Unser Weg

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Die Rückkehr

25.08.2023. Nach einem tollen Frühstück bei Brigitte und Herbert ging es endlich los. Es war wieder an Zeit. Auch ich spürte schon ein deutliches Kribbeln in meinen neuen Vorderreifen.

In den 7,5 Wochen, die wir bei Herbert und Brigitte im Garten standen hat sich viel ereignet.

Sybille war zwei wunderbare Wochen mit Marcel und den Enkeln auf Sardinien.

Ich war zweimal bei Alex, bekam wie erwähnt neue Vorderreifen, neue Bremsen, eine große Inspektion und noch so einige Kleinigkeiten mehr, die mir Alex spendiert hat.

Meine Beiden haben mit großer Freude viel im Garten von Herbert erledigt. Sie lernten einige sehr liebe, nette und unkomplizierte Menschen kennen. Das hat ihnen gut getan und sie wünschen sich auch, dass diese Kontakte Bestand haben.

Neben den Besuchen bei Sybilles Mutter, ihren Kindern und Enkeln haben die Beiden auch Besuche bekommen. Tat ihnen auch gut, geschätzt und gemocht zu werden.

Besonders in Erinnerung werden uns Dreien die sternenklaren Nächte Mitte August bleiben. Wir haben unzählige Sternschnuppen beobachten können. Natürlich verbunden mit vielen Wünschen, die sich um unsere Zukunft und die weitere Reise drehten.

Es waren sehr kurzweilige, schöne Wochen. Etwas Besseres als Brigitte und Herbert mit ihrem Garten hätte uns Dreien für die beiden Monate kaum passieren können. Ein ganz dickes MERCI an dieser Stelle den Beiden.

Wie gesagt, da wir alle drei schon heftig vom Reisefieber infiziert waren ging es dann endlich los. Na ja, fast. Nach etwa zehn Kilometern fiel Raphael ein, dass er in der Küche bei meinem Stellplatz unsere 8 Tassen Bialetti Espressomaschine stehen hat lassen. Ohne sie gibt es morgens für meine Beiden vor dem Aufstehen keinen Kaffee im Bett und damit keine Gespräche über Gott und die Welt. Also Herbert angerufen, und wieder zurückgefahren. Um kurz vor 10.00 Uhr ging es dann endlich los.

Über die Pierre Pflimlin Brücke bei Altenheim nach Frankreich und dann über Colmar, Belfort und Besancon nach Digoin. Größtenteils über die Autobahn, da diese Strecke weitgehend Maut frei ist. Der Stellplatz in Digoin direkt an der Loire war wegen Aufbauarbeiten für eine Veranstaltung komplett gesperrt. Toll und das nach guten 6 Stunden Fahrt. Aber dank park4night entdeckten wir gerade 3 Kilometer entfernt am Seitenkanal der Loire, direkt am Anleger für Boote einen angenehmen Stellplatz.

Ich schlief dann allerdings nicht schnell ein, da ich den ganzen Tag über nie schneller als 110 Kilometer fahren durfte. Doch als ich dann schlief, träumte ich. Von der tollen Zeit in Freistett, von der stressfreien Fahrt des Tages auf den französischen Autobahnen und natürlich von all den tollen Erlebnissen, die auf mich warten. Ich freu mich ja so!

Die Gegenden durch die wir fuhren waren eher monoton und meist sehr eben. Aber auch gut, dafür hatte ich weniger Anstrengung.

Reignac

26.08.2023. Heute ging es zeitig weiter bis nach Reignac, noch einige Kilometer vor Bordeaux. Die Strecke heute war interessant und sehr kurzweilig. Zum einen, weil sich Autobahnabschnitte mit einspurigen und top ausgebauten zweispurigen Landstraßen abwechselten. Zum anderen wegen der Landschaft. Das Morvan und das Charente sind sehr landwirtschaftlich geprägt. Nur spärlich besiedelt aber mit viel Wald und unendlich vielen weißen Kühen. Es sieht teilweise aus wie wenn jemand Hagelzucker über die Landschaft gestreut hätte. Kühe, Pferdeherden und Schafe und Wälder über Wälder das war heute das Bestimmende. Ach ja, und am schönsten war folgendes. Da die Landschaft sehr hügelig war ging die Autobahn immer wieder in weiten Wellen bergauf und bergab. Wie Wellenreiten. Du erinnerst Dich an den Beginn der französischen Deviation, da war es ganz ähnlich auf den Landstraßen. Die maximalen 110 Kilometer, die Raphael mir zugestand waren deshalb heute weit weniger ärgerlich als gestern.

Eines bedauerten wir aber sehr. Auch gestern schon fuhren wir teilweise an riesigen Sonnenblumen Feldern entlang, die allerdings aufgrund der Jahreszeit und der Hitze alle total vertrocknet waren. Wie wäre die Fahrt vor ein paar Wochen gewesen, als die Sonnenblumen in vollem Gelb strahlten. Schade, sehr schade.

Dass wir uns der großen Weingegend rund um Bordeaux näherten war mit jedem Kilometer mehr zu sehen.

Kurz nach der Ausfahrt nach Reignac stand noch Diesel bunkern auf dem Programm und zu meiner Überraschung gab es noch ein Wellness Paket mit Schaumwäsche und Klarspülen in der benachbarten Waschanlage. Ein Genuss nach gut 1000 Kilometer an den letzten beiden tagen. Jetzt stehe ich in Reignac hinter der Kirche und dem Rathaus auf einem großen grasbewachsenen Platz mit  geschotterten Parkflächen und geniesse die Ruhe des Dorfes.

Morgen werden wir gemeinsam wieder die Grenze nach Spanien überfahren und am See von Alloz mindestens zwei eventuell auch drei Tage verbringen und endlich wieder Diesel zu normalen Preisen unterhalb von 1,50 € tanken. Da schmeckt der Lebenssaft noch viel besser.

Muez

27.08.2023. Die Fahrt Richtung Spanien war sehr eintönig. Bis weit hinter Bordeaux war die Straße zwar Autobahn ähnlich zweispurig ausgebaut, aber die Landschaft, topfeben, und sehr öde. Hin und wieder mal eine leichte Kurve sonst nur geradeaus und keine Erhebungen. Erst ab Bayonne wurde die Landschaft hügelig und in der Ferne waren die Pyrenäen zu sehen. Ab da ging die Streckenführung wieder nach meinem Gusto. Wellenreiten war angesagt, yippie. Es ging in weiten Schwüngen bergauf und bergab, wie ich das liebe. Da die Pyrenäen zu sehen waren, war Spanien auch nicht mehr weit und die Stimmung stieg mit jedem Meter. Kurz vor Irun ging es dann durch die Ausläufer der Pyrenäen immer bergauf bis auf über 1000 Meter, das wilde, teils enge Tal des Rio Bidasoa entlang. Grüntöne aller Schattierungen, immer wieder der wilde Fluss, zum Teil weit unter mir und immer mäandernd. Das war mal eine würdige Begrüßung für uns drei durch Spanien. Durch die tollen Perspektiven und beeindruckenden Farbspiele unterstützt durch Schatten und Sonne ging einem wirklich das Herz auf.

An Pamplona vorbei, ging es gemächlich abwärts durch Navarra. Eine tolle Landschaft. Sanfte Hügel und in der Ferne eine hochaufragende Sierra. Teilweise wussten wir wirklich nicht wo zuerst hinschauen.

Wie schon erwähnt wollten wir am See von Alloz stehenbleiben. Doch die Zufahrt ging zwei Kilometer über einen sehr schlechten, mit tiefen Löchern versehenen steilen Schotterweg. Dazu war starker Wind und heftiger Regen angesagt. Am gewünschten Platz gab es laut Google Earth keinen Windschutz. Wir wären völlig ungeschützt gestanden, sofern ich den Aufstieg überhaupt geschafft hätte.

Also umdisponiert und ganz in der Nähe nach Lucar gefahren zu einem am Ortsrand gelegenen Picknickplatz. Da hatte aber park4night verschwiegen, dass alleine schon die Zufahrt nur für Vans mittlerer Größe geeignet ist aber nie und nimmer für Jungs meines Kalibers. Schade. Nach 15 Metern fuhr ich rückwärts wieder aus dem Gässchen hinaus.

Also Plan C ausgepackt. Bei einer Pelotes Halle und einer benachbarten Bar sollte es einen gemütlichen Stellplatz geben. Nach 10 Minuten war der dann auch erreicht und Gott sei Dank, er passte. Wir konnten 50 Meter von Halle und Bar alleine zwischen einigen Bäumen parken und auch über die ruhige Nacht stehen bleiben. Vom Örtchen Muez waren wir gut einen Kilometer entfernt. Dem wirklich starken Wind konnten wir durch die uns umgebenden Bäume ein Schnippchen schlagen.

Estella-Lizarra

28.08.2023. In Estella-Lizarra mit seinen unter 20.000 Einwohnern wollten die Beiden mal wieder einen Stadtbummel wagen und anschließend quasi um die Ecke in Ayegui bei einem Kloster mit Weingut einen Stellplatz nehmen. Da es in Muez ja so windig war, blieben wir auch nur die eine Nacht und nicht wie geplant zwei oder drei um gemütlich nach den drei Fahrttagen in Spanien anzukommen.

Schon ab Pamplona gab es immer mehr Landwirtschaft. Oliven, Obstbäume und zunehmend schon gedroschene Weizenfelder. Auf der Fahrt von Muez nach Estella-Lizarra war die Landschaft abwechselnd saftig grün und  hellgrün von den Obst- und Olivenbäumen, dann wieder golden von den noch auf den Feldern stehenden Stoppeln des Weizens. Teilweise überkront mit dem einen oder anderen Regenbogen welche die Sonne aus dem durch den nächtlichen Regen feuchten Boden zauberte. Ein tolles Panorama.

In Estella-Lizarra fanden wir in einem Wohngebiet einen guten Parkplatz, fünf Minuten fußläufig vom Zentrum entfernt. Das Altstädtchen bot nichts Besonderes. Estella-Lizarra ist nur als Pilgerstation bekannt, da der Jakobsweg hierdurch führt und es entsprechend viele Pilger Herbergen gibt.

Also ging es zügig weiter nach Ayegui auf einen offiziellen Stellplatz mit voller Ver- und Entsorgung, Videoüberwachung gegen faire 4,- € Gebühr.

Wie gewohnt standen wir am Rand, allerdings mit einem freien Platz links von uns, da dort der Picknickbereich war. Das sollten wir noch bereuen.

Ayegui hat über dem Ort eine riesige verlassene Klosteranlage der Benediktiner. Die Ursprünge gehen ins 11. Jahrhundert zurück. Da am Jakobsweg gelegen, war es von Anfang an als Pilgerhospiz geplant. Im 16. Jahrhundert übernahmen die Zisterzienser die Anlage. 1615 wurde im Kloster eine Universität gegründet. Heute wird der momentan ungenutzte Komplex zum Ethnologischen Museum Navarras umgebaut.

Direkt neben dem Kloster Santa Maria liegt das Weingut Bodegas Irache mit 150 Hektar Anbaufläche. Der größte Arbeitgeber in Ayegui. Schon im 12. Jahrhundert versorgte die Region das Königshaus von Navarra mit Wein. In Navarra sind die wichtigsten Rebsorten Tempranillo, Grenache, Cabernet Sauvignon, und bei den weißen Weinen Viuar und Chardonnay.

Die meisten Touristen zieht allerdings nicht die Klosteranlage, sondern die Attraktion der Bodegas Irache an. Es handelt sich dabei um einen Weinbrunnen. Ja, Du hast richtig gehört, einen Weinbrunnen.

Aus diesem kann jeder der vorbeikommt von 08.00 Uhr morgens bis 20.00 Uhr abends Wein zapfen. Allerdings unter Videoüberwachung um übermäßigen Verbrauch zu verhindern. Dennoch laufen aus den beiden Hähnen pro Tag bis zu 100 Liter Rebensaft.

Der Brunnen diente einst der Versorgung der vorbeiziehenden Jakobspilger. Es gab ja Zeiten in denen die Menschen lieber Wein tranken, da das Wasser nicht sauber war.

Zurück zu dem freien Stellplatz neben mir. Die komplette gegenüberliegende Parkreihe war bei Einbruch der Dunkelheit noch frei. Um 00.20 Uhr kam ein WOMO Kollege auf den Platz gedieselt und wo fuhr der hin? Genau direkt auf den freien Platz neben mir, die anderen ignorierte er. Das haben wir schon oft beobachtet. Bei vielen WOMO Fahrern gibt es wohl einen gewissen Herdentrieb.

Sie parken nicht dort wo viel freier Platz ist, sondern am liebsten zwischen schon geparkten WOMOS egal, wie wenig Platz das ist. Hauptsache das eigene WOMO passt noch irgendwie dazwischen. Gut bis hierhin ja nicht weiter schlimm, wenn, ja, wenn…. Von 00.20 Uhr bis 01.30 wurden Außentüren und Klappen geöffnet und zugeschlagen. Im Innern des WOMO alle möglichen Schränke, Fächer und laden geöffnet, darin gut hörbar herumgekramt und wieder zugeschlagen.

In Zukunft parken wir nur noch ganz außen, oder noch besser die WOMO Plätze nur noch für Ver- und Entsorgung nutzen und lieber einen kuscheligen Schlafplatz auf einem Wanderparkplatz oder bei einer Picknickfläche anfahren!

Der Prao de la Paul

29.08.2023. Der Prao de la Paul, ein See der über einen großen Picknickplatz, eine Vogelbeobachtungsstation und viele Wasservögel verfügen sollte. Unterhalb des mittelalterlichen Dorfes Laguardia.

Sollte. An den Picknickplatz unter hohen Bäumen kann ich einen Haken machen.

An die Vogelbeobachtungsstation ebenfalls.

Wasservögel leider komplette Fehlmeldung. Alle Vögel, die auf den Fotos in der Station zu sehen sind, gibt es hier nicht mehr. Alle Amphibien, Insekten, Fische und anderes Wassergetier auch nicht.

Wieso?

Nun es fehlt einfach massiv an Wasser! Die Weinanbauflächen rundherum sind alle bewässert und die meisten Reben schön grün.

Der See allerdings ist komplett trocken und da schon die ersten Büsche auf dem ehemaligen Seegrund wachsen, nicht erst seit diesem Sommer! Der See war ein echtes Paradies und im Jahr 2018 berichtet der WOMO Verlag noch euphorisch von diesem Stellplatz und den vielen Vögeln, die er beherbergt. Morgens wurden die Autoren von vielstimmigen Vogelgesang geweckt. Heute hörten wir morgens zwei drei Stimmchen. Das war gerade mal vor 5 Jahren.

Als meine Beiden in der Beobachtungsstation waren kam eine einheimische ältere Frau. Sie schaute durch die Luken zur Vogelbeobachtung, sah den nicht vorhandenen See und begann zu weinen. Sie sagte immer wieder nada, nada nada. Also Nichts nichts, nichts. Dann noch no hay agua und ging völlig aufgelöst weg. No hay agua heißt kein Wasser!

In gut einer Stunde kann man auf einem schön angelegten Weg den See umrunden. Die Hinweisschilder welche Tiere und Vögel zu beobachten sind existieren im Gegensatz zu den Beobachtungsobjekten noch. Der Weg war einmal ein schöner schattiger Spazierweg um den See. Mittlerweile fehlen viele Bäume. Die die noch ausharren sehen nicht mehr gut aus, haben wenig Blätter, viele dürre und abgestorbene Äste. Auf dem Boden rund um den See und auf meinem Stellplatz liegen so viele Blätter, das man problemlos glauben könnte es wäre Spätherbst.

Das verrückteste ist, dass es rund um den See schon riecht wie im Herbst. Nach herabfallenden, vermodernden Blättern. Da der Wind leicht weht, raschelt es überall und wenn eine Böe kommt, fallen in Massen die eh schon wenigen Blätter dürr von den Bäumen.

Laguardia

30.08.2023. Heute erkundeten die Beiden das auf dem Hügel thronende Dorf.

Es war ganz leicht hinaufzugelangen, da es einen Aufzug gibt, der die Einwohner der unteren Häuser und natürlich die Touristen nach oben bringt.

Wieder einmal waren meine Beiden von einem Dorf mehr als überrascht! Laguardia hatte nicht nur eine Festung und zwei Kirchen zu bieten. Nein, da war ein wunderbarer Park,

der um die halbe Altstadt herumführte und einen sagenhaften Blick auf große Teile des Rioja bot.  

Das Dorf war wieder erwarten sehr touristisch, es gab mehr als 30 Weinlokale und Restaurants, mehrere Hotels und schon um 10.00 Uhr am Vormittag waren die mittelalterlichen Sträßchen gut besucht.

Covanera und der Poto azul

31.08.2023Nach zwei wunderbaren Tagen und sehr ruhigen Nächten ging es dann weiter. Eigentlich wollten wir noch zum Mirador del Rioja auf knapp 1.000 Metern Höhe, aber die Berge dort oben waren in Wolken gehüllt und so sparte ich mir den anstrengenden Aufstieg und es ging weiter nach Covanera.

Wir liesen Burgos links liegen und fuhren über zwei jeweils 1.005 Meter hohe Pässe, die frei von Wolken waren. Diese Fahrt über die Hochebene! Einfach wieder toll.

 Ich hatte dort oben eher eine gerade Streckenführung erwartet, doch was wartete dort auf mich?  Über 20 Kilometer auf etwa 1.000 Meter Höhe Berg und Tal in immer wiederkehrendem Wechsel. I like it, wie der Engländer zu sagen pflegt.

Da der Stellplatz in Covanera staubig, vor Hitze flirrend und ganz und gar nicht einladend war, fuhren wir fünf Kilometer weiter nach San Felices. Was für ein Glück.

Direkt neben einer Bar, am Ufer des Rudron, mit Badestelle. Schattig, bei netten Menschen  und einer einstündigen Wanderung.  Unser Ziel war der spanische Blautopf ( POTO AZUL )

Die Bar bot viele regionale Speisen auf den aufgestellten Schiefertafeln an und die Beiden beschlossen spontan (verfressene Bande J) etwas davon zu probieren. Nur schade. Sowohl Wirt wie auch Wirtin waren sehr mit ihren Handys beschäftigt und erklärten uns, dass es all die leckeren Sachen nur am Wochenende gibt. Während der Woche gibt es nur Getränke. Also dann eben zwei Rotwein.

Allerdings verstanden wir dieses Verhalten nicht. Den ganzen Tag über kamen in kurzen Abständen immer wieder Besucher, die die Schiefertafeln studierten und alle die gleiche Antwort wie meine Beiden bekamen. Nur Getränke. Wohl wegen Reichtum oder übermäßigem Handykonsum kein Interesse am Geldverdienen.

Auf jeden Fall war die Wanderung zum POTO AZUL, zwar nur eine Stunde in einer Richtung aber bei guten 25 Grad und einigen steilen Passsagen doch recht anstrengend. Es lohnte sich.

Unterwegs konnten die Beiden mehrere zum Teil sehr tief fliegende Geier beobachten. Ein beeindruckendes Erlebnis, diese riesigen Vögel direkt über sich kreisen zu sehen. Dieses Erlebnis hätte ich auch gerne gehabt, aber ich stand ja, was auch nicht schlecht war, im Schatten unter einem Baum.

Die Wanderung am Rudron mit seiner sehenswerten Schlucht und dem mäandernden  Verlauf bot den Beiden tolle Ausblicke.

Das Schönste an diesem Tag kam aber erst noch. Als meine Beiden von der Wanderung zurückkamen, saßen mehrere Nachbarn mit ihren jugendlichen Kindern an der Badestelle hörten Musik von den Beatles und sie bemerkten ihre Lebensfreude.

Im Flüsschen stand ein Campingstuhl, um sich sitzend die Füße zu kühlen. Alle Beatle Songs liefen rauf und runter. Es wurden leise Unterhaltungen geführt. Kurz es war wunderbar idyllisch. Meinen Beiden zogen die Schuhe aus und gingen auch ins Wasser. Sie wurden freundlich begrüßt und kamen trotz Sprachbarriere mit den Menschen ins Gespräch.

Das Abendessen am Picknickplatz und ein wunderbarer Sonnenuntergang machten den Abend perfekt.  

Schön, wie zufrieden die Menschen sind, mit dem was ihnen das Leben in dieser Abgeschiedenheit zur Verfügung stellt. Als die Sonne untergegangen war, gingen alle in ihre Häuser und wünschten meinen Beiden einen guten Abend und eine gute Nacht.

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Orbaneja und Aguilero de Campoo

01.09.2023. Durch das Tal des Rudron ging es dann weiter über das nicht weniger spektakuläre Tal des noch jungen Ebro nach Orbaneja. Ja, der Ebro hat es uns anscheinend angetan. Er fließt ja wirklich überall rum wo man hinfährt. Unser treuer Begleiter.

Orbaneja ist ein winziges aber uraltes Dorf in der Schlucht des oberen Ebro mit einer spektakulären Lage an den Felsen und ebensolchen Kaskaden.

Trotz der Abgeschiedenheit und den wenigen Einwohnern auch hier wieder viele Lokale, Hotels und Gästehäuser. Aber auch verständlich, denn im Tal des Rudron und des oberen Ebro lässt es sich vortrefflich wandern, die bizarren Felsformationen  bewundern.

Auf kleinen Sträßchen in dem langsam breiter werdenden Tal des oberen Ebro ging es, meist nur mit 40 km/h, weiter nach Aguilera de Campoo.

Die geplanten Stellplätze bei einem Kloster, am Stausee  und am offiziellen Stellplatz waren zu eng, zu sonnig und staubig oder einfach zu voll. Also war mal wieder ein Zufallsfund gefragt, den wir auch erfolgreich gefunden haben. Keine fünf Minuten vom Zentrum und am Rio Pisuerga  gelegen, fanden wir einen großen Parkplatz.

Kurioserweise bis auf einen PKW völlig leer. Ich parkte am Rand direkt beim Fluss und am weitesten von der Straße entfernt. Zu unserer Verwunderung war das Zentrum gerade einmal fünf Geh Minuten entfernt und führte uns durch zwei schöne Parkanlagen.

Warum hier niemand parken wollte haben wir das ganze Wochenende über nicht verstanden. Auf jeden Fall war es uns Dreien recht. Wir hatten unsere Ruhe, die Straße war kaum befahren und ich stand am Fluss und die Beiden konnten problemlos in die Stadt oder zum Stausee oder in die verschiedenen Parks spazieren. Perfekter ging es kaum. Müßig zu erwähnen, dass die Nächte genauso ruhig waren wie auf einem Picknickplatz mitten im Grünen.

Direkt an meinem Stellplatz ging ein Weg vorbei, der in etwas mehr als 1,5 Stunden bis zur Staumauer und auf der anderen Seite des Flusses am Kloster Santa Maria vorbei bis zur Altstadt und dann wieder zu mir zurück führte. Selbstredend, dass meine Beiden den Weg absolvierten. Es war ein wunderbarer Spaziergang durch eine angenehme Flusslandschaft. Zum Kloster später mehr.

Aguilar de Campoo ist ein kleines Städtchen auf 892 Metern Höhe gelegen am gleichnamigen Stausee. Der Hauptplatz war sehr belebt mit vielen Arkadengängen aber auch, wie leider so oft, vielen leerstehenden Geschäften.

Direkt zwischen diesem Platz und mir befand sich eine Bar am Ufer des Rio Pisuerga. Dort gönnten sich meine beiden einen Absacker am Abend und etwas, das sie noch nie gehört hatten. Frittierte Eichhörnchenschwänzchen mit Patatas Bravas. Patatas Bravas kannten sie. Das sind gewürzte, gebackene Kartoffeln als Snack. Aber was zum Henker sind frittierte Eichhörnchenschwänzchen?

Zuerst einmal, es soll wunderbar geschmeckt haben. Es handelte sich um in Bierteig gewendete und in wenig Öl frittierte lange Calamares Streifen. Kennen wir doch auch, nur diese Bezeichnung, lustig. Zusammen mit den Patatas bravas, schmeckte es fein.

Am kommenden Tag wurde gewandert und das Kloster Santa Maria la Rual besucht. Die Wanderung zum Stausee war wie erwähnt schön und zeigte wieder den niedrigen Wassersstand.

Am Stausee entdeckten die Beiden einen weiteren von park4night empfohlenen Stellplatz. In einem Wendehammer, einer Sackgasse etwas von der um den See führenden Straße. Wirklich schnuckelig, aber so einsam und abgeschieden….., dass es meinen Beiden dann doch zu einsam gewesen wäre. Zumal der Weg zu Fuß nach Aguilar de Campoo dann doch weiter entfernt war.

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Von meinem Platz aus führte eine schöne Allee schnurgerade zum Kloster.

Das Kloster beherbergt ein Internat und ansonsten ist es wunderbar restauriert. Mitten unter der Besichtigung fing in der Apsis der Kirche eine Vorführung an. Eine Lightshow der ganz besonderen Art. Es wurde die wechselvolle  Geschichte des Klosters dargestellt. Trotz der Sprachbarriere konnten meine Beiden aufgrund der bild- und farbengewaltigen Vorstellung die Klosterhistorie verstehen und miterleben. Als Franziskaner Kloster gegründet und als Prämonstratenser Kloster weitergeführt, wurde es im spanischen Bürgerkrieg völlig zerstört und in den 1980 er Jahren mit großem finanziellen Aufwand und einer unglaublichen Detailtreue wiederaufgebaut.

Im anderen Kloster der Stadt dem Kloster Santa Clara backen Nonnen diverse süße Köstlichkeiten und verkaufen diese in der Klosterbäckerei. Leider war diese gerade geschlossen, als meine Beiden dort umherstreiften. Der süße leckere Duft nach Vanille und Bisquit lag noch in der Luft.

Leon

03.09.2023. Auf der Fahrt nach Leon ging es zweimal über knapp 1.000 Meter hohe Pässe. Auch hier wieder wie schon vor kurzem Wellenreiten auf einer Höhe von etwa 1.000 Meter. Einfach toll. Hier oben alles grün, Weizenfelder und viele Kuhweiden.

In Leon wollten die Beiden wie üblich etwas außerhalb parken und den tollen ÖPNV benutzen. In einem Vorort fanden wir einen großen Parkplatz mit Schatten und einer Bushaltestelle keine 100 Meter entfernt. Für 1,20 € pro Person, direkt in die City. An der Bushaltestelle bemerkte eine Dame wie meine Beiden den Streckenplan studierten, und zeigte ihnen eine App. Diese ist für alle größeren Städte in Spanien und Portugal einsetzbar. Kostenlos und so gut verständlich, dass sogar Raphael nach einer Minute verstanden hatte, wie es funktioniert.

Du gibst Deinen Standort und Dein Ziel in der jeweiligen Stadt ein. Die App führt Dich dann via Google Maps zur nächsten Bushaltestelle der besten Linie und zeigt Dir an, wie lange es geht, bis Dein Bus kommt. GENIAL.

Die Kathedrale und das Gaudi Haus. Leon hat vieles zu bieten und war dennoch nicht überlaufen und schon gar nicht voll mit Touristen. Gefiel meinen Beiden natürlich, also auch am zweiten Tag nach Leon per Bus.

Die größtenteils erhaltene Stadtmauer erinnerte sehr an Lugo. Du erinnerst Dich, dort führte die Mauer um den gesamten Altstadtkern.

Kontrastprogramm

05.09.2023. Quasi als Kontrast ging es in die Nähe von Hospital de Orbigo.

 In Benavides de Orbigo standen wir bei den Sportplätzen an einem kleinen Bewässerungskanal.

Wir staunten nicht schlecht, als wir auf dem Weg dorthin immer mehr Hopfenfelder sahen. Bis in die 90 er Jahre war diese Gegend vom Hopfenanbau geprägt. Die Bar in unmittelbarer Nähe, meines Platzes war an diesem Tag geschlossen und so hatten wir alle drei eine wunderbar ruhige Nacht. Nicht einmal der Gockel in der Nachbarschaft hat uns gestört. Die Hühner und der Hahn eines Nachbarn liefen frei herum und waren auch öfters auf dem Leichtathletikgelände unterwegs. Ein sagenhaftes Bild. Leider konnte Raphael zur Aufnahme nicht näher dran, da der Hahn etwas aggressiv wurde.

Was uns hier wie auch schon in anderen Orten auffiel, war folgendes:

Nach der Siesta, so ab 17.30 Uhr sind sehr viele Menschen jeglichen Alters unterwegs. Mit dem Fahrrad, beim Joggen, beim Wandern oder einfach nur beim Spazierengehen. Egal an welchem Wochentag und bis zum Einbruch der Nacht. Ist die Strecke für manche Leute zu kurz, wird sie wiederholt, oder ein drittes Mal gelaufen. Das haben wir auch schon am Meer beobachtet und finden das ganz toll.

So, das war es erst einmal. Es ist schön wieder in Spanien zu sein. Im nächsten Blog warten einige Überraschungen auf Dich. Ein weiteres umwerfendes Haus von Antoni Gaudi, ein riesiges bergwerkliches Meisterstück der Römer. Natürlich auch, wie immer meine Kommentare zu allem, Dein Bruno.

hasta luego

Splitt am Rand unserer Reise Teil 2

Willkommen zu Teil zwei von Splitt am Rand unserer Reise.

Ich berichte Dir wieder kuriose und komische Begebenheiten und Erlebnisse.

Kontaktverbot

Stell Dir vor, Du kommst zu Deinem Fahrzeug zurück und wirst 100 Meter zuvor aufgehalten und darfst nicht weiter. Schrecklich diese Vorstellung oder? Zumal wenn Du in diesem Fahrzeug wohnst und lebst.

Sybille und Raphael haben das live erlebt.

In Puerto de Vega, durften meine Beiden nach einem Spaziergang fast nicht mehr zu mir zurück. Ich befürchtete schon, dass ich alleine an der Hafenmole schlafen müsse. Der Grund war kurios. Schon den ganzen Nachmittag war ein reges Treiben auf dem Gelände und es wurden überall Stände aufgebaut. Wir dachten an einen abendlichen Markt und beachteten das Geschehen daher nicht weiter.

Aber dann wie gesagt nach dem Spaziergang die böse Überraschung.

Die aufgebauten Stände waren nicht die Vorboten eines abendlichen Marktes, nein sie gehörten zu einem Filmset. Der Ort Puerto de Vega ist ein häufiger Drehort für eine sehr beliebte spanische Fernsehserie.

Meine Beiden wurden auf dem Weg zu mir dreimal aufgehalten und es wurde gleich vom ersten Wachmann mitgeteilt, dass sie nicht weitergehen können. Nach langem hin und her mit dem Handyübersetzer liess der erste Posten sie dann durch. Der zweite rückversicherte sich beim ersten Posten bevor er sie passieren ließ. Das gleiche Prozedere beim dritten und eine zusätzliche Ermahnung, nur ganz am Rand zu gehen, keine Geräusche zu machen, nicht zu lachen, zu klatschen, zu rufen oder sonst etwas in der Art von Lautäußerungen. Die Aufnahmen durften auf keinen Fall gestört werden.

Was für ein Glück, dass  sie durchdurften, denn die Aufnahmen gingen bis weit in die Nacht hinein.

Eine andere Interpretation des Jakobsweges

Auf einem Stellplatz stand ich neben einem VW Bus aus Hannover, der einem älteren Ehepaar gehörte.  Der Mann hatte schon alle Varianten die es vom Jakobsweg gibt erwandert. Da aber seine Frau schon weit über 70 und nicht mehr ganz gut zu Fuß, den Herausforderungen nicht mehr gewachsen war, aber wenigstens dennoch einmal den Jakobs Weg gehen wollte, waren die beiden auf eine skurrile Idee gekommen:

Sie fuhren von einem Stellplatz circa 10 Kilometer weiter am Jakobsweg entlang. Dort blieben sie dann zwei Tage. Am ersten Tag gingen sie die Route zum vorigen Stellplatz auf dem Jakobs Weg und zurück zum VW Bus. Am nächsten Tag dann in die andere Richtung.

So absolvierten sie zwar langsam aber effektiv Stück für Stück den Jakobs Weg. Auf die Stempel im Pilgerheft, die es ja nur in den autorisierten Herbergen gibt verzichteten sie gerne. Hauptsache die Frau hatte so die Möglichkeit sich ihren lebenslang gehegten Traum Jakobsweg zu erfüllen.

Wir finden diese Idee und den Zusammenhalt der Beiden bewundernswert.

Geht es noch?

Zwar auch skurril aber ganz und gar nicht zu bewundern ist folgender Splitt.

Wir haben ja von den abgebrannten Waldgebieten in Asturien und Galizien berichtet. Wir hatten Dir versprochen die Hintergründe aufzuklären, da die spanische Atlantikküste nun wirklich nicht die klassische Gegend für Waldbrände ist.

Hier nun die schwer zu verstehende Erklärung:

Es handelt sich nach dem offiziellen spanischen Sprachgebrauch um Umwelt Terrorismus!

Spanische Zeitungen machten mit der Schlagzeile: „ Asturien brennt nicht, sie verbrennen es“ Ende März 2023 auf.

Es handelte sich um mehr als 120 Waldfeuer, die auch nach Kantabrien übergriffen. Mehrere tausend Hektar Wald wurden verwüstet, mehrere hundert Menschen mussten zur Sicherheit ihre Häuser verlassen, Schulen wurden geschlossen und Autobahnen und Zugverbindungen stundenlang gesperrt. Noch perfider macht die ganze Geschichte, dass die Feuer nur gelegt wurden, wenn starke Winde vorher gesagt waren, die die Feuer noch weiter entfachten und gefährlich unberechenbar  machten.

Mittlerweile ist bekannt geworden, dass die Feuer gezielt gelegt wurden. Du würdest nie darauf kommen von wem. Von Umweltschützern! Sie wollen damit gegen die Monokultur von den nicht einheimischen Eukalyptusbäumen protestieren.

Geht es noch? Wald in Brand setzen, Menschenleben gefährden, die eh schon belastete Umwelt noch weiter belasten und einen immensen Schaden bewusst in Kauf nehmen.

Da sind die Aktivisten der letzten Generation, die sich in Deutschland auf die Straßen kleben ja richtig harmlos dagegen.

Echte Nachhaltigkeit

Auf der Wanderung am Tarn entlang des Treidelpfades bei Cirque-Lapopie fanden meine Beiden eine wirklich ökologische und nachhaltige Art die Geschenke der Natur bis zum Ende sinnvoll zu nutzen.

Ein alter Baumstumpf wurde mit einer Toilettenbrille versehen. Auf dem Schild steht zu lesen:  Das zweite Leben des Baumes. Unten steht sinngemäß: Sinnvolle Kunst für umsonst.

In Noja gab es auch einen Kreativen der sich nachhaltig mit Bäumen und Wurzeln beschäftigte.

Die Schwebende

Bei der Schwebenden handelt es sich nicht um eine Hochseilartistin oder um einen Zaubertrick. Wobei beides irgendwie doch auch zutreffend ist.

Die Schwebende ist die Autovia A-8 oder auch Autovía del Cantábrico. Eine Autobahn in Spanien und Teil der Europastraße 70. Sie folgt der nördlichen Küstenlinie Spaniens von Bilbao bis Baamonde nordwestlich der Stadt Lugo, wo sie an der Autovía A-6 endet, und bildet die Fortsetzung der von der spanisch-französischen Grenze bis Bilbao führenden Autopista AP-8.     

Sie ist 486 Kilometer lang und führt durch Kantabrien, das Baskenland, Asturien und Galicien.

Den Namen die Schwebende hat sie wirklich verdient. Die Trasse führt immer wieder über unzählige Brücken und Viadukte. Oft 100 Meter über dem zu überquerenden Tal gespannt und mehrere hundert Meter lang. Die sich eröffnenden Perspektiven sind gewaltig. Zum einen klar nach unten, wo man den Grund des Tales manchmal nur erahnen kann, dann in Richtung der Berge, die sich majestätisch erheben und in Richtung Atlantik.  Atemberaubende Szenerien , die Dir oft die Wahl schwer machen, wohin Du als erstes schauen sollst. Auf dieser Autobahn ist keine Sekunde langweilig. Dazu kommt noch, dass wir die Landschaften und Ausblicke immer genießen konnten, da kaum Verkehr floss. Als wir wegen meiner undichten Innereinen die Irrfahrt nach Oviedo machten, fuhren wir ja hin und zurück auf der A-8. Glaub mir, wir haben uns mehr als einmal gefragt ob wir am Vormittag wirklich dort entlang gefahren sind. Einfach nur aufgrund der Richtungsänderung waren die Eindrücke so verschieden von denen in der anderen Fahrtrichtung ein paar Stunden zuvor. Vormittags hatten wir an einer Stelle einen grandiosen Blick direkt in eine Bucht mit langem Strand. An derselben Stelle dann auf der Rückfahrt der Blick in ein tiefes Tal, das dann langsam anstieg und in einem grünen Berggipfel endete, der in Wolken gehüllt war.

Aber genauso beeindruckend ist die Fahrt auf der fast parallel laufenden Landstraße. Auf der ist noch viel weniger Verkehr als oben auf der A-8. Zehn Minuten ohne andere Fahrzeuge, keine Seltenheit. Diese folgt den Taleinschnitten die die A-8 überquert. So bekommst Du zum einen den Eindruck wie die Straßenführung und die benötigte Fahrzeit vor dem Bau der A-8 war und zum anderen kannst Du die gewaltigen Bauwerke bestaunen, wenn Du auf sie zu oder unter Ihnen durchrollst.

Wie auch das Mammut Projekt der Schnellbahnverbindungen  geht der Beginn dieser Autobahnverbindung auf die unmittelbare Ära nach Franco zurück. Die Politik wollte Zeichen setzen, Arbeit bieten und Prestigeobjekte angehen. Ganz nebenbei ist in diesem Fall auch noch eine beeindruckende Autobahn entstanden.

Unser brauner Liebling

Neben dem Omnia, von dem ich ja schon berichtet habe haben wir noch einen weiteren Liebling, einen kleinen braunen krummen Kerl.

Es handelt sich um unseren Wassereinfüllstutzen. Wie oft haben wir uns schon in Gedanken bei Iris und Uwes Womowelt bedankt. Deren Tipp war echt spitze. Dieser unscheinbare braune Wassereinfüllstutzten ist ständig im Gebrauch. Da wir ja fast nie auf Campingplätzen stehen, bunkern wir unser Wasser unterwegs an Brunnen oder den in Spanien sehr oft zu findenden Wasserspendern. Gerade unter die letzteren würde keine Gießkanne passen um sie zu füllen. Aber unsere faltbaren 5 Liter Kanister schon. Mit denen holen wir frisches Wasser und füllen es ohne Probleme dank unserem kleinen braunen Helfer in meinen Tank. Verlust an Wasser gleich null. Die Kanister haben wir sowieso immer in Gebrauch, da sie einfach zu handhaben sind und überall hin passen. Danke IRIS und UWE!

ÖPNV

Der öffentliche Personen Nahverkehr, oder etwas weniger sperrig das Busfahren, ist in Spanien ganz anders.

An den Haltestellen hängen keine Fahrpläne, die man meist eh nicht versteht oder lesen kann. Es hängen die Linienpläne der Buslinien, welche diese Haltestelle anfahren. Auf einem Display kann man dann sehen wie weit entfernt der nächste Bus der jeweiligen Linie noch entfernt ist. Egal ob 2 Minuten oder 20 Minuten die Fahrgäste sind und bleiben entspannt und warten. Jeder kann nachverfolgen wann sein Bus kommt.

Eine weitere wie wir finden sehr schöne Eigenart des Bus Fahrens in Spanien ist die Verabschiedung. Beim Aussteigen aus dem Bus nimmt jeder, wirklich jeder Fahrgast mit dem Busfahrer Augenkontakt auf und sagt laut und deutlich gracias und adios. Also Dankeschön und tschüss. Da würden sich viele Busfahrer in BRD auch freuen.  Wir finden das eine sehr persönliche Art sich für den Transport von A nach B zu bedanken.

Generell ist beim ÖPNV alles relaxter. Niemand regt sich auf, wenn es bis zum nächsten Bus mal länger geht.

Gibt es das wirklich noch?

In Zumaia haben wir die hier abgebildete Cepsa Tankstelle gesehen.

Putzig.

Mitten im Verkehrsgetümmel steht die kleine Tanke mit Tankwärterhäuschen. Beachte auch den draußen aufgestellten Liegestuhl. Falls mal niemand tanken möchte kann der Tankwart dort eine kleine Siesta mitten im Verkehr abhalten. In den 60 er Jahren gab es viele solcher Tankstellen auch in Deutschland. Wann ich die letzte Tankstelle mit Service in Deutschland gesehen habe, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr.

Auch das gibt es sehr oft!

Sehr oft sieht man Häuser die nur noch von den ehemaligen Dachbalken eines zwischen ihnen fehlenden Hauses gestützt werden. Ebenfalls oft zu sehen ist, dass die Häuserfronten mit Netzen abgehängt sind um vorbeigehende Fußgänger vor herabfallenden Gebäudeteilen zu schützen. Um die Fronten unbewohnter Häuser vor dem Einsturz zu schützen sind diese oft mit dicken Stahlträgern abgestützt.

All dies aber nicht nur in Dörfern, die unter Landflucht leiden. Nein, selbst in großen Städten zum Teil sogar in den innerstädtischen Fußgängerzonen sind die beschriebenen Maßnahmen zu sehen.

Fortschrittlich

Auf der Wanderung am Treidelpfad bei Cirque-Lapopie sahen wir dieses Verbotsschild, das ausdrücklich auch für Quads gilt.

Winzig, aber ebenfalls fortschrittlich

Das winzige Dörfchen Camboulit machte ja einen sehr verschlafenen Eindruck auf uns, jedoch an allen Eingängen zum Dorf stand dieses Schild.

Camboulit ist bei intra Muros von Google Maps zu finden. Wow!

Sauber trotz enger Passagen

Ebenfalls sehr fortschrittlich fanden wir in Figeac die abgebildete Kehrmaschine. Ideal für Innenstädte mit alten verwinkelten Gassen.

Ebenfalls sehr fortschrittlich aber auch sehr wichtig

In und rund um Nonette-Orsonette herrscht absolutes Verbot von Pestiziden.

Die Gegend rund um Nonette-Orsonette ist sehr landwirtschaftlich geprägt und die Felder und deren Erträge sahen auch nicht schlechter aus im Vergleich zu Gegenden in denen Pestizide eingesetzt werden.

Witzig

Ein Hinweisschild für einen Picknickplatz der besonderen Art bei der Höhle Isturitz in der Nähe von St. Martin de Arberoue.

Witzig aber sehr praktisch und sehr sinnvoll

Ein Bereich mit Dusche, Waschbecken und Toiletten extra für Kinder und größenmäßig an Kinder angepasst. In dem wunderlichen Dorf Noiretable. Auf dem Camping Municipal kein Thema.

Sieht putzig aus, kommt bei den Kleinen super an.

Noch einige Sprüche, die ich öfters und auch sehr gerne höre:

  • Das beste Essen gibt es eben einfach bei Chez Bruno
  • Schon wieder so ein Tag, der einfach nur schön ist und gut tut.
  • Unglaublich dass alle unsere Tage relaxt und wohltuend sind.
  • Weit und breit kein Fahrzeug außer Bruno auf der Straße zu sehen.

Am meisten aber liebe ich, wenn die Beiden über meine vielfältigen Vorzüge reden. Ich habe unter anderem:

  • Ein Wohnzimmer
  • Einen begehbaren Schrank
  • Einen Wellnessbereich
  • Eine Sonnenterrasse
  • Einen Balkon,
  • Einen Wintergarten
  • Einen unendlich großen Grünbereich
  • Einen Kommandostand
  • Einen Nassbereich
  • Ein Fernsehzimmer
  • Ein Lesezimmer
  • Eine Garage
  • Einen Keller
  • Ganz neue Sitzbezüge
  • Einen chicen neuen Boden in Holzoptik
  • Ein Panoramafenster

und noch vieles mehr.

Toll, was bei einer Außen Länge von etwa 7 Meter so alles Platz hat.

Einfallsreiche Schweinerei

Metzgereien, egal ob in Spanien oder Deutschland sind anscheinend besonders kreative Betriebe. Eine witzige Schaufensterwerbung in Gijon einer Metzgerei mit dem Namen PIG. Und dann noch die feurige Grillwerbung einer Metzgerei in Hügelheim im Markgräfler Land.

Die Rosmarinkrippe

In Beuda war genau neben meinem Stellplatz ein riesiges Rosmarinbeet. -Du erinnerst Dich vielleicht an Beuda. Das kleine Dorf mit nur wenigen Häusern aber dem genialen regionalen Lokal Montserrat.-

Also in diesem Rosmarinbeet fanden meine Beiden eine Weihnachtskrippe. Wahrscheinlich wurde sie nach der Weihnachtszeit dort vergessen. Auf jeden Fall sieht es sonderlich aus, eine Weihnachtskrippe mitten in und unter Rosmarin zu sehen.

Ebenfalls in Beuda war die Wand des Gemeindehauses von einem großen kindlichen Wandgemälde geziert.

Echte Oldtimer

An mehreren Plätzen fanden wir bemerkenswerte Fahrzeuge. Etwa diese uralte und wirklich sehr bedenklich aussehende Vespa. Das alte Motorrad dürfte wohl auch nicht mehr so wirklich fahrtüchtig sein. Der wunderschöne blaue Gordini R4 in vollem Renntrimm war dagegen in täglichem Gebrauch.

Fortschrittliche Technik

Ebenfalls etwas technisch Seltenes sahen wir im Hafen von Zumaia. Allerdings nicht nostalgisch, sondern sehr fortschrittlich. Die dort auf Reede liegende EDDA GOELO wurde gerade mit 2 Flettner Rotoren ausgerüstet. Der Flettner Rotor kann den Verbrauch von Schiffsdiesel bei günstigem Wind um bis zu 30 % senken. Eigentlich ein alter Hut. Denn die Erfindung von Flettner geht auf die 1920 er Jahre zurück. Aber erst in den letzten Jahren werden wieder Schiffe damit ausgerüstet.

Meine tierischen Nachbarn

Über Esel, Schweine, Kühe und Pferde habe ich ja schon hin und wieder berichtet. Aber das letzte Foto ist dann doch eines, das aus der Reihe fällt. Das große weiße etwas ist ein Hund im Hühnerhof. Es handelte sich wirklich um einen Hund, der mit den Hühnern im Hühnergehege lebte und auf sie aufpasste. Eigentlich ein Pyrenäen Hütehund, der normalerweise auf Schafe aufpasst, aber warum eigentlich nicht auch auf Hühner?

Täuschend echt

In Belley habe ich ja schon von einer Fassade die so realistisch bemalt war, dass wirklich erst bei genauem Hinsehen die Täuschung zu bemerken war. Hier habe ich nun noch einige weitere Beispiele. Auch in Lugo erinnerst Du Dich vielleicht an die Wandfüllenden Gemälde von Cäsar und einer Römerin.

Zum Abschluss noch ein paar Bilder einfach zum Schmunzeln

Das war es mit Teil 2 von Splitt am Rand unserer Reise.

Seit dem 25.08.2023 sind wir wieder unterwegs. Der Weg führt uns quer durch Frankreich über Bordeaux zurück nach Spanien. Dort werden wir durch das Rioja, und die Regionen Leon und Kastilien wieder zurück nach Galicien fahren. Dort hatten wir ja bei Lugo den ersten Teil unserer Reise beendet. Bei Ferrol stoßen wir dann wieder an die Atlantikküste und fahren diese bis Vigo. Im Herbst und Winter werden wir dann Nordportugal zwischen Porto und Lissabon entdecken und erkunden. Eventuell je nach Temperatur und Wetter auch die angrenzende Extremadura in Spanien. Egal wo wir sind, wir freuen uns auf jeden Fall riesig dass es weiter geht und ebenso freuen wir uns, wenn Du uns weiterhin begleitest.

Zwei Bilder in eigener Sache

Du hast sicher bemerkt, dass ich nicht uneitel bin, oder? Schau mal was Herbert mir genialer Weise „verpasst“ hat.

Jeder weiß jetzt wer ich bin, nämlich Bruno le Randonneur.

Und ganz nebenbei hat Herbert auch noch mit der tollen silbernen Folie meine Motorhaube wieder ansehnlich gemacht. Da waren schon einige Stellen von Steinschlag beschädigt und der Lack abgeplatzt. Wer will denn schon so durch Spanien und Portugal fahren. Na, ich jetzt sicher nicht mehr.

Übrigens Du kannst mich über die Kommentarfunktion im Blog oben kontaktieren. Egal ob Dir etwas missfällt, fehlt oder gefällt. Lass es uns gerne wissen.

Ebenso Änderungsvorschläge oder offene Fragen oder der Wunsch nach mehr Infos oder Bildern. Lass es mich einfach wissen.

Bis dahin

Restez en bonne sante et n oubliez jamais l humour

Bleib gesund und vergiss nie den Humor

Dein Bruno

Splitt am Straßenrand unserer Reise Teil 1

In diesem Blog, von dessen Art es mehrere geben wird, berichte ich in loser Folge mehr oder weniger launisch von Geschehnissen und Begebenheiten auf unserer Reise.

Schwein, beziehungsweise Lamm gehabt

In der Markthalle von Vinaros hatten die beiden noch ein weiteres schönes Erlebnis außer dem mit dem Schuhverkäufer, wenn Du Dich daran erinnerst.

Die beiden stehen nicht so auf Schweinefleisch. Lamm- oder Ziegenfleisch dann schon eher. In der Markthalle von Vinaros gab es einen Metzgerstand der solche Produkte im Angebot hatte.

Auf Nachfrage mit dem Handyübersetzer löste er das Fleisch einer Lammkeule vom Knochen und portionierte es in 3 Portionen. Raphael bat ihn die Knochen in kleinere Stücke zu zersägen für eine Suppe. Obwohl ja zur Lammkeule die Knochen dazu gehören, zog der Metzger das Gewicht der Knochen ab. Zur Krönung rundete er die Rechnung trotz seiner Mehrarbeit auch noch großzügig ab.

Die Auswirkungen von Trinkgeld

In Girona gab es auch eine tolle Markthalle den Mercat de Lleo. Vor der Halle waren einige Marktstände. An einem deckten die beiden sich mit Obst und Gemüse ein. Der Betrag war 10,48 €. Raphael bedeutete dem Verkäufer, dass die 10,50 € die er ihm gegeben hat so passen. Sofort drehte der sich um, schaute sich an seinem Stand um und packte den beiden freudestrahlend einen

 Salatkopf zusätzlich kostenlos in eine Tüte. Er bedankte sich überschwänglich für die 2 Cent.

Menschen      

Aber auch Negatives gab es leider auch immer wieder. Von dem immer wieder zu sehenden von Grauwasser triefenden, auf der Teerdecke der Straßen nassen Streifen, von hinterlassenden WOMOs, reden wir erst mal gar nicht.

 In Girona fuhren wir auf einen großen Stellplatz mit über 80 Stellplätzen. Zuerst stand Ver- und Entsorgung an. Wir stellten uns an zweiter Stelle an. Der WOMO Fahrer vor uns wurde von Raphael zweimal mit Hola begrüßt. Außer einem genervten Blick bekam Raphael allerdings keine Reaktion. Plötzlich war der WOMO Fahrer verschwunden und wir hörten ihn in seiner Garage rumoren. Da mittlerweile schon mehrere Leute hinter uns auf die Ver- und Entsorgung warteten, frug ihn Raphael ob er den fertig sei. „ Ja klar“, war die kurze Antwort.

 So geht Höflichkeit natürlich auch, oder? Das Beste kam aber danach. Beim Befüllen meines Frischwasser Tanks stand der Kollege plötzlich neben Raphael und fragte warum wir das für WOMOs über 3,5 to in Frankreich vorgeschriebene Warnschild Angles Mortes nicht dran hätten. Raphael erklärte ihm, das sei bei mir nicht nötig, da ich ja nicht über 3,5 to wiege. Unter uns, wie würde meine Adonis Karosserie mit mehr Speck auf den Rippen denn aussehen?

Auf einmal konnte der Kollege sich unterhalten. Er erzählte, dass er die Schilder für die Rückfahrt nach Deutschland über Frankreich noch brauche aber keine in Spanien bekommen könne und ob wir denn nicht zufällig eines hätten. Alles in freundlichstem Plauderton und auf Deutsch. Wir hatten! Er überschlug sich fast, kaufte Raphael die drei Schilder ab und stieg ein. Beim Wegfahren winkte Raphael dem Kollegen. Was glaubst Du war die Reaktion? Genau! Er schaute voll in unsere Richtung, tat so, als ob er es nicht sehen würde und fuhr davon.

Schweine sind die reinlicheren Menschen Part 1

Auf demselben Stellplatz holte Raphael am ersten Morgen zwei Kanister frisches Wasser. Was war denn das?

 Unter dem Frischwasserhahn war ein Gitter, wenn Wasser überläuft zum Abfluss. Der Toilettenausguss und dessen Spülmöglichkeit waren wie meist auf der Rückseite. Jemann oder Jefrau hatten in der Nacht die Chemietoilette mit viel rosafarbenem Toilettenpapier und noch viel mehr anders gefärbten Feststoffen unter den Frischwasserhahn gekippt. Geht’s noch?

You are welcome

In Zumaia fiel Raphael sein Handy herunter und das Display bekam einen Sprung. Er hoffte es würde nicht weiter reißen, aber in Lekeitio war der Riss schon über den ganzen Bildschirm gewandert und hatte sich verzweigt. So wurde in der oficina de turismo nach einem Handy Shop gefragt, der auch Reparaturen vornimmt.

Im Shop waren zwei Personen vor Raphael an der Reihe. Raphael fragte den Mann vor ihm, ob der Shop auch Handys repariere. Der Mann bejahte dies und wollte wissen ob Sybille und Raphael Touristen seien. Nachdem sie das bestätigt hatten überließ er ihnen seinen Platz und bestand darauf, dass sie vor ihm drankamen.

Allerdings dürfte er das bald bereut haben. Die Verkäuferin war etwas begriffsstutzig und wollte selbst mit dem Google Übersetzer nicht verstehen was Raphael von ihr wollte. Als sie dann endlich verstand, musste sie den Reparateur anrufen und mit ihm alles besprechen, dann wieder per Handy auf Deutsch übersetzen. Kurz, es dauerte gut 15 Minuten und Raphael tat der Mann wirklich leid.

Aber das Positive daran: Die gleiche Reparatur hatte Raphael schon einmal an diesem Handy in Deutschland, da kostete es knappe 200,- €. Hier sollte es 95,- € kosten. Am nächsten Abend um 20.00 Uhr war das Handy abholbereit.

Schweine sind die reinlicheren Menschen Part 2

Auch in Lekeitio gab es eine eher eklige Beobachtung zu machen. Das einzige was auf dem gemeindeeigenen Stellplatz etwas kostete war das Frischwasser. Man musste wieder einmal in der oficina de turismo eine Münze für 3,- € kaufen um an 100 Liter Wasser zu kommen. Hier lag die oficina zum Glück direkt an der Einfallstraße. Wie gesagt das Frischwasser war nicht kostenlos. Das Wasser um die Thetford Kassette der Chemie Toilette zu spülen schon. Aber aus nachvollziehbaren hygienischen Gründen jeweils aus einem anderen Wasserhahn.

 Die Beiden wunderten sich schon am ersten Tag, wie viele WOMO Fahrer an der Zapfstelle Wasser in ihre Kanister und dann in den Frischwassertank im WOMO füllten. Wie ging das, da man ja mit der Münze 100 Liter tanken kann aber nicht über mehrere Stunden oder Tage verteilt. Des Rätsels Lösung war so einfach wie unappetitlich.

Aus welchen Gründen auch immer gibt es WOMOisten, die den Toilettenhahn kurz mit Desinfektionsmittel absprühen und dann ihren Trinkwasserkanister füllen um ihren Frischwassertank kostenlos zu füllen. Geht’s noch?

 Wenn ich sehe wie der Hahn aussieht, wie viele Chemie Toiletten an einem Tag dort gespült und deren Ausguss über den Hahn gestülpt werden, reicht da ein kurzer Sprühstoß aus der Desinfektionsflasche? Wir finden ekliger und armseliger wegen drei Euro Kosten bei null Kosten für alles andere auf dem Stellplatz geht es wohl kaum.

Meine Semi Trockentrenntoilette

Das eine oder andere Mal habe ich dieses Thema ja schon kurz gestreift. Von meinem Elternhaus aus, also aus der Rapido Fabrik, habe ich eine klassische Thetford Chemietoilette an Bord. Aber da meine Beiden es nicht so wirklich mit dem Chemiezeug haben und wir auch gerne oft und so lange wie möglich frei stehen ist diese Chemietoilette für uns wenig erstrebenswert. Also suchten sie schon vor unserem Reisebeginn nach Alternativen.

 Da gibt es dann den Klassiker. Den Umbau von Chemie auf die Trockentrenntoilette. Kosten irgendwo zwischen 750,- € und weit mehr. Du willst wissen was denn um Himmels willen eine Trockentrenntoilette ist? Ganz einfach. Das flüssige Geschäft auf der Toilette wird vom festen Geschäft getrennt. Das flüssige läuft in einen Behälter, der einfach ausgeleert wird. Da er ja nur Urin und keine chemischen Zusätze enthält, ist das Entleeren fast überall möglich. Das feste fällt in einen anderen Behälter mit Katzenstreu oder ähnlichem was dem Inhalt schnell die Feuchtigkeit und damit die Fähigkeit Geruch zu entwickeln entzieht.

Die Idee fanden meine Beiden von Anfang an super, aber in einen solchen Umbau wollten sie nicht investieren. Das musste doch auch einfacher gehen. Mittlerweile wissen wir aus täglicher Erfahrung, dass der häufigste Grund nach einem Stellplatz oder einem Camping zu suchen, die Entsorgung der Toilette ist. Nicht das Frischwasser nachfüllen und auch nicht das Grauwasser entleeren.

 Also war die Entscheidung für die Trennung die Richtige. Ich habe also eine Semitrockentrenntoilette an Bord. Semi deshalb, weil ich immer noch die Thetford Toilette in unveränderter Form an Bord habe. Trockentrenn aber weil meine Chemietoilette nach diesem Prinzip benutzt wird. In einem YouTube Video vom WOMOBLOG stellte Jürgen mehrere Trockentrenntoiletten vor. In einem Nebensatz erwähnte er auch den flexaport. Der flexaport kostet keine 40,- € und der Umbau von der Chemietoilette zur Trockentrenntoilette dauert keine 10 Sekunden. Ja wirklich, leichter geht es nicht.

Zitat aus der Handhabungsanweisung:

„Den flexaport-Einsatz bei geöffneter Toilettenbrille auf den Spülrand legen und den Behälter („Wurstfänger“) mit eingelegter Tüte von oben in den Einsatz hängen – Fertig!

Der Urin fließt unter dem Behälter hindurch in den Tank – hierfür muss der Tank leicht geöffnet werden.

Die Entleerung des Tanks ist aufgrund des rein flüssigen Inhalts sehr einfach, da er in jedem WC oder (mit Wasser verdünnt) in der freien Natur (als Dünger) entsorgt werden kann – selbstverständlich nicht in der Nähe von Gewässern oder Naturschutzgebieten. Dies sollte alle 2-3 Tage erfolgen.

Die Tüte wird zugeknotet im Restmüll entsorgt. Toilettenpapier wird in der Tüte mit entsorgt oder separat gesammelt.

Als Tüte dienen Hundekotbeutel, die in jedem Tierfachhandel erhältlich sind. Bei mir steht im Bad ein kleiner Mülleimer mit Schwing-Deckel. Im Deckel ist ein Aktivkohlefilter angeklebt und der kleine Müllbeutel in den die Hundekotbeutel nach Füllung kommen wird einmal täglich mit dem Abfall aus der Küche entsorgt.

Keine Chemie, kein Suchen nach einer Möglichkeit die Chemietoilette korrekt und umweltverträglich zu entsorgen und minimale Umrüstungs- und Betriebskosten. Die Chemietoilette einfach in die Natur oder den Gully schütten käme für uns nicht in Frage. Die Chemie in der Toilette ist echt heftig und sie kann sogar Klärwerken zu schaffen machen, weshalb auf Stell und Campingplätzen die Chemietoiletten ja separat entsorgt werden müssen und deren Auffangbehälter regelmäßig speziell entsorgt werden.

Falls es Dich interessiert unter flexaport findest Du alles Wissenswerte dazu im Internet.

Ibisse in Noja und Las Presillas

In Noja und las Presillas aber am häufigsten in Los Corrales sahen wir Ibisse. Wir hätten hier nie mit diesen Vögeln gerechnet, aber die vielen Kuhweiden sind wohl ein magischer Anziehungspunkt für die Vögel. In Los Corrales hatten sie in dem Feuchtgebiet neben meinem Stellplatz sogar eine Brutkolonie.

Ein wahres Wunderding

Dem Erfinder dieses Wunderdinges gehört wirklich ein Denkmal gesetzt. Es geht um den gleichermaßen genialen wie einfachen OMNIA. Ein Backofen oder Umluft Ofen, je nachdem wie Du es haben möchtest. Dank der cleveren Konstruktion erhält man im Omnia sowohl Ober- als auch Unterhitze. Die Zubereitungszeiten liegen in etwa bei denen eines vergleichbaren Backofens. Du kannst den Omnia auf allen Wärmequellen außer einem Induktionsfeld verwenden, selbst auf den Grill kannst Du ihn stellen.

Laut dem schwedischen Hersteller ist der Omnia ein mobiler Backofen ohne eigene Wärmequelle.

Ein paar Beispiele gefällig?

Pizza, Lasagne, Pommes frites ohne Öl, Braten, Quiche, alle Arten von Aufläufen, Nudelgerichte, Gratin, Muffins, Cookies, Kuchen, Brot, Chicken Wings, Bratkartoffel.

Die Liste geht unendlich weiter. Wenn ich daran denke, was die beiden schon für Wohlgerüche in mich mit diesem kleinen roten Ding gezaubert haben.

Erinnert Dich das an eine eierlegende Wollmilchsau? Ja so falsch ist dieser Gedanke gar nicht. Meine Beiden backen Brot und Kuchen darin. Sie machen geniale Aufläufe und Gerichte darin. Sie braten darin und sie backen Brot und Gebäck darin auf. Alles ganz einfach.

AREA 51 in El Perello?

In El Perello, Du erinnerst Dich an den Schriftzug am Strand in Hollywoodmanier, sahen wir ein tolles Schild am Strand.

Anscheinend gefällt den Außerirdischen der Strand von El Perello ausnehmend gut? Vielleicht haben Käptn Kirk und Mister Spock in El Perello eine Ferienwohnung gemietet? Na, wer weiss, wer hier so alles eine Ferienwohnung als Unterschlupf nutzt.

Fitnessparcours in Spanien

Ich hatte ja schon einmal darüber berichtet, dass die Sporteinrichtungen in Spanien generell sehr gut besucht sind. Aber das Tollste finden wir sind die in jedem noch so kleinen Dorf zu findenden Fitnessparcours. Ein paar Geräte auf einem Grünstreifen und los geht es mit Trimm Dich. In Les Cases d Alcanar beobachteten wir sogar, wie täglich selbst Menschen über 80 zum Teil zwei Mal am Tag kamen um die Übungen an den Geräten zu machen. Die Bilder stammen aus Puente Viesgo und zeigen einen besonders farbenfrohen Fitnessparcour.

Lecker Essen trotz WOMO?

Ja, aber sicher! Am 08.04.2023 gab es ein echtes Menü hierbei Chez Bruno.

Grüner Salat mit Tomaten und Zwiebelwürfeln mit Zitronen Olivenöldressing und an Bockshornkleesprossen.

Geviertelte Kartoffel auf einer Seite angebraten teils mit frischem Bärlauch aus den Pyrenäen, teils mit gironesischem Schinken garniert und mit Ei überbacken. garniert mit frischem Fenchelgrün.

Und sabberst Du schon? Ich bin sicher da folgen noch viele leckere weitere Highlights aus der Küche bei Chez Bruno.

Schnullerbacke

Das kurioseste Tier sahen die Beiden zweifellos in Vinaros. Auf der Suche nah dem GLS Shop  ging es ja einmal quer durch die Stadt. In der Fußgängerzone sahen sie einen Yorkshire Terrier der tatsächlich einen Schnuller im Maul hatte! Wahrscheinlich ist das ein Maulkorbersatz. Oder gibt es Maulkörbe für Yorkshire terrier, die ja extrem angriffslustig und bissig sein sollen? Ein hellbrauner Yorkshire mit einem Anzug für Hunde und einem babyblauen Schnuller im Maul. Ein Foto gibt es dazu leider nicht.

Super Werbung per Eyecatcher

In Vic während der Zeit meiner OP sahen die beiden eine außergewöhnliche Sitzgelegenheit  vor einer Metzgerei.

Weiter geht es dann mit Teil 2 von Splitt am Rand unserer Reise in 14 Tagen am Sonntag. Bis dahin sammeln wir schon mal neue Impressionen in Spanien, wo wir seit dem 27.08.2023, also heute wieder angekommen sind. Aktuell in der Region Navarra bei Pamplona.

Hasta luego

Dein Bruno

Der französische Teil der Deviation Partie 3

Märkte über Märkte die Zweite

Der zweite Markt holte uns in der Nacht ein. Um 0.30 Uhr kam ein Wohnmobil auf den Platz und stellte sich nicht weit von mir hin. Kurz danach ein PKW, der mehrfach rangierte bis er kurz vor dem WOMO stand. Ich wunderte mich schon, was das denn sollte, da der Rest des Parkplatzes außer den beiden Fahrzeugen und mir leer war. Wir reden immerhin von einem Parkplatz mit mehreren hundert Plätzen. Ab 01.30 Uhr wurde es dann richtig drollig. 50 Meter vor mir parkte ein VW Bus nachdem er mehrfach den Platz umrundet hatte.

Natürlich alle immer mit Fernlicht, das extrem blendete. Einer der Fahrer begann in aller Seelenruhe pfeifend und  mit Getöse ein Vorzelt aufzubauen und mehrere Dutzend Metallkisten auszuladen. Jede davon zog er über den metallenen Boden des VW Busses und lies sie dann krachend zu Boden donnern, als ob das um diese Uhrzeit nicht genug gewesen wäre, klingelte laufend sein Handy und er redete lautstark mit dem Anrufer.

Bitte, welcher normale Mensch bekommt ab 01.30 Uhr mehrere Anrufe, baut ein Vorzelt vor seinem VW Bus auf, macht ein Riesen Spektakel und pfeift dabei? Ab 02.30 Uhr kamen immer mehr Transporter. Alle mit Fernlicht und ausnahmslos mehrere Runden über den Platz drehend, dazu.

Es war klar, böse Buben waren das nicht, die versuchen ja eher sehr leise und sicher auch ohne Fernlicht ihrem Geschäft nachzugehen. Um 04.30 Uhr weckte dann Raphael, der das ganze Spektakel von Anfang an verfolgt hatte Sybille und sagte ihr, dass sie sich zur Abfahrt bereit machen solle. Mich machte er auch abfahrbereit.

Aber was zum Teufel war da denn los auf diesem die letzte Nacht so ruhig dagelegenen Parkplatz?

Die Erklärung lag mittlerweile auf der Hand. Da jeder den besten Platz haben möchte, muss man früh, sehr früh dran sein.

Wozu?

Na für den am Sonntag stattfindenden Flohmarkt.Logo oder?

MERDE! 

Champagne en Valromey

25.06.2023. Wir fuhren zum Schwimmbadparkplatz in Belley, wo wir in Ruhe ohne Geräusche und vor allem ohne Fernlicht  frühstückten. Anschließend erledigten wir noch die Entsorgung auf dem offiziellen Stellplatz. Dort war so früh morgens schon die Sonne heftig am Werk und heizte den Teer und damit den ganzen Platz schon fröhlich auf. Auf der Weiterfahrt kamen wir an meinem ehemaligen Stellplatz beim Theater vorbei.

ACROIYABLE!

Der Platz war voll mit Flohmarktständen und PKW der ersten Besucher. Da wir ja sehr früh gefrühstückt hatten, war es gerade mal 07.30 Uhr. Wir sahen, dass ich nie im Leben jetzt noch von meinem Stellplatz aus das Gelände hätten verlassen können. Flohmarkttypisch alles eng und nur schmale Gassen zwischen den Ständen.

Jetzt hatten wir wirklich mehr als genug Märkte bekommen. Da war der 20 Plätze große Camping municipal in Champagne en Valromey gerade die richtige Gegenmaßnahme.

Champagne en Valromey liegt auf gut 500 Metern Höhe am Rand des Massif du Grand Colombier. Von dem kleinen Dorf aus, kann man mehrere Quelltöpfe eine Gorge, verschiedene Cascaden und einige bis 1500 Meter hohe Berggipfel erwandern.

Trotz oder wegen der abgeschiedenen Lage des Dorfes gibt es alles. Bäcker, Metzger, Tankstelle, Bank, Apotheke, Supermarkt, Campingplatz, Tennisplätze, Fußballplatz und ein schönes, nagelneues recht großzügiges Freibad. Aber hallo!

Wie wir vom Platzwartehepaar erfahren haben setzt man hier in der Region eher auf sanften und nachhaltigen Tourismus, was auch der Campingplatz mit seinem besonderen Charme dokumentiert.

Ein älteres Ehepaar, das im Sommer auf dem Camping in der Rezeption wohnt, betreut alles. Sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Eine Waschmaschine gab es auch, die hatte ein eigenes Häuschen und ein Vorhängeschloss an der Tür. Nur Michel der Platzwart durfte sie bedienen und wachte mit Argusaugen über sein offenkundiges Schätzchen.

Außer mir waren nie mehr als drei weitere WOMO auf dem Platz. Wir blieben drei ruhige, entschleunigte Tage. Mit all den Wanderungen die es in dieser unberührten Gegend gibt, wurde es leider nichts. Schon am späten Vormittag schien die Sonne unerbittlich vom Himmel und schnell waren draußen die 30 Grad erreicht. Zum Glück stand ich gut beschattet. Aber die Hitze und der damit wolkenlose Himmel hatte auch einen unbestreitbaren Vorteil: Durch mein großes Panoramafenster im Schlafbereich konnten die beiden in der wolkenlosen Nacht die Sterne funkeln sehen.

Arbois, die Wein-Hauptstadt des Jura

28.06.2023. In Arbois hat jedes Weingut im Jura, das etwas auf sich hält, eine kleine Verkaufs- und Verkostungsniederlassung.

Wein aus dem Jura? Du hast noch nie etwas davon gehört? Kein Wunder, der Jura ist das kleinste Weinanbaugebiet in Frankreich bringt aber dennoch im wahrsten Sinn des Wortes einmalige Weine hervor. In Arbois und der ganzen Gegend wird man von jedem Winzer mit offenen Armen und locker sitzenden Korkenzieher empfangen. Die meisten Weine aus dem Jura sind Naturweine, die weltweit sehr gut verkauft werden. Aber von diesem weltweiten Ruhm ist nichts zu spüren. Alles in Arbois wie der gesamte Jura sehr ruhig, bodenständig und gelassen. So wie die Weine der Gegend die meist aus den Sorten Savagnin, Trousseau und Poulsard gekeltert werden.

Bekannt sind besonders der Vin Jaune, aber auch der Vin de Paille, diverse Cremants und der Macvin dürfen nicht vergessen werden. Der Macvin ist ein exzellenter Likörwein der mindestens 14 Monate im Holzfass ausgebaut werden muss. Der Vin de Paille ist ein Strohwein. Die Trauben müssen sechs Wochen auf ausgebreitetem Stroh gelagert werden, bevor sie vergoren werden.  Über die Weinbautradition im Jura, die ausgefallenen Weinsorten und vieles mehr zu diesem Thema gäbe es noch sehr viel zu berichten. Sollte Dein Interesse für die außergewöhnlichen Weine aus dem Jura nun geweckt sein, probiere sie einfach aus. Alle sind bequem auch im Internet zu bestellen oder plane einfach ein langes Wochenende im Jura. Nicht nur die Weine auch die Landschaften sind einen Besuch wert!

Meine Beiden haben mir schon Tage vorher vom Jura vorgeschwärmt, den sie schon des Öfteren bereist haben. Neben den Weinen bietet der Jura auch viele weitere köstliche Spezialitäten an, wie Käse, Wurst und andere regionale Spezialitäten. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Aber nun zurück zu Arbois und dann ganz schnell weiter!

Stellplätze für mich? Ja. Drei Stück, aber alle in praller Sonne und eigentlich auch nur öffentliche PKW Parkplätze, wo man mich und meinesgleichen eher duldet als begrüßt.

Arbois? Schön aber durch die vielen Verkostungs- und Verkaufsstellen für Jura Wein total von Touristen überlaufen. Aber das Schlimmste kommt jetzt.

Ende Juni war in der ganzen Altstadt nur eine Dönerbude und ein Flammkuchenlokal geöffnet. An allen anderen Lokalitäten hing der Hinweis, dass erst wieder zu Beginn der Schulferien geöffnet sein wird. Schade, sehr schade. Das zeigt dass in Arbois alles auf den Weintourismus abgestimmt ist und auf die Zeit der französischen Sommerferien und den Herbst.

So ging es zwei Kilometer zurück Richtung Cirque des Cheval, wo wir einen Picknickplatz etwas neben der Straße ausgekundschaftet hatten. Es waren zwei Terrassen unterhalb der wenig befahrenen Straße. Viele große Linden, die viel Schatten gaben, das war doch etwas. Zudem ganz unten, am weitesten weg von der Straße eine Betonplatte schön eben und gerade groß genug, damit ich bequem stehen konnte.

Bruno unter den Linden

Der Rest des Tages war gerettet. Ich stand im Schatten und wir waren den Tag und die Nacht über sanft in den betörenden Duft der Linden eingehüllt. Ein süßlicher sehr angenehmer aber nie aufdringlicher Duftteppich war auf dem gesamten Platz gegenwärtig. Einfach himmlisch. Dieser angenehme Cocktail in der Luft sollte uns noch bis ins Markgräfler Land begleiten.

Der Cirque de Cheval

29.06.2023. Wegen der hohen Temperaturen ging es früh ein paar Kilometer zu einem Wanderparkplatz. Ich bekam wieder einen vollschattigen Platz unter einer riesigen alten Korkeiche und die Beiden machten sich auf zum Cirque de Cheval.

Sicher fragst Du Dich was ist denn ein Cirque? Ein Cirque ist ein durch lange Erosionsprozesse entstandenes Kar. Ein Kar wiederum ist eine kesselförmige Eintiefung an Berghängen die von Gletschern oder Flüssen ausgeschürft worden ist, so weit aus Wikipedia.

Auf jeden Fall ein sehr beeindruckendes Erlebnis hoch oben am Rand des Kar zu stehen und in diesen Kessel hinab zu blicken. So stelle ich es mir aufgrund der Erzählungen und der Fotos der Beiden vor. Vom Cirque de Cheval siehst Du gleich Bilder. Aber weit beeindruckender, da größer, höher und daher majestätischer sind der Cirque Baume-les-Messieurs und noch spektakulärer der Cirque de Navacelles im Hinterland des südfranzösischen Languedoc. Meine Beiden waren schon zwei Mal dort und würden sofort wieder hinfahren. Den Cirque bei Baumes-les-Messieurs kannst Du mit einer Weinfahrt nach Arbois locker verbinden. Liegt direkt auf dem Weg.

Schau Dir einfach im Internet die Bilder der beiden Cirques an und Du wirst unsere Begeisterung sofort verstehen.

Es ging dann weiter in die Nähe von Besancon, das die Beiden am folgenden Tag wieder einmal besuchen wollten. In Montfaucon 5 Kilometer außerhalb von Besancon sollte es auf 600 Meter Höhe einen Stellplatz an einem Belvedere, einem Aussichtspunkt geben. Bei gutem Wetter mit Blick bis zum Montblanc!

Dort angekommen waren wir enttäuscht. Der mittels Koordinaten gefundene Platz war sehr schräg, neben Mülltonnen und lag den ganzen Tag in der Sonne. Der angepriesene Belvedere weit und breit nicht auffindbar. Schade. Da Gewitter für die Nacht angekündigt waren und wir dort oben sehr exponiert gestanden wären ging es wieder bergab auf einer Strecke die sich der Bezeichnung Straße schämen sollte. Stellenweise passte ich auf der extrem steilen Strecke gerade so zwischen den Häusern und oder Felsen hindurch. Wir beteten alle drei, dass uns kein weiteres Fahrzeug entgegenkommt. Ausweichstellen waren nur sehr spärlich am Rand verstreut.

Es ging gut und wir waren froh als wir nach bangen 10 Minuten unten ankamen und gerade ein riesiger Traktor auf die Straße abbog um diese Strecke bergauf zu fahren. Wäre der uns unterwegs begegnet, mon dieu!

In La Lamate fanden wir eine kleine Area Camping Car bei einer Festhalle knappe 100 Meter vom Ufer des Doubs entfernt. Zugegeben ein kleiner Parkplatz bei einer ebenso kleinen Festhalle, aber eben, schattig und ab 21.00 Uhr ruhig. Als Ausgangspunkt für den nächsten Tag perfekt. Zumal meine Beiden aus vorangegangenen Besuchen von Besancon wussten, dass es dort in der Nacht sehr unruhig ist.

Auch hier war die Nacht nicht gerade ruhig. Immer wenn am Nachmittag die Sonne von dunklen Wolken verdeckt wurde ging es schon los mit dem „Lärm“.

Ein Konzert von Fröschen die trotz der Entfernung von 100 Metern zum Fluss deutlich zu hören waren. In der Nacht fanden wir das alle drei sehr beruhigend und keineswegs störend. Schon komisch die Frösche im Chor. Erst hört es sich wenn nur wenige mitmachen an wie eine schreckliche Kakophonie. Eine unmelodische Aneinanderreihung von schrägen Tönen. Dann aber, wenn immer mehr Amphibien in das Konzert mit einstimmen wird es schlagartig melodisch und ergibt einen fast Symphonie artigen Hörgenuss, der beruhigend und einschläfernd wirkt. Auf jeden Fall auf uns.

Besancon, leider völlig verregnet

30.06.2023. Nach 12 Minuten war der Parkplatz beim Theater in Besancon am Doubs erreicht. Außer dem offiziellen Stellplatz der obligatorisch 20,- € kostet, auch wenn man man nur ein paar Stunden in der Stadt ist, die einzige parkbare Möglichkeit für Jungs meiner Größe. Leider hatte es in der Nacht begonnen zu regnen, zwar ohne angekündigtes Gewitter aber nass war es dennoch. Daher gibt es nur wenige Bilder vom wirklich schönen Besancon.

Es gibt eine große Altstadt, die komplett Fußgängerzone ist. Eine imposante Festung die über der Stadt thront und dann die Lage der Stadt! Besancon liegt in einer Schleife des Doubs, der sie wie ein blaugrünes Band gemächlich dahinfließend einrahmt.

Noch eine kleine Bemerkung zu einer interessanten Beobachtung die wir machen konnten, seitdem wir in der Nähe des Doubs unterwegs waren.

Obwohl der Jura sehr landwirtschaftlich geprägt ist, konnten wir tausende von Mitarbeiterinnen einer riesigen Industrie sehen. Teils auf dem Weg zur Arbeit, teils bei der Arbeit im Grünen, teils bei einer verdienten Pause oder auch in der Kantine. Ja selbst beim Gang auf die Toilette konnten wir nicht wenige beobachten.

Was schreibt der Bruno denn da für einen Blödsinn?

Kein Blödsinn!

Diese Firma heisst Comte. Es handelt sich um den berühmten französischen Comte Käse, der aus dem Jura und der Franche-Comte kommt. Die Mitarbeiterinnen sind natürlich Kühe. Logisch oder? Kühe in allen nur erdenklichen Fellzeichnungen auf der Wiese, an den Hügeln, im Wald, egal wo, überall Kühe.

Auf dem Weg von Besancon nach Montebliard fanden wir direkt am Doubs eine für zwei WOMO reservierte Parkmöglichkeit an einem Picknickplatz. Das war genau unser Platz. Zwar direkt an einer Straße und gegenüber einem Friedhof, aber da die Straße wenig befahren war kein Problem. Der Doubs ist sehr fischreich, da er nur hier nur sehr langsam und träge fließt und ist daher bei Anglern sehr beliebt.

Montbeliard und das Industriegebiet von Sochaux

01.07.2023. Nach einer ruhigen Nacht am Ufer des Doubs, ging es weiter nach Montbeliard, eigentlich nach Sochaux, wo sich das Peugeot Museum befindet. Montbeliard war nur für einen kurzen Stopp geplant.

Aber zuvor noch etwas zum Doubs, den man übrigens Du ausspricht. Der Doubs ist ein sehr sonderbarer Fluss. Zum Ersten, hat er zwei Nationalitäten. Er ist ein schweizerischer und ein französischer Fluss. Schon Julius Cäsar erwähnte ihn in seinem bello gallico. Der Doubs ist 453 Kilometer lang, wobei wegen seinem extrem mäandernden Lauf gerade mal 90 Kilometer Luftlinie zwischen seiner Quelle bei Mouthe und seiner Mündung in die Saone bei Chalon-sur-Saone. Da er stellenweise auch wie ein Wildwasser fließt, ist er auch bei Wildwasserfahrern beliebt.

Die letzte Besonderheit ist sein Verschwinden. Bei Pontarlier verschwinden große Teile seines Wassers plötzlich und kommen dann bei Ouhans wieder zum Vorschein. Dieses Phänomen wurde aber erst 1901 durch einen Zufall entdeckt In diesem Jahr geriet in Pontarlier eine große Absinth Brennerei in Brand. Bei den Löscharbeiten strömten mit dem Löschwasser größere Mengen Absinth in den Doubs.

Absinth riecht intensiv nach Anis und färbt sich bei Kontakt mit Wasser weiß. Sowohl der starke Anisgeruch wie auch das plötzlich weiß gefärbte Wasser tauchten einige Tage später bei Ouhans plötzlich auf. Es war bis zu diesem Tag zwar vermutet worden, dass die Quelle bei Ouhans der Doubs ist, aber nun hatte man eine gutriechende und sichtbare Gewissheit.

Montbeliard ist wirklich nicht mehr als einen kurzen Stopp wert. Es gibt zwei Straßen die den Kern der Altstadt bilden mit einigen schönen Geschäften und Gebäuden und das war es dann auch.

Für Raphael war es dennoch mehr als genug. Am Tag zuvor Besancon und dann Montbeliard, wo sich Touristengruppen drängten, die Durchgänge auf dem Markt blockierten und schon von Weitem zu hören waren. All dies, no goes für Raphael. Und so ging es weiter Richtung Peugeot Museum.

Zum Glück stand schon fest, wo wir save übernachten würden. Wir hatten gelesen, dass es beim Peugeot Museum die Möglichkeit gibt auf dem Parkplatz zu übernachten. Unter Videoüberwachung, mit regelmäßigen Rundgängen der Security und auf einem abgesperrtem Gelände.

Nach der Odyssee durch das Industriegebiet waren wir sehr erleichtert, den Museumsparkplatz um 16.00 Uhr fast leer vorzufinden. Die Odyssee war nötig geworden, da bei einem SB Waschsalon der Trockner nicht funktionierte. Der nächste SB Waschsalon war am anderen Ende des Industriegebietes. Also einmal quer durch den Speckgürtel von Montbeliard und das am Samstagnachmittag, wo ja niemand einkaufen gehen möchte!!!!!

Raphael ging ins Museum und erkundigte sich, ob die Info zur Übernachtung denn richtig sei und kam mit den bezahlten Tickets für den Sonntag zurück.

Die Mitarbeiter waren sehr zuvorkommend, stellten Raphael der Security vor, damit es abends nach Schließung der Tore und nachts keine Probleme gäbe. Wir wurden herzlich begrüßt und Raphael wurde gesagt, ich könne auf dem Gelände parken wo es mir gefällt, wenn wir möchten auch noch den ganzen kommenden Tag.

Gegen 21.00 Uhr kam die Security vorbei nickte höflich und dann sahen und hörten wir außer den Vögeln in den vielen alten Bäumen bis zum Morgen rein gar nichts mehr.

Das Musee Peugeot

02.07.2023. Für Automuseen sind meine Beiden ja immer zu haben. Vor allem Raphael mit seinen Kenntnissen zu Oldtimern.

Eines seiner Spezialthemen. Sybille und Raphael waren auch schon in der Cite de l automobil in Mühlhouse, dem sogenannten Schlumpf Museum, aber das Musee Peugeot war dann doch eine Überraschung.

Alle Fahrzeuge poliert und glänzend. Alles sehr detailverliebt und liebevoll gestaltet.

Jedoch das Faszinierendste war, die Vielfalt der ausgestellten Stücke und die überbordende Kreativität der Peugeot Leute.

Autos und Mofas o.k., das kennt man ja von Peugeot. Aber was sonst noch?

Hier eine, wegen der Anzahl, sehr unvollständige Aufzählung was Peugeot in den letzten 200 Jahren alles herstellte und ergo auch im Museum ausgestellt war.

Komplette Werkstatteinrichtungen,

Mahlwerke für Pfeffer- und Kaffeemühlen, in allen Größen.

Jede Art von Werkzeugen, ob für Automechaniker, Schlosser, Feinmechaniker, Zahnärzte, Friseure und so weiter.

Werkzeuge für die Landwirtschaft

Werkzeuge zur Schafschur

Bohrmaschinen, Schleifmaschinen, Drehbänke

Radios, Fernseher, Staubsauger, Nähmaschinen, Waschmaschinen, Küchengeräte aller Art

wie gesagt diese Aufzählung ist noch sehr unvollständig.

Nach diesem wirklich beeindruckenden Museumsbesuch dieselte ich dann gegen 13.00 Uhr vom Parkplatz, der mir eine gute Nacht geschenkt hatte in Richtung deutsche Grenze. Die wurde bei Mühlheim Neuenburg überquert.

Allerdings nicht auf direktem Weg von Sochaux aus. Geplant war noch eine Übernachtung im Elsass.

Die ersten beiden angefahrenen Stellplätze hatten keinerlei Chance auf Schatten und waren sehr uneben. Auf dem dritten stand ich sogar schon auf meinen Keilen im Schatten an einem See. Doch Raphael entdeckte beim ersten Rundgang am Eingang des Wanderparkplatzes ein übles Schild. Übel deshalb, weil es eindringlich davor warnte auf diesem Parkplatz sein Auto alleine zu lassen. Es bestehe hohe Einbruch- und Diebstahlsgefahr.

Wo so ein Schild aufgestellt ist, hat es sicher nicht nur einen solchen Vorfall gegeben. Nein da wollen wir nicht übernachten, auf einem Wanderparkplatz im Wald, fernab jeder Siedlung. Sonst sind wir ja wirklich keine Angsthasen, aber herausfordern müssen wir so etwas nun wirklich nicht. Also auf nach good old Germany.

In Hügelheim bei Müllheim endet die Story auf einem offiziellen Stellplatz für zwei Womos. Am Fuße der Weinberge.

Ich danke Dir für Deine Geduld und Treue in den letzten Monaten. Ich hoffe es war immer kurzweilig mit mir, ähm uns.

Jetzt stehen Kinder und Enkel auf dem Programm, viele Arzttermine um für die kommenden 10 Monate ab September gerüstet und fit zu sein. Bei mir steht mindestens ein Besuch bei Alex auf dem Programm. Der TÜV ist schon überfällig, die Gasprüfung einige kleinere Reparaturen und Kontrollen wollen auch erledigt sein. Auch ich will ja Ende August / Anfang September wieder topfit sein für die nächsten 10 spannenden, glücklichen und ereignisreichen Monate.

Wie gewohnt kannst Du uns dennoch in 2 Wochen wieder begleiten. Über unsere Zeit in Deutschland berichten wir nicht.

Wir haben vorausgedacht und für Dich 2 Beiträge vorbereitet mit Kuriosem und Lustigem von unserer bisherigen Reise unter dem Titel

Splitt am Rande unserer Reise.

Wie gewohnt wieder in 14 Tagen am Start für Dich.

Nach diesen beiden Teilen geht es wieder weiter mit unserer Frei Sein Reise, sobald ich wieder französischen Asphalt unter meinen Reifen spüre und die Fahrt auf der Autobahn wieder entspannter und relaxter vonstattengeht.

Apropos entspannt und deutsche Autobahn. Stell Dir vor, mir ist doch tatsächlich keine 40 Kilometer vor der Ankunft in Freistett ein Malheur widerfahren.

In Spanien und Frankreich waren die Autobahnfahrten immer entspannt, dank Tempolimits und dem geringen Verkehrsaufkommen. Auch war mein Tank selten leerer als halb. Auf der deutschen Autobahn musste ich immer wieder LKW Kolonnen überholen die mit 90 dahindieselten und dann schnell wieder auf die rechte Spur um eiligen, lichthupenden Autofahrern Platz zu machen. Danach dann wieder links raus, beschleunigen um die nächsten LKW zu überholen. Da in Frankreich der Diesel noch teurer ist als in Deutschland war mein Tank fast leer. Das zusammen führte bei mir zu einer kurzfristigen Atemnot.

Kurz vor Lahr nahm mein Motor plötzlich kein Gas mehr an und ging einfach aus. Zum Glück waren wir gerade auf der rechten Fahrspur und ich rollte antriebslos auf dem Standstreifen aus. Meine Beiden waren sehr überrascht um es positiv zu formulieren. Warnwesten an, Warndreieck raus und Alex angerufen. Auch wenn wir nur wenige Kilometer entfernt seien, er dürfe auf der Autobahn keine Reparaturen durchführen. Wir müssen den ADAC anrufen, aber er ist sich sicher, es sei nichts Schlimmes. Na immerhin das eine positive Ansage.

Raphael sprach ein Stoßgebet, ich denke eher an meine Adresse als an die himmlische und sagte zu Sybille er versuche noch einmal vor dem Anruf beim ADAC meinen Motor zu starten.

Ich lies mich von dem Gebet erweichen!

Mein Diesel sprang an und ich brachte uns bis nach Altenheim zu Alex, der extra seine Mittagspause etwas verzögerte um nach dem Rechten unter meiner Motorhaube zu sehen.

Seine Diagnose war so einfach wie auch wohltuend. Nichts Schlimmes. Zu 99% ein verstopfter Dieselfilter. Durch das permanente Wechselspiel zwischen Beschleunigen und Bremsen und dem fast leeren Dieseltank sei wohl etwas Dreck in den Filter gekommen. Nach der 10 minütigen Zwangspause auf dem Standstreifen war der Filter wieder fei und so hätte ich wieder fahren können. Wir können bis zum Werkstatt Termin unbesorgt fahren, wenn wir Autobahn nach deutschen Verhältnissen und wenig Diesel im Tank vermeiden kommt dieser Schwächeanfall nicht wieder vor.

Gott sei Dank.

Diese Peinlichkeit musste noch berichtet werden und alles Weitere hast Du ja oben gelesen.

Hier noch Eindrücke von unserem zu Hause für Juli und August bei Herbert

Ich kenne ihn zwar noch nicht diesen Herbert, aber dieser Stellplatz ist zweifellos und ohne Übertreibung unter den Top 3 der letzten Monate!

Der Garten im Hintergrund gehört auch mit dazu 🙂

Danke Herbert!

Der französische Teil der Deviation Partie 2

Nauviale

14.06.2023. Von Figeac ging es direkt nach Nauviale. Ein kurzer Weg.  In Nauviale bei einem Freizeitgelände empfahl park4night einen kleinen, einsamen, kaum besuchten Stellplatz. Soweit so gut.

Wiese, Picknickplätze und außerhalb vom Dorf. Eigentlich prima, nur die Wiesenplätze waren nicht befestigt und es war weit und breit kein Schatten. Bei 29 Grad nicht wirklich gut, schade. Aber halt, was war denn da noch zu sehen? Etwa 150 Meter weiter sah Raphael einen Sportplatz mit Tennisplatz und eine alte, sehr große Eiche die viel Schatten bot. Also hin und sofort ohne auf die Keile zu müssen gerade gestanden.

Besser geht es nicht und es ging so weiter. Kaum begann mein Motor abzukühlen kam ein Gemeindemitarbeiter mit einem großen Rasen-Traktor über den Sportplatz gefahren. Logisch, dass Raphael gleich hinging und nachfragte. Wir wurden wieder aufs Herzlichste begrüßt. Raphael wurde auf den Wasserhahn neben dem Tennisplatz hingewiesen und ihm wurde auch versichert, dass hier hin und wieder WOMO stehen und es kein Problem mit dem Übernachten gäbe.

Na dann.

Gut, wenn man nicht gleich aufgibt. Diesen schattigen wirklich ruhigen Platz hätten wir nicht gefunden, wären wir beim Picknickplatz einfach umgedreht und hätten wer weiß wie lange weitergesucht.

Direkt neben meinem Platz war das winzige Häuschen mit dem mein letzter Blog endete.

Über Nauviale gibt es außer über die Lage und die Freundlichkeit der Menschen die uns begegneten nichts weiter zu berichten.

Thiezac im Cantal

15.05.2023. Falls Du ein Käsekenner bist, kommt Dir der Name Cantal sicher bekannt vor. Richtig, es ist ein in Frankreich sehr bekannter Käse.

Das Cantal ist hügelig, teilweise auch bergig, sehr viele Weiden mit noch viel mehr Kühen in allen Farben und Zeichnungen. Das ist das Cantal und es liegt in der Auvergne. Hier wird guter Käse produziert. Dann sind noch die typischen grauen, aus grob behauenen Steinen gebauten Häuser mit Schieferdächern zu erwähnen. So richtig winterfest, da Thieziac auf über 800 Meter Höhe liegt. Auf der Fahrt nach Thieziac stand ein Schild, dass die Straße dorthin von 01. November bis 31.März nur mit Winterreifen befahrbar ist. Leider war es das dann auch schon was es über den Ort Thiezac im Cantal zu erzählen gibt.

Danach hatten wir mehrere Plätze im Visier, und gute 150 Kilometer Strecke vor uns. Der erste Stellplatz lag so nah an einem Bach, dass wir befürchten mussten bei einem Gewitterregen nasse Füße, beziehungsweise nasse Reifen zu bekommen. Die nächsten beiden waren mit Verbotsschildern versehen. Auf den ersten durften gar keine WOMO fahren. Der Zweite war von 20.00 Uhr bis 06.00 Uhr für WOMO gesperrt. Dazu kam noch, dass die Leute in diesen beiden Dörfern mich beim Vorbeifahren sehr kritisch ansahen. So landeten wir letzten Endes in Thieziac auf dem örtlichen Stellplatz. Sehr lieblos, ganze zwei schräge Stellplätze und ohne jegliche Infrastruktur. Was es zu Thiezac zu sagen gäbe, habe ich ja schon erwähnt.

Auf dem Weg dorthin kamen wir an dem mittelalterlichen Städtchen Estaing vorbei. Estaing da klingelt vielleicht etwas bei Dir? Der ehemalige französische Staatspräsident Giscard d Estaing kommt von dort. Genauer gesagt eine Tante von seinem Vater war eine geborene d Estaing. Mit ihr erlosch die Blutlinie der d Estaings. Sein Vater lies sich den Namen im Jahre 1922 als legitimer Nachfahre eben dieser Tante in seinen Pass eintragen. Also so ganz adelig war der Staatspräsident dann doch nicht.

Netter Name, nettes Dorf. Nonette-Orsonette

16.06.2023. Wir fuhren von Thieziac aus über einen Pass mit 1.200 Meter Höhe und verliessen damit den Lot. Auf der N 122 ging es über 100 Kilometer nach eben diesem Dorf Nonette-Orsonette.

Am Ortseingang ein Picknickplatz mit einem Parkplatz und hohen Bäumen die bei über 30 Grad Außentemperatur kühlenden Schatten boten. Wie es der Zufall so wollte, kam gerade ein Gemeinde Mitarbeiter vorbei um die Müllsäcke beim Picknickplatz zu kontrollieren. Klar wurde er befragt wegen Übernachtung. Er begrüßte Raphael per Handschlag in seinem Dorf. Es war in Ordnung und er erklärte auch, dass hier erst in der letzten Nacht auch ein WOMO gestanden hätte.

Die Beiden dachten Nonette-Orsonette wäre ein kleines verschlafenes Dörfchen. Einerseits richtig, aber andererseits gab es eine alte Burgruine, ein riesiges

Chateau aus dem 18. Jahrhundert und natürlich die herrliche Lage auf einem Hügel, der die gesamte Gegend überragt und einen riesigen Parc des Horts.

Einen wunderbaren in Terrassen angelegten Baum Park in dem es 38 verschiedene meist seltene Bäume zu sehen gibt.

Ein wahrer Riese

Mit einem Springbrunnen, einer Quelle und vielem mehr. Der Park würde vielen Städten mit mehreren zehntausend Einwohnern gut zu Gesicht stehen. Aber in Nonette mit seinen 599 Einwohnern hätten wir so etwas nie erwartet.

Spät am Nachmittag kam dann noch ein älteres französisches Ehepaar mit seinem WOMO und so standen wir zu zweit eine ruhige Nacht. Gegen 20.00 Uhr fuhr der Gemeindemitarbeiter vom Vormittag vorbei, hupte und wünschte uns eine gute Nacht.

Wie schön öfter hatte ich auch hier wieder tierische Nachbarn. Zwei Mulis. Die Beiden standen fast den gesamten Tag unter einem Nussbaum, das einzige was sich sehr regelmäßig bewegte waren die langen Ohren der beiden.

Aufgrund der Lage konnte Raphael einige schöne Sonnenaufgangsbilder schießen. Ich hatte das Schauspiel natürlich schon früher entdeckt, als die beiden noch schliefen. Kurz nach halbsechs kitzelten die ersten sanften Strahlen meine rechte Seite. Die zarten Strahlen fielen sanft durch das Geäst der Bäume. Ein tolles Gefühl kann ich Dir sagen.

Das wundersame Noiretable im Massiv Central

17.06.2023. Kurze 74 Kilometer, die aber gute 1,5 Stunden Fahrt Zeit in Anspruch nahmen führten uns nach Noiretable auf gut 800 Meter Höhe. Die Fahrt dorthin ging über Sträßchen die keine Mittelmarkierung hatten, was sehr viel über die Breite und die Geradlinigkeit der Straße sagt. Wir kamen durch Dörfer die zwar einen Namen und ein Ortschild hatten, aber nur aus einem sichtbaren Haus bestanden. Vor dem Haus das Ortseingang Schild, nach dem Haus das Ortsende Schild. Aber an jedem Weg der von der Straße abzweigte waren zum Teil fünf oder mehr Schilder mit einem Namen der darauf hinwies, dass dort irgendwo noch fünf oder viel mehr Häuser zu finden waren. Vielleicht auch Dörfer, wer weiß?

In Noiretable hatten die Beiden für das Wochenende einen Campingplatz gefunden. Ja wirklich. Nachdem uns das letzte Wochenende am Lot in Saint Gery Vers so gut getan hatte, wollten wir gerne noch einmal ein ruhiges Wochenende verbringen.

Der Camping Municipal liegt an einem kleinen See. Die Bevölkerung nutzt ihn als Freizeit- und Badesee. Der Camping liegt durch Hecken getrennt direkt neben dem See. Sehr grün, viele alte Bäume, liebevoll gepflegt von der Platzwartin Tina. Eine Deutsche die die Liebe nach Noiretable gebracht hat.

Auch Noiretable ist so ein voller Überraschungen steckender Ort. Es liegt unspektakulär inmitten von Wäldern im Naturpark Livradois-Forez. Aber das wirklich Überraschende ist, dass es in Noiretable ein Spielcasino gibt. Das Casino Golden Palace. Was für ein Name in einem Dorf mit 1.700 Einwohnern mitten im Wald.

Tina die Platzwartin empfahl uns wegen der besonderen Ruhe den Platz Nr.8. Der ist am Ende des Camping, hat keine Nachbarn und ich konnte wieder mit der Aufbautür zum Grün parken und alles was auf dem Platz vor sich ging, behelligte uns drei nicht. Allerdings ging so gut wie gar nichts vor sich! Außer Juli und August ist es hier sehr ruhig. Es gibt auch nichts was Touristen anziehen könnte außer unendlich viel Wald, dem See und eben dem Golden Palace. Wobei der typische Spielcasinobesucher sicher nicht auf dem Campingplatz übernachtet. Einige Plätze sind von Dauergästen belegt, die die Wochenenden und Ihre Freizeit hier verbringen.

Tina wohnt mit ihrem Mann neben der Reception in einem kleinen Haus mit Garten direkt am See. Ich wohnte neben und unter einer alten riesigen Thuja, die viel Schatten spendete.

Da der Ort immerhin gute 2 Kilometer entfernt liegt, haben meine Beiden dieses Mal auf eine Erkundungstour verzichtet. An beiden Tagen unseres Aufenthaltes waren es gut 30 Grad Temperatur und permanente Gewitter Gefahr war angesagt. Sicher keine schlechte Entscheidung. So gibt es nur Fotos von dem Platz und dem See. Aber die sind auch sehr schön.

Meine Beiden nutzten die Zeit um die Routenplanung für die nächste Woche zu machen und auch die entsprechenden Stellplätze mit genügend Alternativen zu finden. Das was ich gehört habe lässt mich sehr gespannt die Woche erwarten. Es geht in die Nähe von St. Etienne, an die obere Loire und an die Rhone, in das Tal der Isère. Zweimal steht auch ein Stellplatz an einem großen See zur Auswahl. Hört sich zumindest alles mal spannend und interessant an und es sind alles Etappen unter 150 Kilometer pro Tag. Was die Fahrzeit anbelangt lasse ich mich wie immer überraschen. Da vertraue ich den Beiden voll und ganz, dass die großen Straßen mit den kleinen und kleinsten in einem gutem Verhältnis stehen.

Die obere Loire

20.06.2023. Nach einigen entspannten Tagen auf dem Camping, ging es nach Saint Victor sur Loire, an Saint Etienne vorbei. Wir waren alle drei ganz erstaunt an der Loire gelandet zu sein. Wir hatten die Loire wie Du wahrscheinlich auch nur in Verbindung mit den Schlössern auf dem Plan, aber nicht im Zentralmassiv. Aber eigentlich logisch, da Flüsse es so an sich haben in den Bergen zu entspringen. Die Loire ist mit rund 1006 Kilometern der längste, in den Atlantik mündende französische Fluss.

Saint Victor liegt in einem unberührten und geschützten Naturschutzgebiet an den Gorges de la Loire. So war auch die Fahrt dorthin. Immer schmaler werdende Straßen, die letzten Kilometer komplett ohne Markierungen. Dann völlig überraschend ein kleines Städtchen mit etwa 3.000 Einwohnern, wegen der Lage an einem Stausee bei den Gorges de la Loire sehr touristisch. Es gab einen großen Badestrand, mehrere Segel- und Surfschulen und viele weitere Einrichtungen für Wassersportaktivitäten.

Der Stellplatz lag etwa 50 Meter vom Badestrand über einer Liegewiese. Allerdings komplett ohne Schatten. Zwar durch Hecken getrennte Stellplätze, aber ziemlich laut und unruhig direkt an einer sehr belebten Durchgangsstraße. Nach dem Essen und einer kleinen Pause ging es deshalb weiter nach Les Condamines.

An der Infostelle des Naturparkes der Gorges de la Loire gab es mehrere schöne ruhige und vor allem schattige Parkplätze. Etwa 20 Minuten steil bergab über dem Stausee. Die Straße endete in Les Condamines und meine Beiden machten mehrere sehr schöne Spaziergänge im Naturpark.

Da ich ja immer noch auf einen typischen südfranzösischen Markt wartete, beziehungsweise auf die Erzählungen darüber, wollten wir Mittwoch nach Annonay auf den Wochenmarkt. Die Gegend wurde flacher, die Straßen breiter und die Erwartung auf den Markt immer größer.

Zu hohe Erwartungen sind selten gut.

Annonay, trauriger Rekordhalter

22.06.2023. Zehn Minuten vom Zentrum entfernt, liessen die Beiden mich auf einem Super U Parkplatz rasten und machten sich zu Fuß auf zum Wochenmarkt. Der Weg dorthin war schon sehr ernüchternd. Annonay hält definitiv den Rekord an Leerständen von Geschäften.

Seit langem, auch schon in Spanien beobachten die Beiden die Landflucht mit sehr vielen leeren Geschäften und oft sehr vielen Häusern die zum Verkauf stehen. Allerdings versucht in Annonay die Stadtverwaltung die leerstehenden Geschäftslokale sehr geschickt zu kaschieren. Leerstehende Geschäfte schauen einen regelrecht traurig aus dunklen meist sehr staubigen Schaufenstern an. Das vermittelt schnell einen negativen Eindruck vom Ort.

In Annonay sind fast alle Schaufenster von leerstehenden Geschäften mit Folien beklebt, die meist sehr farbenfrohe Landschaften zeigen. Allerdings war es das auch mit Positivem über Annonay. Der Markt bestand aus genau zehn Ständen, auf einem winzigen Platz. Schade, sehr schade. Nichts Lebendiges oder Farbenfrohes wie die beiden sich das erhofft hatten.

Aber was soll`s, wir drei haben alle Zeit der Welt, jeder Tag bietet uns Neues, immer eine gewisse Brise Abenteuer und etwas Spannendes. Wir dürfen Ungeahntes erleben, wir lernen Regionen und Menschen kennen und meine Beiden werden durch Planung und Organisation jeden Tag geistig gefordert, was ihnen gut tut.

So ging es weiter, immer an der Rhone entlang in das Val de Virieu, zum gleichnamigen Ort. Sehr ländlich mit schroffen Felsabbrüchen auf beiden Seiten des Tales und einer Straßenführung wie ich sie mag. Wieder diese schnurgeraden Straßen mit den unendlichen Wellentälern über die ich sausen durfte.

Kleiner Stellplatz an einem alten Mühlrad. Picknick Areal an einem Wildbach und vor allem ruhig. So wurde der Stellplatz der Gemeinde angepriesen. Klein ja, Mühlrad ja, Picknick Areal jein, da ein gutes Stück entfernt, Wildbach jein da gut unter dem Stellplatz in dicken Beton Rohren versteckt. Ruhig, definitiv NEIN!

Hauptstraße in 10 Meter Entfernung, das Mühlrad quietschte alle 10 Minuten laut und jämmerlich wenn es wieder Wasser genug hatte um ein oder zwei Umdrehungen zu absolvieren. Nach einem sehr heftigen Gewitter, welches  seit Tagen vorhergesagt war, suchten wir uns deshalb bei den Sportanlagen einen ruhigen und ebenen Stellplatz für die Nacht.

Belley – Märkte über Märkte

23.06.2023. Zwei Kilometer vor Belley, einer Kleinstadt mit rund 9.000 Einwohnern fuhren wir zu einem Wanderparkplatz, von dem mehrere Wanderungen abgehen. Trotz Freitagvormittag kurz vor 10.00 Uhr war er schon bis auf 2 Plätze voll. Wir planten das Wochenende dort zu verbringen. Es gab Picknickbänke, Wasser, Schatten und mehrere Wanderungen zu einem Wasserfall, zu einer Cascade und zu mehreren Quelltöpfen. Sicher der Grund für die gute Belegung. Aber zum einen waren viele Plätze sehr schräg und zum anderen waren die anderen die eben genug gewesen wären, für mich unmöglich zu erreichen, da dort die Äste sehr tief hingen. Also park4night um Rat gefragt.

In Belley gab es einen offiziellen Stellplatz mit allem Drum und Dran. Auf den Bildern war eines deutlich zu sehen, es gab keinen Schatten. Für das Wochenende waren gute 30 Grad vorhergesagt. Ohne Schatten und auf schwarzem Teer unmöglich.

Das Theater sollte einen sehr großen Parkplatz besitzen auf dem Übernachten wohl geduldet wurde. Also dorthin. Der Platz war umringt von großen Platanen, was angenehmen Schatten verhieß. In der hintersten Ecke weit weg von der Durchgangsstraße ging ich auf die Keile und stand perfekt. Ab 14.00 Uhr stand ich komplett im Schatten der Platanen. So war die Hitze erträglich.

Welche Überraschung als die Beiden nach der ersten Erkundungstour erzählten, dass in Belley am Samstag ein Wochenmarkt stattfinden sollte. Die gesamte Grand Rue war wohl der Marktplatz. An der gesamten Straße die gute 300 Meter lang war, standen Schilder, die das Parken am Samstag von 05.00 Uhr bis 15.00 Uhr strengstens untersagten. Das hörte sich doch mal sehr vielversprechend an.

Beim Erkundungsgang waren die Beiden auch an dem offiziellen Stellplatz vorbeigekommen. Unsere Wahl dort nicht hinzufahren war absolut die Richtige. Der Platz war proppenvoll, lag komplett in der Sonne ohne Aussicht auf Schatten und glühte regelrecht unter der Sonneneinstrahlung. Ich verstehe nicht wie meine WOMO Kollegen das aushalten können.

Die Nacht war für die Lage überraschend ruhig und es wurde kurz nach 06.00 Uhr Kaffee gekocht. Eigentlich wäre ich da sauer gewesen, aber ich wusste ja, dass die Beiden früh auf den Markt wollten, bevor die Hitze zuschlug. Nach 3 Stunden kamen sie fröhlich schwatzend, mit Tüten voller Obst und Gemüse beladen zurück. Ich war fasziniert von Ihrer Erzählung.

Der Markt zog sich wirklich über die gesamte Länge der Grand Rue und noch in einige Nebenstraßen.  Es muss ein toller Anblick gewesen sein, so wie die Beiden es mir von Vaison la Romaine in der Provence, erzählt hatten.

Es gab alles: Gemüse, Obst, Textilien, Schuhe, Handtaschen, regionale Produkte, Stände von Bäckern, Metzgern, Fischhändlern und Käsereien. Auch Brathähnchen, vielerlei Gerichte zum Mitnehmen und vieles mehr. Stell Dir einen bunten Basar voller Farben und Gerüche vor und Du liegst mit Deiner Vorstellung nicht weit daneben.

Die Fassade ist ein Gemälde! Alles Fake

Da die Franzosen gerne das Mittagessen am Markttag vom Markt mit nach Hause nehmen, lagen über dem ganzen Markt die verschiedensten Wohlgerüche. Brathähnchen, Paella, Gegrilltes, Gebratenes, Nudelgerichte, Gerichte aus dem Wok, Sushi. Stell Dir einfach alles vor, was für Dich lecker aussieht und Dir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, dann bist Du dabei. Dazu noch die Sonne des Südens, ein leichter Hauch vom permanent wehenden Mistral und Dein Urlaubs Feeling sollte nahezu perfekt sein.

Dennoch geht auf einem solchen Markt alles sehr ruhig und gemütlich zu. Die Franzosen drängeln sich nicht an den Ständen. Man schaut sich an, wo die Schlange beginnt, meist rechts, stellt sich an und wartet bis man drankommt. Niemand läuft hin und her um alles vorweg zu begutachten, niemand versucht sich vorzudrängeln.

Wie sagte der Französisch Lehrer meiner Beiden ? Im Süden Frankreichs geht alles gemächlicher, ruhiger und viel entspannter zu als im Rest Frankreichs. Das hat mindestens zwei sehr wichtige Gründe. Der erste ist, dass es oft sehr heiß ist, was die Menschen zu Ruhe und Langsamkeit erzieht, der zweite ist, dass im Süden auch schon mal gerne am Vormittag ein Pastis (Anisschnaps mit Wasser verdünn- bar, wenn man möchte) oder ein Gläschen Rotwein getrunken wird. Auch dies bewirkt Ruhe und Langsamkeit wenn auch aus anderen Gründen.

Böse Zungen behaupten wohl auch, dass der zweite Grund für die Entspanntheit und Gelassenheit der südlichen Franzosen schon mit der Muttermilch aufgesogen wird.

Egal, meine Beiden haben es in vollen Zügen genossen und genug frischen Vorrat an regionalem Obst und Gemüse eingekauft, dass wir damit locker die nächste Woche bis zum Grenzübertritt nach Deutschland auskommen können.

Ich werde noch einmal den unverschämt teuren französischen Diesel genießen und dann bin ich auch gerüstet bis nach Freistett.

Der Rest des Tages verlief der Hitze wegen sehr ruhig und langsam.

In der Überschrift ging es ja um Märkte über Märkte. Ja, das was da auf Dich wartet war schon kurios und ein wenig gruselig. Aber davon in zwei Wochen dann ausführlich mehr. Solange musst Du Dich noch gedulden.

Au revoir

Der französische Teil der Deviation Partie 1

Das französische Baskenland

03.06.2023. Sare war unser erstes Ziel im französischen Baskenland. Ein kleiner Stellplatz mit PKW zu teilen, direkt unterhalb der kleinen Stadt Sare. Ganz in der Nähe der Bergbahn auf die Rhune.

Auf die Rhune fährt eine Zahnradbahn aus den 1920 er Jahren. Noch Original mit Brettern verkleidet und mit max. 9 km/h Die Rhune ist ein baskisches Nationalheiligtum, um das sich viele Mythen und Geschichten von Hexen, Trollen und anderen Fabelwesen ranken. Ähnlich denen vom Brocken im Harz.

Sare ist ein typisch baskisches Dorf mit historischem Ortskern und den typischen Fachwerkhäusern. Weiß, mit blutroten Fensterläden und Verzierungen. Selten in grün oder blau. Die Spezialität ist der gateau basque. Ein mit Früchten und Mandelcreme gefüllter Mürbeteigkuchen. Gerne wären wir länger als eine Nacht geblieben, aber, aber, aber.

Am Abend war der Stellplatz bis auf einen einzigen PKW komplett mit WOMOs belegt. Zum Teil bis auf unter einen Meter aneinander geparkt. Auch neben mir war links und rechts sehr wenig Platz geblieben. Damit konnte Raphael gar nicht umgehen, es war ihm einfach zu eng. Zu viele Menschen auf zu engem Raum.

Daher ging es am Morgen weiter. Wahrscheinlich waren die anderen WOMO alle auf dem Weg zur Rhunebahn, da deren Parkplatz laut Reiseführern regelmäßig überfüllt ist und man deshalb am besten nur mit Vorreservierung im Internet die Tickets buchen sollte.

Wie so oft auf unserer Reise war der Sparren von Raphael zu etwas schönem gut. Sonst wären wir nicht auf dem nächsten tollen Stellplatz gelandet und hätten nie eine wunderbare Höhle besucht.

Die Grotte de Isturitz

Geplant war, dass wir nach St.-Jean-Pied-de-Port an den Fuß der Pyrenäen fahen. Es ist die letzte Station des Jakobsweges in Frankreich und ist für viele Jakobswegwanderer  der Einstieg in die Nordroute des Camino. Danach sollte es in die Pyrenäen auf gut 1.500 Meter Höhe zum Lac de Iraty gehen, wo es sogar einen offiziellen Stellplatz gibt. Sicher ein Traum.

Aber!

Das Wetter!

Es waren für mehrere Tage in dieser Gegend starke Gewitter mit heftigen Winden und Starkregen vorhergesagt. Schon von Sare aus konnte man die dunklen Wolkentürme über den Pyrenäen sehen und das dumpfe Grollen von Gewittern hören. Das war uns allen dann doch zu unsicher. Vor allem bei diesen Wetteraussichten auf 1.500 Meter hochfahren und dann im Gewitter und den Wolken stehen?

Wir waren uns schnell einig, nein das werden wir nicht machen.

Himmlische Ruhe, unterirdische Überraschung

04.06.2023. St. Martin de Arberoue. Direkt am Ortseingang von St. Martin de Arberoue durfte ich im Schatten von mittelgroßen Ahornbäumen auf Schotter stehen. Der Weg dorthin war genau nach unserem Geschmack. Über sanfte Hügellandschaften, kurvige schmale Sträßchen, verschlafene Dörfer und wechselnden Perspektiven. Mein Blick ging in eine Hügellandschaft mit Kühen und Schafen. In einem Grün das in Irland nicht grüner sein könnte.

Dieser Ausblick wog dann das etwas unangenehme Gefühl des groben Schotters unter meinen Reifen wieder auf. Direkt am Ortseingang gegenüber einem riesigen Pelote Feld auf dem sogar Wettkämpfe ausgetragen werden. In Zumaia habe ich dieses Spiel ja schon einmal erwähnt, aber nicht weiter erklärt.

Pelote ist ein Ballspiel das wie eine Mischung aus Baseball und Squash aussieht. Ein kleiner Ball wird gegen eine Wand gespielt und mit einem an einem Handschuh befestigten langen Weidenkorb wieder aufgefangen. Der Ball darf nur einmal den Boden berühren und das Spielfeld nicht verlassen, bevor er wieder gegen die Wand gespielt wird. Pelote ist der wichtigste Volkssport der Basken, aber es gibt auch so alte Wettbewerbe wie Baumstammwerfen und Mühlsteinstemmen. Hier also keine Reminiszenzen an Irland, aber an die Highlands von Schottland.

Aus der Ferne war immer wieder das Donnergrollen in den rund 40 Kilometer entfernten Pyrenäen zu hören und sonst begleiteten uns nur weit entfernte Kuhglocken durch die Nacht. Gut, dass wir auf Saint-Jean-Pied-de-Port verzichtet hatten!

Am Sonntag ging es dann zu den Höhlen von Isturitz und Oxocelhaya. Ja, Du hast richtig gelesen: Oxocelhaya. Baskisch eben. Kennst Du ja schon diese unglaublichen Buchstabenkombinationen die die Basken problemlos zu Wörtern formen.

Diese Höhlen bestehen aus drei übereinanderliegenden Höhlensystemen. Seit etwa 80.000 vor Christus wurden die Höhlen von Menschen benutzt und bewohnt. Es sind aufgrund der mehreren 10.000 Fundstücke klar Verbindungen zu der Höhle von Lascaux und der spanischen Höhle von Altamira nachzuweisen. Vor so langer Zeit also Fernhandel, ohne Straßen, Karten und allem anderem was wir heute zum Reisen und Handeltreiben benötigen.

In einer der Höhlen gibt es Felszeichnungen und Ritzungen, in der anderen unvorstellbar schöne Tropfsteine, Sintervorhänge, die bei Licht durchscheinend wirken, und Wände voller Calcit Ablagerungen. Diese sind zuerst völlig unspektakulär. Aber sobald Licht auf diese Wände, die wie senkrechte Strände aussehen, beginnen sie zu glitzern und zu funkeln wie der Sternenhimmel. Von jedem, wirklich jedem der an der Führung teilnahm war ein Ah oder Oh der Überraschung zu hören. Leider duften die Beiden in der Höhle keine Fotos machen, aber ihre Erzählung reichten schon aus um mich zum Träumen anzuregen.

Das Bearn

05.06.2023. Es ging weiter nach Sauveterre de Bearn. Es liegt auf einem Felsen über der Gave. Neben der schönen alten Kirche bilden ein Wachturm, der Tour Montreal, aus dem 13. Jahrhundert und ein altes Schloss die mittelalterliche Skyline der Stadt.

Das Bearn ist eine ehemalige Vizegrafschaft und historische französische Provinz. Zusammen mit dem französischen Baskenland bildet es das Departement Pyrenees-Atlantiques.

Einen schönen zentralen Platz, der gerade saniert und neu angelegt wird und einige alte Häuschen über den Dorfkern verteilt. Ansonsten bestechen die Lage an einer Biegung des Gave und das Panorama der Stadt.

Es gibt eine Area Camping Car, die aber sehr wenig ansprechend ist. Vom Womo-Verlag hatten wir den Tipp an den Fluss zu fahren und dort bei einem Picknickplatz  mitten im Grün zu stehen. Allerdings warnte der WOMO Verlag, dass seiner Meinung nach nur WOMO mit den Maßen von einem VW Bus dorthin fahren sollten, da die Straße sehr schmal sei und oft Transporter mit einem riesigen Kanutransportanhänger dort unterwegs sind. Sollte es zu einem Treffen von VW Bus und Kanutransport kommen gäbe es arge Probleme.

Solche Hinweise haben wir jetzt schon oft gelesen, auch wegen Aufsetzen oder engen Kurven oder zu kleinen Parkplätzen um zu wenden. Alles hat sich immer als für mich unproblematisch herausgestellt. Mein Navi hat ja den WOMO Modus eingeschaltet und es kam keine Warnung dass der Weg zum Flussufer für mich nicht machbar sei. Also ab und hinein in das enge und so gefährliche Sträßchen. Außer in zwei Kurven war es nicht enger als so manche Landstraße hier im Süden. Es gab immer wieder Ausweichstellen falls ein großes Fahrzeug entgegengekommen wäre und was soll ich Dir sagen? Wir kamen ohne Probleme, Kratzer oder sonstige Unbill bei dem Picknickplatz an.

Ein Traum.

Noch 2 Häuser vor dem Ende der Straße in 50 Meter Entfernung. Ein schattiges Plätzchen mit Blick zum Fluss Gave und viel Grün, viel Ruhe und sehr viel Vogelgezwitscher.

Eine Nacht? Nein dafür war der Platz definitiv zu schade. Sauveterre de Bearn war schnell erkundet. Am nächsten Tag gingen die beiden zu Fuß zu einem nahegelegenen Supermarkt, wo es eine SB Waschstation gab. In Frankreich gibt es keine so chicen SB Waschsalons mit Stühlen, Aufenthaltsraum und Tischen um die Wäsche zusammenzulegen wie in Spanien. In Frankreich stehen die SB Waschsalons oft auf einem Supermarktplatz mit einer Überdachung und fertig. Wir haben aber auch schon in abgelegenen Gegenden welche gesehen die einfach so auf dem Gehsteig aufgebaut waren.

Es gibt ähnlich wie in Avignon eine Brücke, die zur Hälfte irgendwann vom Fluss weggerissen wurde und in diesem Zustand belassen wurde.

Die Brücke führte einst in drei Teilen über die Gave und eine in der Gave liegende Insel. Diese Ile de Gave kann man über eine Passarelle erreichen und erwandern. Na ja, eher erspazieren. Was sehr schön ist und auch interessant, da es auf dieser Insel sehr viele exotische Pflanzen und Bäume gibt.

Du musst nicht fragen ob meine Beiden das gemacht haben.

Es gab schöne Spazier- und Wanderwege an der Gave entlang, wo Raphael joggen konnte und die Beiden ausgedehnte Ausflüge unternahmen. Mir gefiel es außerordentlich gut. Ich stand schön in einer Ecke einer kleinen Schotterfläche unter Bäumen halb im Schatten.

Bei dem gewittrigen Wetter und fast 30 Grad Außentemperatur perfekt für mich. Direkt hinter mir gut 30 Meter höher die Altstadt von Sauveterre und vor mir mit kaum 20 Meter Distanz die vor sich hin strömende Gave. Kann das Leben und oder Reisen schöner sein?

Mein Lieblingsplatz ever! Ich werde ausdrücklich hier begrüßt (Randonneur) und mir wird ein Espace (Platz) reserviert

Nach zwei Tagen und Nächten mit Fluss Rauschen und frühem Vogelgesang ging es dann auf eine etwas längere Etappe. Natürlich ausschließlich über Landstraßen. Versteht sich ja von selbst, oder?

Labastide de Armagnac

07.06.2023. Labastide de Armagnac hat nicht einmal 700 Einwohner aber einen tollen sehr großen, grünen Stellplatz keine 5 Minuten vom Dorfkern entfernt.

Die Bastide aus dem 12. Jahrhundert besteht im Wesentlichen aus einem zentralen Platz, dem Place Royale, um den die Kirche und eine Reihe wunderschöner alter Fachwerkhäuser mit auf schweren Steinsäulen ruhenden Arkadengängen gruppiert sind. Steht vor einem Haus ein großes Holzfass, kann man dort Armagnac verkosten und kaufen.

Mal wieder etwas für Deine Bildung: Armagnac ist ein Weinbrand, der schon im Jahre 1461 schriftlich erwähnt wird. Damit ist Armagnac das älteste AOC Produkt Frankreichs. Also ist der Armagnac mehrere hundert Jahre älter als der viel bekanntere Cognac. Darüber hinaus ist der Armagnac ein Multikulti Produkt, wie man heute sagen würde.

Die Römer brachten das Wissen um den Weinanbau nach Frankreich, die Gallier wussten die besten Holzfässer herzustellen und die Mauren trugen das Wissen um die beste Destillationsmethode bei. So wurde mit Hilfe aller aus Wein Armagnac. Dieser wird in einem einzigen Brennvorgang aus Weißwein destilliert. Anschließend lagert der Brand mindestens für 3 Jahre, oft aber auch für 6 bis 7 Jahre in Steineichenfässern aus der Gascogne, die nur einmal benutzt werden. Das Anbaugebiet der verwendeten Trauben ist genau abgegrenzt.

Da die Fässer ja nur einmal benutzt werden sind sie ja zu schade um sie wegzuwerfen, oder nicht? Was glaubst Du was mit den Fässern passiert?

Sie werden von anderen Betrieben die hochprozentige Produkte herstellen gerne aufgekauft und weiterverwendet. In einer Doku sahen wir, dass eine Whiskey Destille in Schottland, die von einer Frau betrieben wird (in Schottland fast undenkbar und dann auch noch nachhaltig!!!), viele dieser Armagnac Fässer aufkauft und darin den Whiskey reifen lässt.

Sogar ein Ecomusee de Armagnac gibt es. Dort wird alles Wissenswertes zu Armagnac erklärt natürlich einer Degustation.

Mit nur wenigen anderen WOMOs verbrachten wir eine ruhige Nacht.

Allerdings sollte man bei starkem Regen diesen Stellplatz nicht unbedingt anfahren. Am Eingang bei der Ver- und Entsorgung hängt ein Foto aus dem Jahre 2018. Darauf sieht man ein WOMO in einem See. Das Wasser reicht fast bis über die Oberkante der Reifen. Der See in dem das WOMO scheinbar badet ist aber gar kein See, sondern der nach einem Starkregen vollgelaufene Stellplatz!

Der totale Zufallsfund

08.06.2023. Es sollte heute auf einen Stellplatz direkt am Ufer der Garonne gehen. Die circa 90 Kilometer Fahrt über kleine Landstraßen waren angenehm. Die Landschaft war eher unspektakulär.

Nur der Straßen Verlauf! Zwar fast nur über viele Kilometer schnurgerade, aber gefaltet wie eine Achterbahn. Es ging immer bergauf und bergab beim geradeaus fahren. Oft sah man von einer Kuppe über 1 bis 2 Kilometer die gerade Straße nicht, weil man nur die nächsten 2 oder 3 Kuppen sehen konnte. Ein Anlass für meine Beiden immer wieder neu Späße zu machen, wenn wir eine Kuppe überfuhren und wieder ins „Wellental hinab stürzten“. So kann man es am besten beschreiben, wie das Fahrgefühl war.

Da wir mehrfach die Garonne überfuhren, waren wir uns nicht mehr sicher, ob wir an den Stellplatz direkt am Ufer wollten. Die Garonne war sehr wild, führte viel Setiment mit, war ganz braun und sehr hoch. Sollten wir dort wirklich hin stehen? Zumal es immer noch Gewittergefahr gab, was den Pegel und die Wildheit sicher nicht minimiert hätten.

Kurz nach Buzet val de Albret bremste Raphael plötzlich scharf und bog rechts in einen Wirtschaftsweg ein. Sybille und ich waren sehr überrascht was da jetzt kommen mag. Raphael hatte ein Schild gesehen, auf dem ein Picknickplatzsymbol war, kombiniert mit einer Vogelbeobachtungsstation und einem Infostand zur Gegend. Aus Erfahrung wussten wir ja, dass Picknickplätze immer für eine schöne ruhige Nacht gut sind. So war es auch.

Der Platz in der Nähe eins Baggersees war perfekt. Kein reißender Fluss in der Nähe. Nur ein Hof mit Pferden. Dort wurde die Besitzerin gefragt, ob wir auf dem Gelände der Beobachtungsstation stehen und übernachten könnten. Kein Problem, meinte die Dame  lächelnd. Es kämen sehr selten WOMOs hier vorbei und es störe hier bestimmt niemanden. Na toll, dass Raphael das Hinweisschild entdeckt hatte.

Das einzige Manko war die Hitze, da der Platz kaum Schatten bot. Mein Kühlschrank incl. Tiefkühler war schwer am Arbeiten. Immerhin erreichten wir fast 30 Grad außen und fast 35 im Innern! Da aber wieder mal Gewitter angesagt war, ging immer ein Wind und wir konnten es gut aushalten.

In der Nähe verlief ein Seitenkanal der Garonne, der zum System des Canal du Midi gehört und auf dem Hausboote fahren. Dort machten meine Beiden einen sehr ausgedehnten Spaziergang. Der Kanal war wie üblich in Frankreich zu beiden Seiten mit riesigen zum Teil uralten Platanen bestanden. Daher angenehm kühl mit dem unter Bäumen typischen angenehmen Mikroklima. Kühl, aber nicht kalt, ein laues Lüftchen aber nicht zu windig, schattig und dennoch Sonnenstrahlen durch lassend. 

Ich muss ja nicht erwähnen, dass die Nacht sehr ruhig war, oder? Um 22.30 Uhr fuhr das letzte Auto vorbei. Das Wochenende stand vor der Tür, ich sollte mal wieder dringend durchgesaugt werden und so suchten die beiden einen ruhigen Campingplatz. Ja einen Camping. Stellplätze gibt es hier zwischen der Garonne und dem Lot zwar viele, aber kaum mit Strom.

In Saint-Gery Vers fanden wir einen Camping Municipal, der auf den Fotos genau unserem Beuteschema entsprach. Klein, am Ufer des Lot, toller alter Baumbestand, viel Schatten. Selten eine Bewertung auf park4night, kein Restaurant, kein Pool, kein Kanuverleih. Einfach nur ein gemütlicher Camping mit Basisversorgung an Strom, Duschen und Toiletten. Da würde am kommenden Wochenende sicher nichts los sein. Zumal die Gegend hier sowieso nicht sehr touristisch geprägt ist. Der Aire de Camping Car Vers machte gefiel mir auch gleich.

Noch ein Wort zum Namen. Es kommt oft vor, dass ein Campingplatz viele Namen hat.

Dieser zum Beispiel heißt, auf verschiedenen Hinweisschildern nachzulesen:

  • Camping Arquette
  • Camping Municipal Saint Gery Vers
  • Aire de  Camping Car Vers

Soll verstehen wer will!

Alle Plätze auf einer Wiese, schön eben und meist unter alten Platanen. So gab es dichtes wohltuendes Gras für meine Reifen zum Ausruhen.

Auch der Weg hierhin war wieder wie ein Ritt über Wellen. Schön, aber irgendwann auch eintönig. Immer nur geradeaus und hoch und runter. Das erinnerte meine Beiden an das Burgund, wo sie vor Jahren ohne mich die Weingüter unsicher gemacht hatten. Nur war es hier ungleich schöner. Es gab eben nicht nur Weinberge mit Reben sondern auch grüne Weiden, Weizenfelder, Gemüseanbauflächen, Mais und ja, auch Reben.

Für das Auge eine Wohltat ohne kilometerweiten Blick nur auf Reben. Hier sah das Auge weite grüne Wiesen gesprenkelt von vielen Farbtupfern von rotem und orangefarbenem Mohn. Gelbe Tupfer von Löwenzahn, Hahnenfuß und Königskerze. Rote und violette Töne von Fingerhut, Eisenkraut und vieles mehr. Oder einfach nur goldene Landschaftsanstriche von Weizenfeldern und Wiesen, auf denen das Gras weit über 1,50 Meter hoch stand und sich im Winde wog.

Sehr stark an das Burgund erinnerte, die Dichte an Chateaus, die fast ausschließlich auch Domänen für Armagnac waren.

Eine kleine Schrecksekunde gab es noch: Im Führer vom WOMO Verlag stand, dass man zum Platz nicht dem Navi , sondern bis zum Ortsende fahren und dann dem Schild zum Camping Municipal folgen soll.

Das hatte Raphael vergessen. Also führte mein Navi uns mitten durch das enge Dörfchen. Sie würde ja wissen, wo ich durchpasse und wo  nicht. Es ging steil bergab mit vielen Kurven und nach etwa 150 Metern kam eine Passage, wo Sybille meinte, da passen wir nicht durch. Wir passten durch! Links und rechts etwa 20 Zentimeter Luft aber es reichte. Danke Raphael. Die 150 kurvigen und engen Meter hätte ich im Rückwärtsgang nicht zurück gewollt. Danke auch Dir mein schon oft beschimpftes Navi, Du hast gute Arbeit geleistet.

Der Platz, der über 80 Stell- und Zeltplätze verfügt, war bis auf 4 weitere WOMOs ,bzw. Zelte, leer. Er lag direkt am Lot. Nur durch einen alten steinernen Damm und einigen kleine Schiffsanlegestellen vom Wasser getrennt. Die Rezeption ist wie bei vielen Camping Municipal in Frankreich eher sporadisch geöffnet. Morgens von 8.00 Uhr bis 10.30 Uhr und am Abend weiter 2,5 Stunden. In den rezeptionslosen Zeiten fährt man einfach auf den Platz, schaut sich in aller Ruhe die Plätze an, belegt den, der einem am ehesten zusagt. Sobald wieder jemand an der Rezeption sitzt, geht man hin und meldet sich an.

Ganz französisch im Sinne von laissez fair, was auf deutsch angenehmes Tun bedeutet. So waren auch die 3 Tage, die ich der Wiese unter dem Schatten einer großen alten Platane verbringen durfte, ein angenehmes Tun. In meinem Fall eher Nichtstun. So liebe ich das Leben.

Die drei Tage sind schnell zusammengefasst. Am ersten Tag wurde ich mal wieder staubgesaugt. Die Beiden hatten für diesen Tag Strom gebucht. Der Staubsauger braucht ja Landstrom mit 220 Volt. Das kann ich nicht zur Verfügung stellen. Sonst bin ich dank meiner zwei Solar Paneels ja komplett netzunabhängig.

Zwei Tage vorher durfte ich wieder einmal eine Komplettwäsche genießen. Bei einer OKI SB Waschstation wurde ich shampooniert, dampfgestrahlt und mit entkalktem Wasser nachgespült. Tat das nach all den Wochen am Meer seit der letzten Wäsche gut. Der Dreck und das angesammelte Salz aus der Luft und von der Gischt liefen in dicken schwarzen Streifen an mir herunter. Diese OKI Anlage hat so viel Power beim Dampfstrahlen, dass ich in Kombination mit dem Shampoo seit langem mal wieder so richtig sauber war und sogar glänzte. Meine Beiden liesen sich zu Komplimenten hinreißen, wie glänzend und chic ihr Bruno doch aussehe. So liebe ich es.

Im Ort gab es eine Boulangerie mit einem großen Sortiment an Baguette, Brot und süßen Leckereien. Dort ging einer der Beiden öfter mal kurz vorbei. Obwohl er da schnell einen Schreck bekam. Baguette für 2,10 € und Croissants für 1,80 €? Das waren nicht die Preise, die wir noch von Januar für eine französische Boulangerie im Kopf hatten. Das war ja mal eine Preisexplosion!

Mehrere schöne lange Spaziergänge am Lot, zweimal Joggen, viel draußen sitzen und dem bisher meist verbotenen, aber auf einem Camping erlaubten Camper Verhalten frönen.

D.h. Stühle und Tisch raus, Markise runtergekurbelt und so viel Zeit wie möglich vor meiner Aufbautür in Sonne oder Schatten verbringen. Wie haben meine Beiden das genossen.

Das Wichtigste hätte ich nun fast vergessen. Sie haben einige Zeit damit verbracht meinen Reisebericht weitervoran zu bringen. Wir wollen ja nicht, dass es Dir am Ende langweilig wird.

Nachdem wir jetzt einige Tage zwischen der Dordogne und dem Lot gefahren sind, ist nun definitiv das Tal des Lot unser momentanes Domizil. Dieses, teils schmale und dann wieder weit aufgehende Tal erinnert sehr an andere Flüsse. Das über Jahrtausende eingegrabene Flussbett mit seinen sehr schroffen Felsabbrüchen an den Rändern sieht wie das Tal des Doubs im Jura, noch mehr wie das Tal des Tarn aus.

Alle drei kein Vergleich zum hochgepriesenen Tal der Ardeche, weil viel besser. Zumindest nach Meinung meiner Beiden. An der Ardeche kann man nur kurz am Fluss entlangfahren und ansonsten weit oberhalb. Bei Doubs, Tarn und jetzt auch hier am Lot fährst Du direkt neben dem Fluss, direkt an den Felsen und Klippen entlang und oft genug ist die Straße in den Fels gesprengt mit massiven Überhängen und Durchbrüchen, die kaum höher als ich selbst sind.

Der Chemin de Halage

12.06.2023. Nach gerade mal 20 Kilometern ging es rechts über eine sehr schmale Brücke, die nur im Einbahnstraßen System zu passieren ist, über den Lot nach Saint Cirq-Lapopie. Nicht ganz freiwillig, die Brücke über den Lot in Bouzies ist nur 2,30 Meter breit. Da ich ohne Außenspiegel schon 2,23 Meter breit bin und ich doch ziemliche Schlappohren, also Außenspiegel mein Eigen nenne, wollten wir es mit dieser Brücke erst gar nicht versuchen.

Aber nun zum eigentlichen Grund für dieses Ringelspiel mit den Brücken. In Saint Cirq-Lapopie, einem 200 Seelendörfchen auf einer Felsklippe hoch über dem Lot gibt es zwei gemeindeeigene Stellplätze. Wenn beide belegt sind, übernachten dort mehr Menschen als oben im Dorf. Da meine beiden aus dem Fehler, den sie in Sare begangen hatten auch etwas gelernt hatten, war ich mit der Platzwahl sehr zufrieden. Ich bekam den äußersten Stellplatz am Rand, neben der Wiese, mit Blick auf den träge dahinschleichenden Lot und mit meiner Aufbautür zum Grün.

Alle anderen Stellplätze waren somit links von mir und die beiden bekamen vom Gehen und vor allem Kommen der anderen WOMOs nichts, rein gar nichts mit. Gut gemacht.

Da die Anfahrt ja recht kurz war, ging es auch nach einer kleinen Stärkung los. Der Grund unseres Besuches wartete. Du bist jetzt sicher auch schon gespannt, was zwischen Bouzies und Saint Cirq-Lapopie, die Du beide sicherlich nicht kennst, wohl tolles zu finden ist.

Der Chemin de Halage. Ein Treidelpfad am Lot entlang.

 Diese Pfade gab es an jedem Kanal, da sie zum Bewegen der Transportkähne benötigt wurden. An langen Trossen wurden die Frachtkähne in der noch motorlosen Zeit von Pferden, Mulis oder auch Menschen die Kanäle flussaufwärts gezogen. Auch am Seitenkanal der Garonne habe ich den Platanen bestandenen Treidelpfad schon erwähnt. Hier handelt es sich aber nicht um einen aufgeschütteten Damm neben dem Kanal, sondern wegen der Enge des Tales wurde der Treidelpfad teilweise in den Fels gesprengt. Das ist die Sehenswürdigkeit.

Der gesamte begehbare oder noch vorhandene Teil des Chemin de Halage benötigt eine Wanderzeit von 3 Stunden hin und retour. Deshalb so viele WOMO in Saint Cirq-Lapopie. Am Abend waren die Plätze bis auf ganz wenige komplett belegt. Also mehr Nachtgäste als Einwohner.

Meine Beiden hatten die Wanderung ja schon früh am Tag erleben dürfen und genossen nun die Liegewiese am Lot, meine schattenspendende Markise und die kühlende Brise, die ein aufziehendes Gewitter vorausschickte.

Das Tal des Cele und Camboulit

13.06.2023. Die Planung sah vor, das Tal des Lot flussaufwärts zu fahren. Über die Hochebene das Tal des Cele bis nach Bouzies zurück wo der Cele in den Lot mündet. Von dort dann wieder zurück Richtung Figeac. Erneut am Lot oder am Cele entlang. Das erschien uns allen doch sehr widersinnig, zumal auch für diesen Tag wieder Niederschläge und Gewitter vorhergesagt waren.

Sybille hatte die Karte studiert und eine geniale Lösung gefunden, indem wir die Strecke am Lot entlang abkürzten und über die Hochebene ins Tal des Cele weiterfuhren.

So hatte ich eine angenehme Route mit einer Fahrtzeit von etwas mehr als 2 Stunden und wir hatten danach einen sehr großen Teil des Lot Tales gesehen, die Hochebene überquert und mehr als die Hälfte vom Tal des Cele gesehen. Super Lösung.

Es ging besonders im Tal des Cele über schmale Sträßchen. In Frankreich ist es ein untrügliches Zeichen für eine schmale Straße, wenn die weiße mittlere Markierung fehlt und nur wie zur groben Orientierung hin und wieder in der geahnten Mitte der Strasse einige weise Striche zu sehen sind.

Meine Fahrbahn war genau so breit wie ich. Bei den wenigen Begegnungen mit anderen Fahrzeugen musste Raphael vom Gas und sehr langsam unter zu Hilfenahme des Grünstreifens am Gegenverkehr vorbei. Bei Lieferwagen oder kleinen LKW war zudem sehr genau auf meine Ohren zu achten, da der Gegenverkehr dann in gleicher Höhe ähnlich große Ohren als Außenspiegel hatte. Alles ging gut. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war unter 50 km/h.

Wie auch schon im Tal des Lot, war die Fahrbahn zum Fluss hin gesichert. Die Sicherung bestand aus einer kniehohen uralten völlig vermoosten Steinmauer aus einzelnen behauenen Quadern, die allesamt oben gerundet waren. Wo die Begrenzung versagt hatte waren Löcher in der Mauer zu sehen und ich wollte mir nicht vorstellen, wo der Mauer Durchbrecher gelandet war.

Wo es nicht direkt am Ufer entlang ging, sah es aus wie in einem Elfenwald. Die Bäume waren so alt und mächtig, dass Ihre Äste sich über der Fahrbahn berührten und wir das Gefühl hatten, durch einen grünen Tunnel zu fahren. Eine mystische Gegend. Die Straße führte meist sehr mäandernd durch die Landschaft. Fast wie ein abenteuerlicher Wanderpfad in einem verwunschenen Wald.

Auf dieser Strecke passierte es dann: Mein Tacho sprang auf 100.000 Kilometer Fahrleistung! Yippie, jetzt bin ich wirklich erwachsen. Selbstredend habe ich den Beiden versprochen sie noch mindestens die 3 wenn nicht sogar 4 fache Strecke zu begleiten und sie zu chauffieren, zu bewachen, ihnen zu Hause und Fahrzeug zu sein.

Nach dieser beeindruckenden Fahrt kamen wir in Camboulit kurz nach Mittag an. Camboulit hat weniger als 300 Einwohner, geht auf eine römische Siedlung zurück und war seit der Römerzeit immer bewohnt. Es liegt etwa drei Kilometer vom Cele entfernt, eingebettet in eine Hügellandschaft in den verschiedensten Grüntönen. Hellgrün vom frischen Austrieb der Büsche, saftiges etwas dunkleres Grün auf den gemähten Wiesen.

Mein Platz liegt am Ortseingang. Ist geschottert, wichtig wenn Starkregen und Gewitter angesagt sind, und ich stand bis auf wenige PKW alleine. Geparkt wurde wie gelernt, ganz hinten mit der Aufbautür zum Ende des Platzes unter Akazien und Nussbäumen. Die Nachbarn die ich sehen konnte waren, eine alte steinerne Feldscheuer, ein Chateau ähnliches Gebäude mit Turm etwa 100 Meter entfernt und das politische und gesellschaftliche Zentrum der Gemeinde.

Das Rathaus und die Gemeindehalle.

Beide proper herausgeputzt. Die Halle wie zu erwarten während der Woche geschlossen. Das Rathaus Montagvormittags und Freitagsnachmittags geöffnet. Also keine wirklichen Nachbarn weit und breit.

Eine Einwohnerin mit Hund kam vorbei, begrüßte uns aufs herzlichste und wünschte einen guten Aufenthalt. Sie wies die Beiden ausdrücklich darauf hin, dass an der Gemeindehalle ein Wasserhahn sei, den wir gerne benutzen können. Nebenan befinde sich eine Picknickfläche mit Bänken und Tischen, stünde alles zu unserer Verfügung. Zum Schluss versicherte sie uns, dass wir willkommen seien und einen sehr ruhigen Platz gewählt haben.

So viel Freundlichkeit und Herzlichkeit.

Camboulit hat von allen Dörfchen, die wir in den letzten Monaten gesehen haben, einen Platz unter den Top Five, absolut sicher. Aber sieh selbst. Klein, sehr original, teilweise absolut detailverliebt und nicht totrenoviert.

In der Nacht regnete es immer wieder und es gewitterte auch mehrmals heftig. Raphael beruhigte Sybille wegen dem Gewitter und den Blitzen mit einem sehr schönen Vergleich, der mir sehr gefiel. Er meinte wegen den Blitzen bestehe keinerlei Gefahr, da meine vier Reifen ja wie Gummistiefel wirkten und da bekommt man keinen Stromschlag wegen der Erdung. Bei dem Regen der vom Himmel fiel, kam mir dieser Vergleich sehr passend davor.

Figeac

14.06.2023. Am nächsten Morgen war es nach der feuchten Nacht sehr neblig, was  für einen Sonnenaufgang um so schöner war.

Auf Sträßchen, die wiederum nur meine Breite pro Fahrbahn hatten ging es dann nach Figeac.

Auf dem Weg dorthin, der sich wegen der Kurvenreichheit wieder einmal in die Länge zog, kamen wir uns vor wie auf der britischen Insel. Die Häuser aus großen behauenen Steinen gebaut, unverputzt und mit hölzernen Fensterläden, schiefergedeckten Dächern wie bei Cottages und in tiefem Dunkelrot vom verwendeten Sandstein.

Wir waren überrascht, dass wir immer noch am Ufer des Lot entlang fuhren. Wie wir später feststellten würde er uns noch eine ganze Weile begleiten.

Mit Figeac, wo Wäsche zu erledigen war endet der erste Teil der französischen Deviation.

In Figeac sollte an diesem Mittwoch in der alten Markthalle auf dem Hauptplatz ein Wochenmarkt stattfinden. Im Internet stand dass er Mittwoch und Samstag dort stattfindet. Die Halle haben die beiden gefunden, aber sie war von den Tischen und Stühlen einer Brasserie belegt. Sonderbar. Die Kellnerin klärte uns dann auf, dass der Markt am Mittwoch schon lange nicht mehr stattfinde, aber immer wieder Touristen ihn besuchen wollen. Niemand hatte es wohl für nötig befunden die Information in den entsprechenden Internetseiten zu löschen. Also im Supermarkt bei der Waschstation unsere Einkäufe erledigt. Schade eine Erzählung über einen gemütlichen Bummel über einen Wochenmarkt, zumal einen südfranzösischen hätte ich gerne auch einmal  gehört.

Wie immer sehen und hören wir uns dann in etwa 14 Tagen wieder. Ich freu mich auf Dich.

Es wird mit einem Zufallsfund-Stellplatz in Nauviale, einem Örtchen von dem wir zuvor auch nie etwas gehört hatten, losgehen. Fast hätten die Beiden dort ein Häuschen gekauft.

Das wäre ja eine tolle neue Bleibe. Da wäre ja mein Stellplatz direkt nebenan noch mehr als fürstlich, oder?

A bientot

Der spanische Teil der Deviation

Lugo

25.05.2023. Lugo die römische Stadt. Wir hatten in der 100.000 Einwohnerstadt gerade zwei Stellplätze zur Auswahl. Einerseits gut, da dies für wenig Tourismus spricht, andererseits weniger gut, wenn beide nicht in Frage kommen.

Aber wir hatten wie immer Glück.

Am Rande eines Wohngebietes neben vielen Area recreativas, wie Freizeit und Grillplätze in Spanien heißen. Am besten aber war für meine Beiden die Bushaltestelle in gerade mal 50 Meter Entfernung. Der Platz bot für circa 10 PKW Platz auf dreien davon konnte ein WOMO meines Kalibers parken. Ich blieb zwei Tage lang das Einzige. So gefällt es mir.

Lugo geht auf eine römische Gründung aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr. zurück. Das mit Abstand beeindruckendste Bauwerk in Lugo ist die römische Stadtmauer, die noch komplett über eine Länge von zwei Kilometern um die Altstadt herumführt.

Überall weisen Schilder auf Artefakte und Funde aus römischer Zeit hin. Interessant ist auch, dass die systematischen Ausgrabungen erst im Jahre 1986 begonnen haben. Es gibt Mosaiken, Wandmalereien, Reste eines Aquäduktes und römische Thermen.

Am ersten Nachmittag nach unserer Ankunft fuhren die Beiden mit dem Bus nach Lugo. Knappe zwanzig Minuten für 0,68 € pro Person. Wie gewohnt für das gesamte Stadtgebiet. Meine Beiden wussten zwar, dass es eine römische Mauer gab, aber wie staunten sie als sie den Bus verliessen und vor diesem Bauwerk standen

Dunkel, gute 10 Meter hoch 4 Meter breit und in einem Topzustand. Natürlich wurde in etwa 45 Minuten zuerst einmal die gesamte Altstadt umrundet. Dabei konnten die Beiden sehen wie grün und hügelig die Landschaft rund um Lugo ist. Als die Bebauung um Lugo herum noch fehlte musste allein der Anblick dieser gewaltigen Mauer, die damals noch Türme hatte jeden der sich ihr näherte in Staunen oder Furcht versetzt haben. Von der Mauer aus konnten die Beiden wie in fast allen Orten Ruinenhäuser sehen die zum Teil nur noch von Balken gestützt wurden oder sogar von regelrechten Stahlkorsetten zusammengehalten wurden.

Der weitere Eindruck von Lugo war ein ruhiger und auf mehr Lust machender. Das wurde dann am zweiten Tag in Angriff genommen. Eine Markthalle gab es auch, also los.

Auch hier war am nächsten Tag das Staunen groß als sie feststellten, dass es eigentlich drei Mercats waren. Einer im gewohnten Stil als Markthalle. Im Tiefgeschoss der Halle ein echter Bauernmarkt und ein dritter gegenüber mit allen Marktständen die in die reguläre Halle nicht gepasst hatten. Es gab also genug zu sehen und Leckereien zu kaufen. Im Haus der Mosaike,  in dem es neben originalen Mosaiken auch Wandmalereien zu sehen gibt konnten die Beiden ein sehr gutes ausführliches Video über die Geschichte Lugos sehen.

Der Abstecher nach Lugo hat sich wirklich gelohnt. Auch wenn es in keinem Führer erwähnt wird. Es lohnt sich für Lugo zwei oder drei Tage Zeit einzuplanen.

Es sollte dann nach Grandas de Salime gehen. ie Fahrt sollte über drei Pässe jeweils mehr als 1.000 Meter hoch gehen. Sicher beeindruckend.

Allerdings verhinderte wieder einmal das Wetter dieses Erlebnis. Sowohl für Samstag wie vor allem für Sonntag waren Regen, Gewitter und starke Winde angesagt. Drei Pässe mit über 1.000 Meter und dann ohne Aussicht und im Regen? Nein das musste nicht sein.

Ein ruhiger alter Bekannter

27.05.2023. Dann doch lieber die Parallelstrecke durch das Tal des Eo immer auf der N 640. Kurz vor Ribadeo kam dann ein alter Bekannter am Straßenrand in Sicht. Unsere Area recreative, die wir von unserem Ribadeo Besuch kannten. Du weißt es vielleicht noch, direkt am Ufer des Eo. Dem Fluss der zeitweise in die falsche Richtung fließt. Hier am Eo war es wieder wider Erwarten so ruhig an der N 640, dass wir beschlossen bis Montag zu bleiben, an meinem Blog zu arbeiten und einfach an diesem Ort am Fluss mit den vielen Vögeln einfach die Seele baumeln zu lassen. Die Entscheidung war goldrichtig. Kein Wind, kein Regen und Sonne pur. Am ersten Abend dann ein einmaliges sehr berührendes Erlebnis.

Wir waren alle schon beim Einschlafen als im Baum hinter mir plötzlich ein wunderbarer Gesang zu hören war. Sehr melodisch, wunderschön und exotisch. Es stellte sich dank Internet heraus, dass es eine Nachtigall war. Hast Du schon einmal eine Nachtigall in der Natur gehört? Keiner von uns hatte das jemals. Natürlich warteten wir gespannt auf den zweiten Abend. Würde sie uns wieder in en Schlaf singen?

An diesem tollen Platz gibt es neben Picknicktischen und dem schon in einem anderen Blog erwähnten Kinderspielplatz noch eine schöne Anlage zur Vogelbeobachtung an der Ria de Eo. Es können hier über 20 verschiedenen Vogelarten, heimische und durchziehende beobachtet werden. Abends hört man bis zum Gesang der Nachtigall alle möglichen Vogelstimmen. Morgens geht es ab 04.00 Uhr mit fröhlichem Gezwitscher, Gepfeife, was aber keineswegs nervt sondern einem ein Lächeln ins Gesicht malt und man zufrieden wieder weiterschläft.

Allerdings hörten wir den Gesang der Nachtigall kein zweites Mal mehr. Schade.

Das Tollste an diesen beiden Tagen war die Hilfsbereitschaft von Herbert.

Durch die Ruhe hier kamen die Beiden auf den Gedanken, dass sie für mich ja im Juli und August einen Stellplatz brauchen, wo wir uns auch wohlfühlen.

Nach langem Überlegen und Ideen verwerfen kam Raphael auf die Idee, Herbert anzurufen. Herbert hatte erzählt, dass er mit Brigitte und der Golden Lady (ein WOMO in dem ich fast Platz hätte) im Sommer für mehrere Wochen nach Skandinavien fahren werden. Bei Herbert zu Hause gibt es viel Platz, alleine der Platz wo die Golden Lady residiert reicht locker für mich.

 Mitten in Freistett, aber nicht sichtbar, da schön im hinteren Teil eines Innenhofes. Für uns ideal, da Sybille von dort aus Problem ihre Mama, Nabil und Vanessa besuchen kann und Paul in Oberkirch auch nicht weit entfernt ist. Wichtig ist für meine Beiden, dass sie bei Herbert die ganze Zeit stehen können. Wenn die Golden Lady zurückkommt gibt es noch einen anderen Platz im Hof und wir müssen nicht immer Stellplätze suchen, Wasser und all das andere Zeug.

Es ist schön einen festen Hafen für die 2 Monate zu haben.

Danke Herbert für Deine spontane Bereitschaft. Du hast uns Dreien sehr gut getan.

Ein ebenfalls alter Bekannter, diesmal eine Etage tiefer

29.05.2023. Gut ausgeruht und nach zwei entspannten Tagen an der Ria Eo ging es nach Cadavedo. Allerdings nicht zu der Ermita Regalina, wo wir ja schon einmal zwei Nächte verbracht hatten, aber fast. Von der Regalina aus hatten wir ja auf einen schönen kleinen Strand hinabgeblickt. Sybille hatte die Idee dort mal vorbeizuschauen. Wenn es uns nicht gefiele könnten wir ja immer noch nach oben zur Regalina fahren.

Von wegen. Danke liebe Sybille, der Weg nach unten an den Playa de Cadavedo hat sich jedes noch so kleine abgefahrene Gummi Partikelchen meiner Reifen gelohnt.

Zwei Kiesplätze einer etwas weiter hinten und einer direkt 10 Meter über dem Strand. Ein Strand mit wenig Sand, vielen kleinen bis großen Kieselsteinen und einer tollen Brandung. Außer der Brandung und den Vögeln nichts zu hören. Viel weniger Besucher als oben bei der Regalina und außer ein paar Sonnenanbetern am Strand gar nichts.

Sybille wollte endlich einmal im Meer baden gehen. Aber für mehr als mit nackten Füssen durch das Wasser zu laufen reichte es nicht. Das Wasser war einfach noch viel zu kalt. Schade, tat mir echt leid.

Ein Trinkwasser-Brunnen ist vorhanden, für meine Beiden immer das Wichtigste an einem Stellplatz. Mehrere Picknicktische mit Bänken. Mehrere alte Häuschen im Gelände rund um den Strand im steilen Gelände verteilt. Eine alte Mühle und natürlich ein unbeschreiblicher Blick von unten auf die 80 Meter höher thronende Regalina und die beiden Horeos. Die Landschaft erinnerte immer wieder frappant an Hawaii oder die Südsee. Die Farbe des Wassers trug noch ihren Anteil dazu bei.

Mannomann, zurzeit verwöhnen die Beiden mich aber so richtig. Verwöhnen vom Feinsten war auch die erste Nacht. Nur das 20 Meter entfernte anbranden des Meeres war zu hören. Es stand noch ein weiteres WOMO am anderen Ende des Parkplatzes und das war alles. Kurz vor Sonnenuntergang war noch die Guradia Civil auf dem Platz. Sie waren gerufen worden, weil gegenüber am Hang unter der Ermita Geröll abgerutscht war. Sie wünschten uns eine gute Nacht und amüsierten sich über die Versuche von Raphael den Gruß zu erwidern. Sie erklärten fröhlich dass es buenas noches heißt und fuhren in den Feierabend.

Der Tag hier war genauso ruhig und relaxt wie die beiden Tage an der Ria de Eo.

An diesen Rhythmus mit einem Tag fahren und dann zwei Tage bleiben und genießen, was es da zu genießen gibt, habe ich mich echt schnell gewöhnt. Ehrlich gesagt ich möchte das auch so schnell nicht wieder missen.

Cederic

30.05.2023. Eigentlich wollte ich dieses Thema ja vermeiden, ich finde es peinlich. Wir haben noch einen weiteren Fahrgast über den ich bisher noch nicht berichtet habe.

Cederic. Es ist ein imaginärer Mitfahrer ich fand es bisher immer lächerlich aber anscheinend ist dieser Cederic doch zu etwas gut, wenn auch zu etwas ganz anderem als geplant.

Cederic ist ein Hush Puppy, also ein englischer Basset Hound. Er ist einer der Hauptdarsteller in einem Kriminalroman den Raphael geschrieben, aber nicht veröffentlicht hat. Dieser Cederic fährt bei uns mit. Der Grund ist einleuchtend, wenn auch, wie ich meine, peinlich.

Immer wenn ich auf dem Stellplatz zur Ruhe gekommen bin, nimmt Raphael aus dem Fach in meiner Aufbautür einen silbernen Wassernapf, füllt ihn mit Wasser und stellt ihn links neben meiner Aufbautür auf den Boden. An die Lüftungsschlitze des Kühlschrankes kommt mit Karabiner befestigt eine Hundeleine. Dieses Arrangement bleibt bis wir wieder fahren.

 Es sieht so aus, als ob wir einen Hund dabei hätten. Der Grund dafür, jeder böse Bube, der sich an mich heranmachen möchte, sieht den Hundenapf und die Leine und weiß nicht, ob nicht doch ein Cederic bei mir, beziehungsweise in mir drinnen ist. Auch nicht ob es sich um einen Yorkshire Terrier oder einen ausgewachsenen Rottweiler handelt. Zumal ein gut erzogener Hund erst Laute von sich gibt, wenn jemand im WOMO ist und nicht schon bellt, wenn jemand draußen steht. Also für einen potentiellen Einbrecher ein Risiko. Bis jetzt hat es funktioniert.

Aber nun zur eigentlichen Geschichte die ich erzählen wollte: Am Abend waren die Beiden noch am Strand spazieren, es war Ebbe und wunderschön. Am Strand lief ein Mann in unterschiedlichem Tempo über längere Zeit seine Joggingrunden. Als die beiden wieder bei mir waren kam der Jogger, der neben mir geparkt hatte auch vom Strand zurück. Er fragte Raphael, ob der weiß Hund der am Strand umher rannte unserer sein. Wohl weil er den Napf und die Leine von Cederic gesehen hatte. Raphael verneinte und erzählte, dass der weiße Hund zu einem Pärchen gehöre, das 100 Meter vom Strand entfernt eine Hütte bewohne.

Raphael meinte noch, dass er das Joggen am Strand toll fände. Das bewegte den Mann, der schon auf dem Weg zu seinem Auto war, zum Umkehren. Plötzlich sprach er Schwyzerdütsch. Na sowas! Er erklärte Raphael, dass er der CEO einer Biotechfirma in der Schweiz sei, aber hier aus Cadavedo komme und wann immer möglich hier home office einplane. So kamen die Beiden ins Gespräch und Raphael erzählte, dass sie in der Zukunft hier in Asturien langfristig ein kleines Häuschen mieten wollen.

Das treffe sich prima, meinte Herr Luarca. Seine Familie, die seit vielen Generationen hier ansässig sei, habe hier viele große und auch kleine Häuser, die sie alle ausnahmslos nicht kurzfristig an Touristen vermieten sondern nur langfristig. Dies sei auch ein gerade beginnender Trend, da viele Spanier aus dem Süden mittlerweile aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels mit seinen unschönen Folgen für den Süden Spaniens, sich in den Norden orientieren. Was soll ich sagen, Raphael bekam ohne Probleme die Mailadresse von Herrn Luarca und die Zusage, dass die beiden sich jederzeit bei ihm melden können.

Eine kleine Anekdote am Rande. Für den im positiven Sinne gesehenen Stolz eines Spaniers. Es gibt in Asturien auch eine Stadt namens Luarca. Als Raphael den Namen des Mannes hörte sagte er: “ ah wie die Stadt hier in der Nähe.“ Herr Luarca meinte wie aus der Pistole geschossen mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht: „ Nein, die Stadt heißt wie ich!“

Ich fass es nicht, jetzt haben die Beiden schon eine Anlaufstelle für eine Wohnung. Für eine 80 bis 100 Quadratmeter große top ausgestattete und möblierte Wohnung zahlt man hier zwischen 400,- € und 600,- €. Was meinen Beiden vorschwebt ist allerdings eher so 50 qm und freistehend. Durch den Alltag und das Leben in und bei mir, ist ihnen bewusst geworden, dass diese Größe vollkommen auseichend ist und nebenbei bemerkt immer noch mehr als doppelt so groß ist wie die Wohnfläche die ich zur Zeit freundlicherweise zur Verfügung stelle.

Die zweite Nacht war ruhig und dennoch nicht. Ich stand wohl doch zu nahe an der Brandung. In der Nacht wachten die Beiden immer wieder auf. Die Brandungsgeräusche waren dann doch zu heftig. Aber positiv gesehen haben sie es dennoch, es waren  nur Brandungsgeräusche ohne Sturmgeräusche wie ein paar Tage zuvor am Strand bei Ferrol.

Mittlerweile hatten Sybille und Raphael sich entschieden den Besuch von san Sebastian mit Bus oder Zug von Zumaia aus bleiben zu lassen. Es war einfach noch nicht an der Zeit. Es würde beiden nicht gut tun, noch nicht. Zumal Sybille mit den einen oder anderen Auswirkungen der Absetzung ihrer Tabletten zu tun hatte.

Aber vor Zumaia ging es ja erst noch nach Noja. Ebenfalls einem alten Bekannten.

Noja die Zweite

01.06.2023. Zuerst fuhren wir ein paar Kilometer weiter an Noja vorbei und schauten uns einen Stellplatz in Arnuero an. Der sollte ebenfalls direkt über dem Meer sein. Über den uns bekannten Platz in Noja hatte es in den Wochen seit unserem Besuch einige negative Bewertungen gegeben in denen es darum ging, dass man dort nicht mehr auf Keile fahren dürfe und die Anwohner komisch seien. Beides konnten wir uns nach unseren sehr positiven Erfahrungen gar nicht vorstellen. Aber um eventuellem Ärger aus dem Weg zu gehen, der Versuch mit Arnuero.

Die Kilometer hätten wir uns getrost sparen können und unserer Intuition mit Noja vertrauen sollen. Es gab keinen einzigen Platz der eben war. Sicher der Stellplatz war am Meer aber auch ein PKW Parkplatz gleich von mehreren Restaurants, deren Terrassen zum Teil in Richtung Parkplatz gingen. Das bedeutete abends lange Verkehr, Stimmen und durch die Lage der Terrassen wären wir uns wie auf dem Präsentierteller vorgekommen. Nein danke. Also nach Noja.

Wir waren völlig geplättet. Der gesamte Bereich war leer, auch kaum Spaziergänger wie beim letzten Besuch. Was war hier los?

Ich fuhr unverzagt wie beim letzten Mal auf die Keile und wir machten es uns alle gemütlich. Die Policia local fuhr mehrfach vorbei, die Guardia civil auch. Da wir das einzige Fahrzeug waren, sind meine Keile sicher gut zu sehen gewesen. Nichts passierte. Ich fand bei den Polizisten keinerlei Beachtung. Gut so!

In der ersten Nacht war ich das einzige Fahrzeug auf dem Platz. Der Grund für die wenigen Spaziergänger war uns da auch schon klar: Da es deutlich wärmer wie vor ein paar Wochen war, tummelten sich alle bei Ebbe am Strand oder in den Bars am Strand. Spazierengehen oder über die Dünen wandern war jetzt wohl nicht angesagt. Gut für uns. In der zweiten Nacht waren dann zwei irische WOMOs bei mir, das war es dann. So gesehen waren die ungerechtfertigten negativen Bewertungen bei park4night doch zu etwas gut. Dieser geniale Platz wurde plötzlich gemieden.

Apropos zweite Nacht. Ich hatte ja schon geglaubt es sei vorbei. Dieses unmögliche, vor 6 Uhr Kaffee kochen. Stell Dir vor, jetzt sind wir schon über 4 Monate unterwegs und die Beiden waren am frühen, ich betone frühen Morgen schon so aufgeregt was Zumaia und dann das französische Baskenland bringen würde, dass um 05.40 Uhr die Piezozündung betätigt werden musste. Da hab ich mich wohl zu früh gefreut. Gut die Beiden haben den Kaffee draußen auf einer Bank an den Klippen getrunken. Ihnen hat es sehr gut getan und gefallen und ich hatte so die Gelegenheit nochmal gute 20 Minuten etwas weiterzuschlafen. Immerhin.

Noch ein Dejavu – Zumaia

02.06.2023. Nach einem Termin in der SB Wäscherei in Zumaia, auch einer alten Bekannten, ging es 1,5 Stunden nach Zumaia an den bekannten Platz am Ufer bei den Kirschlorbeerbüschen. Auch hier hatten wir in park4night gelesen, dass es wohl Probleme mit der Policia geben würde.

Als wir gegen 12.00 Uhr ankamen, wunderten wir uns doch. Der Parksteifen der mehrere hundert Meter an der Promenade entlang läuft, war bis auf ein paar wenige PKW leer! Wir wussten vom letzten Besuch, dass der ganze Streifen permanent von WOMOs belegt war. Sollte es doch Probleme mit der Policia geben? Da ja alles frei war, fuhr ich an unserem Platz vom letzten Besuch auf die Keile und wir warteten gespannt, was wohl passieren würde. Es dauerte nicht lange und ein Fahrzeug der Policia local kam und parkte drei Parkplätze vor uns. Das sah für mich nicht gut aus.

 Die Spannung stieg. Der Polizist stieg aus, schaute lange in meine Richtung, was mir gar nicht gefiel und die Spannung bei mir noch erhöhte, und ging zum Fluss. Dort stand er eine Weile, lief dann direkt auf mich zu, ging aber ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen an mir vorbei die Promenade entlang und fuhr kurz darauf wieder weg.

Normalerweise mag ich das ja gar nicht, wenn ich nicht beachtet werde, aber sowohl hier in Zumaia wie auch in Noja fand ich es dann doch toll keine Beachtung zu finden. Wobei ich momentan so vor salzigen Ablagerungen und Staub strotze, dass ich  mich auch nicht freiwillig anschauen würde. Ich hoffe doch sehr, dass es bald eine passende Waschgelegenheit für meinen Astralleib geben wird.

Puh, nochmal Glück gehabt. Also wohl auch hier eine Fake Meldung bei park4night. Ich blieb bis in den Abend hinein das einzige WOMO. Aber dann wie wenn sie alles gemeinsam am Ortseingang von Zumaia auf ein geheimes Zeichen gewartet hätten, kamen im Minutentakt die WOMO Kollegen. Um 22.00 Uhr als die Beiden vom letzten Stadtspaziergang zurückkamen, war die gesamte Reihe von Parkplätzen proppenvoll. Keine Ahnung warum in Zumaia und in Noja alles so komplett anders war als vor ein paar Wochen.

Egal. Auch Zumaia war wie gewohnt sehr angenehm und es wurden noch alle Vorräte aufgefüllt, bevor es nach Frankreich gehen sollte. Vieles ist dort deutlich teurer.

Das war er schon, der spanische Teil der Deviation.

Es geht weiter mit dem französischen Baskenland und sicher auch wieder tollen und eindrücklichen Erlebnissen.

Du darfst also weiterhin gespannt bleiben und mitreisen. Ich freu mich darüber. Und ja, die Beiden auch.

Galizien ruft

Ribadeo und die Riva de Eo

20.05.2023. Endlich ging es nach Ribadeo. Sybille freute sich auf den Stadtbummel.

Aber zuvor noch das Rätselbild vom letzten Blog. Was hast Du gesehen?

Wir sehen zwei Wuschelköpfe, die nach links schauen.

Entgegen den Ankündigungen war Ribadeo sicher vor 20 oder 30 Jahren eine wunderschöne und idyllische kleine Hafenstadt.

Mittlerweile wie so oft in anderen Gemeinden sehr viele leerstehende, geschlossene Geschäfte und Lokale. Der Gesamteindruck eher leicht heruntergekommen. Die sichtbar einst schönen Gebäude ungepflegt und zum Teil dem Verfall preisgegeben.

Sybille tat ihr Bestes und besuchte die Läden die noch existierten und für sie in Frage kamen.

Statt dem Cafe americano gab es in der Choclaterie Yöglio am Rathaus eine echte Schokolade. Da Raphael immer das probiert was er nicht kennt, bestellte er für sich und Sybille ein Dia perfecto. Heiße hausgemachte Schokolade mit je 6 Churros. Churros ist in Öl gebackenes Spritzgebäck. Heftig fettig aber lecker und die perfekte Ergänzung zu der heißen Schokolade. Kein in Milch und Wasser angerührtes Kaba Pulver, sondern echte handwerkliche Schokolade.

Nach etwa 3 Stunden ging es dann  20 Kilometer am Rio Eo entlang nach Ria de Arbres. Zuerst zögerten wir auf den von park4night empfohlenen Platz zu fahren. Wunderschön am Rio Eo gelegen, mit einem Kinderspielplatz, Picknickplätzen und einem Park zu den dort lebenden Tieren und Vögeln. Aber, direkt an der Straße.

Doch nach 10 Minuten war klar, da fahren kaum Autos. Zum Glück haben wir die Entscheidung getroffen. Raphael machte einen kleinen Spaziergang und entdeckte dabei den gemeindeeigenen Stellplatz keine 800 Meter weiter. Völlig lieblos 8 Stellplätze geteert, eine Grauwasserentsorgung gebaut und einen Wasserhahn installiert. Kein Schatten, nichts Angenehmes, einfach in die Sonne geknallt.

Raphael sah dort eine junge spanische Familie mit 2 Kindern etwa 1 und 3 Jahre alt. Der Vater sah ziemlich verzweifelt aus, als er den Platz sah. Raphael ging hin und fragte ihn ob er einen lovely Place with Shadow, Trees and Toys suche. Wenn ja, gebe es genau das ein paar hundert Meter weiter. Der junge Papa war unentschlossen. Als Raphael wieder bei mir ankam stand der Van der jungen Familie schon da und der junge Papa kam Raphael freudestrahlend entgegen und bedankte sich überschwänglich für den Tipp. Die Kinder waren schon am Johlen auf dem Spielplatz.

Der Eo ist schon ein sonderbarer Fluss. Bei unserer Ankunft war er ziemlich leer. Aber ein paar Stunden später war er wieder voll. Obwohl das Meer bei Ribadeo gut 20 Kilometer entfernt ist, wirkt sich das Gezeitenspiel bis nach Ria de Arbres aus. Interessant zu sehen, dass bei Flut der Fluss nicht Richtung Meer fliest, sondern landeinwärts. Verrückt!

Der Strand der Kathedralen

21.05.2023. Morgens ging es dann wieder zurück ans Meer um den Strand der Kathedralen zu besuchen. Ein sehenswerter Strand mit vielen Bögen und Durchbrüchen die man begehen kann und die wunderbare Kulissen bieten. Das Ganze aber nur bei Ebbe, sonst ist der Strand der Kathedralen komplett unter Wasser.

Auf dem Weg dorthin fiel Raphael schon auf, dass die Straßen zum Strand im Vergleich zu den anderen Zufahrtswegen an Strände wie eine Autobahn ausgebaut waren. Am Parkplatz angekommen war uns schnell klar warum.

Auf einem riesigen Parkplatzgelände standen schon mehrere dreiachsige große Reisebusse. Der Parkplatz für WOMOs und PKWs war schon gut gefüllt und die Schlange der ankommenden Fahrzeuge riss nicht ab.

Schock!

Es war klar, da gehen Sybille und Raphael nicht hin. Es war 11.30 Uhr und die Ebbe hatte ihren Tiefststand erst um 13.00 Uhr erreicht. Also, so lange würden die Menschen warten müssen um auf den Strand zu kommen. Erinnerte meine Beiden frappant an Fuente de um auf die Picos de Europa zu kommen.

Es war ein Durcheinander und ein Gewusel auf dem Parkplatz und meinen Beiden packte schon leicht die Panik. Aber sie haben ja gelernt auf sich aufzupassen. Das taten wir auch und fuhren etwas weiter um die weitere Tour an diesem Tag zu planen.

Da wir Dir sehr gerne den Strand der Kathedralen gezeigt hätten, folgender Vorschlag:

Auf YOUTUBE unter PLAYA des Cathedrales findest Du tolle Clips und Aufnahmen vom bemerkenswerten Strand der Kathedralen.

Da für die kommenden Tagen nur Regen und Temperaturen kaum über 15 Grad angesagt waren, beschlossen wir ein ganzes Stück Autobahn unter meine Räder zu nehmen um in die Nähe von Ferrol zu fahren. Dazwischen wären nur Strände über Strände und Leuchtturm an Leuchtturm gekommen. Hatten wir inzwischen ja schon sehr viele gesehen. Über die Autobahn ging es also in die Nähe von Ferrol, eine Universitätsstadt mit eigenem Hafen.

 Die Autobahn A8 schwebte allerdings nicht mehr. Sie machte einen großen Bogen ins Landesinnere und es ging schon bald auf der Autovia stetig mit 5 % Steigung fast eine halbe Stunde bergan. Na, ich sag Dir das ging ganz schön an die Kurbelwelle. War froh, als wir endlich oben waren.

Aber dann kam die Überraschung. Bist Du schon einmal auf einer Autobahn gefahren auf der fast 10 Kilometer lang ein Tempolimit von 30 vorgeschrieben war und das Du sehr gerne eingehalten hast, beziehungsweise gerne auch noch unterschritten hast?

Nein! Ich hatte das zuvor auch noch nie erlebt.  Als wir auf etwas mehr als 750 Höhenmetern angekommen waren, wurde aus der bisherigen Landschaft mit tiefen Schluchten und schroffen Bergen plötzlich ein zum Atlantik hin leicht abfallendes Hochplateau. Dort zogen die Wolken vom Atlantik ins Landesinnere. Ein Schild warnte vor etwas das wir nicht verstehen konnten. So war ohne weitere Vorankündigung nach einer Kurve plötzlich die Sicht weg und es galt Tempo 30.

Alle 50 Meter waren grüne und rote Leuchten links und rechts der Fahrbahn. Sie zeigten an, wenn man näher als 50 Meter auf das vorausfahrende Fahrzeug auffuhr. Allerdings sah ich diese Leuchten oft erst, wenn ich schon fast an ihnen vorbei war. Mon Dieu war das eine dicke Suppe. Ich fuhr gerne die meiste Zeit nicht einmal 20 Kilometer schnell, was Raphael auch sehr gut fand. Es war wirklich nichts zu sehen. Da die ganzen Leuchten und immer kehrenden Warnschilder festinstalliert waren ist davon auszugehen, dass diese Sichtverhältnisse wegen den Wolken dort oben der Dauerzustand sind.

Echt verrückt.

Nach dem es dann Richtung Ferrol fast 20 Minuten mit wiederum 5% Gefälle bergab ging, fuhren wir bei der Ausfahrt 1 in Richtung Sartana direkt an die Klippen.

Dort gibt es eine kleine Ermita die nur bei Ebbe erreichbar ist. Strände über Strände und eine herrliche Gegend. Es windete zwar ganz ordentlich, aber es waren nur Windgeschwindigkeiten bis etwa 30 km/h vorhergesagt. Im Ebro Delta haben wir drei über 80 km/h erlebt. Also was sollte schon passieren?

Am Abend beschlossen wir dann etwas um zuparken, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. Zuvor waren die Beiden bei Ebbe noch auf die vorgelagerte Insel gewandert um die Ermita zu sehen.

Die Nacht wurde dann doch sehr unruhig, weil die Böen spürbar immer stärker wurden und nicht wie laut Prognose fast aufhörten. Am Morgen gingen die Beiden dann am Strand spazieren, was aber zu einem Großteil ein Kampf gegen sehr heftige Böen wurde.

Dieser Sessel ist zwei Mal am Tag komplett unter Wasser!

Nachmittags wendete ich nochmals, um dem Wind meine Motorhaube zu präsentieren, was den Winddruck reduzierte und mich deutlich weniger wackeln lies. Allerdings war das stetige Pfeifen und Rauschen des Windes schon sehr lästig.

Gegen Abend wurde Raphael dann immer ruhiger und zog sich ins Schlafzimmer zurück. Sybille klagte schon den ganzen Tag über Kopfschmerzen wegen der starken lästigen Windgeräusche. Raphael packte dann im wahrsten Sinne des Wortes die Panik vor der nächsten Nacht. Zum einen, weil mittlerweile alle anderen WOMO außer mir verschwunden waren und zum anderen weil ich trotz dem Umparken schon wieder heftig in immer kürzeren Abständen durchgeschüttelt wurde. Mir war das ganze schon lange  nicht mehr geheuer. Die Wetterprognose sprach von etwa 15 Kilometern Windgeschwindigkeit. Bei dieser Geschwindigkeit wackle ich aber nicht und es hört sich auch nicht um mich herum an wie ein Orkan.

Also sprach Sybille am Abend ein Machtwort. Ich wurde von den Keilen gefahren und wir fuhren gegen 20.00 Uhr los, nach Ferrol auf den städtischen Stellplatz. Da der mitten in einem Wohngebiet lag, musste es da ja weniger windig sein. Ferrol liegt an der Ria de Ferrol. Ria bezeichnet auf galizisch eine schmale lange tief in das Land eindringende Meeresbucht. Ferrol ist auch die Geburtsstadt des einstigen spanischen Diktators Franco.

Sobald Raphael hinter dem Steuer saß lies die Panik nach. typisch bei ihm. Den Zündschlüssel umdrehen und er ist die Ruhe in Person.

Der Stellplatz in Ferrol war nur zur Hälfte belegt. Also fanden wir schnell einen Platz neben einem Rapido Kollegen aus Frankreich. Der Wind war nicht mehr zu spüren, nur noch in den Bäumen war er deutlich hörbar. Genauso deutlich hörte man auch die Hunde der Nachbarschaft, übrigens die ganze Nacht hindurch.

Der Platz selbst war auch nur ein absoluter Notbehelf. Laut Internet und park4night ein vollwertiger Stellplatz mit der kompletten Ver- und Entsorgung.

 Von wegen! Das Frischwasser war nicht zu benutzen, da die Wasserhähne abmontiert waren. Toilettenentsorgung war nicht vorhanden und so war dann der einzig vorhandene Grauwasserabfluss mit Toilettenpapier und anderen Dingen übersät und verstopft.

Das malerische Fischerdorf Mugardos

23.05.2023 Nichts wie weg hier!

Auf der anderen Seite der Bucht empfahl sowohl der WOMO Verlag wie auch park4night im Fischerdorf Murgados einen Stellplatz im Fischereihafen mit Blick auf die Ria Ferrol.

Soweit so schön, aber schon wieder am Ufer stehen bei dem immer noch starken Wind? Ich fühlte mich nicht sehr wohl bei dem Gedanken!

 Der Hafen von Murgados war wirklich schön. Einige wenige Restaurants wo man den hier allgegenwärtigen Pulpo in vielen Zubereitungsvariationen genießen kann und ein wirklich passabler Stellplatz. Eigentlich ein PKW Parkplatz, doch mit etwas Geschick passte ich genau auf eine  Parkbucht, die von einem mächtigen Baum und einem kleinen Hügel vom Wind abgeschirmt war.

 Was soll ich Dir sagen, es funktionierte. Ich stand fast vollkommen ohne Belästigung durch den Wind. Obwohl der keine 5 Meter von mir entfernt die Bäume ordentlich zerzauste.

Gott sei Dank!

Das Dorf idyllisch, der Hafen und der winzige Strand am anderen Ende der Hafenbucht sehr malerisch.

Schau selbst, dann verstehst Du warum meine Beiden sofort in Murgados verliebt waren. Es war gleich beschlossene Sache, hier bleiben wir für 2 Nächte. Die Guardia Civil fuhr mehrfach über den Parkplatz, aber ich interessierte sie nicht. Wir erfuhren auch bald warum.

Am Ende des Parkplatzes waren zum Fischereihafen hin ein paar Bars und Restaurants. Eines hatte täglich ab 05.30 Uhr bis 23.00 Uhr geöffnet. Dort war der absolute Treffpunkt in Murgados. Es gab dort Kaffee, Spirituosen, Frühstück, Zwischenmahlzeiten, Mittag- und Abendessen und viele Neuigkeiten. All dies genug Gründe für Guardia Civil, Policia local und Policia national, dort mehrfach am Tag vorbeizuschauen. Ich war da völlig unwichtig, zum Glück.

Die erste Nacht war ruhig, was wir nicht so erwartet hätten, da ja die Bars und Restaurant lange offen haben. Nachdem am späten Abend ein riesiger LNG Tanker von drei Schleppern in den Hafen von Ferrol, geschleppt worden war kehrte sehr schnell Ruhe auf dem Platz ein.

Nachdem Raphael im Internet die Restaurants gecheckt hatte, war schnell klar in welchem meine Beiden ihren ersten Pulpo in einem Restaurant genießen wollten. Bei Chez Bruno hat es natürlich schon öfter auf der Reise Pulpo in diversen Variationen gegeben.

Die Bar / Restaurant el Muelle, übersetzt der Pier, wurde ausgewählt. Nicht unbedingt wegen den besten Bewertungen oder dem Preis-Leistungsverhältnisses. Nein ganz und gar nicht. Der Grund war morgens beim Joggen von Raphael und abends beim Guten Nacht Spaziergang der Beiden deutlich zu sehen. Egal zu welcher Tageszeit, es war immer ein reges Treiben, doch für die Beiden eine sehr angenehme Geräuschkulisse und es waren ausnahmslos einheimische Gäste.

 Na wenn das keine Empfehlung zum Essen gehen ist. Da wo die Einheimischen essen gehen, gibt es sicher super Gerichte. Sie wurden nicht enttäuscht.

 Da es in Galizien üblich ist mehrere Gerichte zu bestellen, um vielfältig genießen zu können, gibt es auf den Speisekarten immer ganze Gerichte und sogenannte medios, also halbe Portionen um dem Bedürfnis nach Vielfalt gerecht zu werden.

Wie ich hörte entsprechen aber 2 medios bei weitem mehr als einem normalen Gericht. Die Beiden kehrten wohlgenährt und sehr zufrieden zu mir zum Mittagsschläfchen zurück. Die Gerichte – allesamt Pulpo Gerichte- der Service, das Lokal einfach klasse, angenehm und absolut empfehlenswert.

Noch so eine galizische Besonderheit. Wenn ein Kaffee bestellt wird, gibt es immer ein Glas Orangensaft und mehrere Churros dazu. Immer! Also ist ein Cafe americano im Vergleich zu anderen Gegenden schon eine kleine Mahlzeit.

 Churros, was war das gleich wieder? Genau das in Öl herausgebackene Spritzgebäck, das meine Beiden in Ribadeo in der Chocolaterie zur Schokolade bekommen haben. Du erinnerst Dich, Dia perfecto, der perfekte Tag.

In Murgados gibt es alles, was man zum Leben braucht. Jede Art von kleinen Geschäften. Ferrol, die Universitätstadt, mit seinen fast 70.000 Einwohnern ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln 20 Minuten, mit dem Auto keine 10 Minuten entfernt. Wie schon erwähnt meinen Beiden sind schwer verliebt in Murgados. Es liegt schön an der Ria de Ferrol, unmittelbar am Meer, es hat nette, freundliche Einwohner (mit einigen gab es sogar im Rahmen des Möglichen kurze Unterhaltungen), so gut wie keinen Tourismus und die Häuser am Fischereihafen sind liebevoll restauriert. Für eine feste Bleibe in Spanien steht für die Beiden Murgados noch vor Llastres an Topposition.

Natürlich erst nach mir. Wenn es eine Zeit nach mir überhaupt gibt. Auch wenn es außer mir wieder mal ein zu Hause geben sollte, ich bleibe den beiden treu. Denn unterwegs werden sie immer sein, da bin ich mir sehr sicher. Dazu gefällt und tut das Reisen ihnen zu gut.

Wir sind eben einfach ein echtes Dreamteam.

Deviation

25.05.2023. Umleitung wie es auf deutsch heißt. Die geplante Tour ginge noch weiter über Santiago de Compostella und bis Vigo an der portugiesischen Grenze. Aber das läuft uns alles ja nicht weg. Da meine Beiden ja getreu den beiden Mottos „…nen Scheiss muss ich“ und „nur im Heute leben“ ihr Leben gestalten, haben wir gemeinsam folgendes beschlossen:

Wir fahren sozusagen auf die Umleitungsstrecke und unterbrechen unsere Reise.

 Über Lugo, die Hauptstadt von Galizien, fahren wir nun zurück ans Meer nach Cadavedo an die Ermita Regalita. Von dort nach Noja und Zumaia. Alles Stellplätze und Orte an denen es uns sehr gut gefiel und wir uns wohl fühlten. Wir werden nach der Ankunft jeweils 2 Nächte bleiben und dann weiterreisen. Im Schnitt immer etwa 150 bis 250 Kilometer pro Tag.

 In Zumaia werden wir dann noch etwas länger verweilen. Von dort aus nehmen wir den Bus oder den Zug nach San Sebastian. Die Beiden wagen sich doch an die Stadt heran. In der Hoffnung, dass es ihnen gut geht mit den zu erwartenden vielen Touristen. Mit mir dorthin zufahren verbietet sich. Ich hatte ja schon beim ersten Aufenthalt in Zumaia berichtet, dass es in San Sebastian sehr viele Einbrüche in WOMOs gibt. Ein Bekannter wurde gerade erst vor einigen Tagen dort komplett ausgeraubt, als sein WOMO parkte und er mit seiner Familie in San Sebastian war. Nein danke, das muss ich nicht erleben. Danke an die Beiden, dass sie so auf mich aufpassen.

Danach soll es dann mit dem WOMO Verlag von San Sebastian aus durch Südwestfrankreich, Richtung Deutschland gehen. Aber schön piano. Wir nehmen uns drei Wochen Zeit für 800 Kilometer, fast ohne Autobahn um bis nach Figeac zu kommen. Von dort sind es dann immer noch gute 800 Kilometer bis nach Freistett. Die wollen wir dann in 2 Tagesetappen fahren.

Zuvor geht es entlang der Dordogne, der Vezere und anderen schönen Flüssen durch bizarre Landschaften mit uralten Dörfern, steinzeitlichen Höhlen und Burganalagen hoch über den Tälern.

Selbstverständlich freuen die Beiden sich auf Ihre Kinder, Enkel und Sybille auf ihre Mama. Sie wissen aber heute schon, dass sie spätestens Ende August das Reisefieber wieder heftig infiziert haben wird. Mich natürlich sowieso.

Doch zuvor geht es jetzt erstmal nach Lugo.

Wie üblich ein kleiner Vorgeschmack auf die alte Römerstadt, deren Ursprünge in das zweite Jahrhundert vor Christus zurückgehen.

Habe ich Dich neugierig gemacht?

Dann hasta luego in circa 2 Wochen!

Die Costa Verde

Rätselauflösung:

Hast Du es herausgefunden um was es sich handelt bei diesen Ufo ähnlichen Gebilden?

Es sind Samenstände vom Eukalyptusbaum. Sieht schon abgespaced aus, oder?

Gijon

09.05.2023. Wie schon erwähnt, gibt es in Asturien wenige Stellen zum Wasser tanken.  Der nächste Stellplatz in Gijon hat keinerlei Service. Dank park4night fanden wir im ersten Örtchen nach Lastres, in Luces einen Wasserspender. Frag aber nicht wo! Gut einen Kilometer außerhalb vom Ort in Richtung Steilküste zwischen Viehweiden mitten im Grün. Schön angelegt ein Brunnen mit Wasserhahn und einem schönen Platz außen herum. Nach einer Viertelstunde war mein Tank voll, schneller ging nicht, da es der Wasserhahn nicht sehr eilig hatte mit dem Strömen.

In 50 Minuten ging es dann fast ausschließlich über die Autobahn nach Gijon zum Park Rinconcin. Vorher mal wieder eine kleine Odyssee wegen einer nachzukaufenden Repsol Gasflasche.

Ein freier Platz war schnell gefunden und ich ebenso schnell auf die Keile bugsiert. Macht so langsam sogar Spaß. Es ist ein kombinierter PKW und WOMO Stellplatz. Die WOMO Stellplätze sind schräg auf der Parkfläche eingezeichnet, sieht ungewöhnlich aus, aber ist eine tolle Idee. Durch die schräge Anordnung stehen die WOMOs zwar nebeneinander in einer Reihe, aber keiner schaut dem anderen ins Fahrzeug, da ja jeder zum Nachbarn etwas versetzt steht.

Nach dem Essen ging es für meine Beiden dann mit dem Bus, der direkt vor dem Stellplatzgelände eine Haltestellt hat, nach Gijon. Apropos 15 Minuten zu Fuß in die Stadt, wie es überall zu lesen stand, waren es mit dem Bus satte 20 Minuten. Laut outdooractive zu Fuß etwas länger. Zugegeben es ginge immer an der Strandpromenade entlang. Aber 1 Stunde und 10 Minuten um vom Stellplatz in die Altstadt zu gelangen ist dann doch etwas heftig. Die Angaben in den Führern beziehen sich bei dem Wort Stadt wohl auf die ersten Häuser und Geschäfte die vom Stellplatz aus zu erreichen sind.

Ein Turm aus Cidre Flaschen

Ähnlich wie in Girona, nur noch günstiger, gab es nur einen Preis für das gesamte Einzugsgebiet der Stadtbusse. 1,50 € egal wohin und mit welche Linie. Nachdem die Beiden sich in der oficina de turismo einen Stadtplan besorgt hatten ging es in die Altstadt, was eine herbe Enttäuschung mit sich brachte. Die echte Altstadt,………. auf einer kleinen Halbinsel bei den römischen Thermen gelegen ist ziemlich runtergekommen und nicht wirklich sehenswert.

Nach dem obligatorischen Cafe americano und dem Studium des Stadtplanes gingen die Beiden dann auf Erkundungstour und fanden durchaus sehenswerte Plätze, Häuser und Viertel. Allerdings nicht in der Altstadt, sondern über den engeren Stadtbezirk verteilt.

Der Strand zieht sich sehr lange wie eine Muschel, ähnlich wie in San Sebastian, hin. Allerdings hat San Sebastian keine Raffinerie in Hafennähe und keinen Kohlehafen wie in Gijon.

Die Nacht war ab etwa 23.30 Uhr sehr ruhig und es war außer dem Anbranden des Meeres wirklich nichts mehr zu hören.

 Vorher, also bis 23.30 Uhr war ein Kommen und Gehen der parkenden PKW. Störender waren allerdings meine WOMO Kollegen. So ab 22.00 Uhr kamen im 15 minütigen Intervall immer neue WOMOs angedieselt. Die drehten dann erstmal schön langsam, zwei oder wenn nötig  gerne noch eine dritte Runde über den Parkplatz um den idealen Standort zu finden. Auf diesen Runden blieben sie immer wieder stehen, stiegen aus um den Platz in Augenschein zu nehmen. Natürlich immer mit dem Zuschlagen der Türen verbunden. War dann endlich ein passendes Schlafplätzchen für meinen WOMO Kollegen gefunden wurde noch rangiert und auf die Keile bugsiert.

 Ich bin ja, wie Du weißt, kein echter Fan von Campingplätzen. Allerdings lob ich mir da die Regelung der meisten Campingplätze, auf denen ab 22.00 Uhr die Schranke oder das Tor verschlossen sind. Alle die dann drinnen sind können in Ruhe schlafen und alle die noch draußen sind, sind eben zu spät gekommen.

Am nächsten Morgen stand eine Küstenwanderung auf demPaseo Litoral de San Lorenzo auf dem Plan. Ein Küstenwanderweg der vom Strand in Gijon bei den Ruinen der römischen Thermen bis zum Parque de la Providencia führt. 5.750 Meter immer am Strand beziehungsweise der Küste entlang.

Meist direkt an der Steilküste entlang, wanderten die Beiden bei sehr verhangenem Himmel gute 3 Stunden. Dabei entdeckten Sie beim Parque de la Providencia einen großen Parkplatz.

Weißt Du was es dort gab? Genau! Einen Wasserhahn mit super Parkmöglichkeit direkt davor.

Der nächste Platz in Candas hat nämlich auch wieder keine Ver- und Entsorgung und auf dem Weg dorthin nur eine wassertechnische Fehlanzeige. Also geht es vor der Weiterfahrt zum Wasserbunkern.

Die Stadt zog meine Beiden dann am Nachmittag nicht mehr an, umso mehr der vor meiner Motorhaube liegende wunderbar angelegte und großzügig geplante Park Rinconcin. Sie genossen die Sonne auf diversen Sitzbänken, sie machten Qi Gong und sie liessen einfach die Seele baumeln.

Kenn ich gut, kann ich gut, find ich gut. Deswegen habe ich das auch den gesamten Nachmittag über getan. Nach dem sehr wolkigen Vormittag kam dann schnell die Sonne raus, die angenehm war und die Luft bald auf annähernd 20 Grad erwärmt hatte. Die Matre de Emigrantes wurde noch fotografiert. Eine sehr beeindruckende Statue. Einmal wegen ihrer Größe, dann wegen ihres Standortes und wie ich finde am wichtigsten ihrer Ausdrucksstärke.

Der Playa de Xago

11.05.2023. Der Weg über etwa 50 Kilometer Autobahn A8, der Schwebenden, führte uns über zuletzt recht abenteuerliche Wege zum Playa de Xago.

 park4night hatte einen Voschlag, aber der war für uns nicht machbar. Ein Kiesplatz ungefähr 70 qm groß direkt neben der stark befahrenen Promenade. Das geht wirklich nicht. Also weiter.

Aber halt, beim Supermarkt Masymas konnten wir nicht nur die Beiden ihre Vorräte füllen, sondern auch ich. Der Supermarkt bot auf seiner Rückseite die komplette Ver- und Entsorgung an. Kostenfrei. Fanden wir alle drei toll.

Hinweise darauf gab es nicht, wohl weil die Manager von Masymas diesen Service gerne mit einem Einkauf im Markt verbinden wollen. Ist ja auch absolut nachvollziehbar. Würde Ein Schild an der Strasse darauf hinweisen. Es würde sehr häufig genuzt werden aber ohne einen Einkauf als Dankeschön. Haben wir jetzt ja schon von den öffentlichen Stellplätzen geschildert.

Aber nun zurück zum Playa de Xago. Ein Stellplatz etwa 100 Meter vom Meer und 50 Meter von einer Bar in einem Eukalyptuswald. Rasengittersteine, etwas schräg, aber sehr sehr ruhig und vor allem: Ich war zwei Tage ganz alleine auf einem riesigen Platz, der locker für 60 WOMO ausreicht. Ein Traum.

Der Strand, den Erzählungen der Beiden nach riesig, teils Puderzuckersand, teils Kiesel und dann wieder Steine groß wie Fußbälle. Das ideale Gebiet zum rumstreunen für  meine Beiden. Das taten sie auch ausgiebig.

Die Bar hatte nur Feiertags und an den Wochenenden geöffnet. Der Parkplatz dort riesig. Es war uns daher schnell klar, am Samstagvormittag geht es weiter, da es dann mit der perfekten Nachtruhe sicher vorbei sein würde. Die Bar schließt um 24.00 Uhr, bis dann alle Autos weg sind und nach alles besprochen wurde…………..

 Wie gut geplant. Schon am Freitagnachmittag und Abend kamen mindestens 20 eher 30 Vans und Bullys um  bei der Bar zu parken. Alles Surfer. Der Weg zur Bar und zum Strand ist nur noch Fahrzeugen von maximal Bully Größe gestattet. Laut WOMO Verlag konnte man 2018 noch bis zum Strand und dort auch übernachten.

Bei einem der Streunergänge entdeckten die Beiden eine Surfer Bar am Mirador de la Xago. Sie wollten eigentlich nur je ein Glas Cidre trinken. Aber es gab Cidre nur als Flasche. Auch gut. Hat ja nur 5,5 %.

Raphael entdeckte im Außenbereich der Bar einen Wasserschlauch mit Gardena Anschluss. Er fragte ob ich am Samstagmorgen bei der Abfahrt mit Frischwasser versorgt werden könne. Kein Problem, war die Antwort, selbstverständlich kostenlos und es sei auch kein Problem, wenn wir morgens kommen, obwohl die Bar erst ab 13.00 Uhr geöffnet habe. Wir hätten Unmengen Wasser zapfen können, da es niemanden interessierte, was für ein Fahrzeug wir fuhren.

Die Spaziergänge am Strand taten meinen Beiden sehr gut. Sie konnten vieles besprechen und am schönsten war ein Telefonat nach Deutschland.

Sybille hatte online im Februar die Verlängerung ihrer Erwerbsminderungsrente beantragt. Eigentlich eine Formsache, da sich ja nichts an ihrer Diagnose geändert hatte. Im Gegenteil. Beim Telefonat erfuhren wir, dass die Genehmigung schon im März erteilt worden sei, aber die Post wohl nie angekommen ist. Welche Freude. Nun bekommt Sybille ihre Erwerbsminderungsrente bis zur Altersrente und gut isses.

Bei workaway kontaktierten sie ein älteres Paar in Cudillero, unserer nächsten Station. Dieses Rentner Paar sucht immer wieder workawayer die ihnen bei der Arbeit im Garten helfen und sie bei der Hausarbeit unterstützen. Maximal 5 Tage die Woche für 5 Stunden je Tag. Als Gegenleistung freie Unterkunft in einem eigenen geräumigen Zimmer mit separatem Bad und Mitbenutzung der Küche, des Wohnzimmers, des Gartens und so weiter. Hätte den Beiden für ein paar Tage gefallen, zumal Cudillero sehr schön sein soll. Aktiver Spanischunterricht wäre quasi von den Hosts dazugekommen. Leider gab es bis heute keine Rückantwort. Die letzte Aktivität im Konto der Gastgeber war im Januar. Wahrscheinlich hat eine Krankheit oder Schlimmeres eine Antwort verhindert.

Cudillero, schade, schade, schade

13.05.2023. Die Anfahrt nach Cudillero war wieder einmal langwierig aber sehr schön. Wie gewohnt ohne Nutzung der Autobahn. Ich fuhr gleich am Ortseingang auf einen Parkplatz direkt hinter der Mole. Dort standen auch schon einige wenige WOMO. Mein Blick ging direkt auf das neben der Mole an die Küste anbrandende tosende Meer.

Nach etwa 1,5 Stunden kamen die beiden schon von der ersten Erkundung zurück. Was war denn da los? Sie hatten doch nach den Fotos im Internet über Cudillero so von dem kleinen Fischerdörfchen geschwärmt.

 Zum einen war es gut, dass ich gleich links abgebogen war zum parken. 100 Meter weiter war Ende der Straße für WOMOs und weitere 300 Meter später für alle Fahrzeuge außer den Anliegern. Dementsprechend voll waren dort alle Parkplätze. Genauso wie das Dorf, die Plätze, die Bars und Restaurants. Mit entsprechender Geräuschkulisse, Menschenmengen und wenig Platz um sich fortzubewegen. Wohl gemerkt es war am frühen Samstagnachmittag und das Wetter war sehr bewölkt und leicht nieselig. Wie sollte das erst am Sonntag, bei Sonnenschein sein ?

 Die ersten 100 Meter von Cudillero, viele Leute, Bars und Souvenirläden, danach Tristesse, leere Geschäfte und verlassene Häuser. Davon war nirgendwo etwas zu lesen. Egal. Auf jeden Fall haben die Beiden sich galant aus der Affäre gezogen und sind zu mir zurückgekommen, bevor ihnen das in solchen Situationen unvermeidliche widerfahren wäre: Schlechte Laune und überfordert sein. 

Dann doch lieber bei Chez Bruno ab gammeln, lecker kochen, einen schönen Tempranillo genießen, für meinen Blog die Bilder aussuchen und die nächste Etappe planen.

 Es sollte zum Cabo Busto, rund eine Stunde und 37 Kilometer entfernt gehen. Dort dann ein längerer Aufenthalt an einem einsamen Leuchtturm für 2-3 Tage.

 Ab 22.00 Uhr lief die Flut auf und die Brandung wurde immer lauter und heftiger. Gegen 23.30 Uhr hörten wir das erste Mal das Geräusch von überschwappenden Wasser. Raphael wollte unbedingt sehen wo das Wasser über die Mole kam. Er zog sich an und kam etwa 15 Minuten strahlend wie ein kleines Kind zurück. Im Mond waren die anlaufenden Brecher mit ihren weißen Schaumkronen wunderschön. Manche kamen etwas quer an und schlugen so vehement gegen die auslaufende Mole, dass das Wasser in hohem Bogen über die Mole schwappte. Das ganze spielte sich gute 10 Meter von meiner Motorhaube entfernt ab. Da wo ich stand, war die Mauer auch gut dreimal so hoch. Also keine Panik auf der Titanic. Raphael fand es sehr faszinierend. Diese Geräusche in Kombination mit dem besonderen Licht und den Effekten auf dem Wasser.

Die Ermita Regalina

14.05.2023. Vor der Abfahrt von Cudillero fiel Raphael ein, dass er auf dem Weg zum Cabo Busto in park4night noch einen anderen Stellplatz gesehen hatte. Eine Ermita! Schon lange keine mehr besucht.

Die Fotos sahen toll aus. Die Bewertungen waren super und eher spärlich. Auf der N 634 A ging es durch Eukalyptus Wälder auf engen Sträßchen immer in der Nähe der schwebenden A 8 nach Cadaveu. Einem kleinen Dorf mit der Ermita La Regalina.

Als wir das sahen, war uns klar: Hier bleiben wir so lange es geht.

 Wenn Du die Bilder von der Lage der  Ermita, von meinem Stellplatz aus siehst, weißt Du was ich meine. GENIAL ist noch stark übertrieben. Das Wetter super sonnig. Die Menschen nett, freundlich mit einem Lächeln im Gesicht.

Raphael fragte einen jungen Mann der gerade seinen neuen Rasentrac ausprobierte, ob wir auf der Wiese gegenüber dem Schotterparkplatz stehen und übernachten können, und ob der Untergrund fest sei, da Regen für die Nacht angesagt war. Alles kein Problem. Der Schotterparkplatz war recht klein und so schräg, dass wir es nach einer Viertelstunde aufgaben. Was gut so war.

Ab 11.00 Uhr war ein stetiges Kommen und Gehen von Fahrzeugen. Diese Location war bei den Locals wie es neudeutsch ja jetzt heißt ein wahrer Hotspot. Auf dem kleinen schiefen Parkplatz hätten wir schlicht und ergreifend viel zu viel Raum beansprucht.

In der wunderschön gelegenen Kapelle finden öfter Hochzeiten statt. Bei der Lage, Aussicht und Kulisse absolut verständlich. Am Tag vor unserer Ankunft wohl auch, da vor der Tür der Kapelle ein Teppich von roten und weißen Rosenblüten lag.

Selbst bei unserem Stellplatz auf dem Gelände der Kapelle gab es zwei Horreos, diese genialen Stelzenhäuser. Wir beobachteten öfter wie Fotografen zum Teil mehrere Stunden bei diesen Stelzenhäusern verbrachten und sie als Motive benutzten. Besonders bei Sonnenauf- und untergang.

Die kleine Halbinsel, die selbst von der Autovia del Cantabria zu sehen ist und auch aus dieser Perspektive malerisch vor dem Atlantik liegt, thront im wahrsten Wortsinn immerhin 80 Meter über dem Meer. Sie ist ein Erholungsziel und eine Attraktion weit über den engeren Umkreis hinaus.

Auch in Cadaveu haben wir ein Indianerhaus entdeckt. Kein Wunder über Asturien verteilt soll es ja rund 2.000 geben wie Du bei der Schilderung aus Colombres schon erfahren hast.

Bei der Ermita feiern die Asturianer im August ein großes Fest.

1931 wurde das Fest gegründet. Jeden letzten Sonntag im August findet es statt. Es geht auf Pater Galo einen Sohn Cadaveus zurück. Ein wahrer Kosmopolit und Schriftsteller. Trachten und Brauchtum wie man es sich schöner nicht vorstellen kann. Die ganze Halbinsel voller traditionell gekleideter Asturianer. Das muss wahrlich ein Spektakel sein. Wenn Du möchtest schau bei YOUTUBE vorbei unter Regalina Cadavedu.

Von meinem Stellplatz aus gab es viele Bäume zu sehen, die sehr schräg zu der dem Meer abgewandten Seite hin wuchsen. Bei dem dort herrschenden Wind kein Wunder. Am Ende des Blog haben wir auch wieder ein Rätsel für Dich, das damit zu tun hat.

Mon Dieu, schon wieder undicht, nur an anderer Stelle. Ein Mißgeschick in Luarca

16.05.2023. Das darf doch einfach nicht wahr sein. Ich habe schon wieder Kontinenz Probleme. Merde, merde, merde! Unter dem Bett der Beiden kam heute Nachmittag völlig unvermittelt Wasser heraus. Bei näherer Betrachtung hat eine oder mehrere der dort verlaufenden Leitungen wohl ein Leck.

Aber welche? Raphael der Supermechaniker steht dem ja völlig hilflos gegenüber. Da wir mittlerweile in Luarca auf dem städtischen Stellplatz waren gab es nur eine Lösung, den ADAC.

In meinen „Gedärmen“ gibt es wohl einen Knoten oder ein Leck.  Ich hoffe es wird nichts Langwieriges oder gar Chronisches.

Der Herr vom ADAC empfahl uns einen WOMO Händler mit Reparaturwerkstätte in Oviedo. Gute 120 Kilometer auf unserer Strecke wieder retour. Weit und breit der Einzige. Während an der Mittelmeerküste Spaniens alle paar Kilometer einer zu finden ist, ist das an der Atlantikküste etwas ganz anderes. Da es schon Nachmittag war und der ADAC uns ja bei der Firma Caravanas Principado in Oviedo angekündigt hatte, gingen wir um zur Ruhe zu kommen auf einen Campingplatz.

A Grandella

Ein kleiner kuscheliger Camping in Familienbetrieb. Unsere Hoffnung , dort einen anderen WOMO Fahrer zu finden, der schrauben kann und uns so die 120 Kilometer nach Oviedo zu sparen. Aber leider waren wir das einzige WOMO auf dem Platz.

Durch die tolle Anlage und das Ambiente wurden wir aber entschädigt und konnten uns wieder beruhigen.

Doch noch nach Oviedo

18.05.2023. Da wir Oviedo ja auf der Tour ausgelassen hatten, fuhren wir eben jetzt aufgrund meiner Erkrankung doch noch hin. Wir waren gespannt.

Nach 120 Kilometern waren wir pünktlich dort. Die Fahrt auf der Autobahn war den Umstand schon alleine wert. Wir hatten noch nie eine solche Kulisse bei einer Autobahnfahrt. Nicht umsonst heißt die A 8 die Schwebende, was ich ja jetzt schon öfter erwähnt habe. Was für grandiose Ausblicke zum Atlantik und in die Berge. Oft wussten wir nicht wohin wir zuerst schauen sollten.

Kurz vor der Öffnung des Betriebes kam ein Auto auf den Parkplatz. Ein Herr stieg aus, würdigte uns keines Blickes und verschwand im Verkaufsraum. 10 Minuten später entriegelte der gleiche Herr von innen die Tür und ging wieder. Was war das denn für ein schräges Verhalten. Es war deutlich zu erkennen, dass wir nicht zum Vergnügen auf dem Parkplatz und vor der Tür standen.

Die Beiden betraten den Verkaufsraum und mussten den Herrn, der regelrecht vor ihnen weglief ansprechen. Mit dem Handy Übersetzer erklärten sie ihm mein Problem und dass wir vom ADAC angekündigt sind. Sehr mürrisch verwies uns der Herr an einen Mitarbeiter. Niemand begrüßte die Beiden oder fragte was sie denn wollten. Der Mitarbeiter erklärte uns, dass sie nicht einmal Zeit hätten das Problem anzuschauen. Wie sich herausstellte war der mürrische Herr der Chef. Er saß desinteressiert in seinem Büro. Alles Flehen half nichts und wir wurden wieder weggeschickt. Selbst für die kommende Woche war kein Termin zu bekommen.

  • Erinnerst Du Dich an Herrn Guitierrez in Torrelavega. Auch sein Terminkalender war brechend voll. Aber er nahm meine Silikonreparatur dennoch , mit den Worten Camper helfen Campern.-

Schock! Und was nun?

Keine Heizung, kein Wasser. Da sowohl die Nutzung der Heizung wie auch der Wasserpumpe sofort zu Wasseraustritt unter dem Bett führte. Wie sollte das funktionieren?

 Die Beiden beschlossen wieder auf die Autobahn zu gehen und ab Gijon die Landstraße zu nehmen und jede Autowerkstätte anzufahren und mein Problem zu schildern. Sie hatten die Hoffnung nicht aufgegeben. Selbst an Herrn  in Torrelavega dachten sie. Das Problem war nur, es lagen weit über 300 Kilometer zwischen uns und Herrn Gomez.

Ein großer Renault Händler war unser erstes Opfer. Er konnte uns nicht helfen, aber er griff sofort zu seinem Handy und suchte nach einem passenden Betrieb. Etwa 15 Kilometer entfernt empfahl er uns eine LKW Werkstätte. Er gab uns sogar die Adresse in Google Maps ein.

In Pravia angekommen sahen wir, dass die Talleres Penaullan eine sehr große LKW Werkstätte war. An einem Coca Cola Laster arbeitete ein junger Mitarbeiter. Raphael erklärte ihm mit dem Übersetzer mein Dilemma. Er ging kurz in die Werkstätte, kam heraus und winkte uns zur anderen Seite der Halle. Dort fuhren wir direkt in die Werkstatt. Der junge Mitarbeiter hatte schon seinen Werkstattwagen herangerollt und fing sofort an sich über meine Gedärme herzumachen.

Schnell hatte er das Problem gefunden. In einem Schlauch hatte die Schlauchschelle ein kleines Loch gescheuert. Das war der Grund für meine erneute Inkontinenz. Nach gut einer Stunde war ich wieder dicht. Der ganze Spaß kostete gerade mal 59,- € plus entsprechendes Trinkgeld. Das alles ohne Anmeldung, Termin oder Bettelei. Einfach nur hilfsbereit und freundlich. Für diesen Betrieb war eine Hilfe selbstverständlich ohne großes Gejammer über Termine. Wir wurden mit den besten Wünschen für die weitere Fahrt verabschiedet. Ach ja, in Oviedo bei Caravanas Principado wurden die Beiden grußlos zur Tür begleitet.

Deutlich erleichtert ging es die gleiche Tour wieder zurück. Allerdings nicht mehr auf den Camping A Grandella sondern nach Ribadeo an den Leuchtturm direkt an der Küste. Dem Faro de Illa Pancha. Wir waren in Galizien angekommen! 100 Meter vor der Ausfahrt nach Ribadeo stand das Schild, dass uns in Galizien begrüßte.

Die Ruhe dort hatten wir uns redlich verdient. Sie war sehr wohltuend und die Nacht sehr ruhig nur mit Meeresrauschen.

…weil es so schön war…gleich noch einmal

19.05.2023. Sybille freute sich schon auf einen Bummeltag in Ribadeo. Jedoch war das Problem wieder da. Beim Heizen am Morgen kam wieder Wasser unter dem Bett hervor. Das konnte doch nicht wirklich wahr sein. Also kurzentschlossen nochmal das Ganze zurück nach Pravia.

 In Pravia angekommen suchte Raphael den Mechaniker vom Vortag. Der konnte es auch nicht glauben. Machte sich aber wieder sofort an die Arbeit. Um ihm das Malheur zu demonstrieren hatte Raphael während der Fahrt schon die Heizung eingeschaltet. Aber jetzt wurde es total verrückt: Da war kein Wasser, nichts war nass und es tropfte nichts! Der Mechaniker meinte, dass das Wasser sich wohl im Holz gesammelt hatte und durch die Wärme beim Heizen eben aus dem Holz gekommen sei. Er könne kein Leck oder etwas finden. Er checkte noch einmal alles durch aber kam zu keinem anderen Ergebnis. Das war ja mal peinlich.

Also wieder retour nach Ribadeo an den Leuchtturm. So kann man in zwei Tagen auch über 400 Kilometer fahren, warum nicht? Die Autovia del Cantabria ist zwar sehr sehenswert und überhaupt nicht eintönig, aber wir haben jetzt erst einmal mehr als genug davon.

Etwas sehr Merkwürdiges fiel uns auf der A8 wieder einmal auf. Auch schon auf den Landstraßen fuhren wir immer wieder durch Gebiete in denen der Wald zum Teil über Kilometer gebrannt hatte. Waldbrände an der Atlantikküste und dann im Frühjahr und auch bei häufigem feuchtem Wetter. Am Parkplatz bei Covadonga, wo die Kuh uns über die Nacht beglückte, war auch direkt gegenüber ein kompletter Berghang völlig schwarz und verkohlt.

Wir werden uns darum kümmern und Dir berichten sobald wir die Erklärung gefunden haben.

Wie schon angekündigt auch dieses Mal ein Rätsel zum Abschied.

 Was erkennst Du hier?

 In spätestens 2 Wochen geht es dann in Galizien weiter. Du kannst Dich schon drauf freuen.

Die Picos de Europa, das kantabrische Gebirge und Covadonga

Die Indianerhäuser

30.04.2023. Nach zwei Tagen und Nächten in Colombres ging es nach Unqueres in einen SB Waschsalon und zu einem Stellplatz am Ufer des Rio Deva.

Der Waschsalon war super. Der Stellplatz das krasse Gegenteil. Völlig heruntergekommene Umgebung und am wichtigsten am Eingang der Straße zwei ganz neue Schilder.

1. Parken nur für PKW von Touristen und das für maximal 2 Stunden

und

2. Parken über 2 Stunden nur für Anwohner und Spielplatzbesucher.

Also Stellplatz erledigt. Das Bauchgefühl bei meinen Beiden war sowieso nicht gut bei diesem Platz. Zum Glück musste ich da nicht hin. Sie besichtigten den Platz zu Fuß, da er gerade 5 Gehminuten vom SB Waschsalon entfernt war und eine Waschmaschine etwa 35 Minuten brauchte. Also Zeit genug.

Richtung Picos de Europa wollten wir am Sonntag noch nicht. Die Straße dorthin führt mitten durch Unqueres und die war am späten Vormittag schon stark befahren. Vor allem mit spanischen WOMOs und Motorrädern. Wir wollten sowieso bis Dienstag warten, wenn das lange Wochenende vorbei war und dann in Ruhe die Touren durch und in die Picos unternehmen.

Im Nord Spanien Führer des WOMO Verlages sind drei Touren mit den Picos de Europa und die wollen wir natürlich alle drei erleben und erfahren. Also die Beiden wollen sie erleben und ich erleben und erfahren, versteht sich ja von selbst oder? An einem langen Wochenende wie diesem mit vielen einheimischen Touristen und vielen Motorrädern auf den engen und kurvigen Straßen lassen wir uns gerne Zeit bis Dienstag.

Also zurück zum Stellplatzproblem. In Colombres kannten wir von den letzten beiden Tagen unmittelbar vor dem Dorfeingang einen Picknickplatz. Dort fanden wir nach einigen Versuchen eine Stelle auf der ich halbwegs gerade stehen konnte. Kaum waren wir dort hörte auch der Regen nach und nach auf und die Sonne wagte sich langsam wieder aus den Wolken. Das tat nach den vergangenen 1,5 doch eher trüben und nassen Tagen sehr gut.

Aber nun noch einmal wie am Ende meines letzten Blogs versprochen zu Colombres und seinen Indianerhäusern.

Sie sehen zum Teil aus wie Geisterhäuser. Es sind eher Paläste denn Häuser. Umgeben von einem parkähnlichen Gelände. Bunt mit Türmchen, Balustraden, Erkern, unterschiedlichen Fenstern und Fassaden. Hier wurde der spanische Gruselschocker El Orfanato, das Waisenhaus gedreht. Auch der Film The Others mit Nicole Kidman wurde hier gedreht. Du weißt schon, die junge Witwe mit ihren Kindern, die dauernd Geister sehen. Ein wahrhaftiger Hollywood Drehort in Asturien, wer rechnet mit so etwas?

Aber Indianer in Nordspanien, sehr sonderbar. Der Name hat einen anderen Ursprung. Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts wanderten sehr viele Asturianer nach Venezuela, Argentinien, Uruguay, Mexiko und Florida aus und wurden dort zum Teil sehr reich. Irgendwann kamen einige von ihnen in die alte Heimat zurück und wollten zeigen, dass sie es in der Fremde zu Wohlstand gebracht hatten. So liesen sie in der rauen Heimat exotische bunte extravagante Häuser errichten, eben die Casonas de los Indianos. Mit Gärten voller Magnolien, Kamelien, Palmen und anderen zum Teil exotischen Pflanzen, die ans tropische Amerika erinnern.

Etwa 350.000 Personen sollen in die neue Welt gezogen sein. Die Armut trieb sie dazu. Ende des 19. Jahrhunderts konnte man seinen Lebensunterhalt nur als Bauer oder Fischer in dieser Gegend bestreiten. Was aber meist nicht wirklich zum Leben reichte.

Aber nicht nur in Colombres gibt es diese Indianer- oder Pfauenhäuser. In ganz Asturien gibt es circa 2.000 davon.

Noch etwas was uns verwunderte. Wusstest Du dass Asturien ein Fürstentum ist. Es ist eine erstaunlich grüne und vielfältige spanische Provinz ohne größere Städte zwischen schroffen Bergen und dem anbrandenden Atlantik. Wir haben ja schon berichtet, dass wir uns manchmal wie in Irland, manchmal wie in der Schweiz vorkommen. Dann sehen wir wieder weiße, pudrige Strände wie in der Südsee.

Aber selbst an diesen Traum Stränden, sehen wir im Gegensatz zu den Mittelmeerstränden kaum Touristen. Statt Olivenbäumen, historischen Gebäuden und Stierkämpfen gibt es hier Dudelsackmusik, uralte präromanische Kirchlein, Blauschimmelkäse, der tatsächlich in Kalköfen reift und vor allem den Cidre. Der Apfelwein, den man hier lieber trinkt als Wein und der immer, immer mit einer Zeremonie eingeschenkt wird. Das Glas in einer Hand, die Cidre Flasche in der anderen wird mit einer Bewegung, die die Flasche immer weiter vom Glas entfernt eingeschenkt. Ein langer Strahl füllt das Glas und bringt so mehr Sauerstoff in den Cidre was den Geschmack noch verbessern soll. Sieht sehr außergewöhnlich aus.

Die Asturianer sind so etwas wie die Gallier aus dem kleinen Dorf an der Küste in dem Asterix und Obelix lebten. Asturien ist als einziges spanisches Land nie erobert worden und gilt als die Wiege der Reconquista, der christlichen Rückeroberung Spaniens. Davon aber demnächst mehr. Dazu gibt es viel Interessantes in den Picos de Europa. Viele Bewohner Asturiens sehen sich auch als die letzten echten oder die einzigen echten Spanier, da sie eben nie unter fremder Herrschaft standen.

Asturianischer Dudelsack

Im Tal des Rio Deva

01.05.2023. Von Colombres ging es dann endlich in Richtung Picos de Europa. Über Panes ging es in das spektakuläre Tal des Rio Deva.  Ab hier sind weite Passagen der Straße direkt in den Fels hineingesprengt. Die gewaltigen Steilwände des Desfiladero de la Hermida verursachen fast Klaustrophobie, so eng ist das Tal an vielen Stellen. Platz ist für den Rio Deva, das in den Fels gesprengte Band der Straße und dann geht es schon bis zu 600 Meter steil bergauf.

Überall direkt über meiner Straße hingen oft übereinander gestaffelt gigantische Stahlnetze um Steinschlag abzufangen. In manchen lagen Brocken mit dem Umfang eines großen Sitzballes. Da wurde mir schon etwas mulmig. Dieses Tal versetzte schon im Jahre 722 maurische Soldaten in Panik. Auf einer Strafexpedition gegen aufständische Christen mussten sie durch diese Schlucht, die Männer von Pelayos, zu ihm später mehr, saßen oben in den Felsen versteckt und hebelten große Felsbrocken aus der Wand. Diese Felsen stürzten polternd und todbringend auf die maurischen Soldaten hinab, die ihr Leben nur noch durch schnellstmögliche Flucht retten konnten. In der Folge betrat nie mehr ein maurischer Soldat diese Gegend. Der Beginn der Reconquista war gemacht.

In Potes einem wahrhaftigen Hotspot für Kletterenthusiasten bogen wir dann nach Espinama und Fuente De ab. Ab hier wurde das Tal auch wieder weiter und grün. An einem der wenigen ebenen Plätzchen zwischen Felsen, Fluss und Straße fanden wir dann dank dem WOMO Verlag unter Dutzenden von Walnussbäumen am Rio Deva einen Stellplatz. Los Llanos hieß dieser Weiler in dessen schroffen Felsen Geier brüten und der kaum mehr als 20 uralte typische Steinhäuser aufzuweisen hat.

Ein gerade parkender Ranger des Naturparks bestätigte uns, dass wir hier übernachten können und dass der Brunnen Trinkwasser Qualität hat. Mit vier weiteren WOMOS verbrachten wir unter Flussrauschen und Kuhglocken die Nacht. Die Vorfreude bei meinen Beiden auf die Fahrt zu und auf die Picos de Europa war regelrecht greifbar.

Gut aufgepasst

02.05.2023. Wir waren wegen einer Fehlinformation aus dem Internet schon um 09.00 Uhr auf einem der riesigen Parkplätze in Fuente De. Von dort geht eine Seilbahn die einen Höhenunterschied von 750 Meter überbrückt auf gut 1.650 Meter mit einem 360 Grad Rundumblick auf die Picos und einen deren höchsten Gipfel den Pena Vieja. Die erste Kabine fuhr aber statt um 09.00 Uhr erst um 10.00 Uhr nach oben.

Obwohl meine beiden schon 20 Minuten vor 10.00 Uhr wieder an der Station waren standen schon etwa 40 Personen vor ihnen an der Kasse an. Schnell wuchs die Menschenmenge auf weit über 100 Menschen an. Raphael musste da schon ein ruhigeres Plätzchen abseits suchen. Sybille blieb in der Schlange stehen um die Tickets zu lösen.

Allerdings wurden ihr die Menschen das Gewusel und all die Geräusche auch schnell zu viel. Nachdem dann Raphael das erste Mal die Kabine gesehen hatte, gaben meine beiden trotz der Vorfreude die Mission Picos de Europa auf. Die Kabine maß etwa 3,50 auf  2 Meter. Dort sollten dann 20 Personen mit Rucksäcken in 4 Minuten über 700 Meter in die Höhe befördert werden. Die Kabine war bis auf den Boden völlig verglast. Da die Fahrt steil direkt an der kahlen Felswand hochgeht war das für beide nicht vorstellbar.

Also gab es erst einen Kaffee und einen kleinen Imbiss nach der Anstrengung. Ja diese Entscheidung war wirklich anstrengend aber absolut richtig. Beide hätten weder die Fahrt noch den Aufenthalt dort oben genießen können und wären für den restlichen Tag völlig ausgebrannt gewesen. Ich bin stolz, dass sie das rechtzeitig gemerkt und getan haben was ihnen in diesem Moment gut tat und nicht gedacht haben sie müssen das erleben und mitmachen auch wenn es ihnen nicht gut tun würde.

Chapeau.

Am nächsten Tag sollten sie für diesen Mut mehr als entschädigt werden.

Also machten wir uns auf den wiederum überwältigenden und teilweise Respekt einflößenden Rückweg durch das Tal des Rio Deva. Es gibt nur diesen einen Weg. Für 42 Kilometer bis Arenas de Cabrales benötigte ich mehr als 1,5 Stunden. Unterwegs sahen wir wie schon seit einigen Tagen überall auf den Weiden am Straßenrand junge Fohlen und Kälbchen. Teilweise mussten wir stehen bleiben da Kühe auf der Straße zur nächsten Weide getrieben wurden. Manchmal winkten die Hirten uns auf der  Gegenfahrbahn an den Kühen und ihren Kälbchen vorbei. Dabei kam so manches Kuhhorn meiner Karosserie beängstigend nahe. Aber ich dachte mir einfach, dass die Kühe sicher kein Problem mit mir haben und beschloss entspannt im Schritttempo an ihnen vorbei zu rollen. Alles ging gut.

Die zweite scheinbare Enttäuschung an diesem Tag wartete in Arenas de Cabrales auf uns. Sybille hatte in Espana Discovery einen Ziegen- und Schaf Hof gefunden der prämierte Käse produziert und WOMOs die Möglichkeit gibt kostenlos zu übernachten und im Gegenzug Käse zu kaufen.

Dort angekommen kauften meine beiden erst mal Schaf und Ziegenblauschimmelkäse der schon zweimal die bronzene Käseweltmeisterschaft errungen hatte. Kein Schnäppchen aber schafmäßig lecker. Dann die Klatsche. Der Chef meinte mit dem WOMO können wir hier nicht stehen und schon gar nicht übernachten. Englisch wollte oder konnte er nicht verstehen und er gab meinen beiden unmissverständlich zu verstehen, das nach dem Einkauf jetzt die Abfahrt angezeigt sei. Sehr nett! Aber auch das hatte wieder einmal nur Gutes zur Folge!

In park4night wurde in ein paar Kilometer Entfernung ein Stellplatz bei einem Zentrum für Geierschutz empfohlen. Das Dorf hieß Benia de Onis.

Die Plätze vor der Halle waren sehr nah an der Straße und Raphael beschloss, dass ich mal auf die Rückseite schauen sollte. Dorthin führte eine schmale Rampe. Dort saßen Gemeinde Mitarbeiter die gerade eine Pause bei den Mäharbeiten machten. Als ich um die Ecke kam stand einer auf und bedeutete mir stehen zu bleiben.

Nein nicht noch eine Enttäuschung an diesem Tag und die Mitteilung dass wir hier nicht stehen dürfen. Aber als Raphael mein Fenster an der Fahrerseite herunterlies hörten wir deutsche Worte!

Der Gemeindemitarbeiter war lange Gastarbeiter in Deutschland, freute sich riesig deutsch sprechen zu können und begrüßte uns aufs herzlichste in seinem Dorf. Und ja, selbstverständlich können wir übernachten, Wasser aus dem Brunnen holen und den Picknickplatz benutzen. Was für eine Wohltat nach diesem Tag!

Aber es wurde noch besser. Nach dem Beziehen des Platzes und dem nach der Odyssee längst überfälligen Essen ging es auf Erkundungstour ins Dörfchen. Wieder viele Fohlen und Kälbchen.

Auf dem Dorfplatz stand ein VW Bus der Backwaren verkaufte und dahinter ein LKW. Erst als der VW Bus wegfuhr sahen meine Beiden, dass hinter dem LKW Menschen anstanden um einzukaufen. Ja, hier wurde direkt aus dem LKW verkauft. Ein richtiger mobiler Tante Emma Laden. Da Obst und Gemüse gebraucht wurden stellten die Beiden sich an. Mit Händen und Füßen gestikuliernd und zur größten Freude von Geli, der Chefin wurde eingekauft. Paprika, Tomaten, Orangen, Bananen, getrocknete und geräucherte Chorizo und frische Chorizo. Alles frisch und super lecker wie sich herausstellen sollte. Wie wir es schon gewohnt waren zu einem spitzen Preis.

Das Wetter war bis zum Sonnenuntergang sonnig und so blieben meine Beiden lange auf den Bänken am Picknickplatz. Ich genoss es so richtig durchgelüftet zu werden bei den warmen Temperaturen. Wieder eine Nacht mit Flussrauschen und Kuhglocken. Kann man besser schlafen?

Die Covadonga Seen und das kantabrische Gebirge

03.05.2023. Früh ging es los. Ein weiterer touristischer Hotspot stand an. Meine Beiden wollten sich nicht geschlagen geben und versuchten nochmal trotz vieler Menschen schönes zu erleben. Es ging zuerst bis Covadonga, dem spanischen Nationalheiligtum schlechthin. Auch dazu wie auch zu Pelayos bald mehr. Ab Covadonga ging es auf einem schmalen, sehr kurvenreichen und engen Sträßchen mit bis zu 18 % Steigung zu den Zielen unserer Begierde.

Den sogenannten Covadonga Seen den Bergseen Enol und Ercina. Letzterer liegt mit 1.108 Metern am höchsten. Sie liegen im kantabrischen Gebirge und gehören noch zu den Picos de Europa. Raphael machte beim Mirador de la Reine, einem Aussichtspunkt eine Pause um mir eine Verschnaufpause zu geben. Was glaubt er eigentlich? Ich bin doch noch nicht altersschwach und muss nach 7,5 Kilometern steil bergauf eine Rast machen. Auf den restlichen 3,5 Kilometern mit den erwähnten 18 % Steigung habe ich ihm dann aber meine Fitness gezeigt. Aber hallo!

Als wir beim Mirador standen, glaubten wir alle drei nicht richtig zu sehen. Da schnürte doch tatsächlich in flottem Tempo ein riesiger dreiachsiger Reisebus an uns bergauf vorbei. Geht’s noch? Das Sträßchen ist stellenweise kaum breiter wie meine Karosserie und manche Kurven musste Raphael im Schritttempo fahren, da sie völlig unübersichtlich waren und dann ein XXL Reisebus.

Er sollte nicht der letzte an diesem Tag auf dieser Strecke bleiben. Weiter bergauf mussten wir dann im ersten Gang rollen, da wir hinter einer Kuhherde bleiben mussten, die dann aber bald auf eine Weide abbog.

Oben  am Lago de la Ercina angekommen war ich stolz wie Bolle! Ich war das einzige echte WOMO. Sonst nur PKW, Motorräder und ein paar Vans. Ich und eine Pause benötigen.

Selbst hier oben kostete ein Cafe americano nicht mehr als unten im Tal oder am Meer. Schlappe 1,30 €. Trink mal einen Cafe in einem Höhengasthof im Schwarzwald oder gar in der Schweiz!

Die Wanderung die die Beiden machten war eindrucksvoll. Überall freilaufende Kühe, die muhten, mit ihren Glocken bimmelten und am schönsten, voller Lebensfreude über die Wiesen rannten.

Die Mittagspause und den Imbiss genossen wir dann auf dem Parkplatz vom unteren See, dem Lago Enol. Ein riesiger Parkplatz im Vergleich zu dem am Oberen See. Allerdings dürfen die Reisebusse auch nur bis hierher fahren und nicht bis nach oben. Im Sommer tobt hier absolut der Bär. Juli, August und September ist die Zufahrt zu den Seen zwischen 07.30 Uhr und 19.00 Uhr nur für Anlieger und Shuttle Busse genehmigt. Übernachten ist ganzjährig untersagt.

Die Shuttle Busse versorgen nicht nur die Seen mit Touristen sondern auch Covadonga. Wir übernachteten auf dem Parkplatz 3, etwa 3 Kilometer vor Covadonga und somit 14 Kilometer vor dem Lago de la Ercina. Im Sommer gibt es weiter unten noch den Parkplatz 1 und 2. Allen gemeinsam ist, dass in den genannten Monaten dort zwangsweise geparkt werden muss und die Benutzung der Shuttle Busse für sehr faire 1,- € pro Person obligatorisch ist.

Jetzt kommt es: Der P 1 an dem wir auch vorbeikamen liegt ganze 12 Kilometer von Cavadonga entfernt und 23 Kilometer vom oberen See. Bei vollem Touristenansturm wird man also schon auf P1 geleitet, da die anderen dann schon voll sind. In manchen Reiseführern steht zu lesen, dass selbst abends kurz vor Dämmerung in den Sommermonaten noch tausende Menschen auf dem Gelände von Covadonga unterwegs sind.

Du verstehst nun sicher warum meine Beiden so früh als möglich an den Seen sein wollten. Bei der Bergfahrt gegen 14.00 Uhr kamen dann auch schon im 50 Meter Abstand Autos und Motorräder bergauf entgegen.

Bei der Talfahrt blieben wir noch einmal bei dem Mirador de la Reine stehen. Die Beiden kochten einen Kaffee und nahmen ihn mit zu einer Picknickbank. Die Aussicht selbstredend  unschlagbar.

Plötzlich wurde Sybille unruhig. Sie hatte etwas gesehen das Raphael schon lange erspäht hatte aber aus gutem Grund nicht erwähnt. Circa 5 Meter entfernt lag an einem Felsen in der Sonne ein Stück abgerissenes Seil. Doch als es sich bewegte war klar, es war etwas gänzlich anderes! Eine Kreuzotter! Raphael ging näher hin und fotografierte die Schlange. Sybille, die vor ein oder zwei Jahren den Mirador sofort verlassen hätte, wagte es und ging bis auf einen halben Meter an die Schlange heran. Als sie das erzählten war ich echt stolz auf das Mädchen. Auch sie hat sich ein Chapeau verdient.

Die Nacht auf P 3 war relativ ruhig. Naja, schon ruhig mal von einer verirrten Kuh abgesehen. Gegen 18.00 Uhr wurden Kühe über den Platz getrieben. Waren wir ja schon seit Puente Viesgo daran gewöhnt. Gegen 19.00 Uhr kam dann eine einzelne Kuh auf den Parkplatz und schlenderte gemütlich umher. Sie war wohl beim Viehtrieb irgendwie abhandengekommen. Auf jeden Fall blieb sie die Nacht bei den rund 10 WOMOs auf dem riesigen Platz. Sie war ja ruhig, nur hatte sie eben eine große Glocke um den Hals. Du verstehst was ich meine? Aber das ist ja nicht wirklich eine Störung des Schlafes, im Gegenteil.

Jogging Kühe

Das spanische Nationalheiligtum – Covadonga

04.05.2023. Die Seen die wir gestern besucht haben heißen ja auch Lagos de Covadonga. Covadonga ist in der gesamten Gegend das alles beherrschende Thema.

In der Felsenhöhle von Covadonga befand sich schon zur Zeit der Westgoten ein Marienheiligtum. Im Jahre 722 errang Pelayo der Anführer der Christen in der Schlacht von Covadonga einen historischen Sieg über die Mauren. Dieser stellte den Beginn der Reconquista, der christlichen Rückeroberung Spaniens dar. Vieles aus dieser Zeit ist schwer zu belegen und viele Historiker denken eher an ein Gefecht als eine Schlacht. Auch die Herkunft und der Geburtsort des Pelayo sind nicht nachweisbar.

Nichtsdestotrotz steht Covadonga für viele Spanier für das Nationalheiligtum schlechthin. Die Grotte wird daher für jeden Spanier der erste Anlaufpunkt beim Besuch von Covadonga sein.

Danach besucht er die Basilika, die 1901 fertig gestellt wurde. Im neoromanischen Stil aus Sandkalkstein und Marmor erbaut. Beide Baustoffe wurden rund um Covadonga aus den Bergen gebrochen.

Ich könnte jetzt einen eigenen Blog nur über Pelayo und Covadonga schreiben, aber das wäre sicher zu langweilig, da Du ja kein Spanier bist. Nur so viel. Solltest Du jemals nach Kantabrien und Asturien kommen besuche unbedingt diese Gegend. Genieße die Landschaft und bestaune das kulturelle Erbe und die Verehrung der Spanier für diese Stätte. Du wirst es nicht bereuen.

Wir fuhren weiter durch das kantabrische Gebirge, wieder an den Atlantik. Nach Ribadesella an der Mündung des Rio Sella.

Ribadesella ist ein ehemaliges Fischerdörfchen an der östlichen Costa Verde. Es zählt zu den schönsten Ferienorten in Asturien. Die Strände, der längste die Playa Santa Maria misst 300 Meter, die Altstadt und die Tropfsteinhöhle Cueva de Tito Bustillo. Sie beherbergt Wandmalereien die über 25.000 Jahre alt sind. Die tägliche Anzahl von Besuchern ist zum Schutz der Malereien auf 150 pro Tag begrenzt. Eine Reservierung per Internet ist also unerlässlich.

Eine 300 Meter lange Brücke über die Mündung des Rio Sella verbindet die Altstadt mit den modernen Touristenvierteln im Westen. In der Altstadt gibt es wieder die schon erwähnten Indianerhäuser.

Wir haben wenig davon gesehen, da Ribadesella nicht sehr WOMO affin ist. Der einzige Stellplatz weit und breit lag 5 Kilometer außerhalb in San Pedro. Im Stadtgebiet ist sogar das Parken von WOMOs strengstens untersagt. Der Stellplatz bietet Ver- und Entsorgung ist aber eher lieblos gemacht und wie gesagt fernab von allem.

Insgesamt ist ganz Asturien nicht sehr WOMO freundlich. Wenn man Asturien auf der Karte von park4night anschaut, fällt einem das sofort auf. Sehr wenige Einträge, kaum offizielle Stellplätze und die wenigen Campingplätze, die es gibt, haben meist nur von Juni bis September geöffnet. Bis auf einen und auf den geht es morgen. Wir brauchen Landstrom da ich morgen mal wieder so richtig grundgereinigt werden soll. Mit Staubsauger und allem was zu einem Groß Reinemachen dazu gehört. Die Beiden halten mich ja so gut es geht sauber, aber so alle 4-6 Wochen den ganzen Bruno innen umkrempeln und durchputzen tut dann doch Not. Aber hallo, das ist echt geil. Sorry für den Ausdruck. Ich fühle mich dann wie nach einer Fastenkur, so richtig innerlich gereinigt und entschlackt.

Absolut unwürdig!

06.05.2023. Ich wusste ja, dass wir auf einen Campingplatz fahren, aber das was die Beiden da ausgeheckt haben ist ja wohl das Letzte! Der Campingplatz Playa de Sauces auf den es wegen Landstrom und Waschmaschine ging, weißt Du wie weit der vom Stellplatz entfernt lag? Du wirst es nicht glauben.

Ich wunderte mich auch noch, dass die Beiden mein Navi nicht programmierten um sich zum Campingplatz lotsen zu lassen. Ich sollte schnell schmerzlich erfahren warum. Raphael machte sich sogar einen Spaß daraus meinen Diesel anzuwerfen, mich von den Keilen rollen zu lassen und so zu tun als ob wir losfuhren. Aber nach 30 Metern über den Stellplatz kuppelte er den ersten Gang aus und die Schmach begann. Es ging bis zur Rezeption des Campingplatzes von nun an nur noch leicht bergab und Raphael lies mich einfach im Leerlauf dorthin rollen. Ich rollte und fuhr nicht einmal aus eigener Kraft. Wo gibt es denn so etwas, ich bin doch keine Seifenkiste oder ein Bobby Car.

Ich bin Bruno, ein ausgewachsener Rapido 785 F. Ich war echt sauer auf die Beiden. Ihnen hat dieser Spaß auf meine Kosten auch noch gefallen.

Der familiengeführte Platz hat  mich dann aber gleich wieder mit der Welt versöhnt und meinen Groll gedämpft. Wunderschöne Rasenplätze. Meine Reifen ruhten auf sattem Gras und wurden malerisch umspielt von kleinen Gänseblümchen. Mein Stellplatz, wie der gesamte Platz großzügig angelegt, so dass ich mich richtig ausbreiten konnte,  von der Eigentümerfamilie sehr liebevoll gestaltet, absolut eben und ruhig. Das ganze Campinggelände erinnerte an einen Park. Sehr viele Bäume und Hecken. Am beeindruckendsten waren aber die überall auf dem Gelände verteilten Rotbuchen. Ihr Rot mit den weißen Stämmen der ebenfalls zahlreichen Birken, einfach ein Traum. Ich denke ich sehe Raphael daher wegen der Wohlfühlatmosphäre für mich den üblen Scherz auf meine Kosten noch einmal nach.

Übrigens ist der Campingplatz Playa de Sauces in Asturien etwas Einmaliges! Er ist unseres Wissens nach der einzige, der im Winter, und sogar zu Weihnachten und über den Jahreswechsel geöffnet hat.

Auch hier ein echter Chapeau!

Eine Perle am Atlantik

07.05.2023. Da die Stellplätze je weiter wir Asturien erobern immer spärlicher werden fuhren wir vom Camping aus nach Lastres. Da der Stellplatz weder Ver- noch Entsorgung und schon gar nicht Strom anbietet war uns relativ klar, dass es dort ruhig zugehen würde.  Zumal Lastres außer als idyllisches Fischerdorf in keinem Führer erwähnt wird.

Mein absolutes Lieblingsdorf wird Lastres für immer bleiben! Es gibt ein Restaurant das nach mir benannt ist. Vielen Dank an den Besitzer

Genauso war es auch. Ein kleines Dorf wie an die Klippen geklebt. Die einzige Straße  so schmal, dass es nur per Ampelregelung im Einbahnsystem durch den Ortskern ging. Der Stellplatz am Ortsende in einer Senke gelegen mit einem gigantischen Eukalyptusbaum.

Wir verbrachten nach einem ausgiebigen Spaziergang der Beiden eine Nacht wie bei einer Ermita. Mucksmäuschenstill. Nichts, wirklich nichts war zu hören.

Das Dörfchen erwies sich am nächsten Tag wirklich als idyllisch, nicht von leerstehenden Ferienwohnungen und Hotelklötzen verschandelt. Einige gute Fischrestaurants, ein Hotel aus den 60 er Jahren und ein paar Einkaufsmöglichkeiten die allesamt flächenmäßig locker in eine standardmäßige LIDL Filiale gepasst hätten.

Allein die Beschaulichkeit und die Ruhe machen Lastres zu einem Juwel. Am Hafen sitzen, einen Americano genießen, die Häuser, die wie Schwalbennester an den Klippen hängen, betrachten und dem Meer und den Möwen zuhören.

Rund um das Dorf gibt es einige Aussichtspunkte. Die ersten grünen Berge beginnen unmittelbar hinter Lastres. Die Küstenlinie ist kilometerweit mit dem Auge zu verfolgen und in der Ferne sind die immer noch leicht schneebedeckten Gipfel der Picos de Europa zu sehen. Kurz ganz Kantabrien mit Atlantik, Fischfang, Kühen, grünen Wäldern und Bergen und dem kantabrischen Gebirge mit seiner Krönung, den Picos liegt einem sinnbildlich zu Füßen. In Wirklichkeit ist es eher umgekehrt, da man das ja alles von unten nach oben betrachtet. Aber egal, die Stimmung  und die Farben sind das was zählt. Schau selbst.

10 Gehminuten vom Hafen standen wir auch in der zweiten Nacht mit nur 7 weiteren WOMOs im Schutz des mächtigen Eukalyptusbaumes. Der Platz würde locker für 30 oder mehr WOMOs ausreichend Stellplätze bieten. Aber so ruhig ist es uns ja lieber.

Morgen soll es nach Gijon gehen. Aber vorher brauche ich noch Nachschub für meinen Frischwassertank. Selbst das muss im Fürstentum Asturien, wie alles was in Zusammenhang mit WOMOs steht, gut geplant werden. Auf der gesamten bisherigen Reise war es sicher, dass am Friedhof, an einem Kinderspielplatz oder Park ein Wasserhahn war, den man zum Frischwasser bunkern benutzen konnte. In Asturien ist man damit sehr sparsam.

Laut park4night gibt es in der Nähe von Lastres einen Leuchtturm. Bei diesem Leuchtturm gibt es einen frei zugänglichen Wasserhahn. Frag mich nicht warum bei dem einsamen Leuchtturm eine öffentlicher Wasserhahn montiert ist. Ob Du es glaubst oder nicht, die nächste Möglichkeit ein fast verdurstetes WOMO  vor dem völligen Austrocknen zu retten nach dieser Oase am Leuchtturm ist erst im 42 Kilometer entfernten Gijon.

Auf dem Weg fotografierte Sybille noch ein wunderschönes sogenanntes Stelzenhaus. Diese sonderbaren Häuser stehen seit Covadonga überall  in der Landschaft. Der tiefere Grund für die Stelzen ist ganz einfach: Die Stelzenhäuser waren früher Speicher für die Ernte. Um zu verhindern, dass Mäuse oder Ratten über die Erntevorräte herfielen wurden die Speicher auf Steinstelzen gebaut und auf die Steinstelzen große Steinplatten gelegt, damit war es den Nagern unmöglich an die Vorräte zu gelangen.

In Gijon wollen wir am Park Rinconcin stehen. Nahe am Meer. 15 Gehminuten an der Strandpromenade bis zur Altstadt, die sehr schön sein soll. Wir lassen uns überraschen.

Rate mal, was kann das sein?

Auflösung im nächsten Blog…

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