Verborgene Strände
16.04.2023. Über Bermeo gibt es nicht sehr viel zu berichten. Der Stellplatz war wie gesagt o.k., sehr voll aber ruhig. Die Beiden konnten in 10 Minuten an den Hafen schlendern.



Aber schöner war es für sie an der Steilküste entlang an versteckte Buchten und Strände zu spazieren.
Interessant fanden wir alle drei eine zufällig in einem Führer gefundene Information.
Wusstest Du, dass die Strände entlang des Golfs von Biskaya weitaus länger, schöner und viel zahlreicher sind als an der spanischen Mittelmeerküste. Allerdings ist wegen des anderen Klima hier nur Saison von Mitte Juni bis Mitte September. Die Durchschnittstemperatur zum Beispiel in Cantabrien liegt im Winter selten unter 10 Grad und im Sommer selten über 25 Grad.


Das wunderbare San Juan de Gaztelugatxe
17.04.2023. Ja, wieder so ein unaussprechlicher Name für eine wunderbare Location. San Juan Gaztelugatxe ist eine unmittelbar vor der Felsenküste der Costa Vasca gelegene Insel. Ziemlich genau zwischen Bermeo, wo wir herkamen und Bakio, wo wir hinwollten, gelegen. Die Insel ist etwa 270 Meter lang und maximal 80 Meter breit. Durch eine uralte Steinbrücke ist sie mit dem Festland verbunden. Auf dem höchsten Punkt auf 50 Meter über dem Meer steht das ehemalige Kloster mit gleichem Namen. Ich erspare Dir diesen Zungenbrecher gerne.
Um zum ehemaligen Kloster zu gelangen muss man nach der Steinbrücke über eine in den Fels gehauene Steintreppe mit einer Mauer links und rechts über 237 Stufen steigen.
Die Felseninsel wird von mehreren unterirdischen Gängen durchzogen und besitzt zahlreiche zum Teil ausgebaute Höhlen. Die Insel hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Sie war im 12. und 13. Jahrhundert ein wichtiger Rückzugsort für den Templerorden. Dann bewohnten Eremiten den Ort, danach war es ein Stützpunkt englischer Freibeuter unter dem Kommando von Sir Francis Drake. Danach wieder als Eremitage genutzt verkam sie zur Erinnerungsstätte für verschollene Seeleute und verfiel wegen der abgelegenen Lage zusehends. 1978 brannten die Reste der Anlage nach Brandstiftung komplett ab. Die Tourismusbranche erkannte schnell den Wert dieser einmaligen Insel und Anlage. So wurde die Kapelle wieder aufgebaut und 1980 wieder eingeweiht. Durch die verwunschene und romantische Lage avancierte San Juan Du weißt schon, schnell zu einem beliebten Ausflugsziel und einer echten Touristenattraktion. Auch hier wurden viele Sequenzen der Serie Game of Thrones gedreht.


Wir parkten etwa 2 Kilometer vor dem offiziellen Parkplatz von San Juan de… auf einem schön gelegenen Wanderparkplatz. Diese Entscheidung war gut, wie wir bei der Vorbeifahrt später feststellten war der offizielle Parkplatz ziemlich eng und sehr voll. Auf diesem Wanderparkplatz wäre sicher auch eine ruhige Übernachtung mit grandiosem Ausblick möglich gewesen.
Die Wanderung ging 2,5 Kilometer zur Insel. Es ging durch schöne Waldabschnitte und immer wieder an Aussichtspunkten vorbei. Von Ferne konnten meinen Beiden schon die Menschen auf der Steinbrücke und der Treppe erkennen. Und das obwohl es erst kurz vor 10.00 Uhr morgens war. Wie würde das hier in der Hauptsaison aussehen? Mit diesen Gedanken im Kopf kamen sie bei der Brücke an und machten sich an den Aufstieg. Schilder besagten, dass man an den Engstellen die Bergabgehenden durchlassen solle. Schon nach kurzer Zeit fühlten sich beide unwohl. Es war sehr eng. Die Menschen blieben auch an engen Stellen stehen um Fotos zu machen. Zum Teil von anderen Personen die dann drei Meter vor Ihnen standen und so den kompletten Durchgang blockierten. Das geht für Raphael gar nicht. Dann noch die typische Geräuschkulisse und durcheinander Gerede und Gelaufe. Das ging dann für Sybille gar nicht. Ich bin stolz auf die beiden, dass sie den Entschluss gefasst haben einfach umzukehren und eben auf die Kapelle und die sicher unschlagbare Kulisse zu verzichten.

Dafür machte Sybille eine Entdeckung. Am Wanderweg wuchsen sehr viele der seltenen Sternkiefern. Sie haben extrem lange Nadeln und ihre Zapfen wachsen immer zu fünft aus einer Stelle am Ast. Wie ein Stern.


Nach einem Mittagessen und einer Pause auf dem Wanderparkplatz ging es dann nach Bakio wo wir völlig untypisch einen Stellplatz reserviert hatten. Bakio, keine 2.000 Einwohner, aber die Durchfahrt dauert fast 20 Minuten. Alles Ferienwohnungen die 9 Monate im Jahr leer stehen. Toller unendlich langer Strand, aber keine Parkplätze für WOMOs. Außer einem eben der aber nur über eine online Buchung zu benutzen ist. Oje. Du weißt ja, was wir mit dieser Art von Buchung schon erlebt haben.
Pustekuchen!
Die Betreiber Firma Pverde hat in ganz Spanien kostenpflichtige Stellplätze, all inclusive, aber eben mit Buchung. Was soll ich sagen: gerne wieder. 6,- € mit Videoüberwachung und all inclusive an einem Ort, wo wir sonst gar nicht hätten bleiben können. Wir finden das o.k.. Zumal Pverde auch Plätze betreibt die nur 2,- € oder 4,- € pro 24 Stunden kosten.
Raphael, unser Technikgenie, war inclusive Anmeldung und Bezahlung nach drei Minuten fertig und der Stellplatz gebucht. Aber hallo!
Bei der Ankunft kein mühseliges Bedienen eines Automaten der mehr Rätsel aufgibt als Lösungen präsentiert.
Wir fuhren vor die Schranke bis zu einem weißen Strich am Boden. Ein Scanner erfasste mein Kennzeichen OG-FS 2023 und schon öffnete sich wie von Wunderhand die Schranke. Ich kam mir vor wie in einem Science Fiction Film.
Fast leer, ruhig gelegen, kaum 5 Minuten vom Strand. Zum Ortskern kann ich nichts sagen. Die Beiden konnten ihn in all den leerstehenden Ferienhäusern und Siedlungen einfach nicht finden. Schade. Dafür war der Strand sehr lang und ging über den ganzen Bogen einer schönen Bucht.

Zum Glück gibt es Noja
18.04.2023. Wir hatten beschlossen mal wieder ein längeres Stück zu fahren. Also ging es nach Solana einer Hochburg der Anchovis-Industrie. Die letzten Kilometer gingen durch ein Sumpfgebiet hinter dem an einer schön geschwungenen Bucht Solana lag. Laut park4night mit drei Stellplatzalternativen. Die erste gab es nicht wegen Baustelle. Die zweite haben wir leider ausprobiert. Im Industriegebiet zwischen den Fischkonservenfabriken und der Kläranlage. Nein danke. Die dritte war am Ende der Strandpromenade. Wunderbar an der Bucht gelegen in einer Sackgasse und mehr als genug offizielle Parkbuchten neben der Promenade frei. Nur in der Hochsaison gegen Bezahlung. Die Meeresbucht keine 10 Meter von mir entfernt.
Was für eine Freude hatten wir nach dem doch sehr miefigen Platz bei den Konservenfabriken. Leider währte die Freude keine 10 Minuten. Urplötzlich hupte es neben mir. Ein Peugeot stand sehr nah neben mir, eine ältere Dame lies die Scheibe herunter und trommelte mit der Hand wild gegen meine empfindliche, gepflegte Außenhaut und schrie wie von Sinnen etwas auf spanisch. Raphael ging raus, aber da war sie schon etwa 50 Meter weiter zum nächsten geparkten WOMO gerollt und machte dort das gleiche Spektakel. Als sie Raphael sah, drehte sie sich um, gestikulierte wild schrie wieder wie von Sinnen, riss beide Arme mit erhobenen Mittelfinger hoch und schrie „drive up to your country!“ Raphael hob verständnislos die Arme. Aber da war sie schon zum nächsten WOMO unterwegs mit dem gleichen Prozedere. Danach fuhr sie zum Ende der Sackgasse und verschwand in einer Tiefgarage.
Mon dieu, das war ja mal eine Begrüßung und ein starker Auftritt. Die Dame tauchte nicht mehr auf. Wir wussten zwar aus vielen Einträgen in park4night zu diesem Platz, dass die Polizei keine Schwierigkeiten beim Übernachten macht, gleichzeitig haben wir aber in park4night und anderen Foren gelesen, dass die Policia gegen solche Anwohnern nichts unternimmt und diese Anwohner gerne mitten in der Nacht hupend an den WOMOS vorbeifahren oder beim nächtlichen Spaziergang mehrfach mit den Fäusten gegen die WOMOs schlagen. All dies wollten wir uns gerne ersparen. Auch haben wir uns ja fest vorgenommen uns an die Regeln des Landes oder Gemeinde zu halten und jegliche Störung von Anwohnern zu vermeiden. Dass diese Dame sich definitiv von den WOMOS gestört fühlte war ja nicht zu bestreiten.
Also ging es an der Küste entlang weiter. Wir fanden einen riesigen völlig leeren Parkplatz, sehr abgelegen. Wäre wunderbar gewesen. Wir wunderten uns noch über die große Kaserne der Guardia Civil auf dem Weg dorthin. Bei genauerem Betrachten der Gegend erkannten wir auch den Grund: Wir standen etwa 100 Meter von einem Gefängnis entfernt. Daher der menschen- und autoleere Parkplatz und die Kaserne. Also weiter.
Strandparkplätze en masse. Alle mit 2 Meter Höhenbeschränkung und wenn nicht damit, dann mit dem klaren Verbotsschild für WOMO und für Übernachten.
Es kam bald darauf das Örtchen Noja. Laut park4night mit einem Stellplatz direkt an der Steilküste. Hörte sich toll an. Die ersten Parkplätze im Ort wie gewohnt, verboten oder beschränkt. Unsere Hoffnung schwand mit jedem gefahrenen Meter. Dazu kam noch, dass Noja eine riesige Feriensiedlung ist, mit unendlich vielen mehrstöckigen Häusern bei denen alle Rollläden unten sind und in deren Umfeld keine Bar, kein Restaurant, Lebensmittelladen oder sonst egal was geöffnet hatte. Oje, das sollte eine WOMO freundliche Gemeinde sein? Wir hatten gelernt, je mehr Ferienwohnungen umso weniger sind WOMOs willkommen, da sie anscheinend stören und man ja nicht auf die wenigen Einnahmen, die sie bringen angewiesen ist. Aber dann, nach unendlich vielen Einbahnstraßen durch die Feriensiedlungen, der Atlantik.
Nach einer Biegung standen da urplötzlich zwei WOMOS keine 10 Meter von der Steilküste. Beide aufgekeilt, also für eine Übernachtung gerüstet. Der Besitzer meines Kollegen aus Aquitanien bestätigte, dass man hier problemlos stehen und übernachten kann. Die Policia fahre regelmäßig durch und winke freundlich.
Geschafft! Was waren wir froh! Mit dieser Aussicht vor meiner Motorhaube lies ich mich gerne auf die Keile bugsieren.

Die Gischt spritzte stellenweise über die Klippen direkt vor mir. Die Brandung donnerte an die Küste und es roch unendlich gut nach Meer, Salz und Algen. Nicht nach Klärwerk und Fischabfällen von einer Konservenfabrik.
In unmittelbarer Nähe begann ein Wanderweg die Steilküste entlang. In der anderen Richtung gab es einen Strand, dessen Dimensionen die Beiden erst am nächsten Tag entdeckten. Mir gefiel es, wo meine Reifen den Asphalt berührten und es machte mich froh, zu hören, dass wir bis Freitagfrüh bleiben wollten.
Du wunderst Dich vielleicht, wenn Du unsere Route auf dem Atlas verfolgst, warum wir um alle größeren Städte einen großen Bogen machen.
Nun, das ist ganz einfach. Meine Beiden können zu viele Menschen, zu viel Gewimmel und so weiter einfach nicht aushalten, ertragen oder wie immer Du es nennen willst. Getreu dem Motto von Sven:“…nen Scheiß muss ich…“. kümmert es uns einen Kehricht ob wir die Städte besuchen oder nicht. Den beiden ist ihr Wohlergehen viel wichtiger als all das gesehen zu haben, was man so gesehen haben muss. Basta.
Ich weiß, dass sie daran arbeiten und es sich oft wünschen eine Stadt zu erleben und zu genießen. Aber ich habe auch Respekt davor, dass sie nur soweit gehen wie es ihnen gut tut und dennoch unsere Reise in vollen Zügen genießen. Eigentlich umgekehrt. Genau deshalb können sie unsere Reise in vollen Zügen genießen, weil sie das tun was ihnen entspricht und nicht das was man so tut, wenn man reist, oder was man von ihnen erwartet.
Ce ne pas grave, das ist nicht schlimm, wie man bei mir zu Hause in Frankreich sagt. Ich persönlich sage dazu „Chapeau“. Ich ziehe meinen Hut vor den beiden. Nach allem was die letzten vier Jahre bei ihnen los war, den Mut zu haben, das mit mir durchzuziehen . Sie leben mit ihren Diagnosen und ihren Hemmnissen und leben einfach ohne den Kopf in den Sand zu stecken. Ich sehe wie sie aufblühen, es genießen und immer mehr zu sich finden und dabei weiter wachsen. Oder wie es der Spanier sagen würde: die haben cojones! Im Google Übersetzer findest Du die Übersetzung.
Die Tage in Noja waren wunderbar.


Eigentlich müssen wir der Dame in Santona dankbar sein. Raphael konnte am Strand joggen. Die Aussicht und das Spiel der Gezeiten war super und es war einfach ruhig. Na ja, fast. Die hiesigen Angler haben die Angewohnheit mitten in der Nacht an die Steilküste zum Angeln zu kommen. Bis sie alle Utensilien beisammen haben, werden unzählige Male die Autotüren geöffnet und zugeknallt und dann sind sie meist zu zweit, was einen erhöhten Redebedarf weit nach Mitternacht mit sich bringt.
Meine Beiden haben eine tolle Steilküstenwanderung gemacht. Auf Wegen die mit einem Sand bedeckt waren der jeder Südseereklame zur Ehre gereichen würde.


Es gab riesige Felder von seltenen Dünen-Narzissen. Wie toll muss das aussehen, wenn diese riesigen Felder gleichzeitig blühen? Leider waren wir locker 4 bis 6 Wochen zu spät.

Auf der anderen Seite meines Stellplatzes zog sich der feinste Sandstrand weit über 2 Kilometer schön rund über fast die gesamte Bucht hin. Das laufen bei Ebbe bis zu vorgelagerten Inseln und die Weite und Ruhe tat meinen Beiden sehr gut. Sie redeten viel und entdeckten einige Fehler der vergangenen Wochen und Monate, die ihnen nicht gut taten.
Beide waren viel zu viel mit Routenplanung, Stellplatzsuche und anderen Planungsdingen beschäftigt. Viel zu selten nahmen sie sich Zeit für das Qi Gong, das ihnen sowohl psychisch wie auch physisch sehr viel gibt und hilft. Zum Meditieren kamen sie ganz oft erst am Abend als sie im Bett lagen oder es fiel einfach aus. So blieb es nicht aus, dass sie fahriger, unaufmerksamer und immer schneller müde wurden. Sie konnten immer weniger die Momente und Erlebnisse genießen. Die Nervosität und die Ängste waren wieder da und sie wussten oft am Abend nicht mehr wo sie am Morgen losgefahren waren.


So war die Sache mit dem Frei sein nicht gedacht. Dank Noja ging ihnen das wieder auf und sie nahmen sich einiges vor, das sie ändern wollten.
- Keine Gewalttouren mehr mit mehr als hundert Kilometern
- maximal 2 „Erledigungen“ pro Tag, wie etwa einkaufen und fahren oder wandern und in einem Ort bummeln.
- Wenn irgend möglich jeden Tag Qi gong
- Kein zu Bett gehen ohne über den Tag und das Erlebte gesprochen zu haben
- Keine spontanen Planänderungen der Route oder eines Stellplatzes
- Für die Wochenenden wird ein schöner für uns alle drei angenehmer Stellplatz gesucht, an dem wir spätestens von Samstagfrüh bis Montagfrüh stehen bleiben und entspannen.
Früher in der Mühle hatten sie gelernt, dass mehr als zwei Vorhaben an einem Tag ihnen nicht gut tun. Hier, wo sie alle Zeit der Welt auf der Tour haben, haben sie es glatt vergessen und wollten möglichst viel an einem Tag machen und erleben. Als sie mir halfen meinen Blog zu schreiben fiel ihnen auch auf, dass sie viele Dinge schlichtweg vergessen hatten und sich an manche Orte und Erlebnisse nur noch dank meines Blogs erinnern konnten. So ging es nicht weiter.

Ich spürte wie ihnen die Zeit in Noja gut tat und es mit jedem Tag bergauf ging. Als sie eines Mittags Freude strahlend zu mir nach Hause kamen und erzählten sie seien über 1 Stunde barfuß am Strand gelaufen, wusste ich, es geht wieder in die richtige Richtung. Nach einem Picknick auf einem Felsen hatten sie Socken und Schuhe ausgezogen und waren barfuß über den Strand gelaufen.


Der trockene Sand war fast schon heiß, die anbrandenden Wellen waren eiskalt und das nur noch langsam vom Strand ablaufende Wasser war angenehm temperiert vom heißen Sand. Sie haben den ganzen Tag davon geschwärmt. Ich freute mich dass sie es endlich getan hatten, an Stränden waren wir ja schon genug und ich wartete immer auf diesen Moment. Wie gesagt sie hatten vergessen den Tag, das Heute zu leben. Aber jetzt nicht mehr.
Nach drei Tagen ging es weiter. Wir wollten etwas Strecke machen und zum Beginn der Routen in Nordspanien des WOMO Verlages fahren. Also auf nach Puente Viesgo.
Ein kleiner Dachschaden, eigentlich mein kleiner Dachschaden
21.04.2023. Laut park4night gab es in Puente Viesgo, einem kleinen Kurort mit wenigen tausend Einwohnern einen schönen Stellplatz bei einer Kirche und dem Friedhof. Wieder einmal. Den Platz fanden wir leicht, aber er war mehr als 5 Kilometer außerhalb von Puente Viesgo, was aber gar kein Problem war, da der Platz einfach perfekt war.
Wie sich am Sonntag zeigen sollte, hätte es keine bessere Platzwahl geben können. Bei der Kapelle am Friedhof war gerade die Mesmerin zugange und Raphael fragte ob das Stehen und Übernachten über das Wochenende auf dem zur Kirche und Friedhof gehörigen Parkplatz in Ordnung wären. Die Mesmerin konnte Englisch und freute sich über die Nachfrage. Selbstverständlich wäre das o.k.. Wenn wir Wasser benötigen könnten wir das gerne am Brunnen auf dem Friedhof holen. Ob wir Toilette, Dusche und Waschbecken benötigen, wollte sie auch wissen. Sie würde dann die entsprechenden Räumlichkeiten aufsperren und über das Wochenende offen lassen. Raphael verneinte, da ich das ja alles anbiete, doch er freute sich riesig wieder bei offenen und herzlichen Menschen angekommen zu sein. In Noja waren die Menschen schon sehr reserviert und zurückhaltend.


Wir standen volle drei Tage völlig alleine auf dem Platz. Ein paar Friedhofbesucher parkten hin und wieder, grüßten höflich und fuhren wieder. Die Nächte neben den Kuhweiden waren perfekt und es war außer den Geräuschen der Kühe und früh morgens den Stimmen der Vögel nichts zu hören.

Am Samstag ging es nach Puente Viesgo, der kleinen Kurstadt. Wir waren mächtig gespannt. Keine 10 Minuten und alles Sehenswerte war erkundet. Also machten die Beiden einen ausgiebigen Spaziergang am Pas entlang, der in Puente Viesgo eine Engstelle passiert. Unzählige Hotels und Spa Einrichtungen, ein Rathaus wie es seinesgleichen sucht mit einem tollen Park außen rum und einem tollen Spazierweg am Pas entlang, das war es dann wirklich.

Am Sonntag, der sehr verregnet werden sollte war faulenzen und wenig anderes angesagt. Sollte mir reicht sein, ich fühlte mich sauwohl auf diesem Platz. Statt gegen Mittag begann es schon am frühen Morgen heftig zu regnen. Gegen 10.30 Uhr bemerkte Raphael dass neben meiner Aufbautür Wasser die Holzverkleidung hinablief!
GRAND MERDE!
Raphael schraubte sofort die Verblendung weg und es war schnell klar, ich hatte einen Dachschaden. Ich betete inständig, dass es nur ein kleiner war.
Bei einem Hof gegenüber lieh sich Raphael eine Leiter um über der Aufbautür am Dach nachzusehen wo das Problem lag. Die kleine Rinne die dort das Wasser hinter der Markise sammeln und ableiten sollte, war mit Blättern und Dreck zugesetzt und am Dach war ein kleines Loch im Silikon zu sehen. Raphael reinigte die Rinne und trocknete das Silikon um es mit dem Powerkleber von meinem Schaltknüppel erstmals provisorisch zu verschließen. Aber würde das reichen, war das wirklich das Problem und dann das Größte Manko: Es war für den restlichen Sonntag noch viel mehr heftiger Regen angesagt. Wenn das Loch nicht abgedichtet wäre, würde das Wasser fröhlich in die neben meiner Aufbautür befindlichen Hochschränke laufen, wo auch der Sicherungskasten für den gesamten Aufbau ist und dann….?
Zum Glück war gegen Mittag eine Messe in der kleinen Kirche. Raphael erinnerte sich an die freundliche hilfsbereite Mesmerin und ging sofort nach Ende der Messe in die Kirche. Mit dem Übersetzer schilderte er das Problem und fragte ob sie eine Möglichkeit wisse, wo wir bis Montagfrüh trocken stehen könnten. Nach einigem Überlegen hatte sie die Lösung.
Mittlerweile war der Pfarrer aus der Sakristei gekommen und sprach Raphael auf Deutsch an und bot sofort an, ihm den Platz zu zeigen. Mehr Glück kann man ja wohl kaum haben, oder? Fünf Minuten später fuhr ich hinter dem Auto des Pfarrers, ein Pensionär aus Santander, der für die kleinen Kirchen hier zuständig war, ein paar Kilometer bis zu einer Unterführung über die die Autobahn führt. Schön breit, ohne Dehnfugen die Krach verursachen und mit Blick auf eine Schafweide am Ende der Unterführung.
Der Pfarrer bot Raphael , ihm noch den Weg zur nächsten Werkstätte zu zeigen und fuhr mit ihm dort hin. Als er Raphael bei mir absetzte erkundigte er sich, ob wir genug zu essen und zu trinken dabei hätten sonst würde er uns noch etwas besorgen.
Gibt es solche Menschen wirklich noch? Ja! Und das tut unendlich gut!
Silikon für mein Haupt
24.04.2023. Die Nacht in der Unterführung unter der Autobahn war wider Erwarten himmlisch ruhig. Wir standen trocken und konnten alle prima schlafen. Bei einer kleinen Kapelle noch Frischwasser gefüllt und über die Autobahn ab nach Torrelavega. Kurz vor 09.00 Uhr waren wir bei der Firma Motor + Camper im 12 Kilometer entfernten Torrelavega.
Senor Gutierrez sprach Englisch und versprach uns sofort dranzunehmen, obwohl der Terminkalender brechend voll war. Als Camper hilft man sich untereinander und da es sich ja wohl um eine Silikonreparatur handele schiebe er das zwischenrein. Bei einer größeren Reparatur hätten wir nicht so viel Glück gehabt. Ich wurde umgehend in die Halle gefahren. Beim ersten Augenschein entdeckte Herr Gutierrez dass wohl ein etwa 2 Meter langes Silikonstück quer über mein Dach auch sauber gemacht und erneuert werden sollte. Das Ende dieser brüchigen Stelle war genau da, wo am Sonntag das Wasser reingekommen war. Bei leichtem Druck mit dem Finger zerbröselte das Silikon. Die beiden sollten in die Stadt gehen und mich dann nach etwa 3 Stunden wieder abholen.
Nach den drei Stunden teilte Herr Gutierrez uns dann mit, dass wir erst am nächsten Morgen wieder weiter könnten. Das Silikon müsse aushärten und zum Reparaturumfang gehöre auch noch die Prüfung ob die neue Silikonnaht auch wirklich dicht sei. Zum Glück gab es in der direkten Umgebung der Firma genug Plätze in einer Seitenstraße, wo wir auch gut über Nacht stehen konnten.
Fontibre
25.04.2023. Nach einer guten halben Stunde war die Prüfung der Silikonnaht erledigt und die Beiden wurden mit erhobenem Daumen schon von Ferne begrüßt. Was war ich froh, dass ich wieder dicht bin. Na ja, einen kleinen Dachschaden habe ich ja schon, wie Du sicher schon bemerkt hast, aber immerhin nicht so schlimm, dass das Wasser reinkommt. Obwohl es ja den schönen Spruch gibt: Je größer der Dachschaden umso freier und schöner ist der Blick auf die Sterne!
Guter Dinge ging es in die Berge. Wir wollten die Angelegenheit Ebro zu Ende bringen. Das Delta hatten wir ja schon besucht und am Fluss selbst waren wir ja auch schon entlang gefahren. Eine knappe Stunde Fahrzeit auf der Autobahn bis Reinosa. Was für ein tolles Gefühl wieder schnell zu fahren. Auf über 800 Meter gelegen stand ich bei einer Bar direkt am Ebro. Ich konnte es kaum glauben, dieses kleine Flüsschen sollte diese Landschaft auf der anderen Seite Spaniens erschaffen haben. Meinen Beiden erging es ganz ähnlich.

Über Reinosa gibt es nicht viel zu berichten. Reinosa ist der Verwaltungssitz der Comarca Campoo-Los und hat etwas mehr als 9.000 Einwohner. Das Wichtigste ist aber der Nacimiento del Rio Ebro. Die Geburtsstätte des Ebro.
Um 21.30 Uhr schloss die Bar und wir verbrachten auf dem gemütlichen Platz ab diesem Moment eine sehr ruhige Nacht.

Die Ebro Quelle besteht eigentlich aus drei Quellen und liegt sehr schön.

Jetzt haben wir den Ebro vom Delta bis zu seinem Ursprung erfahren und erlebt. Immerhin misst er 910 Kilometer und ist somit der zweitlängste Fluss Spaniens. Seinen Namen hat er, wie auch anders möglich in Spanien aus drei verschiedenen Sprachen. Lateinisch „Iberus“, katalanisch „ Ebre“ und baskisch „Ibar“.
Unser nächstes Ziel nach der Besichtigung der Ebro Quelle am Vormittag des 26.04.2023 war eigentlich wieder die Küste bei Santillana. Dort wollen wir die nächsten Routen vom WOMO Verlag unter meine Räder nehmen. Wir fuhren noch gemütlich am Embalse de Ebro entlang. Dem ersten von unzähligen Stauseen am Ebro. Beim Deltabesuch haben wir Dir schon über diese vielen Stauseen berichtet. Kurz nach La Poblacion über kam meine beiden ein mächtiges Hungergefühl und wir suchten einen schönen Platz am See um Picknick zu machen.
Wie es der Zufall will fanden wir rechts direkt am Seeufer ein großes Picknickareal mit Bänken und Tischen unter hohen Pinien. Als wir dort einen umgebauten Sprinter stehen sahen war uns eines klar: Santillana hat Zeit, viel Zeit um auf uns zu warten.

Direkt am See wurde gegessen und ich musste auch nur auf einen einzigen Keil und schon war ein perfekter Standplatz für mich eingerichtet.

Statt vorhergesagtem Regen zogen immer tiefere Wolken von den Bergen über den See. Kurz vor Sonnenuntergang sah es aus wie aufziehender Nebel. Morgen soll es wohl nur ein paar Kilometer nach Corconte gehen. Da gibt es einen offiziellen Stellplatz ebenfalls direkt am See. Ich, wir brauchen Wasser, da mein Tank fast leer ist und hier auf über 800 Meter Höhe noch alle Trinkwasserbrunnen die wir sonst benutzen noch ohne Wasser sind.
Ibisse in Los Coralles
27.04.2023. In Corconte, ein paar Häuser, ein tolles regionales Restaurant und mehr Kühe als Einwohner wurde mein Tank dann am Dorfbrunnen randvoll gefüllt. Der Stellplatz erwies sich für meine Beiden und für mich nicht wirklich erstrebenswert, zumal wir seit dem Platz am Seeufer gerade mal 4 Kilometer gefahren waren. Das war uns allen Dreien dann doch etwas sehr wenig für eine Tagestour. Wenn ich noch zwanzig Jahre älter bin, können wir vielleicht mal über solche Tagestouren reden.

Über die N 623 ging es dann über den 1011 Meter hochgelegenen Pass Puerto del Escudo abwärts durch das Tal des Pas nach Los Coralles de Buelna. Die Fahrt vom Pass abwärts war spektakulär. Zum Teil mehr als 17 % Gefälle. Nachdem das Tal begann sich zu weiten hatte man den Eindruck man könne bis zum Meer sehen.
Santillana hatten wir mittlerweile im wahrsten Sinnes des Wortes rechts liegen gelassen. park4night empfahl bei einem Sportzentrum einen ruhigen Stellplatz. 10 Minuten ins Zentrum, das eigentlich, wie die Beiden beim ersten Ausflug feststellen mussten, keines mehr war. Circa 75 % der Geschäfte stand leer. Wirklich erschreckend. Landflucht.
Los Coralles de Buelna bot uns dennoch einen ruhigen Platz im Grünen neben dem Rio Besaya und einem Feuchtgebiet das von Ibissen als Brutplatz genutzt wird. Ein ungewohnter Anblick. Ibisse in Spanien. Aber anscheinend völlig normal in den Gegenden wo es statt Schweinezucht, wie auf der anderen Seite Spaniens, viele Kühe gibt.

Wieder am Atlantik
28.04.2023. Nach 40 Minuten Autobahn, tut halt doch auch hin und wieder gut, ich gebe es ja zu! Ging es über Comillas dann zum nächsten Stellplatz nach Colombres.

Comillas ist ein schönes altes Dörfchen aber leider völlig auf Tourismus eingestellt. An diesem Tag war auch noch Markt im gesamten historischen Zentrum. Meine Beiden kamen demzufolge schon bald zu mir retour. Nach zwei Stunden ging es dann gemütlich entlang der Küste nach Colombres.

Mit knapp 1.900 Einwohnern auf drei Ortsteile verteilt die Bezirkshauptstadt. Du kannst Dir aufgrund dieser Tatsache ein Bild von der Bevölkerungsdichte in diesem Küstenabschnitt machen. Aber uns gefällt so etwas ja. Mitten im Dorf fanden wir unseren Platz. Eine Anwohnerin meinte zwar auf Nachfrage, dass es theoretisch im gesamten Ort verboten sei im WOMO zu übernachten. Selbst das Parken in der Nacht sei nicht erlaubt, aber das sei Theorie. Es stünden immer wieder WOMOs hier und sie habe außer in der Hochsaison, Juli und August, noch nie gesehen, dass die Policia oder die Guardia Civil ein WOMO weggeschickt habe. Na also. So war es auch. Die Guardia Civil kam nicht einmal auf den Parkplatz sondern fuhr nur mehrfach am Tag ohne Notiz von mir zu nehmen vorbei.
So klein Colombres auch ist, es hat einiges zu bieten. Nicht zuletzt die sogenannten Indianer Häuser. Aber dazu dann bald mehr. Als Appetit Häppchen schon mal ein besonders schönes Indianer Haus.

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