beginnender Ebbe kehren sie zurück. Da es dann nicht mehr genug Wasser hat um zu rudern, werden die Boote in mühseliger Arbeit an einem am Ufer angepflockten Seil manuell zurückgezogen.

Cambados und der Mirador a Siradella auf der Halbinsel La Toja

29.09.2023. Cambados hat ein schönes Altstädtchen, das allerdings in weniger als einer halben Stunde zu erkunden war.

Schöne alte Gebäude, einen tollen Praza major. Leider auch viele Leerstände. Dennoch brachten meine Beiden überraschend viele schöne Impressionen von ihrem Stadtrundgang mit.

Richtig  interessant wurde es dann aber beim nächsten Ziel, der Illa la Toia. Eine Halbinsel auf der uns der WOMO Verlag einen Stellplatz oben bei einem Mirador mitten im Wald empfahl. Danke für diesen Tipp.

Ich stand kuschelig unter Pinien bei einem idyllisch gelegenen Picknickplatz, mit mehr als einem Dutzend Grillstellen.

Es gab in unmittelbarer Nähe gleich zwei Miradors. Einer mit einer beeindruckenden 360 Grad Rundumsicht und der andere mit Blick auf einen atemberaubenden Sonnenuntergang.

Darüber hinaus lagen auch mehrere Inseln vor der Küste, die immer wieder von Wolken oder am Morgen und am Abend von Küstennebel eingehüllt oder überzogen wurden. Wie flach daliegende Hügel denen immer wieder eine weiße Haube aufgesetzt wurde.

Endlos anmutende Strände auf einer Halbinsel. Der Längste ist der Praja de Lanzada. Mehrere Kilometer langgestreckt bildet er den Istmus zwischen der Halbinsel und dem Festland.

Auf dem Mirador gab es auch eine Infostelle, die über die örtlichen Fischfangtraditionen, deren Techniken und die Meeresfauna unterrichtete. In diesem Centro de Interpretacion da Natureza da Siradella erfuhren meine Beiden anschaulich, wie das mit der Austernzucht auf im Meer verankerten Plattformen funktioniert.

Eigentlich genial einfach. An der Plattform sind lange Taue befestigt an denen die Austern sitzen, wachsen und gedeihen. Zur Ernte werden die Taue nach oben gezogen und die Austern abgeerntet.

Am Abend waren meine Beiden natürlich auf beiden Miradors mit einem Bierchen unterwegs. Die Sonnenuntergangsbilder von dem Mirador mit der geringeren Rundumsicht haben mich echt umgehauen.

Die ganze Nacht über bewachte uns der Vollmond, der immer wieder beschützend durch die Pinienäste schaute. Ein Käuzchen war immer wieder zu hören. Obwohl wir auf über 250 Meter über dem Meer und  gute 2 Kilometer Entfernung standen, hörten wir das Rauschen und Anbranden des Meeres. Wir haben wunderbar geschlafen.

Eigentlich wollten wir ja das Wochenende dort oben bleiben. Aber für das Wochenende war tolles bis 30 Grad warmes Wetter vorhergesagt. Das neben einer großen Picknickanlage? Nein, das wollten wir nicht riskieren. Zusätzlich kamen den ganzen Tag über immer wieder riesige Reisebusse, aus denen  Touristen ausstiegen, um eine Wanderung zu machen und das Centro zu besuchen.

War uns für das ganze Wochenende auf Dauer etwas zu unruhig.

Schatten und Licht ganz nah beieinander

30.09.2023. Also ging es relativ früh weiter zu einem anderen Mirador. Genauer auf den Monte Ferro bei Panxon. Der Monte Ferro ist ein 150 Meter hoher Hügel bei Panxon auf dem 1924  ein wirklich wuchtiges Denkmal errichtet wurde. Zum Gedenken aller auf dem Meer umgekommenen Seeleute. Interessanter ist für die meisten aber die große Picknickarea mit Blick auf das Meer, den Strand Playa patos und an einem heißen Tag, der Schatten der unendlich vielen Pinien.

Ich parkte wie immer am Rand des Parkplatzes. Aber nach zwei Stunden war mein Diesel wieder gefragt. Es waren fast alle Picknickplätze belegt, ebenso qualmten alle vorhandenen Grillstellen mehr oder minder wohl riechend vor sich hin. Viele Familien, oft über drei Generationen, trafen ein. Die Rauchschwaden und die dazugehörige Geräuschkulisse, das ging nach dem extrem ruhigen Tag zuvor gar nicht. Also zu einer Empfehlung von park4night in O Igrexario.

Toller Platz, super Aussicht und ein Lokal mit regionalen Spezialitäten. Klang alles sehr gut. Der Aufstieg nach O Igrexario wollte und wollte nicht enden. Oben angekommen war es ein öder geteerter Platz mit drei von ehemals fünf riesigen Platanen. Das Restaurant war seit längerem geschlossen. Also insgesamt alles weniger erfreulich. Raphael fragte wie immer den ersten Einheimischen wie es mit dem Übernachten wäre. Der Herr sprach Deutsch! Wir bekamen sofort mehrere Alternativtipps an Restaurants und das Übernachten sei hier gerne gesehen. Der Ausblick war toll, wie Du sehen kannst.

Die Überraschung kam dann gegen 17.00 Uhr. Innerhalb weniger Minuten war ich völlig umringt von PKWs, aus denen Leute ausstiegen und zur benachbarten Kirche gingen. Dort war wohl eine Messe. Das dicke Ende kam dann aber nach der Messe. Es vergingen fast 1,5 Stunden bis alle nach endlosem lautstarkem Palaver den Parkplatz wieder verlassen hatten. Fast wie auf dem Monte Ferro nur ohne Rauchschwaden.

Aber der Abend nahm dann doch einen tollen Verlauf. Zum einen entdeckten die Beiden direkt neben meinem Platz ein weiteres Traumhäuschen. Ein altes Weinberghäuschen mit einem kleinen Weinberg am Hügel und einem Flachdach, das von einer wildrankenden Weinrebe beschattet wurde.

Und dann kam die Krönung. Der Sonnenuntergang. Entschuldige bitte die Überschwänglichkeit, aber der war noch prächtiger und farbenfroher als der am Abend zuvor auf der Halbinsel.

Eine ruhige Nacht.

Am nächsten Tag kam schon wieder ein absolut, völlig unvermutetes Highlight.

Die Muinos do Folon e do Picon

01.10.2023. Die Mühlen von Folon und Picon.

Nach einer kleinen Odyssee kamen wir gegen 16.00 Uhr auf dem dortigen Parkplatz, mit einer wie für mich gemachten Parklücke an.

Vorher waren die Koordinaten im Führer des WOMO Verlag falsch. Dann fanden wir zwar eine kleine Kapelle, an der meine Beiden auch aßen und Pause machten, aber der Platz war nicht der Richtige und beide fühlten sich nicht wirklich wohl. Für solche Fälle gibt es an Bord von Bruno die Regel:

WEITERFAHREN, WEG HIER! WAS BESSERES KOMMT IMMER!

Also zum Parkplatz der Mühlen. Meine Beiden beschlossen, da es langsam kühler wurde die Wanderung bei den Mühlen noch zu absolvieren. Immerhin gute 2 Stunden mit vielen Höhenmetern und steilen, gerölligen Abschnitten.

Wie Mühlen in einem solchen Gelände meinst Du?

Ja und wie!

Es gibt in den beiden Tälern von den Bächen Folon und Picon gleich 64 sehr gut erhaltene Mühlen.  Die Mühlen ziehen sich wie Perlen an einer Schnur aufgereiht den Berg hinauf. Der Wanderweg ist 5,3 Kilometer lang und hält sowohl Ausblicke in die weite Landschaft wie auf die grandiose Ansammlung der Mühlen bereit. Auf der Seite wo es am Picon wieder sanfter bergab geht stehen die Mühlen nicht mehr so dicht und sind auch nicht mehr durch Treppen miteinander verbunden. Allerdings gibt es hier wieder viel mehr saftiges Grün zwischen den wild verstreut herum liegenden Granitbrocken.

Die kleinen Mühlen sehen wie Schafställe mit Pultdächern aus. Das Wasser liefert der jeweilige Bach und die eigens angelegten Kanäle. Die Technik ist einfach. Die Mühlen kommen ohne jegliches Getriebe oder Untersetzung aus. Das horizontal gelagerte Mühlrad treibt vom durchfließenden Wasser angetrieben unmittelbar die Mahlscheibe an.

Der Parkplatz wurde erst vor ein paar Jahren komplett neu angelegt.

Er hält, für die in den Sommermonaten  sehr zahlreichen Touristen, Toiletten, Waschbecken, einen Kiosk mit Imbiss und eine Tourist Info bereit.

A Guarda und der Playa o Moino

02.10.2023. Vorbei am Monte Tegra nach A Guarda.

Vom Monte Tegra aus beobachteten schon die Kelten ab dem 7. Jhd. V. Chr. was an der Minho Mündung so vor sich ging. Die Kelten hatten dort auf 300 Meter Höhe eine gewaltige Feste errichtet. Seit 1913 wurden dort über 1.000 Rundhütten der Kelten ausgegraben. Es muss eine sehr große Siedlung gewesen sein.

Ja, wieder einmal der Minho oder Minjo, wie auch immer er geschrieben oder gesprochen wird. Seit Wochen begleitete er mich immer wieder einmal.

Ich stand nun unmittelbar an seiner Mündung in den Atlantik und schaute über den Fluss hinüber nach Portugal! Wir waren fast in Portugal. Das bedeutete wir hatten die gesamte spanische Atlantikküste bereist und erlebt. Es waren tolle, erlebnisreiche und sehr intensive Monate. Jeden einzelnen Tag haben wir davon in vollen Zügen genossen.

Es war Montag, sehr ruhig am Strand, und meine Beiden machten die ersten Erkundungsgänge. Es gab Holzstege am Minho entlang flussaufwärts, am Atlantik entlang Richtung A Guarda.

An manchen Stellen gab es auf den Holzstegen aufgemalte weiße Fussabdrücke. Die neben einander standen und eingekreist waren.

Zuerst wunderten sich meine Beiden sehr darüber, dann sahen sie an vielen Bäumen weiße Zeichen. Nach einiger Überlegung suchte sie dann die die Erleuchtung heim!

Stand man genau auf den aufgemalten Schuhen hatte man den richtigen Blickwinkel um zu erkennen, dass die weißen Zeichen Kunstwerke waren. Sie waren über mehrere Bäume verteilt und nur als Ganzes erkennbar, wenn man genau richtig stand.

03.10.2023. Heute war mal wieder eine Küstenwanderung angesagt. Meine Beiden gingen auf dem Weg entlang der Küste nach A Guarda. Hin und zurück stolze 11,3 Kilometer mit dem wahnsinnigen Höheunterschied von 12 Metern. A Guarda hat einen kleinen Hafen und gefiel den Beiden mit seinen knapp 15.000 Einwohnern auf Anhieb.

So kamen sie bei einem Cafe americano am Hafen auf die Idee nach einer Wohnung für den Winter zu suchen. Auch in diesen Breitengraden, kann es im Winterhalbjahr tagsüber unter 10 Grad gehen, oder auch mal eine Woche am Stück durchregnen. An der Algarve wäre das viel besser, aber da wollen wir nicht hin. Alles voll und überlaufen. Nein Danke!

Siehe da, in A Guarda haben sie gleich mehrere Wohnungen gefunden. Im Juli und August,  der Hauptsaison, kosten diese meist topausgestatteten Wohnungen von 600,- € bis weit über 1.000,- € pro Woche. Die restlichen 10 Monate sind sie für zum Teil unter 400,- € pro Monat zu mieten! Immerhin besser, als im Vergleich zum  Mittelmeer,  Kantabrien oder dem Baskenland, wo die Wohnungen dann einfach leer bleiben.

Ich hätte die Beiden zwar schon gerne dauerhaft bei mir, aber ich verstehe sie, wenn sie den wettertechnischen Unbilden aus dem Weg gehen wollen. Es ist auch von Ihnen fest versprochen, dass ich nicht monatelang tatenlos rumstehe, sondern, wenn das Wetter es hergibt wir trotzdem unterwegs sind. Kleinere Touren sind immer drin.

Genau dafür wäre A Guarda ideal. Ein idealer Ausganspunkt für Galizien. Asturien in gut drei Stunden erreichbar und direkt an der Grenze zu Portugal. Auch Santiago de Compostella in nur zwei Stunden entfernt. Da wollen wir im Winterhalbjahr auf jeden Fall hin. Zu der Zeit ist Pilgerpause und die Stadt ist schön leer. Parkplatztechnisch für mich viel besser als in der Wanderzeit. Da meine Beiden dann unter den Einheimischen wohnen, wäre es auch vorteilhaft, schnell das erlernte Spanisch zu verbessern.

Mal sehen was rauskommt. Angeschrieben haben sie mal vier Wohnungseigentümer.

Auch wäre da noch was über Workaway, wo sie bei Marc in Zentralportugal wohnen könnten. Marc betreibt einen kleinen Perma-Kultur- Bauernhof, hat zwölf Hühner und einen Hund. Im Zeitraum zwischen Mitte Dezember und Ende Februar reist er nach Mexiko und sucht daher am liebsten ein Paar, das sich um Hund, Hühner und die Gemüsepflanzen kümmert. Mitte Oktober werden wir Marc besuchen, da sind wir ungefähr in der Gegend zwischen Coimbra und Tomar. Wir sind alle Drei schon mächtig gespannt.

Die Beiden haben also mehrere Eisen im Feuer wie es so schön heißt, um eine gewisse Zeit im Winterhalbjahr zu überbrücken.

Wie ich gehört habe, soll es morgen losgehen in Richtung Portugal.

Portugal ich komme!

04.10.2023. Sorry, wir kommen! Gegen 10.00 Uhr ging es dann los Richtung Portugal. Nach etwas mehr als einer halben Stunde Fahrt war es geschafft. Meine 4 Allwetterreifen berührten zum ersten Mal portugiesischen Boden. Fühlte sich aber auch  nicht anders an als der spanische. Allerdings roch es anders. Keine Eukalyptusbäume oder Pinien mehr. Schlagartig auf der anderen Uferseite eine andere Vegetation. Sehr vielfältig, keine Monokulturen. Vorerst. Auch die Landschaft wechselte. Weniger Berge, mehr flache Sandstrände.

Vor der Abfahrt hatte Raphael mich noch bei der CTT angemeldet. In Portugal sind eigentlich alle Autobahnen Mautpflichtig. Entweder per CTT also Kennzeichen Erfassung ohne Schranke an der Mautstation oder per Karte oder Bargeld. Da aber viele Mautstationen keine VISA annehmen und wir selten mehr als 20,- € Bargeld dabei haben war die Anmeldung sehr sinnvoll.  Die Mautgebühren sind eher gering im Vergleich etwa zu Frankreich. So sollten die ersten gebuchten 40,- €,  die ein Jahr gültig sind, auch eine ganze Weile reichen. Autobahnen sollen die Ausnahme bleiben. In Portugal sind viele Schnellstraßen Autobahn ähnlich ausgebaut, Maut frei und verlaufen meist mehr oder minder parallel zu den Autobahntrassen.

Die erste Fahrt ging nach Ponte de Lima. Dort gab es einen tollen Waschsalon und in der Nähe bei einer Wallfahrtskirche anscheinend einen guten schattigen und ruhigen Stellplatz. Na mal sehen.

Es war schon sonderbar nach so vielen Wochen und Monaten in Spanien. Es gab kein Straßenschild oder Werbeplakat, das einer von uns Dreien auch nur annähernd verstanden hätte. Sehr viel mit spanisch hat das Portugiesisch nicht gemein. Und die Aussprache. Kein einziges Wort zu verstehen.

Die Wallfahrtskirche entpuppte sich als ein Freizeitparadies. Unglaublich viele Picknickplätze aus Granit. Viele Grillstellen, Parkmöglichkeiten für 1.000 oder mehr Fahrzeuge aber alles eingebettet in eine riesige Parkanlage mit exotischen Bäumen und Sträuchern. Typisch portugiesisch, alles mit Kopfsteinpflaster gepflastert. Wirklich ein Paradies.

Ach ja, Brunnen gab es auch. Bei einem dieser Brunnen holte ein einheimisches Pärchen Wasser. Raphael marschierte los, um wie üblich, wegen der Übernachtung zu fragen. Da kam ein älterer Herr mit einem Krückstock dazu. Bei dem Pärchen stellte sich heraus, dass sie französisch verstanden. Der Herr mit dem Krückstock hieß Louis und war so etwas wie der Aufseher über das gesamte Gelände. Er begrüßte uns aufs Herzlichste.  Er freue sich, dass wir hier übernachten wollen, gerne auch mehrere Nächte und er schloss uns auch eine der Toilettenanlagen zur Benutzung auf.

Später, als meine Beiden die ersten Touren über das Gelände machten, wurde ihnen so manches klar. Bei der Wallfahrtskirche mit dem unendlichen Namen Nossa Senhora da Boa Morte e Senhor do Socorro findet einmal im Jahr Ende Juli eine Wallfahrt statt. Mit einem über vier Tage andauernden Rahmenprogramm mit Folklore, Musik, Tanz und natürlich Gottesdiensten. Daher die vielen Picknickplätze, die riesigen Parkflächen und das Gelände.

Louis, dem auf dem Gelände nicht wirklich etwas entging, lud uns ein die Kirche zu besichtigen und die Statuen, die bei der Wallfahrt in langer Prozession über das gesamte Gelände getragen werden. Später lasen meine Beiden, dass die Kirchenführung und Besichtigung normalerweise nur zu bestimmten Zeiten stattfindet. Doch Louis hatte uns anscheinend ins Herz geschlossen und für uns eine Ausnahme gemacht. Wann immer er Sybille oder Raphael sah, kam er und erkundigte sich, so gut es die Sprachbarriere zu lies nach unserem Befinden. Mit erhobenem Daumen der rechten Hand, als Zeichen, dass alles o.k. sei, ging er weiter. Einfach süß.

Die Nächte mit Vollmond und unter Sternen waren genauso himmlisch. Nichts, wirklich nichts störte unseren Schlaf.

Ponte de Lima

05.10.2023. Heute ging es wenige Kilometer weiter nach Ponte de Lima. Ponte de Lima mit seinen gut 45.000 Einwohnern hat eine kleine sehenswerte Altstadt und eine sehr gut erhaltenen römische Brücke,

ein internationales Garten Festival und einen großen botanischen Garten. 

Meine Beiden wunderten sich warum am Vormittag gegen 10.00 Uhr schon sehr viele Besucher in der Stadt und in den Parks unterwegs waren. Bis ihnen dann klar wurde, dass der 05.10.2023, der portugiesische Nationalfeiertag ist, an dem die Republik Portugal ausgerufen worden war.

Am letzten Abend, dem Abend des Nationalfeiertages wurden wir Zeugen von etwas ganz Besonderem:

Auf dem Parkplatz vor dem Heiligtum stand eine größere Gruppe von Männer. Die Beiden fragten sich schon was da los sei, als sie die Antwort schon hören konnten. Zu Ehren des Nationalfeiertages sangen verschiedene dieser Männer den Fado. Teils alleine, teils mehrstimmig, teils von den anderen wie von einem Back Ground Chor unterstützt. Es machte einem regelrecht Gänsehaut diese voluminösen Stimmen zu hören, ohne den Text  zu verstehen mit dieser Traurigkeit und Melancholie.

Also waren sie bald wieder bei mir und wir verbrachten einen weiteren ruhigen, beschaulichen Nachmittag auf schönem Pflaster unter Kastanien und Eichen. Am Abend begegneten meine Beiden noch einmal Louis und verabschiedeten sich per Handy Übersetzer von ihm. Diesmal gab es nicht nur den erhobenen Daumen der rechten Hand. Er legte seine rechte Hand auf sein Herz und sagte, FELICIDATE. Viel Glück und das kam von Herzen.

Durch die Serra d Arga nach Caminha und wieder nach A Guarda

06.10.2023. Gemäß dem Tourenvorschlag ging es heute wieder zurück an die Minho Mündung. Dieses Mal allerdings auf die portugiesische Seite. Die Fahrt ging quer über die Serra d Arga. Dort gibt es unzählige Wanderrouten, Wildbäche, Wasserfälle und Natur pur. Die Sträßchen nach meinem Geschmack, klein, kurvig mit wechselnden Aussichten. Das Tollste aber war, dass wir alle drei den Eindruck hatten, wir seien auf über tausend Metern Höhe. Diesen Eindruck vermittelten uns die Berghänge und die Vegetation. In Wirklichkeit waren die ganzen 1,5 Stunden auf der Fahrt durch die Serra de Arga nie höher als 500 Meter. Es lohnte sich jeder gefahrene Meter.

Auf der portugiesischen Seite der Minho Mündung wollten wir auf einen Stellplatz vom WOMO Verlag. Nur dort standen überall Schilder, dass alle Fahrzeuge über 5 Meter Länge rigoros abgeschleppt würden.

Weißt Du warum?

Das ist genau die Länge, die kaum ein Van oder umgebauter Kastenwagen unterschreitet. Es soll einfach vermieden werden, dass die Dünenlandschaft vermüllt, verkackt und verpinkelt wird. Leider sehen wir ganz oft Besitzer von solchen Fahrzeugen, die völlig hemmungslos hinter ihr Fahrzeug pinkeln und kacken, ohne das große Geschäft oder gar das Toilettenpapier zu entfernen. Pfui Teufel. So verstehen wir diese Schilder und die immer häufigeren Verbote für WOMOS.

Der in der Nähe liegende Campingplatz war extrem voll, hatte winzige Parzellen und war für Anfang Oktober extrem teuer. No way. Was tun?

Ich fuhr auf einen für WOMOS genehmigten Parkplatz am Rande der Altstadt von Caminha, wo meinen Beiden zu Mittag aßen.

Auf dem Weg nach Caminha, hatten sie noch eingekauft. Es ist fast nicht zu glauben, aber das Gros der Lebensmittel ist in Portugal noch einmal gut ein Drittel günstiger als in Spanien und ebenfalls MWST befreit.

Aber der Diesel! Der Wahnsinn! Gut noch einmal 10 Cent auf den schon sehr hohen deutschen Preis oben drauf. Da macht das Reisen relativ wenig Spaß.

Die allgegenwärtige Präsenz der Polizei und der schlichte Mangel an uns gefallenden Stellplätzen, selbst in park4night half uns eine Entscheidung zu treffen, die sich als hervorragend herausstellen sollte.

Wir fuhren bis zur nächsten Brücke über den Minho und zurück nach A Guarda, wieder nach  Spanien. Genau einen Strand weiter als beim letzten Aufenthalt. Auch das, ein Glücksfall. Ich habe ja schon berichtet, dass meine Beiden für die Wintermonate eine feste Bleibe suchen. Seit mehreren Tagen studierten sie schon die Anzeigen auf einem großen Portal für Langzeitmieten von Ferienwohnungen in der Gegend und in ganz Galizien. Über zehn in Frage kommende Wohnungen haben sie mittlerweile angeschrieben. Keine Reaktion!

Viele Ferienwohnungen stehen außerhalb der Saison, die an der Atlantikküste nur von Juli bis Mitte September geht, einfach sinnlos leer. Anscheinend gibt es aber wegen der geringen Nachfrage in den Sommermonaten, seit Corona, immer mehr Vermieter, die auch in den restlichen Monaten des Jahres etwas mit ihrer Wohnung verdienen wollen. Sehr gut auch für meine Beiden. Die Lösung mit Marc von Workaway in Zentralportugal,  für Januar und Februar, war über die Wintermonate doch nicht so der Hit. So beschlossen sie, in A Guarda nochmals intensiv auf die Suche nach einer passenden Wohnung zu gehen.

Die Suche über das Internet, das war klar, war zwecklos.

Wir standen genau gegenüber einer großen Ferienanlage, wo auch klar zu sehen war, dass viele dieser Wohnungen dauerhaft vermietet waren. Also kam Raphael auf die Idee, Personen die zu sehen waren, zu fragen, an wen er sich wenden kann, um eine Wohnung zu mieten.

Meine Beiden hatten beschlossen, nicht zuletzt auch um mich zu schonen eine Wohnung vom 01.11.2023 bis 31.03.2024 zu suchen. Meeresnähe, nicht zu einsam, wenn möglich mit allen lebenswichtigen Geschäften in fußläufiger Entfernung. Dass es solche Wohnungen für Preise zwischen 350,- € und 450,- € pro Monat gab, mit 30 bis 80 Quadratmetern Wohnfläche, wussten sie ja von der Internetrecherche.

Also gesagt getan. Doch da noch Siesta war, ließ sich niemand blicken!

Die ersten Leute, die Raphael sah, parkten direkt neben mir. Ein Rentnerehepaar, das mit seinen zwei Pudeln Gassi ging. Raphael mit dem Google Übersetzer hin, und gefragt, ob sie eventuell jemand kennen, der in der benachbarten Wohnanlage Ferienwohnungen vermietet. Die Frau bedauerte, dass sie nicht helfen konnte. Aber nach einem kurzen Blick auf mein Kennzeichen meinte sie, dass sie Deutsch verstehe, allerdings nur Nederland – Deutsch. Aha.

Raphael und die Frau plauschten etwas miteinander und plötzlich hatte ihr Mann ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. Er redete kurz mit seiner Frau. Die bekam das gleiche breite Grinsen und meinte, dass ihnen eingefallen ist, dass Lidia sicher etwas für meine Beiden hat.

Lidia ist gleich da vorne um die Ecke! Bevor Raphael etwas sagen konnte, öffnete der Mann die Autotür und deutete Raphael zum Einsteigen, er fahre mit ihm gleich dorthin. Nach einer Formel 1 verdächtigen zweiminütigen Fahrt waren sie vor Ort. Ein großes weißes Haus an einem Hügel, mit Blick auf den Rio Minho und Portugal. Aber leider niemand da. Also Schild mit Email und Handynummer fotografiert und zurück zu den Damen und den Pudeln.

Da meine Beiden zwar feste spanisch üben und lernen, aber es noch lange nicht für ein in landes- typischer Schnelligkeit geführtes Telefonat reicht, bot die Dame sofort an, diese Lidia anzurufen. Wow.

Nach einigen Verhandlungen, gab es dann doch wohl eine Wohnung bei Lidia zu besichtigen. Wir sollten in einer Stunde wieder zum weißen Haus kommen. Aber wie, ohne Spanischkenntnisse? Bevor Sybille und Raphael diese Gedanken zu Ende gedacht hatten, kam auf Nederland – Deutsch die Ansage, dass die Beiden uns natürlich gerne begleiten. Sie würden so lange einen ausgedehnteren Spaziergang mit den Pudeln machen, etwas länger als geplant, aber egal. Zwischenzeitlich versuchte der Mann in seinem Bekanntenkreis, Leute anzurufen, die Deutsch konnten. So hätten wir bei den Verhandlungen einen Dolmetscher. So langsam wurde es fast unheimlich mit Hilfsbereitschaft. Aber gut so.

Die Wohnung war auf der Schattenseite, sehr klein und wie sich herausstellte weit ab von Allem. Die geforderten 500,- € Kaltmiete im Vergleich, sehr teuer. Als meine Beiden erwähnten, dass sie am kommenden Tag noch eine Besichtigung über ein Internetportal in A Guarda hätten, kam plötzlich Bewegung in die ganze Sache. Natürlich war das nur eine Notlüge, aber sie zeigte sofortige Wirkung! Der Vermieter, der immer mit Google Übersetzer mit Raphael gesprochen hatte, meinte plötzlich, in A Guarda hätten sie noch eine sehr schöne ruhige 50 qm Wohnung mit 90 qm Terrasse für 425,- € incl. Tiefgarage. Da wir die Tiefgarage für mich definitiv nicht nutzen könnten war der Preis sehr schnell bei 395,- €.

Wenn wir wollten, können wir sofort hinfahren, kam als Übersetzung aus dem Handy Lautsprecher. Klar, gerne.

Zehn Minuten später standen die Beiden in einer wirklich sehr schönen ruhigen Wohnung im 1.OG in der Fußgängerzone von A Guarda. Alles in einem top Zustand und die Terrasse! Wirklich 90 qm und von Sonnenaufgang bis 15.00 Uhr voll sonnig. Im Sommer vielleicht lästig, aber wir reden ja von der Zeit von November bis März. Also ideal. Nach den Erfahrungen der letzten Tage mit Internet und mit der gerade zuvor gesehenen Wohnung war schnell klar:

Diese Wohnung wird es.

Zumal die Besitzer sehr sympathisch waren und in etwa 150 Meter Entfernung ein sehr sicherer großer öffentlicher Parkplatz für mich bereitstand. Das war nämlich auch ein großes Problem. Wo blieb ich in dieser Zeit? Sicher sollte es auf jeden Fall sein. Klar, werden wir bei geeignetem Wetter immer wieder Ausflüge, auch über einige Tage unternehmen, aber in der Zwischenzeit. Bei vielen Wohnungen waren die nächsten für mich geeigneten oder genehmigten Parkplätze laut Google earth oft über einen Kilometer entfernt.

Der Mietvertrag

07.10.2023. Morgens um 10.30 Uhr kam das Email von Miguel, unserem neuen Vermieter, dass ein Treffen wegen Kaution etc. am Nachmittag um 17.00 Uhr möglich sei. Das bestätigten meine Beiden und um 17.00 Uhr kamen Lidia und Miguel pünktlich zur Wohnung. Meine Beiden stellten per Übersetzer alle noch offenen Fragen, übergaben die Kaution in Höhe einer Monatsmiete und nach zwanzig Minuten war alles geklärt. Sie erzählten mir, dass sie sogar zwei Tage früher die Wohnung bekommen, da der 01.11.2023, wie in Deutschland, auch ein Feiertag in Spanien sei und die Vermieter da keine Wohnungsübergabe machen möchten.

Erst lange gesucht, gebangt und gezittert und dann so ein Glückstreffer!

Erholung am Strand bei 28 Grad am 08.Oktober!

08.10.2023. Jetzt da alles geregelt war, meldeten sich die Beiden bei den Internetportalen zur Wohnungssuche wieder ab. Auch Marc von work away schrieben sie, dass sie im Januar und Februar nicht kommen würden. Das brachte ihnen wieder viel Ruhe und Entspannung.

Zum einen die Gewissheit, wo und wie die Wintermonate verbracht werden. In einer Serra in Zentralportugal könnte es wahrscheinlich auch sehr ungemütlich sein. Eventuell weit ab von allem und bei unangenehmen Temperaturen.

Es hat sich wie so oft bei ihnen alles wunderbar gefügt und zu ihrem Besten ergeben. Manchmal denke ich schon, dass die beiden Glückspilze sind und dank ihres festen Gottvertrauens, immer wieder auf die Füße fallen.  Von der Tatsache abgesehen, dass Raphael ein echtes Sonntagskind ist, reden wir hier jetzt erst gar nicht.

Ansonsten war es ein sehr ruhiger Tag. Am Nachmittag waren Sybille und Raphael sogar am Strand. Nein, nicht zum Spazieren gehen. Es herrschte reger Badebetrieb. Ganze Familien waren an und im Wasser. Es hatte gute 28 Grad und das Wasser war angenehm warm. Selbst die Einheimischen waren überrascht von den Temperaturen, die um diese Jahreszeit gut 6 bis 8 Grad niedriger sein sollten. Der Klimawandel!

Im nächsten Blog geht es jetzt aber wirklich unbeschwert nach Portugal!

BEM – VINDO

Herzlich Willkommen wie der Portugiese sagt.

Von den Ausläufern des kantabrischen Gebirges bis zu den Rias bajas an der Costa de morte

Das bischöfliche Astorga

06.09.2023. Durch wirklich flaches, ödes und sehr trockenes Land ging es dann früh nach Astorga.

Auf der Fahrt dorthin gab es noch etwas zu bestaunen. In einem kleinen Pilgerort gab es eine reiige alte Römerbrücke über einen trocken gefallenen Fluss. Das besondere an dieser Brücke ist, dass sie in den vergangenen Jahrhunderten dreimal verlängert werden musste, da der Fluss immer wieder sein Bett verlegte.

Astorga ist der Bischofssitz einer der größten Diözesen Spaniens. Die knapp über 10.000 Einwohner leben in 870 Meter Höhe in einer schönen Stadt mit einigen erstaunlichen Bauwerken.

Erste Erwähnungen durch die Römer gehen auf das Jahr 17 vor Christus zurück. Allerdings sahen meine Beiden im Museum Fundstücke, die belegen, dass im Gebiet von Astorga schon zur Eisen- und Bronzezeit Menschen siedelten.

Die empfohlenen Stellplätze waren meist vollsonnige PKW Parkplätze. Also nichts für uns. Der städtische Stellplatz wurde von park4night nicht empfohlen. Wasserhahn und die komplette Entsorgung kaputt und unbrauchbar, seit Monaten. Bei den Sportanlagen am Rande eines ausgedehnten Parks fand ich auf einem Parkstreifen neben einer kaum befahrenen Straße einen tollen Stellplatz. Kaum keilen, ausreichend Schatten, die erste Picknickbank keine 10 Meter entfernt und zu Fuß ins Zentrum keine 10 Minuten, was könnten wir mehr wollen?

Aber die weitaus größere Überraschung war der bischöfliche Palast. Ein äußerliches und noch mehr innerlich beeindruckendes Gebäude.

Der Prunk, die Farben, die Formen, kurz das ganze Ensemble haben die Beiden sehr beeindruckt.

Das Arbeitszimmer, das Teezimmer und der Audienzsaal sind ebenso grandios, wie die bischöfliche Kapelle. Wobei Kapelle leicht untertrieben ist. Dieser Gaudi war echt genial.

Doch was für ein Unglück traf ihn, als er 1923 von einer Straßenbahn erfasst wurde und einige Tage später Anfang 70 verstarb.

Am Abend saßen meine Beiden lange bei einer Flasche Merlot am Picknicktisch im Park. Sie genossen den milden Abend und hörten einem alten Mann zu, der ein paar Bänke weiter mit seinem Hund saß und Flöte spielte. Er spielte nicht nur Flöte, er machte richtig Percussion mit einem Ästchen mit dem er gegen seinen Gehstock den Rhythmus schlug. Ich hörte das ja auch, und fand diese einfache und melodische Musik wunderschön.

Der ältere Herr freute sich riesig, als er von meinen Beiden Applaus bekam und sie sich kurz mit ihm unterhielten und ihm großes Lob für seine Musik spendeten.

Durch die Ausläufer des kantabrischen Gebirges

07.09.2023. Heute war nach Astorga, der erste Stopp auf einem kleinen einsamen Landsträßchen das mittelalterliche Dörfchen Castrillo de los Polvazares. Durch dieses Dorf führt direkt der Jakobsweg. Dank dem Boom und dem Rummel mit und um den Jakobsweg ist das Dorf neu aufgeblüht und macht einen richtig rausgeputzten Eindruck. Die Dorfstraße ist noch typisch für diese Gegend gepflastert und nicht geteert.

Apropos Jakobsweg. Seit mehreren Tagen geht die Strecke, die ich fahre immer parallel zum Jakobsweg. Die Pilger tun mir manchmal wirklich leid. Der Weg geht oft über Kilometer auf dem Standstreifen, der oft zweispurig ausgebauten Landstraßen, in praller Sonne.

Heute hatten die Pilger allerdings eine schöne Wegstrecke. Es ging durch die Ausläufer des kantabrischen Gebirges, zu dem ja auch die Picos de Europa gehören. Diese kann ich immer wieder in der Ferne sehen. Ich denke dann an Covadonga, die Seen und die tollen Erlebnisse in den Picos. Heute war es unmöglich den Pilgerweg an der Straße entlang laufen zu lassen. Zu eng und viel zu gefährlich. So konnten die Pilger zwar streng bergauf, aber immerhin auf Waldwegen und meist im Schatten ihren Weg zurücklegen.

Die Fahrt ging immerhin auf über 1.500 Meter und somit über den höchsten Punkt des Camino.

Die Ausblicke über die immer weiter in der Ferne aufsteigenden Picos und ihre Ausläufer im Spiel von Licht und Schatten konnten leider nicht fotografisch für Dich festgehalten werden. Es gab auf über 40 Kilometer Strecke außer am Pass keine Möglichkeit stehen zu bleiben. Am Pass war natürlich alles voll von Pilgern.

Auf der anderen Seite ging es dann kilometerlang zum Teil mit einem Gefälle von 15 % bergab. Meine Bremsen wurden schon heiß und es war mir peinlich, dass es auch schon zu riechen begann. Aber bei so einem Gefälle, immer wieder trotz Motorbremse 3,5 Tonnen einbremsen, darf es schon mal heiß werden.

Eine fast böse Überraschung kam am Ortseingang von Riego de Ambros. Ebenfalls ein mittelalterliches Dörfchen. Die Straße sah urplötzlich so aus wie in Castrill de los Polvazares. Unebenes Naturpflaster, ein schmales Band zwischen uralten Häusern, deren Balkone gefährlich weit in die Straße ragten und dann alles voller bergabgehender Pilger. Hatten wir eine Abzweigung übersehen?

Nein, das war die Hauptstraße. Jetzt war mir auch klar, warum schon am Beginn dieser Strecke und an jeder der wenigen Abzweigungen darauf hingewiesen wurde, dass die Strecke nur von Fahrzeugen mit maximal 3 Meter Höhe befahren werden durfte. Ich, mit meinen 2,74 Metern passte gerade noch unter die vielen Balkone. Sybille hat dieses für mich schreckliche Szenario während der Fahrt festgehalten.

Nach dieser Passage war dann zum Glück das heutige Etappenziel Molinaseca in Sichtweite. Nach weiteren fünf Fahrminuten, ohne weiteren Horror stand ich auf einem Parkplatz in der Nähe des ebenfalls mittelalterlichen Dörfchens und dessen uralten Brücke.

Auf dem Parkplatz entdeckte Sybille dann im Führer vom WOMO Verlag, dass die heute von mir bewältigte Strecke nur für kompakte Fahrzeuge empfohlen wird. Also bin ich trotz meiner Abmessungen kompakt. Das freut mich außerordentlich.

In Molinaseca stand ich auf dem gemeindeeigenen Stellplatz. Halbschattig, an einem Picknickplatz mit drei weiteren WOMO. Alle schön über den weiten Platz verteilt.

Direkt durch Molinaseca geht natürlich der Camino. Also in der Hauptgasse viel Trubel, viele Pilgerherbergen. Ein paar Meter entfernt, ruhige Idylle. Auch hier wieder ist die Hauptstraße wie schon erwähnt eher eine mittelalterliche Gasse. Zwei Ochsenkarren breit und mit großen Steinplatten gepflastert.

Am Ende der Gasse steht die uralte Pilgerbrücke, die Puente de los Peregrinos. Die rührige Gemeindeverwaltung hat dort etwas für erschöpfte Pilger getan. Im Bereich der Brücke, bei einer Bar mit großer Terrasse, ist der Rio Meruelo gestaut. Ideal um nach der langen Pilgeretappe über den 1.500 Meter hohen Pass, etwas zu schwimmen, oder einfach nur die Füße ins kühlende Nass zu hängen. Es gibt einen grünen Hang, der als Liegewiese benutzt werden darf. Kann man den Pilgern eine schönere Freude bereiten?

Dass die Nacht ruhig war, muss ich nicht erwähnen.

Der Lago Carucedo

08.09.2023. Über Ponferrada ging es in die Nähe von Las Medulas. Dort wollten wir das Wochenende an einem See auf einem Wiesenplatz in der Nähe einer Bar verbringen.

Ponferrada hat eine riesige, sehr gut erhaltene Burg der Tempelritter. Leider konnte ich nur daran vorbeifahren. Der erste für WOMO`s geeignete Parkplatz ist mehr als 2 Kilometer entfernt. Wirklich schade.

Am Lago Carucedo mit gleichnamigen Dörfchen war es ruhig, die Bar weit genug entfernt und die Liegewiese am See riesig. Bar, Liegewiese und See keine 100 Meter entfernt. Nach Las Medulas wollten die Beiden erst am Montag. Am Wochenende gingen sie davon aus, dass es dort oben sehr voll sein würde. Direkt bei unserer Ankunft verbot die Temperatur von fast 30 Grad den Besuch von Las Medulas und der damit verbundenen gut zwei stündigen Wanderung.

Chillen war angesagt. Am Abend in der Bar genehmigten sich die Beiden ein schönes kühles Bier. Einige Meter neben mir parkte ein kleiner spanischer Van mit einem Ehepaar in ähnlichem Alter wie meine Beiden. Trotz Sprachbarriere waren sich die vier auf Anhieb sympathisch und wechselten ein paar Worte. Beim Abendspaziergang trafen sie sich unterwegs und kamen mit Google translate ins Gespräch. Nachdem das spanische Paar erfahren hatte, dass Sybille und Raphael permanent unterwegs sind, kam das Gespräch richtig in Schwung. Sie unterhielten sich teils auf Englisch, teils auf Französisch, teils mit dem Übersetzer. Am Ende der „Unterhaltung“ fragte Elvira, ob sie uns umarmen und zum Abschied auf die Wange küssen dürfe. Meine Beiden waren gerührt.

In der Nacht war es gewittrig und es regnete zum Glück kaum.  Da ich ja auf einer Wiese stand, war es kein Problem.

Las Medulas

09.09.2023.Böse Überraschung. Es hatte in der Nacht wider Erwarten doch mehrmals zum Teil unter Gewittereinwirkung auch sehr heftig geregnet. Eliseo, unser spanischer Nachbar kam vorbei und bot sich an, in der örtlichen Bäckerei Brot zu holen und uns welches mitzubringen. Das freute meine Beiden und Eliseo freute sich, weil Raphael ihn fragte ob es für ihn o.k. sei, wenn wir Kontaktdaten austauschen. Sehr gerne und wenn wir  wieder in Asturien sind, sollen wir unbedingt bei Ihnen, sie wohnen in der Nähe von Gijon, vorbeikommen.

Nach dem Frühstück machten meine Beiden eine fast zweistündige Wanderung um den Lago de Carucedo.

Mittlerweile hatte das Wetter aufgeklart und so beschlossen unsere Nachbarn, und auch wir, doch nach Las Medulas hochzufahren. Es war zwar Sonntag, da aber offiziell schlechtes Wetter angesagt war, gingen alle davon aus, dass das viele Besucher abschrecken würde.

Was soll ich Dir sagen, genau so war es. Wir fanden beim Friedhof von Las Medulas viele freie Stellplätze und die Beiden machten sich auf den Weg hinein ins Weltkulturerbe las Medulas.

Las Medulas hat eine sehr  lange Geschichte. Schon die Asturer, die ersten Siedler in dieser Gegend wussten um den Goldreichtum. Mit Ankunft der Römer machten diese die Asturer zu ihren Arbeitssklaven und begannen mit damals modernster Technik und know how das Gold abzubauen.

Die Beiden, die von der Landschaft wie auch von den teils über 600 Jahre alten Kastanienbäumen schwer beeindruckt waren, wanderten durch eine Landschaft, die vor gut 2000 Jahren einfach ein Berg war. Ja ein Berg!

Die Römer hatten herausgefunden dass die ergiebigsten Goldvorkommen rund 100 Meter tief im Berg zu finden waren. Ohne technische Hilfsmittel damals ein unmögliches Vorhaben an das Gold zu kommen. Aber nicht für die erfindungsreichen und technisch versierten Römer.

Plinius, der römische Geschichtsschreiber, der selbst Las Medulas besichtigte spricht von rund 60.000 Arbeitern, die in Las Medulas beschäftigt waren.

Es wurden über viele Kilometer Wasserleitungen nach Las Medulas gelegt. Auf den umliegenden Bergen wurden riesige Wasserbecken angelegt und es wurden nach einem ausgeklügelten und unter genauesten Berechnungen, Stollen in den Goldberg getrieben.

Alles andere als einfach, aber genial.

In die Schächte wurde aus den höher gelegenen Wasserbecken das Wasser mit hohem Druck geleitet. Dadurch entstand vor dem Wasser eine Druckwelle aus Luft. Kam das Wasser am Ende des Schachtes an, gab es eine gewaltige Explosion und ein Teil des Berges zerbarst und stürzte in Brocken zu Tale. Dort wurde das Material zerkleinert,  gesiebt, und so das Gold gewonnen. Die Luft wurde vom herabstürzenden Wasser gegen das Ende des Schachtes gepresst, und konnte so durch die Wassersäule nicht mehr entweichen. Da der Berg nicht aus massivem Gestein bestand, sondern aus rotem Ton mit vielen Kieseln und Felsbrocken darin, war der Widerstand dort so gering, dass der Luftdruck zur Sprengung reichte.

Auf diese Art und Weise wurden angeblich 6,5 Tonnen Gold pro Jahr gewonnen, das alles nach Rom ging. Angeblich war Las Medulas die größte Goldmine des römischen Reiches.

Heute ist nur noch der Kraterrand des komplett ausgehöhlten und weggesprengten Berges zu sehen. Die Besucher gehen auf einem Niveau, das gut 100 Meter unter dem von vor über 2000 Jahren liegt.

Plinius prägte auch den Begriff für diese Art von Bergbau. Ruina montium, was frei übersetzt so viel heißt wie zerstörerischer Bergbau. Welche treffende Beschreibung.

Nach gut drei Stunden waren meine Beiden wieder zurück und ja, wegen des vorhergesagten schlechten Wetters gab es kaum Besucher.  So war auch die Nacht beim Friedhof mit nur drei weiteren WOMO sehr ruhig.

Die runden Formen, die spitzen Profile, die abrupten Schrägen all das ist das Ergebnis eines der größten Ingenieurswerke der antiken Welt.

A Rua

10.09.2023. Nach dem Frühstück ging es zum Mirador de Orellan. Einem Aussichtspunkt hoch über Las Medulas, quasi am Kraterrand. Meine Beiden wollten nach fünf Stunden Wanderung am Vortag diese Steigung dorthin lieber mich erledigen lassen. Sollte mir recht sein. Die Fernsicht auf der Fahrt nach oben über acht Kilometer war bestens.

Aber was war denn das? Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel stand ein Schild, das besagte, dass Fahrzeuge über 6 Meter Länge, wegen engen Spitzkehren, nicht weiterfahren dürfen. Vorher kein derartiges Schild, toll. Also fiel der Blick in den Krater eben aus. So ging die Fahrt weiter nach A Rua.

Übrigens diese Bilder könnten in den letzten zehn Tagen, seit wir wieder in Spanien angekommen sind, wirklich auf jeder Fahrt entstanden sein. Kannst Du Dir vorstellen wie wir alle Drei diese Fahrten genießen? Oft nur 30 oder 40 Kilometer pro Tag, aber das reicht vollkommen aus. So können wir diese vielen wunderschönen Eindrücke vom Tag,  verarbeiten und auch genießen.

A Rua ist auch, wenn es sich hart anhört auf dem absteigenden Ast. Es hält den neuen Rekord an leerstehenden Geschäften. Die Straßen, selbst in der Innerstadt, sind in einem erbärmlichen Zustand von tiefen Schlaglöchern übersät. Mein Stellplatz liegt etwas außerhalb am See, den Sportanlagen, was bisher immer gut war, und neben einem Polizeiposten. Kann ich sicherer stehen?

Der Platz war ideal. Er war nahe zur Seepromenade, zu einem tollen Park, zu vielen Spazierwegen, und der Wasserhahn incl. Ver- und Entsorgung gleich um die Ecke. Raphael konnte bestens seine Joggingtour absolvieren und beide hatten genug Plätzchen um Qi gong zu machen. Warum sollten wir nicht zwei Nächte bleiben? Es gab ja meinen Blog mit Splitt 2 zu beenden und zu veröffentlichen und so einiges mehr an anderen Dingen.

Apropos andere Dinge. Nicht dass Du glaubst, meine Beiden faulenzen den lieben langen Tag! Weit gefehlt. Wie in jedem festgemauerten Haushalt gibt es auch in mir all die täglichen notwendigen Erledigungen, wie einkaufen, fegen, Boden feucht abwischen, Küche und Bad sauber halten. Polster, Armaturenbrett, Teppiche, Bettzeug, Fenster, Schrankfronten und so weiter reinigen, abwischen, abstauben oder ausschütteln. Also faul sind meine Beiden wirklich nicht. Nur weil mein Haushalt grade mal 15 qm groß ist, fallen dennoch alle Arbeiten wie in einem normalen Haushalt an.

Dann wollen die Routen und Stellplätze ausgesucht und angeschaut werden. Bilder sortiert. Blog schreiben, Blog korrigieren, Bilder für den Blog aussuchen und dann einfügen. Den Blog kontrollieren und wegschicken. Öffentliche Waschsalons suchen, Trinkwasserstellen suchen und beides in die Route einplanen. Von Langeweile keine Spur, oder?

Die galizische Weinstrasse

12.10.2023. Seit O Barco fahre ich immer wieder an Schildern vorbei, die besagen, dass ich auf der galizischen Weinstraße unterwegs bin. Kaum große Anbauflächen, alles in sehr kleinen Parzellen, oft sogar in kleinen Gärten, wachsende Reben. Und dann die steilen Hänge. Maschinell geht hier schon mal gar nichts, das ist wohl klar.

Auf dem heutigen Weg nach Castro Caldelas wurde es dann total spannend. Immer noch auf der galizischen Weinstraße. Ich fuhr über Pässe von 1.000 Metern Höhe. Der Rio Bibei hatte tiefe, dunkle und sehr steile Schluchten in die Berge gegraben. An diesen zum Teil extremen Hanglagen wuchsen überall Rebstöcke. Alles nur in Handarbeit zum Teil sicher unter lebensgefährlichen Bedingungen.

Das heutige Ziel war Castro Caldelas. Unterhalb der mächtigen Burg, an einem Park war mein Platz für den Rest des Tages. Auf 765 Metern Höhe, hoch über dem Tal mit hervorragendem Weitblick.

Die Burg ist in einem sehr guten Zustand und war teileweise bis vor wenigen Jahren von einem Philosophen und Dichter bewohnt. Sie liegt auf 765 Metern Höhe, hoch über dem Tal mit hervorragendem Weitblick.

OURENSE

13.10.2023. Nach einer rekordverdächtigen Fahrt, kamen wir gegen Mittag in Ourense an. Park4night empfahl in der Nähe des Universität Campus einen ruhigen, schattigen Parkplatz. Den fanden wir auch ohne Probleme. Allerdings dauerte es fast eine Stunde, bis der für mich passende Parkplatz frei wurde. Da das Semester an der Uni schon begonnen hatte, waren die Parkplätze, offiziell nur für PKW alle belegt. Erschwerend kam dazu, dass ich rückwärts parken musste, um meinen hinteren Überhang über dem Gehsteig schweben zu lassen, sonst ragte ich zu weit aus der Parkbucht. Wie gesagt, nach einer Stunde war es geschafft und ich stand perfekt im Schatten.

Zurück zur rekordverdächtigen Fahrt. Die Fahrt von Castro Caldelas nach Ourense  ging zwei Stunden, obwohl sie nur nur 48 Kilometer lang war. Wir durchfuhren jeden Taleinschnitt, am Rio Sil entlang. Die Hänge waren dicht mit Korkeichen und Kastanien bewachsen. Fast durchgängig fuhren wir unter einem Dach aus Kastanien und Korkeichen. An den höheren Streckenabschnitten kamen wir sogar in tiefhängende Wolken und die Bäume waren mit Flechten überzogen. Die Kulisse war wie aus Herr der Ringe. Dunkler tiefgrüner Wald, Wolkenfetzen ein sehr schmales Sträßchen, wahnsinnige Ausblicke in die Schlucht des Sil und mittendrin ich mit maximal 30 km/h. Es war rundum ein Genuss sag ich Dir.

Direkt oberhalb der Staumauer sollte der Mirador sein, von dem wir eher enttäuscht waren. Dann doch schnell weiter nach Ourense, wo im Vergleich zum Mirador auch die Sonne schien.

Für 0,85 € machten sich meine Beiden am Nachmittag voller Erwartung mit dem Bus auf ins Zentrum von Ourense. Ourense ist mit 105.000 Einwohnern der Regierungssitz der gleichnamigen Provinz. Ourense kommt vom lateinischen und bedeutet Stadt des Goldes. Die Stadtgründung geht also auf die Römer zurück. An drei Stellen des Rio Mino der mitten durch die Stadt fließt, treten heiße Thermalquellen zu  Tage. Ein weiterer Grund für die Anwesenheit der Römer in der Vorzeit. Oft findet sich auch die Schreibweise Orense. Was in den 80 er Jahren offiziell von der spanischen Regierung anerkannt wurde.

Quellne, ein Genesungsort

14.09.2023. Nach einer sehr unruhigen Nacht, Raphael hatte sich eine heftige Magen- Darm- Grippe eingefangen, ging es spät weiter nach Quellne. Der Parkplatz am Campus der Uni war zwar gut, aber von einem Sicherheitsdienst überwacht. Mehr als eine Übernachtung finden die Mitarbeiter nicht sehr gut, da dann den Studenten der Parkraum fehlt. Deswegen mussten wir sobald es bei Raphael wieder ruhiger im Gedärm wurde, weiter. An einem alten, verlassenen Sportplatz und einer nur im Sommer geöffneten Bar, fand ich ein betoniertes Plätzchen unter einer riesigen Platane. Sehr ruhig, sehr grün und ganz nah am Rio Mino.

Das war genau der richtige Ort für meine Beiden, um wieder gesund zu werden. Sybille hatte wohl nur in abgeschwächter Form, aber dennoch auch etwas von der Magen- Darm- Geschichte abbekommen. Es galt ja sowieso zu warten, bis auf dem einige Kilometer entfernten Camping Os Invernadeiros mein Ersatzschlüssel ankam, den Herbert an den Camping geschickt hatte.

Da es mittlerweile auch Sybille nicht mehr wirklich gut ging, blieben wir zwei Tage einfach gemütlich unter der Platane stehen. Zu berichten gibt es krankheitsbedingt nichts. Da noch ein paar Lebensmittel gekauft werden mussten (Zwieback, Cola und andere leichte magenverträgliche Dinge) ging es ein paar Kilometer weiter nach Ribadavia.

Ribadavia die Capitale des Ribeira Weines

16.09.2023. Ribadavia geht ebenfalls auf eine römische Gründung zurück. Kein Wunder, denn auch hier gibt es Thermalquellen. Die Stadt ist die Capitale des Ribeira Weines. Ein Wein der international bekannt ist. Im Mittelalter an alle königlichen Höfe Europas geliefert wurde und auch heute noch weltweit vermarktet wird. Kaum vorstellbar, wenn man die Stadt sieht. Die Altstadt mit ihrem historischen Viertel ist sehr malerisch. Der Rest leider in einem eher schlechten Zustand. Die erste Nacht stand ich an einem riesigen Park am Rio Avia. Keine 300 Meter vom Zentrum entfernt, aber ab 22.00 Uhr war nichts mehr zu hören und wir konnten perfekt schlafen.

Am nächsten Tag ging es meinen Patienten dann wieder etwas besser und sie unternahmen mehrere Spaziergänge am Avia entlang. Der mündet kurz nach Ribadavia in den Minho, auf dem im Mittelalter der Wein nach Portugal verschifft wurde.

Am Montag zog ich dann nach einer weiteren ruhigen Nacht am Park um auf den städtischen Stellplatz von Ribadavia. Ver- und Entsorgung waren nötig.

Hoffnungsort Allariz

19.09.2023. Heute ging es nun nach Allariz, wo sich der Camping befindet, in dem das Päckchen mit meinem Ersatzschlüssel liegen sollte. Sollte, es war immer noch nicht angekommen. Herbert teilte per Whats App mit, dass laut Sendungsverfolgung das Paket wohl falsch ausgeliefert worden sei und nun neu geroutet, beim Empfänger ankommen sollte. Wer weiß schon was neu geroutet heißt bei einem Päckchen?

Auf jeden Fall der kleine, ganzjährig geöffnete Camping gab die Gelegenheit mich ordentlich zu reinigen, mit Staubsauger und allem Drum und Dran. Waschmaschine und Trockner waren auch vorhanden.

Allariz entpuppte sich auch wieder als ein überraschendes Städtchen. Es geht auf eine Gründung des westgotischen Königs Alarich zurück. Die Überraschung bestand in einem sehr großen parkähnlichen Gelände entlang des Arnoia.

Der Park war erst 2021 entstanden anlässlich eines internationalen Garten Festivals, das in Allariz stattfand. Wegen seiner malerischen Lage am Arnoia ist Allariz auch bei den Bewohnern von Ourense, keine 30 Kilometer entfernt, als Standort für Ihre Sommerhäuser begehrt.

Da nicht abzusehen war wann und ob das Päckchen ankommt ging es am Donnerstag dann weiter.

Moana an der Ria de Vigo

21.09.2023. Moana liegt an der Ria de Vigo. Du erinnerst Dich an den Begriff Ria? Eine Ria ist eine tief ins Land reichende Meeresbucht. In diesem Fall eine  bis zu 7 Kilometer breite und gut 35 Kilometer lange Meeresbucht. So mächtig, dass ich sogar ein Kreuzfahrtschiff am gegenüberliegenden Hafen von Vigo sehen konnte. Wie mittlerweile schon üblich stand ich gechillt bei einem Park mit Fitnessgelände und Picknickbereich. Die Promenade führte durch Moana und immer weiter an der Ria entlang Richtung Atlantik. Ich konnte wieder Atlantikluft atmen. Die Beiden freuten sich riesig wieder am Wasser zu sein. Am Meer im eigentlichen Sinne ja noch nicht. Das sollte aber bald kommen. Mit spazieren hielten sie sich etwas zurück, da im Bauchbereich wieder etwas Unruhe herrschte. Es sollte ja nicht provoziert werden, jetzt da es endlich wieder besser war.

Die Playa Balares

22.09.2023. Zuerst ging es auf der A9 der Autopista Atlantico Richtung Atlantik. So etwas hatten wir noch nicht erlebt. Die ganze Dauer der Autobahnfahrt roch es sehr intensiv und andauernd nach Eukalyptus. Wie wenn permanent ein Räucherstäbchen mit dieser Duftrichtung abgebrannt würde. Sehr angenehm kann ich Dir sagen. Bei Santiago de Compostella verließ ich die Autobahn. Auf immer kleiner und schmäler werdenden Sträßchen ging es dann über Ponteceso direkt an den Atlantik in die Bucht von Balares, mit gleichnamigen Strand.

Dort dachte ich meine Beiden hätten jeglichen Verstand verloren! Sie wollten allen Ernstes direkt an der Mole parken. Es war Ebbe und das Wasser der Brandung spritzte über die Mauer. Der Wind ging auch ganz gut. Nach dem Erlebnis bei Ferrol dachte ich, dass sie was Wind, starken Wind angeht etwas gelernt hatten. Ebenso nach der unruhigen Nacht am Strand von Cadavedo, wo die anbrandenden Wellen so laut waren, dass sie kaum Schlaf finden konnten. Dort war ich aber nicht drei Meter vom Wasser entfernt sondern mehr als 20 Meter. Echt bekloppt die Beiden!

Zudem lag eine große Bar direkt daneben. Die hatte zwar zu, aber ich war mir sicher, dass das am bevorstehenden Wochenende ganz anders sein würde. Und dann wäre es mit der Nachtruhe bis 23.00 Uhr oder gar später auch vorbei.

Doch ein Wunder geschah. Beide waren sich nach zehn Minuten einig, mich an die gegenüberliegende Seite fahren zu lassen. Dort stand ich windgeschützt, hinter einem mit Pinien bestandenen Wäldchen. Die Pinien dufteten herrlich, es ging kein Wind, die Sonne war angenehm und das Meer war zu hören, aber in einer sehr angenehmen Lautstärke. Na also geht doch! Das Schönste aber war, dass morgens meine Beiden Kaffee Genießer aus meinem Panoramafenster einen unschlagbaren Blick auf die Bucht und die Wellen hatten.

Ein ganz besonderer Tag!

23.09.2023. Genau dieser Blick wurde heute Morgen regelrecht vergoldet. Das gegenüberliegende Ufer der Bucht wurde völlig von der aufgehenden Sonne in ein strahlendes Gold getaucht und das in Kombination mit den an die Felsen brandenden Gischt gekrönten Wellen, was soll ich noch sagen? Stell Dir dieses Farbspiel einfach selbst vor und das bitte zusammen mit dem angenehmen Duft von Pinien. Ganz ehrlich da hätte selbst ich zu diesem Genuss auch gerne einen Kaffee getrunken! Aber diese Art von Genuss bleibt mir eben verwehrt. Diesel ist ja auch ganz schön, man muss eben mit dem zufrieden sein, was die Natur einem bestimmt hat.

Die ruhige Nacht muss ich ja nicht extra erwähnen. Ich war weit und breit das einzige Fahrzeug. 300 Meter entfernt stand ein kleines Hotel mit Ferienhäuschen. Dort brannte etwas Licht in der Nacht. Ansonsten nur einfach das angenehme trotz geschlossener Fenster gut hörbare, einschläfernde Branden des Atlantiks und der helle Schein des Wache haltenden Mondes.

Am nächsten Morgen stand dann doch ein WOMO mehrere Parkplätze entfernt. Ich hatte so fest geschlafen, dass ich dessen Ankunft nicht bemerkt hatte. Die frische Meeresluft gemischt mit dem Pinienduft hat mich wohl so tief schlafen lassen. An diesem Tag war für meine Beiden einfach tranquilo, wie der Spanier sagt, Ruhe angesagt. Bei mir war das ja schon seit gestern angesagt und es war mir immer noch  nicht langweilig, nein ganz bestimmt nicht. Mittlerweile habe ich das Chillen wie es neudeutsch heißt ganz gut raus und fühle mich auch recht wohl dabei.

Aber trotz tranquilo und chillen haben wir alle drei das Allerwichtigste an diesem Tag nicht vergessen:

Genau heute vor einem Jahr haben wir, also ich, Sybille und Raphael uns das allererste Mal gesehen. Wir sind uns in einer Scheuer gegenübergestanden. Was für ein Tag! Er sollte mein Leben verändern, ach was, dieser Tag machte ein neues WOMO aus mir. Es verging keine Stunde und nur eine kurze Probefahrt und die Beiden fuhren mit Herrn Huber, meinem damaligen Besitzer zu ihm nach Hause den Kaufvertrag unterschreiben. Der arme Kerl hatte so schnell nicht mit einem Verkauf gerechnet und musste erst noch einen Kaufvertrag besorgen. Wie ich erfahren sollte, war ich die Krönung nach einem für meine Beiden völlig gestressten und enttäuschten Tag.

Am Tag zuvor waren sie von Heidelberg aus, wo sie Arzttermine hatten nach Rosenheim gefahren. Dort stand ein WOMO, das sie kaufen wollten. Mit der Besitzerin war alles geklärt. Sie übernachteten in einem Hotel und standen kurz vor 09.00 Uhr bei dem Händler, der den Verkauf abwickeln sollte.

Böse Überraschung!

Er teilte meinen Beiden mit, dass er das fragliche WOMO am Tag zuvor verkauft hatte und dies auch umgehend der Besitzerin mitgeteilt hatte.

So eine Sauerei.

Raphael hatte vor dem Start in Heidelberg noch mit der Dame telefoniert und sie hatte bestätigt, dass das WOMO in Rosenheim bereit stand. Laut Händler wusste sie da aber schon von dem Verkauf.

Also völlig umsonst nach Rosenheim gefahren.

Doch meine Beiden wären nicht meine Beiden, wenn ihnen nicht gleich eine Lösung eingefallen wäre. Sie schauten einfach in mobile.de nach, ob es entsprechende Fahrzeuge entlang der Route die nach Hause führte, gab.

Treffer 1, war direkt in Rosenheim. Ein älterer Herr wollte sein WOMO verkaufen und hatte es genau an diesem Vormittag erst ins Internet gestellt. Aber das WOMO war sehr heruntergekommen, so kam es nicht in Frage.

Treffer 2, war dann ich! Ich stand seit zwei Tagen im Internet, da Herr Huber da erst aus dem Urlaub gekommen war. Für Samstag hatten sich schon die ersten Interessenten angemeldet, um mich zu besichtigen. Meine Beiden erzählten Herrn Huber ihren Tagesverlauf und baten doch gleich am Freitagnachmittag auf dem nach Hause Weg bei ihm vorbeikommen zu dürfen. Ich stand ja in der Nähe von Biberach an der Riss und das wäre am Samstag eine riesige Fahrerei gewesen. Herrn Huber gefiel die Spontaneität der Beiden und um 16.00 Uhr standen sie vor mir.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Also für mich auf jeden Fall! Eine Stunde später war wie gesagt der Vertrag unterzeichnet und ich blickte sehr hoffnungsvoll in die Zukunft. Natürlich hatte ich gehört, was Sybille und Raphael mit mir damals noch namenlosen WOMO vorhatten. Gut, etwas Bauchweh hatte ich schon, aber nach drei Jahren fast nur in der Scheune stehen ist das auch nachvollziehbar, oder?

Volles Risiko

24.09.2023. Heute wollten meine Beiden die erste richtige Wanderung nach der Magen – Darm – Geschichte unternehmen.

Es ging immer an der Steilküste entlang Richtung Corme. Die Ausblicke waren grandios, aber der Weg, sehr anspruchsvoll. Es ging steil zum Teil auf Geröll bergauf und bergab. Oft nur knapp neben dem Abgrund.

Raphael musste öfter mit sich kämpfen, da er ja mit Höhenangst zu kämpfen hat, und solche steilen Abstiege direkt neben dem Abgrund so gar nicht mag. Nach 1,5 Stunden war das Ziel erreicht. Aber nun war Sybille doch mehr mitgenommen als gedacht und sie glaubte nicht, den Rückweg, der mangels Alternativen genau der Gleiche sein musste, schaffen zu können.

Aber was soll ich Dir sagen? Ich bin stolz auf die Beiden. Sie haben den Rückweg ohne Probleme gemeistert. Raphael konnte seine Phobie bezwingen und Sybille war nach dem Wandervesper wieder soweit bei Kräften, dass der Rückweg sogar in kürzere Zeit als der Hinweg zurückgelegt wurde.

Aber nicht nur ich war stolz, auch die Beiden waren es. Hatten sie doch ihre Probleme in den Griff bekommen und gemeistert, ohne beim nächsten Mal zu leichtsinnig zu werden. Das sind die beiden nicht. Wenn es wirklich zu schwer oder riskant wird, kehren sie wieder um und brechen die Wanderung ab.

Mit diesem Hochgefühl ging es dann am Abend an die Planung für die nächsten Tage. Ich muss sagen es hörte sich vielversprechend an. Immer an der Costa de Morte, der Todesküste entlang. Die Küste trägt den Namen völlig zurecht. Unzählige Schiffe sind in diesen Gewässern wegen den heimtückischen Klippen und Riffs verunglückt.

Erst 2002 ist der Öltanker Prestige hier leckgeschlagen. Eine Katastrophe hätte verhindert werden können. Es wäre möglich gewesen den Tanker in einen sicheren Hafen zu schleppen und die 77.000 Tonnen Schweröl abzupumpen. Die spanische Regierung verweigerte dieses Vorhaben jedoch aus ungeklärten Grünen und so brach der Tanker Ende November 2002 auseinander und verursachte eine riesige Katastrophe. Die Ölpest traf einen der reichsten Fischgründe Europas und ein sehr wichtiges Überwinterungsgebiet für viele europäische Meeresvögel. Die Ernteplätze der Muschelfischer waren fast komplett vernichtet und der Fischfang kam komplett zum Erliegen.

Aber das war nur ein Beispiel für die Gefährlichkeit dieser Küste zwischen dem Kap Finisterre und Malpica. Die Sicht ist hier oft schlecht und der Nordwestwind peitscht häufig mit Windstärke 8 gegen die Küste. Kurioserweise ist genau dieser Küstenabschnitt eine der meistbefahrenen Seerouten der Welt. Allein in den letzten 100 Jahren sind annähernd 150 Schiffe in diesem Gebiet untergegangen.

So ne olle Camelle oder O Aleman

25.09.2023. Der erste Teil der Überschrift ist nur ein Wortspiel, denn heute ging es nach Camelle. Direkt am Hafen wurde ich geparkt und hatte eine Premiere. Ich parkte zwar auf einem regulären Parkplatz, aber in unmittelbarer Nähe parkte, Du wirst es kaum glauben, ein Fischerboot!

Ich hatte einen genialen Ausblick auf den Hafen, den Strand und die Mole.

Auch Camelle fällt unter die Kategorie, auf den zweiten Blick äußerst interessant. Nicht nur die Freundlichkeit der Bevölkerung  gefiel uns, es gab auch ein Museum der besonderen Art. Eigentlich zwei. Ein Richtiges, wie es sich für ein modernes Museum gehört. Schön aus Beton und ein zweites Freiluftmuseum direkt an der Mole. Beide beschäftigen sich mit O Aleman oder einfach nur Man.

Man war Manfred. Manfred ist doch kein spanischer Name denkst Du? Richtig! Es geht um Manfred Gnädinger geboren 1936 in Radolfszell. Er war Einsiedler und Bildhauer. Er lebte ein einfaches und sehr naturbezogenes Leben und verbrachte seine Zeit mit Gartenarbeit und dem Erschaffen von Skulpturen am Strand.

1962 kam Gnädinger nach Camelle. Zeitzeugen beschrieben ihn als gutgekleidet und sehr gebildet. Einige Jahre später baute er sich eine kleine Hütte am Strand. Die nächsten dreißig Jahre verbrachte er mit Gartenarbeit und Kunst und wurde so schnell zu einer Attraktion in Camelle. Mit seinem langen Bart und bei jedem Wetter, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, war das auch nicht verwunderlich. Er ernährte sich strikt vegetarisch, von dem was sein Garten ihm schenkte. Er schwamm zu jeder Jahreszeit im Atlantik. Die Einheimischen nannten ihn O Aleman oder eben nur Man.

Der Untergang des Öltankers Prestige 2002, ich berichtete, war auch der Untergang von Man. Viele seiner Kunstwerke am Strand, seine Hütte und sein kompletter Garten waren von der Ölpest betroffen. Ende Dezember 2002, einen Monat nach der Katastrophe fand man ihn tot in seiner Hütte. Die Einheimischen sind sich sicher, dass Man an der Trauer über die Zerstörung seines Gartens und seiner Kunstwerke gestorben ist.

Weiter geht es in zwei Wochen an der Costa de Morte und den schönsten, längsten und beliebtesten Stränden an der spanischen Atlantikküste. Den Rias bajas. Was eine Ria ist hast Du ja schon gelernt. Eine Meeresbucht die unter Umständen weit in das Landesinnere hineinreicht. Die Kombination von Ria und baja heisst, dass die Rias wunderbaren Stränden an ihrem Verlauf entlang haben. Freu Dich darauf, denn es folgen, bis wir in Vigo kurz vor der portugiesischen Grenze sind, noch einige dieser Traumstrände und ebenso viele Traumplätze, an denen ich übernachten durfte. Ich genieße die Reise mit meinen Beiden. Ich hoffe Du auch, denn dann freust Du Dich ja schon auf den nächsten Blog in zwei Wochen.

Bis dahin,

Dein Bruno

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