Unser Weg

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Vom Baskenland über Kantabrien nach Asturien

Verborgene Strände

16.04.2023. Über Bermeo gibt es nicht sehr viel zu berichten. Der Stellplatz war wie gesagt o.k., sehr voll aber ruhig. Die Beiden konnten in 10 Minuten an den Hafen schlendern.

Aber schöner war es für sie an der Steilküste entlang an versteckte Buchten und Strände zu spazieren.

Interessant fanden wir alle drei eine zufällig in einem Führer gefundene Information.

Wusstest Du, dass die Strände entlang des Golfs von Biskaya weitaus länger, schöner und viel zahlreicher sind als an der spanischen Mittelmeerküste. Allerdings ist wegen des anderen Klima hier nur Saison von Mitte Juni bis Mitte September. Die Durchschnittstemperatur zum Beispiel in Cantabrien liegt im Winter selten unter 10 Grad und im Sommer selten über 25 Grad.

Das wunderbare San Juan de Gaztelugatxe

17.04.2023. Ja, wieder so ein unaussprechlicher Name für eine wunderbare Location. San Juan Gaztelugatxe ist eine unmittelbar vor der Felsenküste der Costa Vasca gelegene Insel. Ziemlich genau zwischen Bermeo, wo wir herkamen und Bakio, wo wir hinwollten, gelegen. Die Insel ist etwa 270 Meter lang und maximal 80 Meter breit. Durch eine uralte Steinbrücke ist sie mit dem Festland verbunden. Auf dem höchsten Punkt auf 50 Meter über dem Meer steht das ehemalige Kloster mit gleichem Namen. Ich erspare Dir diesen Zungenbrecher gerne.

 Um zum ehemaligen Kloster zu gelangen muss man nach der Steinbrücke über eine in den Fels gehauene Steintreppe mit einer Mauer links und rechts über 237 Stufen steigen.

Die Felseninsel wird von mehreren unterirdischen Gängen durchzogen und besitzt zahlreiche zum Teil ausgebaute Höhlen. Die Insel hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Sie war im 12. und 13. Jahrhundert ein wichtiger Rückzugsort für den Templerorden. Dann bewohnten Eremiten den Ort, danach war es ein Stützpunkt englischer Freibeuter unter dem Kommando von Sir Francis Drake. Danach wieder als Eremitage genutzt verkam sie zur Erinnerungsstätte für verschollene Seeleute und verfiel wegen der abgelegenen Lage zusehends. 1978 brannten die Reste der Anlage nach Brandstiftung komplett ab. Die Tourismusbranche erkannte schnell den Wert dieser einmaligen Insel und Anlage. So wurde die Kapelle wieder aufgebaut und 1980 wieder eingeweiht. Durch die verwunschene und romantische Lage avancierte San Juan Du weißt schon, schnell zu einem beliebten Ausflugsziel und einer echten Touristenattraktion. Auch hier wurden viele Sequenzen der Serie Game of Thrones gedreht.

Wir parkten etwa 2 Kilometer vor dem offiziellen Parkplatz von San Juan de… auf einem schön gelegenen Wanderparkplatz. Diese Entscheidung war gut, wie wir bei der Vorbeifahrt später feststellten war der offizielle Parkplatz ziemlich eng und sehr voll. Auf diesem Wanderparkplatz wäre sicher auch eine ruhige Übernachtung mit grandiosem Ausblick möglich gewesen.

Die Wanderung ging 2,5 Kilometer zur Insel. Es ging durch schöne Waldabschnitte und immer wieder an Aussichtspunkten vorbei. Von Ferne konnten meinen Beiden schon die Menschen auf der Steinbrücke und der Treppe erkennen. Und das obwohl es erst kurz vor 10.00 Uhr morgens war. Wie würde das hier in der Hauptsaison aussehen? Mit diesen Gedanken im Kopf kamen sie bei der Brücke an und machten sich an den Aufstieg. Schilder besagten, dass man an den Engstellen die Bergabgehenden durchlassen solle. Schon nach kurzer Zeit fühlten sich beide unwohl. Es war sehr eng. Die Menschen blieben auch an engen Stellen stehen um Fotos zu machen. Zum Teil von anderen Personen die dann drei Meter vor Ihnen standen und so den kompletten Durchgang blockierten. Das geht für Raphael gar nicht. Dann noch die typische Geräuschkulisse und durcheinander Gerede und Gelaufe. Das ging dann für Sybille gar nicht. Ich bin stolz auf die beiden, dass sie den Entschluss gefasst haben einfach umzukehren und eben auf die Kapelle und die sicher unschlagbare Kulisse zu verzichten.

Dafür machte Sybille eine Entdeckung. Am Wanderweg wuchsen sehr viele der seltenen Sternkiefern. Sie haben extrem lange Nadeln und ihre Zapfen wachsen immer zu fünft aus einer Stelle am Ast. Wie ein Stern.

Nach einem Mittagessen und einer Pause auf dem Wanderparkplatz ging es dann nach Bakio wo wir völlig untypisch einen Stellplatz reserviert hatten. Bakio, keine 2.000 Einwohner, aber die Durchfahrt dauert fast 20 Minuten. Alles Ferienwohnungen die 9 Monate im Jahr leer stehen. Toller unendlich langer Strand, aber keine Parkplätze für WOMOs. Außer einem eben der aber nur über eine online Buchung  zu benutzen ist. Oje. Du weißt ja, was wir mit dieser Art von Buchung schon erlebt haben.

Pustekuchen!

Die Betreiber Firma Pverde hat in ganz Spanien kostenpflichtige Stellplätze, all inclusive, aber eben mit Buchung. Was soll ich sagen: gerne wieder. 6,- € mit Videoüberwachung und all inclusive an einem Ort, wo wir sonst gar nicht hätten bleiben können. Wir finden das o.k.. Zumal Pverde auch Plätze betreibt die nur 2,- € oder 4,- € pro 24 Stunden kosten.

Raphael, unser Technikgenie, war inclusive Anmeldung und Bezahlung nach drei Minuten fertig und der Stellplatz gebucht. Aber hallo!

Bei der Ankunft kein mühseliges Bedienen eines Automaten der mehr Rätsel aufgibt als Lösungen präsentiert.

Wir fuhren vor die Schranke bis zu einem weißen Strich am Boden. Ein Scanner erfasste mein Kennzeichen OG-FS 2023 und schon öffnete sich wie von Wunderhand die Schranke. Ich kam mir vor wie in einem Science Fiction Film.

Fast leer, ruhig gelegen, kaum 5 Minuten vom Strand. Zum Ortskern kann ich nichts sagen. Die Beiden konnten ihn in all den leerstehenden Ferienhäusern und Siedlungen einfach nicht finden. Schade. Dafür war der Strand sehr lang und ging über den ganzen Bogen einer schönen Bucht.

Zum Glück gibt es Noja

18.04.2023. Wir hatten beschlossen mal wieder ein längeres Stück zu fahren. Also ging es nach Solana einer Hochburg der Anchovis-Industrie. Die letzten Kilometer gingen durch ein Sumpfgebiet hinter dem an einer schön geschwungenen Bucht Solana lag. Laut park4night mit drei Stellplatzalternativen. Die erste gab es nicht wegen Baustelle. Die zweite haben wir leider ausprobiert. Im Industriegebiet zwischen den Fischkonservenfabriken und der Kläranlage. Nein danke. Die dritte war am Ende der Strandpromenade. Wunderbar an der Bucht gelegen in einer Sackgasse und mehr als genug offizielle Parkbuchten neben der Promenade frei. Nur in der Hochsaison gegen Bezahlung. Die Meeresbucht keine 10 Meter von mir entfernt.

Was für eine Freude hatten wir nach dem doch sehr miefigen Platz bei den Konservenfabriken. Leider währte die Freude keine 10 Minuten. Urplötzlich hupte es neben mir. Ein Peugeot stand sehr nah neben mir, eine ältere Dame lies die Scheibe herunter und trommelte mit der Hand wild gegen meine empfindliche, gepflegte Außenhaut und schrie wie von Sinnen etwas auf spanisch. Raphael ging raus, aber da war sie schon etwa 50 Meter weiter zum nächsten geparkten WOMO gerollt und machte dort das gleiche Spektakel. Als sie Raphael sah, drehte sie sich um, gestikulierte wild schrie wieder wie von Sinnen, riss beide Arme mit erhobenen Mittelfinger hoch und schrie „drive up to your country!“ Raphael hob verständnislos die Arme. Aber da war sie schon zum nächsten WOMO unterwegs mit dem gleichen Prozedere. Danach fuhr sie zum Ende der Sackgasse und verschwand in einer Tiefgarage.

Mon dieu, das war ja mal eine Begrüßung und ein starker Auftritt. Die Dame tauchte nicht mehr auf. Wir wussten zwar aus vielen Einträgen in park4night zu diesem Platz, dass die Polizei keine Schwierigkeiten beim Übernachten macht, gleichzeitig haben wir aber in park4night und anderen Foren gelesen, dass die Policia gegen solche Anwohnern nichts unternimmt und diese Anwohner gerne mitten in der Nacht hupend an den WOMOS vorbeifahren oder beim nächtlichen Spaziergang mehrfach mit den Fäusten gegen die WOMOs schlagen. All dies wollten wir uns gerne ersparen. Auch haben wir uns ja fest vorgenommen uns an die Regeln des Landes oder Gemeinde zu halten und jegliche Störung von Anwohnern zu vermeiden. Dass diese Dame sich definitiv von den WOMOS gestört fühlte war ja nicht zu bestreiten.

Also ging es an der Küste entlang weiter. Wir fanden einen riesigen völlig leeren Parkplatz, sehr abgelegen. Wäre wunderbar gewesen. Wir wunderten uns noch über die große Kaserne der Guardia Civil auf dem Weg dorthin. Bei genauerem Betrachten der Gegend erkannten wir auch den Grund: Wir standen etwa 100 Meter von einem Gefängnis entfernt. Daher der menschen- und autoleere Parkplatz und die Kaserne. Also weiter.

Strandparkplätze en masse. Alle mit 2 Meter Höhenbeschränkung und wenn nicht damit, dann mit dem klaren Verbotsschild für WOMO und für Übernachten.

Es kam bald darauf das Örtchen Noja.  Laut park4night mit einem Stellplatz direkt an der Steilküste. Hörte sich toll an. Die ersten Parkplätze im Ort wie gewohnt, verboten oder beschränkt. Unsere Hoffnung schwand mit jedem gefahrenen Meter. Dazu kam noch, dass Noja eine riesige Feriensiedlung ist, mit unendlich vielen mehrstöckigen Häusern bei denen alle Rollläden unten sind und in deren Umfeld keine Bar, kein Restaurant, Lebensmittelladen oder sonst egal was geöffnet hatte. Oje, das sollte eine WOMO freundliche Gemeinde sein? Wir hatten gelernt, je mehr Ferienwohnungen umso weniger sind WOMOs willkommen, da sie anscheinend stören und man ja nicht auf die wenigen Einnahmen, die sie bringen angewiesen ist. Aber dann, nach unendlich vielen Einbahnstraßen durch die Feriensiedlungen, der Atlantik.

 Nach einer Biegung standen da urplötzlich zwei WOMOS keine 10 Meter von der Steilküste. Beide aufgekeilt, also für eine Übernachtung gerüstet. Der Besitzer meines Kollegen aus Aquitanien bestätigte, dass man hier problemlos stehen und übernachten kann. Die Policia fahre regelmäßig durch und winke freundlich.

Geschafft! Was waren wir froh! Mit dieser Aussicht vor meiner Motorhaube lies ich mich gerne auf die Keile bugsieren.

Die Gischt spritzte stellenweise über die Klippen direkt vor mir. Die Brandung donnerte an die Küste und es roch unendlich gut nach Meer, Salz und Algen. Nicht nach Klärwerk und Fischabfällen von einer Konservenfabrik.

In unmittelbarer Nähe begann ein Wanderweg die Steilküste entlang. In der anderen Richtung gab es einen Strand, dessen Dimensionen die Beiden erst am nächsten Tag entdeckten. Mir gefiel es, wo meine Reifen den Asphalt berührten und es machte mich froh, zu hören, dass wir bis Freitagfrüh bleiben wollten.

Du wunderst Dich vielleicht, wenn Du unsere Route auf dem Atlas verfolgst, warum wir um alle größeren Städte einen großen Bogen machen.

 Nun, das ist ganz einfach. Meine Beiden können zu viele Menschen, zu viel Gewimmel und so weiter einfach nicht aushalten, ertragen oder wie immer Du es nennen willst. Getreu dem Motto von Sven:“…nen Scheiß muss ich…“. kümmert es uns einen Kehricht ob wir die Städte besuchen oder nicht. Den beiden ist ihr Wohlergehen viel wichtiger als all das gesehen zu haben, was man so gesehen haben muss. Basta.

Ich weiß, dass sie daran arbeiten und es sich oft wünschen eine Stadt zu erleben und zu genießen. Aber ich habe auch Respekt davor, dass sie nur soweit gehen wie es ihnen gut tut und dennoch unsere Reise in vollen Zügen genießen. Eigentlich umgekehrt. Genau deshalb können sie unsere Reise in vollen Zügen genießen, weil sie das tun was ihnen entspricht und nicht das was man so tut, wenn man reist, oder was man von ihnen erwartet.

Ce ne pas grave, das ist nicht schlimm, wie man bei mir zu Hause in Frankreich sagt. Ich persönlich sage dazu „Chapeau“. Ich ziehe meinen Hut vor den beiden. Nach allem was die letzten vier Jahre bei ihnen los war, den Mut zu haben, das mit mir durchzuziehen . Sie leben mit ihren Diagnosen und ihren Hemmnissen und leben einfach ohne den Kopf in den Sand zu stecken. Ich sehe wie sie aufblühen, es genießen und immer mehr zu sich finden und dabei weiter wachsen. Oder wie es der Spanier sagen würde: die haben cojones! Im Google Übersetzer findest Du die Übersetzung.

Die Tage in Noja waren wunderbar.

Eigentlich müssen wir der Dame in Santona dankbar sein. Raphael konnte am Strand joggen. Die Aussicht und das Spiel der Gezeiten war super und es war einfach ruhig. Na ja, fast. Die hiesigen Angler haben die Angewohnheit mitten in der Nacht an die Steilküste zum Angeln zu kommen. Bis sie alle Utensilien beisammen haben, werden unzählige Male die Autotüren geöffnet und zugeknallt und dann sind sie meist zu zweit, was einen erhöhten Redebedarf weit nach Mitternacht mit sich bringt.

Meine Beiden haben eine tolle Steilküstenwanderung gemacht. Auf Wegen die mit einem Sand bedeckt waren der jeder Südseereklame zur Ehre gereichen würde.

Es gab riesige Felder von seltenen Dünen-Narzissen. Wie toll muss das aussehen, wenn diese riesigen Felder gleichzeitig blühen? Leider waren wir locker 4 bis 6 Wochen zu spät.

Auf der anderen Seite meines Stellplatzes zog sich der feinste Sandstrand weit über 2 Kilometer schön rund über fast die gesamte Bucht hin. Das laufen bei Ebbe bis zu vorgelagerten Inseln und die Weite und Ruhe tat meinen Beiden sehr gut. Sie redeten viel und entdeckten einige Fehler der vergangenen Wochen und Monate, die ihnen nicht gut taten.

Beide waren viel zu viel mit Routenplanung, Stellplatzsuche und anderen Planungsdingen beschäftigt. Viel zu selten nahmen sie sich Zeit für das Qi Gong, das ihnen sowohl psychisch wie auch physisch sehr viel gibt und hilft. Zum Meditieren kamen sie ganz oft erst am Abend als sie im Bett lagen oder es fiel einfach aus. So blieb es nicht aus, dass sie fahriger, unaufmerksamer und immer schneller müde wurden. Sie konnten immer weniger die Momente und Erlebnisse genießen. Die Nervosität und die Ängste waren wieder da und sie wussten oft am Abend nicht mehr wo sie am Morgen losgefahren waren.

 So war die Sache mit dem Frei sein nicht gedacht. Dank Noja ging ihnen das wieder auf und sie nahmen sich einiges vor, das sie ändern wollten.

  • Keine Gewalttouren mehr mit mehr als hundert Kilometern
  • maximal 2 „Erledigungen“ pro Tag, wie etwa einkaufen und fahren oder wandern und in einem Ort bummeln.
  • Wenn irgend möglich jeden Tag Qi gong
  • Kein zu Bett gehen ohne über den Tag und das Erlebte gesprochen zu haben
  • Keine spontanen Planänderungen der Route oder eines Stellplatzes
  • Für die Wochenenden wird ein schöner für uns alle drei angenehmer Stellplatz gesucht,  an dem wir spätestens von Samstagfrüh bis Montagfrüh stehen bleiben und entspannen.

Früher in der Mühle hatten sie gelernt, dass mehr als zwei Vorhaben an einem Tag ihnen nicht gut tun. Hier, wo sie alle Zeit der Welt auf der Tour haben, haben sie es glatt vergessen und wollten möglichst viel an einem Tag machen und erleben. Als sie mir halfen meinen Blog zu schreiben fiel ihnen auch auf, dass sie viele Dinge schlichtweg vergessen hatten und sich an manche Orte und Erlebnisse nur noch dank meines Blogs erinnern konnten. So ging es nicht weiter.

Ich spürte wie ihnen die Zeit in Noja gut tat und es mit jedem Tag bergauf ging. Als sie eines Mittags Freude strahlend zu mir nach Hause kamen und erzählten sie seien über 1 Stunde barfuß am Strand gelaufen, wusste ich, es geht wieder in die richtige Richtung. Nach einem Picknick auf einem Felsen hatten sie Socken und Schuhe ausgezogen und waren barfuß über den Strand gelaufen.

 Der trockene Sand war fast schon heiß, die anbrandenden Wellen waren eiskalt und das nur noch langsam vom Strand ablaufende Wasser war angenehm temperiert vom heißen Sand. Sie haben den ganzen Tag davon geschwärmt. Ich freute mich dass sie es endlich getan hatten, an Stränden waren wir ja schon genug und ich wartete immer auf diesen Moment. Wie gesagt sie hatten vergessen den Tag, das Heute zu leben. Aber jetzt nicht mehr.

Nach drei Tagen ging es weiter. Wir wollten etwas Strecke machen und zum Beginn der Routen in Nordspanien des WOMO Verlages fahren. Also auf nach Puente Viesgo.

Ein kleiner Dachschaden, eigentlich mein kleiner Dachschaden

21.04.2023. Laut park4night gab es in Puente Viesgo, einem kleinen Kurort mit wenigen tausend Einwohnern einen schönen Stellplatz bei einer Kirche und dem Friedhof. Wieder einmal. Den Platz fanden wir leicht, aber er war mehr als 5 Kilometer außerhalb von Puente Viesgo, was aber gar kein Problem war, da der Platz einfach perfekt war.

Wie sich am Sonntag zeigen sollte, hätte es keine bessere Platzwahl geben können. Bei der Kapelle am Friedhof war gerade die Mesmerin zugange und Raphael fragte ob das Stehen und Übernachten über das Wochenende auf dem zur Kirche und Friedhof gehörigen Parkplatz in Ordnung wären. Die Mesmerin konnte Englisch und freute sich über die Nachfrage. Selbstverständlich wäre das o.k.. Wenn wir Wasser benötigen könnten wir das gerne am Brunnen auf dem Friedhof holen. Ob wir Toilette, Dusche und Waschbecken benötigen, wollte sie auch wissen. Sie würde dann die entsprechenden Räumlichkeiten aufsperren und über das Wochenende offen lassen. Raphael verneinte, da ich das ja alles anbiete, doch er freute sich riesig wieder bei offenen und herzlichen Menschen angekommen zu sein. In Noja waren die  Menschen schon sehr reserviert und zurückhaltend.

Wir standen volle drei Tage völlig alleine auf dem Platz. Ein paar Friedhofbesucher parkten hin und wieder, grüßten höflich und fuhren wieder. Die Nächte neben den Kuhweiden waren perfekt und es war außer den Geräuschen der Kühe und früh morgens den Stimmen der Vögel nichts zu hören.

Am Samstag ging es nach Puente Viesgo, der kleinen Kurstadt. Wir waren mächtig gespannt. Keine 10 Minuten und alles Sehenswerte war erkundet. Also machten die Beiden einen ausgiebigen Spaziergang am Pas entlang, der in Puente Viesgo eine Engstelle passiert. Unzählige Hotels und Spa Einrichtungen, ein Rathaus wie es seinesgleichen sucht mit einem tollen Park außen rum und einem tollen Spazierweg am Pas entlang, das war es dann wirklich.

Am Sonntag, der sehr verregnet werden sollte war faulenzen und wenig anderes angesagt. Sollte mir reicht sein, ich fühlte mich sauwohl auf diesem Platz. Statt gegen Mittag begann es schon am frühen Morgen heftig zu regnen. Gegen 10.30 Uhr bemerkte Raphael dass neben meiner Aufbautür Wasser die Holzverkleidung hinablief!

GRAND MERDE!

Raphael schraubte sofort die Verblendung weg und es war schnell klar, ich hatte einen Dachschaden. Ich betete inständig, dass es nur ein kleiner war.

Bei einem Hof gegenüber lieh sich Raphael eine Leiter um über der Aufbautür am Dach nachzusehen wo das Problem lag. Die kleine Rinne die dort das Wasser hinter der Markise sammeln und ableiten sollte, war mit Blättern und Dreck zugesetzt und am Dach war ein kleines Loch im Silikon zu sehen. Raphael reinigte die Rinne und trocknete das Silikon um es mit dem Powerkleber von meinem Schaltknüppel erstmals provisorisch zu verschließen. Aber würde das reichen, war das wirklich das Problem und dann das Größte Manko: Es war für den restlichen Sonntag noch viel mehr heftiger Regen angesagt. Wenn das Loch nicht abgedichtet wäre, würde das Wasser fröhlich in die neben meiner Aufbautür befindlichen Hochschränke laufen, wo auch der Sicherungskasten für den gesamten Aufbau ist und dann….?

Zum Glück war gegen Mittag eine Messe in der kleinen Kirche. Raphael erinnerte sich an die freundliche hilfsbereite Mesmerin und ging sofort nach Ende der Messe in die Kirche. Mit dem Übersetzer schilderte er das Problem und fragte ob sie eine Möglichkeit wisse, wo wir bis Montagfrüh trocken stehen könnten. Nach einigem Überlegen hatte sie die Lösung.

 Mittlerweile war der Pfarrer aus der Sakristei gekommen und sprach Raphael auf Deutsch an und bot sofort an, ihm den Platz zu zeigen. Mehr Glück kann man ja wohl kaum haben, oder? Fünf Minuten später fuhr ich hinter dem Auto des Pfarrers, ein Pensionär aus Santander, der für die kleinen Kirchen hier zuständig war, ein paar Kilometer bis zu einer Unterführung über die die Autobahn führt. Schön breit, ohne Dehnfugen die Krach verursachen und mit Blick auf eine Schafweide am Ende der Unterführung.

 Der Pfarrer bot Raphael , ihm noch den Weg zur nächsten Werkstätte zu zeigen und fuhr mit ihm dort hin. Als er Raphael bei mir absetzte erkundigte er sich, ob wir genug zu essen und zu trinken dabei hätten sonst würde er uns noch etwas besorgen.

Gibt es solche Menschen wirklich noch? Ja! Und das tut unendlich gut!

Silikon für mein Haupt

24.04.2023. Die Nacht in der Unterführung unter der Autobahn war wider Erwarten himmlisch ruhig. Wir standen trocken und konnten alle prima schlafen. Bei einer kleinen Kapelle noch Frischwasser gefüllt und über die Autobahn ab nach Torrelavega. Kurz vor 09.00 Uhr waren wir bei der Firma Motor + Camper im 12 Kilometer entfernten Torrelavega.

Senor Gutierrez sprach Englisch und versprach uns sofort dranzunehmen, obwohl der Terminkalender brechend voll war. Als Camper hilft man sich untereinander und da es sich ja wohl um eine Silikonreparatur handele schiebe er das zwischenrein. Bei einer größeren Reparatur hätten wir nicht so viel Glück gehabt. Ich wurde umgehend in die Halle gefahren. Beim ersten Augenschein entdeckte Herr Gutierrez dass wohl ein etwa 2 Meter langes Silikonstück quer über mein Dach auch sauber gemacht und erneuert werden sollte. Das Ende dieser brüchigen Stelle war genau da, wo am Sonntag das Wasser reingekommen war. Bei leichtem Druck mit dem Finger zerbröselte das Silikon. Die beiden sollten in die Stadt gehen und mich dann nach etwa 3 Stunden wieder abholen.

Nach den drei Stunden teilte Herr Gutierrez uns dann mit, dass wir erst am nächsten Morgen wieder weiter könnten. Das Silikon müsse aushärten und zum Reparaturumfang gehöre auch noch die Prüfung ob die neue Silikonnaht auch wirklich dicht sei. Zum Glück gab es in der direkten Umgebung der Firma genug Plätze in einer Seitenstraße, wo wir auch gut über Nacht stehen konnten.

Fontibre

25.04.2023. Nach einer guten halben Stunde war die Prüfung der Silikonnaht erledigt und die Beiden wurden mit erhobenem Daumen schon von Ferne begrüßt.  Was war ich froh, dass ich wieder dicht bin. Na ja, einen kleinen Dachschaden habe ich ja schon, wie Du sicher schon bemerkt hast, aber immerhin nicht so schlimm, dass das Wasser reinkommt. Obwohl es ja den schönen Spruch gibt: Je größer der Dachschaden umso freier und schöner ist der Blick auf die Sterne!

Guter Dinge ging es in die Berge. Wir wollten die Angelegenheit Ebro zu Ende bringen. Das Delta hatten wir ja schon besucht und am Fluss selbst waren wir ja auch schon entlang gefahren. Eine knappe Stunde Fahrzeit auf der Autobahn bis Reinosa. Was für ein tolles Gefühl wieder schnell zu fahren. Auf über 800 Meter gelegen stand ich bei einer Bar direkt am Ebro. Ich konnte es kaum glauben, dieses kleine Flüsschen sollte diese Landschaft auf der anderen Seite Spaniens erschaffen haben. Meinen Beiden erging es ganz ähnlich.

Über Reinosa gibt es nicht viel zu berichten. Reinosa ist der Verwaltungssitz der Comarca Campoo-Los und hat etwas mehr als 9.000 Einwohner.  Das Wichtigste ist aber der Nacimiento del Rio Ebro. Die Geburtsstätte des Ebro.

Um 21.30 Uhr schloss die Bar und wir verbrachten auf dem gemütlichen Platz ab diesem Moment eine sehr ruhige Nacht.

Die Ebro Quelle besteht eigentlich aus drei Quellen und liegt sehr schön.

Jetzt haben wir den Ebro vom Delta bis zu seinem Ursprung erfahren und erlebt. Immerhin misst er 910 Kilometer und ist somit der zweitlängste Fluss Spaniens. Seinen Namen hat er, wie auch anders möglich in Spanien aus drei verschiedenen Sprachen. Lateinisch „Iberus“, katalanisch „ Ebre“ und baskisch „Ibar“.

Unser nächstes Ziel nach der Besichtigung der Ebro Quelle am Vormittag des 26.04.2023 war eigentlich wieder die Küste bei Santillana. Dort wollen wir die nächsten Routen vom WOMO Verlag unter meine Räder nehmen. Wir fuhren noch gemütlich am Embalse de Ebro entlang. Dem ersten von unzähligen Stauseen am Ebro. Beim Deltabesuch haben wir Dir schon über diese vielen Stauseen berichtet. Kurz nach La Poblacion über kam meine beiden ein mächtiges Hungergefühl und wir suchten einen schönen Platz am See um Picknick zu machen.

Wie es der Zufall will fanden wir rechts direkt am Seeufer ein großes Picknickareal mit Bänken und Tischen unter hohen Pinien. Als wir dort einen umgebauten Sprinter stehen sahen war uns eines klar: Santillana hat Zeit, viel Zeit um auf uns zu warten.

Direkt am See wurde gegessen und ich musste auch nur auf einen einzigen Keil und schon war ein perfekter Standplatz für mich eingerichtet.

 Statt vorhergesagtem Regen zogen immer tiefere Wolken von den Bergen über den See. Kurz vor Sonnenuntergang sah es aus wie aufziehender Nebel. Morgen soll es wohl nur ein paar Kilometer nach Corconte gehen. Da gibt es einen offiziellen Stellplatz ebenfalls direkt am See. Ich, wir brauchen Wasser, da mein Tank fast leer ist und hier auf über 800 Meter Höhe noch alle Trinkwasserbrunnen die wir sonst benutzen noch ohne Wasser sind.

Ibisse in Los Coralles

27.04.2023. In Corconte, ein paar Häuser, ein tolles regionales Restaurant und mehr Kühe als Einwohner wurde mein Tank dann am Dorfbrunnen randvoll gefüllt. Der Stellplatz erwies sich für meine Beiden und für mich nicht wirklich erstrebenswert, zumal wir seit dem Platz am Seeufer gerade mal 4 Kilometer gefahren waren. Das war uns allen Dreien dann doch etwas sehr wenig für eine Tagestour. Wenn ich noch zwanzig Jahre älter bin, können wir vielleicht mal über solche Tagestouren reden.

Über die N 623 ging es dann über den 1011 Meter hochgelegenen Pass Puerto del Escudo abwärts durch das Tal des Pas nach Los Coralles de Buelna. Die Fahrt vom Pass abwärts war spektakulär. Zum Teil mehr als 17 % Gefälle. Nachdem das Tal begann sich zu weiten hatte man den Eindruck man könne bis zum Meer sehen.

 Santillana hatten wir mittlerweile im wahrsten Sinnes des Wortes rechts liegen gelassen. park4night empfahl bei einem Sportzentrum einen ruhigen Stellplatz. 10 Minuten ins Zentrum, das eigentlich, wie die Beiden beim ersten Ausflug feststellen mussten, keines mehr war. Circa 75 % der Geschäfte stand leer. Wirklich erschreckend. Landflucht.

Los Coralles de Buelna bot uns dennoch einen ruhigen Platz im Grünen neben dem Rio Besaya und einem Feuchtgebiet das von Ibissen als Brutplatz genutzt wird. Ein ungewohnter Anblick. Ibisse in Spanien. Aber anscheinend völlig normal in den Gegenden wo es statt Schweinezucht, wie auf der anderen Seite Spaniens, viele Kühe gibt.

Wieder am Atlantik

28.04.2023. Nach 40 Minuten Autobahn, tut halt doch auch hin und wieder gut, ich gebe es ja zu! Ging es über Comillas dann zum nächsten Stellplatz nach Colombres.

Comillas ist ein schönes altes Dörfchen aber leider völlig auf Tourismus eingestellt. An diesem Tag war auch noch Markt im gesamten historischen Zentrum. Meine Beiden kamen demzufolge schon bald zu mir retour. Nach zwei Stunden ging es dann gemütlich entlang der Küste nach Colombres.

Mit knapp 1.900 Einwohnern auf drei Ortsteile verteilt die Bezirkshauptstadt. Du kannst Dir aufgrund dieser Tatsache ein Bild von der Bevölkerungsdichte in diesem Küstenabschnitt machen. Aber uns gefällt so etwas ja. Mitten im Dorf fanden wir unseren Platz. Eine Anwohnerin meinte zwar auf Nachfrage, dass es theoretisch im gesamten Ort verboten sei im WOMO zu übernachten. Selbst das Parken in der Nacht sei nicht erlaubt, aber das sei Theorie. Es stünden immer wieder WOMOs hier und sie habe außer in der Hochsaison, Juli und August, noch nie gesehen, dass die Policia oder die Guardia Civil ein WOMO weggeschickt habe. Na also. So war es auch. Die Guardia Civil kam nicht einmal auf den Parkplatz sondern fuhr nur mehrfach am Tag ohne Notiz von mir zu nehmen vorbei.

So klein Colombres auch ist, es hat einiges zu bieten. Nicht zuletzt die sogenannten Indianer Häuser. Aber dazu dann bald mehr. Als Appetit Häppchen schon mal ein besonders schönes Indianer Haus.

Das andere Spanien ruft! – Am Golf von Biskaya

Schwein gehabt

02.04.2023. Eigentlich sollte die Fahrt in Yesa am gleichnamigen Stausee enden. Allerdings ist Yesa mit unter 200 Einwohnern nicht gerade eine Weltstadt, zum anderen war der angepeilte Stellplatz bei einer Ermita mit Restaurant in den Felsen über Yesa indiskutabel. Es ging dabei nicht um den Platz selbst. Es stürmte heftig und der Platz lag auf über 600 Meter Höhe. Schlimm war, dass die von weitem sichtbare Schneefallgrenze knapp oberhalb der Ermita verlief. Das wollten wir dann doch nicht haben.

Kurz entschlossen wurde ich vollgetankt und es war klar die Fahrt geht direkt durch in Richtung San Sebastian, beziehungsweise Donastia wie die Basken zu dieser Stadt sagen.

Die Bedingungen der Fahrt waren eklig, kalt, windig und es war schade, dass dadurch viele tolle Aussichten in den Bergen nicht sichtbar waren. An Pamplona vorbei, wo uns wegen einiger internationaler Festivals über Ostern definitiv zu viel losgewesen wäre fuhren wir bis Tolosa.

Tolosa machte auf den Fotos im Internet einen tollen Eindruck und liegt etwa 30 Kilometer vor San Sebastian an einem Fluss. Alle von Sybille und Raphael ausgesuchten Stellplätze waren entweder voll, in einer gruseligen Gegend oder einfach unterirdisch.

Letzen Endes landeten wir genau auf so einem. Nahe der Stadt am Fluss, sehr voll geparkt. Zum Teil standen Schrottautos dort, es war viel Müll und viele Scherben zu sehen, was uns allen nicht sehr gefiel. Sybille machte Pause und Raphael erkundete zu Fuß in Hoffnung auf einen besseren Platz die Gegend.

Ruhige Wohngegenden, schönes Städtchen. Da in den Hügeln gelegen gab es überall Rolltreppen, damit man sich beim Einkaufen oder Spazierengehen nicht zu sehr anstrengen muss. Allerdings war weit und breit nichts Ansprechendes zum Übernachten zu finden. Wir waren alle drei mächtig frustriert.

Da die Fahrt bis Tolosa vom Wetter diktiert war, war die Fahrtzeit an diesem Tag auch wieder annähernd 5 Stunden, bei starkem Wind und zum Teil heftigem Regen. Wir waren einfach fertig. Die letzten Tage der Irrfahrt steckten den beiden auch noch in den Knochen und mir in der Lenkung und den Stoßdämpfern.

In einer wahren Verzweiflungstat beschlossen wir an San Sebastian vorbei ein Stück abwärts an der Atlantikküste zu fahren. Wir hatten die Hoffnung dort etwas Ruhiges für die Nacht zu finden. Weit genug entfernt von San Sebastian. Es gibt in den diversen Apps und auch im Internet viele Hinweise darauf, dass in San Sebastian sehr oft und gerne WOMOS aufgebrochen werden. Völlig unabhängig wo die Fahrzeuge geparkt werden. Das wollten wir uns dann doch nicht antun.

Sybille und Raphael brauchten nach den letzten Tagen, die doch anstrengender waren als gedacht dringend eine ruhige Verschnaufpause. Südwärts an der Küste entlang fanden wir zwar einige Stellplätze zum Teil direkt am Atlantik aber entweder völlig überfüllt, direkt an der Küstenstraße oder nur bis 21.00 Uhr für WOMOs genehmigt. park4night schlug oberhalb von Zumaia ein kleines Dorf mit Kirche vor, wo man angeblich ruhig stehen konnte. Buchstäblich unsere allerletzte Hoffnung. Die beiden gingen schon auf dem Zahnfleisch und ich hatte das Gefühl auf den Felgen zu rollen. Es reichte schlicht und einfach.

Was soll ich sagen. Hoch über dem Atlantik mit tollem Blick auf die Gegend, die Mäander des Flusses Urola und auf Zumaia war der Platz bei der Kirche und ein paar wenigen Häusern genau nach unserem Bedürfnis. Endlich Ruhe und Frieden!

Die Kirchturmuhr schlug jede Viertelstunde, die volle Stunde schlug sie mit drei Minuten Zeitverzögerung immer zweimal und das mit einer Glocke die wie ein Blecheimer klang. Völlig unerheblich, wir waren am Atlantik angekommen und gut so.

Kurios war aber nicht nur die Kirchturmuhr und die Glocke sondern auch unser Nachbar. Direkt um die Ecke war ein im Freien lebendes Hausschwein unser Nachbar.

Neben der Kirche gab es ein Freiluftpissoir mit funktionierender Spülung, zu dem man von den Wohnhäusern blicken konnte und einem sehr kuriosen Anbau an die alte Kirche. Der Anbau sah aus wie eine Squash Halle. Aber was hatte das neben einer altehrwürdigen Kirche zu suchen. Die Lösung sollten wir bald erfahren.

Camping Zumaia

03.04.2023. Von dem Platz aus konnten wir auf der anderen Seite des Tales einen schönen Campingplatz sehen. Da Wäsche machen nötig war und die Anwohner uns immer sehr argwöhnisch beobachteten beschlossen wir auch um einfach in Ruhe alles nötige zu erledigen und endlich am Atlantik anzukommen dort einen Tag einzuchecken.

Das war eine sehr gute Idee, die uns allen dreien gut tat. Den beiden gab es Ruhe, sie konnten Ver- und Entsorgung erledigen. ebenso die Wäsche und es waren kaum 15 Gehminuten nach Zumaia. Mir tat es gut mal wieder unter anderen WOMOs zu stehen und auch den tollen Ausblick von den Terrassen des Platzes zu genießen während meine Reifen sich vom satten Rasen verwöhnen ließen.

Nach der ersten Erkundung waren meine beiden sehr angetan von Zumaia. Zumaia hat unter 20.000 Einwohner, liegt an der Mündung des Urola in den Atlantik und in einem Geopark der UNESCO. Solche Felsformationen wie in Zumaia gibt es nur wenige Male weltweit. Man nennt sie FLYSCH und sie erzählen vieles aus den vergangenen 100 Millionen Jahren der Erdgeschichte.

Die Flysch und die Buchten in Zumaia sind berühmt. Unter anderem wurden viele Szenen für die Erfolgsserie Games of Thrones hier abgedreht. Beeindruckend ist auch das Spiel von Ebbe und Flut. Der Urola fällt fast komplett trocken, wenn Ebbe ist. Dann kann man auf dem Flussgrund sogar Reste von Holzschiffen entdecken. Bei Flut wird intensiv mit Ruderbooten für hier stattfindende Wettbewerbe trainiert. Zumaia besitzt einen der letzten Häfen mit einer Werft die auch hochseetaugliche Schiffe reparieren kann.

Der Jakobsweg führt hier durch und die Altstadt um die festungsartige Stadtkirche in der Mitte ist liebenswert und natürlich auch sehenswert. Was uns allen dreien aber schon auf der Fahrt hierher aufgefallen war, war dass die Basken noch mehr auf ihre Identität bedacht sind als die Katalanen. Jetzt hatten die beiden gerade die wichtigsten Redewendungen in Katalan gelernt, da spanisch oft nicht verstanden werden wollte. Jetzt war es aber weit schlimmer:

In Katalanien war jedes Schild mit Spanisch untertitelt. Hier nicht. Und die Wörter sind zum Teil unaussprechlich. Die Menschen in Zumaia sind stolz darauf die baskische Sprache zu sprechen. Tapas heißen hier Pintxos. Typische Ortsnamen sind Azkoitia, Aizarnazabal, Arroa goikoa, Elorriaga, Matxinbenta, Elantxobe, Ibarrangelua oder auch Xoxot. Alles klar, was Du hast diese Namen noch nie gehört und weißt schon gar nicht wie man sie auch nur ansatzweise richtig ausspricht? Mach Dir nichts draus. Wer hier nicht aufgewachsen ist, kann das Euskera, wie die hiesige Sprache heißt wohl nicht sehr schnell verstehen oder gar erlernen. Kurios ist, dass bis heute nicht wirklich geklärt wo die Euskera herkommt, beziehungsweise von welchen Völkern sie gesprochen wurde.

An der Promenade von Zumaia

04.04.2023. Die Zeit auf dem Camping Zumaia war abgelaufen. Etwas weiter unten näher zur Stadt war eine lange Promenade am Urola entlang. Dort hatten wir von der Kapelle aus schon viele WOMO stehen sehen. Die oficina de turismo bestätigte uns, dass die Polizei kein Problem damit habe, wenn man dort auch länger parkt und übernachtet. Es wird bei den regelmäßigen Streifenfahrten nur streng darauf geachtet, dass kein Campingverhalten gezeigt wird. Ein schöner Platz an einer Kirschlorbeerhecke direkt am Rad- und Spazierweg, der wie eine Promenade angelegt war am Urola war schnell gefunden. Die erste Nacht war ruhiger als auf dem Camping, was will man mehr!

Nachmittags und abends wurde die Stadt unsicher gemacht und Pläne geschmiedet, was es alles zu entdecken und zu erwandern gäbe. Für den Anfang ging es an die Mündung des Urola in den Atlantik.

05.04.2023. Früh ging es auf den GR 121 der von Zumaia nach Deba durch den UNESCO Geopark als Küstenwanderweg führt.

Tolle Ausblicke, steile Anstiege und eine Dauer von vollen 4,5 Stunden. Danach mit dem Zug von Deba nach Zumaia zurück. So war es geplant. Allerdings brauchten meine beiden schon über 1 Stunde um den Wanderrucksack mit Proviant zu füllen und den Einstieg in den GR 121 zu finden. So war dann nach gut 1,5 Stunden die Rückkehr angesagt. Es war nach den letzten Tagen einfach zu heftig. Die Anstiege auf Schotter und blankem Fels hatten es gewaltig in sich. Aber wie so oft hatte auch das etwas Gutes. Auf dem Rückweg nach Zumaia kamen die beiden an einem Einsiedel Hof namens Santa Klara vorbei. Er hatte einen Bauernladen und Fremdenzimmer. Für einheimische Produkte sind meine beiden ja immer zu haben. Also ging es steil bergauf nach Santa Klara. Oben angekommen, der Wahnsinn. Ein 360 Grad Rundumblick.

Eine Bäuerin, die den ganzen Hof und alle Mitarbeiter mit dem Handy dirigierte und nebenher den beiden den Hof, den Milchbetrieb zeigte und noch Joghurt verkaufte. Der Joghurt, ein Hochgenuss!

06.04.2023. Heute am Gründonnerstag stand eine längere Wanderung zu zwei Ermiten und ins Grün an. Dieses Grün sah von Zumaia aus wie eine steile Weide in Irland. Saftig dunkelgrün, steile Klippen und weidende Kühe und Pferde soweit das Auge reicht.

In einem kleinen Dorf war von weitem lautes Gejohle und Schreie zu hören. Mehrere junge Leute spielten in einer Halle ein eigenartiges Spiel. Es sah aus wie Squash, wurde aber ohne Schläger, nur mit der Handfläche gespielt. Mehrere Mannschaften traten gegeneinander an und die Spielregeln sind uralt. Jetzt wussten die Beiden auch was es mit dem sonderbaren Anbau neben der Ermita über Zumaia auf sich hatte. Bei diesem Spiel handelt es sich um Pelotes.

In dieser Einöde gibt es Häuser mit einem Ausblick, zum niederknien. Was ich auf den Fotos der beiden gesehen habe machte mich fast neidisch, dass ich hier an der Promenade bleiben musste. Aber ich hatte Abwechslung. Richtung Zumaia etwa 500 Meter weiter an der Promenade waren mittlerweile einige Fahrgeschäfte zu  einem Vergnügungspark aufgebaut worden.

Rund um mich herum war auf dem Geh- und Radweg viel Betrieb und auf der Straße viele Rummelbesucher, die einen Parkplatz suchten. Was ich alles gesehen habe! Nur schade, dass ich leider kein Wörtchen baskisch verstehe. Dann beobachtete ich etwas, was für uns alle drei fremd war. Von 13.00 Uhr bis exakt 17.00 Uhr war der Rummel geschlossen. In Deutschland unvorstellbar. Noch unvorstellbarer war das abendliche Ende des Rummels um Punkt 22.00 Uhr. Die letzten Besucher passierten mich gegen 22.30 Uhr, dann kehrte wieder Ruhe ein und nur noch der Fluss war zu hören. Einfach genial diese Spanier.

In den folgenden Tagen gab es ausgedehnte Strandspaziergänge der Beiden. Weitere Erkundungen der kuscheligen Ecken von Zumaia und einfach lasaitasuna eta lasaitasuna, oder auf Deutsch Ruhe und Gelassenheit in vollem Umfang. Es tat so unendlich gut. Seit dem 28.01.2023 das erste Mal volle sechs Tage an einem gemütlichen Ort zu stehen. Du weißt, ich bin gerne unterwegs, aber das war auch angenehm. Wie ich gehört habe, werden wir das jetzt öfter wiederholen, da die Gegend hier im Vergleich zur Mittelmeerküste sehr wohltuend grün ist und weder staubig noch karg. Wie gesagt, Südsee, Alpen, Schottland, Irland, Neuseeland alles direkt nebeneinander. Wein wird hier neben Obst und viel Gemüse auch angebaut. Allerdings in einer für zumindest auf den ersten Blick ungewöhnlichen Art und Weise. Die Reben werden gut auf 2,20 Meter Höhe gezogen und wachsen dann an Spalieren wie an einem Dach. Sieht sehr unkonventionell aus. Allerdings haben die beiden auf den ausgedehnten Spaziergängen herausgefunden was der Grund dafür ist. Zum einen beweiden Ziegen und Schafe die Weinberge. Sehr nachhaltig, ökologisch und kostenschonend. Zum anderen beschatten die Reben sich selbst und so bleibt die Feuchtigkeit viel länger im Boden. Es entsteht unter den Reben ein eigenes Mikroklima.

Über die baskische Sprache habe ich ja schon etwas erwähnt. An der Hafenmole haben die Beiden ein Schild fotografiert, das wie aus Japan stammend anmutet.

Die beiden ersten Zeilen besagen, dass es bei der Inschrift um eine Erinnerung an eine große Katastrophe auf See vor Zumaia geht.

An der Strandbar von Mutriku

09.04.2023. Heute ging es weiter. Wir hatten einen Stellplatz bei der Schule und den Sportanlagen. Altbekanntes Muster. Zum Glück fragte Raphael einen Einheimischen ob man da übernachten könne. Der bestätigte das, allerdings wies er eindringlich darauf hin, dass öfter nachts junge Männer mit ihren Mopeds und Motorräder viel Lärm machen und Burnouts veranstalten. Das bestätigte auch eine zufällig vorbeikommende Polizeisteife, die gegen das Übernachten nichts einzuwenden hatte aber ebenfalls auf die eventuelle Lärmbelästigung hinwies. Na dann lieber nicht.

Der Zweite war an einer durch einen Tunnelbau zwecklos gewordenen Straße, mit genialem Blick auf den Atlantik auf einer Klippe 80 Meter über dem Meer. Allerdings sehr kleine Parkplätze und so schräg, dass wir das mit Keilen wohl kaum ausgeglichen bekommen hätten. Immerhin planten wir ja zwei oder drei Tage stehen bleiben. Alle anderen im Internet gefundenen Stellplätze in und um Mutriku schieden von vorneherein aus, da in allen Kommentaren in etwa folgendes zu lesen war: Wunderbare Aussicht, toller Sonnenauf- und -untergang, aber nur wenn sie der penetrante Geruch dort nicht stört und der überall herumliegende Müll, das Toilettenpapier und die Sch….. Originalzitat mehrerer Einträge bei park4night. Nein danke, da müssen wir gar keinen Tropfen Diesel verschwenden um dorthin zu fahren.

Von WOMO iberico hatten wir noch einen Tipp über dem Hafen von Mutriku an einem Aussichtspunkt mit kleiner Strandbar. Das war es! Ruhig, super Aussicht, Bar, Strand und das mittelalterliche Mutriku in 15 Gehminuten zu erreichen. Platz genug und nur wenige WOMOs auf dem Stellplatz. Beim nach der Ankunft üblichen cafe americano in der Bar über dem Atlantik wurde schnell klar, es sind hier nur Einheimische, die den Strand und die Sonne genießen wollen. Wir waren uns alle drei einig, dass der sich schnell füllende Parkplatz ab Montag ( hier im Baskenland ist der Ostermontag kein Feiertag ) ziemlich leer bleiben würde. Also Keile raus, meinen Astralleib ausgerichtet und es sich auf dem Schotter mit allen vier Reifen so richtig bequem gemacht.

Von der Erkundung durch Mutriku kamen die beiden eher enttäuscht zurück. Mutriku sollte eine sehenswerte Altstadt aus dem 15. Jahrhundert haben, die fast vollständig erhalten sein sollte. Sollte! Beide waren froh den cafe americano zur Ankunft schon in der Bar beim Stellplatz genommen zu haben. Mutriku war ehr unansehnlich, schmutzig und das Übelste, es roch an jeder Ecke nach Urin. In die schmalen Gässchen wollten sie schon gar nicht hineingehen, da der penetrante Geruch schon aus den Gässchen herauskam.

Dafür war der Stellplatz super. Nachts konnten wir alle drei das Meer rauschen und anbranden hören. Sybille und Raphael waren mehrfach unten am Meer, das über eine lange Treppe zu erreichen war und konnten dort sogar am Strand Qi Gong machen. Nach der ersten Übernachtung nahmen sie ihren Kaffee (6.30 Uhr) in der Thermoskanne mit an die Strandbar und beobachteten gemütlich von der Terrasse der Bar den Sonnenaufgang und das gerade bei Ebbe ablaufende Meer. Wasser konnten sie an einem kleinen Brunnen holen, wo ich nach zwei Übernachtungen auch meinen Frischwassertank gefüllt bekam.

Pintxos und Cidra

11.04.2023. Es ging frühmorgens nach Lekeitio über eine schmale Nebenstraße direkt an der Steilküste entlang. Genau nach meinem Geschmack. Aufreizend kurvig, zum Teil gerade mal so breit wie ich und wieder einmal jagte ein Panorama das nächste. 22 Kilometer in 45 Minuten, das sagt ja alles, oder? Mindestens die Hälfte der Strecke fuhren wir durch einen reinen Eukalyptuswald. Bei Zumaia hatten die beiden auf einer Wanderung wohl schon ein paar Eukalyptusbäume gesehen, aber gleich ein kilometerlanger Wald? Das hätten wir nicht erwartet. Lekeitio liegt malerisch in einer Bucht an der Mündung des Lea Ibaia. Ein kleiner Hafen ohne große Yachten und Segelboote wie es in Zumaia der Fall war.

Wir waren früh dran, da überall zu lesen stand, dass der kostenlose Stellplatz nur über 11 Plätze verfüge und die sehr oft schon früh am Tag belegt waren. Ein großer PKW Parkplatz neben einem botanischen Garten mit Vogelvolieren. Schön von Grün umgeben am Ortsrand, kaum 10 Gehminuten vom Hafen und der Altstadt entfernt. Danke an die Gemeinde von Lekeitio. Aus den 11 Stellplätzen sind mittlerweile über 30 geworden. Da hat dann die WOMO Schwemme auch mal etwas Positives hervorgebracht. Plätze waren genügend frei und wir fanden einen schönen auf dem ich auch nur ein wenig auf die ungeliebten Keile musste.

Die Polizei kontrolliert regelmäßig die Plätze. Zum einen um Campingverhalten gleich im Keim zu ersticken aber auch um darauf zu achten, dass die Parkmarkierungen eingehalten werden. Wir haben selbst gesehen wie WOMOs die auf den 4 Meter breiten Parkbuchten locker Platz gefunden hätten, quer über 2 Stellplätze standen oder hinter sich zwei Meter Platz ließen um den Roller abzustellen, aber dadurch vorne die Fahrspur für die hier ebenfalls parkenden PKW der Anwohner sehr verengten. All diese Nettigkeiten werden von der Policia je nachdem nur verwarnt oder auch gleich mal mit 80,- € Bußgeld, sofort zahlbar, geahndet. Selbstverständlich mit der sofortigen Umparkierung unter ihren wachsamen Blicken.

Nach über zweieinhalb Monaten auf Tour haben wir die ersten 3 leider zum Großteil verregneten Tage in Lekeitio verbracht. Aber dennoch war es hier angenehm. Wider Erwarten viele Geschäfte, tolle Gegend am Hafen und sehr schöne Altstadtgassen aber auch viele größere Geschäfte für Sybille zum Bummeln. Am Hafen urige Bars. In einer davon gab es am ersten Tag den üblichen Cafe americano zum Ankommen. An der Theke konnte Raphael nicht ohne stehen zu bleiben vorbeigehen. Weit über 20 verschiedene Tapas, beziehungsweise Pintxos wie sie im Baskenland heißen. Da meine Beiden sich kategorisch weigern Essen zu fotografieren kann ich Dir leider keine Bilder der Kunstwerke zeigen. Ja Kunstwerke. Denn diese Pintxos sind kulinarische Kunstwerke. Sowohl farblich wie auch vom Belag, der Form und der Kreativität her. Ich muss Dir sicher nicht sagen, dass die Beiden dreimal rein zufällig an dieser Bar vorbeikamen um nach dem Rechten in der Pintxos Theke zu sehen.

Morgens, mittags und abends gibt es Pintxos, meist je nach Tageszeit verschiedene und auch von Bar zu Bar völlig unterschiedliche. Im Baskenland ist es Brauch zu einem Glas Weißwein oder einem Glas Cidra einen Pintxo zu verspeisen. Schnell mal zwischendurch geht auch und am Abend vor dem Nachhause gehen? Logo, da geht das auch. Diese innovativen Pintxos genießt man in geselligem Ambiente, das selbst für meine Beiden nicht zu laut ist. Bemerkenswert ist auch, dass man an der Theke aussucht und bestellt, seine Bestellung mit raus nimmt und dann bevor man geht an der Theke bezahlt. Das ist einfach Vertrauenssache!

Es ist eigentlich ein Fastfood, denn kaum jemand verweilt länger als es für den Genuss des Getränkes und des Pintxos nötig ist in oder vor der Bar. Aber was für ein geniales Fastfood. Man kann die Pintxos aber auch mitnehmen und unterwegs an der Hafenmauer oder im Gehen genießen. Man könnte die Kultur der Pintxos auch eine einmalige Gastronomie im Kleinformat nennen.

Einige Beispiele gefällig:

Pintxos mit iberischem Schinken und Gürkchen

Pintxos mit Calamares und Ziegenkäse

Pintxos mit gegrilltem Fleisch, gegrilltem Gemüse und warmer Tomatenpaste

Pintxos mit gegrilltem Fisch, Zitronencreme und Paprikapaste

Pintxos mit extrem fein geschnittenem Ei, Meeresfrüchte Mayonnaise und Shrimps

Pinxtos mit einer Masse aus gebratenen Kartoffeln mit Ei und frischen Kräutern vermischt und nochmals gebraten auf warmer Tomatenpaste und Olivenpaste

Pinxtos mit Peperoni, Oliven und Anchovis

Pintxos mit gegrillten Auberginen, Oliven, Tomatenpaste und würzigem Schafskäse

Pintxos mit gegrillten Sardinen, Zitronenpaste und schwarzen Oliven

und

und

und

Wie gesagt die Auswahl ist schier unbegrenzt und wenn Du davor stehst, hast Du eigentlich nur noch zwei Probleme, so drückte es Raphael aus.

Erstens: welchen Pintxos als ersten und

Zweitens: die Reihenfolge für die weiteren wählen.

Denn eines ist klar: Die haben echt Suchtpotential.

Da sehr starke Windböen und starker Seegang angesagt waren, beschlossen wir für uns unüblich am späten Donnerstagnachmittag etwas weiter landeinwärts zu fahren. Die Hafenmole auf der die beiden am Dienstag noch in der Sonne saßen, war gegen Nachmittag schon sehr nass, da die erste Gischt darüber ging. Für den Abend und die Nacht waren doppelt so hohe Wellen vorausgesagt.

Wochenende in Gernika

Durch weiteren Regen, heftigen Wind und über kleine Sträßchen ging es weiter nach Gernika. Einer Stadt rund 25 Kilometer landeinwärts mit einer traurigen Geschichte.

Über der Stadt beim Friedhof verbrachten wir eine wunderbar ruhige Nacht auf einem absolut ebenen Parkplatz unter dem schon üblichem Polizeischutz. Alle 3 bis 4 Stunden fuhr ein Streifenfahrzeug langsam über den Platz.

Gernika, auf baskisch Guernica erlangte traurige Berühmtheit am 26.04.1937. Der damalige Diktator Franco lies von Hitlers Legion Condor mit italienischer Unterstützung die Stadt ohne Vorwarnung bombardieren. Es handelte sich um das erste flächendeckende Bombardement, bei dem es ausschließlich und vorausberechnet um rein zivile Opfer ging. Dies und die Beteiligung Deutschlands und Italiens löste weltweite Entrüstung aus. Die damalige baskische Regierung meldete 1.654 Tote und 889 Verletzte. 80% der Gebäude wurden völlig zerstört.

Picasso schuf anlässlich dieser Tragödie sein Bild Guernica. Es handelt sich um ein   3,50 m x 7,80 m großes Ölgemälde. Es ist eines der bekanntesten Werke Picassos.

Da Gernika mit rund 20.000 Einwohnern über viele Geschäfte, Bars und Sehenswürdigkeiten verfügt, fiel es meinen Beiden leicht die etwas regnerischen Tage mit bummeln und ausgedehnten Spaziergängen zu überbrücken.

Für Sonntag war dann wieder Sonnenschein und besseres Wetter angekündigt.

Bermeo

16.04.2023. Früh morgens ging es die rund 25 Kilometer nach Bermeo, an den Atlantik zurück. Ich war auch froh nach den feuchten und unangenehm nassen Tagen in Gernika wieder etwas Bewegung zu bekommen. Meine Reifen begannen ja schon in den Pfützen auf dem permanent nassen Asphalt aufzuquellen. Schnell war die Strecke zurückgelegt und nach einigem Umherirren (danke liebes Navi !) fanden wir oberhalb Bermeo den neben einem Friedhof gelegenen offiziellen Stellplatz. Zum Glück waren wir früh dran. Keine Stunde nach unserer Ankunft war der Platz voll. In der ganzen Gegend gibt es nur wenige Stellplätze die nicht mit einer 2 Meter Höhenbeschränkung versehen sind. Die ganze Küste hier ist ein Surfer Paradies und wohl daher WOMO geschädigt. In vielen Orten dürfen Fahrzeuge über 5 Meter Länge oder über 2 Meter Höhe gar nicht in das Stadtgebiet und schon gar nicht an die Strände oder in die Häfen.

Statt Worte, lassen wir heute einfach Miss Piggy auf Wiedersehen sagen. Wir haben das Kultschwein das hier auf Marylin Monroe und Grand Dame macht im Schaufenster eines Optikers in Gernika entdeckt.

AUF WIEDERSEHEN

Entlang den Pyrenäen

Girona

Am späten Vormittag des 23.03.2023 kamen wir auf dem gemeindeeigenen Stellplatz in Girona an. Den hatten wir zum Glück mit Hilfe von womo-iberico.de gefunden. Es gibt noch einen weiteren gemeindeeigenen Stellplatz in Girona. Der ist nur 10 Gehminuten vom Zentrum entfernt kostet 18,- € für 24 Stunden. Allerdings umgeben von einer über 2 Meter hohen Betonmauer und sehr vielen Wohnblocks. Laut park4night mit so engen Stellplätzen, dass beim Aussteigen die Aufbautür eines WOMOs an die Karosserie des benachbarten schlägt. Sicher und videoüberwacht aber das konnten wir uns dann doch nicht vorstellen. Die Krönung war dann auf der Website zu lesen. Die 24 Stunden Parkzeit für 18,- € beginnt in dem Moment in dem man per App die Reservierung vornimmt und den Code für die Schranke erhält. Liest man das nicht und reserviert bevor man am vorherigen Stellplatz losfährt, sind unter Umständen schon einige Stunden der Parkzeit verstrichen.

Einfach in einem Wohngebiet, wie park4night das empfiehlt wollten wir sowieso nicht übernachten. Zumal einige park4night Nutzer von sehr heftigen Strafmandaten an solchen Plätzen berichteten.

Dank Google Maps fanden die beiden schnell eine Buslinie, die 5, die in die Innenstadt von Girona fuhr. Die nächste Haltestelle gerade mal 5 Fußminuten entfernt. Wer jetzt auf eine Schilderung des Tarif und Zonendschungels an der Bushaltestelle und anderem wartet wird nun böse enttäuscht. Einsteigen, dos personas sagen, mit Kreditkarte bezahlen und ab geht’s. Pro Person 1,40 € egal wohin im gesamten Stadtgebiet. Super! Wie in Südfrankreich, da gibt es ähnliche Regelungen für ganze Regionen.

Also ging es nach einer kurzen Mittagspause für die beiden mit dem Bus ab nach Girona. Am Nachmittag tummelten sich an den Hotpots der Altstadt wie erwartet schon massig Touristen mit der entsprechenden dazugehörigen Geräuschkulisse. An sich ja nicht schlimm, nur eben für meine beiden. Aber sie nutzten die Zeit um sich zu orientieren in der oficina de turisme einen Stadtplan zu holen. In einem schnuckeligen Altstadt Cafe entdeckte Raphael im ersten Obergeschoß zwei winzige Balkone auf denen man sitzen konnte um einen Cafe americano oder ähnliches zu genießen.

War echt toll, über den Touristenströmen zu sitzen und den Cafe zu genießen, erzählten die beiden. Girona ist eine angenehme bunte Stadt mit einer sehr langen römischen und karolingischen Tradition. Die berühmten bunten Häuser am Fluss Onyar und viele sehenswerte oft skurrile Ecken und Gässchen machen Girona wirklich sehenswert.

Am Freitag nahmen meine beiden sich dann vor früh die Stadtmauer zu erklimmen und komplett abzugehen. Sie ist eine der längsten noch erhaltenen Stadtmauern in ganz Europa.

Danach ging es zum Markt, dem Mercat del Lleo. Über ein sehr schönes Erlebnis, das dort stattfand in einem anderen Zusammenhang und Artikel mehr. Eigentlich war geplant am Samstag auf den richtigen Wochenmarkt in Girona zu gehen. Allerdings haben die beiden diesen Plan nach den Touristenströmen am Donnerstagnachmittag schnell wieder verworfen. Der Samstags Markt in Girona ist weithin bekannt und lockt auch Busse voller Touristen regelmäßig an. Meine beiden entschlossen sich am Samstagvormittag gemütlich mit mir weiterzufahren und lieber in einem kleineren Städtchen ohne die Gefahr einer Reizüberflutung einen Wochenmarkt zu genießen.

Besalu und Beuda-gegensätzlicher geht es kaum

25.03.2023. Also ging es nicht weit entfernt nach Besalu. Einem bekannten mittelalterlichen Städtchen mit einem originalen Altstadtensemble. Einen gemeindeeigenen Stellplatz sollte es auch geben.

Den fanden wir auch problemlos. Allerdings war der nur für 3 WOMOs geplant, der Restwaren Parkbuchten für PKW. Mit etwas Geschick konnte auch ich in so einer PKW Parkbucht versenkt werden ohne allzu sehr herauszuragen. Aber gleich gegenüber dem Parkplatz fuhr die Touristen Bimmel Bahn zur Stadtbesichtigung los. Die ersten hundert Meter vor der mittelalterlichen Brücke war ein Souvenirgeschäft am anderen. Beides ist für meine beiden ein absolute no go! Mir gefiel es auch nicht auf dem PKW Parkplatz. Es war eng, sehr staubig und eigentlich außer den drei erwähnten WOMO Plätzen Parkverbot für WOMOs. In Sichtweite war eine Wiese oder besser ein Platz wo 20 bis 30 WOMOs standen. Kreuz und quer und zum Teil mit Müllbergen an den Grasrändern. Bitte, bitte da will ich auf gar keinen Fall hin!

Raphael hatte Erbarmen mit mir. Eigentlich mit uns allen dreien. Er hatte die gleichen Gedanken wie ich und entdeckte in Beuda 5 Kilometer weiter in die Berge einen gemeindeeigenen Stellplatz mit einem Trinkwasserbrunnen im Dorf. Na also. Los ging es!

Am Ortseingang ein schöner Parkplatz mit toller Aussicht, aber mein Navi sagte es seien laut Koordinaten noch 250 Meter zum Stellplatz. Also gut, alte Nörgeltante. Kurz darauf musste ich mich entschuldigen. Danke liebe Nörgeltante.

Ein sauberer ebener asphaltierter Platz neben einem kleinen Sportplatz mit Kinderspielplatz und einer kleinen Gemeindehalle. Allerdings ohne WOMO Schild.

Aber erst mal parken und dann wie immer jemanden suchen, den man fragen kann. Raphael staunte nicht schlecht, als er die 50 Meter zum Dorf zurücklief. Das Dorf bestand aus der Kirche, dem Rathaus, zwei Wohnhäusern und einem Restaurant. Das war alles. Kurios, oder? Ein Rathaus, eine Kirche, ein Restaurant aber nur zwei Wohnhäuser. Dieses Ensemble hatte es aber wie sich noch zeugen sollte in sich. Und wie.

Zufällig lief Raphael ein Mann über den Weg, bei der Bevölkerungsdichte fast schon ein Wunde, oder? Raphael frug wie immer ob es o.k. sei unten am Platz über das Wochenende zu parken und am Dorfbrunnen vor der Kirche Wasser zu holen. Der Mann bestätigte beides und stellte sich Raphael per Handyübersetzer als der Bürgermeister vor. Gerne können wir stehen und er freue sich uns zu begrüßen. Wenn wir wollten würde er im Gemeindehaus die Toiletten aufschließen und das Wasser aufdrehen. Na bitte. Beides brauchten wir nicht. Da wir lieber das Dorfbrunnenwasser ohne Chlor als welches aus der Leitung nehmen. Nach dieser freundlichen Begrüßung setzte raphael seine Erkundung fort. Das Restaurant interessierte ihn da es nach 16.30 Uhr immer noch voll besetzt war, was eher unüblich ist. Die meisten Lokale hier öffnen um 13.00 Uhr und schließen um 17.00 Uhr mit der Hauptzeit zwischen 13.30 Uhr und 16.00 Uhr.

Raphael googelte das Restaurant mit dem Namen Montserrat. Nur spitzen Bewertungen von Einheimischen und absolut traditionelle regionale Küche. Was auch gut war, ein Familienbetrieb. Mittlerweile kamen auch die Gäste aus dem Lokal. Ausnahmslos ältere Herrschaften. Na wenn dann das Lokal nicht gut ist. Im Hanauerland ist es auch so. Die Lokale wo die meisten älteren Elsässer essen gehen sind die besten und haben ein gutes Preis Leistung Verhältnis.

Raphael beschloss Sybille zu überraschen und reservierte bei der Tochter des Hauses einen Tisch für Samstag 13.00 Uhr. Da sie englisch konnte einen am Rand, um mehr Ruhe zu haben. Zu viele Geräusche und Gemurmel bringen meinen beiden ja in Schwierigkeiten.

Sybille staunte nicht schlecht beim Frühstück am Samstag zu hören, dass nichts gekocht werden sollte und sie eingeladen sei. Kurz vor 13.00 Uhr machten die beiden sich auf den weiten Weg zum Restaurant, wo sich gleich darauf ankamen. Die Tochter des Hauses hatte sich Raphaels Bitte wegen der Ruhe gemerkt und bot ihnen statt dem vorgesehenen Tisch in einer Ecke des große Saales einen Zweiertisch  auf der Terrasse an. Sehr aufmerksam und gastfreundlich. Dort war es ruhig, wunderbar sonnig und es gab nur noch drei weitere Tische.

Die Speisekarte war schnell mit dem Übersetzer abfotografiert und übersetzt. Es war klar, das würde ein kulinarischer Nachmittag erster Güte werden. Auf Details verzichte ich. Speisen von denen Du noch nie gehört hast, die Dir aber schon beim Lesen den Mund wässrig werden lassen. Beide aßen drei Gänge, tranken einen Liter Hauswein, der zum Menü gehörte und zur Verdünnung eine Literflasche Mineralwasser für sage und schreibe 39,50 €. Der WAHNSINN! Die beiden hatten viel Spaß, genossen die Sonne, das Essen und den Wein. Die Bedienung freute sich riesig als Raphael nach der Rechnung folgende Frage stellte: „the same Place, the same time, tomorrow?“ Sybille staunte erst und freute sich dann noch mehr als die Bedienung über die spontane Idee von Raphael. Diese Reaktion von Raphael hätte sie nie erwartet. Kurz um am Sonntag the same Procedere. Frag nicht. Es war mindestens genauso genial aber dennoch komplett anders als am Tag zuvor. Die beiden wurden bis zum Frühstück am Montag mit Schwärmen und erzählen über die Speisen, den Wein und den Ausblick von der Terrasse nicht fertig.

Nach Wasserbunkern unter mehrmaligem laufen mit den Kanistern, da der Dorfplatz mit dem Namen Placa major, ja so heißt er wirklich, trotz der minimalen Bebauung. Es ging in eine Vulkangegend.

Schlafende Vulkane

27.03.2023. In der Nähe von Santa Pau, einem wunderschönen verschlafenen Dörfchen gibt es einige ebenfalls schlafende Vulkane.

Wir parkten auf der Area de Santa Margarida. Die beiden marschierten zum Volca de Santa Margarida. Es ging durch einen dichten Wald und zu einen Bauernhof, dessen Besitzer sich ein Zubrot mit originellen Schnitzereien und Getränken verdient.

15 Minuten später standen die beiden am Kraterrand, mit einem Durchmesser von 350 Meter. Von dort sahen sie 60 Meter tiefer in der Mitte des Krater Grundes die kleine Kapelle Santa Margerida.

Nach einer Nacht in Sant Joan les Fonts auf dem gemeindeeigenen Stellplatz ging es am nächsten Morgen zu den Basalt Säulen direkt am Fluß Ter.

Der beste Bocadillo ever!

28.03.2023. Das Dorf Castelfollit steht wie Cate Blanchet und Leonardo di Caprio auf dem Bug der Titanic auf der Spitze einer Basaltsäulenerhebung. Das wollten wir uns gerne ansehen. Aber wieder einmal, alle empfohlenen Stellplätze, selbst Parkplätze mit Blick auf das Dorf weit oben über dem Abgrund entweder mit Schildern die die Durchfahrt verbieten oder mit 1,90 Meter Beschränkung. Die beiden konnten also nur vom Straßenrand flüchtig ein Foto schießen.

Etwas enttäuscht fuhren wir gemütlich nach Sant Joan de les Abadesses, immerhin schon 773 Meter hoch. Dementsprechend waren schon die ersten Ausblicke Richtung Pyrenäen. Direkt am Fluss neben einer alten Brücke war der gut ausgestatte und hoch über dem Ter gelegenen Stellplatz.

Die alte Brücke aus dem 15. Jahrhundert im gotischen Stil hält mit ihrem mittleren Bogen, der 33 Meter überspannt, den mittelalterlichen Rekord Spaniens. Durch ein Erdbeben im frühen Mittelalter war die Brücke zerstört worden aber wegen der wichtigen Verkehrsverbindung originalgetreu wieder aufgebaut worden.

Wie üblich machten die beiden einen kleinen Stadtrundgang. Wie üblich, um nach der Fahrt in dem jeweiligen Ort auch richtig anzukommen gab es wie immer einen Cafe americano. Im Cafe Centre stand auf einer Schiefertafel etwas von spektakulär. Was Raphaels Neugier weckte, da es dabei um etwas Essbares ging.

Es wurde ein Bocadillo angeboten, aber nicht irgendeiner, sondern wirklich ein spektakulärer! Er war belegt mit gerösteten karamellisierten Zwiebeln, gegrilltem Salzschinken, Ziegenkäse Mayonnaise, einem dünn geschnittenem gegrilltem Schweinerückensteak und warmer Tomatenpaste. Ein wahrhaft spektakulärer Bocadillo als Menü der Woche. Er war die ganze Woche über nach 15 minütiger Zubereitungsdauer zu bekommen. Für unglaubliche 5,80 €.

Genauso spektakulär war die Wanderung an dem noch kleinen Flüsschen Ter entlang. Ein schmaler Pfad wie es Sybille gerne als Abenteuerwanderung bezeichnet.

Links und rechts übersät mit blauen und weißen Frühlingsblühern und an manchen Stellen mit unglaublich viel Bärlauch. In der Gegend sammelt niemand den Bärlauch als Gewürz oder Speise. Auch viele der frischen Kräuter werden in der hiesigen Küche nicht verwendet. Es werden bevorzugt Salz, Pfeffer und Olivenöl zur Geschmacksgebung der Speisen verwendet.

Verrückte Irrfahrt-dennoch grandios!

29.03.2023. Unser Plan war von Ripoll nach Huesca auf der Autobahn zu fahren und dann weiter nach Riglos zu den Mallos. dazu später mehr. Wir wollten die Fahrt durch die Pyrenäen und den Naturpark Cadi-Moixero im Herbst auf der Fahrt von Deutschland zurück nach Spanien verlegen. Es war in den Pyrenäen noch zu kalt, da die Fahrt fast bis auf 2.500 Meter Höhe geführt hätte.

Kurz nach Lleida war die Autobahn zu Ende. Mein Navi die dumme Nuss führte uns weiter über kleine Sträßchen. Die Ankunftszeit war immer noch die gleiche, weshalb sich niemand etwas über die Routenführung dachte. Es wurde immer bergiger, waldiger und einsamer. Irgendwann meinte mein Navi wir wären gleich in Riglos, was uns aber sehr sonderbar vorkam, da Riglos nicht auf weit über 1.600 Höhenmeter liegt. Genau auf der Passhöhe des Col de Port berechnete mein Navi plötzlich die Route neu und siehe da, es waren noch über 3 Stunden Fahrzeit und über 250 Kilometer. So eine doofe Nuss, das gibt es ja wohl nicht. Führt uns in die Berge in die wir nicht gewollte hatten und tut dann so, als ob es jetzt grade fröhlich weiterginge.

Allerdings muss selbst ich, der bei all diesem bergauf am meisten geschwitzt hatte etwas zugeben. Die Strecke war einfach unglaublich. Hohe Gipfel. Stauseen an deren Ufer sich die Straße schlängelte. Die Stauseen übertrafen mit ihrem türkisgrünen Wasser und den steilen Gipfeln um sie herum alles. Über 15 Tunnel an deren Ende sich jedes Mal ein neues Szenario bot. Ich glaube ich muss mich bei der doofen Nuss, sorry, bei meiner Navigtions Gefährtin wirklich entschuldigen. Allein die Abfahrt von dem Col de Port nach la Pobla de Segur mit unendlichen Serpentinen war jedes Krümelchen meines Gummi Abriebes an den Reifen in den engen Serpentinenkurven wert. In La Pobla de Segur auf 508 Meter in der Serra de Boumont fanden wir dann reichlich k.o. einen Stellplatz am Stausee von Talam.

Mittlerweile waren wir annähernd 6 Stunden unterwegs gewesen. Von Ripoll nach Riglos waren etwa 3,5 Stunden eingeplant gewesen. Der Stausee von Talam ist ein erschreckendes Beispiele für den Klimawandel und die Trockenheit in Spanien. Wie man an seinen Ufern sehen konnte, fehlte ihm weit mehr als die Hälfte seines Wassers. das Ende des Winters. Zu dieser Zeit sollte er eigentlich fast zum Überlaufen gefüllt sein.

Immer noch grandios und nur noch ein wenig verrückt geht es weiter

30.03.2023. Von La Pobla de Segur ging es nach Tremps. Wieder durch Schluchten, durch Canyons an Stauseen wie dem von Camarasa entlang.

Das was wir von den Canyons sehen konnten, kann locker mit dem Grand Canyon mithalten. Die ersten Geier waren am Himmel kreisend zu sehen. Alles weitere kommentarlos. Die Serra de Montsec ist einfach umwerfend mit ihrer Wildheit und Schönheit.

Von Balaguer Richtung Huesca auf die Autobahn und dann nach weiteren 5 Stunden Fahrt endlich nach Riglos. Statt der geplanten 3,5 Stunden von Ripoll nach Riglos waren wir für diese Strecke satte 12 Stunden unterwegs. Wir waren uns alle drei einig: Es hat sich jeder Kilometer gelohnt.

Die los Mallos

31.03.2023.In Riglos an den los Mallos angekommen waren wir zum einen vom Anblick überwältigt aber auch enttäuscht. Enttäuscht weil in Riglos aus mittlerweile wohlbekannten Gründen im gesamten Gebiet keine Übernachtung mit einem WOMO mehr geduldet wird. Eventuell nur noch am Friedhof, was aber unklar war. Die beiden wollten am nächsten Tag eine Wanderung rund um die außergewöhnliche Fels Formation der los Mallos machen.

Aber ohne einen Stellplatz hätten wir am nächsten Morgen wieder 9 Kilometer steil bergauf fahren müssen.

Ich war froh darüber, da bei den Los Mallos ein extrem starker Wind blies. Der einzige eventuell mögliche Stellplatz wäre beim Friedhof von Riglos gewesen. Der liegt auf einer Kuppe völlig ungeschützt und dem Wind ausgeliefert. Nein danke, dann doch lieber nach Murillo bevor ich wieder auf das Übelste durchgeschüttelt werde. Selbst in park4 night wird häufig auf diesen Wind speziell an diesem Platz hingewiesen. Deshalb übernachteten wir im Tal in Murillo. Auf dem Parkplatz eines Abenteuer Betriebes, der Rafting und Kajakfahrten anbietet fanden wir viel Platz für meine Karosse. Raphael fragte beim Betreiber wegen der Übernachtung um Erlaubnis. Kein Problem meinte der. Allerdings füllte sich der Parkplatz ab 17.00 Uhr erschreckend schnell mit PKW, Pickups und anderen WOMOs. Alles Rafting und Kajak Fans. Um 19.00 Uhr war es schon ein Problem die Aufbautür zu öffnen ohne ein anderes Fahrzeug zu berühren. Gefiel uns dreien natürlich gar nicht, was ist es da schön bei einer kuscheligen Ermita im Wald alleine oder bei San Sebastia de Montmajor zu stehen.

Agüero, ein kleines Bergdorf

01.04.2023. Nach dem gestrigen Parkplatzerlebnis suchten die beiden eine  neue Bleibe für uns. 5 Kilometer bergauf liegt Agüero, laut Presse eines der schönsten Dörfchen Spaniens. Mit eigenen Mallos, unendlich vielen Geiern und einem Campingplatz.

Auf dem Campingplatz war außer mir nur noch ein anderes Fahrzeug mit einem Wohnwagen.

Es war sehr idyllisch und wir konnten vom Stellplatz aus über den Mallos Dutzende Geier kreisen sehen und auch ihren Ruheplatz in den Felsen beobachten.

Zum Thema eines der schönsten Dörfer Spaniens kann man geteilter Meinung sein. Wir wissen aber nicht von wann der Presseartikel mit diesem Titel war.

Jetzt wird es aber wirklich mehr als Zeit die Seite zu wechseln und die Atlantikküste unsicher zu machen und die dortigen Stellplätze und schönen Sträßchen unter die Allwetter-Reífen zu nehmen. Was freu ich mich da drauf! O.k. nicht nur ich, die beiden brennen auch schon sehr darauf.

Spanisch FELICES PASCUAS oder auf

baskisch ASTE SANTU ZORIONTSUA

Oder einfach FROHE OSTERN von uns Dreien

Mein neuer Alternador – Glück im Unglück

Was für ein aufregender Tag

16.03.2023. Die beiden Tage und Nächte in San Sebastia de Montmajor waren sehr entspannt. Meine beiden machten mit Hilfe von outdooractive eine Wanderung. Es sollte etwa 2,5 Stunden über insgesamt 7 Kilometer und knapp 300 Höhenmeter zu einem Aussichtsturm gehen. Aber nach knapp 1,5 Stunden waren die beiden total k.o. wieder zurück. Der Anstieg war extrem anstrengend. Der Wanderweg war mal einer gewesen. Er war nur noch eine zum Teil über einen Meter tiefe schmale Rinne. Die Fahrer der Gelände-Motorräder, die hin und wieder im Wald zu hören waren, hatten ganze Arbeit geleistet. Loses Geröll und Schotter auf nacktem Fels zum Teil mit Stufen von mehr als einem halben Meter Höhe. Was halt Gelände-Motorräder beim Bergauf und Bergab fahren so anrichten.

So war der Anstieg extrem schwierig und ebenso kräftezehrend. Umkehren kam nicht in Frage, da an vielen Stellen beim Aufstieg fast schon kein Halt mehr zu finden war. Unvorstellbar da heil runterzukommen. Also bei der ersten Möglichkeit kehrt gemacht und auf einem Langholzhighway zu mir zurückmarschiert.

Alles andere in San Sebastia de Montmajor war mehr als in Ordnung. Erholung für uns alle drei in reinster Form. Ruhe, Entspannung, Natur alles in sehr großen wohltuenden Dosen.

San Sebastia de Montmajor am Ende der Welt? Völlig egal! Jeder Zeit sehr gerne wieder!

Am Vormittag ging es knappe 20 Kilometer in einer Stunde ( Du weißt ja mittlerweile sicher genau warum ) nach St. Miguel del Fay. Ein ehemaliges Benediktinerkloster.

Im hintersten Kessel einer Schlucht zwängt sich das Klösterchen auf einem Felsvorsprung in die Steilwand. Grandios, wie auch die Fahrt dorthin, streckenweise mit einem Tempolimit von 20 km/h. Des Weiteren finden sich dort ein Wasserfall ( leider fast ohne Wasser ) und eine Tropfsteinhöhle.

Zum Kloster gelangt man nur durch eine Felsspalte zu der eine romanische Brücke führt. Das und das Panorama alleine entschädigte schon voll und ganz für die Anfahrt. Denn mehr als das Kloster von außen oder aus der Ferne anzusehen ging nicht. Die Parkplätze, die Außenanlage, das gesamte Gelände, alles war ganz neu angelegt und hoch technisiert. Wohl mit Fördergeldern für den Tourismus gesponsert. Genau zu unserem Besuch waren etwa 70 Personen dort, alle fein gekleidet und mit Laptops, Tablets und Unmengen Papier bewaffnet um die Umsetzung der Fördergelder zu begutachten.

Meinen beiden wurde gesagt, dass deshalb keine Besichtigung, kein Rundgang, rein gar nichts möglich sei. Auch der Zugang zum Wasserfall und zu der Tropfsteinhöhle war nicht möglich. Sehr, sehr schade.

Also weiter nach Vic, wo wieder einmal nach den Tagen in San Sebastia de Montmajor Ver- und Entsorgung anstand. Vielleicht auch eine dringend nötige Wäsche für mich? Wäre schön.

Aber auf der Fahrt dorthin, die ich eigentlich wegen der kurvigen und aussichtsreichen Streckenführung hatte genießen wollen bekam ich immer wieder so etwas wie Schwächeanfälle und mir wurde permanent schwindlig. Zuerst dachte ich wegen den schmalen Sträßchen und den von mir geliebten unendlichen Kurven.

Nein, nein, nein!

Einblick in die Stadt Vic

Bin wohl doch nicht mehr so taufrisch, wie ich mich fühle.

Meine Warnleuchte mit dem Batterie Symbol ging an und aus, was Raphael schnell bemerkte und was ihm gar nicht gefiel. Kurz vor Vic ging die  Warnleuchte dann gar nicht mehr aus und Raphael war froh, es noch bis zum städtischen Stellplatz bei den Sportzentren geschafft zu haben.

In meinem Handbuch nachgelesen war schnell klar, ich hatte ein ausgewachsenes Problem. Dort stand, dass diese rot leuchtende Kontrollleuchte dem Fahrer nur eine einzige Botschaft übermitteln soll:

Ab in die nächste Werkstatt und das el mes aviat possible, also schnellstens, wie der Katalane hier zu sagen pflegt.

Also Alex angerufen und die befürchtete Antwort bestätigt bekommen. Er war sich ziemlich sicher, dass es nur die Lichtmaschine sein konnte. Mann o Mann und das mit noch nicht einmal 100.000 Kilometern.

Was für eine Schmach!

Das war dann die erste Bewährungsprobe für die ADAC Mitgliedschaft. Der ADAC hat mit Bravour bestanden. Nach 2 Stunden fuhren wir zu einer Fiat Professional Werkstatt, die schon alles Wesentliche vom ADAC erfahren hatte. Kurze Strecken sollten auf jeden Fall noch gehen. Es wurde alles durchgemessen und gecheckt mit der für mich niederschmetternden Diagnose:

Altenador defectuos oder auf Deutsch statt auf Katalan defekte Lichtmaschine.

Merde, sicher mehrere Tage auf dem Stellplatz in Vic mit Warten verbringen, bis das Ersatzteil da ist. Aber der Stellplatz darf nur für maximal 48 Stunden genutzt werden. Bei meinen beiden und auch mir, Gedanken über Gedanken. Die beiden blieben im Gegensatz zu mir relativ gelassen. Wie ich hörte waren sie selbst über ihre Ruhe erstaunt, war doch die Nachricht gewiss keine gute.

Aber wie sagt Raphael als Sonntagskind immer: „Positiv denken, gelassen bleiben und ein Sonntagskind geht nie unter!“

Stimmt!

Die Bürochefin erklärte uns auf Englisch was der Werkstattmeister, Jordi, zu sagen hatte.

Das Ersatzteil sei vorrätig (Incroyable!), es könne am kommenden Tag eingebaut werden. Da der Eingriff bei  mir aber nicht geplant sei, müsse Jordi mich zwischenreinschieben und benötige mich deshalb den ganzen Tag.

Sybille und Raphael bot er an sie um 09.00 Uhr an den Rand der Altstadt von Vic zu fahren und sie dort auch am Nachmittag nach der Reparatur wieder abzuholen. Unentgeltlich, wie er betonte. Die  beiden könnten ja nichts für die unfreiwillige Pause.

Also doch Glück im Unglück.

Alles ging wie besprochen über die Bühne und meine beiden wurden kurz nach 09.00 Uhr von Jordi nach Vic gefahren.

Sie hatten wie ich auch ein sehr gutes zuversichtliches Gefühl mit Jordi und der Werkstatt.

Zwischendurch ging es ihnen in Vic wohl mal nicht so gut, da ihnen wie in Montserrat die Menschen einfach zu viel wurden. Aber bei der Stadtbesichtigung fanden sie immer wieder ruhige Ecken und Cafés zum gemütlichen Verweilen.

Ich kann kaum etwas berichten, da ich wie bei Emergency Room von Jordi und seinem Team sozusagen unter Vollnarkose (abgehängte Stromversorgung) operiert wurde.

Gegen 16.15 Uhr nahmen Sybille und Raphael mich wieder in Empfang. Alles bestens meinte Jordi, die Rechnung lag weit unter dem erwarteten Betrag und alles fühlte sich gut an.

Raphael wurde von Sybille aus der Parklücke auf dem Werkstattparkplatz gelotst und gab ihr aus Übermut ein Signal mit der Lichthupe. Aber was war denn jetzt los. Die Lichthupe ging, aber ansonsten war ich blind! Kein einziges Licht, nicht einmal die Tachobeleuchtung ging!

Eine Nebenwirkung des Eingriffes?

Raphael holte Jordi, der meinte, dass das Problem sicher schnell behoben sei, wahrscheinlich eine defekte Sicherung. Die Bürochefin wiederholte immer wieder: „dont worry“.

Nach etwa einer Stunde und drei weiteren dont worrys teilte uns Jordi sichtlich frustriert mit, dass er mich mit in die Werkstatt nimmt und ich nochmal auf die Hebebühne muss. Was zum Teufel sollte denn das, da war ich doch gerade volle 7 Stunden gewesen.

Eine weitere Stunde später kam Jordi in den Warteraum und verkündete mit einem triumphierenden Lächeln: „I have found the problem!“.

Alle drei kamen zu mir in die Werkstatt. Stolz präsentierte Jordi mein völlig auseinandergenommenes Armaturenbrett. Er ruckelte an einem Stecker der zur Tacho- Beleuchtung ging, und ich konnte wieder sehen. Meine Beleuchtungsanlage funktionierte. Er ruckelte wieder an diesem Stecker und ich war blind.

Ein defekter, wackeliger Stecker  war die Lösung des Problems.

Raphael hatte die ganze Zeit Sybille versichert, dass es die Mechaniker Ehre von Jordi nie zulassen würde die Fehlersuche erfolglos aufzugeben. Schon gar nicht am Freitagabend kurz vor Feierabend. Wie recht er hatte, eher hätte Jordi Überstunden gemacht.

Nach einer weiteren halben Stunde fuhr Jordi mich dann aus der Werkstatt. Dieses Mal wirklich vollkommen geheilt.

Es war nun auch klar, dass meine Erblindung rein gar nichts mit meinem Eingriff zu tun hatte. Meinen beiden bestanden daher darauf die zusätzliche Arbeitsleistung zu bezahlen.

Aber weit gefehlt!

Wie schon vermutet, teilte Jordi uns mit, dass das für ihn selbstverständlich gewesen sei und er das gerne gemacht habe. Nach einigem Hin und Her durften die beiden eine Stunde Arbeit bezahlen. Wohlgemerkt eine Meisterstunde. Sie konnten es kaum glauben, 58,- €. Klar, dass Jordi ein ordentliches Trinkgeld bekam, das er aber nur annahm, weil Sybille es ihm mit dem Zusatz gab: „ ve del cor“. Das heißt auf Katalan es kommt von Herzen.

Wir wurden von Jordi kurz vor seinem Feierabend um 19.00 Uhr und vor dem Wochenende mit Handschlag und Schulterklopfen verabschiedet. Also Sybille und Raphael, ich nicht. Mich hatte er ja an diesem Tag schon genug getätschelt.

Wer weiß wie viele Werkstattbesuche und wie viele vielleicht ergebnislose Stunden der Suche nach dem wahren Defekt in einer anderen Werkstatt mit ungewissem Ausgang nötig gewesen wären. Zu Jordi hatte ich ja schon vollstes Vertrauen gefasst.

DANKE JORDI!

Der gemeindeeigene Stellplatz, wie so oft bei den Sportanlagen, war ganz passabel. Direkt neben einem großen Platz von dem morgens Heißluftballone zu Rundflügen über die Serra Montseny starten. Die Bezahlung für den Stellplatz war allerdings skurril.

Pro Nacht, die man dort stand waren 5,- € fällig, inklusive Entsorgung. Nur und ausschließlich zu bezahlen in der oficina de turisme. Gute 4 Kilometer vom Stellplatz entfernt in der Fußgängerzone. Toll zu erreichen mit einem WOMO! Die oficina de turisme hat natürlich auch ab Freitagabend bis Montagfrüh geschlossen! Die Kennzeichen der geparkten WOMOs werden aber jeden Abend von der Policia kontrolliert. War ein Kennzeichen nicht auf der Liste die der Policia von der oficina de turisme vorlag war ein Bußgeld fällig.

Aber hallo, wer nach 19.00 Uhr oder am Wochenende ankommt hat gar keine Chance um ein Bußgeld herumzukommen. Sehr Touristenfreundlich.

Aber es geht noch besser in Vic. Frischwasser gab es nur gegen den Einwurf von 1,- € Münzen, dann aber gleich 100 Liter. Allerdings war der Automat defekt, ein anderer WOMO Fahrer hatte gut sichtbar versucht mit 50 Cent Münzen den Automaten zu füttern, der daher an Verstopfung litt.

Das schönste war aber der Automat um Strom zu bekommen. Er war so einfach zu bedienen, dass selbst spanische WOMO Fahrer ratlos davor standen und sich nicht zu helfen wussten.

Wir sollten zum Glück bald bewiesen bekommen, dass es auch ganz einfach und völlig unkompliziert funktionieren kann.

Zur Stadt Vic erzähle ich jetzt nichts, ich war ja in der Werkstatt.

Zeitvertreib in schönem Ambiente im Cafe Viena

Da man auf dem Stellplatz in Vic nur maximal 48 Stunden bleiben darf, ging es am Samstag wieder on the Road. Noch Tanken, Luft in meinen Reifen kontrollieren und es sollte losgehen.

Aber mein Raphael entdeckte noch eine WOMO Wellness Oase. Eine SB Waschanlage. Da ich doch recht staubig war, gestresst und etwas verschwitzt vom vorigen Tag, wurde ich gründlich shampooniert, dampfgestrahlt und dann auch noch, welch Luxus, klargespült.

Was war das für eine Wohltat. Wie fühlst Du Dich, verdreckt, verschwitzt nach einem stressigen Tag, wenn Du aus der Dusche kommst? Eben, Du verstehst mich!

Panta de Sau

18.03.2023. Der WOMO Verlag empfahl uns als nächsten Stellplatz am Stausee von Sau, den Parador de Turisme de Vic. Hoch über dem Stausee, bei einem Nobelhotel, das aber nur in der Saison geöffnet hat.

Nach 22 Kilometern in 65 Minuten, wie gewohnt kaum mehr als 40 km/h möglich, aber nach jeder Kurve ein neues Panorama das das der vorherigen Kurve locker toppte, kamen wir an.

Der Blick vom Stellplatz war wie versprochen grandios, aber kein einziges Fleckchen um meine von den rassigen Kurven erhitzten Reifen ausruhen zu lassen.

Just an diesem Tag fand ein Marathon rund um den Stausee statt. Alles voll von Autos und Menschen. Es gab kein einziges freies Plätzchen. An eine ruhige Nacht war da schon gar nicht zu denken.

Also die gleiche schöne Strecke mit geänderter Perspektive und wiederum tollen Panoramen retour und nach einer weiteren guten Stunde in Vilanova de Sau auf den gemeindeeigenen Stellplatz gerollt. Ein kleiner Stellplatz im Grünen an einem Bächlein. 5 Gehminuten unterhalb des Dorfes. Pro Nacht 10,- € mit allem inclusive was ein WOMO und seine Bewohner so braucht. Die Anmeldung erfolgte dieses Mal über einen QR Code.

Raphael bekam fast Zustände. Er kam und kam mit der App auf die er vom QR Code geleitet wurde nicht zu Rande. Na ja, ein Technikfreak ist er ja sowieso nicht. Zum Glück stand noch ein VW Camper mit 4 jungen Spanierinnen auf dem Platz. Die bat er dann schon ziemlich genervt um Hilfe. Die jungen Damen kannten das Problem von ihrer eigenen Anmeldung am Tag zuvor. Selbst diese Muttersprachler benötigten 20 weitere Minuten für die Registrierung. Allerdings bekamen sie es auch nur hin über ihre eigene Anmeldeseite vom Vortag und mit ihrer Kreditkarte. Alles andere ging einfach nicht. Der Wahnsinn.

Da das Wochenende recht verregnet war, gibt es ein paar Fotos von dem Patz, natürlich avec moi, der Gegend und von Vilanova de Sau.

Ein kleine Dörfchen, in das 1962 fast alle Bewohner des Stauseegebietes aus 5 Dörfern umgesiedelt worden waren. Da wir jedoch noch nichts vom Sau-See (sorry, das Wortspiel musste einfach sein) gesehen hatten, fuhren wir am Montagmorgen zur Staumauer des Panta de Sau, der den Fluss Ter staut.

Eine vorbildliche Gemeinde

20.03.2023. 1962 vollendet stellt der See eine wesentliche Quelle für die Wasserversorgung der ganzen Region Katalonien dar. Die Kirche des untergegangenen Ortes Sant Roma de Sau ist immer im See zu sehen. Selbst bei höchstem Wasserstand ragt die Kirchturmspitze gute 2 Meter aus dem Wasser. Bei unserem Besuch war wegen Wartungsarbeiten an der Staumauer kaum Wasser im See und die Kirche komplett zu sehen.

Leider konnten wir weder an der Staumauer übernachten, noch dort wie geplant wandern gehen. Die maximale Parkdauer beträgt gerade mal 20 Minuten. Schade, vor der WOMO Schwemme konnte man laut WOMO Verlag dort problemlos parken, wandern und übernachten.

Was aber die eindrucksvollen Panoramen nicht schmälerte. Der See ist umgeben von steilen Bergen mit eindrucksvollen tafelbergähnlichen Felsformationen. Die unteren Felsen sind rot gefärbt, nach oben hin werden sie immer grauer. Allen gemeinsam ist, dass sie fast senkrecht zum See hin abfallen.

Da keine Bleibe war, ging es eben weiter auf der Straße nach Viladrau auf 821 Metern Höhe. Das Dorf ist der Eingang zur Serra Montseny. Mit gerade mal knapp über 1.000 Einwohnern sehr beschaulich. Aber der gemeindeeigene Stellplatz, so was von modern und up to date. Aber hallo!

20 großzügige Plätze in toller Lage unterhalb des Dorfes. Alles inclusive für 4,- € am Tag und mit einer Anmelde Variante von der sich sehr viele andere Gemeinden etwas abschauen könnten.

QR Code scannen, sofort zeigt sich die Website in der Landessprache der SIM Karte auf. Selbst mein hochbegabter Technik Freak Raphael hatte die Anmeldung für eine Nacht in weit unter 5 Minuten erledigt, inclusive der Abbuchung der Standgebühr.

Na also Vic, Vilanova de Sau und wie ihr alle heißt, es geht doch ganz einfach, ohne Aufwand, ohne Strafmandate und vor allem ohne Ärger für alle Beteiligten.

Die Serra de Montseny

21.03.2023. Früh morgens ging es dann los in die Serra de Montseny. Nach allem was die beiden gelesen hatten eine atemberaubende Fahrt bis fast auf 1.700 Meter Höhe. Bevor ich mich in Superlativen ergehe, bitte ich Sybille und Raphael einfach die Bilder sprechen zu lassen.

Was ich neben der Fahrt noch sehr faszinierend fand, war der dichte Buchenwald, der bis weit über 1.300 Meter Höhe reichte. Was für ein Erlebnis muss diese Fahrt erst im Herbst sein, wenn der Wald sich färbt.

Sant Esteve de Palautordera am Fuße der Serra de Montseny

22.03.2023. Nachdem wir nach der Tour durch die Serra Montseny noch in Sant Celoni mal wieder Wäsche gemacht hatten, begann der Tag auf einem empfohlenen Stellplatz hinter dem Schulzentrum neben einer gelbblühenden Rapswiese. Ein einfacher Sand- und Schotterplatz sehr ruhig außerhalb der Schulzeiten und aus einem kuriosen Grund unter Polizeibeobachtung.

An der Einfahrt des Parkplatzes steht ein neues Schild, das verkündet, dass der Parkplatz nur von 08.00 Uhr bis 19.00 Uhr geöffnet ist und an Wochenenden komplett für den Verkehr gesperrt. Was eine dicke Kette auch bildlich untermauert. Da wir uns nicht sicher waren, ob wir dann da parken können fragten die beiden einen LKW Fahrer der ebenfalls dort parkte. Der konnte ein wenig Deutsch und beruhigte meine beiden. Bis vor kurzem war der Parkplatz frei zugänglich. Aber einige junge Männer aus Sant Esteve hatten dort nachts mit ihren Autos und Motorrädern auf  dem losen Untergrund mit lauter Musik Driftübungen mit ihren Fahrzeugen gemacht. Direkt neben einem Wohngebiet etwas unklug. Es kam wie es kommen musste. Der Platz wurde wie erwähnt nachts und an den Wochenenden gesperrt. Allerdings finden in der Schule auch nach 19.00 Uhr immer wieder Termine statt, weswegen die Policia den Platz abends nicht absperrt, doch in der Nacht öfter anfährt. Solange keine Driftübungen mehr stattfinden wird er wirklich nur am Wochenende gesperrt. Sicherer konnten wir also kaum stehen.

Bei einer mehrstündigen Wanderung wurde meinen beiden klar, wie schlimm die Trockenheit hier in diesem Gebiet schon zugeschlagen hatte. Mehrere Bachläufe und kleine Flüsse die sie sahen, komplett trocken, wobei sie gerade jetzt im Frühjahr Wasser führen sollten. Im Wald reihenweise dürre, abgestorbene Bäume. Viele Büsche und junge Bäume, die jetzt nur so vor Vitalität strotzen sollten  mit braunen Blättern und völlig dürr. Ein Funke und man kann sich vorstellen, was in den hiesigen Korkeichenwäldern abgeht.

Mein Tipp für Deine kommenden Tage:

bis bald, dein Bruno

Meer ade, Berge ole

El Perello, fast am Meer

01.03.2023.

El Perello, park4night hat uns den Platz auf zwei Etagen, nur 100 Meter vom Meer empfohlen. Ein ruhiger, gemütlicher Platz. Kleines Touristendörfchen mit überraschend vielen Restaurants an der langen Promenade und auch im vermeintlichen Dörfchen. Vermeintlich deshalb, weil unser Stellplatz in El Perello Platges liegt, das eigentliche verschlafene El Perello liegt 5 Kilometer weiter landeinwärts. Hier fast nur leerstehende Ferienwohnungen und eben die Strandpromenade mit den unzähligen Restaurants und einem Hinweisschild in Hollywood Manier.

Like Hollywood

Am zweiten Tag machten die beiden eine ausgedehnte Küstenwanderung auf einem abenteuerlichen Pfad an der Steilküste und dem Meer entlang. Danach ging es weiter nach Calafat.

Da der Stellplatz in El Perello eigentlich nur für 24 Stunden genehmigt ist, aber täglich ein bis zweimal die Polizei auf Streife vorbeikam und nie etwas wollte, waren wir eben doch mehr als eine Nacht geblieben.

Jetzt endlich direkt am Meer, näher gehts nicht!

03.03.2023.

Calafat, ein riesiger asphaltierter Stellplatz direkt am Meer. Nicht unbedingt unser Traumplatz, aber eben und am wichtigsten direkt am Meer. Sybille und ich waren selig. in der Nacht das Meeresrauschen hören, grandios.

Allerdings ist mir wieder mal ein peinliches Malheur auf dem Weg dorthin passiert. Nachdem die beiden in einem Waschsalon noch die Wäsche erledigt hatten, wollten wir weiterfahren aber was war das denn!

Raphael legte den ersten Gang ein und hatte den Schaltknauf in der Hand! MERDE! Zum Glück kein Verkehr weit und breit und zum weiteren Glück hatte Raphael sofort reagiert und mit der Hand ohne Schaltknauf den ersten reingedrückt um wenigstens an den Rand fahren zu können.

Ich denke mit 20 Jahren bin ich wohl doch nicht mehr so jung, wie ich glauben möchte. Des Rätsels Lösung: Materialermüdung! Das Plastik-Klemmstück, das den Knauf auf dem Gestänge hält ist einfach zerbröselt.

Zum Glück fand Raphael in Calafat einen WOMO Nachbarn der Hilfe wusste. Bei Norauto, vergleichbar dem deutschen ATU, soll es wohl Schaltknäufe im Zubehörshop geben, oder einfach Baukleber SIKAFLEX kaufen, der klebt alles bombenfest.

Aber erst mal bleiben wir übers Wochenende hier am Meer, warten den vorhergesagten wieder einmal starken Wind ab und dann geht es am Montag ins Landesinnere in die Berge immer am Ebro entlang. Was freu ich mich auf diese Strecke.

Meeres Rauschen war leider nicht oft zu hören, da es in den Nächten wirklich heftig blies. Zum Glück standen wir am Rand bei ein paar Bäumen relativ geschützt. Allerdings bewahrte uns das nicht vor einem weiteren Schreck. Mitten in der Nacht muss mich wohl eine starke Böe von links und rechts gleichzeitig erwischt haben. Auf jeden Fall habe ich nicht gewackelt, sondern hatte das Gefühl angehoben zu werden und im gleichen Moment fing der Kühlschrank an zu klacken.

Das heißt er hatte kein Gas mehr. Da hat doch dieser heftige Windstoß, eher wohl beide, den Crashsensor bei der Gasanlage ausgelöst. Zum Glück hatte Raphael diesen heftigen Wumms auch gespürt und in der Folge das Klacken gehört. Also raus, nachsehen, Crashsensor wieder deaktivieren und wir konnten alle wieder mit kühlendem Kühlschrank und funktionierender Heizung weiterschlafen.

Zu Calafat gibt es nicht viel zu sagen. Die leider viel zu typische Ferien Siedlung mit gefühlt 90% im März leerstehenden Wohnungen und Häusern, malerisch gelegen zwischen einem Atomkraftwerk und einer Rennstrecke. Ich weiß nicht wer hier wirklich seinen Urlaub genießen kann. Das Atomkraftwerk steht ja einfach nur da, aber die Rennstrecke! Drei Tage lang von 10.00 Uhr morgens bis 13.00 Uhr und von 15.00 Uhr bis 19.00 Uhr war freies Training auf der Rennstrecke für Motorräder. Wer schon mal bei einem Motorradrennen war, weiß wie schrill und Kreissägenartig die Geräuschkulisse ist. Genau diese war im ganzen Dorf zu hören. Am Stellplatz zum Glück kaum, da er auf der abgewandten Seite des Dorfes liegt. Wie gesagt beim Atomkraftwerk, das immerhin ruhig vor sich hin steht.

Auch hier wurde ich am Montagmorgen von einem grandiosen Sonnenaufgang direkt am Meer geweckt. Die kleine, noch nasse Sonne, die ja gerade aus dem Meer stieg, hat mich wachgeküsst. Oh war das schön.

Weg vom Meer, in das Tal des Ebro

06.03.2023

In Tortosa stand das Waschen der Bettwäsche an und natürlich der Besuch bei Norauto wegen meinem altersschwachen Schaltknauf. Norauto konnte uns nicht helfen, da sie solche Kleinteile nicht haben. Aber der nette Herr schickte uns zu Fiat Professional einen Kilometer weiter. Dort konnten sie das Teil nur bestellen, aber mit einer Lieferfrist von mindestens 5 Tagen. Das war viel zu lange. Also ab in den Baumarkt und Baukleber gekauft.

Zwischenzeitlich, um überhaupt fahren zu können, hatten Sybille und Raphael den Schaltknauf großzügig mit Panzerband fixiert, was zwar scheiße aussah, aber sehr gut hielt. Nach dem Waschen der Bettwäsche, dank park4night findet man immer Waschsalons, ging es dann nach Xertes einem kleinen Dorf direkt am Ebro.

Kleines landwirtschaftliches Dörfchen. Stellplatz direkt am Ebro zwischen Zitronen- und Orangeplantagen. Ein riesiger Platz wie eine Promenade am Ebro entlang und außer uns nur ein weiteres WOMO. Toll. Man merkte, dass wir nicht mehr am Meer waren.

Morgens auf dem Weg nach Tortosa waren wir noch am Meer auf einem kostenlosen gemeindeeigenen Stellplatz mit Ver- und Entsorgung, incl. Strom, der als sehr voll bei park4night gehandelt wird. Wir dachten es trifft uns der Schlag, zwar schön angelegt, aber sehr enge Plätze und fast komplett belegt und das bei über 80 Stellplätzen. Wir hatten Glück kamen sofort an die Reihe mit Wasser bunkern und entsorgen. Nach den 10 Minuten die wir dafür benötigten standen schon drei WOMO in der Warteschlange. Also ab in die Ruhe an den Ebro. Von Tortosa bis Xerta, ungefähr 20 Kilometer sahen wir kein einziges WOMO bis auf jenes auf unserem Stellplatz.

Das allerbeste an diesem Tag und an Xerta war, dass mein Schaltknauf wieder repariert wurde und es in meinem Cockpit nun wieder ordentlich aussah. Einfach genial so ein Baukleber. Ein dicker Klecks direkt in den Schaltknauf, über Nacht mir Panzerband fixiert ( im Dunkeln sah man es ja nicht ) und am nächsten Morgen alles wie neu!

Sonnenaufgang am Ebro

Eine weitere Ermita 🙂

07.03.2023.

Die Planung sah vor, dass wir nach Miravet fahren um die dortige riesige über dem Dorf thronende Burganalage zu besichtigen. Scheibenkleister! Gleich am Orts-anfang ein Schild, das allen LKW und auch WOMOs verbietet einzufahren. Außerhalb waren keine Parkplätze zu finden, schade. Laut Führer vom WOMO Verlag wäre die Anlage und die Aussicht sehr schön gewesen.

Also weiter nach Gandesa. Dort gab es keinerlei Sehenswürdigkeiten, weshalb wir zum Ruinendorf Corbera fuhren. Corbera ist ein Dorf, das im spanischen Bürgerkrieg völlig zerstört wurde. Als Mahnmal lies man die Ruinen auf dem Hügel rund um die Kirche stehen und baute das Städtchen unterhalb im Tal wieder neu auf. Hätte uns interessiert, doch weit und breit keine Möglichkeit, wo ich hätte parken können. Also was machen Sybille, Bruno und Raphael in solch einer Situation? Genau! Sie suchen sich eine Ermita! In diesem Fall die Ermita Santa Madrona direkt neben einer Area forestal recreativa. Einer Art Naherholungspark im Wald rund um die Ermita. Diese Grillstellen sind fest ummauert, mit festem Dach, wegen der Waldbrandgefahr.

Hier gab es 15 Grillstellen mit noch mehr fest installierten Picknicktischen und Picknickbänken. Im Sommer, wenn es in den Tälern drückend heiss ist, kann ich mir gut vorstellen wie angenehm kühl es im Wald ist und grillen ist sowieso ein ganz großes Hobby der Spanier.

Von einem Spaziergang brachten die beiden viele frische Kräuter mit. Allerdings nicht wie sonst nur Rosmarin und Thymian, nein zusätzlich hatten sie unterwegs noch frische Fenchelblüten, Oregano und Wacholderbeeren gefunden. All diese Kräuter kamen in den Omnia zu einigen Stückchen Lammfleisch und viel Gemüse. Bei mir roch es so was von gut. Ein sehr aromatischer Duft zog für mehr als eine Stunde durch meinen Innenraum. Über diese geniale Erfindung, den Omnia muss ich demnächst auch mal berichten. Wer dieses Teil erfunden hat, der hat echt was drauf.

Rund um die Ermita standen sehr alte und extrem große Zypressen. Einige davon wurden gerade von einer Firma geschnitten und zum Teil auch entfernt, da sie dürr waren. Deshalb erfüllte die Luft rund um die Ermita bis zum nächsten Morgen ein wunderbarer Zypressenduft.

Zu den spanischen Fjorden

08.03.2023.

Nach einer, wie bei einer Ermita mittlerweile nicht anders zu erwarten, sehr ruhigen Nacht ging es durch eine tolle Landschaft nach Fayon. Es war ein gelbes Sträßchen im Atlas das ich unter die Räder nehmen durfte. So recht nach meinem Geschmack. Die Tatsache, dass wir für 32 Kilometer genau 1 Stunde und 10 Minuten benötigten sagt viel über die Streckenführung aus. Schmal, aber nicht zu schmal, sehr kurvig, laufend wechselnde Landschaften und Obstplantagen. Diese sehr langsame Fahrt, streckenweise waren 40 Kilometer Höchstgeschwindigkeit ausgeschildert, was die Kurvenradien auch untermauerten, war jede Minute Zeit wert.

Wir fuhren durch Fayon hindurch zum Mirador del Ebro. Einem sagenhaften Aussichtspunkt mit, man glaubt es kaum einer Ermita, von der wir aber nichts wussten. Steht man hier oben und blickt auf den Rio Matarrana und den Rio Ebro, die hier beide weit zurück gestaut sind, glaubt man wirklich auf einen Fjord oder auf eine skandinavische Seenlandschaft hinabzublicken.

Die Ermita wurde erst 1954 errichtet und macht diesen Ort hier oben nahezu perfekt. Wir fanden auf dem völlig leeren, großen, gut asphaltierten Parkplatz einen schönen Stellplatz. So, dass meine beiden morgens mit der ersten Tasse Kaffee schön aus Ihrem Schlafzimmer-Panorama-Fenster den Ausblick genießen konnten.

Kann man schöner wohnen

Aber was sahen wir da auf einem der Parkplätze? In der vergangenen Nacht muss wohl ein anderes WOMO hier geparkt haben und hat wie leider schon öfter beschrieben, eine schöne große Pfütze hinterlassen, Grauwasser. Es ist wirklich unglaublich!

Hier oben wurde es immer wärmer.

– Erst am Wochenende warnten uns andere WOMO Fahrer in Calafat und El Perello, ja nicht ins Landesinnere zu fahren, da wäre das Wetter schlecht und deutlich kühler. Aber wir warteten ja schon so lange auf diese Fahrten. Also Wetter Apps studiert und siehe da, am Meer festzusitzen, bringt gar nichts. Die anderen WOMO Fahrer die zum Teil seit Jahren im Winter 5 oder 6 Monate in dieser Region verbringen kannten keinen einzigen der Orte die wir aufzählten, obwohl sie zum Teil keine 30 Kilometer entfernt waren.-

Also saßen Sybille und Raphael am Abend bei der Ermita de Nostra Senyora del Pilar mit einer Kerze im Windlicht und 20,8 Grad um 20.45 Uhr noch draußen. Beobachteten die Sterne, die Fledermäuse und einige geflügelte Riesenheuschrecken die von der Beleuchtung magisch angezogen wurden.

Am Nachmittag hatten sie noch eine andere tolle Naturbeobachtung gemacht. In diesem Gebiet werden seit 2009 wieder die extrem seltenen Habichtsadler angesiedelt. Wir konnten direkt über meinem Stellplatz gleich zwei Stück ganz tief über uns kreisen sehen. Gigantisch!

Gemütliche 30 Kilometer

09.03.2023.

Am Morgen ging es nach dem wir meinen Tank mit frischem Quellwasser von der Ermita gefüllt hatten nach Mequinenza. Auch hier wollten die beiden eine riesige über dem Ort thronende Festungsanlage ansehen und dann das Wochenende am Ufer des Ebro auf einem vom WOMO Verlag empfohlenen Stellplatz verbringen. Aber wie in Miravet war die Zufahrt zur Burg für WOMO gesperrt und außer dem Stellplatz am Ebro gab es keine Parkmöglichkeiten. Der Stellplatz war allerdings nicht am Ufer, sondern 30 Meter landeinwärts auf einem nicht heimeligen Teerplatz, der als LKW Standplatz diente. Der vom WOMO Verlag angegebene Stellplatz gehört mittlerweile zu einem Nautic-Club.

Also kurzerhand mit park4night umdisponiert und nach La Granja, einem kleinen Dörfchen auf der anderen Ebro Seite mit gemeindeeigenem vollausgestattetem Stellplatz. In unmittelbarer Nähe mehrere Wanderwege und ein liebevoll angelegter Holzbohlenweg, der durch ein Stück natürlichen Auwaldes des Ebro führt. Hier wollten es die beiden bis Samstag erstmal aushalten und dann weiter nach Lleida, wo anscheinend ein Waschsalon auf uns wartet. Na, ich würde mich auch wieder über eine gründliche Wäsche mit Shampoo und Hochdruckreiniger freuen. War doch recht staubig die letzten Tage.

Die Fahrt heute war wieder ganz nach meinem und Raphaels Geschmack. Ein Sträßchen über 20 Kilometer kaum breiter wie ich, mit laufend wechselnden Obstplantagen rechts und links. Äpfel, Zitrusfrüchte, Oliven, Aprikosen, Mandeln und Pfirsiche. Alle mehr oder weniger am Blühen. Leute Leute, was für ein Farbspektakel. Die Straße trug den Namen A-1411. Auf einer A- Straße waren wir auch noch nicht. Ich denke auf dem Kartenwerk ist sie hart an der Grenze von gelb zu weiß, so klein und eng wie sie abschnittsweise war.

Nachdem es heute morgen immer wieder geregnet hat, standen wir bei 20,5 Grad und purem Sonnenschein in La Granja. Ich ruhte mich aus und die beiden gingen das Dörfchen erkunden. Nach einer angenehmen Nacht ging es am nächsten Tag nach Arbeca, auf ein Weingut. Dort wollten die beiden gleich zwei Tage verbringen. Na mal sehen, wie oft ich das in letzter Zeit schon gehört habe!

Vinja Vilars

10.03.2023.

Über espana discovery fand Sybille ein Weingut auf dem es wohl tolle Stellplätze geben sollte. In der Nähe von Arbeca sollte das Weingut liegen. Das passte prima, denn zuvor war in einer Bugaderia, einer SB Wäscherei, Wäsche machen angesagt. In Lleida, wo sich die Bugaderia befand, ging so heftig der Wind, dass es mich wieder einmal stark durchschüttelte und in der Straße, in der die beiden mich geparkt hatten, die Wäsche, die auf den Leinen war um mich herum flog.

Auf dem Gut Vinja Vilars waren schon einige WOMOs, es gab noch genügend freie Plätze. Alle zwischen Olivenbäumen und mit freiem Blick auf die Ebene. Das Gastgeberehepaar sehr nett und zuvorkommend. Jeder Wein war zu verkosten. Zusätzlich zum Wein gab es noch Olivenöl und eingelegte Oliven aus eigener Produktion zu kaufen. Im Sommer ist hier sicher viel los, da es ein voll verglastes Eventlokal mit freiem Blick auf die weite Ebene gibt.

Hier konnten die beiden sich auch im Gegensatz zum letzten Weingut für die Gastfreundschaft erkenntlich zeigen und als Dankeschön für den kostenlosen Stellplatz Wein und andere Produkte kaufen. Nach zwei ruhigen aber sehr windigen Tagen ging es dann frisch ver- und entsorgt weiter. Zum Glück gab es die vielen Olivenbäume, die den schlimmsten Wind von mir fernhielten.

Überwältigendes Montserrat

12.03.2023.

Am Sonntagnachmittag kamen wir auf dem Parkplatz der Zahnradbahn in Montserrat an. Besser gesagt auf dem Busparkplatz. Aus you tube Videos wussten wir, dass die Parkmöglichkeiten oben am Kloster sehr begrenzt und noch sehr viel teurer sind. Dank park4night fanden wir heraus, dass es kein Problem darstellt auf dem Busparkplatz der Cremallera de Montserrat, der Zahnradbahn, unter Videoüberwachung und mit einem Parkplatzwächter über Nacht zu stehen, wenn man am nächsten Tag ein Ticket löst.

Wir waren zwei WOMOs die in der Nacht auf Montag übernachteten. Absolut ruhig und safe.

Mit der ersten Bahn um 08.35 Uhr ging es für die beiden bergauf. Ich freute mich darauf, schön sicher in der Sonne zu stehen und die Zeit totzuschlagen.

Sybille und Raphael brachten tolle Fotos mit und hatten viel zu erzählen. Das wichtigste aber war, dass sie froh waren ganz früh drangewesen zu sein.

So konnten sie in der Sonne mit toller Aussicht ein kleines zweites Frühstück genießen. Das war auch gut so, denn beide sind mit vielen Menschen, den damit verbundenen Eindrücken und den Geräuschen schnell überfordert. Da hilft am besten eine solide Grundlage im Magen zu haben, um den Blutzuckerspiegel oben zu halten und dem Autismus für einige Zeit ein Schnippchen zu schlagen.

Ab etwa 10.00 Uhr quollen die ersten Bustouristen oben am Kloster aus den riesigen Fernreise Bussen und überfluteten das Gelände. Raphael musste aus der Basilika fliehen, es war wie in einem Bienenstock, ein Gemurmel, Gewusel und keine Rücksicht auf die allgegenwärtigen Schilder, die um Ruhe baten, nicht zu fotografieren und Videoaufnahmen zu unterlassen. Sybille hielt es nur wenig länger aus.

Für ihre Kinder und Enkel und unsere Reise entzündeten sie noch eine Kerze und wollten dann dem Trubel entfliehen der minütlich zunahm wie auch die das gesamte Gelände erfüllende Geräuschkulisse. Die Andachtskerzen waren in großen Gitterpaletten mit angeschweißten Münzbehältern. Sie wurden mit kleinen Hubwagen den ganzen Tag über ausgetauscht. Das alleine zeigt schon den Besucherandrang, wenn mehrere Gitterboxen täglich an Kerzen verbraucht werden.

Alles Kerzen in diversen Größen und Farben

Deshalb beschlossen die beiden zum Kreuz des heiligen Michael zu gehen, einem Aussichtspunkt mit 360 Grad Rundumblick, etwa 20 Gehminuten entfernt. Nach einigen Minuten mussten sie aber kapitulieren und kehrten um. Es waren schon zu viele Menschen auf dem schmalen Weg unterwegs. Aus der Ferne konnte man schon die Menschentraube auf dem Mirador, dem Aussichtspunkt sehen. Für meine beiden unmöglich. Zum Glück haben beide gelernt auf ihre autistischen Züge Rücksicht zu nehmen und sie versuchen nicht es durchzustehen und sich damit völlig zu überfordern. Sie haben gelernt ihre Grenzen zu respektieren. So waren die beiden gegen 13.00 Uhr wieder bei mir und ich konnte ihren Erzählungen lauschen. Die Zeit totzuschlagen war dann doch schon langweilig geworden.

San Sebastia de Montmajor – am Ende der Welt

13.03.2023.

Nicht am Ende der Welt, aber auf jeden Fall am Ende der Straße. Von hier aus gibt es nur noch Schotterpisten zu vereinzelten Häusern. Wir waren zuvor in Caldes de Montbui, einer kleinen Kurstadt mit Thermalquellen und Bädern, die auf die Römer zurückgehen.

Allerdings kein Vergleich zu Baden-Baden. Auch der Stellplatz bei einem Schwimm- und Sportzentrum gefiel uns allen dreien nicht. Ein stetiges Kommen und Gehen von Fahrzeugen. Beeindruckend wie viele Spanier solche öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbäder, Sportplätze und Sporthallen nutzen. Das ist uns schon bei ähnlich gelegenen Stellplätzen aufgefallen.

15 Kilometer außerhalb von Caldes de Montbui, nur bergauf auf einer im Kartenwerk weißen Straße ( ! ) in engen Serpentinen und durch dichten Wald ging es dann eben ans Ende der Welt. San Sebastia de Montmajor. Ein kleines Restaurant, das außerhalb der Saison nur Samstag und Sonntag geöffnet hat, vier Häuser, einige weitere im Wald in größerem Umkreis verstreut, das ist San Sebastia de Montmajor. Aber welche Lage, Ruhe und Beschaulichkeit! Die beiden sahen beim Parken, dass die Tür des Restaurant offen stand. Also hin und fragen, ob es o.k. geht hier zu stehen. Die Besitzerin hatte kein Problem damit, nur bitte nicht im Freien rauchen, grillen oder ähnliches. Die Schilder mit den entsprechenden Verboten standen schon an der ganzen Strecke.

Ein echter Geheimtipp hier oben. Wenn in park4night über mehrere Jahre nur ganz wenige Einträge zu finden sind, will das was heißen. In diesem Fall etwas sehr Positives :-). Sicher für viele zu weit ab, zu beschwerlich, zu eng bei der Anfahrt und vor allem zu einsam ohne irgendwelche Infrastruktur.

Genau das, was wir drei suchen. Nicht ein Camping nach dem anderen, am besten mit seit Jahren angestammtem Stellplatz und großer Frustration, wenn der angestammte Platz nicht fei ist. Haben wir alles schon live gehört, auch erst kürzlich wieder. Diesen Frust sparen wir uns getrost, wir genießen die Ruhe, die Natur, und unser Glück das alles erleben zu dürfen. Dazu brauchen wir keine vor reservierten Plätze mit vollem Service, vielen Menschen und sehr bereitwilligen Gesprächspartnern.

Wenn es uns wo nicht gefällt, wird mein 2,8 Liter Diesel gestartet und der nächste schöne kuschelige und unseren Wünschen entsprechende Platz knirscht bald unter meinen Allwetterreifen. Was könnten wir noch mehr brauchen?

Ausblick auf ……

…… unsere weitere Route.

Gespannt?

Wir auch…

Von Süd nach Nord

Notgedrungen auf einen Campingplatz

10.02.2023.

Da es auf der weiteren geplanten Route nachts immer noch zu kalt und tagsüber zu kühl ist, darf ich heute wieder meine Pferdchen unter der Motorhaube galoppieren lassen.

Wir fahren an den südlichsten Punkt unserer aktuellen Planung. Dort ist es viel angenehmer. Gerne. Die weitere Fahrt geht dann eben von Süd nach Nord an der Küste entlang, wichtig ist für mich, dass ich endlich wieder Asphalt unter die Räder bekomme. Die Kieselsteine sind auf Dauer doch recht unangenehm.

Mangels Stellplatzalternativen führte uns mein Navi direkt zum Camping El Cid in Peniscola. Sehr voll, aber wir konnten noch unter einigen freien Plätzen wählen. Gut war, dass nur wenige deutsche WOMO Kollegen da waren, deren Besitzer draußen sitzend schon von weitem zu hören waren. Ich beginne zu verstehen warum Sybille und Raphael gerne ihre Landsleute meiden.

Aber das Allerschönste war meine Verwandtschaft. Es gab, da viele Franzosen hier stehen, etwa 10 andere Rapido. Zum Teil sehr jung, zum Teil auch ältere. Manche kleiner einige viel größer als ich. Aus meiner Baureihe gab es auch zwei. Aber mal ganz ehrlich: Von vorne bin ich mit meinem glänzenden, von Alex perfekt lackierten Kühlergrill mit Abstand der Hübscheste. Wenn Sybille und Raphael dann demnächst bei gutem Wetter noch meine Kunststoffhülle vom Aufbau aufpolieren, Leute, dann bin einfach nur der BEAU unter all meinen Verwandten.

Die Stellplätze waren nicht riesig, aber ausreichend. dennoch machte sich bei meiner Crew schnell das Gefühl von Enge breit. In park4night war in etwa 20 Kilometer Entfernung in einer Hügellandschaft ein privater Stellplatz schnell ausgemacht, mitten in der Natur mit den besten Bewertungen.

Bei Martina

11.02.2023.

Nach dem Kaffeekochen ( danke liebe Sybille und Raphael ) um 08.00 Uhr ging es dann Richtung Cervera del Maestre. Kurz vor dem Ort sollte die kleine Finca von Martina, einer Deutschen liegen. Mein Navi mit den Koordinaten gefüttert und los. Wir wussten, dass die Finca nur über einen Schotterweg zu erreichen war. Allerdings ging es weit als die angekündigten 200 Meter über einen immer schlechter und bergauf führenden Schotterweg. Was sollte das denn? Wir blieben stehen und Raphael rief Martina an. Kein Empfang. Raphael und Sybille gingen zu Fuß los, um die Finca zu suchen. War mir recht, da der Weg echt miserabel war. Nach 10 Minuten kamen sie wieder zurück. Außer einer wohl verlassenen Farm, hatten sie nichts entdeckt.

Mittlerweile hatte Martina eine Mail geschickt. Sie hatte uns auf der Landstraße kommen sehen und wunderte sich nun, wo wir denn blieben. Jetzt war es auch möglich Martina anzurufen. Sie dirigierte uns wieder Richtung Cervera del Maestre, wo sie an der Einfahrt zu Ihrer Finca stand. Endlich!

Es stellte sich heraus, dass die von Martina in park4night angegebenen Koordinaten nicht so ganz genau waren. Wir waren auf der falschen Talseite und hätten daher nie zur Finca gefunden.

Aber hey, was für eine Landschaft, was für ein geiler Stellplatz und was für eine herzliche unkomplizierte Gastgeberin.

Auf der Finca von Martina

Nachdem wir geparkt hatten, gab es auf der Terrasse nach all der Aufregung, einen Expresso. Martina erzählte uns, dass es hier in der Gegend kleine Fincas mit einem ordentlichen Stück Land, mit Mandel-, Oliven- oder Zitrusbäumen für 30.000,- € bis 70.000,- € zu kaufen gibt.

Martina hat auch zwei 80 qm große Appartements auf ihrem Grundstück und arbeitet viel mit Work away Leuten zusammen. War natürlich sehr interessant für die beiden.

Dann kam das absolute negative Highlight des Tages für mich! Die Fahrt auf die Unterlegkeile!! Vor, zurück, hoch und runter. Da soll einem das Getriebe nicht rauchen? Manno Mann. Dann endlich die rettende Idee. Die beiden setzten sich an den Tisch zur Wasserwaage und probierten wo die Keile wohl hinmüssten um mich richtig auszurichten.

Incroyable, sie haben es kapiert!

Ein Keil unter das linke Vorderrad, halb hoch gefahren, alles im Wasser! Na also geht doch und mein Getriebe bekommt in Zukunft keine Panikattacken mehr.

Sybille und Raphael machten einen ausgedehnten Spaziergang über die angrenzenden Plantagen, wo die Mandelbäume gerade in weiß und rosa zu blühen begannen.

Ich hörte, dass wir drei bis vier Tage bleiben wollten, bis ein Paket von Sven bei einer nahegelegenen GLS Filiale ankommt. Schön, hier piksen keine Kiesel meine Reifen, die Aussicht ist super und ich stehe schön halbschattig.

Pustekuchen, die Nacht war grausam. Eine streunende Hündin bellte bis 03.30 Uhr ununterbrochen während sie immer wieder das Gelände umrundete. Am Morgen war dann die CEPSA Propan-Gasflasche leer, so hängte Raphael die Butan-Gasflasche an. Nichts. Alles probieren, Knöpfe drücken, anschließen und abhängen, es hat alles nichts geholfen, es kam einfach kein Gas bei mir an.

Da Martina nicht sagen konnte, ob die streunende Hündin in der kommenden Nacht auch wieder bellen würde und es ohne Gas ja nicht geht, mussten wir schweren Herzens die Finca verlassen. Wir haben zwar einen kleinen Elektroofen, aber Martina kann nur am Tag Strom liefern und unser Wechselrichter packt den Ofen nicht.

Nach einem starken Espresso bei Martina, bei uns war ja nur kalte Küche, ging es mit Google Maps auf die Suche nach einer Tankstelle, die CEPSA Gasflaschen verkauft. Nach über 2 Stunden, unzähligen Kilometern und etwa 15 angefahrenen Tankstellen, kapitulierten wir. Zum Haare raufen, es gab in der ganzen Gegend keine CEPSA-Gasflasche.

Nach der vergangenen schlaflosen Nacht und der Odyssee, beschlossen die beiden zum Camping El Cid zu fahren. Da waren sie sich sicher, eine ruhige Nacht mit Elektroheizung und ein Essen im Restaurant zu bekommen. Kochen ohne Gas ging ja nicht.

Bingo, wir bekamen den letzten Stellplatz zwischen ganz vielen Holländern, die alle freundlich grüßten. Nach dem Parken mussten die beiden ihre Nerven beruhigen und essen gehen.

Von Campingrestaurants halten sie normalerweise nicht sehr viel. Als sie aber erst nach weit über einer Stunde strahlend retour kamen, muss das Essen wohl gut gewesen sein. Ja, noch ein Bingo. Sonntags gibt es für 13,- € pro Person ein Buffet. Kein Touristenessen a la Spaghetti Bolognese, Schniposa und Burgern. Stattdessen super leckere einheimische Gerichte, Salate und Desserts. Toll angerichtet, fein zubereitet und in großer Auswahl. Auf dem Rückweg zu mir fragte Raphael einen benachbarten Holländer wegen der Gasflasche um Hilfe. Dieser half ihm gerne, jedoch ohne Erfolg. Danach kam ein weiterer Holländer dazu, der vermutete, dass der Adapter für die spanische Gasflasche nicht richtig schließt. Gasflasche wieder einmal ausgebaut, Adapter runter und vom Holländer neu aufgedrückt und es funktionierte. WOW!

Der hilfsbereite Holländer erzählte dass er den entsprechenden Trick auch erst von einem anderen Camper gelernt hat. Danke!

Der Rest des Tages war wie schon vom Camping El Cid gewohnt sehr ruhig.

Mittelalterliches Flair

13.02.2023.

Nach einem, was auch sonst, extrem frühen Kaffee, ging es nach Cervera del Maestre, einem mittelalterlichen Dorf unter einer auf einem imposanten Hügel thronenden Burganlage. Der gemeindeeigene Stellplatz ist gerade mal ein Jahr alt und bietet die komplette Ver- und Entsorgung inklusive Strom. Alles, außer dem Strom, kostenlos. 5 wunderschön ruhig am Ortsrand unter der Burg gelegene Stellplätze.

Es war gleich klar, hier bleiben wir erst einmal. Ich bekam einen Stellplatz mit wunderbarer Aussicht an der Burg vorbei in die abwechslungsreiche Hügellandschaft rund um den Ort. Von ihrem Entdeckungsspaziergang, brachten Sybille und Raphael, außer guter Laune auch sehr viele Fotos mit. Alte wunderbare Gebäude, sagenhafte Ausblicke, Videos vom Panorama vom Castello aus bis zum Meer und unzählige Bilder von blühenden Pflanzen. Toll, Mitte Februar und schon so viele Blüten.

Sie hatten einen winzigen Lebensmittelladen und eine ebenso kleine Bäckerei im Dorf entdeckt. Beide wie üblich nach der Siesta ab 17.00 Uhr geöffnet. Trotz der Abgelegenheit völlig normale Preise. Beide Besitzerinnen sehr freundlich und sehr bemüht um ihre Kunden. Außer dem benötigten Obst brachten die beiden noch einen Queso fresco mit 60 % Schafsmilchanteil, und extrem leckere Morchillos ( kleine luftgetrocknete Schwarzwürstchen mit einem leicht süßlichen Geschmack nach Honig und Datteln) mit.

Tipico, tipico soll die Verkäuferin immer wieder gesagt haben. Ein typisches regionales Produkt.

Für den Dienstag, den Valentinstag, war eher schlechtes Wetter vorhergesagt. Also wurde ein Schlamper Tag geplant, sollte mir recht sein.

Raphael besorgte Münzen um Strom zu bekommen. Ansonsten wurde ich mal wieder gründlich entstaubt, geputzt, aufgeräumt, durchgelüftet und so weiter. Eine richtige WOMO WELLNESS eben.

Um Schlag 12 Uhr traf uns fast der Schlag! Es quoll plötzlich für kurze Zeit sehr laute Schlagermusik aus allen im Dorf verteilten Lautsprechern. Das gleiche wiederholte sich um 13 Uhr noch einmal. Uns fiel ein, dass die Schulen und Kitas in Castello d empuries das auch mehrfach am Tag gemacht hatten um die Anfangs- und Endzeiten den Eltern anzuzeigen.

Dieser 14.02.2023 vereinte die gesamte Spannbreite des Lebens in sich. Zum einen haben an diesem Tag Vanessa und Nabil standesamtlich geheiratet. Zum anderen hatte Paul unser 8 Monate junger Enkel eine OP am offenen Herzen. Daher brannte ab 06.00 Uhr morgens in einem hohen, sicheren Windlicht bis zum ins Bett gehen am Abend eine Kerze. Beides ging gut. Vanessa und Nabil gaben sich das lebenslange Versprechen und hatten eine wunderschöne kleine Feier. Paul hatte den siebenstündigen Eingriff gut überstanden und kann wahrscheinlich schon 2 Tage früher als geplant die Intensivstation verlassen.

In der Rambla

15.02.2023.

Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Erst nach 08.00 Uhr wurde heute die Piezozündung betätigt um Kaffee zu kochen. Meine Freude war perfekt, als dann kurz nach 08.00 Uhr Katharina anrief um ausführlich von Pauls OP Tag zu berichten. Nicht nur meine Freude war riesig! Könnt ihr euch sicher denken.

Gegen 10.30 Uhr brachen meine beiden zu einer Wanderung auf. Müde aber glücklich kamen sie nach mehr als 3 Stunden zurück. Da die Outdooractive App keine Wanderwege anzeigte, waren sie auf eigene Faust unterwegs. Durch Oliven- und Mandelhaine und ein großes Stück auf der Rambla de Cervera, einem komplett trocken gefallenen Flussbett, auf dem sie bis zum Meer laufen könnten. Man sieht diese Rambla aus Kies und Geröll hier von jedem höher gelegenen Punkt.

Ein graues, mäanderndes Band tief in die Hügel eingeschnitten. War wohl ziemlich anstrengend im tiefen Kies zu wandern. Die erste große Wanderung!

Ich war auch glücklich. Es fiel wörtlich der Satz.“ Schön wieder bei Bruno zu Hause zu sein. Wir konnten ihn immer wieder auf seinem sonnigen Stellplatz leuchten sehen!“

Der erste von rechts bin ich

DANKE!

Ich bin euer Zuhause und das avec plaisier, mit großer Freude.

Gleich nach dem Aufstehen machte sich Raphael auf den Weg um die in der Nacht leer gegangene Gasflasche zu ersetzen. Doch das Geschäft war wieder einmal zu weit weg und kein Parkplatz davor, wie ein Déjà-vu! Aber neben dem Stellplatz war eine Baustelle. Da die Arbeiter noch nicht da waren lieh sich Raphael kurzerhand eine Schubkarre und transportierte damit die Gasflasche durch das Dorf. Die mittlerweile eingetroffenen Arbeiter staunten nicht schlecht als Raphael ihnen die Schubkarre retour brachte und ein großes Gelächter brach aus, als er ihnen auf einem Handy Foto den Grund zeigte.

Am kommenden Tag wollten wir nach Vinaros, doch Sven rief an, dass das Paket, das er an uns am Montag losgeschickt hatte angekommen sei. Allerdings nicht wie geplant in Vinaros, sondern rund 80 Kilometer weiter in Almossara. Es beinhaltet den zweiten Gasflaschen Adapter mit Anschlüssen, da sie sonst immer nur eine spanische Gasflasche anschließen können. Daran haben die beiden bei aller Sorgfalt und Planung nicht gedacht, dass sonst die Truma Duomatic nicht funktioniert und automatisch von einer leeren zu einer vollen Gasflasche umschaltet.

Früher wäre so eine Nachricht ein mittleres Drama gewesen. Heute überhaupt kein Problem für die beiden. Das Frei Sein zeigt Wirkung! Keine Panik, kein Ärger, kein Frust.

Am falschen Ort, dennoch richtig!

16.02.2023.

Auf der Fahrt nach Almossara hat Sybille schon im Bauernhof-Stellplatz-Führer Espana discovery einen tollen Übernachtungsplatz herausgesucht und reserviert.

Die Fahrt um das Päckchen abzuholen war leider erfolglos, da das Päckchen wie geplant doch in Vinaros auf uns wartete. Fehlinformation. Dennoch war die Fahrt nicht vergebens, sonst hätten wir die Bodegas y vinedos baron d alba-clos d esgarracordes nie besucht.

Ein wunderschönes großes Anwesen mit tollem Restaurant und einer Vinery. Da der Stellplatz kostenfrei war, wie auch bei Landvergnügen in Deutschland, ist es üblich ein Produkt bei den Gastgebern zu kaufen. Die beiden standen trotz Öffnungszeiten mehrmals vor verschlossenen Türen. So fuhren wir ohne Einkauf nach einer sicheren Nacht weiter.

Ermita de la Mare de deu dels angels

17.02.2023.

Einsiedelei der Mutter der zehn Engel. Was für ein Name, was für eine Lage, was für eine grandiose Aussicht!

Nach der Besichtigung der prächtig ausgestatteten Kirche kamen die beiden mit dem Meßmer Ehepaar ins Gespräch. Sybille und Raphael hatten eine große Kerze gekauft und diese in der Kirche angezündet.

Was für herzliche Menschen, trotz der Sprachbarriere. Sybille kaufte noch einen Reiseführer über die Costa Azahar und deren Hinterland das Maestrazgo. ( Hat uns dreien noch viele unerwartete und überraschende Erlebnisse beschert).

Für Paul gab die Messmerin Sybille ein kleines Geschenk zur Genesung. Ein Schutzengelamulett.

Schutzengelamulett

Hier oben in dieser Abgeschiedenheit spürten die beiden den Reichtum ihres Frei Seins:

  • den Duft der Kräuter
  • die klare, reine Luft
  • das überwältigende Panorama
  • das süße Aroma der Mandelblüten in der Luft
  • das rosarote Leuchten der Mandelbäume in den dunkelgrünen Olivenhainen der Ebene

Geplant war es nach Vinaros zu fahren um das Paket zu holen. Andere Reisende die wir schon aus Cervera kannten, gaben uns den hilfreichen Tipp nicht vor Aschermittwoch nach Vinaros zu fahren. Sie selbst hatten die letzte sehr sehr laute Nacht im Karneval dort verbracht. Das kam uns gerade recht, denn die Ermita war der perfekte Ort für uns.

Auch für mich war es der perfekte Ort um verwöhnt zu werden. Die beiden hatten mir versprochen meine Kunststoffhülle aufzupolieren, was sie mit großer Sorgfalt und Hingabe auch taten.

Aufgrund der Freundlichkeit des Meßmer Ehepaares wurde den beiden ein Hauptgrund ihrer Reise wieder bewusst. Menschen zu begegnen, die herzlich, unvoreingenommen, hilfsbereit und mit einem Lächeln auf Fremde zugehen. Seit Beginn der Reise trafen die beiden ausnahmslos solche Menschen. Ich habe den Eindruck, dass sie das in ihrem Beschluss stärkt und sie dafür sehr dankbar sind.

Der Frühling ist angekommen / die Panik auch!

20.02.2023.

Durch den Reiseführer über die Costa Azahar wurde die Routenplanung geändert und wir fuhren über Tirig nach Albocasser. Eine Fahrt durch endlos blühende Mandelplantagen. Die Straße über die knapp 20 Kilometer war sehr schmal, oft in Serpentinen und dann wieder schnurgerade über Hügel wie die Route 66. Wir durchquerten den Barranco de Valltorta, einen Canyon, in dem es die berühmten Felszeichnungen und Höhlen zu bestaunen gibt. Also gefiel es nicht nur meinen beiden hier, sondern auch den Menschen vor gut 25.000 Jahren.

Nach der wunderbaren Fahrt in Albocasser angekommen überwältigte mich doch ein bisschen die Panik! Der gemeindeeigene Stellplatz ist für seine schwierige und gefährliche Zufahrt laut park4night berüchtigt. Enge Einfahrt mit großer Gefahr aufzusetzen. Mon dieu, was ich alles erleiden muss! Ich habe das mit Hilfe von Sybille, die meinen Auspuff im Auge behielt, meisterlich geschafft. Blöde Panikmache, keinerlei Gefahr.

Drei total ebene gekieste Stellplätze mit Ver- und Entsorgung auf dem weitläufigen Freizeit- und Sportgelände der Gemeinde. Wir wurden von einem netten, jungen Mann der gerade im Gym trainierte willkommen geheißen. Auch auf diesem kostenlosen Stellplatz wird darum gebeten auf jegliches Campingverhalten zu verzichten. Also keine Stühle, Tische und Markise raus. Nicht grillen, und keine Wäsche aufhängen.

Gerne respektieren wir als Dankeschön an die Gemeinde diese Wünsche. Leider fällt uns immer wieder auf, dass viele diesen verständlichen Wunsch der Gemeinden einfach ignorieren.

Wunderbare Hochtäler und Schnee

22.02.2023.

Nach einem angekündigten Regentag, der so verregnet war, dass die beiden zweimal je über eine Stunde in der Sonne spazieren waren, ging es nach Canet lo Roig. Aber auf was für einer Route. Der Reiseführer den Sybille über die Costa Azahar und das Maestrazgo gekauft hatte, machte einen tollen Vorschlag für eine Autotour. Nach einem Blick auf die Karte im Maßstab 1:300.000 war schnell klar, dass ich diese Route nicht fahren kann. Wenn die eingezeichneten Sträßchen von gelb nach weiß wechseln, sollte ich lieber nicht darauf fahren. Selbst die gelben sind oft grenzwertig. Auf der vorgeschlagenen Route gab es Straßen die in unserem Kartenwerk nicht einmal weiß waren, sie waren auf der Karte gar nicht vorhanden.

So entschieden sich die beiden von Albocasser über die CV 12 bis Morella zu fahren. Von dort über die CV 15 und N 232 bis Canet lo Roig. Eine grandiose Entscheidung!

In Ares del Maestre überquerten wir nach einem endlosen aber wenig anstrengenden Anstieg auf 1.172 Meter Höhe den ersten Pass. Der Weg dorthin bot sagenhafte Ausblicke und an vielen Stellen lag noch Schnee.

Nach dem Pass in Richtung Morella wurde die Landschaft eine komplett andere. Eine riesige, karge, öde Hochebene. In Morella machten wir Halt. Nicht auf dem WOMO Parkplatz, weil der sich fast 1,5 Kilometer außerhalb befindet. Also Google Maps aktiviert und eine Alternative gefunden. Unterhalb der Burganlage gab es sehr viele Parkplätze, die auch locker für große WOMOS reichen. Kostenlos. Nur an Wochenenden sind die Parkplätze gebührenpflichtig. Dass Morello sehr touristisch ist, merkten die beiden nicht nur an den vielen Touristengeschäften, sondern auch an der Tatsache, dass die Parkplätze ab Ostern bis zum Herbst an jedem Tag gebührenpflichtig sind.

Von Morella ging es über den Querol-Pass nach Canet lo Roig. Ab dem Pass wiederum ein krasser Landschaft Wechsel. Nun wieder blühende Mandelbäume und endlose Olivenplantagen. Insgesamt überquerten wir auf rund 70 Kilometer Wegstrecke 4 Pässe, unzählige trockene Ramblas, ebenso viele Canyons gab es zu sehen und die Schneefelder waren auch nicht ohne.

Canet lo Roig ist auf einer Anhöhe mit weiter Aussicht auf die Landschaft gebaut. Der seit Januar 2023 bestehende Stellplatz der Gemeinde ist ruhig unterhalb des Dorfes gelegen. Da er betoniert ist und keinerlei Schatten hat, ist er für die Sommermonate wenig empfehlenswert.

Beim üblichen Entdeckungsrundgang durch das Dorf fanden die beiden eine KFZ Werkstatt. Da wir oft auch einige Tage autark stehen, haben sie um die Laptops zu laden von Alex einen Wechselrichter installieren lassen. Seit etwa 2 Wochen hatte er jedoch ein Problem. Zwar lädt er über den USB Anschluss aber nicht über die für die Laptops nötige Steckdose. So kam Raphael die Idee bei dieser Autowerkstatt danach sehen zu lassen.

Mit dem Handyübersetzer schilderten die beiden dem Inhaber das Problem. Der holte einen Mitarbeiter, der etwas Englisch konnte. Dieser erklärte sich sofort bereit zu helfen und wollte mit den beiden die 10 Minuten Fußmarsch zu meinem Stellplatz laufen. Welch eine spontane Hilfsbereitschaft. Da er aber sein eigenes Werkzeug benötigte kam er mit dem Werkstattwagen etwa 20 Minuten später nach.

Wir sahen ihm die Enttäuschung im Gesicht an, als er uns nach einer halben Stunde sagte, dass er das Problem nicht lösen kann. Die Kosten für den Einsatz sollten wir am nächsten Morgen in der Werkstätte bei seinem Chef bezahlen. Welch ein Vertrauen in völlig Fremde!

Aus alter Gewohnheit, ohne nachzudenken, steckte Raphael später das Handy zum Laden statt mit dem USB mit dem Stecker an, und was für ein Wunder es funktionierte!

Wie überrascht und zugleich erfreut war der Mechaniker am nächsten Morgen, als die beiden ihm sagten, dass seine Reparatur doch erfolgreich war. Über das ordentliche Trinkgeld freute er sich noch mehr. Der Chef wollte für die An- und Abfahrt und für über eine halbe Stunde Arbeit gerade mal 10,- €.

Einmal Vinaros und nicht mehr zurück

23.02.2023.

Heute sollte endlich der große Tag sein um in Vinaros das Paket abzuholen. Die beiden fuhren zu einem großen Schotterplatz in Meeresnähe, den park4night empfiehlt. Nach 2 Stunden waren wir ohne Paket wieder unterwegs. Sybille und Raphael fühlten sich von Anfang auf dem Platz nicht wohl und auch nicht sicher. So wurde die Paketabholung um einen Tag verschoben, da es noch Stunden gedauert hätte bis zur Öffnung des Shops. So ging es zu einer weiteren, bei uns dreien sehr beliebten Ermita.

Nach kurzen 20 Minuten kamen wir bei der Ermita San Sebastian an. Wie immer bei den Ermiten erwartete uns ein sicheres Gefühl, eine tolle Umgebung und eine sehr ruhige Nacht.

Schreck lass nach!

24.02.2023.

Schon früh in Vinaros angekommen und etwa 20 Minuten vom Zentrum in einem Wohngebiet sicher geparkt. Der Weg zum GLS Shop führte fast nur an der Strandpromenade entlang.

Doch welch böse Überraschung, das Paket war nicht da!

MERDE!

Nach längerer Unterhaltung mittels Handy Übersetzer, fiel der Besitzerin des Shops ein, dass sie vor einer Woche ein ihr unbekanntes Paket geöffnet und zum Glück aufbewahrt hatte. Es war unser lang verfolgtes Paket. Gott sei Dank.

Danach kam für die beiden die wohlverdiente Entschädigung nach dem Schreck. In der Markthalle von Vinaros haben sie sich zu ersten Mal in Spanien mit feinen Tapas belohnt. Dort gab es witzige Sitzgelegenheiten.

Ruhigen Gewissens, dass ich gut aufgehoben bin, ließen die beiden sich Zeit um noch die schöne Altstadt zu besichtigen.

In park4night fanden sie in les Cases de l Alcanar direkt am Meer einen Stellplatz. So ging endlich nach wochenlangem Warten Sybilles und auch mein Traum in Erfüllung. Schlafen mit Meeresrauschen. Auch Raphael bekam einen Wunsch erfüllt. Er konnte endlich am Meer joggen gehen.

Nach drei schönen Tagen am Meer sollte es zum Ebro Delta gehen. Doch zuvor tauchte mich die Abendsonne in ein glühendes Licht. Am nächsten Morgen, die über dem Meer aufgehende Sonne kurz vor 07.00 Uhr in ein wärmendes Orange.

Kann ein Tag schöner beginnen?

Zum Ebro Delta waren es nur 22 Kilometer, was ich gut verschmerzen konnte. Zuvor bekam ich ein preiswertes Menu. Der Liter Diesel für sagenhafte 1,58 €.

Willkommen im Ebro Delta

26.02.2023.

Das Ebro Delta ist ein viele Kilometer breites Schwemmlandgebiet, das der Ebro, der wasserreichste Fluss Spaniens mit seiner Schlammfracht im Laufe der Jahrtausende weit ins Mittelmeer vorgeschoben hat. Früher, als es noch nicht mehr als 30 Staudämme gab, war die Sedimentlast des Ebro enorm. So wuchs das Delta schneller. Es ist durchzogen von Kanälen, viele Lagunen verschaffen ihm den Charakter einer Seenlandschaft.

Ideal für den Anbau von Reis. Gleichzeitig auch Heimat und Durchzugsgebiet zigtausender von Wasservögeln. Da das Delta zusätzlich zur geringeren Sedimentfracht auch noch vom steigenden Meeresspiegel bedroht ist, wird der Naturschutz hier immer wichtiger. Deshalb möchten wir erwähnen, dass es nicht sinnvoll ist, sich einfach einen Stellplatz zu suchen, sondern die vorhandenen Angebote zu nutzen. An jeder Infostelle gibt es einen Flyer in dem 5 offizielle Campingplätze und 8 offizielle große Stellplätze für mich und meine Kollegen ausgewiesen sind.

Aktuell stehen wir beim Restaurant l estany, an der Bassca de l encanyissada, einer tollen Lagune am Infopoint Casa de Fusta. Nach einer Stärkung, ich hatte sie ja schon unterwegs bekommen, und einer kleinen Pause machten sich Sybille und Raphael für die obligatorische Erkundung auf.

Ich begann mir schon Sorgen zu machen, da die beiden kurz vor 19.00 Uhr noch nicht in Sicht waren. Umso mehr freute ich mich, als die beiden sichtlich erschöpft und doch strahlend auf mich zuzulaufen kamen. Was sie alles zu erzählen hatten!

Von den über 300 hier anzutreffenden Vogelarten hatten sie einige gesehen. Flamingos, Graureiher, Bachstelzen, Seidenreiher, Ibisse, Stelzenläufer, Braunsichler, Regenpfeifer, Mauersegler und Schwalben und viele mehr. Aber am meisten faszinierte mich eine ganz andere Tierart.

Zum Glück ist diese Spezies eingezäunt und weit weg von meinem Stellplatz. Sie erzählten, dass es gegen Ende der Wanderung im über 2 Meter hohen Schilf neben dem Wanderweg plötzlich laut geraschelt hatte. Da stand ein junger Stier und starrte sie an. Es stellte sich heraus, das es nicht nur einer, sondern mehrere Dutzend Stiere waren. Nur von einem einzigen stromführenden Draht oder einem kaum 1 Meter breiten Wassergraben vom Weg getrennt. Da wäre es selbst mir anders geworden.

Nach einer stürmischen Nacht, nahe dem Gefrierpunkt, beschlossen Sybille und Raphael einen gemütlichen Tag in meiner warmen Stube zu verbringen.

Nach diesem Schlamper Tag, an dem aber als wesentlichstes mein Blog weiter geschrieben wurde, war auch die zweite Nacht sehr stürmisch. Laut spanischer Wetter App Böen bis über 80 km/h. Das Schaukeln, das mich nervte, muss meine beiden wohl beruhigt haben, denn sie haben, ich kann es immer noch nicht glauben, bis 09.00 Uhr geschlafen. Beim Frühstück erfuhr ich dann einen weiteren Grund.

Raphael erzählte Sybille wie er mit den sehr heftigen Sturmböen zurechtgekommen ist. Er stellte sich vor, in ein paar Metern Tiefe auf dem Meeresgrund zu sitzen. Über ihm die Sonne auf der Wasseroberfläche und die heftig anbrandenden Wellen, (Sinnbild für die Sturmböen) dazwischen viele bunte Fische und Lichtreflexe. So fühlte er sehr sicher und konnte wunderbar schlafen. Das hatte er in der Nacht auch schon in Teilen Sybille erzählt. Ab diesem Moment hörte ich die beiden selig schlafen. DANKE!

Nos vemos pronto

Start ins neue Leben

Je suis Bruno

Salut, je suis Bruno le randonneur. Bei Sybille und Raphael bin ich für den Transport die Unterkunft und die Lagerhaltung zuständig. So wie es sich für eine echte Wohnung eben gehört. Da ich ein echter Franzose bin, lege ich großen Wert auf die korrekte Aussprache meines Namens. Mein Name wird in Lautschrift Brüno ausgesprochen. Aber für die deutschen Leser bin ich auch gerne Bruno der Wanderer oder auch Wandergeselle. Irgendwie treffend für meinen Job bei den beiden, die alles hinter sich lassen und in ihrem jugendlichen Alter ( ähm ) einen Neuanfang wagen. Die trauen sich was.

Ich allerdings auch! Ich bin nun schon zwanzig Jahre jung und stand die letzten fünf davon fast nur in einer Scheuer. Zwar trocken und sicher aber auch sehr staubig, eintönig und ohne einen Meter Asphalt unter den Allwetterreifen. Jetzt endlich geht es wieder auf die Straße. Ich freu mich ja so, allerdings hab ich auch etwas Bauchweh nach dem langen Faulenzen. Aber die beiden haben beschlossen so wenig wie möglich Autobahn zu fahren, sondern eher beschauliche, kurvige und idyllische Strecken zu wählen. So das war es in Kürze zu mir, alles weitere erfährst Du in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren. Meine Copilotin und den Piloten kennst Du ja, da brauche ich kein Wort mehr zu verlieren. On y va!

Los geht`s

Samstag 28.01.2023.

05.30 Uhr rumorte es in meinem hinteren Teil. Ich fass es nicht die beiden sind schon am Kaffee kochen. Ich wollte so gerne vor der ersten Etappe, die immerhin über 7 Stunden gehen soll und wegen dem Winter auch nur aus Autobahnen bestehen wird, länger schlafen. Was soll`s. Vor lauter Vorfreude konnten sie es halt einfach nicht erwarten. Um 07.15 Uhr drehte Raphael meinen Zündschlüssel um und mein Motor erwachte rumpelnd und etwas qualmend zum Leben. Bei der Bäckerei wurde noch Frühstück besorgt und los ging es. Kurz nach Ichenheim kam dann meine kleine Rache für das extrem frühe aufgeweckt werden. Durch meine Dieselvibrationen aktivierte sich in einer Ablage im Cockpit ein noch nicht montiertes Diebstahlwarngerät und machte einen ohrenbetäubenden ekelhaften Quietschton. Die erste Vermutung der beiden nach dem Schreck, war dass sich meine Einbruchsicherung aktiviert hat. Aber so ein modernes Elektronikschnickschnack hab ich nicht.

Ich amüsierte mich königlich über all die Vermutungen der beiden was den schrillen Ton denn ausgelöst haben könnte. Viel zu früh, nach wenigen Minuten hatte Raphael den Übeltäter gefunden und ausgeschaltet. Es ging auf die Autobahn. Was für ein Gefühl mit einem Tempo zwischen 110 und 120 den Spurrillen und den Querrillen immer wieder ein Schnippchen zu schlagen und einfach unbeirrt geradeaus zu fahren. Der Fahrtwind braust mir um die Ohren, Entschuldigung um die Außenspiegel. Kurz ein unendlicher Genuss.

Der erste Stopp zum frühstücken fand dann in der Schweiz bei Genf statt. Ich war so richtig schön warm gelaufen und genoss es endlich wieder unterwegs zu sein. Durch den Rückspiegel konnte ich sehen, wie das Grinsen in den Gesichtern der beiden immer breiter wurde. Noch breiter wurde das Grinsen, als wir in das Valle de Isere kamen und die tollen Bergpanoramen mit ihren Schneegipfeln zum Vorschein kamen. Auch ich genoss diesen Anblick, den die langsam durch die Wolken brechenden Sonnenstrahlen noch verstärkten. Ab Montelimar strahlte die Sonne mit dem azurblauen Himmel um die Wette. Gegen 17.00 Uhr brachte ich die beiden wohlbehalten auf den ersten Übernachtungsplatz bei Piolenc. Aire de Camping Car la grappe.

Der Stellplatz auf dem Gelände einer Olivenplantage war so richtig nach dem Geschmack von Sybille und Raphael. Die Stellplätze waren sehr großzügig und mit Oleanderhecken voneinander getrennt. Sogar Strom und Wasser gab es an jedem Stellplatz. Auch für mich war es sehr angenehm vor dem sehr stark wehenden und kalten Mistral geschützt zu stehen. Beim zu Bett gehen waren Sybille und Raphael sich einig: Ein guter Beginn einer neuen Zeitrechnung! Ich bin sehr stolz, dass die beiden mir ihr ganzes Hab und Gut anvertraut haben und es macht nicht nur mich glücklich, dass es nicht in zwei oder drei Wochen wieder die gleiche Strecke retour geht.

Einem neuen Leben entgegen

Großes Malheur!

29.01.2023.

Meine Insassen waren schon wieder so früh wach! Um 06.00 Uhr den ersten Kaffee gekocht und bis fast 08.00 Uhr im Bett gesessen und geplaudert. Ich bin natürlich dann auch wach, aber würde gerne noch schlafen! Sie haben beschlossen heute nicht weiterzufahren um alle Schränke fertig einzuräumen und die Garage umzusortieren. Sehr schade. Ich fand es so toll gestern endlich wieder unterwegs zu sein, so wie gestern rund 700 Kilometer auf die Reifen packen und den Takt des Dieselmotors und die Spur- und Querrillen spüren.

Heute morgen kamen zwei Damen aus Lörrach auf den Stellplatz neben mir. Die beiden sind seit 2,5 Jahren auch ohne festen Wohnsitz und dauernd unterwegs. Hab mich darüber amüsiert, dass ihr Ford Transit trotz Neukauf in den ersten 1,5 Jahren unzählige Mängel und Reparaturen hatte. Hätte ich das lieber gelassen. Ich schäme mich ja so! Merde, merde, merde wie ich als Franzose ( als Rapido bin ich ein waschechter Franzose ) zu sagen pflege.

Raphael hat meinen 100 Liter Frischwassertank mit Wasser gefüllt, der war ziemlich leer und was passierte dann?

MERDE!

Ich schäme mich jetzt noch in Grund und Boden. Ich konnte das Wasser nicht halten. War wie ein Greis inkontinent, dabei bin ich doch mit meinen 20 Jahren im allerbesten Alter, oder etwa nicht? Bin dann in mich gegangen und glaube den Fehler gefunden zu haben. Da ich das Wasser mit einer Füllung von etwa 60 Liter bei mir behalten kann, ist wohl weiter oben im Tank ein Riss oder ein Leck. Raphael telefoniert morgen mit Alex, der mich gecheckt und sehr fachmännisch für die Reise fit gemacht hat, um das Problem zu besprechen. Bin ja nur froh, das ich zu groß für eine Attends ( Erwachsenen-Windel ) bin. Das wäre ja noch schöner. Ansonsten ein ruhiger angenehmer Frei Sein Tag.

Unser “ Freund “ der Mistral

31.01.2023.

Nach einer eintägigen Pause sollte es in die Corbieres gehen. Hab mich auf die kleinen, kurvigen Landsträßchen gefreut. Aber, aber. Der eisige Mistral wurde immer heftiger. So beschlossen Sybille und Raphael nach Sete ans Mittelmeer zu fahren.

Nach einigen Fehlversuchen habe ich dann den städtischen Stellplatz gefunden. 120 Plätze, fast leer, auf einem parkähnlichen Gelände! Genial. Für die Fehlversuche konnte ich nichts, denn mein Navi konnte ja nicht wissen, dass es plötzlich Einbahnstraßen und nicht befahrbare Zonen in Sete gibt. Die Nacht war sehr ruhig, aber trotz dem Schutz der Bäume und der Lage innerorts blies der Wind so stark, dass es mich heftig durchschüttelte. So stell ich mir Betrunkensein vor. Ich konnte ja noch nicht ahnen, dass ich mich am nächsten Tag wie ein Volltrunkener fühlen würde.

Am nächsten Morgen ging es auf die Autoroute Languedocienne. Der Wind war nicht weniger geworden. Auf der Autobahn waren streckenweise für mich kaum mehr als 70 km/ h möglich. Raphael hatte im wahrsten Sinn des Wortes beide Hände voll zu tun und ich alle 4 Reifen um halbwegs die Spur zu halten.

Über Cadaques ( die Geburtsstadt Dalis ) wo wir in einem Nachbarort übernachten wollten. Es existierte zwar noch der Platz, aber mit WOMO Verbotsschild und 2 Meter Höhenbegrenzung. So ging es nach Castillo des empuries. Dank des WOMO Verlages fanden wir den gewünschten Stellplatz am Ortsrand von Castillo des empuries. Ein riesiger Parkplatz bei einem Schul- und Sportzentrum. Raphael parkte mich am Rand des Flüsschen Mugo, wo die beiden während ich mich ausruhte gleich einen ausgedehnten Spaziergang machten. Der “ erste“, alle anderen Versuche hatte der stets heftige kalte Wind verhindert.

Hier war es windstill und sehr schön. Die Fahrt dorthin führte über enge, kurvige Sträßchen und über einen Pass. Auf der anderen Seite konnte ich den Blick auf das unser uns in der Sonne liegende Spanien genießen. Zum Glück fährt Raphael, so kann ich mir den Luxus leisten die Gegend und die Ausblicke zu genießen.

Fenster aus Marmor

01.02.2023.

Die Beiden haben beschlossen einen weiteren Tag zu bleiben. Nach einer ruhigen Nacht besichtigten sie die Kathedrale von Castillo des empuries. Wider Erwarten gab es sehr viel Interessantes zu sehen.

Das Faszinierendste jedoch waren die „Verglasungen“ der Kirchenfenster, Hauchdünn geschnittene Scheiben aus Pyrenäenmarmor. Ein wunderbares gelbliches Licht erfüllte den Kirchenraum, der eine Mischung aus Romanik und Gotik miteinander vereint.

Da die deutsche Gasflasche in meinem Bauch so langsam zu Ende ging, wollte Raphael eine spanische Gasflasche kaufen. In den vergangenen Tagen waren alle Versuche gescheitert. Alle Tankstellen wollten zur Registrierung eine spanische Adresse haben. Bei der Stadtbesichtigung hatte Raphael einen landwirtschaftlichen Markt entdeckt. Dieser entpuppte sich als eine Mischung aus Raiffeisen, OBI, Haushaltswaren- und Lebensmittelmarkt. Kurz, alles für Mensch und Tier wie auch für Feld und Haus.

Plötzlich klingelte das Handy von Sybille. Raphael wollte ihr nur sagen, dass sein Heimweg länger dauert. Er hatte zwar ohne Problem eine spanische Gasflasche bekommen, aber da bei dem Markt weit und breit kein für mich ausreichender Parkplatz war, musste er die fast 25 kg schwere Gasflasche zu unserem circa 500 Meter entfernten Stellplatz schleppen. Seinen Sport für diesen Tag hatte er damit locker erledigt.

Römersiedlung

02.02.2023.

Auch die zweite Nacht in Castillo des empuries war sehr ruhig. Allerdings weckten mich die beiden schon kurz nach 06.00 Uhr mit Kaffeekochen. Ich hätte gerne noch länger geschlafen, bis mich die Sonne am Kühlergrill gekitzelt hätte.

So ging es früh los nach l escala, genauer gesagt nach Empuries, einer Römersiedlung direkt am Meer, die im dritten Jahrhundert vor Christi von den Römern gegründet wurde. Die Siedlung ist zwar nur in Teilen ausgegraben, aber dennoch riesig für so eine alte Stadt. Statt Mittagessen genossen die beiden ihren ersten Picknick am Strand, bei voller Sonne und azurblauem Himmel. Ich holte meinen Schlaf auf dem Parkplatz neben einigen WOMO Kollegen nach.

Empuries

Später ging es weiter nach Peratallada, einem winzigen uralten Städtchen mit erstaunlicherweise großem WOMO Stellplatz. Im Sommer muss hier die Hölle los sein. Vielleicht 200 Häuser davon gefühlt rund 80 Restaurants und Bodegas. Ein mittelalterliches Dorf wie es kaum authentischer und ursprünglicher sein kann und dennoch bewohnt. Im Pflaster und auf den Felsen, die zum Teil Straße sind, sieht man deutlich die festeingegrabenen Spuren der metallbeschlagengen Räder der Kutschen und Pferdefuhrwerke. Es folgte eine weitere sehr ruhige Nacht.

YABBA DABBA DOO!

03.02.2023.

Um es mal ganz salopp mit Fred Feuerstein zu sagen. Ich bin nicht inkontinent! Kurz nach dem Start in Peratallada ließen Sybille und Raphael an einer Tankstelle Grauwasser ab, leerten den Flüssigtank unserer Semi-Trockentrenntoilette und tankten Trinkwasser. Ich schwitzte regelrecht, doch es ging gut. Der Wasserdruck war sehr niedrig, nicht wie in Piolenc. Und Raphael füllte auch nur 60 Liter ein. Was soll ich sagen, ich habe keinen einzigen Tropfen verloren.

Wir machten eine wunderbare Fahrt entlang der Steilküste der Costa Brava auf einer kleinen verschlungenen Küstenstrecke bis kurz nach Rosamar. Kaum Verkehr. So nahm sich Raphael die Freiheit nur 30 km/h zu fahren um auch die grandiosen Ausblicke genießen zu können. Eigentlich ja mein Privileg, was für eine Unverschämtheit.

Sie bogen ab nach Ermita de sant grau, einem alten kleinen Kloster mit 5 Häusern. 5 Kilometer nur schmal in Serpentinen bergauf. Wir standen mit genialer Aussicht auf das Meer und den bald kommenden Sonnenuntergang ganz alleine. Ein wahrer Traum, hier auf 481 Meter über dem Meer zu stehen und zu schlafen. Ein intensiver dunkelblauer, vom Vollmond erhellter Nachthimmel, voll mit Sternen. Wir blieben bis zum nächsten Morgen.

Ich darf jetzt WIR sagen, darauf bin ich stolz. Die beiden haben sich für meine Anstrengungen heute bedankt und sagten WIR seien ein tolles Team. Das ging natürlich runter wie das teuerste High End Motorenöl vom Liqui Moli und das natürlich in ganz kleinen, genussvollen Schlückchen.

Sonnenuntergang bei der Ermita sant grau

Waschtag

04.02.2023

Von der Ermita de sant grau ging es, leider wie schon oft, früh weiter. Über Llagostera nach Macanet de la selva. Da hatten die beiden eine Lavanderie, eine SB Waschstation über Park4Night gefunden. Einen WOMO Stellplatz sollte es dort auch geben, der sich als unterirdisch herausstellte. Ca. 20Plätze zwischen Industriehallen, ganze 4 Stromanschlüsse für alle 20 Plätze, no way!

Die Wäscherei dagegen war super, alles selbsterklärend. Auf der anderen Straßenseite gab es einen „für alles Shop“ wie in Castillo des empuries. Dort bekam Raphael ohne jedes Problem eine CEPSA Propangas-Flasche. Die zuvor gekaufte hatte sich als Butangas-Flasche herausgestellt. In einer Nacht die nah an 0 Grad war, hatte es auch prompt mit meiner Heizung Probleme gegeben. Butangas wird angeblich um die 0 Grad flüssig und taugt dann nicht mehr für den WOMO-Einsatz. Die deutsche Gasflasche kann ich jetzt bis zum Sommer mit mir herum schleppen. Na vielen Dank, sag ich da schon mal.

Die Fahrt war kurz, ganz nach meinem Geschmack. Viele Kurven, viele tolle Ausblicke und schön gemütlich. Um zu übernachten wollten wir auf einen Wanderparkplatz in der Nähe von Breda. In der Ferne entdeckten die beiden hoch oben ein Castell.

Nach einer Kurve stand da plötzlich das Hinweisschild zum Castell de Montsoriu. Ich ahnte es! Blinker gesetzt und ab Richtung Castell. Im zweiten Gang, in den Spitzkehren sogar im ersten Gang. Doch das Schlimmste kam auf dem kleinen Wanderparkplatz unterhalb des Castell de Montsoriu. Ich musste auf die Auffahrkeile. Wie ich es hasse dieses die Bremsen und Kupplung belastende zentimeterweise Jonglieren. Aber egal, ich bekam es hin. Wir standen in einer kuscheligen Ecke des Wanderparkplatzes unter Sternen. Frieren musste auch niemand. Kurz vor 19.00 Uhr hatte es hier auf 521 Meter Höhe noch 17,4 Grad. Fast unglaublich Anfang Februar.

Sonnenaufgang beim Castell de Montsoriu

Morgen hat Sybille Geburtstag. Raphael und ich wollten mit ihr in die Serra de Montseny, für 2 – 3 Tage. Nur 30 Kilometer vom Meer entfernt, aber dennoch bis 1.712 Meter hoch. Da sollte es aber ab dem 05.02.2023 ziemlich kühl werden und in den Nächten sogar gut frostig und eventuell schneien. Also Alternativen bitte: Die Serra de Montserrat mit dem gleichnamigen Kloster. Doch auch dort die Gefahr eines Wintereinbruches.

Daher fuhren wir am nächsten Tag die mautfreie Autopista 7 an Barcelona vorbei Richtung Tarragona. In Villanova i la geltru machten wir Stopp. Dort sollte es am Sonntag tagsüber sonnige 13 bis 16 Grad geben und in der Nacht nicht unter 5 Grad. Außerdem konnten wir am Meer sein. Also ging mein Wunsch nach zügigem Fahren ohne Kreisverkehre und ohne 40 km/h Limits in Erfüllung.

Stürmische Tage in Villanova i la geltru

Fahren fahren fahren auf der Autobahn

05.02.2023.

Wie heißt es in dem Kult Song von der Band Kraftwerk: Fahren fahren fahren auf der Autobahn. 1,5 Stunden schöne gemütliche Autobahn, da Sonntagvormittag auch schön stressfrei. Vorbei an Barcelona, teilweise auch durch den industriellen Speckgürtel bis Villanova i la geltru. Liegt so ziemlich in der Mitte zwischen Barcelona und Tarragona. Wir dachten das wäre ein winziger Ort. Pustekuchen! Vom Ortsschild bis zum Stellplatz 300 Meter vom Meer entfernt dauerte es fast 20 Minuten. Öffentlicher Stellplatz teils unter Pinien. Nahe am Meer, der Promenade und dem Yachthafen. Ebenso nahe zur Innenstadt.

Es standen etwa 10 WOMO auf dem Platz. Die beiden ließen mich nach der Autobahnfahrt schön in der Sonne ausruhen. Auf der Autobahn habe ich mich ein paar mal über das Tempolimit gemogelt. Aber das Navi, diese doofe Petze hat dann immer getönt:“ Sie haben das Tempolimit überschritten!“ Alte Spaß Bremse.

Raphael hatte an der Promenade ein schönes Lokal mit guten Bewertungen gefunden. Ausschließlich von Locals und auf der Karte keine typischen Touristen Mahlzeiten. Um 11.30 Uhr waren die beiden vor Ort. Im Internet war angegeben, dass ab 11.00 Uhr geöffnet sei. Wie ich später mitbekam war die Öffnungszeit erst um 13.00 Uhr. So reservierten die beiden und erkundeten die Strandpromenade und genossen wie ich die Sonne.

Das Menü hörte sich toll an, war absolut regional und wohl auch zu einem fairen Preis. Sybille unser Geburtstagskind bekam katalonische Kroketten gefüllt mit Fisch, feine butterzarte Lammschulter auf Kartoffelpüree und gebratenem Lauch. Raphael bestellte katalonische Riesencanneloni gefüllt mit einer Kräuterfischcreme und galizischem Oktopus auf scharf säuerlichem Kartoffelstampf. Dazu eine Flasche Vino rosso und als Dessert nahmen die beiden katalonische Crêpes mit Cremefüllung und dunkler Schokoladensauce. Na, das klang dann schon sehr verlockend. Zwar alles nicht meine Geschmacksrichtung, ich mag es lieber so richtig ölig. Aber jeder wie er es mag.

Nach dem ausgiebigen Mittagsschläfchen, wohl dem Vino rosso geschuldet, gingen die beiden auf einen Strandspaziergang. Die Fotos und Videos, die ich durch den Rückspiegel mit ansehen konnte, machten mich neidisch, dass ich nicht am Meer, sondern 300 Meter entfernt stand. Gegen Abend waren die meisten WOMOS wieder vom Platz verschwunden und so haben wir umgeparkt. Nun standen wir mit zwei einheimischen Dauerparkern unter Pinien und vielen Hundehaufen. Wir mussten leider feststellen, dass der ganze Stellplatz von den Anwohnern als Hundeklo benutzt wird.

Danach beschlossen die beiden eine Erleichterung für mich. Sie hatten beobachtet, dass die Spanier in jeder Straße Müllsammelstationen haben, wo sie auch ihren Sperrmüll abstellen. Raphael holte endlich den meiner Meinung nach völlig unwichtigen aber 1,8 kg schweren Wäscheständer aus meinem Bauch, den sie schnöde Garage nennen und brachte ihn zu so einer Müllstation. Endlich ist das Geklapper beim Fahren weg. Das ist so wie ständiges Bauchgrummeln. Das einzige was in meinem Bauch so richtig angenehm ist, ist dass dort die Heizung sitzt. Alles was klappert, rutscht, quietscht oder sticht ist wie bei euch Menschen eine unangenehme Magen-Darm-Grippe. Also danke für die Entfernung des Wäscheständers. Ist für mich wie eine Gabe Glaubersalz.

Kostspieliges Parken

08.02.2023.

Nach zwei mehr oder weniger sehr stürmischen Tagen, die Böen gingen weit über 80 km/h hinaus -hatte es mich nachts trotz des innerörtlichen Stellplatzes gehörig durchgeschüttelt-, fuhren wir nach Sitges. Es soll eine tolle Altstadt und viele sogenannte weiße Häuser haben. Das mussten die beiden sich natürlich ansehen.

Den bei Park4Night angegebenen Stellplatz konnte ich trotz meinem Camper-Navi nicht finden. Wohl weil daraus ein riesiges Neubaugebiet geworden war. Notgedrungen, es gab keine Schilder für WOMO Parking, parkten wir an der Promenade. Klar, dass ich zwei Parkplätze brauchte. Aber es waren massenweise Parkplätze frei. Doch Raphael hatte nur für einen Parkplatz ein Ticket gelöst. Kam mir komisch vor, da ich ja zwei beanspruchte. Aber mich frägt ja niemand.

Sybille und Raphael besuchten die Markthalle von Sitges und kauften dort leckere einheimische Produkte ein. Sie stärkten sich mit Café americano und einem Bocadillo ( sehr lecker belegtes Baguette in unendlich vielen Variationen). Wie ich später hörte, war die Altstadt sehenswert. Sie erinnerte die beiden an das Städtchen Collioure an der Cote vermeille in Südfrankreich. Einer ihrer Lieblingsplätze, nur dass Sitges um einiges größer ist.

Promenade von Sitges

Pünktlich zum Ende der bezahlten Parkzeit kamen sie wieder zu mir zurück. Ich hatte zwischenzeitlich Besuch gehabt und unter dem rechten Scheibenwischer ein Zettelchen hängen. Beim Lesen des Zettels traf die beiden fast der Schlag! 60,- € Strafmandat. Sicher, es war nur ein Parkplatz von 3,70 € von Raphael für mich bezahlt worden. Doch angesichts der Tatsche, dass es keine offiziellen Parkmöglichkeiten für WOMOs gibt und die Stadt sehr touristisch ist, ist die Höhe des Strafmandates nicht wirklich nachvollziehbar. Es sei denn Sitges möchte keine WOMO Touristen. Doch dann soll es die Stadtverwaltung doch einfach ehrlich zugeben. In Roses z.B. sind WOMOs auch nicht willkommen. Dort stehen an den Einfallstraßen Hinweisschilder, dass es keinerlei Parkmöglichkeiten für WOMOs gibt und alle Parkplätze Höhenbeschränkungen haben.

Früher, erzählten die beiden hätten sie sich aufgeregt und hätten sich selbst damit den weiteren Tag verdorben. Jetzt aber war das Thema für sie nach 5 Minuten erledigt und alle waren wieder gelassen. Sitges werden sie auf jeden Fall für WOMOs nicht weiterempfehlen.

Dank Park4Night ging es dann nach Roda de Bera, in der Nähe von Torredembarra. Der private Stellplatz Area 340 hatte großzügige Stellplätze mit Strom und zentraler Ver- und Entsorgung. Beim Einchecken entdeckten die beiden, dass es dreimal die Area 340 gibt.

1. unseren Stellplatz unter Bäumen,

2. einen regulären Camping am Gebäude der Rezeption und

3. einen Stellplatz unmittelbar am Meer.

Der letzte ist aber fest in der Hand von Dauercampern, liegt direkt an der Bahntrasse und sieht nicht einladend aus. Uns reichte die Version 1 für 12,- € pro Nacht unter Bäumen und die Nacht war spitze. Nur um 05.15 Uhr ( ich halt das nicht aus! ) wurde der Gasherd gezündet um Kaffee zu kochen.

Der nächste Tag war ein gemütlicher Tag unter Aleppokiefern.

Area 340

So jetzt haben jetzt haben wir Dir einen ersten Einblick aus unserem neuen Leben gewährt. Wenn es Dir gefallen hat, kannst Du uns gerne Dein Feedback unter syrahaus@outlook.de. geben. Wir machen uns keinen Stress, deshalb kannst Du spätestens alle 14 Tage mit uns weiterreisen.

Impressionen

Hasta luego

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