Das bischöfliche Astorga
06.09.2023. Durch wirklich flaches, ödes und sehr trockenes Land ging es dann früh nach Astorga.
Auf der Fahrt dorthin gab es noch etwas zu bestaunen. In einem kleinen Pilgerort gab es eine reiige alte Römerbrücke über einen trocken gefallenen Fluss. Das besondere an dieser Brücke ist, dass sie in den vergangenen Jahrhunderten dreimal verlängert werden musste, da der Fluss immer wieder sein Bett verlegte.

Astorga ist der Bischofssitz einer der größten Diözesen Spaniens. Die knapp über 10.000 Einwohner leben in 870 Meter Höhe in einer schönen Stadt mit einigen erstaunlichen Bauwerken.
Erste Erwähnungen durch die Römer gehen auf das Jahr 17 vor Christus zurück. Allerdings sahen meine Beiden im Museum Fundstücke, die belegen, dass im Gebiet von Astorga schon zur Eisen- und Bronzezeit Menschen siedelten.
Die empfohlenen Stellplätze waren meist vollsonnige PKW Parkplätze. Also nichts für uns. Der städtische Stellplatz wurde von park4night nicht empfohlen. Wasserhahn und die komplette Entsorgung kaputt und unbrauchbar, seit Monaten. Bei den Sportanlagen am Rande eines ausgedehnten Parks fand ich auf einem Parkstreifen neben einer kaum befahrenen Straße einen tollen Stellplatz. Kaum keilen, ausreichend Schatten, die erste Picknickbank keine 10 Meter entfernt und zu Fuß ins Zentrum keine 10 Minuten, was könnten wir mehr wollen?

Aber die weitaus größere Überraschung war der bischöfliche Palast. Ein äußerliches und noch mehr innerlich beeindruckendes Gebäude.


Der Prunk, die Farben, die Formen, kurz das ganze Ensemble haben die Beiden sehr beeindruckt.



Das Arbeitszimmer, das Teezimmer und der Audienzsaal sind ebenso grandios, wie die bischöfliche Kapelle. Wobei Kapelle leicht untertrieben ist. Dieser Gaudi war echt genial.
Doch was für ein Unglück traf ihn, als er 1923 von einer Straßenbahn erfasst wurde und einige Tage später Anfang 70 verstarb.


Am Abend saßen meine Beiden lange bei einer Flasche Merlot am Picknicktisch im Park. Sie genossen den milden Abend und hörten einem alten Mann zu, der ein paar Bänke weiter mit seinem Hund saß und Flöte spielte. Er spielte nicht nur Flöte, er machte richtig Percussion mit einem Ästchen mit dem er gegen seinen Gehstock den Rhythmus schlug. Ich hörte das ja auch, und fand diese einfache und melodische Musik wunderschön.


Der ältere Herr freute sich riesig, als er von meinen Beiden Applaus bekam und sie sich kurz mit ihm unterhielten und ihm großes Lob für seine Musik spendeten.
Durch die Ausläufer des kantabrischen Gebirges
07.09.2023. Heute war nach Astorga, der erste Stopp auf einem kleinen einsamen Landsträßchen das mittelalterliche Dörfchen Castrillo de los Polvazares. Durch dieses Dorf führt direkt der Jakobsweg. Dank dem Boom und dem Rummel mit und um den Jakobsweg ist das Dorf neu aufgeblüht und macht einen richtig rausgeputzten Eindruck. Die Dorfstraße ist noch typisch für diese Gegend gepflastert und nicht geteert.

Apropos Jakobsweg. Seit mehreren Tagen geht die Strecke, die ich fahre immer parallel zum Jakobsweg. Die Pilger tun mir manchmal wirklich leid. Der Weg geht oft über Kilometer auf dem Standstreifen, der oft zweispurig ausgebauten Landstraßen, in praller Sonne.


Heute hatten die Pilger allerdings eine schöne Wegstrecke. Es ging durch die Ausläufer des kantabrischen Gebirges, zu dem ja auch die Picos de Europa gehören. Diese kann ich immer wieder in der Ferne sehen. Ich denke dann an Covadonga, die Seen und die tollen Erlebnisse in den Picos. Heute war es unmöglich den Pilgerweg an der Straße entlang laufen zu lassen. Zu eng und viel zu gefährlich. So konnten die Pilger zwar streng bergauf, aber immerhin auf Waldwegen und meist im Schatten ihren Weg zurücklegen.
Die Fahrt ging immerhin auf über 1.500 Meter und somit über den höchsten Punkt des Camino.
Die Ausblicke über die immer weiter in der Ferne aufsteigenden Picos und ihre Ausläufer im Spiel von Licht und Schatten konnten leider nicht fotografisch für Dich festgehalten werden. Es gab auf über 40 Kilometer Strecke außer am Pass keine Möglichkeit stehen zu bleiben. Am Pass war natürlich alles voll von Pilgern.
Auf der anderen Seite ging es dann kilometerlang zum Teil mit einem Gefälle von 15 % bergab. Meine Bremsen wurden schon heiß und es war mir peinlich, dass es auch schon zu riechen begann. Aber bei so einem Gefälle, immer wieder trotz Motorbremse 3,5 Tonnen einbremsen, darf es schon mal heiß werden.
Eine fast böse Überraschung kam am Ortseingang von Riego de Ambros. Ebenfalls ein mittelalterliches Dörfchen. Die Straße sah urplötzlich so aus wie in Castrill de los Polvazares. Unebenes Naturpflaster, ein schmales Band zwischen uralten Häusern, deren Balkone gefährlich weit in die Straße ragten und dann alles voller bergabgehender Pilger. Hatten wir eine Abzweigung übersehen?
Nein, das war die Hauptstraße. Jetzt war mir auch klar, warum schon am Beginn dieser Strecke und an jeder der wenigen Abzweigungen darauf hingewiesen wurde, dass die Strecke nur von Fahrzeugen mit maximal 3 Meter Höhe befahren werden durfte. Ich, mit meinen 2,74 Metern passte gerade noch unter die vielen Balkone. Sybille hat dieses für mich schreckliche Szenario während der Fahrt festgehalten.


Nach dieser Passage war dann zum Glück das heutige Etappenziel Molinaseca in Sichtweite. Nach weiteren fünf Fahrminuten, ohne weiteren Horror stand ich auf einem Parkplatz in der Nähe des ebenfalls mittelalterlichen Dörfchens und dessen uralten Brücke.
Auf dem Parkplatz entdeckte Sybille dann im Führer vom WOMO Verlag, dass die heute von mir bewältigte Strecke nur für kompakte Fahrzeuge empfohlen wird. Also bin ich trotz meiner Abmessungen kompakt. Das freut mich außerordentlich.
In Molinaseca stand ich auf dem gemeindeeigenen Stellplatz. Halbschattig, an einem Picknickplatz mit drei weiteren WOMO. Alle schön über den weiten Platz verteilt.

Direkt durch Molinaseca geht natürlich der Camino. Also in der Hauptgasse viel Trubel, viele Pilgerherbergen. Ein paar Meter entfernt, ruhige Idylle. Auch hier wieder ist die Hauptstraße wie schon erwähnt eher eine mittelalterliche Gasse. Zwei Ochsenkarren breit und mit großen Steinplatten gepflastert.


Am Ende der Gasse steht die uralte Pilgerbrücke, die Puente de los Peregrinos. Die rührige Gemeindeverwaltung hat dort etwas für erschöpfte Pilger getan. Im Bereich der Brücke, bei einer Bar mit großer Terrasse, ist der Rio Meruelo gestaut. Ideal um nach der langen Pilgeretappe über den 1.500 Meter hohen Pass, etwas zu schwimmen, oder einfach nur die Füße ins kühlende Nass zu hängen. Es gibt einen grünen Hang, der als Liegewiese benutzt werden darf. Kann man den Pilgern eine schönere Freude bereiten?

Dass die Nacht ruhig war, muss ich nicht erwähnen.
Der Lago Carucedo
08.09.2023. Über Ponferrada ging es in die Nähe von Las Medulas. Dort wollten wir das Wochenende an einem See auf einem Wiesenplatz in der Nähe einer Bar verbringen.
Ponferrada hat eine riesige, sehr gut erhaltene Burg der Tempelritter. Leider konnte ich nur daran vorbeifahren. Der erste für WOMO`s geeignete Parkplatz ist mehr als 2 Kilometer entfernt. Wirklich schade.
Am Lago Carucedo mit gleichnamigen Dörfchen war es ruhig, die Bar weit genug entfernt und die Liegewiese am See riesig. Bar, Liegewiese und See keine 100 Meter entfernt. Nach Las Medulas wollten die Beiden erst am Montag. Am Wochenende gingen sie davon aus, dass es dort oben sehr voll sein würde. Direkt bei unserer Ankunft verbot die Temperatur von fast 30 Grad den Besuch von Las Medulas und der damit verbundenen gut zwei stündigen Wanderung.

Chillen war angesagt. Am Abend in der Bar genehmigten sich die Beiden ein schönes kühles Bier. Einige Meter neben mir parkte ein kleiner spanischer Van mit einem Ehepaar in ähnlichem Alter wie meine Beiden. Trotz Sprachbarriere waren sich die vier auf Anhieb sympathisch und wechselten ein paar Worte. Beim Abendspaziergang trafen sie sich unterwegs und kamen mit Google translate ins Gespräch. Nachdem das spanische Paar erfahren hatte, dass Sybille und Raphael permanent unterwegs sind, kam das Gespräch richtig in Schwung. Sie unterhielten sich teils auf Englisch, teils auf Französisch, teils mit dem Übersetzer. Am Ende der „Unterhaltung“ fragte Elvira, ob sie uns umarmen und zum Abschied auf die Wange küssen dürfe. Meine Beiden waren gerührt.
In der Nacht war es gewittrig und es regnete zum Glück kaum. Da ich ja auf einer Wiese stand, war es kein Problem.

Las Medulas
09.09.2023.Böse Überraschung. Es hatte in der Nacht wider Erwarten doch mehrmals zum Teil unter Gewittereinwirkung auch sehr heftig geregnet. Eliseo, unser spanischer Nachbar kam vorbei und bot sich an, in der örtlichen Bäckerei Brot zu holen und uns welches mitzubringen. Das freute meine Beiden und Eliseo freute sich, weil Raphael ihn fragte ob es für ihn o.k. sei, wenn wir Kontaktdaten austauschen. Sehr gerne und wenn wir wieder in Asturien sind, sollen wir unbedingt bei Ihnen, sie wohnen in der Nähe von Gijon, vorbeikommen.
Nach dem Frühstück machten meine Beiden eine fast zweistündige Wanderung um den Lago de Carucedo.

Mittlerweile hatte das Wetter aufgeklart und so beschlossen unsere Nachbarn, und auch wir, doch nach Las Medulas hochzufahren. Es war zwar Sonntag, da aber offiziell schlechtes Wetter angesagt war, gingen alle davon aus, dass das viele Besucher abschrecken würde.
Was soll ich Dir sagen, genau so war es. Wir fanden beim Friedhof von Las Medulas viele freie Stellplätze und die Beiden machten sich auf den Weg hinein ins Weltkulturerbe las Medulas.

Las Medulas hat eine sehr lange Geschichte. Schon die Asturer, die ersten Siedler in dieser Gegend wussten um den Goldreichtum. Mit Ankunft der Römer machten diese die Asturer zu ihren Arbeitssklaven und begannen mit damals modernster Technik und know how das Gold abzubauen.
Die Beiden, die von der Landschaft wie auch von den teils über 600 Jahre alten Kastanienbäumen schwer beeindruckt waren, wanderten durch eine Landschaft, die vor gut 2000 Jahren einfach ein Berg war. Ja ein Berg!


Die Römer hatten herausgefunden dass die ergiebigsten Goldvorkommen rund 100 Meter tief im Berg zu finden waren. Ohne technische Hilfsmittel damals ein unmögliches Vorhaben an das Gold zu kommen. Aber nicht für die erfindungsreichen und technisch versierten Römer.
Plinius, der römische Geschichtsschreiber, der selbst Las Medulas besichtigte spricht von rund 60.000 Arbeitern, die in Las Medulas beschäftigt waren.
Es wurden über viele Kilometer Wasserleitungen nach Las Medulas gelegt. Auf den umliegenden Bergen wurden riesige Wasserbecken angelegt und es wurden nach einem ausgeklügelten und unter genauesten Berechnungen, Stollen in den Goldberg getrieben.
Alles andere als einfach, aber genial.
In die Schächte wurde aus den höher gelegenen Wasserbecken das Wasser mit hohem Druck geleitet. Dadurch entstand vor dem Wasser eine Druckwelle aus Luft. Kam das Wasser am Ende des Schachtes an, gab es eine gewaltige Explosion und ein Teil des Berges zerbarst und stürzte in Brocken zu Tale. Dort wurde das Material zerkleinert, gesiebt, und so das Gold gewonnen. Die Luft wurde vom herabstürzenden Wasser gegen das Ende des Schachtes gepresst, und konnte so durch die Wassersäule nicht mehr entweichen. Da der Berg nicht aus massivem Gestein bestand, sondern aus rotem Ton mit vielen Kieseln und Felsbrocken darin, war der Widerstand dort so gering, dass der Luftdruck zur Sprengung reichte.

Auf diese Art und Weise wurden angeblich 6,5 Tonnen Gold pro Jahr gewonnen, das alles nach Rom ging. Angeblich war Las Medulas die größte Goldmine des römischen Reiches.
Heute ist nur noch der Kraterrand des komplett ausgehöhlten und weggesprengten Berges zu sehen. Die Besucher gehen auf einem Niveau, das gut 100 Meter unter dem von vor über 2000 Jahren liegt.
Plinius prägte auch den Begriff für diese Art von Bergbau. Ruina montium, was frei übersetzt so viel heißt wie zerstörerischer Bergbau. Welche treffende Beschreibung.



Nach gut drei Stunden waren meine Beiden wieder zurück und ja, wegen des vorhergesagten schlechten Wetters gab es kaum Besucher. So war auch die Nacht beim Friedhof mit nur drei weiteren WOMO sehr ruhig.
Die runden Formen, die spitzen Profile, die abrupten Schrägen all das ist das Ergebnis eines der größten Ingenieurswerke der antiken Welt.


A Rua
10.09.2023. Nach dem Frühstück ging es zum Mirador de Orellan. Einem Aussichtspunkt hoch über Las Medulas, quasi am Kraterrand. Meine Beiden wollten nach fünf Stunden Wanderung am Vortag diese Steigung dorthin lieber mich erledigen lassen. Sollte mir recht sein. Die Fernsicht auf der Fahrt nach oben über acht Kilometer war bestens.
Aber was war denn das? Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel stand ein Schild, das besagte, dass Fahrzeuge über 6 Meter Länge, wegen engen Spitzkehren, nicht weiterfahren dürfen. Vorher kein derartiges Schild, toll. Also fiel der Blick in den Krater eben aus. So ging die Fahrt weiter nach A Rua.



Übrigens diese Bilder könnten in den letzten zehn Tagen, seit wir wieder in Spanien angekommen sind, wirklich auf jeder Fahrt entstanden sein. Kannst Du Dir vorstellen wie wir alle Drei diese Fahrten genießen? Oft nur 30 oder 40 Kilometer pro Tag, aber das reicht vollkommen aus. So können wir diese vielen wunderschönen Eindrücke vom Tag, verarbeiten und auch genießen.
A Rua ist auch, wenn es sich hart anhört auf dem absteigenden Ast. Es hält den neuen Rekord an leerstehenden Geschäften. Die Straßen, selbst in der Innerstadt, sind in einem erbärmlichen Zustand von tiefen Schlaglöchern übersät. Mein Stellplatz liegt etwas außerhalb am See, den Sportanlagen, was bisher immer gut war, und neben einem Polizeiposten. Kann ich sicherer stehen?
Der Platz war ideal. Er war nahe zur Seepromenade, zu einem tollen Park, zu vielen Spazierwegen, und der Wasserhahn incl. Ver- und Entsorgung gleich um die Ecke. Raphael konnte bestens seine Joggingtour absolvieren und beide hatten genug Plätzchen um Qi gong zu machen. Warum sollten wir nicht zwei Nächte bleiben? Es gab ja meinen Blog mit Splitt 2 zu beenden und zu veröffentlichen und so einiges mehr an anderen Dingen.
Apropos andere Dinge. Nicht dass Du glaubst, meine Beiden faulenzen den lieben langen Tag! Weit gefehlt. Wie in jedem festgemauerten Haushalt gibt es auch in mir all die täglichen notwendigen Erledigungen, wie einkaufen, fegen, Boden feucht abwischen, Küche und Bad sauber halten. Polster, Armaturenbrett, Teppiche, Bettzeug, Fenster, Schrankfronten und so weiter reinigen, abwischen, abstauben oder ausschütteln. Also faul sind meine Beiden wirklich nicht. Nur weil mein Haushalt grade mal 15 qm groß ist, fallen dennoch alle Arbeiten wie in einem normalen Haushalt an.
Dann wollen die Routen und Stellplätze ausgesucht und angeschaut werden. Bilder sortiert. Blog schreiben, Blog korrigieren, Bilder für den Blog aussuchen und dann einfügen. Den Blog kontrollieren und wegschicken. Öffentliche Waschsalons suchen, Trinkwasserstellen suchen und beides in die Route einplanen. Von Langeweile keine Spur, oder?
Die galizische Weinstrasse
12.10.2023. Seit O Barco fahre ich immer wieder an Schildern vorbei, die besagen, dass ich auf der galizischen Weinstraße unterwegs bin. Kaum große Anbauflächen, alles in sehr kleinen Parzellen, oft sogar in kleinen Gärten, wachsende Reben. Und dann die steilen Hänge. Maschinell geht hier schon mal gar nichts, das ist wohl klar.
Auf dem heutigen Weg nach Castro Caldelas wurde es dann total spannend. Immer noch auf der galizischen Weinstraße. Ich fuhr über Pässe von 1.000 Metern Höhe. Der Rio Bibei hatte tiefe, dunkle und sehr steile Schluchten in die Berge gegraben. An diesen zum Teil extremen Hanglagen wuchsen überall Rebstöcke. Alles nur in Handarbeit zum Teil sicher unter lebensgefährlichen Bedingungen.

Das heutige Ziel war Castro Caldelas. Unterhalb der mächtigen Burg, an einem Park war mein Platz für den Rest des Tages. Auf 765 Metern Höhe, hoch über dem Tal mit hervorragendem Weitblick.

Die Burg ist in einem sehr guten Zustand und war teileweise bis vor wenigen Jahren von einem Philosophen und Dichter bewohnt. Sie liegt auf 765 Metern Höhe, hoch über dem Tal mit hervorragendem Weitblick.




OURENSE
13.10.2023. Nach einer rekordverdächtigen Fahrt, kamen wir gegen Mittag in Ourense an. Park4night empfahl in der Nähe des Universität Campus einen ruhigen, schattigen Parkplatz. Den fanden wir auch ohne Probleme. Allerdings dauerte es fast eine Stunde, bis der für mich passende Parkplatz frei wurde. Da das Semester an der Uni schon begonnen hatte, waren die Parkplätze, offiziell nur für PKW alle belegt. Erschwerend kam dazu, dass ich rückwärts parken musste, um meinen hinteren Überhang über dem Gehsteig schweben zu lassen, sonst ragte ich zu weit aus der Parkbucht. Wie gesagt, nach einer Stunde war es geschafft und ich stand perfekt im Schatten.
Zurück zur rekordverdächtigen Fahrt. Die Fahrt von Castro Caldelas nach Ourense ging zwei Stunden, obwohl sie nur nur 48 Kilometer lang war. Wir durchfuhren jeden Taleinschnitt, am Rio Sil entlang. Die Hänge waren dicht mit Korkeichen und Kastanien bewachsen. Fast durchgängig fuhren wir unter einem Dach aus Kastanien und Korkeichen. An den höheren Streckenabschnitten kamen wir sogar in tiefhängende Wolken und die Bäume waren mit Flechten überzogen. Die Kulisse war wie aus Herr der Ringe. Dunkler tiefgrüner Wald, Wolkenfetzen ein sehr schmales Sträßchen, wahnsinnige Ausblicke in die Schlucht des Sil und mittendrin ich mit maximal 30 km/h. Es war rundum ein Genuss sag ich Dir.

Direkt oberhalb der Staumauer sollte der Mirador sein, von dem wir eher enttäuscht waren. Dann doch schnell weiter nach Ourense, wo im Vergleich zum Mirador auch die Sonne schien.
Für 0,85 € machten sich meine Beiden am Nachmittag voller Erwartung mit dem Bus auf ins Zentrum von Ourense. Ourense ist mit 105.000 Einwohnern der Regierungssitz der gleichnamigen Provinz. Ourense kommt vom lateinischen und bedeutet Stadt des Goldes. Die Stadtgründung geht also auf die Römer zurück. An drei Stellen des Rio Mino der mitten durch die Stadt fließt, treten heiße Thermalquellen zu Tage. Ein weiterer Grund für die Anwesenheit der Römer in der Vorzeit. Oft findet sich auch die Schreibweise Orense. Was in den 80 er Jahren offiziell von der spanischen Regierung anerkannt wurde.

Quellne, ein Genesungsort
14.09.2023. Nach einer sehr unruhigen Nacht, Raphael hatte sich eine heftige Magen- Darm- Grippe eingefangen, ging es spät weiter nach Quellne. Der Parkplatz am Campus der Uni war zwar gut, aber von einem Sicherheitsdienst überwacht. Mehr als eine Übernachtung finden die Mitarbeiter nicht sehr gut, da dann den Studenten der Parkraum fehlt. Deswegen mussten wir sobald es bei Raphael wieder ruhiger im Gedärm wurde, weiter. An einem alten, verlassenen Sportplatz und einer nur im Sommer geöffneten Bar, fand ich ein betoniertes Plätzchen unter einer riesigen Platane. Sehr ruhig, sehr grün und ganz nah am Rio Mino.

Das war genau der richtige Ort für meine Beiden, um wieder gesund zu werden. Sybille hatte wohl nur in abgeschwächter Form, aber dennoch auch etwas von der Magen- Darm- Geschichte abbekommen. Es galt ja sowieso zu warten, bis auf dem einige Kilometer entfernten Camping Os Invernadeiros mein Ersatzschlüssel ankam, den Herbert an den Camping geschickt hatte.
Da es mittlerweile auch Sybille nicht mehr wirklich gut ging, blieben wir zwei Tage einfach gemütlich unter der Platane stehen. Zu berichten gibt es krankheitsbedingt nichts. Da noch ein paar Lebensmittel gekauft werden mussten (Zwieback, Cola und andere leichte magenverträgliche Dinge) ging es ein paar Kilometer weiter nach Ribadavia.
Ribadavia die Capitale des Ribeira Weines
16.09.2023. Ribadavia geht ebenfalls auf eine römische Gründung zurück. Kein Wunder, denn auch hier gibt es Thermalquellen. Die Stadt ist die Capitale des Ribeira Weines. Ein Wein der international bekannt ist. Im Mittelalter an alle königlichen Höfe Europas geliefert wurde und auch heute noch weltweit vermarktet wird. Kaum vorstellbar, wenn man die Stadt sieht. Die Altstadt mit ihrem historischen Viertel ist sehr malerisch. Der Rest leider in einem eher schlechten Zustand. Die erste Nacht stand ich an einem riesigen Park am Rio Avia. Keine 300 Meter vom Zentrum entfernt, aber ab 22.00 Uhr war nichts mehr zu hören und wir konnten perfekt schlafen.


Am nächsten Tag ging es meinen Patienten dann wieder etwas besser und sie unternahmen mehrere Spaziergänge am Avia entlang. Der mündet kurz nach Ribadavia in den Minho, auf dem im Mittelalter der Wein nach Portugal verschifft wurde.
Am Montag zog ich dann nach einer weiteren ruhigen Nacht am Park um auf den städtischen Stellplatz von Ribadavia. Ver- und Entsorgung waren nötig.




Hoffnungsort Allariz
19.09.2023. Heute ging es nun nach Allariz, wo sich der Camping befindet, in dem das Päckchen mit meinem Ersatzschlüssel liegen sollte. Sollte, es war immer noch nicht angekommen. Herbert teilte per Whats App mit, dass laut Sendungsverfolgung das Paket wohl falsch ausgeliefert worden sei und nun neu geroutet, beim Empfänger ankommen sollte. Wer weiß schon was neu geroutet heißt bei einem Päckchen?
Auf jeden Fall der kleine, ganzjährig geöffnete Camping gab die Gelegenheit mich ordentlich zu reinigen, mit Staubsauger und allem Drum und Dran. Waschmaschine und Trockner waren auch vorhanden.

Allariz entpuppte sich auch wieder als ein überraschendes Städtchen. Es geht auf eine Gründung des westgotischen Königs Alarich zurück. Die Überraschung bestand in einem sehr großen parkähnlichen Gelände entlang des Arnoia.

Der Park war erst 2021 entstanden anlässlich eines internationalen Garten Festivals, das in Allariz stattfand. Wegen seiner malerischen Lage am Arnoia ist Allariz auch bei den Bewohnern von Ourense, keine 30 Kilometer entfernt, als Standort für Ihre Sommerhäuser begehrt.


Da nicht abzusehen war wann und ob das Päckchen ankommt ging es am Donnerstag dann weiter.
Moana an der Ria de Vigo
21.09.2023. Moana liegt an der Ria de Vigo. Du erinnerst Dich an den Begriff Ria? Eine Ria ist eine tief ins Land reichende Meeresbucht. In diesem Fall eine bis zu 7 Kilometer breite und gut 35 Kilometer lange Meeresbucht. So mächtig, dass ich sogar ein Kreuzfahrtschiff am gegenüberliegenden Hafen von Vigo sehen konnte. Wie mittlerweile schon üblich stand ich gechillt bei einem Park mit Fitnessgelände und Picknickbereich. Die Promenade führte durch Moana und immer weiter an der Ria entlang Richtung Atlantik. Ich konnte wieder Atlantikluft atmen. Die Beiden freuten sich riesig wieder am Wasser zu sein. Am Meer im eigentlichen Sinne ja noch nicht. Das sollte aber bald kommen. Mit spazieren hielten sie sich etwas zurück, da im Bauchbereich wieder etwas Unruhe herrschte. Es sollte ja nicht provoziert werden, jetzt da es endlich wieder besser war.

Die Playa Balares
22.09.2023. Zuerst ging es auf der A9 der Autopista Atlantico Richtung Atlantik. So etwas hatten wir noch nicht erlebt. Die ganze Dauer der Autobahnfahrt roch es sehr intensiv und andauernd nach Eukalyptus. Wie wenn permanent ein Räucherstäbchen mit dieser Duftrichtung abgebrannt würde. Sehr angenehm kann ich Dir sagen. Bei Santiago de Compostella verließ ich die Autobahn. Auf immer kleiner und schmäler werdenden Sträßchen ging es dann über Ponteceso direkt an den Atlantik in die Bucht von Balares, mit gleichnamigen Strand.
Dort dachte ich meine Beiden hätten jeglichen Verstand verloren! Sie wollten allen Ernstes direkt an der Mole parken. Es war Ebbe und das Wasser der Brandung spritzte über die Mauer. Der Wind ging auch ganz gut. Nach dem Erlebnis bei Ferrol dachte ich, dass sie was Wind, starken Wind angeht etwas gelernt hatten. Ebenso nach der unruhigen Nacht am Strand von Cadavedo, wo die anbrandenden Wellen so laut waren, dass sie kaum Schlaf finden konnten. Dort war ich aber nicht drei Meter vom Wasser entfernt sondern mehr als 20 Meter. Echt bekloppt die Beiden!

Zudem lag eine große Bar direkt daneben. Die hatte zwar zu, aber ich war mir sicher, dass das am bevorstehenden Wochenende ganz anders sein würde. Und dann wäre es mit der Nachtruhe bis 23.00 Uhr oder gar später auch vorbei.
Doch ein Wunder geschah. Beide waren sich nach zehn Minuten einig, mich an die gegenüberliegende Seite fahren zu lassen. Dort stand ich windgeschützt, hinter einem mit Pinien bestandenen Wäldchen. Die Pinien dufteten herrlich, es ging kein Wind, die Sonne war angenehm und das Meer war zu hören, aber in einer sehr angenehmen Lautstärke. Na also geht doch! Das Schönste aber war, dass morgens meine Beiden Kaffee Genießer aus meinem Panoramafenster einen unschlagbaren Blick auf die Bucht und die Wellen hatten.


Ein ganz besonderer Tag!
23.09.2023. Genau dieser Blick wurde heute Morgen regelrecht vergoldet. Das gegenüberliegende Ufer der Bucht wurde völlig von der aufgehenden Sonne in ein strahlendes Gold getaucht und das in Kombination mit den an die Felsen brandenden Gischt gekrönten Wellen, was soll ich noch sagen? Stell Dir dieses Farbspiel einfach selbst vor und das bitte zusammen mit dem angenehmen Duft von Pinien. Ganz ehrlich da hätte selbst ich zu diesem Genuss auch gerne einen Kaffee getrunken! Aber diese Art von Genuss bleibt mir eben verwehrt. Diesel ist ja auch ganz schön, man muss eben mit dem zufrieden sein, was die Natur einem bestimmt hat.
Die ruhige Nacht muss ich ja nicht extra erwähnen. Ich war weit und breit das einzige Fahrzeug. 300 Meter entfernt stand ein kleines Hotel mit Ferienhäuschen. Dort brannte etwas Licht in der Nacht. Ansonsten nur einfach das angenehme trotz geschlossener Fenster gut hörbare, einschläfernde Branden des Atlantiks und der helle Schein des Wache haltenden Mondes.

Am nächsten Morgen stand dann doch ein WOMO mehrere Parkplätze entfernt. Ich hatte so fest geschlafen, dass ich dessen Ankunft nicht bemerkt hatte. Die frische Meeresluft gemischt mit dem Pinienduft hat mich wohl so tief schlafen lassen. An diesem Tag war für meine Beiden einfach tranquilo, wie der Spanier sagt, Ruhe angesagt. Bei mir war das ja schon seit gestern angesagt und es war mir immer noch nicht langweilig, nein ganz bestimmt nicht. Mittlerweile habe ich das Chillen wie es neudeutsch heißt ganz gut raus und fühle mich auch recht wohl dabei.

Aber trotz tranquilo und chillen haben wir alle drei das Allerwichtigste an diesem Tag nicht vergessen:
Genau heute vor einem Jahr haben wir, also ich, Sybille und Raphael uns das allererste Mal gesehen. Wir sind uns in einer Scheuer gegenübergestanden. Was für ein Tag! Er sollte mein Leben verändern, ach was, dieser Tag machte ein neues WOMO aus mir. Es verging keine Stunde und nur eine kurze Probefahrt und die Beiden fuhren mit Herrn Huber, meinem damaligen Besitzer zu ihm nach Hause den Kaufvertrag unterschreiben. Der arme Kerl hatte so schnell nicht mit einem Verkauf gerechnet und musste erst noch einen Kaufvertrag besorgen. Wie ich erfahren sollte, war ich die Krönung nach einem für meine Beiden völlig gestressten und enttäuschten Tag.
Am Tag zuvor waren sie von Heidelberg aus, wo sie Arzttermine hatten nach Rosenheim gefahren. Dort stand ein WOMO, das sie kaufen wollten. Mit der Besitzerin war alles geklärt. Sie übernachteten in einem Hotel und standen kurz vor 09.00 Uhr bei dem Händler, der den Verkauf abwickeln sollte.
Böse Überraschung!
Er teilte meinen Beiden mit, dass er das fragliche WOMO am Tag zuvor verkauft hatte und dies auch umgehend der Besitzerin mitgeteilt hatte.
So eine Sauerei.
Raphael hatte vor dem Start in Heidelberg noch mit der Dame telefoniert und sie hatte bestätigt, dass das WOMO in Rosenheim bereit stand. Laut Händler wusste sie da aber schon von dem Verkauf.
Also völlig umsonst nach Rosenheim gefahren.
Doch meine Beiden wären nicht meine Beiden, wenn ihnen nicht gleich eine Lösung eingefallen wäre. Sie schauten einfach in mobile.de nach, ob es entsprechende Fahrzeuge entlang der Route die nach Hause führte, gab.

Treffer 1, war direkt in Rosenheim. Ein älterer Herr wollte sein WOMO verkaufen und hatte es genau an diesem Vormittag erst ins Internet gestellt. Aber das WOMO war sehr heruntergekommen, so kam es nicht in Frage.
Treffer 2, war dann ich! Ich stand seit zwei Tagen im Internet, da Herr Huber da erst aus dem Urlaub gekommen war. Für Samstag hatten sich schon die ersten Interessenten angemeldet, um mich zu besichtigen. Meine Beiden erzählten Herrn Huber ihren Tagesverlauf und baten doch gleich am Freitagnachmittag auf dem nach Hause Weg bei ihm vorbeikommen zu dürfen. Ich stand ja in der Nähe von Biberach an der Riss und das wäre am Samstag eine riesige Fahrerei gewesen. Herrn Huber gefiel die Spontaneität der Beiden und um 16.00 Uhr standen sie vor mir.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Also für mich auf jeden Fall! Eine Stunde später war wie gesagt der Vertrag unterzeichnet und ich blickte sehr hoffnungsvoll in die Zukunft. Natürlich hatte ich gehört, was Sybille und Raphael mit mir damals noch namenlosen WOMO vorhatten. Gut, etwas Bauchweh hatte ich schon, aber nach drei Jahren fast nur in der Scheune stehen ist das auch nachvollziehbar, oder?

Volles Risiko
24.09.2023. Heute wollten meine Beiden die erste richtige Wanderung nach der Magen – Darm – Geschichte unternehmen.
Es ging immer an der Steilküste entlang Richtung Corme. Die Ausblicke waren grandios, aber der Weg, sehr anspruchsvoll. Es ging steil zum Teil auf Geröll bergauf und bergab. Oft nur knapp neben dem Abgrund.


Raphael musste öfter mit sich kämpfen, da er ja mit Höhenangst zu kämpfen hat, und solche steilen Abstiege direkt neben dem Abgrund so gar nicht mag. Nach 1,5 Stunden war das Ziel erreicht. Aber nun war Sybille doch mehr mitgenommen als gedacht und sie glaubte nicht, den Rückweg, der mangels Alternativen genau der Gleiche sein musste, schaffen zu können.
Aber was soll ich Dir sagen? Ich bin stolz auf die Beiden. Sie haben den Rückweg ohne Probleme gemeistert. Raphael konnte seine Phobie bezwingen und Sybille war nach dem Wandervesper wieder soweit bei Kräften, dass der Rückweg sogar in kürzere Zeit als der Hinweg zurückgelegt wurde.
Aber nicht nur ich war stolz, auch die Beiden waren es. Hatten sie doch ihre Probleme in den Griff bekommen und gemeistert, ohne beim nächsten Mal zu leichtsinnig zu werden. Das sind die beiden nicht. Wenn es wirklich zu schwer oder riskant wird, kehren sie wieder um und brechen die Wanderung ab.
Mit diesem Hochgefühl ging es dann am Abend an die Planung für die nächsten Tage. Ich muss sagen es hörte sich vielversprechend an. Immer an der Costa de Morte, der Todesküste entlang. Die Küste trägt den Namen völlig zurecht. Unzählige Schiffe sind in diesen Gewässern wegen den heimtückischen Klippen und Riffs verunglückt.
Erst 2002 ist der Öltanker Prestige hier leckgeschlagen. Eine Katastrophe hätte verhindert werden können. Es wäre möglich gewesen den Tanker in einen sicheren Hafen zu schleppen und die 77.000 Tonnen Schweröl abzupumpen. Die spanische Regierung verweigerte dieses Vorhaben jedoch aus ungeklärten Grünen und so brach der Tanker Ende November 2002 auseinander und verursachte eine riesige Katastrophe. Die Ölpest traf einen der reichsten Fischgründe Europas und ein sehr wichtiges Überwinterungsgebiet für viele europäische Meeresvögel. Die Ernteplätze der Muschelfischer waren fast komplett vernichtet und der Fischfang kam komplett zum Erliegen.
Aber das war nur ein Beispiel für die Gefährlichkeit dieser Küste zwischen dem Kap Finisterre und Malpica. Die Sicht ist hier oft schlecht und der Nordwestwind peitscht häufig mit Windstärke 8 gegen die Küste. Kurioserweise ist genau dieser Küstenabschnitt eine der meistbefahrenen Seerouten der Welt. Allein in den letzten 100 Jahren sind annähernd 150 Schiffe in diesem Gebiet untergegangen.
So ne olle Camelle oder O Aleman
25.09.2023. Der erste Teil der Überschrift ist nur ein Wortspiel, denn heute ging es nach Camelle. Direkt am Hafen wurde ich geparkt und hatte eine Premiere. Ich parkte zwar auf einem regulären Parkplatz, aber in unmittelbarer Nähe parkte, Du wirst es kaum glauben, ein Fischerboot!

Ich hatte einen genialen Ausblick auf den Hafen, den Strand und die Mole.

Auch Camelle fällt unter die Kategorie, auf den zweiten Blick äußerst interessant. Nicht nur die Freundlichkeit der Bevölkerung gefiel uns, es gab auch ein Museum der besonderen Art. Eigentlich zwei. Ein Richtiges, wie es sich für ein modernes Museum gehört. Schön aus Beton und ein zweites Freiluftmuseum direkt an der Mole. Beide beschäftigen sich mit O Aleman oder einfach nur Man.

Man war Manfred. Manfred ist doch kein spanischer Name denkst Du? Richtig! Es geht um Manfred Gnädinger geboren 1936 in Radolfszell. Er war Einsiedler und Bildhauer. Er lebte ein einfaches und sehr naturbezogenes Leben und verbrachte seine Zeit mit Gartenarbeit und dem Erschaffen von Skulpturen am Strand.


1962 kam Gnädinger nach Camelle. Zeitzeugen beschrieben ihn als gutgekleidet und sehr gebildet. Einige Jahre später baute er sich eine kleine Hütte am Strand. Die nächsten dreißig Jahre verbrachte er mit Gartenarbeit und Kunst und wurde so schnell zu einer Attraktion in Camelle. Mit seinem langen Bart und bei jedem Wetter, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, war das auch nicht verwunderlich. Er ernährte sich strikt vegetarisch, von dem was sein Garten ihm schenkte. Er schwamm zu jeder Jahreszeit im Atlantik. Die Einheimischen nannten ihn O Aleman oder eben nur Man.
Der Untergang des Öltankers Prestige 2002, ich berichtete, war auch der Untergang von Man. Viele seiner Kunstwerke am Strand, seine Hütte und sein kompletter Garten waren von der Ölpest betroffen. Ende Dezember 2002, einen Monat nach der Katastrophe fand man ihn tot in seiner Hütte. Die Einheimischen sind sich sicher, dass Man an der Trauer über die Zerstörung seines Gartens und seiner Kunstwerke gestorben ist.


Weiter geht es in zwei Wochen an der Costa de Morte und den schönsten, längsten und beliebtesten Stränden an der spanischen Atlantikküste. Den Rias bajas. Was eine Ria ist hast Du ja schon gelernt. Eine Meeresbucht die unter Umständen weit in das Landesinnere hineinreicht. Die Kombination von Ria und baja heisst, dass die Rias wunderbaren Stränden an ihrem Verlauf entlang haben. Freu Dich darauf, denn es folgen, bis wir in Vigo kurz vor der portugiesischen Grenze sind, noch einige dieser Traumstrände und ebenso viele Traumplätze, an denen ich übernachten durfte. Ich genieße die Reise mit meinen Beiden. Ich hoffe Du auch, denn dann freust Du Dich ja schon auf den nächsten Blog in zwei Wochen.
Bis dahin,
Dein Bruno
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