Zurück nach Portugal. Es gibt Menschen die einfach unglaublich sind!
09.10.2023. In A Guarda alles geregelt, ging es zurück über den Minho nach Portugal. Immer an der Küste entlang nach Viana do Castello. Auch wieder eine Flussmündung in den Atlantik. Es handelt sich um den Rio Lima, den wir ja schon bei Ponte de Lima überquert hatten. Doch kurz bevor wir die Stadt erreichten, fuhr Raphael plötzlich rechts ran. Was war denn jetzt los?
Er hatte einen Fiat Professional Händler gesehen. Ich hatte ja immer noch keinen Zweitschlüssel. Der Zweitschlüssel den Brigitte und Herbert nach Allariz geschickt hatten, war mittlerweile wieder in Freistett bei den Beiden angekommen!
Nach zehn Minuten stand fest, es gibt hier keinen Zweitschlüssel. Fiat hat Ländergruppen gebildet. Das heißt bestimmte Länder bilden eine Gruppe und innerhalb dieser Gruppe gehören die Fahrzeuge quasi zu einem Pool. Portugal ist nicht im gleichen Pool wie Deutschland. Also kann der portugiesische Fiat Händler keinen Schlüssel für ein in Deutschland verkauftes Fahrzeug bestellen. Na toll. Also weiter nach Viana do castello.
An der Mündung des Rio Lima in den Atlantik gab es einen riesigen Parkplatz. Allerdings sehr staubig mit unendlich vielen tiefen Schlaglöchern und am Schlimmsten, der Platz lag komplett in der Sonne. Es waren 32 Grad vorhergesagt. Aber um die Stadt zu erkunden war der Platz immerhin ideal, da nur fünf Gehminuten vom historischen Zentrum entfernt.
Neben dem nur mäßig entwickelten Tourismus gibt es eine riesige Weft, die auch hochseetaugliche Schiffe baut und die beiden Häfen, für Industrie und Fischerei die Haupteinnahmequellen der Stadt mit 85.000 Einwohnern.

Wie vermutet, wenig Touristen unterwegs. Die Stadt dementsprechend ohne viel Lärm. Sehr schöne Plätze, Gassen und Gebäude. Schnell waren meine Beiden sich einig, da können wir gerne zwei Tage bleiben, nur auf einem anderen Stellplatz. Aber zuvor möchte ich noch den Anfang einer fast unglaublichen Geschichte erzählen:
Raphael sah in der Altstadt eine Ferreteria, eine Eisenwaren und Haushaltswarenhandlung. Dort wurden auch Schlüssel nachgemacht. Also nichts wie rein. Schnell war klar, hier werden nur Haustürschlüssel aber keine Fahrzeugschlüssel nachgemacht. Schade. Ein Kunde, der hinter Raphael stand, bot sich an, ihm einen anderen Schlüsseldienst zu zeigen. Der Herr führte meine Beiden zum nächsten Schlüsseldienst ungefähr 5 Minuten entfernt. Er selbst hatte seinen Einkauf in der Ferreteria noch nicht erledigt.


Aber leider dort, die gleiche Auskunft. Nur Hausschlüssel. Der Herr, nennen wir ihn Jose, bot sich an mit meinen Beiden einen dritten Schlüsseldienst aufzusuchen. Es wäre nicht weit! Nach gut 10 Minuten und einem Spaziergang durch die gesamte Altstadt kamen wir in einem riesigen Einkaufszentrum, direkt am Bahnhof an. Dort ging es über mehrere Rolltreppen und Stockwerke zum dritten Schlüsseldienst. Auch wieder die gleiche Auskunft. Doch Jose gab nicht nach und klopfte den Besitzer regelrecht so lange weich, bis er anscheinend zustimmte, am nächsten Morgen gleich zu Beginn der Arbeitszeit meinen Schlüssel nachzumachen. Allerdings sollten wir vor dem Einkaufszentrum parken, da der Mann vom Schlüsseldienst den Beiden wohl nicht traute, dass es sich bei mir wirklich um ihr Fahrzeug handelte.
Das war zumindest das, was mittels Übersetzer, aufgrund der immensen Sprachbarriere beim Portugiesisch, bei meinen Beiden ankam.
Es wurde zwischen ihnen und Jose vereinbart am nächsten Morgen Punkt 09.00 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum zu sein. Er wolle als Dolmetscher gerne wieder zur Verfügung stehen.
So langsam konnten die Beiden ihr Glück nicht mehr fassen. Der Mann hatte auf seinen Einkauf verzichtet, war mit ihnen über eine halbe Stunde durch ganz Viana do Castello gegangen, hatte sich mit dem Besitzer des Schlüsseldienstes regelrecht angelegt und nun wollte er am kommenden Tag nochmals für sie da sein. Unglaublich!
Den Rest des Tages verbrachte wir dann nur zweihundert Meter vom ersten Stellplatz entfernt am Strand im Schatten hoher Bäume an einer gepflasterten Straße. Allerdings gut befahren und deshalb für die Nacht nicht geeignet. Aber immerhin schön schattig. Am Abend dann noch einmal etwa 400 Meter weiter, direkt an den Strand zu weiteren WOMOS umgezogen und prima geschlafen.

Meine Beiden verbrachten während ich schön im Schatten relaxte, den Nachmittag am Strand und beobachteten dort auch den Sonnenuntergang.
Jetzt wird es langsam unheimlich
10.10.2023. Punkt 09.00 Uhr trafen wir uns alle am vereinbarten Treffpunkt. Meine Beiden wunderten sich über die Uhrzeit, da sie gesehen hatten, dass das Einkaufszentrum erst um 10.00 Uhr seine Pforten öffnet. Hatten sie etwas falsch verstanden?
Nein, Jose tauchte pünktlich auf, freute sich sie zu sehen und erklärte ihnen nach der Begrüßung folgendes:
Der Besitzer des Schlüsseldienstes wird für mich keinen neuen Schlüssel machen. Das habe er nicht sagen wollen, um meine Beiden nicht zu verunsichern. Er hole jetzt sein Auto und dann sollen wir hinter ihm her fahren nach Neves, wo es einen auf Autoschlüssel spezialisierten Shop gebe. Allerdings wussten wir da noch nicht, dass dieser Ort gute 25 Kilometer entfernt war.
Jose hatte wirklich eine Eselsgeduld mit meinen Beiden. Sie konnten zwar alles übersetzen, doch Jose konnte mit einem Handy nicht umgehen. Daher war die Verständigung sehr langwierig. Zumal die Übersetzung per Spracherkennung nicht funktionierte. Portugiesisch war wohl zu komplex. So musste Raphael mehr erraten als verstehen, was Jose sagte.
Der Laden in Neves war wirklich komplett auf Autoschlüssel spezialisiert. Jose erklärte dem Inhaber kurz die Situation. Der Shop Besitzer kam zu mir, hielt ein Messgerät neben mein Zündschloss und ging zurück in seinen Laden. Dort programmierte er eine winzige CNC Fräsbank, die in weniger als fünf Minuten meinen Ersatzschlüssel fräste. Der wurde getestet und das war es dann!
Verrückt!

Jose, übrigens jenseits der 75, freute sich wie ein kleines Kind uns geholfen zu haben und lehnte kategorisch jedes Dankeschön, jede Bezahlung oder auch jede Einladung ab. Das Einzige was die Beiden von Jose erfahren haben war, daß er als junger Mann für Portugal, in Angola gekämpft hat. Er zeigte eine Plakette, auf der er als Soldat zu sehen war. Die Jahre, die er im Krieg dort verbrachte, müssen eine traumatische Erfahrung für ihn gewesen sein, da er nicht mehr darüber erzählen wollte..
Meine Beiden hatten ein kleines Dankschreiben aufgesetzt, weil sie das schon geahnt hatten. Selbst das wollte er nicht annehmen, da er im Umschlag Geld vermutete.
Er verabschiedete sich und wünschte uns Dreien eine gute Weiterfahrt und viel Glück.
Gibt es solche Menschen wirklich noch? Er hat für uns gute drei Stunden Zeit aufgewendet, ist über 50 Kilometer gefahren und freut sich einfach, geholfen zu haben.
Ja, solche Menschen gibt es noch!
Es tat unendlich gut, so etwas zu wissen und erfahren zu haben.
Umso mehr freuten sich meine Beiden am Sonntag zuvor in A Guarda, Georg kennengelernt und bewirtet zu haben. Das war im Vorhinein ohne es zu wissen, das kleine Gegenstück zu dem Herrn aus Viana do Castello.
Am Sonntag stand plötzlich ein junger Mann mit Fahrrad vor Raphael, der am Picknicktisch unter der Platane an meinem Blog schrieb.
„Moin, geht heute noch eine Fähre nach Portugal?“ Wollte er wissen.
Raphael verneinte, da die Fähre außer Betrieb war. So kamen sie ins Gespräch. Georg war seit neun Wochen mit dem Fahrrad und dem Zelt unterwegs, von Hamburg an die Algarve.
Kurzerhand luden Raphael und Sybille ihn zum gerade fertig gewordenen Mittagessen und auf ein Bier ein. Die angeregte Unterhaltung tat allen dreien gut. Nach zwei Stunden konnte dann Georg doch noch mit dem Taxi de Mar, einem Taxi Boot samt Fahrrad nach Portugal übersetzen.
Zurück zum Schlüsselshop. Da wir ja nun ein ganzes Stück von Viana do Castello entfernt waren, beschlossen wir diese schöne Stadt im Winter öfter zu besuchen und nicht noch einmal zurückzufahren. Von A Guarda, unserem Winter Domizil sind es auf der Autobahn gerade mal 30 Minuten. Ein Katzensprung. Also ging es weiter in die Nähe von Braga. Braga war mit seinen fast 200.000 Einwohnern nicht unser Ziel, sondern die Wallfahrtskirche hoch über der Stadt.
Das Santuario do Sameiro, die Wallfahrt zur Jungfrau Maria in Sameiro.
Dort wollten wir die Nacht verbringen. Laut park4night gibt es dort zwar viele Parkmöglichkeiten, aber nur eine die von der GNR toleriert wird. Dort stand ich unter Korkeichen bis zum nächsten Tag, völlig alleine.

Die GNR kontrolliert in Portugal unter anderem alle Parkplätze, und damit auch alle WOMO Fahrer, die nicht auf Campingplätze gehen. Offiziell darf man in Portugal nur auf offiziellen Parkplätzen maximal 48 Stunden stehen. Offizielle Parkplätze sind Parkflächen die als P gekennzeichnet sind, oder deren Stellflächen weiss markiert sind. Die 48 Stunden beziehen sich auf eine Gemeinde incl. aller Eingemeindungen. Die GNR fährt die Gegend ab, fotografiert alle WOMO Kennzeichen und wer nach 48 Stunden noch steht, kann ein Bußgeld bis 600,- € (sofort zahlbar!) kassieren. In der Regel beim ersten Verstoß gibt es meist eine mündliche Verwarnung. Es sei denn, man steht in einem Naturschutzgebiet oder ist uneinsichtig.
Je weiter nördlich man in Portugal sich befindet, umso weniger streng genommen wird das alles. Aber ich stand ja hier nun völlig safe! Diese gesetzliche Regelung wurde vor allem wegen den Verhältnissen der letzten Jahre an der Algarve geschaffen. Aber da waren wir ja noch weit entfernt.

Das Santuario do Sameiro wurde vor einiger Zeit vom damaligen Papst Johannes Paul II besucht. Es ist ein riesiges Gelände mit Parkmöglichkeiten, die die schon erwähnten, von Louis bei Ponte de Lima wie einen Kinderspielplatz aussehen lassen.


Das Marienheiligtum wirkt sehr überdimensioniert, erinnert stark an den Petersdom und Petersplatz in Rom. Dennoch wunderschön. Und erst der Sonnenuntergang von der riesigen Freitreppe aus beobachtet, mit dem Meer ganz weit hinten!
Braga, eine der größten Städte Portugals, lag weit unten in der Ebene. Wunderschön anzusehen. Es leuchtete und funkelte überall in der Stadt. Von den diversen Lichtern, die eine Stadt am Abend erhellen. Besonders hervorzuheben sind die unendlich vielen orange leuchtenden Straßenlaternen.


Aber genauso schön waren die Flutlichtanlagen. Ja Flutlichtanlagen. Ich habe ja schon öfter darüber berichtet, dass viele Spanier, gerne und viel Sport treiben. So hat natürlich eine 200.000 Einwohner Stadt wie Braga nicht nur eine Area desportivo wie es hier heißt, sondern wohl mehrere Dutzend.

Unter dem Schutz der GNR, die gerade mal 100 Meter entfernt ihre Niederlassung hatte, war die Nacht sehr ruhig, nur etwas warm. Es hatte morgens um 06.00 Uhr Portugalzeit, noch 21,2 Grad draußen und satte 23,7 Grad drinnen, trotz intensiver Lüftung und offener Fenster in der Nacht.
Guimaraes
11.10.2023. Wer kennt schon Guimaraes? Und dass sie die erste Hauptstadt Portugals war? Wer weiß daß Guimaraes als Wiege der Nation Portugal gilt? Wer weiß, dass diese Stadt wunderschön ist und satte 160.000 Einwohner hat. Wer weiß, dass diese Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe zählt?
Wer das alles weiß?
Na Du natürlich, weil ich es Dir berichten werde!


Guimaraes hat, wundert es Dich, auch, ein Sanctuario, ein Heiligtum. Zu diesem führt sogar eine Standseilbahn mit kleinen Kabinen hinauf. Genau an der Talstation ist der offizielle WOMO Stellplatz. Allerdings wieder einmal sehr lieblos, staubig vollsonnig und in keiner Weise ansprechend. Aber ich stand dennoch super! 50 Meter entfernt waren einige kleine gepflasterte halbschattige Parkbuchten, wo ein leicht zu übersehendes Schild stand, das besagte, dass dort auch Wohnmobile für maximal 48 Stunden stehen dürfen. Ich war und blieb das einzige WOMO dort. Alle anderen folgten wie üblich dem schon beschriebenen Herdentrieb unter den WOMO Fahrern, auf den staubigen, sonnigen Platz. Ich versteh dieses Verhalten immer noch nicht.
Zurück zu Guimaraes. Eine wirklich schöne Altstadt mit vielen Gässchen und tollen Ensembles von alten Häusern.

Gegen Abend, nachdem die Hitze so langsam nachließ brachen die Beiden zum zweiten Erkundungsgang dieses Tages auf. Ziel waren noch einige Gassen in der Altstadt, für die es gegen Mittag schon zu heiß geworden war und der Herzogs Palast in einem schönen Park auf einer kleinen Anhöhe.


Sicherlich wirst Du auch schnell feststellen, dass der Herzogs Palast eher nach schottischem Hochland als nach sonnigem Portugal aussieht. Oder was meinst Du? Stell Dir dicke Nebelschwaden, Nieselregen und Dämmerung vor und dann die Bilder von diesem Palast dazu. Nur die überall im Park verteilten Olivenbäume und Korkeichen stören diesen nordeuropäischen Eindruck.

In diesem Park liegt auch die Kapelle San Miguel de castelo aus dem 11. Jahrhundert.

Die Nacht war leider sehr unruhig, da sehr viele Autos bis spät in die Nacht in das hinter meinem Parkplatz liegende Wohngebiet fuhren. Da es sich, wie so oft in Portugal um eine Straße aus Kopfsteinpflaster handelte war leises Vorbeifahren unmöglich.
Aber jetzt trieb es uns gewaltig weiter, wir wollten wieder schöne Strände und den Atlantik erleben.
Es ging um Porto herum nach Torreira. Porto sparen wir uns für die 5 monatige Winterpause auf. Da ist es sicher ruhiger und von A Guarda aus keine 1,5 Stunden Autobahnfahrt.
Torreira, ein altes Fischerdorf
12.10.2023. Alt vielleicht, Fischer kaum, aber dafür eine Touristenhochburg und wie! Torreira liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Atlantik und der Ria de Aveiro. Es wird noch traditioneller Fischfang mit schönen bunten Holzbooten betrieben.

Diese werden mit großen Traktoren samt Fang an den Strand gezogen. Ein Teil des Fanges wird direkt an die Bevölkerung am Strand, quasi frisch aus dem Netz verkauft. Für die Möwen ein Riesen Spektakel.

Der Ort selbst, war für meine Beiden eher eine Enttäuschung. Keine alten Häuser, kein echtes Zentrum. Nur sehr viele Restaurants, von denen schon viele geschlossen hatten und noch viel mehr leerstehende Wohnungen, Häuser und ganze Blocks. Natürlich nur in der kurzen Saison bevölkert. Schade.
Immerhin stand ich schön ruhig direkt neben einem Picknickplatz für Kinder. Ja die Picknickbänke und Tische waren selbst für Sybille etwas klein. Bei unserer Ankunft war auch gerade eine Gruppe von zehn Kindergartenkindern dort und hielt Mittagschlaf.
Mehr gibt es zu Torreira leider nicht zu erzählen, außer dass der Sandstrand endlos war.


Meine Beiden lieben mehr die wilden und felsenreichere Strände, an denen nicht eine Bar an die andere gereiht auf Gäste lauert.
Großreinemachen
13.10.2023. Weiter ging es nach Figueira da Foz. Dort gab es einen schön gelegenen terrassierten Campingplatz, der für portugiesische Verhältnisse sehr günstig war. 10 Gehminuten vom Strand und der Altstadt entfernt.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Stadt in Portugal als mondänes Seebad bekannt und verfügt gleich über mehrere lange Sandstrände.
Allerdings nicht über eine sehenswerte Altstadt. Dafür über eine Skyline mit vielen, für uns zu vielen, Hochhäusern. Da die 10 Gehminuten zu Strand und in Stadt, sich als satte 40 Minuten herausgestellt hatten, blieben wir alle auf dem gemütlichen Camping. Zum Glück war es eher bewölkt. Denn schattenspendende Bäume gab es nur wenige. Mehr als 80 % der vorhandenen sehr hohen und alten Pinien sind vor ein paar Jahren einem verheerenden Sturm zum Opfer gefallen.
Also wurde bei Bruno gründlich gesaugt ( der Grund für den Campingaufenthalt, der Strom ) und alles wieder auf Vordermann gebracht. Wie immer eine Wohltat, was auch noch Spass bereitet.
Wie ich schon berichtet habe, ist die Situation in Portugal um freizustehen zu können etwas angespannt. Deshalb haben viele der Campingplätze ganzjährig geöffnet. Der Staat fordert mit seiner erwähnten gesetzlichen Regelung zum Freistehen ja geradezu auf, die Campingplätze offen zu halten. Dazu kommt noch, dass es im Gegensatz zu Spanien fast keine Möglichkeiten gibt, an Frischwasser zu kommen außerhalb der Campingplätze. Dies lassen sich die meisten auch fürstlich bezahlen.
Eine Nacht für uns und Strom, kann da schon mal 40,- € oder gerne auch mehr kosten. Jetzt Mitte Oktober, in der Nachsaison auf einem zwei Sterne Platz! Wir haben auch schon Campingplätze gesehen die für 25,- € für auf der Durchreise befindliche WOMOS einen sogenannten Spezialtarif anbieten. Von 20.00 Uhr abends bis 08.00 Uhr morgens, ohne Strom, denn der geht dann extra!
Da waren die 15,50 € auf dem Camping municipal in Figueira da Foz ja schon unglaublich günstig. Dazu noch großzügige Stellplätze, gratis Strom und freie Platzwahl.

Kreativ sind die Betreiber auch noch wie Du sehen kannst.
Es waren jetzt noch zwei Wochen bis zum Beginn der Winterpause in A Guarda. Also, wie sollte es weitergehen?
Das Dourotal wäre sehr interessant gewesen, wäre nicht das Wetter zunehmend regnerischer geworden, was die Fahrt durch ein beeindruckendes Tal und Weinanbaugebiet nicht gerade traumhaft macht. Zudem ist dort gerade die Weinlese beendet und es wimmelt nur so von Weintouristen.
Also verschieben wir das ins Frühjahr. Auch hier gilt, es liegt ja kaum 1,5 Stunden Fahrt von A Guarda entfernt.
Du merkst A Guarda wurde mit Bedacht gewählt.
Die flachen Sandstrände waren ja nun doch nicht unser Favorit, die Touristenhochburgen auch nicht. Also beschlossen wir ganz langsam und gemütlich nach Viana do castelo zurückzufahren und die Küste bis A Guarda in vollen Zügen zu genießen. Viana do castelo konnten wir ja noch gar nicht richtig entdecken, da Jose mit meinen Beiden auf der Schlüsselsuche ja einmal im Schnelldurgang die Stadt passierte. Genießen oder wirklich was dort anschauen, konnten die Beiden in der kurzen Zeit nicht. Dafür war das mit dem Schlüssel wichtiger.
Aufgrund der Entfernung planten wir einen Zwischenstopp zur Übernachtung in Apulia einem angeblich (Du merkst ich werde vorsichtiger) schönen alten Fischerdorf.
Apulia
14.10.2023. Zum Glück habe ich vorsichtig formuliert. Denn es gibt nur einen Kommentar, der da lautet:
Vergiss es!
Apulia hat eine wunderschöne Kirche mit einem noch schöneren Parkplatz mit Olivenbäumen dahinter. Der Ort selbst und erst recht die Uferpromenade am Fischereihafen, oje. Vergammelt, direkt an der Promenade abrissreife Ruinen, die Promenade vermüllt und lieblos.
Die Nacht auf dem Kirchplatz war wunderbar ruhig.


Namenlos
14.10.2023. Von Apulia ging es weiter in ein kleines Dorf, das einen SB Waschsalon aufzuweisen hatte. Dort entdeckten wir auf einer Anhöhe einen schön gelegenen terrassierten Parkplatz mit einer großen Freizeitanlage. In der Nähe, ein geschlossenes Restaurant. Wir beschlossen der Lage wegen zu bleiben. Kurz nach 20.00 Uhr drehte Raphael meinen Zündschlüssel auf Start und es ging weiter.
Das Restaurant war nicht geschlossen und die ganze Straße vor mir, war zugeparkt. Aus Erfahrung wussten wir schon, was zwischen 22.00 Uhr und 23.30 Uhr auf uns wartete! Die Restaurantgäste, die sich laut unterhaltend zu ihren Fahrzeugen begaben, dort noch weiterplauschten und irgendwann nach 10 bis 30 Minuten davon fuhren. Zusätzlich war oben aus der Freizeitanlage laute, sehr bass lastige Musik, lautes Gejohle und Gelächter zu hören. Auch da hatten wir eine zwar lebhafte aber unschöne Vorstellung, was in der Nacht daraus werden würde.
Um diese Uhrzeit, es war in Portugal wegen der Zeitverschiebung schon dunkel einen anderen Stellplatz suchen, keine gute Idee! Also park4night ansehen. Weit und breit gab es nur einen Vorschlag. Bei einem großen Supermarkt, einem Intermarche, gab es eine Ver- und Entsorgung mit angegliedertem Stellplatz. Mitten im Industriegebiet und direkt neben der Laderampe. O.K. kein Traum, aber besser als das erwartete Szenario bei der Freizeitanlage und am Sonntag würde die Laderampe ja kaum benutzt werden.
Der Platz war, was er war. Ein Ver- und Entsorgungsplatz mit ein paar markierten Stellplätzen. Immerhin hell erleuchtet und wieder Erwarten ruhig. Ruhig bis 4.15 Uhr morgens! Der LKW Verkehr bei der Laderampe des Intermarche begann! Uns war nicht bewusst, dass in Portugal alle großen Supermärkte und viel kleinere Geschäfte am Sonntag, wie an einem Wochentag geöffnet haben!
MERDE!
Viana do Costello
16.10.2023. Die Beiden hatten sich schon Pläne gemacht, welche Sehenswürdigkeiten und Wanderungen sie in den kommenden Tagen in Viana do Castello unternehmen wollten. Aber da gab es ein Problem! Das Wetter.
Laut verschiedenen Vorhersagen sollte das Wetter kippen. Ab Mitte der Woche, Sturm mit über 50 Kilometer Geschwindigkeit, Regen über Regen und vor allem Temperaturen die tagsüber auf unter 15 Grad und nachts auf unter 8 Grad fallen sollten.

Da kann ich schon wieder nur eines sagen:
MERDE!
Bei diesen Aussichten ist es bei Chez Bruno ungemütlich. Für Nachttemperaturen unter 10 Grad bin ich nicht wirklich gut isoliert. Wind hasse ich sowieso und bei Dauerregen können die Beiden auch nicht raus. Zudem wäre sehr viel heizen angesagt.
Was nun?
Die Beiden schrieben Lidia und Miguel ein Email und erläuterten die Situation mit der Bitte, 10 Tage früher die Wohnung mieten zu können, denn das miese ungünstige Wetter sollte bis Ende Oktober, dem offiziellen Mietbeginn anhalten.
Aufgrund eines Übersetzungsfehlers kam bei Lidia aber eine andere Botschaft an und sie schrieb zurück, dass sie starke Vorbehalte hat und sich wieder melden würde. Wie bitte?
Also nochmal ein Email geschrieben, die Situation erneut erklärt und gespannt auf die Antwort gewartet, die dann am Nachmittag, da war ich schon auf dem Stellplatz in Viana do costelo, kam.
Wir sollen uns keine Sorgen machen, selbstverständlich können wir ab 18.10.2023 in die Wohnung und der Übersetzer hat wohl irgendetwas falsch gemacht.
Puh, stell Dir vor, was für eine Erleichterung bei meinen Beiden zu spüren war! Sie hatten kurzfristig ja schon befürchtet Lidia würde einen kompletten Rückzieher machen und sie stünden nun ohne Wohnung da. Aber nun war ja alles gut, Gott sei Dank!
Was für ein Zufall, gerade heute Morgen haben die Beiden in ihrem grünen Buch, das sie jeden Tag begleitet folgendes gelesen:
„„BETRACHTUNG FÜR HEUTE
Ich würde gerne einen Moment über den Wechsel der Jahreszeiten nachdenken. Der Winter gibt mir die Möglichkeit, die Dinge für eine Weile ruhen zu lassen, vielleicht auch meinen Geist. Ich kann unmöglich die ganze Zeit wachsen. Möglicherweise stellt sich, wenn ich innehalte und gelegentlich im „Winterschlaf meiner Seele“ still verharre – was mir sehr schwer fällt – das Wachstum im „Frühlingserwachen meiner Seele„ wieder von selbst sein. Vielleicht wird mein Wachstum dann umfassender und gefestigter sein.
MEDITATION FÜR HEUTE
Weil es mir schwer fällt zu ruhen, langsamer zu werden oder zu meditieren, hilf mir, dass ich mir die Freiheit dazu nehme.
HEUTE DENKE ICH DARAN
Fortschritt ist nicht immer eine Schnellstraße. Ich denke daran, anzuhalten, den „Motor abzustellen“ und meinem Geist Ruhe zu gönnen.““
Ich finde besser könnte man die ruhigere Zeit, die uns bevorsteht kaum in Worte fassen.
Mein Motor ruht.
Die Beiden kommen zur Ruhe, können alles noch einmal reflektieren.
Wir können alle drei neue Kräfte sammeln, und uns auf die neuen Erlebnisse und Abenteuer im Frühjahr freuen.
Auf in das Winterdomizil
17.10.2023. Früh ging es, nach einer von schon starkem Wind und heftigem Regen unruhigen Nacht, nach A Guarda.
Da der Wind immer stärker zu spüren war, vor allem auf den vielen Brücken die ich überqueren musste, waren wir froh gegen 10.30 Uhr in der Nähe von A Guarda auf dem Parkplatz beim Hotel, den wir vor zwei Wochen schon benutzt hatten angekommen zu sein.
Der Wind blies, trotz dem Stellplatz hinter der Düne und der vielen Pinien, sehr heftig und ich wackelte dementsprechend. Zum Glück hatte Sybille die Idee ein paar Plätze weiter zu rollen, um zu testen ob es dort besser wäre. Es war besser! Der Wind war zwar immer noch sehr deutlich zu hören, aber kaum noch zu spüren. Es fielen auch keine kleinen Äste und Pinienzapfen herunter, und zum Teil auf mich. Das hörte sich jedes Mal an, als ob ein Felsklotz auf mich draufdonnern würde.

Also eine weitere eher unruhige Regen und Sturmnacht verbracht, aber das Ziel war ja zum Greifen nah. Es war uns nun allen Dreien sonnenklar, dass es die einzige Richtige und die Beste Entscheidung gewesen war, die Wohnung jetzt schon zu mieten. So wäre es auf jeden Fall, keine weiteren 10 Tage weitergegangen!
Die Rettung
18.10.2023. Punkt 10.00 Uhr, wie vereinbart öffnete Miguel die Eingangstür. Die Beiden bedankten sich für das Entgegenkommen und 20 Minuten später verliess Miguel die Wohnung mit unterzeichnetem Mietvertrag.
Die Zwei waren überglücklich. Zumal die Wettervorhersagen sich mittlerweile verändert hatten. Aber nicht zum Positiven! Nun waren Winde bis weit über 80 Kilometer vorhergesagt, es bestand die Möglichkeit von Überschwemmungen und starken Gewittern.
Mon Dieu!
Sybille und Raphael hatten ein festes Dach über dem Kopf. Ich stand safe auf einem großen öffentlichen Parkplatz, keine hundert Meter entfernt, direkt hinter einer Mauer, die mir gegen den Wind Schutz bot. Der Regen machte mir ja nichts aus. Ich wusste ja sicher, dass ich dicht war.
Die kommenden drei Tage bekam ich mehrfach Besuch von den Beiden. Die wichtigsten Kleidungsstücke, Toilettenartikel und Lebensmittel mussten ja in die Wohnung. Für 5,5 Monate kann ja nicht alles bei mir bleiben und die Beiden müssten permanent zu mir laufen, um irgendetwas zu holen.
Sobald das Wetter besser wird, werden wir immer wieder Tagesausflüge unternehmen. Wenn das Wetter nicht mitspielt, werde ich auf jeden Fall einmal die Woche die Beiden zum Einkaufen fahren und eine Spazierfahrt machen um meine Batterien bei Laune zu halten.

Und jetzt?
Was bedeutet das jetzt für Dich?
Für Dich und Dein Interesse an unserer Reise hat das Winterdomizil keine Konsequenzen.
Wir werden weiterhin einiges unternehmen und erleben. Du wirst darüber, wie gewohnt mehr oder weniger launig informiert. Sollte es Phasen geben in denen es wenig zu berichten gibt, keine Sorge!
Wir haben schon Material für Splitt 3 und 4 gesammelt. Es gibt noch viel Kurioses zu erzählen, auch mit passenden oft erstaunlichen Bildern. Daneben gibt es noch viele Erlebnisse, die wir Dir noch gar nicht berichtet haben. Sowohl schriftlich wie auch bildlich.
Du kannst Dich also weiterhin freuen und uns auf allem was da noch kommen mag, begleiten. So manche Ziele und Vorhaben habe ich ja schon angedeutet, oder zwischen den Zeilen erwähnt.

In diesem Sinne sehen wir uns in zwei Wochen, in alter Manier wieder.
Bis dahin
Hasta luego
Dein BRUNO
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