Schwein gehabt
02.04.2023. Eigentlich sollte die Fahrt in Yesa am gleichnamigen Stausee enden. Allerdings ist Yesa mit unter 200 Einwohnern nicht gerade eine Weltstadt, zum anderen war der angepeilte Stellplatz bei einer Ermita mit Restaurant in den Felsen über Yesa indiskutabel. Es ging dabei nicht um den Platz selbst. Es stürmte heftig und der Platz lag auf über 600 Meter Höhe. Schlimm war, dass die von weitem sichtbare Schneefallgrenze knapp oberhalb der Ermita verlief. Das wollten wir dann doch nicht haben.
Kurz entschlossen wurde ich vollgetankt und es war klar die Fahrt geht direkt durch in Richtung San Sebastian, beziehungsweise Donastia wie die Basken zu dieser Stadt sagen.
Die Bedingungen der Fahrt waren eklig, kalt, windig und es war schade, dass dadurch viele tolle Aussichten in den Bergen nicht sichtbar waren. An Pamplona vorbei, wo uns wegen einiger internationaler Festivals über Ostern definitiv zu viel losgewesen wäre fuhren wir bis Tolosa.
Tolosa machte auf den Fotos im Internet einen tollen Eindruck und liegt etwa 30 Kilometer vor San Sebastian an einem Fluss. Alle von Sybille und Raphael ausgesuchten Stellplätze waren entweder voll, in einer gruseligen Gegend oder einfach unterirdisch.
Letzen Endes landeten wir genau auf so einem. Nahe der Stadt am Fluss, sehr voll geparkt. Zum Teil standen Schrottautos dort, es war viel Müll und viele Scherben zu sehen, was uns allen nicht sehr gefiel. Sybille machte Pause und Raphael erkundete zu Fuß in Hoffnung auf einen besseren Platz die Gegend.
Ruhige Wohngegenden, schönes Städtchen. Da in den Hügeln gelegen gab es überall Rolltreppen, damit man sich beim Einkaufen oder Spazierengehen nicht zu sehr anstrengen muss. Allerdings war weit und breit nichts Ansprechendes zum Übernachten zu finden. Wir waren alle drei mächtig frustriert.

Da die Fahrt bis Tolosa vom Wetter diktiert war, war die Fahrtzeit an diesem Tag auch wieder annähernd 5 Stunden, bei starkem Wind und zum Teil heftigem Regen. Wir waren einfach fertig. Die letzten Tage der Irrfahrt steckten den beiden auch noch in den Knochen und mir in der Lenkung und den Stoßdämpfern.
In einer wahren Verzweiflungstat beschlossen wir an San Sebastian vorbei ein Stück abwärts an der Atlantikküste zu fahren. Wir hatten die Hoffnung dort etwas Ruhiges für die Nacht zu finden. Weit genug entfernt von San Sebastian. Es gibt in den diversen Apps und auch im Internet viele Hinweise darauf, dass in San Sebastian sehr oft und gerne WOMOS aufgebrochen werden. Völlig unabhängig wo die Fahrzeuge geparkt werden. Das wollten wir uns dann doch nicht antun.
Sybille und Raphael brauchten nach den letzten Tagen, die doch anstrengender waren als gedacht dringend eine ruhige Verschnaufpause. Südwärts an der Küste entlang fanden wir zwar einige Stellplätze zum Teil direkt am Atlantik aber entweder völlig überfüllt, direkt an der Küstenstraße oder nur bis 21.00 Uhr für WOMOs genehmigt. park4night schlug oberhalb von Zumaia ein kleines Dorf mit Kirche vor, wo man angeblich ruhig stehen konnte. Buchstäblich unsere allerletzte Hoffnung. Die beiden gingen schon auf dem Zahnfleisch und ich hatte das Gefühl auf den Felgen zu rollen. Es reichte schlicht und einfach.
Was soll ich sagen. Hoch über dem Atlantik mit tollem Blick auf die Gegend, die Mäander des Flusses Urola und auf Zumaia war der Platz bei der Kirche und ein paar wenigen Häusern genau nach unserem Bedürfnis. Endlich Ruhe und Frieden!
Die Kirchturmuhr schlug jede Viertelstunde, die volle Stunde schlug sie mit drei Minuten Zeitverzögerung immer zweimal und das mit einer Glocke die wie ein Blecheimer klang. Völlig unerheblich, wir waren am Atlantik angekommen und gut so.


Kurios war aber nicht nur die Kirchturmuhr und die Glocke sondern auch unser Nachbar. Direkt um die Ecke war ein im Freien lebendes Hausschwein unser Nachbar.

Neben der Kirche gab es ein Freiluftpissoir mit funktionierender Spülung, zu dem man von den Wohnhäusern blicken konnte und einem sehr kuriosen Anbau an die alte Kirche. Der Anbau sah aus wie eine Squash Halle. Aber was hatte das neben einer altehrwürdigen Kirche zu suchen. Die Lösung sollten wir bald erfahren.
Camping Zumaia
03.04.2023. Von dem Platz aus konnten wir auf der anderen Seite des Tales einen schönen Campingplatz sehen. Da Wäsche machen nötig war und die Anwohner uns immer sehr argwöhnisch beobachteten beschlossen wir auch um einfach in Ruhe alles nötige zu erledigen und endlich am Atlantik anzukommen dort einen Tag einzuchecken.
Das war eine sehr gute Idee, die uns allen dreien gut tat. Den beiden gab es Ruhe, sie konnten Ver- und Entsorgung erledigen. ebenso die Wäsche und es waren kaum 15 Gehminuten nach Zumaia. Mir tat es gut mal wieder unter anderen WOMOs zu stehen und auch den tollen Ausblick von den Terrassen des Platzes zu genießen während meine Reifen sich vom satten Rasen verwöhnen ließen.
Nach der ersten Erkundung waren meine beiden sehr angetan von Zumaia. Zumaia hat unter 20.000 Einwohner, liegt an der Mündung des Urola in den Atlantik und in einem Geopark der UNESCO. Solche Felsformationen wie in Zumaia gibt es nur wenige Male weltweit. Man nennt sie FLYSCH und sie erzählen vieles aus den vergangenen 100 Millionen Jahren der Erdgeschichte.



Die Flysch und die Buchten in Zumaia sind berühmt. Unter anderem wurden viele Szenen für die Erfolgsserie Games of Thrones hier abgedreht. Beeindruckend ist auch das Spiel von Ebbe und Flut. Der Urola fällt fast komplett trocken, wenn Ebbe ist. Dann kann man auf dem Flussgrund sogar Reste von Holzschiffen entdecken. Bei Flut wird intensiv mit Ruderbooten für hier stattfindende Wettbewerbe trainiert. Zumaia besitzt einen der letzten Häfen mit einer Werft die auch hochseetaugliche Schiffe reparieren kann.

Der Jakobsweg führt hier durch und die Altstadt um die festungsartige Stadtkirche in der Mitte ist liebenswert und natürlich auch sehenswert. Was uns allen dreien aber schon auf der Fahrt hierher aufgefallen war, war dass die Basken noch mehr auf ihre Identität bedacht sind als die Katalanen. Jetzt hatten die beiden gerade die wichtigsten Redewendungen in Katalan gelernt, da spanisch oft nicht verstanden werden wollte. Jetzt war es aber weit schlimmer:
In Katalanien war jedes Schild mit Spanisch untertitelt. Hier nicht. Und die Wörter sind zum Teil unaussprechlich. Die Menschen in Zumaia sind stolz darauf die baskische Sprache zu sprechen. Tapas heißen hier Pintxos. Typische Ortsnamen sind Azkoitia, Aizarnazabal, Arroa goikoa, Elorriaga, Matxinbenta, Elantxobe, Ibarrangelua oder auch Xoxot. Alles klar, was Du hast diese Namen noch nie gehört und weißt schon gar nicht wie man sie auch nur ansatzweise richtig ausspricht? Mach Dir nichts draus. Wer hier nicht aufgewachsen ist, kann das Euskera, wie die hiesige Sprache heißt wohl nicht sehr schnell verstehen oder gar erlernen. Kurios ist, dass bis heute nicht wirklich geklärt wo die Euskera herkommt, beziehungsweise von welchen Völkern sie gesprochen wurde.
An der Promenade von Zumaia
04.04.2023. Die Zeit auf dem Camping Zumaia war abgelaufen. Etwas weiter unten näher zur Stadt war eine lange Promenade am Urola entlang. Dort hatten wir von der Kapelle aus schon viele WOMO stehen sehen. Die oficina de turismo bestätigte uns, dass die Polizei kein Problem damit habe, wenn man dort auch länger parkt und übernachtet. Es wird bei den regelmäßigen Streifenfahrten nur streng darauf geachtet, dass kein Campingverhalten gezeigt wird. Ein schöner Platz an einer Kirschlorbeerhecke direkt am Rad- und Spazierweg, der wie eine Promenade angelegt war am Urola war schnell gefunden. Die erste Nacht war ruhiger als auf dem Camping, was will man mehr!
Nachmittags und abends wurde die Stadt unsicher gemacht und Pläne geschmiedet, was es alles zu entdecken und zu erwandern gäbe. Für den Anfang ging es an die Mündung des Urola in den Atlantik.


05.04.2023. Früh ging es auf den GR 121 der von Zumaia nach Deba durch den UNESCO Geopark als Küstenwanderweg führt.




Tolle Ausblicke, steile Anstiege und eine Dauer von vollen 4,5 Stunden. Danach mit dem Zug von Deba nach Zumaia zurück. So war es geplant. Allerdings brauchten meine beiden schon über 1 Stunde um den Wanderrucksack mit Proviant zu füllen und den Einstieg in den GR 121 zu finden. So war dann nach gut 1,5 Stunden die Rückkehr angesagt. Es war nach den letzten Tagen einfach zu heftig. Die Anstiege auf Schotter und blankem Fels hatten es gewaltig in sich. Aber wie so oft hatte auch das etwas Gutes. Auf dem Rückweg nach Zumaia kamen die beiden an einem Einsiedel Hof namens Santa Klara vorbei. Er hatte einen Bauernladen und Fremdenzimmer. Für einheimische Produkte sind meine beiden ja immer zu haben. Also ging es steil bergauf nach Santa Klara. Oben angekommen, der Wahnsinn. Ein 360 Grad Rundumblick.

Eine Bäuerin, die den ganzen Hof und alle Mitarbeiter mit dem Handy dirigierte und nebenher den beiden den Hof, den Milchbetrieb zeigte und noch Joghurt verkaufte. Der Joghurt, ein Hochgenuss!
06.04.2023. Heute am Gründonnerstag stand eine längere Wanderung zu zwei Ermiten und ins Grün an. Dieses Grün sah von Zumaia aus wie eine steile Weide in Irland. Saftig dunkelgrün, steile Klippen und weidende Kühe und Pferde soweit das Auge reicht.

In einem kleinen Dorf war von weitem lautes Gejohle und Schreie zu hören. Mehrere junge Leute spielten in einer Halle ein eigenartiges Spiel. Es sah aus wie Squash, wurde aber ohne Schläger, nur mit der Handfläche gespielt. Mehrere Mannschaften traten gegeneinander an und die Spielregeln sind uralt. Jetzt wussten die Beiden auch was es mit dem sonderbaren Anbau neben der Ermita über Zumaia auf sich hatte. Bei diesem Spiel handelt es sich um Pelotes.
In dieser Einöde gibt es Häuser mit einem Ausblick, zum niederknien. Was ich auf den Fotos der beiden gesehen habe machte mich fast neidisch, dass ich hier an der Promenade bleiben musste. Aber ich hatte Abwechslung. Richtung Zumaia etwa 500 Meter weiter an der Promenade waren mittlerweile einige Fahrgeschäfte zu einem Vergnügungspark aufgebaut worden.

Rund um mich herum war auf dem Geh- und Radweg viel Betrieb und auf der Straße viele Rummelbesucher, die einen Parkplatz suchten. Was ich alles gesehen habe! Nur schade, dass ich leider kein Wörtchen baskisch verstehe. Dann beobachtete ich etwas, was für uns alle drei fremd war. Von 13.00 Uhr bis exakt 17.00 Uhr war der Rummel geschlossen. In Deutschland unvorstellbar. Noch unvorstellbarer war das abendliche Ende des Rummels um Punkt 22.00 Uhr. Die letzten Besucher passierten mich gegen 22.30 Uhr, dann kehrte wieder Ruhe ein und nur noch der Fluss war zu hören. Einfach genial diese Spanier.


In den folgenden Tagen gab es ausgedehnte Strandspaziergänge der Beiden. Weitere Erkundungen der kuscheligen Ecken von Zumaia und einfach lasaitasuna eta lasaitasuna, oder auf Deutsch Ruhe und Gelassenheit in vollem Umfang. Es tat so unendlich gut. Seit dem 28.01.2023 das erste Mal volle sechs Tage an einem gemütlichen Ort zu stehen. Du weißt, ich bin gerne unterwegs, aber das war auch angenehm. Wie ich gehört habe, werden wir das jetzt öfter wiederholen, da die Gegend hier im Vergleich zur Mittelmeerküste sehr wohltuend grün ist und weder staubig noch karg. Wie gesagt, Südsee, Alpen, Schottland, Irland, Neuseeland alles direkt nebeneinander. Wein wird hier neben Obst und viel Gemüse auch angebaut. Allerdings in einer für zumindest auf den ersten Blick ungewöhnlichen Art und Weise. Die Reben werden gut auf 2,20 Meter Höhe gezogen und wachsen dann an Spalieren wie an einem Dach. Sieht sehr unkonventionell aus. Allerdings haben die beiden auf den ausgedehnten Spaziergängen herausgefunden was der Grund dafür ist. Zum einen beweiden Ziegen und Schafe die Weinberge. Sehr nachhaltig, ökologisch und kostenschonend. Zum anderen beschatten die Reben sich selbst und so bleibt die Feuchtigkeit viel länger im Boden. Es entsteht unter den Reben ein eigenes Mikroklima.



Über die baskische Sprache habe ich ja schon etwas erwähnt. An der Hafenmole haben die Beiden ein Schild fotografiert, das wie aus Japan stammend anmutet.

Die beiden ersten Zeilen besagen, dass es bei der Inschrift um eine Erinnerung an eine große Katastrophe auf See vor Zumaia geht.
An der Strandbar von Mutriku
09.04.2023. Heute ging es weiter. Wir hatten einen Stellplatz bei der Schule und den Sportanlagen. Altbekanntes Muster. Zum Glück fragte Raphael einen Einheimischen ob man da übernachten könne. Der bestätigte das, allerdings wies er eindringlich darauf hin, dass öfter nachts junge Männer mit ihren Mopeds und Motorräder viel Lärm machen und Burnouts veranstalten. Das bestätigte auch eine zufällig vorbeikommende Polizeisteife, die gegen das Übernachten nichts einzuwenden hatte aber ebenfalls auf die eventuelle Lärmbelästigung hinwies. Na dann lieber nicht.
Der Zweite war an einer durch einen Tunnelbau zwecklos gewordenen Straße, mit genialem Blick auf den Atlantik auf einer Klippe 80 Meter über dem Meer. Allerdings sehr kleine Parkplätze und so schräg, dass wir das mit Keilen wohl kaum ausgeglichen bekommen hätten. Immerhin planten wir ja zwei oder drei Tage stehen bleiben. Alle anderen im Internet gefundenen Stellplätze in und um Mutriku schieden von vorneherein aus, da in allen Kommentaren in etwa folgendes zu lesen war: Wunderbare Aussicht, toller Sonnenauf- und -untergang, aber nur wenn sie der penetrante Geruch dort nicht stört und der überall herumliegende Müll, das Toilettenpapier und die Sch….. Originalzitat mehrerer Einträge bei park4night. Nein danke, da müssen wir gar keinen Tropfen Diesel verschwenden um dorthin zu fahren.
Von WOMO iberico hatten wir noch einen Tipp über dem Hafen von Mutriku an einem Aussichtspunkt mit kleiner Strandbar. Das war es! Ruhig, super Aussicht, Bar, Strand und das mittelalterliche Mutriku in 15 Gehminuten zu erreichen. Platz genug und nur wenige WOMOs auf dem Stellplatz. Beim nach der Ankunft üblichen cafe americano in der Bar über dem Atlantik wurde schnell klar, es sind hier nur Einheimische, die den Strand und die Sonne genießen wollen. Wir waren uns alle drei einig, dass der sich schnell füllende Parkplatz ab Montag ( hier im Baskenland ist der Ostermontag kein Feiertag ) ziemlich leer bleiben würde. Also Keile raus, meinen Astralleib ausgerichtet und es sich auf dem Schotter mit allen vier Reifen so richtig bequem gemacht.
Von der Erkundung durch Mutriku kamen die beiden eher enttäuscht zurück. Mutriku sollte eine sehenswerte Altstadt aus dem 15. Jahrhundert haben, die fast vollständig erhalten sein sollte. Sollte! Beide waren froh den cafe americano zur Ankunft schon in der Bar beim Stellplatz genommen zu haben. Mutriku war ehr unansehnlich, schmutzig und das Übelste, es roch an jeder Ecke nach Urin. In die schmalen Gässchen wollten sie schon gar nicht hineingehen, da der penetrante Geruch schon aus den Gässchen herauskam.


Dafür war der Stellplatz super. Nachts konnten wir alle drei das Meer rauschen und anbranden hören. Sybille und Raphael waren mehrfach unten am Meer, das über eine lange Treppe zu erreichen war und konnten dort sogar am Strand Qi Gong machen. Nach der ersten Übernachtung nahmen sie ihren Kaffee (6.30 Uhr) in der Thermoskanne mit an die Strandbar und beobachteten gemütlich von der Terrasse der Bar den Sonnenaufgang und das gerade bei Ebbe ablaufende Meer. Wasser konnten sie an einem kleinen Brunnen holen, wo ich nach zwei Übernachtungen auch meinen Frischwassertank gefüllt bekam.


Pintxos und Cidra
11.04.2023. Es ging frühmorgens nach Lekeitio über eine schmale Nebenstraße direkt an der Steilküste entlang. Genau nach meinem Geschmack. Aufreizend kurvig, zum Teil gerade mal so breit wie ich und wieder einmal jagte ein Panorama das nächste. 22 Kilometer in 45 Minuten, das sagt ja alles, oder? Mindestens die Hälfte der Strecke fuhren wir durch einen reinen Eukalyptuswald. Bei Zumaia hatten die beiden auf einer Wanderung wohl schon ein paar Eukalyptusbäume gesehen, aber gleich ein kilometerlanger Wald? Das hätten wir nicht erwartet. Lekeitio liegt malerisch in einer Bucht an der Mündung des Lea Ibaia. Ein kleiner Hafen ohne große Yachten und Segelboote wie es in Zumaia der Fall war.
Wir waren früh dran, da überall zu lesen stand, dass der kostenlose Stellplatz nur über 11 Plätze verfüge und die sehr oft schon früh am Tag belegt waren. Ein großer PKW Parkplatz neben einem botanischen Garten mit Vogelvolieren. Schön von Grün umgeben am Ortsrand, kaum 10 Gehminuten vom Hafen und der Altstadt entfernt. Danke an die Gemeinde von Lekeitio. Aus den 11 Stellplätzen sind mittlerweile über 30 geworden. Da hat dann die WOMO Schwemme auch mal etwas Positives hervorgebracht. Plätze waren genügend frei und wir fanden einen schönen auf dem ich auch nur ein wenig auf die ungeliebten Keile musste.


Die Polizei kontrolliert regelmäßig die Plätze. Zum einen um Campingverhalten gleich im Keim zu ersticken aber auch um darauf zu achten, dass die Parkmarkierungen eingehalten werden. Wir haben selbst gesehen wie WOMOs die auf den 4 Meter breiten Parkbuchten locker Platz gefunden hätten, quer über 2 Stellplätze standen oder hinter sich zwei Meter Platz ließen um den Roller abzustellen, aber dadurch vorne die Fahrspur für die hier ebenfalls parkenden PKW der Anwohner sehr verengten. All diese Nettigkeiten werden von der Policia je nachdem nur verwarnt oder auch gleich mal mit 80,- € Bußgeld, sofort zahlbar, geahndet. Selbstverständlich mit der sofortigen Umparkierung unter ihren wachsamen Blicken.
Nach über zweieinhalb Monaten auf Tour haben wir die ersten 3 leider zum Großteil verregneten Tage in Lekeitio verbracht. Aber dennoch war es hier angenehm. Wider Erwarten viele Geschäfte, tolle Gegend am Hafen und sehr schöne Altstadtgassen aber auch viele größere Geschäfte für Sybille zum Bummeln. Am Hafen urige Bars. In einer davon gab es am ersten Tag den üblichen Cafe americano zum Ankommen. An der Theke konnte Raphael nicht ohne stehen zu bleiben vorbeigehen. Weit über 20 verschiedene Tapas, beziehungsweise Pintxos wie sie im Baskenland heißen. Da meine Beiden sich kategorisch weigern Essen zu fotografieren kann ich Dir leider keine Bilder der Kunstwerke zeigen. Ja Kunstwerke. Denn diese Pintxos sind kulinarische Kunstwerke. Sowohl farblich wie auch vom Belag, der Form und der Kreativität her. Ich muss Dir sicher nicht sagen, dass die Beiden dreimal rein zufällig an dieser Bar vorbeikamen um nach dem Rechten in der Pintxos Theke zu sehen.


Morgens, mittags und abends gibt es Pintxos, meist je nach Tageszeit verschiedene und auch von Bar zu Bar völlig unterschiedliche. Im Baskenland ist es Brauch zu einem Glas Weißwein oder einem Glas Cidra einen Pintxo zu verspeisen. Schnell mal zwischendurch geht auch und am Abend vor dem Nachhause gehen? Logo, da geht das auch. Diese innovativen Pintxos genießt man in geselligem Ambiente, das selbst für meine Beiden nicht zu laut ist. Bemerkenswert ist auch, dass man an der Theke aussucht und bestellt, seine Bestellung mit raus nimmt und dann bevor man geht an der Theke bezahlt. Das ist einfach Vertrauenssache!
Es ist eigentlich ein Fastfood, denn kaum jemand verweilt länger als es für den Genuss des Getränkes und des Pintxos nötig ist in oder vor der Bar. Aber was für ein geniales Fastfood. Man kann die Pintxos aber auch mitnehmen und unterwegs an der Hafenmauer oder im Gehen genießen. Man könnte die Kultur der Pintxos auch eine einmalige Gastronomie im Kleinformat nennen.
Einige Beispiele gefällig:
Pintxos mit iberischem Schinken und Gürkchen
Pintxos mit Calamares und Ziegenkäse
Pintxos mit gegrilltem Fleisch, gegrilltem Gemüse und warmer Tomatenpaste
Pintxos mit gegrilltem Fisch, Zitronencreme und Paprikapaste
Pintxos mit extrem fein geschnittenem Ei, Meeresfrüchte Mayonnaise und Shrimps
Pinxtos mit einer Masse aus gebratenen Kartoffeln mit Ei und frischen Kräutern vermischt und nochmals gebraten auf warmer Tomatenpaste und Olivenpaste
Pinxtos mit Peperoni, Oliven und Anchovis
Pintxos mit gegrillten Auberginen, Oliven, Tomatenpaste und würzigem Schafskäse
Pintxos mit gegrillten Sardinen, Zitronenpaste und schwarzen Oliven
und
und
und
Wie gesagt die Auswahl ist schier unbegrenzt und wenn Du davor stehst, hast Du eigentlich nur noch zwei Probleme, so drückte es Raphael aus.
Erstens: welchen Pintxos als ersten und
Zweitens: die Reihenfolge für die weiteren wählen.
Denn eines ist klar: Die haben echt Suchtpotential.
Da sehr starke Windböen und starker Seegang angesagt waren, beschlossen wir für uns unüblich am späten Donnerstagnachmittag etwas weiter landeinwärts zu fahren. Die Hafenmole auf der die beiden am Dienstag noch in der Sonne saßen, war gegen Nachmittag schon sehr nass, da die erste Gischt darüber ging. Für den Abend und die Nacht waren doppelt so hohe Wellen vorausgesagt.

Wochenende in Gernika
Durch weiteren Regen, heftigen Wind und über kleine Sträßchen ging es weiter nach Gernika. Einer Stadt rund 25 Kilometer landeinwärts mit einer traurigen Geschichte.
Über der Stadt beim Friedhof verbrachten wir eine wunderbar ruhige Nacht auf einem absolut ebenen Parkplatz unter dem schon üblichem Polizeischutz. Alle 3 bis 4 Stunden fuhr ein Streifenfahrzeug langsam über den Platz.
Gernika, auf baskisch Guernica erlangte traurige Berühmtheit am 26.04.1937. Der damalige Diktator Franco lies von Hitlers Legion Condor mit italienischer Unterstützung die Stadt ohne Vorwarnung bombardieren. Es handelte sich um das erste flächendeckende Bombardement, bei dem es ausschließlich und vorausberechnet um rein zivile Opfer ging. Dies und die Beteiligung Deutschlands und Italiens löste weltweite Entrüstung aus. Die damalige baskische Regierung meldete 1.654 Tote und 889 Verletzte. 80% der Gebäude wurden völlig zerstört.
Picasso schuf anlässlich dieser Tragödie sein Bild Guernica. Es handelt sich um ein 3,50 m x 7,80 m großes Ölgemälde. Es ist eines der bekanntesten Werke Picassos.
Da Gernika mit rund 20.000 Einwohnern über viele Geschäfte, Bars und Sehenswürdigkeiten verfügt, fiel es meinen Beiden leicht die etwas regnerischen Tage mit bummeln und ausgedehnten Spaziergängen zu überbrücken.

Für Sonntag war dann wieder Sonnenschein und besseres Wetter angekündigt.


Bermeo


16.04.2023. Früh morgens ging es die rund 25 Kilometer nach Bermeo, an den Atlantik zurück. Ich war auch froh nach den feuchten und unangenehm nassen Tagen in Gernika wieder etwas Bewegung zu bekommen. Meine Reifen begannen ja schon in den Pfützen auf dem permanent nassen Asphalt aufzuquellen. Schnell war die Strecke zurückgelegt und nach einigem Umherirren (danke liebes Navi !) fanden wir oberhalb Bermeo den neben einem Friedhof gelegenen offiziellen Stellplatz. Zum Glück waren wir früh dran. Keine Stunde nach unserer Ankunft war der Platz voll. In der ganzen Gegend gibt es nur wenige Stellplätze die nicht mit einer 2 Meter Höhenbeschränkung versehen sind. Die ganze Küste hier ist ein Surfer Paradies und wohl daher WOMO geschädigt. In vielen Orten dürfen Fahrzeuge über 5 Meter Länge oder über 2 Meter Höhe gar nicht in das Stadtgebiet und schon gar nicht an die Strände oder in die Häfen.
Statt Worte, lassen wir heute einfach Miss Piggy auf Wiedersehen sagen. Wir haben das Kultschwein das hier auf Marylin Monroe und Grand Dame macht im Schaufenster eines Optikers in Gernika entdeckt.




AUF WIEDERSEHEN
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