Das Delta der Sauer
Kürzlich, an einem schönen klaren Sonntagvormittag gegen 11.00 Uhr wurde mein Diesel vorgeglüht und losging es. Runde fünfzig stressfreie Kilometer auf der französischen Autobahn immer am Rhein entlang.
Ziel war der Weiler Munchhausen direkt am Delta der Sauer. Beim Begriff Delta, denke ich unweigerlich an das Ebro Delta sehr flach, sehr weitläufig. Sehr flach ist das Delta der Sauer wohl naturgemäß auch, aber ansonsten einfach nur weitläufig.

Sauer, was für ein komischer Name für einen Fluss. In seinem südpfälzischen / elsässischen Quellgebiet hat das Wasser der Sauer einen säuerlichen Beigeschmack, daher kommt auch der Name.
Das Delta ist ein Naturschutzgebiet. Die Einheimischen haben hier schon vor langer Zeit gelernt aus Weiden Holzschuhe und allerlei Nützliches aus Weidengeflecht herzustellen. Es ist eine Schwemmlandschaft, die von mannigfachen kleinen und größeren Wasserläufen durchzogen ist. Dazwischen liegen verwunschen wirkende Wälder aus Silberweiden.

Die Wald- Auen bestehen aus Weichholz- und Hartholzsilberweiden. Erstere stehen bis zu einem halben Jahr mit ihren Wurzeln im Wasser. Zweitere wachsen auf alten Kiesablagerungen. Diese besondere Mischung bietet sehr viel Platz für eine sehr bunte Flora und Fauna, nebst großen Arealen die wie ein Urwald sich einfach selbst überlassen bleiben.

Schwäne, Graureiher, Silberreiher, Enten, Blesshühner, um nur einige zu nennen, sind von den Dämmen und Wegen die das Gebiet wie ein Netz durchziehen in aller Ruhe zu beobachten.

Natürlich nur, wenn es der Wasserstand zulässt. Bei unserem Besuch, kannst Du sehen, dass viele Wege einfach gar nicht existent waren. Einige wären zwar begehbar gewesen aber wegen den eisigen Temperaturen der letzten Tage gefährlich vereist.

Ich stand beim Infopavillon gute 200 Meter vor dem Delta und dem dortigen Besucherparkplatz. Kaum zu glauben, aber das so touristische Elsass hat auch an diesem Parkplatz einen Höhenbegrenzung von 2,10 Meter installiert. Wie Schilder verraten um Übernachtung auf dem Platz direkt am Wasser zu verhindern. Wie so oft, die großen sowie wich, die alles an Bord haben um Dreck zu vermeiden, werden ausgesperrt und die Kleinen die eben dann alles verpinkeln, verkacken und den Müll wild entsorgen werden hereingelassen.
Egal, bin ich ja mittlerweile gewohnt.
Nach gut 2,5 Stunden waren die Beiden mit der Runde durch und genossen noch eine weiter Stunde auf einer Bank direkt an der Sauer. Die Sonne wärmte so wunderbar, das musste einfach ausgenutzt werden.

Kein Vergleich zum Ebro Delta, aber das haben wir ja im Elsass auch gar nicht erwartet!
Seuche
Die Zeit seit dem letzten Blog, war bis auf diesen und einen kleinen weiteren Ausflug doch recht karg für mich. Zum einen weil es sehr oft regnete zum anderen, weil die Tage von Krankheit geprägt waren. Zuerst hatte es Sybille mit einer heftigen Grippe erwischt. In einer kurzen Gesundphase war dann der zweite Ausflug. Kurz darauf erwischte es Sybille noch heftiger als beim ersten Mal und zu guter Letzt dann auch noch Raphael, der dann gleich vier Tage trotz Medikamenten kaum unter 39 Grad Fieber kam.
Bin ich froh, dass es den Beiden jetzt wieder besser geht und sie wieder am Pläne schmieden sind.
Die Yachthäfen bei Offendorf
Einen solchen Plan haben die Beiden kurzentschlossen in einer Gesundphase beim Frühstück gefasst und danach auch gleich in die Begehung umgesetzt.
Bei Gambsheim, über die Staustufe ins Elsass und gleich bei Offendorf Richtung Auwälder abgebogen. Eine kaum zehn minütige Fahrt.
Sybille und Raphael, die ja viele Jahre auf der deutschen Seite gewohnt haben, waren überrascht. Super ausgebaute Wanderwege und Beschilderungen. Was aber noch mehr überraschte war die Zahl der Yachtclubs direkt an einem riesigen Baggersee mit Rheinzugang.
Die Areale der Clubanlagen sind zum Teil so weitläufig, dass man von außerhalb kaum ausmachen kann wo das Eine endet und das Nächste beginnt. Das bemerkt man immer erst an den zum Teil prachtvollen Eingangstoren.

Eingemottet für den Winter oder vertäut an den Stegen sind auf einer Länge von etwas mehr als 2 Kilometer am Rheinabgewandten Ufer mindesten 200 Boote und Schiffe zu zählen. Ich rede nicht von kleinen Segelbötchen. Nein, da liegen Yachten von bis zu geschätzten 30 Metern Länge mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet.
Straßburg, Baden-Baden, Karlsruhe sind die Herkunftsorte der meisten Besitzer. Im Sommer ist dieses idyllische Gebiet also ein sehr beliebter Treffpunkt der gesamten Gegend.
Tierische Nachbarn
Hinter der nächsten Häuserreihe, in der wir jetzt wohnen, auf der anderen Seite der Straße beginnt das freie Feld. Es gibt sehr oft Rehe zu beobachten. An dem kleinen Flüsschen, die Rench, das etwa 50 Meter entfernt fließt, sind sehr oft Grau und Silberreiher und sehr viele Enten zu sehen. Die Flussufer sind von Nutrias bewohnt, die oft mit ihren Jungen unterwegs sind. Das sieht dann aus, wie wenn kleine flauschige Wollknäuel über die Wiese hoppeln.
Aber mit Abstand am interessantesten sind die Tiere von Hans-Jürgen unserem direkten Nachbarn gegenüber. Er hat Hühner und Katzen. Allerdings sind die echt unspektakulär im Vergleich zu den beiden anderen Tiergruppen. Zum einen Perlhühner, die fast den ganzen Tag ihren typischen Ruf tschckereckeck hören lassen. Diese Lautfolge ist relativ schrill und weit zu hören.
Den größten Aufmerksamkeitsfaktor haben aber unbestritten die Schafe. Hinter dem Haus von Hans-Jürgen haben sie eine riesige Weide auf der sie nach Herzenslust grasen und rumtoben können. Ich weiß immer genau wo sie gerade sind. Das tiefe blökende Mäh vom Leithammel ist nicht zu überhören. Es gibt in dieser Herde viele Charaktere, was ich so nie gedacht hätte!

Es gibt zwei Hammel, die sehr groß sind. Der Chef erinnert optisch aus der Ferne an ein kleines Kälbchen. Nicht nur wegen seiner für ein Schaf außergewöhnlichen Größe, nein wegen seiner Färbung. Er ist schwarz und weiß gescheckt wie ein Holsteiner Milchvieh. Diese beiden Merkmale geben ihm aus der Ferne betrachtete die Optik eines Kälbchens.
Der andere Bock ist sehr skurril. Er ist schlichtweg gesagt ein Faulpelz. Er ist so faul, dass er beim Grasen nicht wie alle anderen auf allen Vieren steht und sich zum Gras hinunterbeugt, nein weit gefehlt. Er geht vorne auf die Knie und frisst so knieend genüsslich vor sich hin. Ist der Radius seines Halses abgegrast, steht er kurz auf, geht zum nächsten saftigen Fleck und kniet sich wieder hin.
Meine besonderen Lieblinge sind aber die 5 Lämmchen die noch keine zwei Wochen alt sind. Insgesamt sind es fünf. Zwei weiße und drei schwarze. Ein weißes und ein schwarzes sind unzertrennliche Zwillinge. Zwei der schwarzen sind ähnlich auffällig wie der gescheckte Hammel. Eines ist komplett schwarz hat aber an den Hinterläufen zwei weiße Fesseln. Das andere ebenfalls fast komplett schwarz bis auf zwei weiße circa 10 Zentimeter breite Streifen die sich an den Flanken entlangziehen.
Auf jeden Fall ist es schön direkt am Feldrand zu stehen, den verschiedenen Tönen der Tiere zu zuhören und den kleinen Lämmern beim ungestümen Toben auf der Weide zu zusehen.
Für heute soll es das gewesen sein. Mittlerweile haben wir am Nachmittag schon Temperaturen von 16 bis 18 Grad. Also astreine Frühlingstemperaturen. Ich geniesse es, da mein Stellplatz fast den ganzen Tag Sonne abbekommt.
Mit dem besseren Wetter und hoffentlich wieder zwei gesunden Menschen werde ich auch wieder mehr zu berichten haben, da dann wieder mehr los ist.

Bis dahin viel Spaß mit diesem kurzen Blog
Dein Bruno