Unser Weg

Monat: Dezember 2023

Splitt am Rand unserer Reise Partie 3

Kurz vor den Feiertagen kommt der versprochene Blog Splitt 3

Uns geht es gut hier in Memprechtshofen. Die Beiden haben sich gut eingefunden, fühlen sich wohl und haben keinen Blues bekommen, weil sie jetzt in Memprechtshofen scheinbar festsitzen.

Im Gegenteil sie genießen es hier zu sein, sind sehr viel in der Natur, kümmern sich um Elfriede und schwelgen in vielen wunderbaren Erinnerungen der letzten 11 Monate. Natürlich tue ich das auch und die Beiden kümmern sich auch um mich. Ich werde alle zwei drei Tage ausgefahren. Immerhin bin ich ja nach wie vor ihr Alltagsauto. Mir gefällt es bei Elfriede, sicher im Hof stehen zu dürfen und regelmäßig kleinere Fahrten zu unternehmen.

Stell Dir vor, vor ein paar Tagen hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Kontakt mit Schnee! Ein tolles Gefühl, wenn die weißen Flocken kaum spürbar auf mir landen und mich langsam weiß färben, weißer als ich schon bin. Die damit verbundene Kälte macht mir gar nichts aus. Wenn die Flocken eine kleine Decke auf mir gebildet haben, wärmen sie mich sogar. Ein tolles Erlebnis, denn bisher war ich ja spätestens ab Oktober immer im Trockenen und hinter einem Tor. Ich ahnte zwar was dann im Winter draußen vor sich ging, aber das weiße Wunder habe ich noch nie erleben und erspüren dürfen.

Ein wenig kitzelt es sogar, wenn die Morgensonne dann die Schneekristalle wieder auftaut und das Tauwasser langsam von meinem Dach herunter fließt.

Also hat der Zwischenstopp bei Elfriede auch etwas sehr positives für mich.

Nun aber zum Thema: Splitt am Rand unserer Reise. Da die Feiertage vor der Tür stehen, will ich Dir heute nur leichte Kost servieren, schwere Kost gibt es sicher genug über die kommenden Tage. 🙂

Leichte Kost heißt, keine langen Erzählungen von mir, ( was Brigitte freut und vielleicht auch den einen oder die eine ) sondern einfach nur künstlerisches aus den letzten Monaten in Bildform.

Als schöner Kontrast zum trüben, feuchten und eher düsteren Wetter draußen, viele bunte, wärmende Farben und kreative Einfälle, die ein wenig den südländischen Flair in Deinen Tag zaubern sollen.

Die Bronzeplastiken von Laguardia im Rioja

Auf einem Platz in Laguardia standen diese bronzenen Plastiken. Sie weisen darauf hin, dass dort früher eine blühende Industrie für Lederverarbeitung existierte. Tolle Idee daran nicht mit vergilbten Plakaten oder blindgewordenen und daher unleserlichen Plexiglastafeln zu erinnern, sondern mit dieser Installation auf einem schönen

Platz unter Bäumen.

Kunst in Leon

Das erste Foto war in einer Galerie ausgestellt. Raphael war fasziniert, wie das Foto wirkte, weil es in einem Schaufenster, beim Vorübergehen, den Eindruck erweckte, der Stier stürme aus dem Fenster. Sehr realitätsnah.

Das andere zeigt das Wappentier von Leon, den Löwen. Allerdings nicht majestätisch auf einem Felsen thronend oder paschamäßig ruhend, sondern aggressiv, überraschend und dennoch ehrfurchtgebietend aus einem Gully springend.

Ebenfalls in Leon fanden die Beiden diesen kleinen Prinzen der hinter einer

Gittertür eingesperrt war. Jede Art von Interpretation bleibt Dir überlassen.

Kunst in Las Medulas in Kastilien-Leon

Die folgenden sehr kreativen und zum Schmunzeln anregenden Bilder stammen aus Las Medulas. An den dortigen Gaststätten fanden die Beiden diese Kunstwerke

Übersetzt steht auf dem ersten mit dem nicht sehr freundlich draus schauenden Hund:

Achtung! Dieser böse Hund kann Judo!

Das Schild auf einem Rollo wurde wohlnötig, das es vor dem Eingang zum Garten eines kleinen Lokales hing, der allerdings nur zur Hochsaison geöffnet war, aber wohl immer wieder Touristen versuchten den Rollo beiseite zu schieben um doch in den Garten zu gelangen.

Die Katze ist sehr gut gemacht und das Kaninchen ist einfach nur witzig.

Traurig dagegen ist das letzte Bild. Es war auf die letzte noch vollständig stehende Wand eines halb verfallenen Hauses gemalt.

Irgendwie treffendes Motiv bei einer Ruine, oder nicht?

Burgkunst

Das etwas langhalsige Burgfräulein fanden wir auf der Burg von Castro Caldelas in Galicien

Die anderen Gemälde waren samt und sonders an Wänden im gleichen Ort zu finden.

Ein Folkloretanz der unweigerlich an Indios oder Inkas in Mittelamerika erinnert.

Der absolute Hingucker und Brüller aber ist die ältere Dame, die auf der Kuh in

Cowboy Manier hutschwenkend den Betrachter grüßt.

Studentische Kunst in Ourense

In Ourense war die Tatsache, dass es eine Universitätsstadt ist, beim besten Willen nicht zu übersehen.

Überall in der Stadt waren an den Wänden Gemälde wie die folgenden zu finden

Auf den ersten Blick denkst Du vielleicht, wieso liest diese Kuh auf dem Rollladen, ein Buch?

Es handelt sich doch um ein Bistro / Café?

Richtig, aber genau darin liegt der Witz der Sache. Denn im Nachbargebäude befindet sich ein Buchladen, der allerdings über kein Schaufenster verfügt und so wohl diesen künstlerischen Werbedeal mit dem Bistro Besitzer geschlossen hat, um auf seine Buchhandlung aufmerksam zu machen.

Die Bronzeplastik mit der Renault Alpine und den beiden Männern ist eine Hommage an die beiden Rallyefahrer, die wohl in Ourense eine besondere Verehrung genießen. Witzig ist dabei, dass der Künstler mit den Proportionen ein wenig ein Problem zu haben schien. Die beiden Männer, vor allem der rechte sind für die in Original Größe dargestellte Renault Alpine etwas sehr groß ausgefallen.

Die folgenden Bilder zeigen eine Installation an der Rückwand eines Unigebäudes. Es handelt sich um riesige Stechmücken, die dennoch sehr realistisch wirken.

Stell Dir vor in Urzeiten gab es Libellen, die um ein vielfaches größer waren als diese Viecher und stell Dir dann noch vor, so ein Flugmonster würde Dir hinterherfliegen……!

Genesungsort

In Quellne,  wo die Beiden sich von der Magen Darm Grippe erholten, fanden sie dieses Wandgemälde, auf der Wand einer Winzergenossenschaft. Es stellt die gute Nachbarschaft der Menschen in dieser Gegend dar.

Ebenfalls bei dieser Winzergenossenschaft, war diese Metallskulptur mit den riesigen Ameisen oder vielleicht auch Termiten zu sehen.

Die Weincapitale Ribadavia

Auf der Wanderung am Minho entlang in der Nähe von Ribadavia in Galicien, fanden die beiden neben dem Weg diese witzigen Holzskulpturen. Aus einfachen Mitteln geschaffen und dennoch sehr ansprechend.

Unbekannt

Wo Raphael dieses Foto geschossen hat, weiß er nicht mehr. Aber es erinnerte ihn immens an ein Wandgemälde, beziehungsweise Graffiti von dem englischen Künstler Banksy, dessen Gemälde Mädchen mit Luftballon, nach einer Versteigerung ferngesteuert fast zerstört worden wäre. Banksy hatte in den Rahmen des Kunstwerkes einen Reißwolf eingearbeitet.

Nach der Versteigerung für wahnsinnige 1,2 Millionen Euro startete er ferngesteuert den Reißwolf, der das Bild wegen eines Defektes allerdings nur halb zerstörte. Dies erhöhte den Wert des halb geschredderten Bildes um mehr als das das Zehnfache. 2021 wurde es für 18,9 Millionen Euro nochmals versteigert. In welch verrückter Welt leben wir eigentlich?

Zurück zu unserem Bild. Raphael erinnerte es eben an Banksy, der auch vornehmlich mit Schablonen arbeitet. Dieses Bild ist ziemlich sicher auch mittels einer Schablone auf die Wand gesprüht worden.

Bronzestatuen in Cambados

In Cambados an der galicischen Atlantikküste, fanden wir diese Bronzestatuen.

Besonders die Zweite finden wir sehr witzig. Man kann sich ohne Probleme zu diesem netten, freundlich lächelnden Herrn auf die Bank setzten. Allerdings dürfte sich eine Unterhaltung eher schwierig gestalten! Aber vielleicht kann man ja etwas über ihn erfahren wenn man in sein aufgeschlagenes Notizbuch schaut?

Nicht aus Bronze, sondern aus Stein aber nicht weniger witzig ist dieser kleine Mönch der in einem Wasserbecken sein Dasein fristet.

Irgendwie erinnert er an Meister Yoda aus der Filmreihe Krieg der Sterne. Du finden nicht? 🙂

Die Wallfahrt oberhalb von Barcelos

Die Engel vor der Wallfahrtskirche Santuario do Sameiro sind sehr imposant. Wenn die Sonne richtig steht sind sie ein echter Hingucker. Die riesigen Flügel der Beiden sind aus glänzendem Metall und verleihen ihnen bei richtigem Lichteinfall, wirklich etwas Außerirdisches oder Himmlisches, ganz im Sinne des Betrachters.

So wie diese Sitzbank aus Mosaikfliesen gibt es sehr viele Stücke in Portugal. Auch Hausfassaden, Eingänge, Innenhöfe oder einfach nur Böden, sind sehr oft kunstvoll mit Mosaiken geschmückt. Azulejos werden diese Mosaikfliesen genannt.

Auch auf andere Weise taucht das Mosaikthema immer wieder auf, so wie hier bei diesen Häuschen in einem Schaufenster für Geschenkartikel.

Figueira da Foz

Diese Wand, mit der fliegenden Amsel hatte ich zwar schon in einem Blog, aber ich finde es so beeindruckend, wie der Künstler den Eindruck erweckt, die Amsel fliege direkt auf Dich zu, und dann noch dieser Flügel der aus der Mauer ragt. Genial!

A Guarda

Alle folgenden Bilder stammen aus A Guarda. Auf den ersten Blick, siehst Du einfach nur Brandungsbrecher am Hafen, die bemalt worden sind. Aber schau Dir ruhig die erkennbaren Motive an. Es sind nicht einfach bunte Betonklötze, sondern Kunstwerke zu Meeresthemen oder Meerestieren.

Die Dame mit dem Taschentuch steht auf der Festung Castro Santa Cruz, und schaut winkend aufs Meer hinaus. Wenn Du genau hinschaust, wirst Du etwas Verblüffendes feststellen:

Die Dame trägt Lippenstift und hat lackierte Fußnägel. Welche Statue hat das schon?

California Beat. Skatboarding for life, steht da neben der prächtigen schnauzbärtigen Sonne. Wer erwartet so eine Hommage an das Skateboarden an der spanisch-portugiesischen Grenze?

Am Vereinsheim des Rudervereins, das auch ein vereinseigenes Fitnessstudio beherbergt, fand Raphael dieses Gemälde.

Achte darauf, es ist zweigeteilt, was nicht sofort auffällt. Oben sind die Ruderboote, wie sie in A Guarda früher zum Fischfang benutzt wurden und darunter ist die vielfältige, essbare Meeresfauna abgebildet, incl. ganz links einer Fischerin die die Netzte repariert. Ein tolles Wandgemälde.

Da A Guarda direkt am portugiesischen Jakobs Weg liegt, darf eine Statue des Heiligen Jakob natürlich nicht fehlen. Sie ist ein Geschenk der Steinmetzschule in Santiago de Compostella und steht am Lieblingsweg von Sybille und Raphael, am wildzerklüfteten Teil der Küste nördlich von A Guarda.

Die Jakobsmuschel und der in einer Muschel wohnende Einsiedlerkrebs sind auf einem Toilettenhäuschen zu finden gewesen. Was die Schönheit und Strahlkraft der Farben und die Kreativität des Künstlers nicht mindert.

Die Madonna, die von Schiffbrüchigen um Hilfe angefleht wird, findet sich ebenfalls auf dem erwähnten Vereinsheim des Rudervereines.

Die Marktfrau aus Bronze mit gehäkeltem Schurz steht sinnbildlich für viele Figuren, Bäume, Masten und andere Dinge die sich umhäkeln lassen. Davon gibt es in A Guarda sehr viele. Eine große Häkelgemeinde wohl auch.

Eine ganz andere Gemeinde spricht das folgende Bild an. Die Gemeinde der Hundebesitzer. Es ist das Schaufenster des Hundefriseursalons in A Guarda. Für Hund und Frauchen / Herrchen sieht das doch sehr einladend aus, oder?

Ab jetzt kommen nur noch Bilder von der Hafenmauer, die als Wellenbrecher ausgebaut ist.

Dort sind alle Meeresvögel, viele Meerestiere und Motive aus der Seefahrt abgebildet.

Mit der blauen Färbung als Untergrund ist die Mauer auch aus großer Entfernung gut sichtbar.

Das einzige weniger maritime Motiv ist das Ufo und der galizische Dudelsackspieler am Ende.

Was aber der faszinierenden Darstellung keinen Abbruch tut.

Frohe Worte

Ich bin nun am Ende angekommen für den heutigen Blog.

Die Welt mag derzeit von Unsicherheiten geprägt sein, doch erinnern wir uns daran, dass gerade in schwierigen Zeiten die Menschlichkeit sowie deren Zusammenhalt eine unvergleichliche Stärke ist. Wie der berühmte Dichter Johann Wolfgang von Goethe einst sagte: „Man sieht nur das, was man weiß.“ Mögen wir diese Weihnachtszeit nutzen, um unser Wissen zu erweitern, einander zu verstehen und gemeinsam nach vorne zu schauen.

Wir wünschen Dir und allen die zu Dir gehören eine besinnliche Weihnachtszeit, erfüllt von Liebe, Harmonie und Hoffnung. Möge das kommende Jahr für uns alle mit neuen Chancen, Freude und Erfolg gefüllt sein.

Vielen Dank für Deine Begleitung in den vergangenen Monaten.

Frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr!

Wünschen Dir von ganzem Herzen

Bruno & Sybille & Raphael

Wandgemälde über die Historie von A Guarda mit Blick auf A Guarda

Die große Überraschung

Zur großen Überraschung komme ich etwas später. Zuerst noch einiges was mir oder besser uns in A Guarda so aufgefallen ist.

Es ist echt der Wahnsinn, wie schnell der Mensch sich an etwas gewöhnt und wie verschwenderisch mit Ressourcen umgegangen wird.

Wasser

Wasser ist so ein Beispiel. Solange die Beiden bei mir wohnten, kamen sie mit rund 10 bis 15 Litern Wasser am Tag ohne Probleme aus. Nach ein paar Tagen in der Wohnung stellten sie fest, wieviel Wasser oft gedankenlos vergeudet wird. Da in einer Wohnung das Wasser ja immer ohne Probleme aus der Leitung kommt, ändert sich das Verhalten sehr schnell. Bei mir überlegten sie immer wie das Wasser am effektivsten genutzt werden kann und wie lange die Tankfüllung reicht, bis zur nächsten Wasserstelle.

In der Wohnung wird der Wasserhahn weiter aufgedreht, das Wasser läuft viel länger bis warmes Wasser aus der Leitung kommt. Am heftigsten ist jedoch der Wasserverbrauch bei der Toiletten – Spülung:

Bei einer normalem Betätigung der Spülung rauschen je nach Alter und Typ des Spülkastens 8 bis 14 Liter sauberstes Trinkwasser durch die Keramik und tschüss!

Allein zweimal die Spülung betätigen verbraucht mehr Wasser, als bei mir ein ganzer Tag! Dabei haben die beiden es genauso gut mit ihrer Hygiene gehalten.

Natürlich hilft bei mir die Trockentrenntoilette zu einem Großteil bei der Reduzierung mit, aber der Unterscheid beim Verbrauch ist dennoch gigantisch.

Der blaue Hingucker

Etwas dagegen sehr Positives sind die auch jetzt noch überall blühenden blauen Trichterwinden. Diese wuchernden Pflanzen sind in Galizien und Asturien weit verbreitet und beranken, Bäume, Sträucher, Ruinen, Laternen Masten, aber auch Felsen und Wiesen.

Einfach ein schöner Hingucker, dieses leuchtende Blau.

Die blonde Kuh

Da ich gerade bei Farben bin, hast Du schon mal eine blonde Kuh gesehen?

In A Guarda gibt es eine, und was für eine!

Die blonde Kuh ist ein völlig untypisches Lokal für eine Stadt am Atlantik mit einem florierenden Fischereihafen.

In der Vaca rubia gibt es fast ausschließlich Fleisch, besonders vom Rind. Alles galicische Spezialtäten.

Die Kuriosität geht noch weiter, da der Besitzer der Vaca rubia ein waschechter Uruguayer ist. Die Gerichte sind samt und sonders vom Rind. Spezielle dry Age Rindersteaks,  auf dem offenen Holzgrill zubereitet. Ein galicisches Chimichurri, und die ultimative Krönung für Fleischliebhaber schlechthin:

Das Tomahawk. Nein kein gegrilltes indianisches Kriegsbeil, aber auf Wunsch nicht weniger blutig.

Ein 2,5 kg schweres Tomahawk, das direkt am Tisch zubereitet wird und logischerweise aufgrund des Gewichts für mehrere Personen locker reicht.

Das Tomahawk ist ein dick geschnittenes Entrecôte bzw. Ribeye Steak und wird aus dem hinteren Teil der Hochrippe bis ins Roastbeef hinein geschnitten. Der Rippenknochen wird komplett am Fleisch gelassen.

Die Zubereitung ist aufgrund der Größe und Dicke nicht immer einfach. In der Vaca rubia wird das perfekt beherrscht und die Gäste kommen aus ganz Galicien und aus Portugal.

Glück im Unglück

Da wir gerade beim Essen sind. Eines Tages biss Raphael auf etwas Hartes und ein halber Backenzahn  verabschiedete sich!

Autsch!

Zum Glück hielten sich die Schmerzen in Grenzen. Im Erdgeschoss befand sich eine Dental Klinik, die Raphael am nächsten Tag aufsuchte und zwei Tage später einen Termin erhielt. Da der Terminkalender der Klinik sehr voll war, bekam er einen Sondertermin morgens um 09.00 Uhr, die Klinik öffnete normalerweise erst um 10.00 Uhr. Die Zahnarzthelferin gab Raphael ihre private Handynummer.

Nein, nicht um ein Date zu vereinbaren, sondern, falls sich bei Raphael doch Schmerzen einstellen sollten. Sie würde dann einen Zahnarzt verständigen und für eine Behandlung vor dem Termin sorgen, auch außerhalb der Behandlungszeiten. Wirklich wahr und nicht erfunden!

Der Kiefer mit dem abgebrochenen Zahn wurde geröntgt und die provisorische Behandlung bei der, der abgebrochene Backenzahn überkront wurde, dauerte nicht mehr als eine halbe Stunde. Raphael glaubte nicht richtig zu sehen, als er die Rechnung in Händen hielt!

Volle 65,- €!

Von einem Bekannten, der etwas ähnliches als Privatpatient in Deutschland vor kurzem erlebt hatte, wusste Raphael, dass in Deutschland der 10 fache Betrag für die gleiche Behandlung nicht ausgereicht hätte.

Wie immer, Glück gehabt!

Trotz sehr schlechter Wetterprognosen, viel Regen, noch mehr Wind und immer wieder heftigen Sturmböen gelang es meine Beiden immer wieder längeren Spaziergänge am Atlantik zu unternehmen. Ich wunderte mich wirklich wie das immer wieder ohne nass zu werden möglich war. In den ganzen 4 Wochen wurden sie ein einziges Mal von einem kräftigen Schauer bis auf die Knochen durchnässt. Ansonsten gelang ihnen das Kunststück, bei den meist 1 bis 2 stündigen Spaziergängen, sogar die einzigen Sonnenstunden eines Tages zu erwischen.

So waren die 4 Wochen in A Guarda zwar sehr feucht und windig, aber keineswegs eintönig. Dazu kam ja noch die durchweg angenehme Temperatur Entwicklung. Die Tagestemperaturen lagen immer zwischen 17 und 22 Grad. Da ist die Feuchtigkeit gut zu verschmerzen. Selbst die Einheimischen verstanden das Wetter nicht. Normal sind im Oktober, November und Dezember je 10 Regentage. Dieses Jahr waren die alle vom 18. Oktober bis 17. November versammelt.

Womit ich nun beim dem 17. November, dem Tag des Beginns der Überraschung angekommen wäre.

Der Zwischenstop

Genau genommen beginnt die Überraschung allerdings am 12.11.2023. Da erreichte Sybille ein Anruf, dass ihre Mutter gestürzt sei. Ihre Schwester, die im gleichen Ort wohnt, konnte sich nicht um die Mutter kümmern, da sie selbst wegen gesundheitlicher Probleme stark eingeschränkt war und auf einen Kliniktermin wartete. Da Elfriede, Sybilles Mutter, mit ihren 86 Jahren alleine in einem großen Haus wohnt, war eines schnell klar.

So geht es nicht!

So beschlossen Sybille und Raphael, Elfriede anzubieten, dass sie nach Deutschland kommen und in eine freie Wohnung in ihrem Haus einziehen werden. Um präsent zu sein, ihr bei allen Arbeiten rund um und im Haus zu helfen und sich um sie zu kümmern.

Die Beiden wussten, dass Elfriede mit dem Gedanken schon einmal gespielt hatte, ein Rentner- Ehepaar zu nehmen, die genau das leisten konnten. Doch sie wollte dann doch nicht, fremde Personen in ihr Haus aufnehmen.

So fragten sie Elfriede, ob sie nicht doch ein Rentnerehepaar suchen wolle.

Nein, war die erwartete kategorische Antwort.

Und wenn die Rentner Sybille und Raphael heißen ?

Die Antwort kam ohne jede Verzögerung als ein klares und freudiges:

„Bei euch Beiden wäre das o.k. und ich würde mich sehr darüber freuen.“

Also war es klare Sache. Die Reise würde abgebrochen, unterbrochen was auch immer werden.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Mit diesem Motto wurde der Entschluss gefasst. Die Entscheidung, Elfriede zu helfen kam aus freien Stücken, von ganzem Herzen. Wir alle drei wissen, dass wir das FREI SEIN können, dass FREI SEIN uns gut tut, und am wichtigsten, dass wir das FREI SEIN jederzeit wieder fortsetzen können. Aber nun zählen erst andere Dinge.

Nach einem Termin mit den Vermietern und einem überaus fairen Kündigungsgespräch, es existierte ja ein Mietvertrag bis 31.03.2024, stand der Termin der Abfahrt für den 17.11.2023 fest.

Die Vermieter hatten großes Verständnis. Verzichteten ohne Problem auf drei ihnen laut Vertrag zustehende Monatsmieten und nahmen die Beiden zum Abschied noch in den Arm und wünschten Ihnen und auch Elfriede alles erdenklich Gute.

Auf geht`s!

17.11.2023. Nachdem um 10.00 Uhr die Schlüsselübergabe war, ging es los.

Am ersten Tag ging es bis nach Cudillero in Asturien. Cudillero kannten wir als völlig überlaufenes Fischerdorf. Wir waren dort nur kurz im Frühling gewesen. Direkt nach der Autobahn gab es einen Mas y Mas Supermarkt mit Ver- und Entsorgung. Einige Stellplätze für die Nacht waren auch in park4night verzeichnet.

Der Tagesablauf für die nächsten fünf Tage sah wie folgt aus. Nach dem Frühstück und allem was dazu gehört, war Aufbruch. Für einen Tag standen jeweils 400 bis 500 Kilometer an. Das entsprach immer rund fünf Stunden Fahrzeit. Jeweils mit einer längeren Pause zum Mittagessen dazwischen. Das Essen hatten die Beiden in A Guarda schon vorbereitet und eingefroren. So ging die Essenszubereitung immer recht schnell und es war noch genug Zeit für ein Erholungsschläfchen.

Das tat uns Dreien immer gut.

Nach der Ver-und Entsorgung in Cudillero, der letzten und einzigen vor Memprechtshofen stand die Stellplatzsuche an. Nach 4 Plätzen und einer halben Stunde Suche war der passende gefunden. In einem Neubaugebiet gab es längs zu den neuen Straßen massenweise fast ebene Parkplätze. Dort war es ruhig und nachts gut beleuchtet. Nach der Fahrt stand für mich ausruhen auf dem Programm und für die Beiden ein ausgedehnter Spaziergang.

So entdeckten Sie Cudillero neu und mussten feststellen, dass sie dem Ort Unrecht getan hatten. Oberhalb des touristenverseuchten ehemaligen Fischerdorfes gab es ein ganz anderes Cudillero. Ein gemütliches Dorf, mit schönen sehr gepflegten Anwesen und zum Teil imposanten Häusern.

Mehrere im Entstehen befindliche Neubaugebiete, wie mein Stellplatz und sehr viel Grün.

Bis zur Grenze

18.11.2023. Heute, ging es quasi durch den Rest von Spanien bis nach Irun, direkt an der französischen Grenze.

Hoch über Irun liegt eine ehemalige Festung auf Klippen. Von der Festung ist nicht mehr viel zu sehen, aber direkt daneben gibt es einen riesigen Platz, der bei WOMOs sehr beliebt sein soll.

Das war er wirklich! Bis 23.20 Uhr kamen immer neue WOMOS, die noch einen Platz suchten. Wie schon öfter beschrieben waren die meisten ruhig und leise aber es gab auch wieder welche, die sich zu der Uhrzeit noch lauthals unterhielten, gefühlte hundert Mal die Türen und Schiebetüren zuknallten und  so weiter.

Uns störte es kaum, wir waren wie üblich am äußersten Rand mit der Aufbautür zum Parkplatzende und bekamen so relativ wenig mit. Neben uns, mit gut zwei Metern Abstand, ein älteres französisches Paar, das am kommenden Morgen bei mir ein Malheur entdeckte.

Raphael hatte beim Grauwasser ablassen, in Cudillero vergessen den Hahn vom Grauwassertank zu schließen. So plätscherte das Duschwasser der Beiden fröhlich aus mir raus. Als die Nachbarin, die gerade vom Morgenspaziergang zurückkam, klopfte und uns höflich auf das ablaufende Wasser aufmerksam machte. Dass es wirklich ein Versehen war, glaubte sie nicht, wie ihr Gesichtsausdruck deutlich verriet.

Blick auf die Picos de Europa

Peinlich, gerade uns, die wir so darauf achten alles sauber und ordentlich zu hinterlassen und unsere gesamten Wässer immer ordentlich zu entsorgen, passierte das. Naja, nicht mehr zu ändern.

Pizza Kiosk

19.11.2023. Das Wetter wurde mit jedem Kilometer trüber, was die öde Strecke rund um Bordeuax mit der keinerlei Abwechslung bietenden flachen Landschaft nicht gerade schöner machte. In Ussac fanden wir auf einem kleinen Parkplatz neben einem riesigen Park und einem Pizza Kiosk eine Bleibe für die Nacht.

Kantabrisches Gebirge

Der Pizzakiosk hatte geöffnet, und so gab es am Abend, statt vorbereitetem Essen eine leckere Pizza. Ich hatte kurz nach der Autobahn schon meine Tagesration an Diesel bekommen.

Im Massif Central mit den falschen Schuhen

20.11.2023. Heute ging es quer durch das Massif Central in der Mitte Frankreichs. Eigentlich mehr darüber als durch. Die Autobahn führte mehrfach bis fast auf 1.000 Meter. Es gab spektakuläre Ausblicke von hohen Brücken in nebelvolle Täler. Berge und Hügel, die mystisch von der Sonne erhellt wurden und eine atemberaubend schöne Landschaft boten.

Zum Glück waren wir nicht eine Woche später unterwegs, wir hätten sonst einige Problem gehabt. An jeder Einfahrt wiesen Schilder darauf hin, dass die Strecke nur mit Winterreifen oder mitgeführten Schneeketten zu befahren sei, und das in der kompletten Zeit von 01.11.2023 bis 31.03.2024.

Oje, ich hatte ja nur Allwetterreifen aufgezogen. Schneeketten hatten wir nun wirklich nicht eingeplant. Aber wie gesagt, das Wetter war gut.  Wir sahen kein einziges Gendarmerie Fahrzeug und konnten uns so einen riesigen Umweg um das Massif Central ersparen.

Nach dem Massif Central wurde es niedriger aber nicht flach, im Gegenteil. Wir durchquerten die Auvergne mit den unzähligen Vulkankegeln. Selbst den Puy de Dome, den bekanntesten und sagenumwobenen erloschenen Vulkan der Auvergne konnten wir in nicht allzu großer Entfernung sehen.

Den letzten Übernachtungsplatz der Fahrt erreichten wir dann bei Saint-Vit, kurz vor Besancon. Bei einem großen Sportgelände gab es genügend große Parkplätze, auf denen es sich prima und ruhig stehen liess. Wir waren wieder einmal an dem schönen Doubs, und hatten nach der langen Fahrt noch einen schönen ausgedehnten Abendspaziergang am Fluss entlang.

Sowohl der Doubs, als auch ein Platz bei Sportanlagen waren ja mittlerweile alte Bekannte geworden.

Durch das Franche Comte und das Elsaß nach Memphis

21.11.2023. An Besancon, Belfort, Muhlhouse und Colmar vorbei ging es bei Eschau über die Pierre-Pflimlin-Brücke nach Deutschland und dort nach Memphis.

Nicht Memphis in Tennessee, sondern Memphis, sprich Memprechtshofen, bei Rheinau-Freistett.

Sybilles Mama freute sich riesig und war glücklich, dass wir Drei die Fahrt gut hinter uns gebracht hatten. Wir hatten die letzten Tage ihr gegenüber immer gemogelt und sie in dem Glauben gelassen, dass wir erst am Mittwoch ankommen würden.

Nach fünf Tagen und 2.100 Kilometern war die Fahrt beendet.

Es ging in Spanien von der portugiesischen Grenze durch ganz Galicien, Asturien und Kantabrien an der Atlantikküste entlang bis nach Irun, das im spanischen Baskenland liegt.

Im französischen Teil der Route ging es durch die Regionen Nouvelle Aquitane, Auvergne Rhone Alpes, Franche Comte und Grand Est.

Um Dir den Abschied vom FREI SEIN etwas und mir zu versüßen und Dich langsam zu entwöhnen, gibt es noch einige Blogs mit Splitt am Rand unserer Reise. Auch zu einigen anderen Themen haben wir noch einiges auf Lager.

Also, wenn Du möchtest geht die Reise noch einige Zeit weiter, was mich sehr freuen würde. Aber dazu dann bald mehr. Auf jeden Fall melde ich mich vor Weihnachten wieder bei Dir!

Als Abschluss heute ein abgewandelter Liedtext der österreichischen Gruppe STS mit dem Titel:

Irgendwann bleib ich dann dort

Die letzten Monate waren sehr schön

Wir sind oft in irgendeiner Bucht gelegen

Die Sonne wie Feuer auf der Haut

Du riechst das Wasser und nichts ist laut

Irgendwo am Atlantikstrand

Jede Menge weißer Sand

Unter uns nur feiner Sand

Nach zwei drei Wochen haben wir es gespürt

Wir haben das Lebensgefühl dort inhaliert

Die Gedanken drehen sich um

Was vorher wichtig war ist jetzt ganz dumm

Wir sitzen unter einem Olivenbaum

Und spielen mit einem Stein

Es ist so herrlich anders als Daheim

Und irgendwann bleiben wir dann dort

Lassen alles liegen und stehen

Gehen von daheim für immer fort

Darauf kriegst Du unser Wort

Wie viele Jahre auch noch vergehen

Irgendwann bleiben wir dann dort.

Es passt einfach zu gut zu dem was war, was gerade ist und kommen wird.

Adios, hasta luego

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