Unser Weg

Monat: November 2023

Eine andere Dimension unserer Reise

Planänderung

Unsere Reise ist ja weder beendet, noch unterbrochen. Sie findet jetzt nur in einer anderen Qualität und Geschwindigkeit statt. Wir haben alle Drei nun einen festen Platz bis Ende März. Dennoch sind wir nicht mehr dort, wo wir Ende Januar 2023 angefangen haben. Weder räumlich, noch geistig. Wir sind gereifter, gefestigter und entspannter J.

Wie ich Dir schon erzählt habe, liegt Portugal mit ganz vielen Zielen direkt vor der Tür. Genau gesagt gegenüber, auf dem anderen Ufer des Rio Minho.

Galicische Städte wie Vigo, Tui, A Coruna und natürlich Santiago de compostella liegen nicht weit entfernt.

Wanderrouten in und um A Guarda gibt es viele. Wenn meine Beiden den sogenannten blauen Pfad an der Küste entlang wandern wollen, er erstreckt sich auf beiden Seiten von A Guarda, reicht ein Tag fast nicht aus.

Es gibt den Monte Trega, um den herum A Guarda mit seinen Eingemeindungen malerisch liegt. Dort oben gibt es nicht nur eine grandiose Fernsicht über den Atlantik und halb Galizien, sondern auch eine sehr interessante keltisch – römische Ausgrabungsstätte.

Du wirst bis Ende März feststellen wie viele interessante Ziele es hier noch gibt. Ein guter Erzähler ist daran interessiert die Spannung aufrecht zu erhalten, oder? Daher werde ich jetzt nicht mehr preisgeben.

Für das Winterhalbjahr hatten wir drei eigentlich geplant, an der Küste von Portugal unterwegs zu sein. Eventuell hätte es auch einen Abstecher in die Extremadura gegeben.  Aber die Vernunft und vor allem das Wetter haben uns eines besseren belehrt. Nun ist es so, wie es ist.

Ulli, eine gute Freundin, hat schon im Sommer gesagt, dass sie unsere unbändige Reiselust bewundere. Ulli, die selbst in ihrem Leben sehr viel auf Reisen war und noch viel mehr erlebt hat, kann das gut beurteilen. Nun also war es soweit. Die Beiden gestanden sich selbst und mir ein, dass es nun an der Zeit wäre zur Ruhe zu kommen und zu pausieren mit dem Reisen. Sowohl bei Sybille, wie auch Raphael stellte sich immer mehr eine Mischung aus Erschöpfung und Unzufriedenheit ein. Ebenso merkten beide dass sie die Eindrücke nicht mehr aufnehmen konnten.

Wir sind alle drei sehr flexibel, kreativ und auch ein Stück weit risikofreudig. Ohne diese Eigenschaften wäre unsere Reise nicht zu machen gewesen. Wenn ich daran denke, wie viele Ängste und Befürchtungen trotz der riesigen Vorfreude die Beiden Ende Januar, und auch Anfang der Reise noch hatten. Manchmal denke ich, dass ich zwei andere Menschen, als noch Anfang des Jahres bei mir habe. Aber ich finde das spannend und freue mich, diese positiven Änderungen miterleben zu dürfen.

So passt das folgende sehr schön. Sowohl zu der Planänderung als auch zu den beschriebenen Änderungen bei Sybille und Raphael.

Sybille hat in einem Buch eine tolle Passage gefunden, die das sehr passend wiedergibt.

Manchmal überrascht einen der Weg, auf dem es weitergeht.

Man will die vertraute Richtung erzwingen und entdeckt, dass man sich stattdessen in neue Räume begeben muss.

Der Weg auf dem es weitergeht, verläuft dann nicht gerade aus nach vorn, sondern schwenkt seitlich ab zu einem Ort, der einem noch nie aufgefallen ist.

Der Einzug, der ein Auszug ist.

18.10.2023. Nachdem mit Miguel alles geregelt war begannen meine Beiden alle wichtigen Dinge bei mir einzupacken, um sie in die Wohnung zu bringen. Der Einzug war also was mich anbetrifft ein Auszug. Aber wie gesagt die Ruhe wird mir auch gut tun und ich werde ja nicht reise los herumstehen.

Auf meinem großen öffentlichen Parkplatz stehe ich auch nicht alleine. Ein weiteres spanisches WOMO in meiner Größe steht, so wie es aussieht auch dauerhaft hier. Tagsüber ist ein reges Kommen und Gehen, außer zwischen 13.00 Uhr und 16.00 Uhr, da ist Siesta. In dieser Zeit ist der Parkplatz außer uns beiden WOMOS verwaist und es fließt auch kaum Verkehr unten auf der Straße.

Die Beiden hatten viel Glück. Immer wenn sie gerade wieder einige Taschen gepackt hatten und sie zur Wohnung wollten, machte der Regen eine Pause. Wenn diese Beiden mal nicht vom Glück beschienen sind.

An einen Spaziergang war an diesem Tag nicht zu denken. Nach der Verabschiedung für diesen Tag von mir, legte der Sturm richtig los und peitschte den Regen fast waagerecht vor sich her.

19.10.2023. Heute ging es weiter mit dem Umzug. Wie ich erfuhr ist die Wohnung wirklich die richtige Wahl gewesen. Die Nacht war sehr ruhig. Die anderen Bewohner des Hauses, das immerhin 21 Wohnungen hat, kaum bis gar nicht zu hören. Die Wohnung, wirklich geräumig und  geschmackvoll eingerichtet.

Gegen Abend bekam ich kurz Besuch. Die Beiden verbanden einen Spaziergang zum Hafen mit einem Besuch bei mir. Schön. Wind und Regen machten gerade eine Verschnaufpause und ließen sogar der Sonne eine etwa einstündige Chance herauszukommen.

Die Beiden waren sehr erstaunt. Die Promenade war komplett gesperrt. Obwohl der Wind gerade sehr schwach war gingen die Wellen über die Kaimauer und die ganze Promenade lag voll  mit Algen und Plastikabfällen die dem Anschein nach genauso häufig im Meer vorkommen. Wie ist das dann erst, wenn es wirklich zu einem Wintersturm in Orkanstärke kommt?

Ein guter Grund mehr auf der sicheren Seite zu sein. Mit festem Dach, bzw. festem Stellplatz mit gutem tragfähigem Untergrund, weit weg vom Meer.

Zum Glück hat es mit der Internetrecherche für Langzeitmieten nicht funktioniert. Die meisten der dort anvisierten Wohnungen wären direkt an den Häfen der jeweiligen Städte gewesen. Die jetzige Wohnung im Gegensatz dazu, ist in der Fußgängerzone von A Guarda. Schön geschützt und ruhig. Alle wichtigen Geschäfte fußläufig in maximal 10 Minuten zu erreichen. So kann ich wirklich relaxen und muss  nicht wegen jedem kleinen Einkauf den Diesel warmlaufen lassen. Bei einer Ferienwohnung in einem Dorf oder auf dem Land, wäre das ganz anders gewesen. Solche Objekte hatten die Beiden auch ins Auge gefasst.

Die Beiden lernen ja schon seit Monaten mit der App Duolingo spanisch. Nun aber soll es wirklich losgehen mit dem Pauken von Redewendungen, und wo immer möglich, der Anwendung des Gelernten. Ideal wäre es jemanden kennenzulernen,  der deutsch spricht und den Beiden beim Spanisch auf die Sprünge hilft. Sie haben auch schon einige Ideen.

Sie werden die Geschäfte hier im Zentrum bevorzugen, und nicht die großen Märkte auf der grünen Wiese. So wird es nicht ausbleiben, Kontakte zu knüpfen. Ebenso in dem einen oder anderen Café.

Wie ich in den letzten Monaten immer wieder gehört habe,  ist es oft sehr frustrierend, wenn sie jemanden kennenlernen, der nett ist. Es kann einfach kein Gespräch, nicht einmal in der minimalsten Basic Version, geführt werden.

Das soll sich schnellstmöglich ändern. Ich drücke ihnen die Daumen.

Paula

20.10.2023. Paula ist die erste Nachbarin, der Raphael begegnet ist. Was für ein typisch spanischer Name, oder? Raphael hat immer einen Zettel dabei, wenn er im Haus unterwegs ist, auf dem folgendes geschrieben steht:

„Guten Tag, wir möchten uns kurz vorstellen. Wir sind Sybille und Raphael und bis Ende März ihre Nachbarn. Leider können wir noch nicht sehr gut spanisch, aber wir lernen eifrig.“

Wie gesagt, Paula war der erste Kontakt im Haus. Sie hat eine Tochter, spricht etwas englisch und wohnt direkt in einer großen Wohnung neben den Beiden. Ihr Mann betreibt zwei Häuser weiter einen Laden für Tabakwaren und Zeitschriften.

Die Beiden sind vielleicht altmodisch, aber sie finden einfach dass die Höflichkeit verlangt sich vorzustellen, wenn man in ein Haus neu einzieht. Zumindest bei den Nachbarn auf dem gleichen Stockwerk.

Erste Schritte……..

20.10.2023 bis 01.11.2023. Außer dem Monte Tegra thront auch noch das Castro Santa Cruz über A Guarda. Das haben die beiden erst beim Studium des Stadtplanes festgestellt.

Ein sehr beeindruckendes Gelände, aber leider fast keine Überreste der eigentlichen Anlage mehr. Aber dafür skurrile Bäume, die die Gewalt des Windes dokumentieren und eine Steinstatue mit rot geschminktem Mund und rot lackierten Fußnägeln. Schrill!

Ganz zu schweigen von dem genialen Rundumblick auf den Atlantik.

An einigen dieser Tage war das Meer sehr stürmisch, und die Wellen setzten teilweise die Promenade beim  Hafen unter Wasser.

Am Strand und auf den vielen Felsen wimmelt es von Meerstrandläufern. Witzig diese kleinen Vögel. Sie laufen zwischen den Steinen umher. Sobald eine Welle kommt, weichen sie in atemberaubendem Tempo zurück, um danach gleich wieder der ablaufenden Welle zu folgen. Ein irrwitziges aber sehr unterhaltsames Spiel. Fotografieren ist da leider nicht, erzählte Raphael. Die Vögel sind zu schnell und zu klein.

Im Gegensatz dazu ist das nächste Objekt am Meer. Weder schnell, noch klein. Es handelt sich um Schaum. Ja, Du hast richtig gelesen. Je aufgewühlter das Meer und je heftiger die Wellen anbranden, umso mehr Schaum gibt es am Strand und zwischen den Felsen. Mal strahlend weiß, dann wieder schmutzig bräunlich. Bei hohem Wellengang sind sogar die Gehsteige in Wassernähe damit voll. Der Wind weht den Schaum wie bei Schneeverwehungen im Winter, dorthin.

Aber keine Sorge es handelt sich nicht um eine heftige Umweltverschmutzung. Der Schaum hat einen vollkommen natürlichen Ursprung. Der Algenschaum entsteht, wenn der Schleim, den die Algen produzieren in der Brandung, mit Luft versetzt und dadurch aufgeschäumt wird. Ähnlich wie beim Eischnee.

Am Abend war es sogar sonnig. So kamen die Beiden bei ihrem abendlichen Hafenrundgang sogar noch in den Genuss eines leckeren Helados. Leckeres Eis. Aber nicht aus der Eisdiele, nein viel origineller. Raphael war schon beim allerersten Besuch von A Guarda, der Geburtsstunde der Ferienwohnungssuche, ein Citroen HY 10 aufgefallen. Ein Oldtimer der sehr gerne als Verkaufswagen eingesetzt wird.

Der hatte tatsächlich an dem Abend geöffnet. Mittlerweile hat er seinen Stammplatz in Hafennähe verlassen. Es war ihm wohl zu  nass und zu stürmisch, oder es ist einfach keine Kundschaft bei dem Wetter mehr zu erwarten. Immerhin ist es ja nun schon November.

Wenn ich an die vergangenen 14 Tage denke, die wir nun in A Guarda sind, kann ich nur sagen, „ Gott sei Dank haben wir diese Entscheidung getroffen.“ Bis auf wenige Sonnenstunden gab es in dieser Zeit nur Regen und viel Wind. Die Beiden wären mehr oder minder bei mir eingesperrt gewesen. Die nassen Sachen, wenn sie doch mal rausgegangen wären, hätten sie nicht trocken bekommen, da die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist.

Aber die Beiden wären nicht meine Glückskinder, wenn es nicht doch jeden Tag ein oder zwei Möglichkeiten gäbe, spazieren zu gehen und die Gegend weiter zu erkunden. Trotz dem eigentlich schlechten Wetter haben sie immer das Glück, dass es erst regnet wenn sie wieder in der Wohnung sind. Ich frage mich oft, wie machen die das? Auch zum Joggen findet Raphael dreimal die Woche eine Regenpause, oft begleitet von Sybille, die dann einen Spaziergang macht.

Beide sind jedes Mal aufs Neue fasziniert von der wilden zerklüfteten Küste. Dem mit hohen Schaumgekrönten Wellen anbrandenden Atlantik und dem schnell wechselnden Wetter. Dazu noch die einmalige Geräuschkulisse die die gegen die Felsen schlagenden oder in sich zusammenfallenden Wellen beitragen. So sind die Beiden jedes Mal optisch und akustisch von den Eindrücken überwältigt. Hier ist ein regelrechter Kraft Ort für sie um für die nächste Etappe im Frühjahr aufzutanken. Auch das Licht und die Stimmung wechseln sehr häufig. In dieser Beziehung ist die Entscheidung für A Guarda und die Wohnung die absolut Richtige gewesen.

Selbst in Andalusien wäre jetzt die Temperatur tagsüber nur etwa 4 Grad wärmer. Gut, es wäre sonnig und nicht regnerisch. Doch in der Nacht ist es momentan in Almeria oder Malaga  satte 5 Grad kühler, im Vergleich zu A Guarda also nur knapp über 10 Grad. Da wäre heizen angesagt. Zudem ist in Andalusien sehr viel los, da viele europäische Rentner dort den Winter verbringen. Es gibt Campingplätze mit mehreren hundert Stellplätzen, die den ganzen Winter über komplett ausgebucht sind. Das ist nicht die unsere Welt.

Hättest Du gedacht, daß in Spanien, Halloween  ein ganz großes Ding ist? Bars und Cafes werden  geschmückt. Ist ja okay. Aber hier wurde jedes noch so kleine Geschäft mit Spinnweben, Skeletten, Fledermäusen, Spinnen und was sonst so gruseliges zu Halloween gerne genommen wird, ausgestattet. Selbst die Sprachschule, bei der meine Beiden sich wegen einem Spanischkurs erkundigten, war komplett auf Halloween gebürstet. Die Lehrkräfte mit blutverschmierten Mündern und Vampirumhängen. Nähere Infos zu einem eventuellen Unterricht können Sie erst nächste Woche erhalten, wenn alles mit Halloween erledigt ist.

Auch in der Altstadt waren einige Straßen und Gässchen wie zu Fasching geschmückt. Nicht nur Kinder, auch sehr viele Erwachsene waren am Abend in Verkleidung unterwegs. Gegen 22.00 Uhr fand sogar ein Umzug durch die Altstadt statt. Mit Abstand aber, das unglaublichste daran ist, dass am darauffolgenden Morgen alles sauber war. Es lagen keine Zigarettenkippen, Becher, Dosen, Flaschen oder sonst irgendetwas auf den Straßen und Gehsteigen herum. Alles war, als hätte nichts stattgefunden.

Heute am 01.11.2023 war wieder Bewegung angesagt. Meine Batterien wollten mal wieder so richtig nach zwei Wochen Standzeit geladen werden. Meine Reifen jammerten schon, weil der grobe Kies unter ihnen so langsam unangenehm wurde, und mir taten auch schon alle Verstrebungen durch das Stehen weh. Gut ich bin durch den vielen Regen 1 A sauber, aber was ist das schon gegen eine gepflegte Ausfahrt?

Also ging es zuerst auf einen LIDL Parkplatz, an dem ich richtig durchgelüftet wurde. Etwas Sonne durfte auch reinkommen. Allerlei Kleinigkeiten in und an mir wurden erledigt und dann ging es endlich los. Asphalt unter den Reifen und das Rauschen des Windes an den Außenspiegeln.

Herrlich!

Wir fuhren Richtung Baiona, auf halbem Weg nach Vigo. In Barcelos wurde das Wetter dann immer schlechter und der Wind begann stark aufzufrischen. So war nach guten 2 Stunden der Ausflug zu Ende und ich rollte wieder auf den Parkplatz. So bekam ich wieder den Platz neben meinem spanischen WOMO Kollegen. Schade es ging schnell vorüber, aber sobald das Wetter besser wird, gibt es wieder viel mehr zu fahren und zu sehen.

Die Versorgungssituation in A Guarda

04.11.2023. Mittlerweile haben die Beiden einiges zum Thema Versorgung entdeckt. Samstag von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr gibt es auf der Straße direkt unterhalb meines Stellplatzes einen Wochenmarkt. Leider sind die Stände zu 95 % für Textilien und Schuhe. Aber immerhin einen großen Gemüsestand und einen Metzger gibt es dann doch. Das geringe Angebot an Lebensmitteln auf dem Wochenmarkt ist kein Problem.

Es gibt mehrere kleine Obst und Gemüseläden in der Stadt. Daneben die Supermärkte Froiz und Familia. Vor allem der letztere hat eine tolle Gemüsetheke, eine Fleisch, Wurst und Käsetheke sowie eine geniale Fischtheke. Dort bekommt man vormittags frischen Fisch und Meeresfrüchte. Hat man da aber keine Zeit einzukaufen, gibt es ab 14.00 Uhr alles was es morgens gab, portioniert und auf Eis gelagert. Also absolut frische Ware nur eben ohne Personaleinsatz.

Noch frischer geht es allerdings im Mercado Abastos in der Stadt. Es handelt sich um eine zweigeschossige Markthalle, die täglich, außer sonntags, von 08.00 Uhr bis 14.00 Uhr geöffnet hat. Gerade heute war Raphael nach dem Spaziergang dort, um sich mal so richtig umzusehen. Viele Fischstände, an denen nur fangfrische Fische und Meeresfrüchte angeboten werden. Alle Fische im Ganzen.

Es macht Spaß und ist auch beeindruckend, dabei zuzusehen wie die Fische ausgenommen, geschuppt, gehäutet und filetiert werden. Ebenso werden soweit nötig die Meeresfrüchte verzehrfertig gemacht. Beeindruckend sind die Fingerfertigkeit und mit welcher Geschwindigkeit das alles vor sich geht.

Genauso wichtig für die Beiden, etliche kleine Gemüsestände, die nur selbst angebaute Produkte anbieten. Auf vielen Märkten haben Sybille und Raphael schon die Erfahrung gemacht, dass gerade diese Stände oft die beste Ware haben. Eines ist klar, der Mercado Abastos wird beim nächsten Wocheneinkauf ausgiebig besucht werden.

Dann gibt es noch einige Panaderias, Bäckereien, die oft auch noch viele galicische Süßigkeiten und Gebäckvariationen anbieten. Da könnten sie sich direkt reinlegen, wie ich meine Beiden kenne.

Auch hier gilt sehr oft, je kleiner der Laden, je leckerer die Produkte.

Dann gibt es noch zwei weitere Grundversorger.

Einmal das La Cena, wo es etwas Biogemüse gibt. Aber wichtiger ist der Rest des Sortiments. Viele Teigwaren, in allen Variationen. Bio Lebensmittel, Gewürze, Tees, Biokosmetika und Getränke. Alles  regional und am wichtigsten unverpackt. Nicht gerade günstig, aber aufgrund der Vielfalt, der Qualität und vor allem der Regionalität wegen, absolut o.k. Dann das Highlight für meine Beiden. Der Wein!

Der lagert dort in 60 Liter Fässern und wird direkt in mitzubringende Flaschen abgefüllt. Der rote Mencina, ein feiner Wein. Ein kirschroter, fruchtiger dennoch trockener Tischwein. Dort werden wohl öfters, für das Wochenende, zwei Flaschen ihren luftigen Inhalt gegen alkoholische Flüssigkeit tauschen müssen.

Direkt daneben eine Carniceria, eine Metzgerei. Das Carne Mia. Übersetzt Mein Fleisch. Unzählige der typischen Schinken, hängen im wahrsten Sinne des Wortes dort herum, und betören mit ihrem Wohlgeruch, Schinkenliebhaber sofort beim Eintreten. Aber auch Würste, Wild, Hähnchen und Fleisch gibt es dort. Laut Bewertungen ist es im süd-westlichen Galicien, die mit Abstand beste Metzgerei. Die Beratung ist hervorragend. All diese positiven Bewertungen werden durch die Tatsache glaubhaft untermauert, dass Carne Mia kostenlos nach Portugal liefert. Da die Lebensmittel in Portugal deutlich günstiger sind, will das etwas heißen.

So, das war es fürs Erste. In zwei Wochen geht es dann mit einer sehr großen, unerwarteten Überraschung weiter!

Bis dahin

Hasta luego

Bruno

Dieses Mal wirklich Portugal!

Zurück nach Portugal. Es gibt Menschen die einfach unglaublich sind!

09.10.2023. In A Guarda alles geregelt, ging es zurück über den Minho nach Portugal. Immer an der Küste entlang nach Viana do Castello. Auch wieder eine Flussmündung in den Atlantik. Es handelt sich um den Rio Lima, den wir ja schon bei Ponte de Lima überquert hatten. Doch kurz bevor wir die Stadt erreichten, fuhr Raphael plötzlich rechts ran. Was war denn jetzt los?

Er hatte einen Fiat Professional Händler gesehen. Ich hatte ja immer noch keinen Zweitschlüssel. Der Zweitschlüssel den Brigitte und Herbert nach Allariz geschickt hatten, war mittlerweile wieder in Freistett bei den Beiden angekommen!

Nach zehn Minuten stand fest, es gibt hier keinen Zweitschlüssel. Fiat hat Ländergruppen gebildet. Das heißt bestimmte Länder bilden eine Gruppe und innerhalb dieser Gruppe gehören die Fahrzeuge quasi zu einem Pool. Portugal ist nicht im gleichen Pool wie Deutschland. Also kann der portugiesische Fiat Händler keinen Schlüssel für ein in Deutschland verkauftes Fahrzeug bestellen. Na toll. Also weiter nach Viana do castello.

An der Mündung des Rio Lima in den Atlantik gab es einen riesigen Parkplatz. Allerdings sehr staubig mit unendlich vielen tiefen Schlaglöchern und am Schlimmsten, der Platz lag komplett in der Sonne. Es waren 32 Grad vorhergesagt. Aber um die Stadt zu erkunden war der Platz immerhin ideal, da nur fünf Gehminuten vom historischen Zentrum entfernt.

Neben dem nur mäßig entwickelten Tourismus gibt es eine riesige Weft, die auch hochseetaugliche Schiffe baut und die beiden Häfen, für Industrie und Fischerei die Haupteinnahmequellen der Stadt mit 85.000 Einwohnern.

Wie vermutet, wenig Touristen unterwegs. Die Stadt dementsprechend ohne viel Lärm. Sehr schöne Plätze, Gassen und Gebäude. Schnell waren meine Beiden sich einig, da können wir gerne zwei Tage bleiben, nur auf einem anderen Stellplatz. Aber zuvor möchte ich noch den Anfang einer fast unglaublichen Geschichte erzählen:

Raphael sah in der Altstadt eine Ferreteria, eine Eisenwaren und Haushaltswarenhandlung. Dort wurden auch Schlüssel nachgemacht. Also nichts wie rein. Schnell war klar, hier werden nur Haustürschlüssel aber keine Fahrzeugschlüssel nachgemacht. Schade. Ein Kunde, der hinter Raphael stand, bot sich an, ihm einen anderen Schlüsseldienst zu zeigen. Der Herr führte meine Beiden zum nächsten Schlüsseldienst ungefähr 5 Minuten entfernt. Er selbst hatte seinen Einkauf in der Ferreteria noch nicht erledigt.

Aber leider dort, die gleiche Auskunft. Nur Hausschlüssel. Der Herr, nennen wir ihn Jose, bot sich an mit meinen Beiden einen dritten Schlüsseldienst aufzusuchen. Es wäre nicht weit! Nach gut 10 Minuten und einem Spaziergang durch die gesamte Altstadt kamen wir in einem riesigen Einkaufszentrum, direkt am Bahnhof an. Dort ging es über mehrere Rolltreppen und Stockwerke zum dritten Schlüsseldienst. Auch wieder die gleiche Auskunft. Doch Jose gab nicht nach und klopfte den Besitzer regelrecht so lange weich, bis er anscheinend zustimmte, am nächsten Morgen gleich zu Beginn der Arbeitszeit meinen Schlüssel nachzumachen. Allerdings sollten wir vor dem Einkaufszentrum parken, da der Mann vom Schlüsseldienst den Beiden wohl nicht traute, dass es sich  bei mir wirklich um ihr Fahrzeug handelte.

Das war zumindest das, was  mittels Übersetzer, aufgrund der immensen Sprachbarriere beim Portugiesisch, bei meinen Beiden ankam.

Es wurde zwischen ihnen und Jose vereinbart am nächsten Morgen Punkt 09.00 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum zu sein. Er wolle als Dolmetscher gerne wieder zur Verfügung stehen.

So langsam konnten die Beiden ihr Glück nicht mehr fassen. Der Mann hatte auf seinen Einkauf verzichtet, war mit ihnen über eine halbe Stunde durch ganz Viana do Castello gegangen, hatte sich mit dem Besitzer des Schlüsseldienstes regelrecht angelegt und  nun wollte er am kommenden Tag nochmals für sie da sein. Unglaublich!

Den Rest des Tages verbrachte wir dann nur zweihundert Meter vom ersten Stellplatz entfernt am Strand im Schatten hoher Bäume an einer gepflasterten Straße. Allerdings gut befahren und deshalb für die Nacht nicht geeignet. Aber immerhin schön schattig. Am Abend dann noch einmal etwa 400 Meter weiter, direkt an den Strand zu weiteren WOMOS umgezogen und prima geschlafen.

Meine Beiden verbrachten während ich schön im Schatten relaxte, den Nachmittag am Strand und beobachteten dort auch den Sonnenuntergang.

Jetzt wird es langsam unheimlich

10.10.2023. Punkt 09.00 Uhr trafen wir uns alle am vereinbarten Treffpunkt. Meine Beiden wunderten sich über die Uhrzeit, da sie gesehen hatten, dass das Einkaufszentrum erst um 10.00 Uhr seine Pforten öffnet. Hatten sie etwas falsch verstanden?

Nein, Jose tauchte pünktlich auf, freute sich sie zu sehen und erklärte ihnen nach der Begrüßung  folgendes:

Der Besitzer des Schlüsseldienstes wird für mich keinen neuen Schlüssel machen. Das habe er nicht sagen wollen, um meine Beiden nicht zu verunsichern. Er hole jetzt sein Auto und dann sollen wir hinter ihm her fahren nach Neves, wo es einen auf Autoschlüssel spezialisierten Shop gebe. Allerdings wussten wir da noch nicht, dass dieser Ort gute 25 Kilometer entfernt war.

Jose hatte wirklich eine Eselsgeduld mit meinen Beiden. Sie konnten zwar alles übersetzen, doch Jose konnte mit einem Handy nicht umgehen. Daher war die Verständigung sehr langwierig. Zumal die Übersetzung per Spracherkennung nicht funktionierte. Portugiesisch war wohl zu komplex. So musste Raphael mehr erraten als verstehen, was Jose sagte.

Der Laden in Neves war wirklich komplett auf Autoschlüssel spezialisiert. Jose erklärte dem Inhaber kurz die Situation. Der Shop Besitzer kam zu mir, hielt ein Messgerät neben mein Zündschloss und ging zurück in seinen Laden. Dort programmierte er eine winzige CNC Fräsbank, die in weniger als fünf Minuten meinen Ersatzschlüssel fräste. Der wurde getestet und das war es dann!

Verrückt!

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Jose, übrigens jenseits der 75, freute sich wie ein kleines Kind uns geholfen zu haben und lehnte kategorisch jedes Dankeschön, jede Bezahlung oder auch jede Einladung ab. Das Einzige was die Beiden von Jose erfahren haben war, daß er als junger Mann für Portugal, in Angola gekämpft hat. Er zeigte eine Plakette, auf der er als Soldat zu sehen war. Die Jahre, die er im Krieg dort verbrachte, müssen eine traumatische Erfahrung für ihn gewesen sein, da er nicht mehr darüber erzählen wollte..

Meine  Beiden hatten ein kleines Dankschreiben aufgesetzt, weil sie das schon geahnt hatten. Selbst das wollte er nicht annehmen, da er im Umschlag Geld vermutete.

Er verabschiedete sich und wünschte uns Dreien eine gute Weiterfahrt und viel Glück.

Gibt es solche Menschen wirklich noch? Er hat für uns gute drei Stunden Zeit aufgewendet, ist über 50 Kilometer gefahren und freut sich einfach,  geholfen zu haben.

Ja, solche Menschen gibt es noch!

Es tat unendlich gut, so etwas zu wissen und erfahren zu haben.

Umso mehr freuten sich meine Beiden am Sonntag zuvor in A Guarda, Georg kennengelernt und bewirtet zu haben. Das war im Vorhinein ohne es zu wissen, das kleine Gegenstück zu dem Herrn aus Viana do Castello.

Am Sonntag stand plötzlich ein junger Mann mit Fahrrad vor Raphael, der am Picknicktisch unter der Platane an meinem Blog schrieb.

„Moin, geht heute noch eine Fähre nach Portugal?“ Wollte er wissen.

Raphael verneinte, da die Fähre außer Betrieb war. So kamen sie ins Gespräch. Georg war seit neun Wochen mit dem Fahrrad und dem Zelt unterwegs, von Hamburg an die Algarve.

Kurzerhand luden Raphael und Sybille ihn zum gerade fertig gewordenen Mittagessen und auf ein Bier ein. Die angeregte Unterhaltung tat allen dreien gut. Nach zwei Stunden konnte dann Georg doch noch mit dem Taxi de Mar, einem Taxi Boot samt Fahrrad nach Portugal übersetzen.

Zurück zum Schlüsselshop. Da wir ja nun ein ganzes Stück von Viana do Castello entfernt waren, beschlossen wir diese schöne Stadt im Winter öfter zu besuchen und nicht noch einmal zurückzufahren. Von A Guarda, unserem Winter Domizil sind es auf der Autobahn gerade mal 30 Minuten. Ein Katzensprung. Also ging es weiter in die Nähe von Braga. Braga war mit seinen fast 200.000 Einwohnern  nicht unser Ziel, sondern die Wallfahrtskirche hoch über der Stadt.

Das Santuario do Sameiro, die Wallfahrt zur Jungfrau Maria in Sameiro.

Dort wollten wir die Nacht verbringen. Laut park4night gibt es dort zwar viele Parkmöglichkeiten, aber nur eine die von der GNR toleriert wird. Dort stand ich unter Korkeichen bis zum nächsten Tag, völlig alleine.

Die GNR kontrolliert in Portugal unter anderem alle Parkplätze, und damit auch alle WOMO Fahrer, die nicht auf Campingplätze gehen. Offiziell darf man in Portugal nur auf offiziellen Parkplätzen maximal 48 Stunden stehen. Offizielle Parkplätze sind Parkflächen die als P gekennzeichnet sind, oder deren Stellflächen weiss markiert sind. Die 48 Stunden beziehen sich auf eine Gemeinde incl. aller Eingemeindungen. Die GNR fährt die Gegend ab, fotografiert alle WOMO Kennzeichen und wer nach 48 Stunden noch steht, kann ein Bußgeld bis 600,- € (sofort zahlbar!) kassieren. In der Regel beim ersten Verstoß gibt es meist eine mündliche Verwarnung. Es sei denn, man steht in einem Naturschutzgebiet oder ist uneinsichtig.

Je weiter nördlich man in Portugal sich befindet, umso weniger streng genommen wird das alles. Aber ich stand ja hier nun völlig safe! Diese gesetzliche Regelung wurde vor allem wegen den Verhältnissen der letzten Jahre an der Algarve geschaffen. Aber da waren wir ja noch weit entfernt.

Das Santuario do Sameiro wurde vor einiger Zeit vom damaligen Papst Johannes Paul II besucht. Es ist ein riesiges Gelände mit Parkmöglichkeiten, die die schon erwähnten, von Louis bei Ponte de Lima wie einen Kinderspielplatz aussehen lassen.

Das Marienheiligtum wirkt sehr überdimensioniert, erinnert stark an den Petersdom und Petersplatz in Rom. Dennoch wunderschön. Und erst der Sonnenuntergang von der riesigen Freitreppe aus beobachtet, mit dem Meer ganz weit hinten!

Braga, eine der größten Städte Portugals,  lag weit unten in der Ebene. Wunderschön anzusehen. Es leuchtete und funkelte überall in der Stadt. Von den diversen Lichtern, die eine Stadt am Abend erhellen. Besonders hervorzuheben sind die unendlich vielen orange leuchtenden Straßenlaternen.

Aber genauso schön waren die Flutlichtanlagen. Ja Flutlichtanlagen. Ich habe ja schon öfter darüber berichtet, dass viele Spanier, gerne und viel Sport treiben. So hat natürlich eine 200.000 Einwohner Stadt wie Braga nicht nur eine Area desportivo wie es hier heißt, sondern wohl mehrere Dutzend.

Unter dem Schutz der GNR, die gerade mal 100 Meter entfernt ihre Niederlassung hatte, war die Nacht sehr ruhig, nur etwas warm. Es hatte morgens um 06.00 Uhr Portugalzeit, noch 21,2 Grad draußen und satte 23,7 Grad drinnen, trotz intensiver Lüftung und offener Fenster in der Nacht.

Guimaraes

11.10.2023. Wer kennt schon Guimaraes? Und dass sie die erste Hauptstadt Portugals war? Wer weiß daß Guimaraes als Wiege der Nation Portugal gilt? Wer weiß, dass diese Stadt wunderschön ist und satte 160.000 Einwohner hat. Wer weiß, dass diese Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe zählt?

Wer das alles weiß?

Na Du natürlich, weil ich es Dir berichten werde!

Guimaraes hat, wundert es Dich, auch, ein Sanctuario, ein Heiligtum. Zu diesem führt sogar eine Standseilbahn mit kleinen Kabinen hinauf. Genau an der Talstation ist der offizielle WOMO Stellplatz. Allerdings wieder einmal sehr lieblos, staubig vollsonnig und in keiner Weise ansprechend. Aber ich stand dennoch super! 50 Meter entfernt waren einige kleine gepflasterte halbschattige Parkbuchten,  wo ein leicht zu übersehendes Schild stand, das besagte, dass dort auch Wohnmobile für maximal 48 Stunden stehen dürfen. Ich war und blieb das einzige WOMO dort. Alle anderen folgten wie üblich dem schon beschriebenen Herdentrieb unter den WOMO Fahrern, auf den staubigen, sonnigen Platz. Ich versteh dieses Verhalten immer noch nicht.

Zurück zu Guimaraes. Eine wirklich schöne Altstadt mit vielen Gässchen und tollen Ensembles von alten Häusern.

Gegen Abend, nachdem die Hitze so langsam nachließ brachen die Beiden zum zweiten Erkundungsgang dieses Tages auf. Ziel waren noch einige Gassen in der Altstadt, für die es gegen Mittag schon zu heiß geworden war und der Herzogs Palast in einem schönen Park auf einer kleinen Anhöhe.

Sicherlich wirst Du auch schnell feststellen, dass der Herzogs Palast eher nach schottischem Hochland als nach sonnigem Portugal aussieht. Oder was meinst Du? Stell Dir dicke Nebelschwaden, Nieselregen und Dämmerung vor und dann die Bilder von diesem Palast dazu. Nur die überall im Park verteilten Olivenbäume und Korkeichen stören diesen nordeuropäischen Eindruck.

In diesem Park liegt auch die Kapelle San Miguel de castelo aus dem 11. Jahrhundert.

Die Nacht war leider sehr unruhig, da sehr viele Autos bis spät in die Nacht in das hinter  meinem Parkplatz liegende Wohngebiet fuhren. Da es sich, wie so oft in Portugal um eine Straße aus Kopfsteinpflaster handelte war leises Vorbeifahren unmöglich.

Aber jetzt trieb es uns gewaltig weiter, wir wollten wieder schöne Strände und den Atlantik erleben.

Es ging um Porto herum nach Torreira. Porto sparen wir uns für die 5 monatige Winterpause auf. Da ist es sicher ruhiger und von A Guarda aus keine 1,5 Stunden Autobahnfahrt.

Torreira, ein altes Fischerdorf

12.10.2023. Alt vielleicht, Fischer kaum, aber dafür eine Touristenhochburg und wie! Torreira liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Atlantik und der Ria de Aveiro. Es wird noch traditioneller Fischfang mit schönen bunten Holzbooten betrieben.

Diese werden mit großen Traktoren samt Fang an den Strand gezogen. Ein Teil des Fanges wird direkt an die Bevölkerung am Strand, quasi frisch aus dem Netz verkauft. Für die Möwen ein Riesen Spektakel.

Der Ort selbst, war für meine Beiden eher eine Enttäuschung. Keine alten Häuser, kein echtes Zentrum. Nur sehr viele Restaurants, von denen schon viele geschlossen hatten und noch viel mehr leerstehende Wohnungen, Häuser und ganze Blocks. Natürlich nur in der kurzen Saison bevölkert. Schade.

Immerhin stand ich schön ruhig direkt neben einem Picknickplatz für Kinder. Ja die Picknickbänke und Tische waren selbst für Sybille etwas klein. Bei unserer Ankunft war auch gerade eine Gruppe von zehn Kindergartenkindern dort und hielt Mittagschlaf.

Mehr gibt es zu Torreira leider nicht zu erzählen, außer dass der Sandstrand endlos war.

Meine Beiden lieben mehr die wilden und felsenreichere Strände, an denen nicht eine Bar an die andere gereiht auf Gäste lauert.

Großreinemachen

13.10.2023. Weiter ging es nach Figueira da Foz. Dort gab es einen schön gelegenen terrassierten Campingplatz, der für portugiesische Verhältnisse sehr günstig war. 10 Gehminuten vom Strand und der Altstadt entfernt.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Stadt in Portugal als mondänes Seebad bekannt und verfügt gleich über mehrere lange Sandstrände.

Allerdings nicht über eine sehenswerte Altstadt. Dafür über eine Skyline mit vielen, für uns zu vielen, Hochhäusern. Da die 10 Gehminuten zu Strand und in Stadt, sich als satte 40 Minuten herausgestellt hatten, blieben wir alle auf dem gemütlichen Camping. Zum Glück war es eher bewölkt. Denn schattenspendende Bäume gab es nur wenige. Mehr als 80 % der vorhandenen sehr hohen und alten Pinien sind vor ein paar Jahren einem verheerenden Sturm zum Opfer gefallen.

Also wurde bei Bruno gründlich gesaugt ( der Grund für den Campingaufenthalt, der Strom ) und alles wieder auf Vordermann gebracht. Wie immer eine Wohltat, was auch noch Spass bereitet.

Wie ich schon berichtet habe, ist die Situation in Portugal um freizustehen zu können etwas angespannt. Deshalb haben viele der Campingplätze ganzjährig geöffnet. Der Staat fordert mit seiner erwähnten gesetzlichen Regelung zum Freistehen ja geradezu auf, die Campingplätze offen zu halten. Dazu kommt noch, dass es im Gegensatz zu Spanien fast keine Möglichkeiten gibt, an Frischwasser zu kommen außerhalb der Campingplätze. Dies lassen sich die meisten auch fürstlich bezahlen.

Eine Nacht für uns und Strom, kann da schon mal 40,- € oder gerne auch mehr kosten. Jetzt Mitte Oktober, in der Nachsaison auf einem zwei Sterne Platz! Wir haben auch schon Campingplätze gesehen die für 25,- € für auf der Durchreise befindliche WOMOS einen sogenannten Spezialtarif anbieten. Von 20.00 Uhr abends bis 08.00 Uhr morgens, ohne Strom, denn der geht dann extra!

Da waren die 15,50 € auf dem Camping municipal in Figueira da Foz ja schon unglaublich günstig. Dazu noch großzügige Stellplätze, gratis Strom und freie Platzwahl.

Kreativ sind die Betreiber auch noch wie Du sehen kannst.

Es waren jetzt noch zwei Wochen bis zum Beginn der Winterpause in A Guarda. Also, wie sollte es weitergehen?

Das Dourotal wäre sehr interessant gewesen, wäre nicht das Wetter zunehmend regnerischer geworden, was die Fahrt durch ein beeindruckendes Tal und Weinanbaugebiet nicht gerade traumhaft macht. Zudem ist dort gerade die Weinlese beendet  und es wimmelt nur so von Weintouristen.

Also verschieben wir das ins Frühjahr. Auch hier gilt, es liegt ja kaum 1,5 Stunden Fahrt von A Guarda entfernt.

Du merkst A Guarda wurde mit Bedacht gewählt.

Die flachen Sandstrände waren ja nun doch nicht unser Favorit, die Touristenhochburgen auch nicht. Also beschlossen wir ganz langsam und gemütlich nach Viana do castelo zurückzufahren und die Küste bis A Guarda in vollen Zügen zu genießen. Viana do castelo konnten wir ja noch gar nicht richtig entdecken, da Jose mit meinen Beiden auf der Schlüsselsuche ja einmal im Schnelldurgang die Stadt passierte. Genießen oder wirklich was dort anschauen, konnten die Beiden in der kurzen Zeit nicht. Dafür war das mit dem Schlüssel wichtiger.

Aufgrund der Entfernung planten wir einen Zwischenstopp zur Übernachtung in Apulia einem angeblich (Du merkst ich werde vorsichtiger) schönen alten Fischerdorf.

Apulia

14.10.2023. Zum Glück habe ich vorsichtig formuliert. Denn es gibt nur einen Kommentar, der da lautet:

Vergiss es!

Apulia hat eine wunderschöne Kirche mit einem noch schöneren Parkplatz mit Olivenbäumen dahinter. Der Ort selbst und erst recht die Uferpromenade am Fischereihafen, oje. Vergammelt, direkt an der Promenade abrissreife Ruinen, die Promenade vermüllt und lieblos.

Die Nacht auf dem Kirchplatz war wunderbar ruhig.

Namenlos

14.10.2023. Von Apulia ging es weiter in ein kleines Dorf, das einen SB Waschsalon aufzuweisen hatte. Dort entdeckten wir auf einer Anhöhe einen schön gelegenen terrassierten Parkplatz mit einer großen Freizeitanlage. In der Nähe, ein geschlossenes Restaurant. Wir beschlossen der Lage wegen zu bleiben. Kurz nach 20.00 Uhr drehte Raphael meinen Zündschlüssel auf Start und es ging weiter.

Das Restaurant war nicht geschlossen und die ganze Straße vor mir, war zugeparkt. Aus Erfahrung  wussten wir schon, was zwischen 22.00 Uhr und 23.30 Uhr auf uns wartete! Die Restaurantgäste, die sich laut unterhaltend zu ihren Fahrzeugen begaben, dort noch weiterplauschten und irgendwann nach 10 bis 30 Minuten davon fuhren. Zusätzlich war oben aus der Freizeitanlage laute, sehr bass lastige Musik, lautes Gejohle und Gelächter zu hören. Auch da hatten wir eine zwar lebhafte aber unschöne Vorstellung, was in der Nacht daraus werden würde.

Um diese Uhrzeit, es war in Portugal wegen der Zeitverschiebung schon dunkel einen anderen Stellplatz suchen, keine gute Idee! Also park4night ansehen. Weit und breit gab es nur einen Vorschlag. Bei einem großen Supermarkt, einem Intermarche, gab es eine Ver- und Entsorgung mit angegliedertem Stellplatz. Mitten im Industriegebiet und direkt neben der Laderampe. O.K. kein Traum, aber besser als das erwartete Szenario bei der Freizeitanlage und am Sonntag würde die Laderampe ja kaum benutzt werden.

Der Platz war, was er war. Ein Ver- und Entsorgungsplatz mit ein paar markierten Stellplätzen. Immerhin hell erleuchtet und wieder Erwarten ruhig. Ruhig bis 4.15 Uhr morgens! Der LKW Verkehr bei der Laderampe des Intermarche begann! Uns war nicht bewusst, dass in Portugal alle großen Supermärkte und viel kleinere Geschäfte am Sonntag, wie an einem Wochentag geöffnet haben!

MERDE!

Viana do Costello

16.10.2023. Die Beiden hatten sich schon Pläne gemacht, welche Sehenswürdigkeiten und Wanderungen sie in den kommenden Tagen in Viana do Castello unternehmen wollten. Aber da gab es ein Problem! Das Wetter.

Laut verschiedenen Vorhersagen sollte das Wetter kippen. Ab Mitte der Woche, Sturm mit über 50 Kilometer Geschwindigkeit, Regen über Regen und vor allem Temperaturen die tagsüber auf unter 15 Grad und nachts auf unter 8 Grad fallen sollten.

Da kann ich schon wieder nur eines sagen:

MERDE!

Bei diesen Aussichten ist es bei Chez Bruno ungemütlich. Für Nachttemperaturen unter 10 Grad bin ich nicht wirklich gut isoliert. Wind hasse ich sowieso und bei Dauerregen können die Beiden auch nicht raus. Zudem wäre sehr viel heizen angesagt.

Was nun?

Die Beiden schrieben Lidia und Miguel ein Email und erläuterten die Situation mit der Bitte, 10 Tage früher die Wohnung mieten zu können, denn das miese ungünstige Wetter sollte bis Ende Oktober, dem offiziellen Mietbeginn anhalten.

Aufgrund eines Übersetzungsfehlers kam bei Lidia aber eine andere Botschaft an und sie schrieb zurück, dass sie starke Vorbehalte hat und sich wieder melden würde. Wie bitte?

Also nochmal ein Email geschrieben, die Situation erneut erklärt  und gespannt auf die Antwort gewartet, die dann am Nachmittag,  da war ich schon auf dem Stellplatz in Viana do costelo, kam.

Wir sollen uns keine Sorgen machen, selbstverständlich können wir ab 18.10.2023 in die Wohnung und der Übersetzer hat wohl irgendetwas falsch gemacht.

Puh, stell Dir vor, was für eine Erleichterung bei meinen Beiden zu spüren war! Sie hatten kurzfristig ja schon befürchtet Lidia würde einen kompletten Rückzieher machen und sie stünden nun ohne Wohnung da. Aber nun war ja alles gut, Gott sei Dank!

Was für ein Zufall, gerade heute Morgen haben die Beiden in ihrem grünen Buch, das sie jeden Tag begleitet folgendes gelesen:

„„BETRACHTUNG FÜR HEUTE

Ich würde gerne einen Moment über den Wechsel der Jahreszeiten nachdenken. Der Winter gibt mir die Möglichkeit, die Dinge für eine Weile ruhen zu lassen, vielleicht auch meinen Geist. Ich kann unmöglich die ganze Zeit wachsen. Möglicherweise stellt sich, wenn ich innehalte und gelegentlich im „Winterschlaf meiner Seele“ still verharre – was mir sehr schwer fällt – das Wachstum im „Frühlingserwachen meiner Seele„ wieder von selbst sein. Vielleicht wird mein Wachstum dann umfassender und gefestigter sein.

MEDITATION FÜR HEUTE

Weil es mir schwer fällt zu ruhen, langsamer zu werden oder zu meditieren, hilf mir, dass ich mir die Freiheit dazu nehme.

HEUTE DENKE ICH DARAN

Fortschritt ist nicht immer eine Schnellstraße. Ich denke daran, anzuhalten, den „Motor abzustellen“ und meinem Geist Ruhe zu gönnen.““

Ich finde besser könnte man die ruhigere Zeit, die uns bevorsteht kaum in Worte fassen.

Mein Motor ruht.

Die Beiden kommen zur Ruhe, können alles noch einmal reflektieren.

Wir können alle drei neue Kräfte sammeln, und  uns auf die neuen Erlebnisse  und Abenteuer im Frühjahr freuen.

Auf in das Winterdomizil

17.10.2023. Früh ging es, nach einer von schon starkem Wind und heftigem Regen unruhigen Nacht, nach A Guarda.

Da der Wind immer stärker zu spüren war, vor allem auf den vielen Brücken die ich überqueren musste, waren wir froh gegen 10.30 Uhr in der Nähe von A Guarda auf dem Parkplatz beim Hotel, den wir vor zwei Wochen schon benutzt hatten angekommen zu sein.

Der Wind blies, trotz dem Stellplatz hinter der Düne und der vielen Pinien, sehr heftig und ich wackelte dementsprechend. Zum Glück hatte Sybille die Idee ein paar Plätze weiter zu rollen, um zu testen ob es dort besser wäre. Es war besser! Der Wind war zwar immer noch sehr deutlich zu hören, aber kaum noch zu spüren. Es fielen auch keine kleinen Äste und Pinienzapfen herunter, und zum Teil auf mich. Das hörte sich jedes Mal an, als ob ein Felsklotz auf mich draufdonnern würde.

Also eine weitere eher unruhige Regen und Sturmnacht verbracht, aber das Ziel war ja zum Greifen nah. Es war uns nun allen Dreien sonnenklar, dass es die einzige Richtige und die Beste Entscheidung gewesen war, die Wohnung jetzt schon zu mieten. So wäre es auf jeden Fall, keine weiteren 10 Tage weitergegangen!

Die Rettung

18.10.2023. Punkt 10.00 Uhr, wie vereinbart öffnete Miguel die Eingangstür. Die Beiden bedankten sich für das Entgegenkommen und 20 Minuten später verliess  Miguel die Wohnung mit unterzeichnetem Mietvertrag.

Die Zwei waren überglücklich. Zumal die Wettervorhersagen sich mittlerweile verändert hatten. Aber nicht zum Positiven! Nun waren Winde bis weit über 80 Kilometer vorhergesagt, es bestand die Möglichkeit von Überschwemmungen und starken Gewittern.

Mon Dieu!

Sybille und Raphael hatten ein festes Dach über dem Kopf. Ich stand safe auf einem großen öffentlichen Parkplatz, keine hundert Meter entfernt, direkt hinter einer Mauer, die mir gegen den Wind Schutz bot. Der Regen machte mir ja nichts aus. Ich wusste ja sicher, dass ich dicht war.

Die kommenden drei Tage bekam ich mehrfach Besuch von den Beiden. Die wichtigsten Kleidungsstücke, Toilettenartikel und Lebensmittel mussten ja in die Wohnung. Für 5,5 Monate kann ja nicht alles bei mir bleiben und die Beiden müssten permanent zu mir laufen, um irgendetwas zu holen.

Sobald das Wetter besser wird, werden wir immer wieder Tagesausflüge unternehmen. Wenn das Wetter nicht mitspielt, werde ich auf jeden Fall einmal die Woche die Beiden zum Einkaufen fahren und eine Spazierfahrt machen um meine Batterien bei Laune zu halten.

Und jetzt?

Was bedeutet das jetzt für Dich?

Für Dich und Dein Interesse an unserer Reise hat das Winterdomizil keine Konsequenzen.

Wir werden weiterhin einiges unternehmen und erleben. Du wirst darüber, wie gewohnt mehr oder weniger launig informiert. Sollte es Phasen geben in denen es wenig zu berichten gibt, keine Sorge!

Wir haben schon Material für Splitt 3 und 4 gesammelt. Es gibt noch viel Kurioses zu erzählen, auch mit passenden oft erstaunlichen Bildern. Daneben gibt es noch viele Erlebnisse, die wir Dir noch gar nicht berichtet haben. Sowohl schriftlich wie auch bildlich.

Du kannst Dich also weiterhin freuen und uns auf allem was da noch kommen mag, begleiten. So manche Ziele und Vorhaben habe ich ja schon angedeutet, oder zwischen den Zeilen erwähnt.

A Guarda / unser Winterdomizil

In diesem Sinne sehen wir uns in zwei Wochen, in alter Manier wieder.

Bis dahin

Hasta luego

Dein BRUNO

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