Notgedrungen auf einen Campingplatz

10.02.2023.

Da es auf der weiteren geplanten Route nachts immer noch zu kalt und tagsüber zu kühl ist, darf ich heute wieder meine Pferdchen unter der Motorhaube galoppieren lassen.

Wir fahren an den südlichsten Punkt unserer aktuellen Planung. Dort ist es viel angenehmer. Gerne. Die weitere Fahrt geht dann eben von Süd nach Nord an der Küste entlang, wichtig ist für mich, dass ich endlich wieder Asphalt unter die Räder bekomme. Die Kieselsteine sind auf Dauer doch recht unangenehm.

Mangels Stellplatzalternativen führte uns mein Navi direkt zum Camping El Cid in Peniscola. Sehr voll, aber wir konnten noch unter einigen freien Plätzen wählen. Gut war, dass nur wenige deutsche WOMO Kollegen da waren, deren Besitzer draußen sitzend schon von weitem zu hören waren. Ich beginne zu verstehen warum Sybille und Raphael gerne ihre Landsleute meiden.

Aber das Allerschönste war meine Verwandtschaft. Es gab, da viele Franzosen hier stehen, etwa 10 andere Rapido. Zum Teil sehr jung, zum Teil auch ältere. Manche kleiner einige viel größer als ich. Aus meiner Baureihe gab es auch zwei. Aber mal ganz ehrlich: Von vorne bin ich mit meinem glänzenden, von Alex perfekt lackierten Kühlergrill mit Abstand der Hübscheste. Wenn Sybille und Raphael dann demnächst bei gutem Wetter noch meine Kunststoffhülle vom Aufbau aufpolieren, Leute, dann bin einfach nur der BEAU unter all meinen Verwandten.

Die Stellplätze waren nicht riesig, aber ausreichend. dennoch machte sich bei meiner Crew schnell das Gefühl von Enge breit. In park4night war in etwa 20 Kilometer Entfernung in einer Hügellandschaft ein privater Stellplatz schnell ausgemacht, mitten in der Natur mit den besten Bewertungen.

Bei Martina

11.02.2023.

Nach dem Kaffeekochen ( danke liebe Sybille und Raphael ) um 08.00 Uhr ging es dann Richtung Cervera del Maestre. Kurz vor dem Ort sollte die kleine Finca von Martina, einer Deutschen liegen. Mein Navi mit den Koordinaten gefüttert und los. Wir wussten, dass die Finca nur über einen Schotterweg zu erreichen war. Allerdings ging es weit als die angekündigten 200 Meter über einen immer schlechter und bergauf führenden Schotterweg. Was sollte das denn? Wir blieben stehen und Raphael rief Martina an. Kein Empfang. Raphael und Sybille gingen zu Fuß los, um die Finca zu suchen. War mir recht, da der Weg echt miserabel war. Nach 10 Minuten kamen sie wieder zurück. Außer einer wohl verlassenen Farm, hatten sie nichts entdeckt.

Mittlerweile hatte Martina eine Mail geschickt. Sie hatte uns auf der Landstraße kommen sehen und wunderte sich nun, wo wir denn blieben. Jetzt war es auch möglich Martina anzurufen. Sie dirigierte uns wieder Richtung Cervera del Maestre, wo sie an der Einfahrt zu Ihrer Finca stand. Endlich!

Es stellte sich heraus, dass die von Martina in park4night angegebenen Koordinaten nicht so ganz genau waren. Wir waren auf der falschen Talseite und hätten daher nie zur Finca gefunden.

Aber hey, was für eine Landschaft, was für ein geiler Stellplatz und was für eine herzliche unkomplizierte Gastgeberin.

Auf der Finca von Martina

Nachdem wir geparkt hatten, gab es auf der Terrasse nach all der Aufregung, einen Expresso. Martina erzählte uns, dass es hier in der Gegend kleine Fincas mit einem ordentlichen Stück Land, mit Mandel-, Oliven- oder Zitrusbäumen für 30.000,- € bis 70.000,- € zu kaufen gibt.

Martina hat auch zwei 80 qm große Appartements auf ihrem Grundstück und arbeitet viel mit Work away Leuten zusammen. War natürlich sehr interessant für die beiden.

Dann kam das absolute negative Highlight des Tages für mich! Die Fahrt auf die Unterlegkeile!! Vor, zurück, hoch und runter. Da soll einem das Getriebe nicht rauchen? Manno Mann. Dann endlich die rettende Idee. Die beiden setzten sich an den Tisch zur Wasserwaage und probierten wo die Keile wohl hinmüssten um mich richtig auszurichten.

Incroyable, sie haben es kapiert!

Ein Keil unter das linke Vorderrad, halb hoch gefahren, alles im Wasser! Na also geht doch und mein Getriebe bekommt in Zukunft keine Panikattacken mehr.

Sybille und Raphael machten einen ausgedehnten Spaziergang über die angrenzenden Plantagen, wo die Mandelbäume gerade in weiß und rosa zu blühen begannen.

Ich hörte, dass wir drei bis vier Tage bleiben wollten, bis ein Paket von Sven bei einer nahegelegenen GLS Filiale ankommt. Schön, hier piksen keine Kiesel meine Reifen, die Aussicht ist super und ich stehe schön halbschattig.

Pustekuchen, die Nacht war grausam. Eine streunende Hündin bellte bis 03.30 Uhr ununterbrochen während sie immer wieder das Gelände umrundete. Am Morgen war dann die CEPSA Propan-Gasflasche leer, so hängte Raphael die Butan-Gasflasche an. Nichts. Alles probieren, Knöpfe drücken, anschließen und abhängen, es hat alles nichts geholfen, es kam einfach kein Gas bei mir an.

Da Martina nicht sagen konnte, ob die streunende Hündin in der kommenden Nacht auch wieder bellen würde und es ohne Gas ja nicht geht, mussten wir schweren Herzens die Finca verlassen. Wir haben zwar einen kleinen Elektroofen, aber Martina kann nur am Tag Strom liefern und unser Wechselrichter packt den Ofen nicht.

Nach einem starken Espresso bei Martina, bei uns war ja nur kalte Küche, ging es mit Google Maps auf die Suche nach einer Tankstelle, die CEPSA Gasflaschen verkauft. Nach über 2 Stunden, unzähligen Kilometern und etwa 15 angefahrenen Tankstellen, kapitulierten wir. Zum Haare raufen, es gab in der ganzen Gegend keine CEPSA-Gasflasche.

Nach der vergangenen schlaflosen Nacht und der Odyssee, beschlossen die beiden zum Camping El Cid zu fahren. Da waren sie sich sicher, eine ruhige Nacht mit Elektroheizung und ein Essen im Restaurant zu bekommen. Kochen ohne Gas ging ja nicht.

Bingo, wir bekamen den letzten Stellplatz zwischen ganz vielen Holländern, die alle freundlich grüßten. Nach dem Parken mussten die beiden ihre Nerven beruhigen und essen gehen.

Von Campingrestaurants halten sie normalerweise nicht sehr viel. Als sie aber erst nach weit über einer Stunde strahlend retour kamen, muss das Essen wohl gut gewesen sein. Ja, noch ein Bingo. Sonntags gibt es für 13,- € pro Person ein Buffet. Kein Touristenessen a la Spaghetti Bolognese, Schniposa und Burgern. Stattdessen super leckere einheimische Gerichte, Salate und Desserts. Toll angerichtet, fein zubereitet und in großer Auswahl. Auf dem Rückweg zu mir fragte Raphael einen benachbarten Holländer wegen der Gasflasche um Hilfe. Dieser half ihm gerne, jedoch ohne Erfolg. Danach kam ein weiterer Holländer dazu, der vermutete, dass der Adapter für die spanische Gasflasche nicht richtig schließt. Gasflasche wieder einmal ausgebaut, Adapter runter und vom Holländer neu aufgedrückt und es funktionierte. WOW!

Der hilfsbereite Holländer erzählte dass er den entsprechenden Trick auch erst von einem anderen Camper gelernt hat. Danke!

Der Rest des Tages war wie schon vom Camping El Cid gewohnt sehr ruhig.

Mittelalterliches Flair

13.02.2023.

Nach einem, was auch sonst, extrem frühen Kaffee, ging es nach Cervera del Maestre, einem mittelalterlichen Dorf unter einer auf einem imposanten Hügel thronenden Burganlage. Der gemeindeeigene Stellplatz ist gerade mal ein Jahr alt und bietet die komplette Ver- und Entsorgung inklusive Strom. Alles, außer dem Strom, kostenlos. 5 wunderschön ruhig am Ortsrand unter der Burg gelegene Stellplätze.

Es war gleich klar, hier bleiben wir erst einmal. Ich bekam einen Stellplatz mit wunderbarer Aussicht an der Burg vorbei in die abwechslungsreiche Hügellandschaft rund um den Ort. Von ihrem Entdeckungsspaziergang, brachten Sybille und Raphael, außer guter Laune auch sehr viele Fotos mit. Alte wunderbare Gebäude, sagenhafte Ausblicke, Videos vom Panorama vom Castello aus bis zum Meer und unzählige Bilder von blühenden Pflanzen. Toll, Mitte Februar und schon so viele Blüten.

Sie hatten einen winzigen Lebensmittelladen und eine ebenso kleine Bäckerei im Dorf entdeckt. Beide wie üblich nach der Siesta ab 17.00 Uhr geöffnet. Trotz der Abgelegenheit völlig normale Preise. Beide Besitzerinnen sehr freundlich und sehr bemüht um ihre Kunden. Außer dem benötigten Obst brachten die beiden noch einen Queso fresco mit 60 % Schafsmilchanteil, und extrem leckere Morchillos ( kleine luftgetrocknete Schwarzwürstchen mit einem leicht süßlichen Geschmack nach Honig und Datteln) mit.

Tipico, tipico soll die Verkäuferin immer wieder gesagt haben. Ein typisches regionales Produkt.

Für den Dienstag, den Valentinstag, war eher schlechtes Wetter vorhergesagt. Also wurde ein Schlamper Tag geplant, sollte mir recht sein.

Raphael besorgte Münzen um Strom zu bekommen. Ansonsten wurde ich mal wieder gründlich entstaubt, geputzt, aufgeräumt, durchgelüftet und so weiter. Eine richtige WOMO WELLNESS eben.

Um Schlag 12 Uhr traf uns fast der Schlag! Es quoll plötzlich für kurze Zeit sehr laute Schlagermusik aus allen im Dorf verteilten Lautsprechern. Das gleiche wiederholte sich um 13 Uhr noch einmal. Uns fiel ein, dass die Schulen und Kitas in Castello d empuries das auch mehrfach am Tag gemacht hatten um die Anfangs- und Endzeiten den Eltern anzuzeigen.

Dieser 14.02.2023 vereinte die gesamte Spannbreite des Lebens in sich. Zum einen haben an diesem Tag Vanessa und Nabil standesamtlich geheiratet. Zum anderen hatte Paul unser 8 Monate junger Enkel eine OP am offenen Herzen. Daher brannte ab 06.00 Uhr morgens in einem hohen, sicheren Windlicht bis zum ins Bett gehen am Abend eine Kerze. Beides ging gut. Vanessa und Nabil gaben sich das lebenslange Versprechen und hatten eine wunderschöne kleine Feier. Paul hatte den siebenstündigen Eingriff gut überstanden und kann wahrscheinlich schon 2 Tage früher als geplant die Intensivstation verlassen.

In der Rambla

15.02.2023.

Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Erst nach 08.00 Uhr wurde heute die Piezozündung betätigt um Kaffee zu kochen. Meine Freude war perfekt, als dann kurz nach 08.00 Uhr Katharina anrief um ausführlich von Pauls OP Tag zu berichten. Nicht nur meine Freude war riesig! Könnt ihr euch sicher denken.

Gegen 10.30 Uhr brachen meine beiden zu einer Wanderung auf. Müde aber glücklich kamen sie nach mehr als 3 Stunden zurück. Da die Outdooractive App keine Wanderwege anzeigte, waren sie auf eigene Faust unterwegs. Durch Oliven- und Mandelhaine und ein großes Stück auf der Rambla de Cervera, einem komplett trocken gefallenen Flussbett, auf dem sie bis zum Meer laufen könnten. Man sieht diese Rambla aus Kies und Geröll hier von jedem höher gelegenen Punkt.

Ein graues, mäanderndes Band tief in die Hügel eingeschnitten. War wohl ziemlich anstrengend im tiefen Kies zu wandern. Die erste große Wanderung!

Ich war auch glücklich. Es fiel wörtlich der Satz.“ Schön wieder bei Bruno zu Hause zu sein. Wir konnten ihn immer wieder auf seinem sonnigen Stellplatz leuchten sehen!“

Der erste von rechts bin ich

DANKE!

Ich bin euer Zuhause und das avec plaisier, mit großer Freude.

Gleich nach dem Aufstehen machte sich Raphael auf den Weg um die in der Nacht leer gegangene Gasflasche zu ersetzen. Doch das Geschäft war wieder einmal zu weit weg und kein Parkplatz davor, wie ein Déjà-vu! Aber neben dem Stellplatz war eine Baustelle. Da die Arbeiter noch nicht da waren lieh sich Raphael kurzerhand eine Schubkarre und transportierte damit die Gasflasche durch das Dorf. Die mittlerweile eingetroffenen Arbeiter staunten nicht schlecht als Raphael ihnen die Schubkarre retour brachte und ein großes Gelächter brach aus, als er ihnen auf einem Handy Foto den Grund zeigte.

Am kommenden Tag wollten wir nach Vinaros, doch Sven rief an, dass das Paket, das er an uns am Montag losgeschickt hatte angekommen sei. Allerdings nicht wie geplant in Vinaros, sondern rund 80 Kilometer weiter in Almossara. Es beinhaltet den zweiten Gasflaschen Adapter mit Anschlüssen, da sie sonst immer nur eine spanische Gasflasche anschließen können. Daran haben die beiden bei aller Sorgfalt und Planung nicht gedacht, dass sonst die Truma Duomatic nicht funktioniert und automatisch von einer leeren zu einer vollen Gasflasche umschaltet.

Früher wäre so eine Nachricht ein mittleres Drama gewesen. Heute überhaupt kein Problem für die beiden. Das Frei Sein zeigt Wirkung! Keine Panik, kein Ärger, kein Frust.

Am falschen Ort, dennoch richtig!

16.02.2023.

Auf der Fahrt nach Almossara hat Sybille schon im Bauernhof-Stellplatz-Führer Espana discovery einen tollen Übernachtungsplatz herausgesucht und reserviert.

Die Fahrt um das Päckchen abzuholen war leider erfolglos, da das Päckchen wie geplant doch in Vinaros auf uns wartete. Fehlinformation. Dennoch war die Fahrt nicht vergebens, sonst hätten wir die Bodegas y vinedos baron d alba-clos d esgarracordes nie besucht.

Ein wunderschönes großes Anwesen mit tollem Restaurant und einer Vinery. Da der Stellplatz kostenfrei war, wie auch bei Landvergnügen in Deutschland, ist es üblich ein Produkt bei den Gastgebern zu kaufen. Die beiden standen trotz Öffnungszeiten mehrmals vor verschlossenen Türen. So fuhren wir ohne Einkauf nach einer sicheren Nacht weiter.

Ermita de la Mare de deu dels angels

17.02.2023.

Einsiedelei der Mutter der zehn Engel. Was für ein Name, was für eine Lage, was für eine grandiose Aussicht!

Nach der Besichtigung der prächtig ausgestatteten Kirche kamen die beiden mit dem Meßmer Ehepaar ins Gespräch. Sybille und Raphael hatten eine große Kerze gekauft und diese in der Kirche angezündet.

Was für herzliche Menschen, trotz der Sprachbarriere. Sybille kaufte noch einen Reiseführer über die Costa Azahar und deren Hinterland das Maestrazgo. ( Hat uns dreien noch viele unerwartete und überraschende Erlebnisse beschert).

Für Paul gab die Messmerin Sybille ein kleines Geschenk zur Genesung. Ein Schutzengelamulett.

Schutzengelamulett

Hier oben in dieser Abgeschiedenheit spürten die beiden den Reichtum ihres Frei Seins:

  • den Duft der Kräuter
  • die klare, reine Luft
  • das überwältigende Panorama
  • das süße Aroma der Mandelblüten in der Luft
  • das rosarote Leuchten der Mandelbäume in den dunkelgrünen Olivenhainen der Ebene

Geplant war es nach Vinaros zu fahren um das Paket zu holen. Andere Reisende die wir schon aus Cervera kannten, gaben uns den hilfreichen Tipp nicht vor Aschermittwoch nach Vinaros zu fahren. Sie selbst hatten die letzte sehr sehr laute Nacht im Karneval dort verbracht. Das kam uns gerade recht, denn die Ermita war der perfekte Ort für uns.

Auch für mich war es der perfekte Ort um verwöhnt zu werden. Die beiden hatten mir versprochen meine Kunststoffhülle aufzupolieren, was sie mit großer Sorgfalt und Hingabe auch taten.

Aufgrund der Freundlichkeit des Meßmer Ehepaares wurde den beiden ein Hauptgrund ihrer Reise wieder bewusst. Menschen zu begegnen, die herzlich, unvoreingenommen, hilfsbereit und mit einem Lächeln auf Fremde zugehen. Seit Beginn der Reise trafen die beiden ausnahmslos solche Menschen. Ich habe den Eindruck, dass sie das in ihrem Beschluss stärkt und sie dafür sehr dankbar sind.

Der Frühling ist angekommen / die Panik auch!

20.02.2023.

Durch den Reiseführer über die Costa Azahar wurde die Routenplanung geändert und wir fuhren über Tirig nach Albocasser. Eine Fahrt durch endlos blühende Mandelplantagen. Die Straße über die knapp 20 Kilometer war sehr schmal, oft in Serpentinen und dann wieder schnurgerade über Hügel wie die Route 66. Wir durchquerten den Barranco de Valltorta, einen Canyon, in dem es die berühmten Felszeichnungen und Höhlen zu bestaunen gibt. Also gefiel es nicht nur meinen beiden hier, sondern auch den Menschen vor gut 25.000 Jahren.

Nach der wunderbaren Fahrt in Albocasser angekommen überwältigte mich doch ein bisschen die Panik! Der gemeindeeigene Stellplatz ist für seine schwierige und gefährliche Zufahrt laut park4night berüchtigt. Enge Einfahrt mit großer Gefahr aufzusetzen. Mon dieu, was ich alles erleiden muss! Ich habe das mit Hilfe von Sybille, die meinen Auspuff im Auge behielt, meisterlich geschafft. Blöde Panikmache, keinerlei Gefahr.

Drei total ebene gekieste Stellplätze mit Ver- und Entsorgung auf dem weitläufigen Freizeit- und Sportgelände der Gemeinde. Wir wurden von einem netten, jungen Mann der gerade im Gym trainierte willkommen geheißen. Auch auf diesem kostenlosen Stellplatz wird darum gebeten auf jegliches Campingverhalten zu verzichten. Also keine Stühle, Tische und Markise raus. Nicht grillen, und keine Wäsche aufhängen.

Gerne respektieren wir als Dankeschön an die Gemeinde diese Wünsche. Leider fällt uns immer wieder auf, dass viele diesen verständlichen Wunsch der Gemeinden einfach ignorieren.

Wunderbare Hochtäler und Schnee

22.02.2023.

Nach einem angekündigten Regentag, der so verregnet war, dass die beiden zweimal je über eine Stunde in der Sonne spazieren waren, ging es nach Canet lo Roig. Aber auf was für einer Route. Der Reiseführer den Sybille über die Costa Azahar und das Maestrazgo gekauft hatte, machte einen tollen Vorschlag für eine Autotour. Nach einem Blick auf die Karte im Maßstab 1:300.000 war schnell klar, dass ich diese Route nicht fahren kann. Wenn die eingezeichneten Sträßchen von gelb nach weiß wechseln, sollte ich lieber nicht darauf fahren. Selbst die gelben sind oft grenzwertig. Auf der vorgeschlagenen Route gab es Straßen die in unserem Kartenwerk nicht einmal weiß waren, sie waren auf der Karte gar nicht vorhanden.

So entschieden sich die beiden von Albocasser über die CV 12 bis Morella zu fahren. Von dort über die CV 15 und N 232 bis Canet lo Roig. Eine grandiose Entscheidung!

In Ares del Maestre überquerten wir nach einem endlosen aber wenig anstrengenden Anstieg auf 1.172 Meter Höhe den ersten Pass. Der Weg dorthin bot sagenhafte Ausblicke und an vielen Stellen lag noch Schnee.

Nach dem Pass in Richtung Morella wurde die Landschaft eine komplett andere. Eine riesige, karge, öde Hochebene. In Morella machten wir Halt. Nicht auf dem WOMO Parkplatz, weil der sich fast 1,5 Kilometer außerhalb befindet. Also Google Maps aktiviert und eine Alternative gefunden. Unterhalb der Burganlage gab es sehr viele Parkplätze, die auch locker für große WOMOS reichen. Kostenlos. Nur an Wochenenden sind die Parkplätze gebührenpflichtig. Dass Morello sehr touristisch ist, merkten die beiden nicht nur an den vielen Touristengeschäften, sondern auch an der Tatsache, dass die Parkplätze ab Ostern bis zum Herbst an jedem Tag gebührenpflichtig sind.

Von Morella ging es über den Querol-Pass nach Canet lo Roig. Ab dem Pass wiederum ein krasser Landschaft Wechsel. Nun wieder blühende Mandelbäume und endlose Olivenplantagen. Insgesamt überquerten wir auf rund 70 Kilometer Wegstrecke 4 Pässe, unzählige trockene Ramblas, ebenso viele Canyons gab es zu sehen und die Schneefelder waren auch nicht ohne.

Canet lo Roig ist auf einer Anhöhe mit weiter Aussicht auf die Landschaft gebaut. Der seit Januar 2023 bestehende Stellplatz der Gemeinde ist ruhig unterhalb des Dorfes gelegen. Da er betoniert ist und keinerlei Schatten hat, ist er für die Sommermonate wenig empfehlenswert.

Beim üblichen Entdeckungsrundgang durch das Dorf fanden die beiden eine KFZ Werkstatt. Da wir oft auch einige Tage autark stehen, haben sie um die Laptops zu laden von Alex einen Wechselrichter installieren lassen. Seit etwa 2 Wochen hatte er jedoch ein Problem. Zwar lädt er über den USB Anschluss aber nicht über die für die Laptops nötige Steckdose. So kam Raphael die Idee bei dieser Autowerkstatt danach sehen zu lassen.

Mit dem Handyübersetzer schilderten die beiden dem Inhaber das Problem. Der holte einen Mitarbeiter, der etwas Englisch konnte. Dieser erklärte sich sofort bereit zu helfen und wollte mit den beiden die 10 Minuten Fußmarsch zu meinem Stellplatz laufen. Welch eine spontane Hilfsbereitschaft. Da er aber sein eigenes Werkzeug benötigte kam er mit dem Werkstattwagen etwa 20 Minuten später nach.

Wir sahen ihm die Enttäuschung im Gesicht an, als er uns nach einer halben Stunde sagte, dass er das Problem nicht lösen kann. Die Kosten für den Einsatz sollten wir am nächsten Morgen in der Werkstätte bei seinem Chef bezahlen. Welch ein Vertrauen in völlig Fremde!

Aus alter Gewohnheit, ohne nachzudenken, steckte Raphael später das Handy zum Laden statt mit dem USB mit dem Stecker an, und was für ein Wunder es funktionierte!

Wie überrascht und zugleich erfreut war der Mechaniker am nächsten Morgen, als die beiden ihm sagten, dass seine Reparatur doch erfolgreich war. Über das ordentliche Trinkgeld freute er sich noch mehr. Der Chef wollte für die An- und Abfahrt und für über eine halbe Stunde Arbeit gerade mal 10,- €.

Einmal Vinaros und nicht mehr zurück

23.02.2023.

Heute sollte endlich der große Tag sein um in Vinaros das Paket abzuholen. Die beiden fuhren zu einem großen Schotterplatz in Meeresnähe, den park4night empfiehlt. Nach 2 Stunden waren wir ohne Paket wieder unterwegs. Sybille und Raphael fühlten sich von Anfang auf dem Platz nicht wohl und auch nicht sicher. So wurde die Paketabholung um einen Tag verschoben, da es noch Stunden gedauert hätte bis zur Öffnung des Shops. So ging es zu einer weiteren, bei uns dreien sehr beliebten Ermita.

Nach kurzen 20 Minuten kamen wir bei der Ermita San Sebastian an. Wie immer bei den Ermiten erwartete uns ein sicheres Gefühl, eine tolle Umgebung und eine sehr ruhige Nacht.

Schreck lass nach!

24.02.2023.

Schon früh in Vinaros angekommen und etwa 20 Minuten vom Zentrum in einem Wohngebiet sicher geparkt. Der Weg zum GLS Shop führte fast nur an der Strandpromenade entlang.

Doch welch böse Überraschung, das Paket war nicht da!

MERDE!

Nach längerer Unterhaltung mittels Handy Übersetzer, fiel der Besitzerin des Shops ein, dass sie vor einer Woche ein ihr unbekanntes Paket geöffnet und zum Glück aufbewahrt hatte. Es war unser lang verfolgtes Paket. Gott sei Dank.

Danach kam für die beiden die wohlverdiente Entschädigung nach dem Schreck. In der Markthalle von Vinaros haben sie sich zu ersten Mal in Spanien mit feinen Tapas belohnt. Dort gab es witzige Sitzgelegenheiten.

Ruhigen Gewissens, dass ich gut aufgehoben bin, ließen die beiden sich Zeit um noch die schöne Altstadt zu besichtigen.

In park4night fanden sie in les Cases de l Alcanar direkt am Meer einen Stellplatz. So ging endlich nach wochenlangem Warten Sybilles und auch mein Traum in Erfüllung. Schlafen mit Meeresrauschen. Auch Raphael bekam einen Wunsch erfüllt. Er konnte endlich am Meer joggen gehen.

Nach drei schönen Tagen am Meer sollte es zum Ebro Delta gehen. Doch zuvor tauchte mich die Abendsonne in ein glühendes Licht. Am nächsten Morgen, die über dem Meer aufgehende Sonne kurz vor 07.00 Uhr in ein wärmendes Orange.

Kann ein Tag schöner beginnen?

Zum Ebro Delta waren es nur 22 Kilometer, was ich gut verschmerzen konnte. Zuvor bekam ich ein preiswertes Menu. Der Liter Diesel für sagenhafte 1,58 €.

Willkommen im Ebro Delta

26.02.2023.

Das Ebro Delta ist ein viele Kilometer breites Schwemmlandgebiet, das der Ebro, der wasserreichste Fluss Spaniens mit seiner Schlammfracht im Laufe der Jahrtausende weit ins Mittelmeer vorgeschoben hat. Früher, als es noch nicht mehr als 30 Staudämme gab, war die Sedimentlast des Ebro enorm. So wuchs das Delta schneller. Es ist durchzogen von Kanälen, viele Lagunen verschaffen ihm den Charakter einer Seenlandschaft.

Ideal für den Anbau von Reis. Gleichzeitig auch Heimat und Durchzugsgebiet zigtausender von Wasservögeln. Da das Delta zusätzlich zur geringeren Sedimentfracht auch noch vom steigenden Meeresspiegel bedroht ist, wird der Naturschutz hier immer wichtiger. Deshalb möchten wir erwähnen, dass es nicht sinnvoll ist, sich einfach einen Stellplatz zu suchen, sondern die vorhandenen Angebote zu nutzen. An jeder Infostelle gibt es einen Flyer in dem 5 offizielle Campingplätze und 8 offizielle große Stellplätze für mich und meine Kollegen ausgewiesen sind.

Aktuell stehen wir beim Restaurant l estany, an der Bassca de l encanyissada, einer tollen Lagune am Infopoint Casa de Fusta. Nach einer Stärkung, ich hatte sie ja schon unterwegs bekommen, und einer kleinen Pause machten sich Sybille und Raphael für die obligatorische Erkundung auf.

Ich begann mir schon Sorgen zu machen, da die beiden kurz vor 19.00 Uhr noch nicht in Sicht waren. Umso mehr freute ich mich, als die beiden sichtlich erschöpft und doch strahlend auf mich zuzulaufen kamen. Was sie alles zu erzählen hatten!

Von den über 300 hier anzutreffenden Vogelarten hatten sie einige gesehen. Flamingos, Graureiher, Bachstelzen, Seidenreiher, Ibisse, Stelzenläufer, Braunsichler, Regenpfeifer, Mauersegler und Schwalben und viele mehr. Aber am meisten faszinierte mich eine ganz andere Tierart.

Zum Glück ist diese Spezies eingezäunt und weit weg von meinem Stellplatz. Sie erzählten, dass es gegen Ende der Wanderung im über 2 Meter hohen Schilf neben dem Wanderweg plötzlich laut geraschelt hatte. Da stand ein junger Stier und starrte sie an. Es stellte sich heraus, das es nicht nur einer, sondern mehrere Dutzend Stiere waren. Nur von einem einzigen stromführenden Draht oder einem kaum 1 Meter breiten Wassergraben vom Weg getrennt. Da wäre es selbst mir anders geworden.

Nach einer stürmischen Nacht, nahe dem Gefrierpunkt, beschlossen Sybille und Raphael einen gemütlichen Tag in meiner warmen Stube zu verbringen.

Nach diesem Schlamper Tag, an dem aber als wesentlichstes mein Blog weiter geschrieben wurde, war auch die zweite Nacht sehr stürmisch. Laut spanischer Wetter App Böen bis über 80 km/h. Das Schaukeln, das mich nervte, muss meine beiden wohl beruhigt haben, denn sie haben, ich kann es immer noch nicht glauben, bis 09.00 Uhr geschlafen. Beim Frühstück erfuhr ich dann einen weiteren Grund.

Raphael erzählte Sybille wie er mit den sehr heftigen Sturmböen zurechtgekommen ist. Er stellte sich vor, in ein paar Metern Tiefe auf dem Meeresgrund zu sitzen. Über ihm die Sonne auf der Wasseroberfläche und die heftig anbrandenden Wellen, (Sinnbild für die Sturmböen) dazwischen viele bunte Fische und Lichtreflexe. So fühlte er sehr sicher und konnte wunderbar schlafen. Das hatte er in der Nacht auch schon in Teilen Sybille erzählt. Ab diesem Moment hörte ich die beiden selig schlafen. DANKE!

Nos vemos pronto