Bon jour, ich weiß, ich war sehr schreibfaul die letzten Monate. Pardon.

Du wirst schnell merken, dass es eben erst jetzt wieder etwas zu berichten gegeben hat, zwar wenig aber dennoch viel.

On y va – los geht es

Oberösterreich

Nach mehrmaligem Verschieben, teil wegen des anhaltenden kühlen und nassen Wetters, teils wegen Termine, die Sybille und Raphael hatten, ging es dann am ……… endlich wieder los.

Hätten wir gewusst, dass es bis Ende April dauert, wären wir Ende März losgefahren, da hatte es ja schon Tage mit an die 30 Grad. Aber das konnte ja niemand ahnen.

Der erste Teil der Fahrt ging bis nach Burghausen direkt an der Salzach und damit an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland.

Die etwas mehr als 400 Kilometer, fast nur auf Autobahnen taten richtig gut. Endlich mal wieder das Abenteuer riechen, Vorfreude auf das Kommende spüren und genüsslich Kilometer um Kilometer abspulen. Sonst bin ich ja meist nur 10 oder 20 Minuten unterwegs und das war es dann schon wieder. Klar ist es nicht einfach mit mir, einen großen Parkplatz für meine Länge in Stadtnähe zu finden. Daher können die Beiden mich eben nur zu Einkaufsfahrten oder zu Spaziergängen in die Natur nutzen. Ansonsten wird mein Kollege ein weit über 30 Jahre alter Mercedes 250 benutzt. Er ist das Nesthäkchen von Elfriede, in einem bewundernswerten Zustand und die Beiden dürfen ihn jederzeit ausleihen.

Zurück nach Burghausen. Burghausen besitzt auf einem Fels-Grat die längste Burg Deutschlands oder Europas oder gar der Welt. Ja was denn  nun? Tja, das kann man alles lesen. Einigen wir uns einfach darauf, dass es eine sehr eindrucksvolle Burganlage ist. Ganz besonders von meinem Standplatz in der ersten Nacht aus betrachtet.

Ein kleiner kuscheliger Aussichtsparkplatz mit einem kleinen Kiosk an dem man sich an mehreren Automaten selbst mit Getränken versorgen konnte. Kurios, diese Aussicht mit sehr vielen Besuchern am Sonntagnachmittag, und der Kiosk mit tollen Sitzplätzen im Außenbereich, hat Sonntags geschlossen und öffnet erst am Montag wieder! Aber das war mir erst mal völlig egal. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben in Österreich, zwar nur wenige Meter, aber immerhin. Es sollten ja noch mehr werden in den nächsten Tagen.

Wie auf diesem Platz genau nach unserem Gusto nicht anders zu erwarten, ging es nach ruhiger Nacht wieder zurück nach Deutschland, um einen Parkplatz für die Burgbesichtigung zu suchen. Da der Busparkplatz komplett wegen einem Volksfest gesperrt war, ging es einige Zeit bis ich in einem Wohngebiet in eine Parklücke passte.

Zur Burg selbst erzähle ich nicht viel. Schau Dir die Bilder an, dort kannst Du auf den fotografierten Tafeln schon viele Infos bekommen. Ich denke die Bilder sprechen für sich

An der blauen Donau

Trotz gegenteiliger Vorhersage war auch am nächsten Tag das Wetter sehr gut. Wir fuhren Richtung Passau, über den Inn auf das linke Donauufer und dort gute 20 Kilometer bis zum Donaukraftwerk Jochenstein. In der Nähe des Kraftwerkes, direkt an der Donau war ein riesiger ebener geteerter Parkplatz, der mir ganz alleine gehörte.

Du fragst Dich warum wir an Passau einfach mal so vorbeigefahren sind. Die weltbekannte Drei Flüsse Stadt. Die Beiden waren schon dort und Raphael hat ganz in der Nähe seinen Zivildienst abgeleistet. Zudem wäre eine Abstellmöglichkeit für mich nur sehr weit außerhalb der Stadt zu finden gewesen.

Kaffee und Abendessen direkt an der Donau, die im Vergleich zum Inn wirklich blau ist. An diesem Nachmittag konnte ich mindestens 20 Donaukreuzfahrtschiffe beobachten. Sie zogen alle Donauabwärts, ganz langsam vorbei, um in die Schleusenkammer zu gelangen. Zum Teil sehr mächtig wirkende Schiffe. Zwei dieser zum Teil über hundert Meter langen Ungetüme gingen nebeneinander in die Schleusenkammer. Aber wie! Das ist wirklich Maßarbeit der Kapitäne. Zwischen zwei Schiffe ginge keiner meiner Außenspiegel mehr dazwischen.

Am nächsten Morgen ging es dann über die Donau. Aber nicht mittels einer Brücke, nein mit einer Fähre die maximal Platz für drei meiner Sorte hätte. Ein tolles Erlebnis.

Krautfleckerl und Schloss Hartheim mit seiner traurigen Geschichte

Nach der Überfahrt mit der Fähre ging es auf einer Panorama- Straße hoch über der Donau, zu einem Aussichtspunkt auf die berühmte Schlögener Schlinge. Leider war es nicht klar, sonst hätten wir auf der einen Seite bis nach Tschechien und auf der anderen bis in die Salzburger Alpen schauen können. Und so gibt es leider auch keine Bilder.

Das Ziel der heutigen Etappe war aber zu erkennen. Das Hausruckviertel, ein stark landwirtschaftlich geprägtes Gebiet mit den Städten Eferding, Wels und Grieskirchen. Die beiden ersteren sollte ich noch kennenlernen.

In Eferding fand ich in einer Nebenstraße einen schönen schattigen Platz. Das Eferdinger Becken rund um die kleine Stadt ist ein riesiges Gemüseanbaugebiet. Leider gibt es auch hier sehr viele Leerstände in der Innenstadt. Im einzigen geöffneten Gasthaus ergatterten die Beiden gerade noch einen Tisch. Zum Glück. Ein typisches Landgasthaus mit traditioneller, regionaler Küche. Das Tagesgericht waren Krautfleckerl. Wie ich hörte, sehr einfach aber sehr schmackhaft. Es besteht aus Fleckern, einer traditionellen Nudelart und klein geschnittenem Weißkraut.

Man kannte sich, begrüßte sich herzlich und der Wirt, der auch selbst bediente war ein richtiges Original. Er hatte für jeden Gast eine freundliche Begrüßung, einen flotten Spruch, oder auch mal eine ironische Bemerkung parat. Die Beiden fühlten sich richtig wohl in dieser familiären Atmosphäre.

Am Nachmittag ging es etwa 20 Kilometer nach Hartheim, genauer in den Ortsteil Alkoven mit dem dortigen Schloß. Laut park4night ein sehr ruhiger Übernachtungsplatz. Ein riesiges parkähnliches Gelände mit einem Renaissanceschloss. Dort stand ich unter Bäumen perfekt.

Da es sich um ein Privatgelände der angrenzenden Behinderteneinrichtung handelt, standen wir natürlich nicht ohne Genehmigung.

Schloss Hartheim hat eine sehr traurige Geschichte. Es wurde von den Nationalsozialisten nach der Heimholung Österreichs enteignet und war die Versuchsanstalt für die Massentötungsmaschinerie der Nationalsozialisten.

Schloss Hartheim war von 1940-1944 eine von sechs Euthanasieanstalten des NS-Regimes, in der nahezu 30.000 Menschen ermordet wurden.  Es handelte sich um  körperlich und geistig beeinträchtigte sowie psychisch kranke Menschen, teils Bewohner der Landesheil- und Pflegeanstalten, teils arbeitsunfähige KZ-Häftlinge aus den Lagern Mauthausen, Gusen, Ravensbrück und Dachau sowie Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.

Alle wichtigen KZ Leiter waren dort zur „ Lehre „. Auch wurden die Gas Kammern und deren Effektivität dort perfektioniert.

Trotz der schaurigen Geschichte dieses Ortes war es eine wunderbar ruhige Nacht.

Wels

Erste Siedlungsnachweise gehen bis in die Steinzeit etwa 3.500 Jahre v.Chr. zurück. Wels ist nach der Landeshauptstadt die zweitgrößte Stadt Oberösterreichs. Die Altstadt mit dem Ledererturm  ist einen Besuch wert.

Meine Beiden verbrachten den Tag folgerichtig mit Bummeln. Den Rest des Tages und die folgende Nacht standen wir etwas außerhalb in Thalheim, direkt an der Traun.

Tags darauf stand der Besuch bei Ulli auf dem Programm, dem Anlass der Fahrt. Raphael hatte Ulli seit gut 20 Jahren nicht mehr gesehen und Sybille kannte sie außer vom Hörensagen überhaupt nicht. Es war ein wunderbarer Tag. Es wurde viel gegessen, getrunken und gelacht. In Ullis Wohnung könnte man sicher drei Tage zubringen und hätte immer noch nicht alles gesehen und sich erklären lassen. Ulli und ihr Mann Richard waren lange Zeit in Afrika und sind auch sonst sehr viel gereist. Daher ist jeder Raum ein Abbild verschiedener Regionen der Erde oder Kontinente.

Die Drei waren zur Mittagszeit in der Hudern, einem traditionellen Land- Gasthof, wunderbar Knödelessen. Es war eine ganz ähnliche, herzliche und familiäre Atmosphäre wie schon in Eferding. Ich stand in einer Nebenstraße, schön schattig neben einem Kinderspielplatz und meine Beiden hatten wunderbare Stunden bei und mit Ulli, wofür sie sehr dankbar sind.

Das Salzkammergut

Jetzt ging es zum zweiten Highlight der Fahrt. In das Salzkammergut mit seinen unzähligen Seen.

Der erste See war der Traunsee. Ich parkte in der Nähe von Schloss Ort bei einem riesigen Park.

In Gmunden gibt es die weltberühmte Keramikmanufaktur, die Gmundner Keramik. Uns stand aber nach einem ausgiebigen Spaziergang im benachbarten Park und einem Besuch von Schloss Ort, der Sinn nach Höherem.

Wir fuhren über die Hochalmstrasse rüber an den Attersee. Bis auf 829 Meter Höhe steigt das Straßerl durch grüne Felder, Wiesen und viel Wald. Von der Taferlhöhe hat man gute Fernsicht und sieht in der Nähe schon die ersten Berge mit 1.800 Metern Höhe, die Anfang Mai zum Teil noch mit Schnee bedeckt waren und magisch in der Sonne glänzten.

Am Attersee angekommen, fuhren wir einmal rundum, über Seewalchen. An der oberen Seespitze ging es dann auf der anderen Seite bis zum gegenüberliegenden See- Ende nach Unterach. Dort liegt der Mondsee, nur rund 4 Kilometer entfernt. Aber für den heutigen Tag war es genug. Die Fahrt rund um den Attersee war dann doch anstrengend, da die Seestraße teilweise sehr schmal ist und es regen Verkehr gab. Auch war ich besonders vorsichtig in den Kurven, da mir immer wieder wunderbare Oldtimer aus den 50 er bis 70 er Jahren entgegenkamen. Die sind für mich sehr schützenswert. Trotz des Alters der Fahrzeuge, nehmen manche Fahrer das Wort Rallye bei einer Oldtimerrally doch sehr wörtlich und schneiden auch mal gerne eine Kurve. Da möchte ich wirklich nicht getroffen werden.

In Unterach, einer Siedlung, die bis in die Steinzeit zurückreicht, stand ich auf einem asphaltierten Parkplatz, direkt an der Seeache, die den Mondsee mit dem Attersee verbindet. Die Straße war weit genug weg, und so war das stete Plätschern der Seeache sehr angenehm und beruhigend.

Unterach war bis ins frühe 20.te Jahrhundert mit Wagen und Pferden kaum zu erreichen. Deshalb, und wegen der auf Pfählen errichteten Uferbebauung und der zahlreichen Boote, wurde es Klein- Venedig genannt. Das führte dazu, dass Unterach in der High Society in der KuK Monarchie ein sehr beliebter Badeort war. Man konnte ganz einfach unter sich bleiben.

Die Nacht war erwartungsgemäß sehr ruhig. Am Samstag ging es dann entlang der Seeache zum nur wenige Kilometer entfernten Mondsee. Über die Touristengemeinde Mondsee weiter zum kleinen Irrsee. Dort empfahl park4night auf rund 600 Meter Höhe einen Stellplatz mit Picknickbänken und himmlischer Aussicht. Von dort sollte man einen Blick über gleich drei Seen haben. Über den Attersee, den Mondsee und den Irrsee.

Nach einer langen Irrfahrt  ( passend für den Irrsee ) fanden wir endlich den angepriesenen Platz. Er lag direkt am Straßenrand, war sehr uneben und bot mit viel gutem Willen Platz für zwei VW Busse. Dort den Rest des Tages zu stehen, den gesamten Parkplatz zu blockieren und dann noch unmittelbar an der Straße……. Schade aber das kam für uns nicht in Frage. Niemand hätte mehr den Parkplatz nutzen können. Das ist nicht unser Ding.

Also wieder zurück an den Mondsee und Ausschau halten nach einem schönen Übernachtungsplatz. Auf der Fahrt nach Sankt Lorenz am Mondsee, fiel uns ein Strandbad positiv auf. Sehr großer fast ebener Parkplatz mit großen Schattenspendenden Bäumen. Ein großes Strandbad mit freiem Zugang zum See,  -an den Seen im Salzkammergut eine absolute Seltenheit-,  und einem kleinen Badelokal mit großem Außenbereich und netter Karte.

Na also, das war es doch!

Der Teilort, auf dessen Gemarkung das Strandbad lag hieß Schwarzindien. Ein skurriler Name für einen Ort in Österreich.

Über den Rest des Tages gibt es nur eines zu sagen. Er war wunderbar.

In der Nacht wurden Sybilles Rückenschmerzen immer heftiger und es kam auch zu sehr schmerzhaften Krampanfällen. So beschlossen die Beiden am Sonntag, nonstop nach Hause zu fahren. Sybille sollte sich nicht noch zwei weitere Tage plagen müssen, sondern am Montag unverzüglich zum Arzt gehen.

Dank sonntäglichem Ausflugsverkehr und mehrerer Baustellen, wurden dann aus den geplanten 6,5 Stunden Fahrt gute 9,5 Stunden. Aber letzten Endes sind wir am Abend wieder gut und heil in Memprechtshofen angekommen.

Au revoir

In den folgenden Tagen machten sich Sybille und Raphael viele, viele Gedanken. Wie sollte es weitergehen. Es war klar, dass wir in dieser Region von Europa nicht so fahren und stehen konnten, wie wir das aus Spanien gewohnt waren. In Österreich hätten wir nur einen der Stellplätze zwei Wochen später noch nutzen können. Entweder es wäre dann bis Ende Oktober ein generelles Nachtparkverbot von 22.00 Uhr bis 06.00 Uhr beschildert gewesen, oder es wären ebenfalls bis Ende Oktober die Höhenbarrieren von meist 2.00 Meter aktiviert gewesen. Campingplätze sind für uns ja nur absolute Notlösungen und waren jetzt Ende April schon gut gefüllt.

Dazu kam, dass es mit meinen fast 7 Metern Länge sehr schwierig ist, Parkplätze zu finden. Egal ob Kinobesuch, Restaurantbesuch, Arztbesuch und vieles mehr. Es musste immer erst geplant werden, wo ich stehen konnte, und ob das dann nicht zu weit vom eigentlichen Ziel entfernt wäre.

Auch Sybilles Mama erfreut sich immer mehr guter Gesundheit. Sie ist wieder quietschfidel, und so gehen die Beiden davon aus, dass der Aufenthalt in Memprechtshofen noch einige Zeit andauern wird. Aber ich steh dann ja meist nur rum, was schade ist. Nach dem Aufenthalt hier steht nebenbei für meine Beiden auch fest, dass das Reisen wie wir es lieben auf Dauer zu anstrengend wird. In Kantabrien, Asturien und Galicien haben sie einige schöne Orte und Gegenden kennengelernt, an denen sie sich dann fest niederlassen möchten.

So wurde sehr schweren Herzens der Entschluss gefasst, dass sich unsere gemeinsamen Wege trennen.

Raphael fragte Alex, der mich ja immer sehr gut betreut hatte, wann der seiner Meinung beste Zeitpunkt für einen Verkauf wäre. Alex meinte JETZT, weil er direkt einen Interessenten hätte.

Na welch ein Glück. Vier Tage später kamen Ulla und Alain um  mich kennenzulernen. Die Beiden sind Mitte / Ende 50 und möchten es mit dem auf Reisen sein probieren. Da Alex mich in den höchsten Tönen gelobt hatte, wenig Kilometer, top gepflegt, kein Rost, alles tip top gewartet, fiel den Beiden die Entscheidung leicht. Sie waren mir auf Anhieb sympathisch, nicht nur weil sie einen überdachten Stellplatz erwähnt hatten, sondern auch weil sie ganz ähnlich wie meine Beiden mit mir unterwegs sein wollten.

Das gefiel mir.

So kam der Tag des Abschiedes. Das war schon traurig. Immerhin war ich ja ein vollwertiges Familienmitglied!

Die letzte Viertelstunde bevor ich abgeholt wurde, saßen die Beiden auf ihren gewohnten Plätzen und nahmen mit vielen schönen Erinnerungen Abschied von mir und von dem abenteuerlichen Teil ihres Lebens. Wir bedankten uns gegenseitig für alles was wir gemeinsam erlebt hatten und verdrückten die eine oder andere Träne.

Ich werde immer bei Ihnen bleiben, in Gedanken, in Fotos, in schönen Erinnerungen und mit meinem Blog.

Es war wunderschön und ich möchte keine einzige der gemeinsamen Sekunden vermissen.

MERCI ET AU REVOIR

TON FIDELE AMI BRUNO

DANKE UND AUF WIEDERSEHEN

EUER TREUER FREUND BRUNO

P.S. 21.12.2024

Sybille und Raphael geht es nach wie vor gut. Mir bei meinen neuen Besitzern ebenso. Meine alten und neuen Insassen haben öfter Kontakt miteinander. Sybille und Raphael gehen im März 2025 für 2 Wochen nach Asturien ( mit dem Flugzeug, verabscheuungswürdig ) um schon mal die Fühler in dieser wunderbaren Gegend nach einer Gemeinde für einen dann dauerhaften Aufenthalt zu suchen. Natürlich erst, wenn sie ihre Aufgabe bei Sybilles Mama beendet haben.